Anmerkung:
Harry ist ein wenig, sagen wir, verrückt in dieser Geschichte, er führt die ganze Zeit Selbstgespräche und wirkt leicht wirr.
Keine Sorge, ich glaube nicht, dass HP so weitergehen wird, aber hauptsächlich hatte ich Spaß, diesen Schwachsinn zu schreiben.
Ob er euch gefällt, bleibt ganz euch überlassen.

Schuld – oh grausame Schuld!
Was durchbohrst Du mich, was hab ich Dir getan? Nichts, so nichts und nichts hab ich getan!
Ja, nichts tat ich, ja, Schuld, ich rieche Dich! Wo Du faulig riechend wandelst!
Ich tat nichts, sein Verderb war es, schuldig bin nur ich; ich bin schuldig.
Sterben musste er nur, nur wegen mir, wegen mir. Die Schuld, eine Last,
sie droht mich zu erdrücken, mehr noch als das Leid, mit dem er mich nun überschüttet.
Nein, so ist es doch nicht er; er hat keine Schuld, sein Tod, der kalte Tod, er überschüttet
mich mit eisig Leid! Ah - Du Leid, verschwinde!
Doch Du willst nicht geschwingen, wo Du bist so grausam kalt in meinem Herzen.
Zersplittert ist es, in tausende Teile, unheilbar verloren, ein Ödland, ausgetrocknet, verdorrt und zertrümmert!
Nein, dort ist nichts mehr am Leben, auch der Regen will es nicht fruchten. Regen!
Ja, regnen tut es wahrlich. Die Straße wird geflutet von Regen, doch ich werde nicht nass, nicht feucht unterm Dach meiner Tante und des Onkels Dach –
Ha! Viel Lieber würd ich doch nass, als so zu leiden, und würd ich erfrieren, so würd ich nicht mehr leiden –
bei ihm sein, würd ich, würd ich ganz sicher – Doch ich bin hier, im Trockenen und leide –
wie ich leide. Aber was muss er leiden? Verraten, ermordet von seinem eigen Patenkind!
Ich bin es, ich bin Verräter, Mörder! Steinige mich, eisiger Regen, so töte mich –
doch Du kannst nicht, Du prasselt an mir ab, doch tust mir keinen Schmerz. Schmerz, ja, den spür ich, doch überschattet er allen andern Schmerz –
weder Stiche, noch Wunden, vermag ich zu spüren!
Halbtot fühle ich mich, wahrlich, dem Totenreich nah! Was mag der Totenkönig, der Satan, bloß sagen!
„Ja, da kommst Du, doch noch nicht gezählt sind Deine Tage!
Licht kann ich noch sehen in Deiner Herzen!"
„Da ist Nichts, Herr, nur Ödland, Finsternis, Leere!"
„Auf der grauen Wiese, den Ruinen, ja, sieh, da ist eine Blume", spricht er zu mir.
Ich höre ihn, die Worte wollen mich doch nicht erreichen. Ich verstehe nicht.
Da schickt er mich zurück, er weist mich ab, der Tod weist mich ab –
Vor Kummer zu sterben, nein, ich darf nicht, der Tod ist nicht mein. Noch nicht –
irgendwann müssen wir alle gehn. Doch nicht heut, auch nicht morgen, wohl nicht übermorgen –
und gestern auch nicht - Ah! Ich lebe ja, wandeln tu ich noch. Nein, ich liege.
Ich liege hier im Bette, auf einem Lacken – blutrot ist es! Blut, welch Komik.
Du hast es, und Du lebst, verlierst Du welches, leidest Du, Du bist verletzt –
hast Du keins, so stirbst Du! Aber so starb er nicht – Er starb anders.
Es war eine Torborgen, der ihn tötete, war es nicht so?
Ja, da war der Torborgen, Vorhang war da, zerfetztes Tuch. Es war zerfetzt, ich merke, mein Laken ist gerrissen.
Wo er wohl sein mag? Hat der Tod ihn geholt?
„Nur die Toten, nur wer tot ist, Odem des Lebens ausgewichen, der kommt zu mir"
„Ja, doch ist er tot, Herr, so sagt, ist er es?"
„Nicht hier ist er, und doch nicht dort! Wo er ist, ich Dir nicht kann sagen, selber musst Du suchen.
Finde die Blume, die Blume, rot wie Blut! Rot wie Blut auf öder Wiese, in der Ruine!"
„Herr, Ruine, so welche Ruine? Mein Herzen liegt in Trümmern, was meint ihr, ist es mein Herzen?
Doch die Trümmern brennen, ich würde mich verbrennen, wenn ich dort suchte!"
„Leid kennst Du, so suche, in den flammenden Trümmern, oder auf immer wirst Du leiden."
Er entlässt mich. Er will mich noch immer nicht. Odem des Lebens ist in mir, Blut ist in mir, ich lebe. Ich will nicht leben.
Die Blume muss ich suchen – ich habe kein Wasser, die Flammen zu löschen.
Halt! Ist sie das Wasser? Wie kurios! Erst muss ich mich verbrennen, das Wasser zu erreichen, und dann löschen?
Ja so wird Er es gemeint haben, ich bin sicher, nein, bin ich nicht, aber ich lebe und will doch nicht mehr, was ist da ewig Leid?
Leiden ewig, Leben kurz? Was ist Tod? Ist er ewig? Ich weiß es nicht, will es nicht wissen, und so ließe Er mich auch nicht fragen.
Er will mich doch nicht, nicht wissen will er mich seine Geheimnisse. Ha! Den Tod zu überwinden –
dass vermag ich nicht; noch vermag ich es nicht.
Das Leid muss ich vertilgen, mit der Blume. Doch verbrennt eine Blume nicht in Flammen?
Stahl würde schmelzen, auch wäre sie aus Stahl, so würde sie doch schmelzen.
Denn heiß brennen noch die Ruinen meiner Herzen, voller Leid, warm und blutig. Öde und karg ist es.
Doch er sagte, dort wäre sie, die Blume, Wasser ist sie für das Feuer, das Leid zu löschen vermag nur sie!
So will ich nicht zögern, sie zu suchen. Ich bin verwirrt, wie kann der Tod mir raten, eine Blume zu pflücken in der Ödnis? Betrügt er mich?
Betrüge ich mich. Ha! Eines Tage, da werde ich ihn überwinden, vernichten, besiegen, kreuzigen! Dort wird er hängen, und er wird sich nicht rühren,
tot wird er sein! Tot, wo der Tod doch besiegt? Ah, wo ich denke, da kommts mir, so wirds nicht möglich sein, nein, wirds wohl nicht, denn Tod kann nicht sterben,
ich kann ihn nicht zerschmettern, ihn nicht umbringen, mich seiner entledigen. Andere Wege werde ich gehen, andere Wege werde ich finden –
doch halt, erst werde ich sie finden und dann gehen, so ists richtig.
Nun, wohlan, so will ich den Weg finden, der mich zur Blume führt!
Ich stehe auf, erhebe mich aus meinem Bette, von dem zerrissen Laken – wie muss ich in finstren Träumen gewütet haben, es so zu zerfetzen!
Wollt ich den Vorhang zerreissen, das dahinter, das jenseits, freilegen und alle befreien?
Ich weiß es nicht, ich will es nicht wissen, und ich werde es cht wissen – gut, ich stehe, ich gehe, verlasse das Zimmer.
Licht brennt auf dem Flure. Mein Cousin schläft.
Tief durchziehen seine Laute des Hauses Fundament! Welch gewaltig Kräfte erschüttern diese Feste!
Ja, wahrlich, es ist Wahnsinn – und das Scheusal, noch ist es geringer als sein Vater. Der ist auch hier.
Aber er ist unten, und des Sohnes Laute übertönen seine! Unmöglich möge man denken.
Beindruckend, fest muss dieses Haus stehen, ja, muss es wahrlich, bei diesen Gewichten, wenn sie ausatmen,
ich glaubte, ein Orkan zieht auf – im Falle des Vaters, ja ich dachte, Fäule würde versprüht in saubre Atemluft!
Es stank, ich ging. Da ist ihr Zimmer, denn ich bin die Treppe hinunter gegangen. Dort schlafen sie. Er und sie.
Sie ist meine Tante, so dürr und dünn, und doch schrecklich! Vergiftet sind ihre Gedanken über mich,
wie der Atem ihres Gatten, und dessen Geist ist auch vergiftet – alles in diesem Haus ist vergiftet,
dieses mitteralterliche Haus – nein, es ist neuzeitlich, aber im Geiste ist es böse – ein Bollwerk der Inquisition!
Sie ist nicht vorbei. Ich werde von ihnen gehasst, aber ich bin hier. Doch ich will nicht hier sein.
Aber ich will leben, jetzt, wo ich die Blume finden will. Sie steht auf öder Wiese in einer brennenden Ruine,
und umgeben ist die Ruine von Finsternis über öder Wiese! Leicht müsste sie zu finden sein!
Flach und grau und braun müsste die Wiese sein, ein eben Feld, und der Flammen Schein müsste weithin sichtbar sein.
Die Ruine! Trümmern, die brennen, und die Blume steht dort. Sie muss ich finden, um mich zu erlösen vom Leid.
Gut, ich will los. Ich stehe in der Eingangshalle des Hauses. Wo bin ich? Ah – in der Welt der Lebenden, gut, also lebe ich.
Meinen Zauberstab, ja, ich habe ihn, sicher in meinem Hosebund. Was habe ich noch? Nicht viel ist es, was ich habe, doch habe ich etwas.
Da, sieh, mein Koffer ist da, und gepackt ist er, mit allerlei. Bücher, Feder, Bücher, und Kleider – nicht derer der Frauen,
Roben sind es, Zaubererroben. Wir tragen diese. Meine getreue Eule, die Hedwig, ist auch da.
Sie ist dort, in ihrem Käfig, den ich trage, an meiner linken Seite trage. Ich bin für die Suche bereit!
Nein, ich bin hungrig! Ich weiß nicht, wohin mich der Marsch führen wird, doch ich weiß, dass ich jeden Weg gehen werde,
und führte er mich in die Hölle! Ja, so würde ich des Todes froh sein. Doch was sagte Er?
Nur die Blume kann mein Leid auslöschen, ausmerzen, vertilgen? Im Tode würde ich weiterleiden?
So will ich doch lieber leben, die Blume suchen, und leiden, aber irgendwie die Blume finden!
Ich gehe, doch vorher esse ich, und ich nehme mit an Speisen. Nicht viel, denn ich kann nicht viel mehr tragen.
Wie soll ich reisen? Ich weiß es nicht. Mein Besen! Ah, da ist er, ich trage ihn ja. Wunderlich, ich trage drei Dinge,
ich habe zwei Hände, nur zwei, nicht nur eine, aber auch nicht drei. Wie kann ich tragen dreierlei?
Ah, in der linken Hand habe ich Käfig und Besen, welch schlauer Einfall! Fliegend reisen – Nein, das kann ich nicht wagen,
ich würde schrecken jene, die jenen, die zu dieser Stunde noch wandeln in den Straßen, so trunkne' Gestalten, Nachtfalter, Bettler und Gesinde.
Würden sie mich bemerken? Ich weiß es nicht, ich will es nicht wissen, ich werde es nicht wissen, denn ich werde nicht fliegen.
Ich gehe also los. Soll ich links oder rechts die Straße gehen? Ich gehe links. Ich weiß nicht wieso, aber ich gehe links.
Ich glaube, dass es nach links wohin geht. Nach rechts auch, aber nach rechts geht es woanders hin.
Doch ich will nach links. So gehe ich nach links, und ich trage noch Koffer, Käfig und Besen.
Da kommts mir – wie komisch muss ich aussehen, wenn mich einer sieht, der zu dieser Stund noch wandelt!
Ein Junge von fünfzehn Sommern, bald sinds sechszehn, der um solcher Stund noch wandelt durch die Straßen wie alle anderen lichtscheuen Gestalten!
Ich habe keine Angst, doch will ich nicht gesehen werden. Öde ist es hier, aber keine Ruine, die flammt, und keine Blume, die löschen könnt.
Nichts habe ich getan, jetzt tue ich, doch jetzt wirkst nicht. Ich finde sie nicht.
„Geduld musst Du haben."
„Ihr habt gut reden, Herr, der Ihr da sitzt, während ich gehe, laufe und gehe!"
„Der auf Suche ist, muss gehen, laufen und gehen! Ohne Müh wirst Du nicht finden, was Du ersehnst!"
„Was ersehene ich, Herr, die Finsternis macht mich blind, ich sehe keine Flammen, ich sehe den Weg nicht."
„Ersehnen? Sagte ich nicht, was Du finden sollst? Doch, ich sagte es; Du wirst du erinnern. Ob Du finden wirst –
es liegt an Dir, aber Du musst gehen, laufen und gehen – halte die Augen offen, dann wirst Du finden!"
Und er hört auf zu reden. Ich wollte, er würde mit mir reden, mir Rat geben –
doch genug Rat erhielt ich vom Tod, das Leben hat mich, noch für eine Zeit –
noch hat mich der Tod nicht, Odem des Lebens ist in mir, wie er in Adam war und dessen Söhnen –
die Sintflut kam. Es regnet, Odem des Lebens erlischt, Getier, was da kriecht und krabbelt auf Erden, ertrinkt, doch ich nicht, ich lebe weiter, ich atme und lebe.
Ich gehe weiter, ich werde nass. Ich will nicht nass werden, es ist mir unangenehm. Aber ich gehe weiter,
immer weiter die Straße runter. Ich sehe den Bürgersteig im Laternenschein. Es gibt keinen Mond; der Mond leuchtet nicht.
Die Sonne? Die Sonne ist nicht da in der Nacht, ihr selbst ist es Nachts zu dunkel um zu scheinen. Die Nacht ist finster,
und ich gehe hindurch. Ich treffe auf niemanden. Ich bin froh. Ich gehe weiter. Die Häuser sind finster wie die Nacht.
Es ist Samstag. Niemand wird aufstehen, bevor nicht das Firmament glühend vom Sonnenball erhellt wird,
wenn die Sterne schwinden und der Mond auch nicht scheint – dem ist es des Tages zu hell.
Manchmal ist er voll – da kommen die Wölfe. Doch er müsste jetzt nur halb sein.
Ich weiß nicht, wann er voll sein wird. Ich will es nicht wissen. Ich werde es erleben.
Ich muss schon weit gegangen sein. Mir scheint es, als würde es heller, aber es trügt mich, denn es ist noch früh.
Es ist Juli, aber es ist früh und dunkel. Die Straßen sind dunkel, denn die Laternen sind schwach.
Und der Mond scheint nicht, die Sterne nicht, die Wolken sind schwarz, der Regen nass.
Er prasselt auf mich nieder, Geschosse, doch sie verwunden mich nicht. Verwundet bin ich genug.
Wo bin ich? Ich weiß es nicht, ich will es wissen. Ein Straßenschild! Ich lese es.
Ich bin weiter weg, als ich es zu Fuß je verlassen habe, das Haus der Dursleys. Ich liebe es, ich bin frei.
Freiheit ist etwas wunderbares. Ist es nicht das höchste Gut? Doch ich leide, und das Leid stört die Freiheit:
Sie mögen sich nicht. Wieviele Stunden bin ich gegangen? Viele müssen es gewesen sein.
Es dämmert, ich gehe eine Landstraße entlang. In die große Stadt führt sie. Nach London führt sie! London ist groß.
Will ich nach London? London scheint nicht öde, nicht eben, keine Ruine, von Flammen erhellt, in der eine Blume ist!
Wo soll ich sie suchen. Folge ich meinem Herzen? Doch mein Herz, ist es nicht das, was versagt? Wie kann ich ihm trauen?
Kann ich das; ich kann es nicht. Ich folge ihm trotzdem. Es führt mich nach London.
Keiner ist wach, doch ich begegne Menschen. Sie sind schneller als ich.
Manche kommen aus meiner Richtung, manche kommen mir entgegen.
Sie sind schneller, denn sie fahren, nicht gehen. Ich sehe ihre komischen Blicke.
Komisch, wundere ich mich, aber mir wird klar, ich sehe komisch aus, der ich wandere mit einem Koffer, einem Käfig und Eule, und einem Besen!
Für den Straßenfeger halten sie mich gewiss nicht!