Originaltitel: Contemporary Magical Innovations

Quelle: http : squidge . org / kali / cmi.html

{Doppelslash hinter http nicht vergessen, Leerzeichen entfernen … und vor 'kali' gehört eine Tilde (= Schlängellinie), die ffnet leider für ein 'unnötiges Zeichen' hält. Sorry.}

Autor: -kai

E-Mail Autor: kali (at) squidge .org

Kategorie: Action, Humor, Romance

Pairing: Snarry

Altersstufe: ab 16 (R)

Buch: 1-4 (kompatibel mit Bd. 5, nur dass Sirius lebt...)

Inhalt: Wie bringt man langjährige Opponenten dazu, mit einander auszukommen? Man sperrt sie solange in ein Raum, bis sie die Konflikte... ausleben konnten. Das fördert auch gleich die magische Kreativität... und lehrt den gemeinsamen Gegner das Fürchten. (HP/SS Slash mit einer Prise HG/DM)

Anmerkung des Übersetzers: Nicht meins. Harry, Severus und Konsorten gehören JKR und zahlreichen anderen Rechte-Inhabern in Verlagen und Filmstudios. Mir gehört bloß ein kiloschweres Übersetzerlexikon. Und die Erlaubnis des werten Autorengenies, euch dieses Meisterstück einer Nach-Hogwarts-fanfic auch auf deutsch zu präsentieren. Lob und Preis für Inhalt und Stil, sowie Gummipunkte für Kreativität gehen an –kai.

Beta: Tolotos

(-)-(-)-(-)-(-)-(-)

Kapitel 4 – Und wieder geht der Einsatz schief

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Es ist ungewöhnlich für eine magische Innovation, unter Umgehung einer
längeren und gut dokumentierten Versuchsphase unmittelbar von der
Theorie über das Laboratorium in den Feldeinsatz zu gelangen (siehe MSV:
Richtlinien für Feldversuche Magischer Innovationen, Abschnitt
493.19.4:18:1127
), aber wieder einmal stellten die Unz eine Ausnahme dar.

Snape und Potter hatten Vox kaum zu Papier gebracht, da umging Dumbledore
auch schon geschickt die Ministeriumsrichtlinien (Sternstunden im Ewigen
Kampf Gegen Exzessive Bürokratie: Band 11, S. 39-60
) und genehmigte
seine Anwendung durch ausgewählte, erfahrene Feldagenten.

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An diesem Morgen herrschte Stille in Harrys Klassenzimmer, da er seine Ravenclaw- und Hufflepuff-Viertklässlern eine seltene Aufsatzklausur schreiben ließ. Er hatte die Bögen vor einer halben Stunde ausgehändigt, und die Studenten kamen gut voran. Nur das Kratzen der Federn auf dem Papier war zu hören.

Plötzlich hörte Harry rasche Fußstapfen im Korridor. Die Füße stoppten vor seiner Tür, man hörte ein gebrülltes "Alohomora!", sah einen grellen Blitz, und dann brach die Tür in den Raum hinein auf und rumste mit einem gewaltigen Knall und einem Glasscherbenregen zu Boden.

„Professor Potter, auf ein Wort!"

Im leeren Türrahmen, drohend wie ein Rachegott, äh, eine Todesfee, stand ein anziehend zerzauster Severus Snape. Seine Haare waren zerzaust, um seine Lippen zeigten sich Druckstellen, ein Ärmel von Robe und Hemd war beinahe abgerissen und ließ eine große Portion cremig weißer Haut durchblitzen.

Harry wollte ihn über den Schreibtisch beugen, Snapes Hose runterreißen und ihn gleich hier und jetzt nehmen – pfeif auf die Schüler.

„Ähm, alle miteinander", sagte Harry, stand auf und schluckte kräftig. „Bitte sammelt eure Sachen ein und lasst eure Tests bei mir. Wir machen mit dieser Klausur, uhm, nächste Woche weiter. Wie wär' das?"

Die großäugigen, regungslosen und offen lüsternen Schüler teilten ihre Aufmerksamkeit zwischen Harry und Snape.

„Jetzt gleich, ihr elenden Blagen!", brüllte Snape.

Beinahe synchron sprang die Schülerschaft auf die Füße. Sie sammelten hastig ihre Papiere und Bücher ein, schoben sich an Snape vorbei und flohen aus dem Klassenraum – wenn auch nicht ohne den einen oder anderen sehnsüchtigen Hundeblick über die Schulter.

Als sich der Gang endlich geleert hatte, drehte sich Harry besorgt zu seinem Lover.

„Severus? Ist alles, äh, okay?"

„Okay?", fragte Snape düster und mit verengten Augen zurück. „Ist alles okay?" Er schritt auf Harry zu. „Was in aller Welt hast du mit diesem Zauberspruch angestellt?"

„Uh..."

„Black ist mir im Lehrerzimmer ans Bein gesprungen, Hooch hat mich hinter dem Besenschuppen begrabbelt, Minerva und Flitwick sind im Doppelpack in meinen Klassenraum auf mich los, und", hier stockte Snape mit einem deutlich P für Panik in den Augen, „Albus hat mich in den Hintern gekniffen!"

„Oh, ähm", machte Harry, während er noch krampfhaft versuchte, sein Grinsen hinter der Hand und sein steifes Rohr hinter dem Schreibtisch zu verbergen. „Ich schätze, der Interface-Zauberspruch könnte noch ein wenig Feinschliff vertragen, huh?"

Ein wenig?!"

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Als Dumbledore Vox zum ersten Mal in den Wirkbetrieb nahm, entschied
er sich für eine zweistufige Vorgehensweise: Es wurde im Rahmen von
nachrichtendienstlichen Operationen eingesetzt, insbesondere um Informationen
aus unwilligen Quellen herauszulocken, und es erleichterte ebenso das Infiltrieren
von Agenten in vorher unzugängliche HDD-Organisationen. Kurze Zeit später
erhielten auch Ministerialbeamte Proben von Vox.

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„Na entschuldige, wenn ich es kaum glauben kann, dass Potter etwas erfunden haben will, dass die magische Verteidigungswissenschaft revolutionieren soll."

Hermione runzelte die Stirn. „Harry ist nicht dumm."

„Nein", stimmte Draco zu. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr und beschleunigte dann seine Schritte auf ihrem Weg durch den Korridor. „Er ist aber auch wieder nicht so intelligent."

„In Verteidigung gegen die Dunklen Künste hat er mit dir den Fußboden gewischt!"

„Ja, und in jedem anderen Fach hab ich seinen Arsch quer durch Hogwarts getreten!", sagte er mit coolem, selbstgefälligen Grinsen. „Was willst du wetten, dass das alles Severus' Idee war, und Potter bloß den... Ritt mitgemacht hat." Er zuckte andeutungsvoll mit den Augenbrauen.

Ihre Laune kippte endgültig. „Du kannst so ein Mistkerl sein, Malfoy! Er war der Fünftbeste in unserem Jahr!"

„Frooze-Pop", nannte Draco der Steinfigur am Fuße der Treppe das Passwort, bevor er in ihre Richtung die Augen rollte. „Oh bitte. Der einzige Grund, wieso er so gut abgeschlossen hat, war, weil du ihn und Weasley praktisch an einem Schreibtisch in der Bibliothek angekettet und ihnen die Bücher den Rachen runter geschoben hast. Ansonsten hätten sie doch mit Longbottom am Boden des Kessels gekratzt."

Hermione, die Jahrgangsbeste gewesen war, verzichtete auf die Erwähnung, dass sie Dracos zweitplatzierten akademischen Arsch ebenso quer durch die ganze Schule getreten hatte. Stattdessen sprang sie ihm gleich an die Gurgel. „Du bist doch bloß eifersüchtig."

„Eifersüchtig? Auf Potter? Ha! Na, das wär's doch wohl."

„Ja, eifersüchtig. Weil er dich in allem geschlagen hat, was in deinen Augen etwas zählt. Weil er berühmt ist, und Berufsquidditch gespielt hat. Weil er für seine Arbeit öffentlich anerkannt wird, anstatt das bestgehütete schmutzige Geheimnis des Ministeriums zu sein."

„Ja klar, natürlich!" Draco klatschte sich mit Hand dramatisch an die Stirn. „Ich bin eifersüchtig auf ein Glücksschwein mit hässlicher Narbe. Der gerade mal eben auf dem Zahnfleisch durch die Uni gerutscht ist. Der für das armseligste Scheißteam der ganzen Liga gespielt hat -- Chudley Cannons? Ich bitte dich! --, der jetzt einem Haufen ignoranter Blagen eine Einführung in Hexsprüche gibt. Du weißt doch, was man so sagt: Die, die's können, tun es – die, die's nicht können, unterrichten es!", giftete er weiter, wobei er großzügig die Tatsache übersah, dass Harry nicht nur Voldemort getötet, sondern auch noch die Cannons zu ihren einzigen siegreichen Spielsaison in über einem Jahrhundert geführt hatte. „Oh, und lass uns nicht vergessen, dass Wonderboy in seiner Freizeit auch noch von meinem Patenonkel genagelt wird. Eifersüchtig? Na ja, sicher doch. Das bin ich, Draco Eifersüchtig Malfoy."

Hermione warf ihm einen bösen Blick zu. „Weißt du, Draco", zischte sie, während sie die Wendeltreppe zu Dumbledores Büro hochstapfte, „manchmal weiß ich wirklich nicht, was ich an dir finde!"

Draco sagte nichts. Er ließ nur seine lange, rosige, feucht glitzernde, flexible Zunge in ihre Richtung zucken.

Hermione warf den Kopf zurück; der Mann trieb einen zum Wahnsinn, wenn er Recht hatte!

Auf dem oberen Treppenabsatz angelangt, pochte sie höflich an die Tür und schob sie dann in das Büro auf. Es gab einen lauten Plumps und einen unterdrückten Fluch, als sich die Tür an etwas verfing und stecken blieb. Sie quetschte sich durch die schmale Öffnung, um einen ziemlich faszinierenden Anblick geboten zu bekommen.

Schnuffel hielt einen schmaläugigen und zerzausten Snape gegen eine Wand gepresst. Er stand auf den Hinterbeinen, drückte die Vorderpfoten gegen Snapes Schultern, bellte, knurrte und schnappte nach der vorstehenden Nase des Mannes. Snape wiederum hatte beide Hände in Schnuffels zotteliges Fell gegraben und tat sein Bestes, um ihn bewusstlos zu würgen. Harry brüllte, und er und Lupin kämpften darum, die beiden auseinander zu bringen.

Ron seinerseits lag ausgebreitet auf dem Fußboden unmittelbar vor der Tür -- was wohl den Plumps erklärte -- in einer schweren Ohnmacht, wie es schien. Minerva war an seine Seite gekrochen, tätschelte seine Hand und Wange und --gurrte? Waren denn jetzt bei allen die Hormone aus der Reihe? Sie liebte Ron, und respektierte McGonagall unglaublich, aber... igitt.

Und inmitten von Chaos und Kakophonie saß Dumbledore an seinem Schreibtisch und trank gelassen eine Tasse Tee.

„Zitronenbonbon?", bot er mit ausgestreckter Zinndose an, als sie und Draco über Ron hinweg und in das Zimmer schritten.

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Angesichts des Drucks der nationalen Muggelstrafverfolgungsbehörden,
die Entrepreneure festzunehmen, und in Anbetracht des Verbots der
Anwendung von Cruciatus und der Beschränkung des Einsatzes von
Veritaserum durch internationale magische Übereinkünfte, begannen
einige dieser Beamten, Vox bei Verhören von Gefangenen zu testen.
Sie erlebten einen durchschlagenden Erfolg.

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„Nun, wo wir das jetzt geklärt hätten, sollen wir dann mit der Besprechung beginnen?" Dumbledore steckte seinen Zauberstab wieder weg, schüttelte Hex-Überreste von seinen Ärmeln und nahm dann seinen Platz am Kopf des Tisches ein.

Ein zerkratzter und mit blauen Flecken übersäter Sirius was mit unzerreißbaren Zauberseilen an seinen Stuhl gebunden. Severus, gleichermaßen aufgemischt und gefesselt, starrte ihn von der gegenüberliegenden Tischseite aus an. Harry saß neben Snape, sah besorgt und hin- und hergerissen aus, wen von beiden er jetzt trösten sollte. Hermione, Draco und Remus füllten die Lücken zwischen ihnen. Draco schenkte Harry ein Stirnrunzeln und Severus den Daumen hoch, Remus warf Sirius bedeutungsschwere Blicke zu und eine sehr blasser und wie betäubt wirkender Ron Weasley saß am Ende des Tisches und ließ sich von Minerva das Knie tätscheln.

Also waren Harry und Severus jetzt in die Öffentlichkeit gegangen. Hermione rollte die Augen und nahm sich eine Feder und ein paar Blatt Notizpapier heraus. Sirius' Reaktion war keine große Überraschung, aber mal ehrlich, sie hätte schon gedacht, dass Ron aus härterem Material gemacht sei. Besonders wenn man seine neue Kuscheligkeit mit Minerva sah. Und was war das überhaupt, wunderte sich Hermione, mit ihr und ihren Freunden? Malfoy, Snape und jetzt auch noch McGonagall. Konnte denn keiner von ihnen zur Abwechslung mal jemanden, na ja, normalen haben?

Albus räusperte sich und rief die Anwesenden zur Ordnung. „Ich habe euch heute hier hergebeten, um euch eine erstaunliche neue Erfindung zu zeigen, die Harry und Severus geschaffen haben. Eine Erfindung, die, wie ich glaube, das Zeug hat, um die gegenwärtige Schlacht gegen die Dunkelheit zu unseren Gunsten zu wenden."

Hermione spürte ein Prickeln der Aufregung. Das musste das Geheimprojekt sein, an dem sie gearbeitet hatten! Neben ihr zog Draco eine silberne Augenbraue hoch.

„Du bist weise, skeptisch zu sein, Draco", sagte Dumbledore mit einem Zwinkern. „Das war ich zunächst auch. Ehrlich gesagt, als ich Harry und Severus auf die Aufgabe angesetzt hatte, muss ich bekennen, hatte ich zwar große Hoffnungen, aber eher niedrige Erwartungen bezüglich des Ausgangs." An dieser Stelle machte er eine Kunstpause und hielt den bösen Blicken Harrys und Severus' gleichmütig Stand. „Wie auch immer, nachdem ich letztens eine... praktische Demonstration erhalten hatte, bin ich nunmehr vollständig überzeugt. Ich glaube, das werdet ihr auch sein."

„Meine Freunde", erklärte er, während er ein Phiole mit einer schillernden schwarzen Flüssigkeit auf den Tisch stellte. Sie brodelte und trübte sich ein wenig hinter dem Glas. „Darf ich euch vorstellen... Vox."

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Von diesen Erfolgen fasziniert begannen Medihexen und –zauberer in
St. Mungo, ihre Therapeuten Vox-Dosen zu verabreichen, damit diese
ihre süchtigen und magisch benachteiligten Patienten effektiver behandeln
konnten (siehe Anwendung von Sentiosymbiotika zum Verstärkten
und Erleichterten Zauberspruchwirken bei Magisch Benachteiligter
Bevölkerung, Journal Der Magischenl Medizin, Herbst 2010
, ebenso
Nie Mehr Kwick-Zaubern! und Früher ein Squib: Wie Vox Mein
Leben Veränderte
).

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Drei Stunden Vortrag und Diskussion später waren Snape und Sirius freigelassen worden und koexistierten nunmehr relativ friedlich, von dem gelegentlich ausgetauschten Knurren, Grollen oder beißenden Kommentar mal abgesehen. Ron hatte seine Farbe und seine übliche Selbstbeherrschung zurück gewonnen, und alle Umsitzenden waren in der Tat gründlich überzeugt. Sogar Draco, obwohl er an der Behauptung festhielt, dass Vox ganz allein Snapes Idee war.

Hermione für ihren Teil studierte Harrys und Severus' Berichtsentwurf und den ihn begleitendenden Stapel Forschungsnotizen mit widerstreitenden Gefühlen. Einerseits prickelte ihr Verstand vor Begeisterung. Vox war brillant, diabolisch clever! Man stelle sich das nur einmal vor: Pseudo-Emotionen, anpassbar, unterbewusst – es gab nichts Vergleichbares! Sie war Zeugin der Geburt einer völlig neuen Gattung von Zauberei, und es juckte sie in den Fingern, was man damit in einer kontrollierten Testreihe alles anstellen könnte. Andererseits maulte sie aber auch. Mit dem Aufstieg von Vox war ihr und Draco und ihren Forschungsarbeiten im Ministerium ziemlich überzeugend die Schau gestohlen worden. Wenn man das gelegentliche Zucken unter Dracos Auge so ansah, schien es, als teilte er ihren Ärger.

Sirius und Remus, zwei der Koordinatoren für verdeckte Ermittlungen des Ordens, schienen ganz wild auf die Möglichkeiten, die sich damit im Feld bieten würden, und Ron als Vertreter der MSV war fasziniert von den Bedeutungen, die Vox für die Strafverfolgung haben könnte, insbesondere zu Zeiten der neuen Restriktionen beim Einsatz von Veritaserum. Minerva allerdings war weit weniger zuversichtlich.

„Albus", drängte sie. „Vox ist eine durchaus interessante Entdeckung, das gebe ich zu. Ich habe allerdings einige schwere Befürchtungen in Bezug auf seine ethischen Implikationen. Wenn diese Bewertung zutrifft", sie deutete auf das Blatt mit den Schlussfolgerungen am Ende des Berichtes, „dann könnte Vox moralisch noch erheblich fragwürdiger sein als der Imperius-Fluch." Sie warf Snape einen scharfen Blick zu.

Snape höhnte zurück. „Wenn du eine Anschuldigung machen willst, tu's und hör auf, um den heißen Brei drum herum zu schleichen."

„Das ist keine Anschuldigung, Severus. Lediglich eine ziemlich offensichtliche Feststellung moralischer Fakten."

Snape und Draco runzelten die Stirn, Sirius verzog das Gesicht, und sowohl Lupin als auch Harry schienen im Begriff, protestieren zu wollen, aber Albus hielt die Hand hoch und schnitt damit die bevorstehende Revolte ab. „Von Ethikfragen einmal abgesehen -- und ich gebe dir Recht, Minerva, es besteht Grund zur Besorgnis -- unter den gegebenen Umständen glaube ich, dass in außergewöhnlichen Situationen außergewöhnliche Maßnahmen ergriffen werden müssen."

Lupin sah misstrauisch aus. „Von welcher Sorte außergewöhnlicher Situation genau sprechen wir hier?"

Dumbledore seufzte. „Auch wenn wir es schon längere Zeit erwartet haben, ist es nun heute Nachmittag offiziell geworden. Mehrere Muggelregierungen haben dem Ministerium ein Ultimatum gestellt: Wir müssen die Händler der Dunkelheit neutralisieren, oder sie werden versuchen, dies mit eigenen Mitteln zu erreichen. Ich denke, ich muss euch nicht erst ausmalen, wie katastrophal sich das entwickeln könnte."

Ein Augenblick kollektiven erstarrten Schweigens folgte seiner Ankündigung. Wie Dumbledore gesagt hatte, die Nachricht kam nicht wirklich unerwartet, aber sie hatten alle gehofft, mehr Zeit zu haben.

Minerva sprach zuerst. „Aber Albus, auch dann kannst du doch sicher nicht vorschlagen wollen, dass wir es unterlassen--"

„Zu testen", sprang Hermione ein und vervollständigte so ihren Gedanken. „Wir brauchen ausgedehnte und kontrollierte Tests, um den Wirkungskreis von Voxs praktischer Anwendbarkeit und seinen moralischen Auswirkungen festzustellen. Wir können darauf nicht verzichten!"

„Testen, in der Tat, Miss Granger", knurrte Snape sie an. „Zu welchem Zweck ich den Anhängen des Berichts einen experimentellen Testplan beigefügt habe." Die Fortsetzung seiner Worte, Du ahnungsloses Huhn hingen angedeutet, aber unausgesprochen in der Luft.

Hermione knirschte mit den Zähnen. Ganz egal wie alt sie wurde, Snape hatte noch immer die Fähigkeit, ihr das Gefühl zu vermitteln, sie sei wieder elf Jahre alt. Was zur Hölle sah Harry eigentlich in dem widerlichen, wuterregenden, zugegebenermaßen geringfügig-weniger-schmierig-als-gewöhnlich-aussehenden Mistkerl?

„Und das ist wirklich ein sehr sorgfältiger Plan, Severus", mischte sich Dumbledore in dem Versuch ein, Snapes verletzte Berufsehre wieder zu besänftigen. „Eine ausgezeichnete Strategie", er hielt inne und blickte über den Rand seiner Brille, „wenn wir denn die Zeit hätten, sie durchzuführen. Unglücklicherweise haben wir die nicht." Er wandte sich zu Harry und sah ihn nachdenklich an. „Aus diesem Grund schlage ich vor, dass wir augenblicklich einen Feldtest arrangieren."

„Wart mal eine Minute." Sirius lehnte sich in seinem Sessel vor und sah Dumbledore mit gerunzelter Stirn an. „Nicht, dass ich die Effektivität von Harrys Kreation anzweifle." Er lächelte dünn, als ihm Snape einen Todesblick zuwarf. „Aber, eine ungetestete magische...", er fischte nach einem Ausdruck, „Sache wie die mit ins Feld zu nehmen, könnte, na ja, Schwierigkeiten herausfordern."

„Als ob das Potter je aufgehalten hätte", murmelte Draco.

Dumbledore ignorierte die Unterbrechung. „Auch wenn ich deine Sorge verstehe, Sirius, bin ich mir sicher, dass das nichts ist, was Harry... und Severus nicht händeln könnten."

Snape platzte heraus. „Oh nein, Albus", schüttelte er entschieden den Kopf. „Absolut nicht. Ich weigere mich. Nicht schon wieder. Nicht wieder eine Mission mit Potter." Neben ihm, statt niedergeschmettert von Snapes offener Illoyalität zu sein, grinste Harry. Seltsamerweise tat McGonagall das auch.

Dumbledore brachte Snape mit einem Blick zum Schweigen, und teilte dann seine Aufmerksamkeit zwischen Sirius und Remus. „Gentlemen, ich möchte euch bitten, mir bis morgen Abend eine Mission zu skizzieren. Stimmt euch mit Severus ab wenn nötig. Ich schlage vor, dass ihr ein schwieriges, aber nicht übermäßig gefährliches Ziel aussucht. Vielleicht etwas, das uns hilft, die nachrichtendienstlichen Verluste auszugleichen, die wir erfahren haben, als Harry die Charmegranaten in Narcissas Lagerhaus ausprobiert hat."

Bei diesen Worten wurde Harry rot, und Snapes Ausdruck schwankte irgendwie zwischen Verärgerung, Sorge und düsterer Befriedigung. Unter dem Tisch drückte Hermione kurz Dracos Hand als stille Unterstützung bei der Erwähnung der kriminellen Aktivitäten seiner Mutter.

„Aber was ist mit der MSV?", wollte Ron wissen. „Ich meine, ein Feldtest ist ja schön und gut, aber wir könnten dieses neue... Zeugs wirklich brauchen, um ein paar politische Gefangene zu verhören. Wir könnte auf diese Weise mehr nützliche Informationen auf weniger riskante Weise erhalten."

Draco zog die Lippe hoch. „Und da denke man doch, dass McGonagall gerade Severus eine Predigt über ethischen Missbrauch gehalten hat... Schön zu wissen, dass unerschütterliche MSV-Mitarbeiter wie Weasley hier sich so sehr um rechtmäßige Vorgehensweise und den Schutz unserer Bürgerrechte sorgen."

Hermione seufzte. Die beiden Männer waren unter den besten Umständen schon eine explosive Mischung – noch mehr als Draco und Harry. Nachdem sie und Draco angefangen hatten, sich zu treffen, waren sie geradewegs feindselig geworden. Harry konnte zumindest zugeben, dass Draco einen wirklich hübschen Hintern hatte. Ron musste erst noch etwas Positives an ihm finden, es sei denn, man zählte „Er ist schrecklich... blond" mit.

„Halt den Mund, Malfoy. Wenn ihre Zeugenaussage nicht gewesen wäre, hättest du am Tag nach deinem Schulabschluss einen Dementor geknutscht."

„Ronald Weasley!", blaffte ihn Minerva an, und Ron wich mit leicht beschämtem Gesichtsausdruck zurück. Sirius andererseits kicherte ein bisschen und sagte nicht ganz so unterdrückt: „Los doch, Ron!"

Hermione zuckte Draco zuliebe zusammen. Wie hätte irgendwer von ihnen auch erraten können, dass Draco, nachdem man ihm das Dunkle Zeichen aufgezwungen hatte und er zerrissen war zwischen widersprüchlichen Loyalitäten, und sich Snapes wahrer Verbündeter nicht sicher sein konnte, ausgerechnet Minervas Schutz gesucht –- und erhalten –- hatte.

Unbeeindruckt lehnte Draco sich mit coolem Lächeln in seinem Sessel zurück. „Meine Moral, oder Mangel daran, sind hier gar nicht das Thema, Weasley. Ich bin's nicht, der hier vorschlägt, die Bedingungen des Internationalen Zauberervertrags von 1947 in Bezug auf die ethische Behandlung politischer Gefangener zu verletzen."

„Komischer Zufall, dass du dieses spezielle Gesetz so gut kennst, nicht wahr, Malfoy?"

Ein paar zunehmend feindselige Kommentare später war Harry in die Schusslinie gesprungen, versuchte sich Lupin krampfhaft als neutraler Friedensstifter, und die zerbrechliche Balance der Besprechung war in den üblichen Zirkus aus Einander-anzicken, Auf-den-Tisch-hauen, Fingerzeigen und ein paar ziemlich kreativer Flüche umgekippt. Minervas und Dumbledores Gebrüll von: „Gentlemen!" und „Jungs!" zeigte in dem ansteigenden Getöse keine Wirkung mehr.

Gelangweilt und von der Wolke Testosterons, die im Raum hing, bald erstickt ignorierte Hermione den furiosen Streit und beobachtete lieber Severus, wie der Harry beobachtete. Snape saß mit verschränkten Armen uncharakteristisch still da und ließ ein ganz leichtes Lächeln um seine Lippen spielen. Harry stand da, lehnte sich über den Tisch und brüllte. Seine Haare waren in typischer Unordnung, sein Gesicht ein wenig rot vom Brüllen, und seine Schultermuskeln spielten und streckten sich unter dem Stoff seines engen T-Shirts, während er in Dracos und Rons Richtung gleichermaßen den Finger hob. Er sah alles in allem einfach zum Vernaschen aus.

Snape war offensichtlich der selben Meinung. Als er ihre Aufmerksamkeit bemerkte, wandte er sich ihr zu, ihre Blicke trafen sich und hielten sich, und Snape grinste tatsächlich.

Und, als sei das noch nicht schockierend genug, zwinkerte er ihr zu.

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Auch wenn es auf dem Weg nicht wenige Hindernisse gab, erwies sich
Vox, nachdem Potter und Snape erst einmal die Formel der Verzauberung
justiert hatten, als wirklich sehr effektiv.

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Es war schon spät, als Snape sich für eine entspannende Tasse Tee vor seinem mitternächtlichen Rendezvous mit Harry auf den Weg von seinen Räumen ins Lehrerzimmer machte. In jeder anderen Nacht hätte er die Gelegenheit begrüßt, ein paar herumstromernden Regelbrechern eine Scheißangst einzujagen. Aber in nicht einmal mehr einer Stunde würden Harry und er ihren schlecht überlegten Feldtest von Vox beginnen. Er hatte schon genug im Kopf, auch ohne diesen noch mit einem störenden, wenn auch befriedigenden Lehrer-Schüler-Wortwechsel vollzumüllen.

Die Tür war nur angelehnt, aber im Raum war es dunkel. Ganz in Gedanken murmelte Snape idiotischerweise Lumos, als er eintrat. Und bliebt wie angenagelt keuchend stehen. Seine Augäpfel wurden von dem plötzlichen Licht mindestens so schlimm geblendet wie von den Aktivitäten der anderen Anwesenden im Zimmer. Zwei gestreifte Katzen, die scheinbar dabei waren zu... Oh, um Merlins Willen!

„Minerva, du schamlose Heuchlerin!"

Snape hielt sich die Hand vor seine tränenden Augen, und als sich seine Sicht wieder geklärt hatte, hatten sich die beiden amourösen Katzen wieder als rosawangiger, rotohriger, flammenhaariger Weasley und eine gewisse schmallippige Stellvertretende Schulleiterin entpuppt.

„Unterlass bitte die schmutzigen Gedanken, Severus", sagte McGonagall prüde. Und wenig überzeugend, wenn man sah, dass die obersten Knöpfe ihrer Robe offen waren und ihre Haare lose aus dem üblichen Knoten heraushingen. „Ich habe Ron lediglich viel Glück gewünscht. Für die Mission heute Nacht."

„So nennt man das also heutzutage?", murmelte Snape. Dann wandte er sich ab, um den Teekessel zu füllen und zum Kochen anzustellen. Wer hätte gedacht, dass Weasley solch einen guten Geschmack hatte? Minerva war in ihrer Jugend ein richtiger... Satansbraten gewesen. Und wohl, wie man sah, auch noch im mittleren Alter. Snape unterdrückte ein Kichern.

„Wie bitte? Ich stehe hier wenigstens noch senkrecht, Professor Snape, ebenso wie bekleidet. In etwas mehr als einem Teewärmer, heißt das."

Seine schneidende Antwort blieb Minerva dank der Ankunft von Hogwarts' örtlichem Köter erspart. Auch Assistierender Quidditchtrainer genannt.

Snape nahm ein paar Tassen aus dem Schrank und stellte Milch und Zucker hin. „Katzen, und jetzt auch noch Hunde", stöhnte er. „Das Lehrerzimmer verkommt ja zu einer regelrechten Tierhandlung heute Abend. Was für Pech, dass wir keinen Vollmond haben. Wir könnten die Menagerie noch mit einem großen, sabbernden Werwolf abrunden. Ist doch immer ein Brüller fürs Publikum."

Der Hund schimmerte und Sirius Black erschien an seiner Stelle. „Halt's Maul, Snape. Du Kinderschänder."

„Ich danke dir dafür, keine beleidigenden Kommentare über unsere geschätzte stellvertretende Schulleiterin von dir zu geben. Ronald Weasley ist, in der Tat, volljährig."

„Hey!" Weasley hatte augenscheinlich seine Zunge wiedergefunden. McGonagall, deren Hände damit beschäftigt waren, ihren Haarknoten wieder zurecht zu stecken, und in deren Mund Haarnadeln steckten, bedachte Snape nur mit einem stillen, aber machtvollen bösen Blick.

„Nun, nun", meinte Dumbledore, als er den Raum betrat, gefolgt von Harry, Lupin und ausgerechnet Sibyll Trelawney. „Wenn ich eure geistreichen Wortwechsel so höre, nehme ich an, freut ihr euch wohl schon auf die Mission des heutigen Abends?"

Ungefähr so sehr wie auf einen langen, entspannenden Cruciatus, dachte Snape. Er fummelte an dem Teeservice herum, um sein genüssliches Betrachten von der Beule in Harrys enger Lederhose zu verbergen. Verdammt, der Mann hatte was zu bieten.

„Ich sehe Dunkelheit", platzte Trelawney in die kollektive Pause hinein. „Ein fauler Gestank, glitschige Korruption. Das Böse reitet den Wind heute Nacht in Form eines blassen Mannes. Hütet euch vor den Schatten! Hütet euch!"

„Ja, ja. Danke schön, Sibyll", brach Dumbledore hastig dazwischen. „Vielen Dank für diese Einsichten. Nun, Harry und Severus haben mir versichert, dass die Verbesserungen, die sie an Vox vorgenommen haben, wie geplant funktionieren. Ich denke also, wir können heute Nacht große Dinge erwarten."

Harry grinste, aber Snape rollte mit den Augen. Wenn man von Übertreibungen spricht. Vox war nicht einmal ansatzweise bereit für einen unkontrollierten Feldversuch. Sie hatten die schwindelerregende Anzahl von zwanzig Experimentalpersonen, wenn man die Mehrheit des Kollegiums und Harrys Klasse aus Hufflepuff und Ravenclaw Viertklässlern mitzählte. Snape neigte dazu, Black aus Prinzip nicht mitzurechnen. Mal abgesehen von den Drohungen durch die Muggel-Regierung, sollte Albus es eigentlich besser wissen, als die korrekten magischen Testprozeduren zu umgehen versuchen.

Von den gemischten Reaktionen in der Runde unbeeindruckt machte Dumbledore eine regelrechte Show aus seinem Blick auf die Uhr. „So, Gentlemen", verkündete er fröhlich und sah dabei abwechselnd Snape, Harry und Weasley an, „es ist Zeit. Mitternacht, auf die Minute. Alle auf die Plätze!"

„Hoffe, du hast ein Antihistamin geschluckt, du Perversling", grollte Black einen Moment später und warf dann einen verwandelten, gestreiften Weasley-Kater in seine Arme.

Der Teekessel pfiff im Hintergrund, als Harry den Weg in den Korridor anführte. So viel zu Tee und Entspannung.

Minerva stoppte ihn auf dem Weg zur Tür. „Sorg dafür, dass du ihn mir in einem Stück zurückbringst", warnte sie ihn und kraulte noch einmal hinter Weasleys Ohren.

Weasley begann auf der Stellen zu schnurren, und Snape knirschte mit den Zähnen. „Aber natürlich, Minerva", stimmte er zu und kämpfte den Impuls nieder, den orangefarbenen Fellball so lange zu quetschen, bis der quiekte. „Merlin verhüte, dass deinem pelzigen kleinen Boy-toy irgendwas passieren sollte", fügte er zwischen den Zähnen hinzu. Weasleys Ohren legten sich sofort an, er fauchte und ging sogar so weit, mit einer Pfote auf Snapes Nase loszuschlagen.

„Pass bloß auf, Weasley", murmelte Snape. „Sonst sorg ich dafür, dass du an deinem nächsten Haarball erstickst."

Mit einem Schnauben klemmte er sich den Kater fest unter den Arm, legte sich den Mantel um die Schultern und schritt den Korridor entlang und hinaus in die Nacht. Als er den Rasen überquerte und auf den Apparitionspunkt zuging, richteten sich seine düsteren Gedanken unvermeidlich auf goldgepflasterte Straßen, haarige Affen und winzige, zischende, grüne Schlangen. Snape seufzte. Er brauchte Trelawneys hirngespinstige Vorhersagen gar nicht, um zu wissen, dass sie in ihr Verderben liefen.

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Nachdem sie Vox perfektioniert hatten, wandten sie sich der Erforschung
der anderen vier Sinne zu. Visum und Contactus (beides Snape-Derivate)
kamen als nächste, gefolgt von Vapore und schließlich Gusto, die beiden
von Potter stammenden Substanzen. Später generalisierten Potter und
Snape die Struktur der Hybride, um auch nicht-sensorische unfassbare
Essenzen unterstützen zu können.

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Snape atmete tief ein und wurde belohnt von einem machtvollen -- und unangenehmen -- Gefühl eines Déjà-Vu.

Vollständig in Schwarz gekleidet, nahtlos mit seiner Umgebung verschmolzen, kroch er in einer schmalen Gasse neben einem übervollen Müllcontainer gegenüber von einem von Lucius Malfoys Lagerhäusern. Außerdem kämpfte er gegen einen Niesreiz an. Zu seinem großen Unglück hatte er nicht, wie von Black vorgeschlagen, ein Antihistamin genommen, und Weasleys Fell, das sich großzügig über die Front seiner Robe verteilt hatte (und wieder, dank Blacks), verklebte seine Nebenhöhlen und kribbelte in seiner Nase.

Verdammte pelzige Säugetiere. Da gebe man ihm doch jederzeit lieber etwas Kaltblütigen mit Schuppen oder Schleim!

Vor dreißig Minuten hatte Harry das Lagerhaus in einer weiteren, angeblich einfachen, gradlinigen Mission betreten, die Black und Lupin ausgearbeitet hatten.

Gerüchten zufolge unterhielten die Malfoys in dieser Umgebung zahlreiche versteckte Drogenlabore, und es war ihre Aufgabe, diese zu lokalisieren und Bericht zu erstatten. Für Weasley von besonderem Interesse war die Möglichkeit, ein funktionsbereites O!-Labor zu entdecken, der gegenwärtigen schlimmsten Plage der Magischen Strafverfolgung und Geißel der Zauberergesellschaft. Die Produktivität der Unternehmen sank massiv aufgrund ganzer Arbeitstage, die durch den Freizeitmissbrauch der Drogen verloren gingen, und das St-Mungo-Programm für Süchtige platzte aus allen Nähten. Dumbledore hatte schon drei Schüler nach dem Verkauf oder Gebrauch von O! auf dem Schulgelände aus der Schule werfen müssen.

O! war Narcissas Geisteskind, die selbst eine ziemlich talentierte Zaubertränke-Herstellerin war. Sie war seinerzeit sogar hinter Snape Zweitbeste ihrer Klasse gewesen. Die beiden waren gut miteinander zurecht gekommen. Zu dumm, dass die Snape-Familie zwar ehrwürdig, aber ziemlich verarmt war. Und auch zu dumm, dass Narcissas Eltern, statt ihr den Besuch der Universität zu erlauben, sie unmittelbar nach dem Schulabschluss mit Lucius Malfoy, einem viel älteren, wohlhabenden und wohl-respektierten Mann, verheiratet hatten, der zu diesem Zeitpunkt schon zwei Ehefrauen begraben hatte. Junge Ehefrauen, die sich beide, rein zufällig, als unfruchtbar gezeigt hatten, und die später an ‚natürlichen Ursachen' verstorben waren.

Snape wusste es besser, in beiden Fällen. Er war schließlich gut vertraut mit den Symptomen einer Vergiftung. Außerdem hatte er den Zaubertrank entwickelt – auf Narcissas panisches, wenn auch diskretes Bitten hin – der schließlich Lucius' faule Spermien dazu gebracht hatte, endlich zur Sache zu kommen.

Snape schüttelte den Kopf und zwang seine Aufmerksamkeit wieder in die Gegenwart zurück. Das alles war schon Jahrzehnte her. Er und Narcissa hatten beide ihre Entscheidungen getroffen, er hatte jetzt (unerklärlicherweise) einen jungen, sexy Lover, und Unaufmerksamkeit im Feld konnte tödlich enden.

Die Schatten schienen dunkler und voller düsterer Vorboten zu werden, während sich die Zeit dehnte, und Harry es noch immer nicht schaffte, wieder aufzutauchen. Plötzlich blitzten drinnen Lichter auf.

Unglücklicherweise platzte einen Moment später nicht die Tür auf, und Potter rannte nicht kopfüber die Treppe runter. Snapes Magen plumpste ihm auf die Zehen. Weltuntergang! „Weasley!", zischte er durch die Zähne. „Raus hier!"

Im nächsten Augenblick erwischte ein Lichtblitz von hinter Snapes Schulter Weasley mitten im Sprung. Snape spürte, wie sich etwas Kaltes und Hartes hinter sein rechtes presste. Er erstarrte.

„Na", sagte eine vertraute, ziemlich hirnlose Stimme hinter seinem Ohr. „Was haben wir denn hier? Ein neugieriges kleines Wiesel und eine heimtückische Schlange. Das wird Lucius aber sehr amüsieren."

„Crabbe." Der Ältere. Ein dicker, schwerfälliger Trottel, der unglücklicherweise leise auf den Füßen und schnell mit dem Zauberstab war. Dennoch, es war schon spät, Snape ärgerte sich, Merlin wusste, was drinnen im Lagerhaus mit Harry passiert war, und er konnte einfach nicht widerstehen. „Hattest du in letzter Zeit großzügigen Umgang mit ein paar Lexikon-Sprüchen?"

„Halt's Maul, Snape. Du hinterlistiger, verräterischer Arsch. Lass deinen Zauberstab fallen, und leg deine Hände da hin, wo ich sie sehen kann." Er betonte seine Kommentare mit einigen schmerzhaften Stichen mit seinem Zauberstab.

„Ach, das haben wir ja wieder den vokabularbehinderten Idiot, den ich über die Jahre kennen und lieben gelernt habe." Snape ließ seinen Hauptzauberstab auf den Boden gleiten und hob dann langsam die Hände. Ein großer, schwerer Mann schritt hinüber, hob den gefallenen Zauberstab auf und schubste dann Weasleys regungslosen Körper mit dem Fuß an. „Und wenn das nicht auch noch Crabbe der Jüngere ist", sagte Snape höhnisch. „Klebt wie üblich an Daddys Rockzipfeln, wie ich sehe. Nicht, dass du dich je für viel mehr qualifiziert hättest, wenn man bedenkt, dass du in der fünften Klasse aus der Schule geflogen bist."

Das erzielte eine Antwort. „Fick dich, du schmieriger Arsch! Ich wär' nicht rausgeflogen, wenn du mich in Zaubertränken nicht durchfallen lassen hättest!"

Und in Verwandlung, und Pflege Magischer Geschöpfe, und Astronomie, und Wahrsagen (wie blöd muss man sein, um in Wahrsagen durchzufallen?), ad nauseam. Ach, das Wunder eines selektiven Gedächtnisses.

„Trotz meiner vielen Talente, Mr. Crabbe, bin ich kein Märchenerzähler."

„Fick dich!"

„Sie wiederholen sich." Snape hatte kaum noch Zeit, einen höhnischen Gesichtsausdruck an seine Worte hinzuzufügen, da wrang sich schon eine Riesenhand um sein Genick, drückten sich Finger direkt auf seine Halsschlagader und quetschten zu. Er hatte immer schon gewusst, dass ihn sein Sarkasmus noch einmal in Schwierigkeiten bringen würde.

„Gib mir nur einen Grund, Snape. Ich würd' dir nur zu gerne deinen spillerigen Hals umdrehen."

„Oh, bitte. Erspar uns beiden das elende Melodrama", keuchte er hervor. Die Schwäche seiner Knie und die Punkte, die vor seinen Augen tanzten, ignorierte er. „Lucius würde dir die Eier abreißen und zum Frühstück verzehren, wenn du mich umbringst, bevor er die Chance kriegt."

„Vielleicht", gab Crabbe zu. „Aber ich glaube nicht, dass er mir einen versehentlichen Max-Cruciatus vorwerfen würde, meinst du nicht auch?"

Snape hatte gerade noch einen Moment, um sich zu stählen, bevor ihn der verstärkte Fluch traf, sich durch seinen Zauberpanzer wand, und Todesqualen erzeugende Schmerzsignale durch jede Nervenzelle rasten.

Als er wieder zu sich kam, lag er mit dem Gesicht nach oben und vor Schreien rauer Kehle in einer stinkenden Dreckpfütze. Zumindest den Teil hatte Trelawney richtig gesehen. Als sich die Welt zu drehen aufhörte und Snape nicht länger das Bedürfnis verspürte, seine Schuhsohlen auszukotzen, erkannte er, dass die Gasse sich jetzt außer mit Crabbe und Konsorten noch mit zahlreichen weiteren bekannten Gesichtern gefüllt hatte.

Viel zu vielen, um sie alle auf einmal zu verhexen, selbst wenn er bei vollem Verstand wäre und an seinen zweiten Zauberstab herankäme. Verdammt!

„Severus Snape, Ronald Weasley und Harry Potter. Alle in einer Nacht." Goyle Senior trat erst aus der Menge und dann Snape in die Rippen. „Das wird Lucius aber freuen." Snape machte sich dieses Mal nicht die Mühe zu schreien; er wollte keinen Lungenriss riskieren. Ihm kamen auch keine geistreichen Antworten in den Sinn, er war gerade noch fähig, bei Bewusstsein zu bleiben und zu atmen.

„Auf deine Füße, Snape", sagte eine dunkelhaarige Frau, wahrscheinlich eine Lestrange, wenn man die Hautfarbe, den Akzent und die Hasenzähne so ansah.

Er wurde schmerzhaft auf die Füße gezerrt, dann in Richtung des Lagerhause geschubst. Die idiotische Horde um ihn lachte, als seine Beine, nicht sonderlich überraschend, nachgaben und er ausgespreizt auf dem Boden landete.

„Na komm schon, Professor. Jetzt ist keine Zeit für ein Schläfchen." Jemand zerrte ihn wieder an den Armen hoch, und dieses Mal hielten sie ihn senkrecht.

„Du auch, Wiesel. Wach auf, wach auh-auf...!", flötete Crabbe der Jüngere, ergriff dann Weasley am Schwanz und achtete sorgfältig darauf, ihn ein paar Mal gegen die Wand zu knallen.

Snape zuckte mitfühlend zusammen, stolperte dann mit seinen Festnehmern mit über die Straße, die Treppe hoch und in das Lagerhaus hinein.

Selbst unter der Annahme, dass er noch lang genug leben sollte, um Dumbledore Bericht zu erstatten, hatte er den Verdacht, dass Minerva und Sirius diesem Umstand so schnell wie möglich Abhilfe schaffen würden.

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{Fortsetzung folgt..}