3.Kapitel Doch in diesem Moment war all das nicht mehr wichtig. Denn Seto Kaiba war gerade im Begriff, genau vor Yamis Augen Mai Shiboosa zu küssen. Er stöhnte. Ausgerechnet Mai. Wenn es wenigstens jemand gewesen wäre, der nicht gut aussah und es nicht auf Kaiba abgesehen hatte! Aber nein, warum sollte man auf die Bitten eines armen, 3000 Jahre in einem Puzzle eingesperrten Pharao hören!

Er sah, wie Mai mit verklärtem Blick auf Kaiba zuging und schon dabei war, ihre Arme um ihn zu legen, als er ihr einen schnellen Kuss auf den vor Überraschung verzogenen Mund drückte. Und so schnell, dass Mai, die sowieso etwas schwer von Begriff war, sich gar nicht erst rühren konnte, befreite er sich aus ihrer halben Umarmung und setzte sich wieder zu Yami auf den Fussboden, der mit Schlafsäcken und Kissen übersäht war, denn es sollte eine Übernachtungsparty werden.

Alle starrten Kaiba an und versuchten, zu verarbeiten, was er gerade gemacht hatte. Auch Yami sah Kaiba an, doch dieser starrte den Boden an, als wäre er ein Flachbildfernseher. Allmählich fingen sich alle wieder. Malik, Marik, Ryou und Bakura zuerst. Dann begann Ryou, Bakura etwas zuzuflüstern. Malik kugelte sich vor unterdrücktem Lachen auf Mariks Schoss und Mai setzte sich mit enttäuschtem Gesicht wieder hin. Dann fingen auch Ryochij, Honda und Jonouchi an zu lachen und im nächsten Moment lachte die ganze Gruppe. Nur Mai guckte leicht säuerlich.

Unter all dem Gelächter und den Gesprächen, die ausgebrochen waren, hörte keiner, wie Yami Kaiba mit einem Lächeln zumurmelte: „Jetzt weiss sie wenigstens, dass sie sich bei dir keine Hoffnungen machen muss... Aber meinst du nicht, du warst ein bisschen fies zu ihr? Oder gibt es eine Sondergenehmigung für Billionäre zum fies sein?"Kaiba sah ihn mit dem berühmten Kaiba-Blick an. Kalt und zurückweisend. Aber der Blick hatte irgendwie nicht die selbe Wirkung wie sonst auf den Ex-Pharao. Er musste sogar fast lachen. Vielleicht lag es daran, dass der junge CO gute Laune hatte. „Nein. Obwohl ich mir so eine Erlaubnis manchmal wirklich wünschen würde... Jetzt zum Beispiel. Fies zu dir zu sein macht ja so schon Spass, aber dann auch noch eine Erlaubnis dazu zu haben würde das ganze noch amüsanter machen..."

Yami hatte schon einen gemeinen Spruch auf der Zunge, den er Kaiba zurückschleudern konnte, aber da erhob Shizuka die Stimme und alle hörten ihr zu. „Wollen wir nicht weiterspielen?"Yami spürte, wie Kaiba neben ihm erstarrte. „Wer war gerade dran? Kaiba, glaube ich?"„Stimmt. Los, komm schon, Kaiba! Dreh die Flasche!"Das war Bakuras Kommentar. Dafür erntete er einen eisigen Blick des Braunhaarigen, der jetzt dabei war, die Flasche in die Hand zu nehmen und sie zu drehen. Yami wurde immer aufgeregter, je langsamer sich die Flasche drehte. Und dann blieb sie stehen. Auf Marik.

Dieser stöhnte. Auch Kaiba schien nicht unbedingt erfreut. Yami, der zwischen den beiden saß, rutschte ein Stück nach hinten, um ihnen nicht im Weg zu sein. Warum Marik und nicht ich? Ich meine, was habe ich getan, dass Marik Kaiba küssen darf und ich nur zugucken kann?, dachte der Herrscher über Altägypten frustriert. Seto und Marik standen, obwohl Yami extra gerutscht war, auf um sich zu küssen. Es ging schnell, doch Yami litt innere Qualen, wärend sich über ihm die Lippen der beiden berührten. Noch dazu kam, dass es nicht so ein kurzer Kuss war wie bei Mai zuvor, sondern, dass beide es zu genießen schienen. Yami wandte sich ab. Er verspürte den Drang, aufzustehen und die beiden ausseinander zu reissen.

Endlich, wie es schien waren Jahre vergangen, lösten sich Marik und Seto voneinander und setzten sich wieder. Als Kaiba wieder neben ihm auf dem Schlafsack saß, begann Yamis Herzschlag allmählig wieder langsamer zu werden.