Author's Note: Ja - was lange währt, wird endlich gut. Eigentlich war diese Episode schon für
vor zwei Kapiteln geplant, aber irgendwie ist dann doch mehr passiert, als ich dachte.
Dann war ich plötzlich gar nicht sicher, ob dieser Anschnitt so bleiben konnte - aber dann
habe ich doch einen weg gefunden. Naja. Lest einfach. ;-)
_.~*~.__.~*~.__.~*~._ Harry Potter und der Herr der Ringe_.~*~.__.~*~.__.~*~._
Harry lag in der Sonne und hatte die Augen geschlossen. Jeder Muskel seines Körpers schien
zu schmerzen. Er war unglaublich dankbar, dass sie endlich eine gescheite Pause machten.
Nachdem er seinen Tee getrunken und ein paar Bissen Lembas gefrühstückt hatte, hatte er
sich umgesehen.
Auf der anderen Seite des Flusses war das Ufer bewaldet. Wenn er Gandalf richtig verstanden
hatte, war der Wald vorerst das Ziel ihrer Reise, denn Gandalf und Saruman hatten dort wohl
Freunde.
Harry fragte sich, ob diese Zaubererfreunde wohl ähnlich seltsame Einstellungen hatten wie
die beiden alten Zauberer. Es musste ziemlich schlimm um Snape bestellt sein, wenn Saruman
sich dazu bequemte, Magie anzuwenden, um ihm zu helfen.
Snape hatte noch eine ganze Weile geschlafen. Mittlerweile war er jedoch wieder wach und
sah bedeutend besser aus, als die Tage zuvor. Er hatte wieder mehr Farbe im Gesicht - der
übliche Gelbton - hatte ein paar Mal seinen Arm ausprobiert und konnte ihn offenbar wieder
schmerzfrei bewegen. Momentan saß er in der Sonne, wie Harry, Ron, Hermione und Draco
auch und starrte in den Himmel.
Gandalf war vor einiger Zeit fortgegangen - wohin hatte er nur Saruman mitgeteilt - und
letzterer saß auf einem Baumstumpf und starrte vor sich hin.
Harry, Hermione und Ron nutzten die Zeit, um sich über das "Sprachproblem" Gedanken zu
machen.
"Also, wenn ihr mich fragt," - Hermione hatte ihren Klassenbesten-Tonfall angelegt - "dann
muss es an einem Zauber liegen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Gandalf und Saruman
Englisch sprechen, wenn sie nicht einmal wissen, wo England liegt."
"Unwahrscheinlich - aber nicht unmöglich!", fügte Ron hinzu, der sich darauf verlegt hatte,
Hermione mit der Nase darauf zu stoßen, wenn sie etwas mal nicht mit absoluter Sicherheit
wusste. Doch diese ging gar nicht darauf ein.
"Diese andere Sprache, die wir in der Festung gehört haben, die Orcsprache - das ist definitiv
eine Sprache, die es in unserer Welt nicht gibt."
"Und die, die Saruman heute morgen gesprochen hat, als er Snape geheilt hat, auch nicht!",
ergänzte Harry.
"Richtig!" Hermione tat, als wäre das ihr Argument gewesen. "Also können wir daraus
schließen, dass wir nur die Sprache verstehen, die sie mit uns sprechen."
Harry kratzte sich nachdenklich am Kopf. "Liegt es daran, dass sie mit *uns* sprechen? Oder
ist es sozusagen eine magische Sprache, die von jedem verstanden wird? Oder liegt es an
einem Zauber, dass wir uns gegenseitig verstehen - denn sie verstehen ja auch Englisch!"
Sie sahen sich ratlos an. Dann zuckte Hermione mit den Schultern. "Schwer zu sagen - aber
irgendwie halte ich den gegenseitigen Verständigungs-Zauber für am wahrscheinlichsten."
"Und wer hat ihn ausgesprochen?" formulierte Ron die Frage, die ihnen allen im Kopf herum
ging. Da hatten sie also ein Problem in Angriff genommen und schon tauchte ein neues auf.
"Also - Gandalf und Saruman wohl nicht - die hätten das sicher erwähnt." Harry sah zu
Hermione, die schweigend auf ihrer Unterlippe kaute.
"Vielleicht hängt es mit dem Gang zusammen?" Sie sah die beiden Jungen an. "Vielleicht
wird der Zauber wirksam, wenn man durch eines der Tore geht?"
"Das würde einiges erklären!" Ron kratzte sich an der Nase. "Aber dann stellt sich die Frage:
Wer hat den Gang und die Tore angelegt? Und wir sind durch das mittlere gegangen - wo
führen die anderen hin? In andere Welten? An andere Plätze auf dieser Welt?"
"Und wer hat überhaupt ein Interesse daran, von einer Welt in die andere zu wechseln?"
formulierte Hermione die wichtigste Frage von allen.
"Vielleicht der Hexenmeister, den Gandalf und Saruman vertrieben haben?" Bequemer Weise
vergaß Harry, dass sein Lehrer auch einen Beitrag dazu geleistet hatte.
"Aber was könnte er in Hogwarts wollen?"
Hermione kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. "Oder es ist anders herum. Jemand wollte
von Hogwarts hierher kommen."
Ron sah sie zweifelnd an. "Und wer wäre wohl so dumm? Ich meine - hier gibt es nichts! Sie
haben nicht einmal Besen. Und sie versuchen die ganze Zeit möglichst wenig zu zaubern.
Glaubst Du etwa, jemand würde hier Urlaub machen wollen?"
Harry war nicht ganz so skeptisch, wie Ron. Er sprach aus, was Hermione wohl vermutet
hatte. "Voldemort!"
Hermione nickte. Ron lachte auf. "Aber warum?"
Harry sah seinen Freund an. "Vielleicht wollte er sich Hilfe holen? Vielleicht wollte er sich
mit dem bösen Hexenmeister verbünden?"
Hermione setzte noch eines drauf. "Vielleicht ist die Magie hier anders? Vielleicht mächtiger?
Vielleicht benutzen sie sie deswegen nicht so, wie wir?"
Ron schnaubte. "Magie ist Magie, Hermione!"
"Da wäre ich mir nicht so sicher, Weasley!" Snape war zum Feuer getreten, um sich einen
Becher Tee einzufüllen und hatte offenbar die letzten Sätze der Unterhaltung gehört. Harry
wollte gerade nachhaken, was Snape gemeint hatte, doch leider kam genau in diesem Moment
Gandalf von seinem Erkundungsgang zurück.
"Ich habe eine Stelle gefunden, an der das Wasser seicht genug ist!" Er nickte Saruman zu,
der sich von seinem Baumstumpf erhob.
"Wir sollten jetzt weitergehen, damit wir noch bei Sonnenlicht den Anduin überqueren
können. Danach sind wir in Sicherheit. Ein Wächter der Galadrim hat mich gesehen und
erkannt - er wird bereits Meldung gemacht haben. Ich bin sicher, wir werden auf der anderen
Seite freundlich empfangen werden!"
Das klang gut. Alle erhoben sich und folgten Gandalf am Ufer entlang. Es dauerte dennoch
eine ganze Weile, bis sie an der Stelle angekommen waren.
Währenddessen dachte Harry über Snapes Worte nach. War Magie nicht gleich Magie? Wie
konnte es Unterschiede geben? Natürlich - es gab die dunklen Künste, aber war das eine
andere Form von Magie? Wohl eher nicht. Andererseits hatte Snape mit den beiden anderen
Zauberern gekämpft. Hatte er bei diesem Kampf festgestellt, dass die zwei anders zauberten,
als er?
Als sie an der Furt ankamen verschob Harry das Problem auf später. Unter anderem weil er
darauf vertraute, dass Hermione wahrscheinlich ebenfalls darüber nachdachte und mit hoher
Wahrscheinlichkeit zu einem findigen Ergebnis kommen würde.
Während Harry die "seichte Stelle" betrachtete, fragte er sich - nicht zum ersten mal - was
Gandalf eigentlich für Maßstäbe ansetzte. Nicht nur, dass sie tagelang im zügigen
Marschtempo gewandert waren, ohne ausreichend Nachtruhe - diese Stelle war alles
mögliche, aber "seicht" traf mit Sicherheit nicht zu.
Zugegeben - der Fluss war hier etwas breiter als stromaufwärts, so dass das Wasser etwas
ruhiger floss, aber genau das war der Punkt: *etwas* *ruhiger* nicht etwa *ruhig*. Es gab
immer noch jede Menge Stromschnellen und als Gandalf ins Wasser watete, versank er
beinah bis zu den Hüften.
Und hatte sichtlich Mühe, sich im Wasser zu halten.
Harry warf einen zweifelnden Blick auf Hermione, die es mit ihrer zierlichen Gestalt deutlich
schwerer haben würde. Und auf Snape, der zwar wieder auf den Beinen stand, aber nicht so
aussah, als wäre er bereits wieder vollständig bei Kräften. Und Harry selbst war letztendlich
auch nicht gerade kräftig gebaut... Als er auf der gegenüberliegenden Flusseite zwei Männer
aus dem Wald treten sah.
Sie trugen grüne Kleidung und hatten lange, blonde Haare. Der eine erinnerte Harry ein
bisschen an Lucius Malfoy. Er warf einen Blick zu Draco, doch der hatte offenbar keine
Probleme seinen Vater und den blonden Förster auseinander zu halten.
Offenbar waren es ebenfalls Zauberer, denn beide hatten langes Haar. Gandalf war jetzt
drüben angekommen und sprach mit ihnen. Einer holte ein Seil hervor und warf es über den
Fluss. Saruman fing es auf und befestigte es an einem Baum.
Harry konnte kaum glauben was er sah - der Fluss war wirklich ziemlich breit. Und der Mann
hatte unglaublich gut gezielt geworfen...
Dann winkte Gandalf ihnen, dass sie hinüberkommen sollten. Saruman wies Harry und Ron
an, vorzugehen.
Harry trat ins Wasser. Es war ziemlich kalt und wurde schnell tiefer. Schon nach wenigen
Schritten spürte er den Sog des Wassers und noch ein paar Meter weiter stand er bis zur Brust
im Wasser. Er hielt sich an dem dünnen Seil fest, um nicht weggespült zu werden. Hinter ihm
ging Ron. Dicht hinter Ron war Draco, der scharf eingeatmet hatte, als er die Kälte des
Wassers gespürt hatte.
Wieder einmal - wie schon so oft in den vorhergehenden Tagen - fragte sich Harry, ob es
nicht einen Zauber gab, der ihnen die Überquerung erleichtert hätte.
Einen Kältezauber, zum Beispiel, hätte den Fluss gefroren. Sie hätten ohne Probleme über das
Eis laufen können. Er war sicher, dass Hermione den Spruch wusste - aber diese war Draco
gefolgt und stand mittlerweile ebenfalls bis zu den Schultern im Wasser.
Dann spürte Harry, dass der Boden unter seinen Füßen sich hob. Er hatte das andere Ufer
erreicht. Mit ein paar möglichst großen Schritten verließ er die kalten Fluten. Hinter ihm
erreichte Ron ebenfalls den Grassaum.
Harry sah zurück. Draco war jetzt ebenfalls im flachen Wasser angekommen, doch hinter ihm
klaffte eine recht große Lücke. Hermione hatte offenbar Schwierigkeiten voranzukommen -
sie hatte kaum die Hälfte des Flusses hinter sich gebracht. Dicht hinter ihr hielt sich Snape an
dem Seil fest und sah aus, als würde er sich nur mühsam einen Kommentar wie "Miss
Granger - würden Sie vielleicht die Güte haben, sich ein *bisschen* zu beeilen!" zu
verbeißen.
Hermione klammerte sich an das dünne aber kräftige Seil, dass ihr in die kalten Hände schnitt.
Vorsichtig tastete sie sich mit den Füßen auf dem glitschigen Grund voran. Die Kälte des
Wassers kroch ihr in die Glieder. Wenn sie doch nur schon bei Harry und Ron auf dem
anderen Ufer wäre!
Warum um alles in der Welt hatten sie keinen Kältezauber benutzt und das Wasser des
Flusses einfach gefroren? Aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Gandalf und Saruman
dafür kein Verständnis gehabt hätten.
Hinter ihr keuchte Snape. Hermione war klar, dass er schon lange am anderen Ufer wäre,
wenn er vor ihr ins Wasser gegangen wäre. Er war immerhin ein erwachsener Mann - deutlich
kräftiger als sie und hatte außerdem längere Beine. Wahrscheinlich zog er ihr in Gedanken
alle paar Sekunden fünf Punkte von Gryffindor ab, weil er sich immer noch im kalten Wasser
befand, nur weil sie nicht schneller voran kam.
Hermione versuchte, sich zu beeilen. Sie hatte schon mehr als die Hälfte. Es konnte nicht
mehr lange dauern, dann musste sich das Flussbett heben.
Es geschah so plötzlich, dass Hermione kaum wusste, wie ihr geschah! Sie glitt auf einem
glitschigen Stein aus und sackte nach unten. Sie versuchte, sich am Seil festzuhalten, doch
ihre Hände waren so kalt und taub, dass das nasse Seil ihr durch Finger glitt. Der Sog zog sie
nach unten. Verzweifelt versuchte sie, das Seil doch noch zu fassen zu kriegen, doch sie griff
nur ins leere Wasser...
Ein schriller Schrei alarmierte Harry und Ron. In der nächsten Sekunde war Hermione
verschwunden. Wo eben noch ihr Kopf gewesen war, waren jetzt nur noch die sprudelnden
Fluten des Anduin.
"HERMIONE!!!" Aus Rons Stimme klang Panik heraus.
Bruchteile von Sekunden später war auch Snape verschwunden. Hatte er ebenfalls das
Gleichgewicht verloren? War er in den kalten Fluten ohnmächtig geworden, geschwächt, wie
er noch war?
Mit angehaltenem Atem suchten Harrys Blicke die Wasseroberfläche ab.
Hermione schluckte Wasser. // Nicht atmen!! // Ging es ihr durch den Kopf. Sie spürte, wie
der Sog des Wassers sie in Richtung Flussmitte zu ziehen drohte. Wild schlug sie mit Armen
und Beinen um sich und versuchte, an die Wasseroberfläche zu kommen.
Endlich bekam sie etwas zu fassen. Verzweifelt versuchte sie, ihre eiskalten Finger und das
etwas zu schließen, doch es gelang ihr kaum.
Bruchteile von Sekunden später spürte sie noch etwas: Jemand packte sie an der Robe und
zog sie gegen den Sog des Wassers zu sich. Dann spürte sie, wie jemand einen Arm um ihren
Brustkorb schob und sie an sich zog.
Endlich hatte sie den Kopf wieder über Wasser. Prustend sog Hermione die Luft ein - dann
wurde es dunkel um sie.
_.~*~.__.~*~.__.~*~.__.~*~._Fortsetzung folgt _.~*~.__.~*~.__.~*~.__.~*~._
vor zwei Kapiteln geplant, aber irgendwie ist dann doch mehr passiert, als ich dachte.
Dann war ich plötzlich gar nicht sicher, ob dieser Anschnitt so bleiben konnte - aber dann
habe ich doch einen weg gefunden. Naja. Lest einfach. ;-)
_.~*~.__.~*~.__.~*~._ Harry Potter und der Herr der Ringe_.~*~.__.~*~.__.~*~._
Harry lag in der Sonne und hatte die Augen geschlossen. Jeder Muskel seines Körpers schien
zu schmerzen. Er war unglaublich dankbar, dass sie endlich eine gescheite Pause machten.
Nachdem er seinen Tee getrunken und ein paar Bissen Lembas gefrühstückt hatte, hatte er
sich umgesehen.
Auf der anderen Seite des Flusses war das Ufer bewaldet. Wenn er Gandalf richtig verstanden
hatte, war der Wald vorerst das Ziel ihrer Reise, denn Gandalf und Saruman hatten dort wohl
Freunde.
Harry fragte sich, ob diese Zaubererfreunde wohl ähnlich seltsame Einstellungen hatten wie
die beiden alten Zauberer. Es musste ziemlich schlimm um Snape bestellt sein, wenn Saruman
sich dazu bequemte, Magie anzuwenden, um ihm zu helfen.
Snape hatte noch eine ganze Weile geschlafen. Mittlerweile war er jedoch wieder wach und
sah bedeutend besser aus, als die Tage zuvor. Er hatte wieder mehr Farbe im Gesicht - der
übliche Gelbton - hatte ein paar Mal seinen Arm ausprobiert und konnte ihn offenbar wieder
schmerzfrei bewegen. Momentan saß er in der Sonne, wie Harry, Ron, Hermione und Draco
auch und starrte in den Himmel.
Gandalf war vor einiger Zeit fortgegangen - wohin hatte er nur Saruman mitgeteilt - und
letzterer saß auf einem Baumstumpf und starrte vor sich hin.
Harry, Hermione und Ron nutzten die Zeit, um sich über das "Sprachproblem" Gedanken zu
machen.
"Also, wenn ihr mich fragt," - Hermione hatte ihren Klassenbesten-Tonfall angelegt - "dann
muss es an einem Zauber liegen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Gandalf und Saruman
Englisch sprechen, wenn sie nicht einmal wissen, wo England liegt."
"Unwahrscheinlich - aber nicht unmöglich!", fügte Ron hinzu, der sich darauf verlegt hatte,
Hermione mit der Nase darauf zu stoßen, wenn sie etwas mal nicht mit absoluter Sicherheit
wusste. Doch diese ging gar nicht darauf ein.
"Diese andere Sprache, die wir in der Festung gehört haben, die Orcsprache - das ist definitiv
eine Sprache, die es in unserer Welt nicht gibt."
"Und die, die Saruman heute morgen gesprochen hat, als er Snape geheilt hat, auch nicht!",
ergänzte Harry.
"Richtig!" Hermione tat, als wäre das ihr Argument gewesen. "Also können wir daraus
schließen, dass wir nur die Sprache verstehen, die sie mit uns sprechen."
Harry kratzte sich nachdenklich am Kopf. "Liegt es daran, dass sie mit *uns* sprechen? Oder
ist es sozusagen eine magische Sprache, die von jedem verstanden wird? Oder liegt es an
einem Zauber, dass wir uns gegenseitig verstehen - denn sie verstehen ja auch Englisch!"
Sie sahen sich ratlos an. Dann zuckte Hermione mit den Schultern. "Schwer zu sagen - aber
irgendwie halte ich den gegenseitigen Verständigungs-Zauber für am wahrscheinlichsten."
"Und wer hat ihn ausgesprochen?" formulierte Ron die Frage, die ihnen allen im Kopf herum
ging. Da hatten sie also ein Problem in Angriff genommen und schon tauchte ein neues auf.
"Also - Gandalf und Saruman wohl nicht - die hätten das sicher erwähnt." Harry sah zu
Hermione, die schweigend auf ihrer Unterlippe kaute.
"Vielleicht hängt es mit dem Gang zusammen?" Sie sah die beiden Jungen an. "Vielleicht
wird der Zauber wirksam, wenn man durch eines der Tore geht?"
"Das würde einiges erklären!" Ron kratzte sich an der Nase. "Aber dann stellt sich die Frage:
Wer hat den Gang und die Tore angelegt? Und wir sind durch das mittlere gegangen - wo
führen die anderen hin? In andere Welten? An andere Plätze auf dieser Welt?"
"Und wer hat überhaupt ein Interesse daran, von einer Welt in die andere zu wechseln?"
formulierte Hermione die wichtigste Frage von allen.
"Vielleicht der Hexenmeister, den Gandalf und Saruman vertrieben haben?" Bequemer Weise
vergaß Harry, dass sein Lehrer auch einen Beitrag dazu geleistet hatte.
"Aber was könnte er in Hogwarts wollen?"
Hermione kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. "Oder es ist anders herum. Jemand wollte
von Hogwarts hierher kommen."
Ron sah sie zweifelnd an. "Und wer wäre wohl so dumm? Ich meine - hier gibt es nichts! Sie
haben nicht einmal Besen. Und sie versuchen die ganze Zeit möglichst wenig zu zaubern.
Glaubst Du etwa, jemand würde hier Urlaub machen wollen?"
Harry war nicht ganz so skeptisch, wie Ron. Er sprach aus, was Hermione wohl vermutet
hatte. "Voldemort!"
Hermione nickte. Ron lachte auf. "Aber warum?"
Harry sah seinen Freund an. "Vielleicht wollte er sich Hilfe holen? Vielleicht wollte er sich
mit dem bösen Hexenmeister verbünden?"
Hermione setzte noch eines drauf. "Vielleicht ist die Magie hier anders? Vielleicht mächtiger?
Vielleicht benutzen sie sie deswegen nicht so, wie wir?"
Ron schnaubte. "Magie ist Magie, Hermione!"
"Da wäre ich mir nicht so sicher, Weasley!" Snape war zum Feuer getreten, um sich einen
Becher Tee einzufüllen und hatte offenbar die letzten Sätze der Unterhaltung gehört. Harry
wollte gerade nachhaken, was Snape gemeint hatte, doch leider kam genau in diesem Moment
Gandalf von seinem Erkundungsgang zurück.
"Ich habe eine Stelle gefunden, an der das Wasser seicht genug ist!" Er nickte Saruman zu,
der sich von seinem Baumstumpf erhob.
"Wir sollten jetzt weitergehen, damit wir noch bei Sonnenlicht den Anduin überqueren
können. Danach sind wir in Sicherheit. Ein Wächter der Galadrim hat mich gesehen und
erkannt - er wird bereits Meldung gemacht haben. Ich bin sicher, wir werden auf der anderen
Seite freundlich empfangen werden!"
Das klang gut. Alle erhoben sich und folgten Gandalf am Ufer entlang. Es dauerte dennoch
eine ganze Weile, bis sie an der Stelle angekommen waren.
Währenddessen dachte Harry über Snapes Worte nach. War Magie nicht gleich Magie? Wie
konnte es Unterschiede geben? Natürlich - es gab die dunklen Künste, aber war das eine
andere Form von Magie? Wohl eher nicht. Andererseits hatte Snape mit den beiden anderen
Zauberern gekämpft. Hatte er bei diesem Kampf festgestellt, dass die zwei anders zauberten,
als er?
Als sie an der Furt ankamen verschob Harry das Problem auf später. Unter anderem weil er
darauf vertraute, dass Hermione wahrscheinlich ebenfalls darüber nachdachte und mit hoher
Wahrscheinlichkeit zu einem findigen Ergebnis kommen würde.
Während Harry die "seichte Stelle" betrachtete, fragte er sich - nicht zum ersten mal - was
Gandalf eigentlich für Maßstäbe ansetzte. Nicht nur, dass sie tagelang im zügigen
Marschtempo gewandert waren, ohne ausreichend Nachtruhe - diese Stelle war alles
mögliche, aber "seicht" traf mit Sicherheit nicht zu.
Zugegeben - der Fluss war hier etwas breiter als stromaufwärts, so dass das Wasser etwas
ruhiger floss, aber genau das war der Punkt: *etwas* *ruhiger* nicht etwa *ruhig*. Es gab
immer noch jede Menge Stromschnellen und als Gandalf ins Wasser watete, versank er
beinah bis zu den Hüften.
Und hatte sichtlich Mühe, sich im Wasser zu halten.
Harry warf einen zweifelnden Blick auf Hermione, die es mit ihrer zierlichen Gestalt deutlich
schwerer haben würde. Und auf Snape, der zwar wieder auf den Beinen stand, aber nicht so
aussah, als wäre er bereits wieder vollständig bei Kräften. Und Harry selbst war letztendlich
auch nicht gerade kräftig gebaut... Als er auf der gegenüberliegenden Flusseite zwei Männer
aus dem Wald treten sah.
Sie trugen grüne Kleidung und hatten lange, blonde Haare. Der eine erinnerte Harry ein
bisschen an Lucius Malfoy. Er warf einen Blick zu Draco, doch der hatte offenbar keine
Probleme seinen Vater und den blonden Förster auseinander zu halten.
Offenbar waren es ebenfalls Zauberer, denn beide hatten langes Haar. Gandalf war jetzt
drüben angekommen und sprach mit ihnen. Einer holte ein Seil hervor und warf es über den
Fluss. Saruman fing es auf und befestigte es an einem Baum.
Harry konnte kaum glauben was er sah - der Fluss war wirklich ziemlich breit. Und der Mann
hatte unglaublich gut gezielt geworfen...
Dann winkte Gandalf ihnen, dass sie hinüberkommen sollten. Saruman wies Harry und Ron
an, vorzugehen.
Harry trat ins Wasser. Es war ziemlich kalt und wurde schnell tiefer. Schon nach wenigen
Schritten spürte er den Sog des Wassers und noch ein paar Meter weiter stand er bis zur Brust
im Wasser. Er hielt sich an dem dünnen Seil fest, um nicht weggespült zu werden. Hinter ihm
ging Ron. Dicht hinter Ron war Draco, der scharf eingeatmet hatte, als er die Kälte des
Wassers gespürt hatte.
Wieder einmal - wie schon so oft in den vorhergehenden Tagen - fragte sich Harry, ob es
nicht einen Zauber gab, der ihnen die Überquerung erleichtert hätte.
Einen Kältezauber, zum Beispiel, hätte den Fluss gefroren. Sie hätten ohne Probleme über das
Eis laufen können. Er war sicher, dass Hermione den Spruch wusste - aber diese war Draco
gefolgt und stand mittlerweile ebenfalls bis zu den Schultern im Wasser.
Dann spürte Harry, dass der Boden unter seinen Füßen sich hob. Er hatte das andere Ufer
erreicht. Mit ein paar möglichst großen Schritten verließ er die kalten Fluten. Hinter ihm
erreichte Ron ebenfalls den Grassaum.
Harry sah zurück. Draco war jetzt ebenfalls im flachen Wasser angekommen, doch hinter ihm
klaffte eine recht große Lücke. Hermione hatte offenbar Schwierigkeiten voranzukommen -
sie hatte kaum die Hälfte des Flusses hinter sich gebracht. Dicht hinter ihr hielt sich Snape an
dem Seil fest und sah aus, als würde er sich nur mühsam einen Kommentar wie "Miss
Granger - würden Sie vielleicht die Güte haben, sich ein *bisschen* zu beeilen!" zu
verbeißen.
Hermione klammerte sich an das dünne aber kräftige Seil, dass ihr in die kalten Hände schnitt.
Vorsichtig tastete sie sich mit den Füßen auf dem glitschigen Grund voran. Die Kälte des
Wassers kroch ihr in die Glieder. Wenn sie doch nur schon bei Harry und Ron auf dem
anderen Ufer wäre!
Warum um alles in der Welt hatten sie keinen Kältezauber benutzt und das Wasser des
Flusses einfach gefroren? Aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Gandalf und Saruman
dafür kein Verständnis gehabt hätten.
Hinter ihr keuchte Snape. Hermione war klar, dass er schon lange am anderen Ufer wäre,
wenn er vor ihr ins Wasser gegangen wäre. Er war immerhin ein erwachsener Mann - deutlich
kräftiger als sie und hatte außerdem längere Beine. Wahrscheinlich zog er ihr in Gedanken
alle paar Sekunden fünf Punkte von Gryffindor ab, weil er sich immer noch im kalten Wasser
befand, nur weil sie nicht schneller voran kam.
Hermione versuchte, sich zu beeilen. Sie hatte schon mehr als die Hälfte. Es konnte nicht
mehr lange dauern, dann musste sich das Flussbett heben.
Es geschah so plötzlich, dass Hermione kaum wusste, wie ihr geschah! Sie glitt auf einem
glitschigen Stein aus und sackte nach unten. Sie versuchte, sich am Seil festzuhalten, doch
ihre Hände waren so kalt und taub, dass das nasse Seil ihr durch Finger glitt. Der Sog zog sie
nach unten. Verzweifelt versuchte sie, das Seil doch noch zu fassen zu kriegen, doch sie griff
nur ins leere Wasser...
Ein schriller Schrei alarmierte Harry und Ron. In der nächsten Sekunde war Hermione
verschwunden. Wo eben noch ihr Kopf gewesen war, waren jetzt nur noch die sprudelnden
Fluten des Anduin.
"HERMIONE!!!" Aus Rons Stimme klang Panik heraus.
Bruchteile von Sekunden später war auch Snape verschwunden. Hatte er ebenfalls das
Gleichgewicht verloren? War er in den kalten Fluten ohnmächtig geworden, geschwächt, wie
er noch war?
Mit angehaltenem Atem suchten Harrys Blicke die Wasseroberfläche ab.
Hermione schluckte Wasser. // Nicht atmen!! // Ging es ihr durch den Kopf. Sie spürte, wie
der Sog des Wassers sie in Richtung Flussmitte zu ziehen drohte. Wild schlug sie mit Armen
und Beinen um sich und versuchte, an die Wasseroberfläche zu kommen.
Endlich bekam sie etwas zu fassen. Verzweifelt versuchte sie, ihre eiskalten Finger und das
etwas zu schließen, doch es gelang ihr kaum.
Bruchteile von Sekunden später spürte sie noch etwas: Jemand packte sie an der Robe und
zog sie gegen den Sog des Wassers zu sich. Dann spürte sie, wie jemand einen Arm um ihren
Brustkorb schob und sie an sich zog.
Endlich hatte sie den Kopf wieder über Wasser. Prustend sog Hermione die Luft ein - dann
wurde es dunkel um sie.
_.~*~.__.~*~.__.~*~.__.~*~._Fortsetzung folgt _.~*~.__.~*~.__.~*~.__.~*~._
