- KAPITEL SIEBEN -
Vollmond
Wie Nala es sich vorgenommen hatte, ging sie Snape aus dem Weg. Tatsächlich
sahen sie sich, ausser bei den Mahlzeiten, nie. Die Lage beruhigte sich ein wenig
und in Nalas Kopf wurden wieder andere Dinge wichtiger. Doch sie hatte mit
Snape nicht mehr gesprochen und sich auch nicht bei ihm entschuldigt.
Der Unterricht mit den Schülern machte ihr grossen Spass. Es war für sie eine
ganz neue Erfahrung und sie war überrascht, wie toll sie es haben konnte mit
den Klassen. Im Moment wünschte sie sich sogar, dass sie nie mehr als Aurorin
arbeiten müsste.
Eines Samstag Abends, zwei Wochen nach Halloween, wollte sie gerade noch ein
wenig spazieren gehen, als ihr Dumbledore über den Weg lief.
"Wohin willst du?", fragte er sie neugierig.
"Ach, ich möchte noch nach draussen. Heute ist Vollmond, da möchte ich das
Klischee nicht hängen lassen und ein bisschen den Mond anheulen gehen!"
Sie grinste übers ganze Gesicht. "Das ist wirklich toll! Es entspannt so
schön."
"Hmm, dann wünsche ich dir viel Spass!" Dumbledore zwinkerte ihr zu,
doch dann wurde er plötzlich ernst. "Ich mache mir Sorgen um Severus. Er
ist schon so lange weg. Voldemort hat ihn zu sich gerufen. Könntest du draussen
die Augen etwas offen haben?"
"Mach ich", sagte Nala bestimmt, aber wenn sie nur schon diesen Namen
hörte, drehte sich ihr Magen um.
Die beiden nickten sich zu und dann gingen sie ihrer Wege.
Die Nacht war nicht so klar, wie Nala es gehofft hatte. Dicke graue Wolken
verdeckten den Himmel grössten Teils, aber glücklicherweise war der Mond noch
sichtbar. Flink verwandelte sich Nala in einen Wolf und trabte los. Ihr
schneeweisses Fell schimmerte im Mondlicht ganz bezaubernd, ja es glitzerte
sogar ab und zu. Eine Weile lief sie unbeschwert in die Nacht hinaus. Sie
wollte möglichst viel Abstand zwischen sich und den Verbotenen Wald bringen,
damit sie ihn von einem Hügel aus überblicken konnte.
Für eine Zeit sass sie einfach nur auf dem Hügel, atmete die kühle Nachtluft
ein und bestaunte den tiefschwarzen Wald hinter dem Schloss. Er war wunderschön
und anziehend, weil sich so viele Geheimnisse in ihm verbergen.
Nala heulte ein bisschen den Mond an, doch schon bald wurden es noch grössere
und dickere Wolken und man konnte den Mond nicht mehr sehen. Es wurde
schwärzeste Nacht und Nala trollte sich friedlich wieder den Hügel herunter.
Sie liess ihren Blick über die dunkle Ebene schweifen, als ihr plötzlich etwas
auffiel, das dort nicht sein sollte. Ganz in der Nähe des Waldes lag ein
schwarzes Häufchen, das offensichtlich von einem wilden Wolf belästigt wurde.
Als der Wolf bemerkte, dass Nala auf ihn zukam, verflüchtigte er sich gleich.
Es war ein Mensch, der da auf dem Boden lag und sie musste nur einmal kurz an
ihm schnuppern, um zu wissen, wer es war. Sie hatte Snape gefunden, doch es
schien ihm nicht gerade gut zu gehen. Sie nahm wieder ihre menschliche Gestalt
an und beugte sich über ihn. Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, empfand sie
Mitleid für diesen Mann. Sie zweifelte keinen Moment daran, dass Voldemort ihn
so zugerichtet hatte. Sollte er tatsächlich und wahrhaftig auf der guten Seite
stehen, dann nahm er wirklich einiges auf sich.
Vorsichtig untersuchte sie ihn, wobei er kurz aufstöhnte, aber sein Bewusstsein
gleich wieder verlor. Nala erschrak, als sie feststellte, wie übel er
zugerichtet war. Er schien überall verwundet zu sein, denn es gab fast keine
Stelle an ihm, wo sie kein Blut fand. Sie zückte ihren Zauberstab und
flüsterte: "Mobilicorpus!"
So schnell es ging, lief sie zurück zum Schloss und Snapes Körper schwebte
hinterher. Endlich im Krankenflügel angekommen, legte sie Snape auf ein Bett
und holte Poppy Pomfrey aus ihrem Arbeitszimmer. Es war sonst niemand im
Krankenflügel, worüber alle froh waren, denn so kamen keine lästigen Fragen von
den Schülern.
"Meine Güte!" sagte Poppy entsetzt. "Den Armen haben sie wieder
einmal schlimm drangenommen."
"Ich habe ihn in der Nähe des Waldes gefunden. Ich glaube, ein Wolf hat
ihn auch noch gebissen", meinte Nala besorgt.
"Gut, dass du ihn so schnell hergebracht hast, Nala. Ich werde sehen, was
ich machen kann. Kannst du nachher mit Professor Dumbledore noch einmal
vorbeikommen?"
"Natürlich", nickte Nala und machte sich dann auf zu Dumbledore. Sie
hatte Glück, denn er schlief noch nicht, weil er hatte warten wollen, bis Snape
zurück kommen würde. Während Nala ihm alles ganz genau berichtete, wurde
Dumbledores Gesichtsausdruck immer unruhiger.
"Ich glaube, da ist etwas gar nicht in Ordnung. Ich muss mit ihm
sprechen", sagte er schliesslich und die beiden eilten zurück zum
Krankenflügel.
*
Als Severus aufwachte starrten ihn drei besorgte Augenpaare
an. Da waren die braunen, mütterlichen Augen von Poppy, die er schon so oft
gesehen hatte, wenn er im Krankenflügel aufgewacht war. Dann erkannte er die
tiefblauen, beruhigenden Augen hinter Dumbledores halbmondförmigen
Brillengläsern. Doch die türkisblauen Augen, die offensichtlich Miss Silver
gehörten, machten ihn angespannt. Hatte er für einen kurzen Moment Sorge in
ihnen lesen können? Das konnte nicht sein. Und weshalb fühlte er sich so
komisch? Er stöhnte leise auf und wollte sich bewegen, doch er bekam ziemlich
starke Schmerzen, die ihm rieten besser ruhig zu bleiben.
"Langsam, Severus", mahnte Poppy. "Du wirst noch eine Weile hier
bleiben müssen."
Snape knurrte etwas Unverständliches vor sich hin.
"Sag mir, was ist passiert?" meldete sich nun Dumbledore zu Wort und
setzte sich auf die Kante von Severus' Bett.
Erst jetzt erinnerte sich Severus an das Treffen und antwortete plötzlich
heftig: "Es ist jetzt keine Zeit für Erklärungen. Voldemort will Black
schnappen, damit er einen Köder für Potter hat. Ich habe nicht gesagt, wo er
sich aufhält, aber sie werden ihn schnell finden, denn sie werden als Erstes in
Potters Nähe suchen."
"Wir müssen Sirius hierher holen", sagte Dumbledore ernst.
"Kannst du das gleich machen, Nala?"
Nala schaute zwar entsetzt drein, aber sie musterte Snape auch misstrauisch.
"Was, wenn es eine Falle ist?" fragte sie, ohne sich darum zu
kümmern, dass Snape auch hier war. "Vielleicht werde ich bei Sirius
bereits erwartet von einer Horde Todessern und er sollte mich zu ihnen
schicken!"
"Sie müssen mir nicht glauben, aber wenn sie Black kriegen, bin ich nicht
schuld, sondern Sie", knurrte Snape drohend.
"Immer mit der Ruhe ihr beiden!" befahl Dumbledore. "Das können
wir jetzt nicht brauchen. Nala, du gehst und holst Sirius. Sei vorsichtig und
mach dich unsichtbar. Und du, Severus, legst dich jetzt wieder hin und
schläfst. Es ist ein Wunder, dass du überhaupt noch lebst."
"Ich werde Sirius nicht im Stich lassen, Albus, aber wenn die Todesser
merken, dass er gewarnt wurde, ist es aus mit deinem Spion." Sie machte
mit ihrem Kopf eine Deutung auf Snape.
"Hmm, da hast du recht. Dann müsst ihr beide in Sirius' Wohnung warten,
bis sie kommen und dann gleich disapparieren. Es muss aussehen, als wärt ihr
überrascht worden. Schaffst du das?"
"Bestimmt", versicherte Nala und lief los.
Mit ihrem Besen flog sie schnell nach Hogsmeade. Sie machte sich unsichtbar und
betrat das Haus in dem Sirius wohnte. Es schien alles ruhig zu sein. Sie
horchte an Sirius' Wohnungstür, doch nichts war zu hören. Nala konnte nichts
Verdächtiges feststellen. Zögernd klopfte sie an die Tür, aber es kam keine
Antwort. Nach einem zweiten Versuch wieder ohne Antwort, öffnete sie die Tür
mit ihrem Zauberstab und ging hinein.
Es war dunkel in der kleinen Wohnung, nur ein Licht auf dem Esstisch brannte.
Es war noch gedeckt und es sah aus, als sei das Essen überstürzt abgebrochen worden.
Sie rief nach Sirius, doch er meldete sich nicht. Badezimmer und Schlafzimmer
waren leer. Jetzt begann sie sich wirklich langsam Sorgen zu machen. Hatten die
Todesser ihn etwa schon geholt?
Da hörte sie plötzlich Schritte im Flur und versteckte sich hinter der Tür,
durch die sie die Wohnung betreten hatte. Die Tür wurde geöffnet und Nala
wollte gerade die eintretende Person mit einem "Ganz
Körper-Klammer"-Spruch belegen, doch sie realisierte noch rechtzeitig,
dass es Sirius war.
"Sirius!" rief sie erleichtert und umarmte ihn glücklich.
"Nala? Was tust du hier?" fragte dieser verwundert.
"Du bist in Gefahr! Die Todesser sind auf der Suche nach dir! Ich soll
dich nach Hogwarts holen!"
"Weshalb will Voldemort mich plötzlich so dringend in die Finger kriegen?"
"Snape hat nur gesagt, dass er dich als Köder für Harry will."
"Der gibt echt nie auf. Also, lass uns gehen."
"Ähm, Sirius, das geht nicht. Wir müssen hier bleiben, bis sie kommen und
dann gleich verschwinden, weil Voldemort sonst wüsste, dass wir gewarnt
wurden."
"Was? Was ist denn das wieder für ein verrückter Plan? Und was sollen wir
jetzt tun? Hier sitzen und Däumchen drehen?" Sirius starrte sie mit
grossen, unglaubwürdigen Augen an.
Nala lächelte ihn an. "Naja, wir wollen doch das Eis nicht schmelzen
lassen." Sie deutete auf den grossen Eisbecher, den Sirius wohl gerade im
Dorf geholt hatte und immer noch in seiner linken Hand hielt.
"Du bist echt krass! Da könnte jeden Moment ein Todesser in meiner Wohnung
stehen und du willst hier gemütlich warten und Eis essen!"
"Hast du eine bessere Idee? Es soll doch so aussehen, als würden wir
überrascht werden!"
"Hmm, also setz dich, bitte. Ich bringe dir einen Teller und ein Glas
Wein."
Nala setzte sich an seinen Esstisch und gleich zauberte Sirius ihr einen
kleinen Teller vor die Nase. Dann schenkte er ihr ein Glas Wein ein und
richtete mit seinem Zauberstab zwei Kugeln Vanille-Eis auf ihrem Teller an.
"Danke", sagte sie, während er schon mit seinem Teller beschäftigt
war.
Schliesslich löffelten die Beiden an ihrem Eis herum, doch es war eine dicke,
drückende Spannung in der Luft. Aber es dauerte keine fünf Minuten, als Nala,
die ständig zum Fenster hinausstarrte, drei dunkle Gestalten auf der Strasse
draussen sah.
"Sie sind hier! Mach dich bereit! Wir treffen uns hinter dem Drei Besen
und fliegen, dann so schnell wie möglich nach Hogwarts."
"Gut, viel Glück!"
"Viel Glück!" Nala nahm ihren Besen fest in die linke Hand und Sirius
stiess vor Aufregung sein Weinglas um.
Und da "Plop!", stand der erste Todesser schon in der kleinen
Wohnung. Geschickt nutzten Nala und Sirius seinen Moment der Verwunderung und
apparierten wie abgemacht hinter dem Drei Besen. Nala kam einige
Sekunden später, in denen Sirius schon beinah Panik bekam, aber sie tauchte
doch noch auf und flink bestiegen die Beiden Nalas Besen und flitzten davon.
Erst vor dem Tor zu Hogwarts' Eingangshalle machten sie Halt und verschnauften
kurz.
"Wo warst du denn so lange?" fragte Sirius keuchend.
"Ich hatte einige Anlaufschwierigkeiten aus dem Sitzen zu disapparieren.
Zum Glück war der Todesser etwas begriffsstutzig. Gerade als der zweite
erschien, konnte ich entkommen."
Sirius musterte sie streng. "Ich mag es nicht, wenn du dich in solchen,
gefährlichen Pläne verwickelst."
Nala boxte ihn sanft auf die Schulter. "Es ging doch gut. Komm Dumbledore
will dich bestimmt sehen."
Kaum hatten sie die Eingangshalle betreten, kamen ihnen auch schon Dumbledore
und McGonagall entgegen. Dumbledore reichte Sirius gleich stürmisch die Hände.
"Was bin ich froh, dass ihr wohlerhalten hier seid. Willkommen,
Sirius!"
"Schön, dass du da bist", lächelte auch Minerva.
"Du wirst nun wohl einige Zeit unser geheimer Gast sein. Minerva bringt
dich zu meinem Gästezimmer. Ist dir das recht?"
"Ja. Geht es Harry gut?"
"Oh, sicher", schmunzelte Minerva. "Er schläft wie ein
Murmeltier. Ich werde ihn morgenfrüh zu dir bringen. Komm jetzt!"
Sirius und Minerva gingen die grosse Marmortreppe hinauf, während sich
Dumbledore an Nala wandte.
"Das hast du gut gemacht. Ich weiss wie gefährlich es war." Er legte
ihr kurz fürsorglich eine Hand auf ihre Schulter. "Kann ich dich noch um
etwas bitten?"
"Klar. Gibt es noch mehr Probleme?"
"Naja, heute ist doch Vollmond und Severus wurde doch gebissen. Kannst du
mit Sicherheit sagen, dass es kein Werwolf war?"
Nala war einen Moment sprachlos. An so etwas hatte sie gar nicht gedacht. So
sehr sie sich auch anstrengte, sie konnte nicht versichern, dass es nur ein
normaler Wolf war. "Ich weiss es nicht, Albus. Er war zu weit weg. Ich
habe ihn nicht genau sehen können. Tut mir leid."
"Schon gut. Früher oder später werden wir es wissen. Heute ist die zweite
Nacht des Monats, in der sich die Werwölfe verwandeln. Wenn sich Severus nicht
in den nächsten 24 Stunden in einen Werwolf verwandelt, war es nur ein normaler
Wolf. Wollen wir es hoffen. Kannst du dich solange neben ihn setzen und
aufpassen? Schliesslich bist du ja unsere Verteidigungen-Lehrerin."
Dumbledore zwinkerte ihr zu.
In Nalas Augen konnte man lesen, dass ihr dieser Auftrag ganz und gar nicht
passte. Nala dachte sich, sie würde lieber 24 Stunden auf Todesser in Sirius'
Wohnung warten, als neben Snape zu sitzen, um ihn zu fassen, falls er sich in
einen Werwolf verwandeln würde. Aber sie wollte den Schulleiter nicht
enttäuschen. Sie hob resignierend die Hände und meinte: "Was immer du von
mir verlangst."
"Danke. Du findest Kaffee und Tee im Krankenflügel und es ist ja zum Glück
Sonntag, du kannst den Schlaf also nachholen, wenn die Sonne scheint."
"Also dann, gute Nacht", murmelte Nala und fügte sich ihrem
Schicksal. Bevor sie aber in den Krankenflügel ging, machte sie noch einen
Abstecher in ihr Büro und holte die Hausaufgaben ihrer Schüler, damit sie
wenigstens etwas zu tun hatte.
Als Nala den Krankenflügel betrat, sprach sie zuerst noch ein paar Worte mit
Poppy. Von ihr erfuhr sie, dass Snape tatsächlich ziemlich schlimm verletzt
gewesen war. Er hatte, neben dem Wolfsbiss, viele Schrammen und Kratzer,
gebrochene Rippen, eine ausgerenkte Schulter und ein gebrochener Arm. Die
Knochen hatte Poppy in der Zwischenzeit geheilt, doch Snape würde bis Montag
noch hier liegen bleiben müssen, weil er doch recht viel Blut verloren hatte
und auch noch Schmerzen hatte.
"Hmm, jetzt habe ich wenigstens Gelegenheit mich mit ihm
auszusprechen", dachte Nala, als sie sich in dem Sessel neben seinem Bett
niederliess.
"Wie fühlen Sie sich, Professor?" fragte sie artig.
"Oh, es ging mir noch nie besser!" brummte er sarkastisch. "Sie
können auch wieder gehen, ich brauche keinen Aufpasser, auch wenn der
Schulleiter das für nötig hält."
"Ich werde nicht gehen. Ob es Ihnen nun passt oder nicht, Poppy wird jetzt
schlafen gehen und ich werde hier nach dem Rechten sehen. Sie sollten auch
schlafen. Tun Sie sich keinen Zwang an." Sie schenkte sich eine Tasse
Kaffe ein und begann die Arbeiten der Schüler zu korrigieren.
"Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich schlafe, wenn Sie hier wie ein
Geier neben meinem Bett lauern!"
Nala grinste übers ganze Gesicht. "Ich mache Sie doch nicht etwa
unruhig?"
"Nein", knurrte er und nippte an seiner Tasse Tee.
"Erzählen Sie mir, was Voldemort genau vorhatte?" fragte sie
interessiert.
"Er wollte Potter einen Portschlüssel schicken, der ihn zu einem
bestimmten Zeitpunkt zu ihm bringen würde. Würde Potter den Portschlüssel nicht
benutzen, würde er seinen Paten töten. Und wie wir Potter kennen, hätte er sich
lieber in den Tod gestürzt in der Hoffnung, er könne Black retten, als ihn
seinem Schicksal zu überlassen."
"Vielleicht wäre er auch zu Dumbledore gegangen und wir hätten eine Lösung
gefunden..."
"Oh, das glauben Sie doch selber nicht. Potter stürzt sich doch geradezu
von einem gefährlichen Abenteuer ins nächste. Es wundert mich, dass er immer so
viel Glück hat und noch lebt."
"Das sollte Sie nicht wundern, sondern freuen. Aber wie sollten Sie sich auch
freuen, wenn sie k... , ach, lassen wir das. Harry und Sirius sind hier sicher
in Hogwarts und das ist das Einzige, was im Moment wichtig ist.
"Sehen Sie, ich hatte recht und es war keine Falle!"
Nala sah ihn nur an, antwortete aber nichts darauf. Doch dann wollte sie etwas
anderes wissen. "Warum hat Voldemort Sie so schlimm gefoltert?"
"Er wollte von mir wissen, wo er Sirius finden kann."
"Haben Sie es denn überhaupt gewusst?"
"Sicher. Dumbledore hat mir gesagt, dass er hier ist."
"Haben Sie es Voldemort verraten?"
"Nein, natürlich nicht."
"Dann haben Sie Glück, dass er Sie leben liess."
"Er foltert immer so lange, bis er das Gefühl hat, man habe ihm alles
gesagt, was man weiss."
"Und dann apparierten Sie an der Grenze von Hogwarts, haben es nicht mehr bis
zum Schloss geschafft und sind zusammengebrochen, wo ich Sie gefunden
habe..."
"Offensichtlich", sagte er genervt.
Nala begann sich über sich selbst zu wundern. Anscheinend hatte sie tatsächlich
wieder zu sich gefunden, denn Snape konnte sie nicht mehr auf die Palme
bringen, egal in welchem Tonfall er mit ihr sprach. Sie konnte sich nicht
helfen, aber er tat ihr leid und wenn er sie jetzt nicht angelogen hatte, dann
beeindruckte es sie ein wenig, dass Voldemort seinen Willen nicht hatte brechen
können.
"Ich werde Sie jetzt nicht mehr ausfragen. Sie sollten nun wirklich
schlafen. Hoffen wir, dass Sie nicht als Werwolf erwachen." Sie löschte
alle Kerzen bis auf eine.
"Ich bin kein Werwolf", murmelte er noch und drehte ihr den Rücken
zu.
Es dauerte nicht lange, bis Nala seine tiefen, regelmässigen Atemzüge hörte,
die sie wissen liessen, dass er eingeschlafen war. Nala fühlte sich merkwürdig.
Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie sich das letzte Mal in einer solch
seltsamen Situation befunden hatte. Da schlief nun tatsächlich Snape vor ihrer
Nase und sie sollte auf ihn aufpassen. Jemandem beim Schlafen zusehen, empfand
Nala als etwas sehr Persönliches, umso angespannter war für sie die Situation,
weil es Snape war, der ja nicht gerade ihr bester Freund war. Ihm musste es
doch genauso gehen. Er musste wirklich sehr erschöpft sein, wenn er trotzdem
schlafen konnte.
Sie seufzte leise und widmete sich wieder den Arbeiten. Sie würde noch einige
Stunden totschlagen müssen, bis die Sonne aufgehen würde und sie sich endlich
schlafen legen konnte. Als sie mit Sirius in Hogwarts angekommen war, war es
erst kurz nach Mitternacht gewesen. Viel zu schnell hatte sie alle Arbeiten
korrigiert und sie musste sich dem Buch widmen, dass sie auch noch mitgenommen
hatte. Es hiess "Sternenhimmel" und wurde von Mirella Malvone
geschrieben. Es handelte von einer Hexe, die ihre Zauberkräfte verloren hatte
und diese nun mit der Hilfe ihres Katers suchte. Doch in den frühen
Morgenstunden schaffte es nicht einmal mehr dieses Buch, Nala wach zu halten
und der Schlaf übermannte sie.
