- KAPITEL VIERZEHN -
Ehepaar im Supermarkt des Grauens
Noch bevor es hell wurde am nächsten Tag, bekam Nala Post. Morgaine kam mit
zwei Schleiereulen, die ein grosses Packet trugen. Leise öffnete Nala die Balkontür,
damit Severus nicht geweckt wurde. Zuerst gab sie den Vögeln Futter, dann
widmete sie sich dem Brief, den Morgaine mitgebracht hatte.
Liebe Nala
Ich wünsche dir von Herzen schöne Weihnachten. Hoffentlich kannst du es ein
bisschen geniessen, ich weiss, du hast dir Weihnachten etwas anders
vorgestellt. Und Severus ist auch nicht gerade ein Mensch, der gerne
Weihnachten feiert. Damit du doch nicht ganz auf alles verzichten musst, habe
ich dir alle Briefe und Geschenke, die für euch in Hogwarts angekommen sind,
nachgeschickt.
Wie hat dir denn die Bibliothek gefallen? Sie ist wunderbar, nicht wahr? Ich
hoffe immer noch, dass ihr dort brauchbare Informationen finden könnt, doch
wenn ihr bis Ende der Ferien kein Glück habt, dann kehrt trotzdem zurück nach
Hogwarts. Vielleicht finden wir noch einen anderen Weg, wer weiss...
Also dann, melde dich mal und viel Spass!
Mit freundlichen Grüssen
Albus Dumbledore
Was ihr so viel Spass machen sollte, verstand Nala zwar nicht ganz, aber sie
freute sich über den Brief und das Packet, setzte sich auf den Boden und fing
an dieses zu öffnen. Doch als Nala ihre Sachen heraussuchen wollte, merkte sie,
dass alles, bis auf einen einzigen Brief, für sie bestimmt war. Sie sah an der
Handschrift, dass der Brief für Severus von Albus stammte und da spürte sie
plötzlich einen Stich in der Brust. Es machte sie traurig, dass Severus ausser
einem Brief von Dumbledore keine Post zu Weihnachten bekam. Hatte er denn
niemanden sonst, der ihm wenigstens eine nette Karte schreiben könnte?
Sie kam sich komisch vor, weil sie so viel Post erhalten hatte und sie wusste,
dass es sie selbst ganz schön betrüben würde, wenn es umgekehrt gewesen wäre.
Da sie die Stimmung nicht noch schlechter machen wollte, als sie ohnehin schon
war, beschloss sie ihm nichts von dem Packet zu sagen und ihre Sachen vorerst
einmal zu verstecken. Leider kam sie nicht mehr dazu, das zu tun.
"Ist Post für mich gekommen?" fragte Severus, wobei Nala hochschrak,
als wäre sie bei etwas Verbotenem erwischt worden. Severus war von hinten an
sie herangetreten, hatte sich zu ihr hinuntergebeugt und direkt hinter ihrem
Ohr begonnen zu sprechen. Er musste sich ja richtig angeschlichen haben, dachte
Nala, denn sonst hätte sie ihn bestimmt vorher bemerkt. Dieser Gedanke bereitete
ihr Unbehagen.
"Ähm ja", stotterte Nala und reichte ihn seinen Brief. "Der ist
für dich."
Da sass sie nun auf dem Boden mit drei Geschenken und fünf Briefen in der Hand
und Severus bekam gerade mal einen. Der Klos in ihrem Hals schien immer grösser
zu werden und sie schämte sich jetzt sogar ein wenig.
Severus sah sehr wohl die Schwierigkeit dieser Situation und es reizte ihn
ungemein, irgendeine spitze Bemerkung über Leute, für die nur das Materielle
zählt, fallen zu lassen, damit es ihr noch peinlicher war, aber er riet sich
selber davon ab, weil er genau wusste, was sie antworten würde... und das
wollte er nicht hören. Also las er einfach den Brief, während Nala schnell ihre
Geschenke wegräumte.
Sie liess sie schrumpfen, damit sie diese so bequem in ihrer Kommode verstauen
konnte. Sie hörte noch, wie Severus wieder ins Schlafzimmer ging, dann begann
sie das Frühstück zu machen. Weil er nicht zum Esstisch kam, als sie alles
bereit hatte, klopfte sie and seine Tür.
"Severus, willst du kein Frühstück?"
"Nein!" hörte sie es dumpf aus dem Zimmer hallen.
"Wie du meinst", sagte sie kleinlaut und setzte sich alleine an den
Tisch.
Während sie lustlos auf ihrem Brot herumkaute, dachte sie darüber nach, was
wohl mit Severus los war. War es wirklich wegen der Post, die an diesem Morgen
angekommen war? Sie fühlte sich schrecklich. Er mag ja wohl eine schwierige,
unausstehliche Person sein die meiste Zeit, aber eine solche Einsamkeit
wünschte sie wirklich niemandem und schon gar nicht zu Weihnachten. Im Grunde verstand
sie es selbst nicht recht, weshalb er ihr so leid tat.
Allein räumte sie in der Wohnung auf, machte die Küche und schickte Morgaine
und die Eulen mit den Briefen und den Geschenken, die sie am Vorabend noch
hatte besorgen können, zurück nach England. Dann fiel ihr ein, dass man noch
Lebensmittel kaufen musste für die bevorstehenden Festtage. Wieder klopfte sie
an seine Schlafzimmertür.
"Severus?" versuchte sie es freundlich.
"Was ist?" antwortete er etwas weniger freundlich.
"Kann ich kurz reinkommen?"
Als keine Antwort kam, trat sie einfach ein. Severus sass in einem Sessel am
Fenster und hatte ein Buch in den Händen. Nala ging zu ihm hinüber, wandte
ihren Rücken zum Fenster und lehnte sich vor ihm ans Fensterbrett. Gerade als
sie sprechen wollte, erkannte sie, was er gerade las.
Schockiert starrte sie ihn an. "Wieso hast du das mitgenommen?"
"Ich... Ich will es lesen! Was geht es dich an?" herrschte er sie an.
"Und weshalb verkriechst du dich dann allein in diesem Zimmer mit diesem
Buch?" tobte sie.
"Spinnst du? Ich kann doch lesen was ich will und wo ich es will! Ich bin
dir keine Rechenschaft schuldig!" schrie er zurück.
Nala verfluchte sich selbst, weil sie die Tränen schon wieder ganz vorne hatte.
"Warum dieses Buch, Severus? Gerade du, von allen Leuten, solltest doch am
wenigsten das Bedürfnis haben, dieses Buch zu lesen! Du warst doch dabei! Wie
kannst du dir das noch einmal antun?!" fragte sie etwas leiser und
schluckte die Tränen wieder hinunter.
Severus sah aus dem Fenster, während er sprach: "Gerade ich von allen,
kann das lesen ohne schockiert zu sein, eben weil ich alles schon erlebt habe.
Verstehst du das denn nicht? Ich denke, du hast es nicht gründlich
durchgelesen, weil es dich zu sehr aufgewühlt hat, deswegen wollte ich es noch einmal
lesen."
"Ich glaube, ich habe es gründlich gelesen, aber danke", sagte sie
emotionslos. "Doch wenn ich es mir recht überlege, glaube ich, dass dieses
Buch eine vollkommene Zeitverschwendung war. Wieso sollte uns dieser Todesser
mehr Hinweise geben können, wenn du es nicht kannst? Er weiss bestimmt noch
viel weniger als du, denn er war nicht so tief in Voldemorts Kreisen, wie du es
warst."
Severus studierte einen Moment, dann klappte er das Buch zu und legte es auf
das Fensterbrett.
"Was willst du eigentlich hier?" wollte er wissen.
"Wir brauchen noch einiges an Lebensmitteln. Wir müssen selbst kochen,
falls du es schon wieder vergessen hast, es gibt hier keine Hauselfen.
Eigentlich wollte ich fragen, ob du mich begleiten könntest."
"Ich soll mit dir zum Einkaufen?"
Sie wusste sofort, worauf er anspielte. Es war dieses dumme Klischee über
Frauen beim Einkaufen. "Du weißt noch gar nicht, wie es ist, mit mir
einzukaufen. Vielleicht bin ich ja nicht so, wie ihr Männer immer glaubt. Komm
schon, bitte. Möglicherweise hilft dir ein kleiner Spaziergang an der frischen
Luft, um wieder einen klareren Kopf zu bekommen." Jetzt schenkte sie ihm
sogar ein feines Lächeln.
"Mein Kopf ist klar genug", brummte er.
"Ist er das wirklich? Du kannst aber auch nicht den ganzen Tag hier herum
sitzen. Ausserdem weiss ich nicht, was ich uns für die nächsten paar Abende
kochen soll. Und vergiss nicht, wir sind zusammen hier, weil uns vielleicht
irgendjemand verfolgen könnte, also hast du fast die Pflicht mich zu
begleiten", grinste Nala.
Severus zog eine Augenbraue hoch und meinte: "Du bist gestern Abend auch
noch einmal kurz los und hast Geschenke besorgt, während ich hier geblieben bin
und gekocht habe."
"Tja, das war auch sehr unüberlegt gewesen von mir." Sie zwinkerte
ihm zu.
"Also gut, ich komme mit", seufzte er.
Draussen war es beinah so kalt, wie zu Hause in Hogwarts, deshalb mummte sich
Nala in ihren weissen Schal ein und stellte den Kragen ihres Mantels hoch. Es
roch nach Schnee, obwohl kein Schnee auf den Strassen der Altstadt lag. Aus den
Augenwinkeln beobachtete sie Severus, der nachdenklich neben ihr herging. Er
schien nicht zu frieren, aber er sah auch nicht aus, als ob er warm hätte und
sich wohlfühlen würde.
"Hättest du Weihnachten sonst in Hogwarts verbracht?" fragte sie nach
einer Weile vorsichtig.
"Ja", sagte er nur knapp.
"Ich wäre jetzt gerne dort", seufzte Nala. "Wir sind zu
Weihnachten immer zu unserem Ferienhaus in den Highlands gefahren. Sogar
letztes Jahr, war ich alleine dort. Das ist das aller erste Mal, dass es keinen
Schnee vor der Haustür gibt. Ich wünschte, es hätte hier mehr Schnee."
Ihr Versuch sich zu unterhalten, schlug fehl, denn er sagte nichts mehr, doch
sie wurde von ihm überrascht, als er plötzlich von etwas ganz anderem zu
sprechen begann.
"Die Luft ist voller Gewürze", meinte er und schaute suchend um sich.
"Ja, du hast recht", lächelte sie. "Und du wirst auch gleich
sehen weshalb."
Sie bogen aus einem Gasse auf einen Platz ein, der schön geschmückt war mit
Marktständen. Severus' Begeisterung hielt sich in Grenzen darüber, aber Nala
strahlte über ihr ganzes Gesicht. Es war ein wunderbares Bild, vor allem
deswegen, weil der Platz nicht überfüllt war mit Marktständen, sondern gerade
im richtigen Masse.
"Herrlich, nicht wahr?"
"Du hast gesagt, wir müssen Lebensmittel einkaufen gehen. Ich sehe hier
aber kaum welche! Es sei denn, du willst dich nur von Lebkuchen und
Weihnachtsgebäck ernähren..." Severus zog eine Augenbraue hoch und sah sie
vorwurfsvoll an.
"Wir müssen doch sowieso über den Platz, dann können wir auch durch den
Markt gehen", meinte sie bestimmt.
Severus konnte gar nicht mehr widersprechen, denn Nala machte sich gleich auf
den Weg durch das Marktgässchen. Missmutig folgte er ihr, doch es gefiel ihm
gar nicht, dass es in diesem Gässchen so viel Leute gab. Er konnte zwar die
Stände sehen, da er grösser war, als die meisten Italiener, aber er mochte
dieses Gedränge nicht.
Nala schlenderte ganz verliebt in ihren Weihnachtsmarkt dahin und merkte gar
nicht, in welcher Stimmung Severus war. Doch auch sie bekam schliesslich seine
Stimmung mit, als ein Mann seinen Glühwein über Severus' Mantel schüttete.
"Elender Tölpel!" entfuhr es ihm, doch der junge Mann war im
Gegenstrom der Menschenmenge schon weitergetrieben. "Sieh dir meinen
Mantel an!"
Als er erkannte, dass Nala sich krampfhaft ein Grinsen verkniff, wurde er noch
wütender. "Möchtest du etwa diese, klebrige, nasse Pampe am Leib haben?!
Ich habe echt genug von deinem Weihnachtsmarkt! Wann sind wir denn endlich bei
diesem Supermarkt?!"
"Es sind noch etwa fünf Minuten Fussmarsch von hier. Und reg dich nicht so
auf! Sobald wir nicht mehr unter Leuten sind, kannst du deinen Mantel doch mit
Leichtigkeit reinigen."
Nala beschleunigte ihre Schritte etwas und gleich in der nächsten Strasse,
scheuchte sie Severus in einen Hauseingang, wo er seinen Mantel mit einem
Schwenk seines Zauberstabes wieder trocken und sauber machte. Bald waren sie
auch beim Supermarkt angekommen, wo aber Severus schon wieder nur mit grösster
Überwindung hineinging. Dieser Laden war nicht nur überfüllt mit Regalen,
sondern auch mit Menschen.
Nala schnappte sich einen Einkaufswagen und kämpfte sich mit Snape durch die
Mengen. Mit ihrem Einkaufszettel in der Hand suchte sie sich die verschiedenen
Sachen zusammen, während Snape ihr hinterher stolzierte, immer bemüht mit
niemandem zusammenzustossen. Sie bat ihn den Einkaufswagen einen Moment zu
stossen, doch das war wohl keine besonders gute Idee. Der Wagen einer Frau, die
gerade mit ihren schreienden Kindern referierte, stiess mit seinem Wagen
zusammen. Severus hatte eigentlich vorgehabt die Mutter mit einem vernichtenden
Blick zu strafen, doch das hatte überhaupt keine Wirkung. Im Gegenteil! Wild
mit den Händen fuchtelnd, begann sie auf ihn einzuschimpfen. Nala reagierte
schnell und zog ihn weiter, bevor das Ganze eskalieren würde. Sie diskutierten
die Mahlzeiten der Festtage durch, wobei eigentlich Nala bestimmte und Severus
einfach zustimmte.
Als sie sich in der Brotabteilung eine Nummer zog und sah, dass es noch eine
Weile dauerte, bis sie an der Reihe sein würde, bat sie Severus in die
Fleischabteilung zu gehen und beim Metzger anzustehen. Ohne ein Wort ging er
davon. Er wusste zwar nicht, wo sich diese Abteilung in diesem riesigen Landen
befand, aber er würde sie schon finden. Auf seiner Suche fühlte er sich langsam
immer mieser. Ihm war schlecht, aber nicht so richtig, er hatte einfach so ein
mulmiges Gefühl im Magen. Schließlich kam er bei der Metzgerei an, doch er fing
gleich wieder an sich zu ärgern, weil drei muntere Nonnas genau vor dem
Nummernzieher herumtratschten. Er knurrte ein "Scusi" und versuchte
es wieder einmal mit einem finsteren Blick. Aber daraufhin liessen ihn die drei
Nonnas nicht mehr aus den Augen. Ihm war so unwohl zumute und dann starrten ihn
jetzt auch noch die ganze Zeit diese drei Hennen an. Er konnte auch nicht so
tun, als würde er das Fleisch hinter der Glasvitrine studieren, denn von dem
wurde ihm mittlerweile auch schon übel. Besonders von gewissen Dingen, die er
in London noch nie in der Fleischabteilung gesehen hatte. Als die Nonnas
endlich weg waren und er an die Reihe kam, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Sein
nächstes Ziel war möglichst schnell dieses Höllennest zu verlassen und nach
Hause zu gehen. Leider war das nicht so einfach, wie er sich das gewünscht
hatte. Irgendwie hatte er Mühe damit, den Weg zurück zu Nala zu finden und als
er endlich dort ankam, wo er Nala verlassen hatte, war sie natürlich nicht mehr
dort. Zornig eilte er durch das Labyrinth von Regalen und versuchte sie zu
finden. Er begegnete sogar den drei Nonnas wieder, die sofort anfingen zu
tuscheln. Ihm wurde auf einmal ganz heiss und er begann zu schwitzen. Am
liebsten hätte er sich jetzt in eine dunkle Ecke verkrochen, denn er fühlte
sich gar nicht gut.
Nachdem er die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, sichtete er Nala endlich.
Seelenruhig plauderte sie mit einem jungen, gutaussehenden Italiener. Nala
bemerkte ihn erst, als er sie völlig aufgebracht anfuhr.
"Was zum Teufel denkst du dir?! Ich suche dich hier in wie ein Idiot und
du stehst einfach hier herum und flirtest mit diesem Gigolo!!"
"Ah, Signorina, du hast mir nicht gesagt, dass du einen Ehemann
hast", lächelte der junge Mann etwas gequält. "Ciao Bella!" Mit
diesen Worten machte er sich rar, doch Nala bekam es nur halbwegs mit, denn sie
starrte Severus perplex an.
"Meine Güte, was ist denn los mit dir? Du brauchst dich wirklich nicht wie
ein eifersüchtiger Ehemann aufzuführen! Ich habe mich nur kurz mit Rinaldo
unterhalten. Er hat mir erzählt, was hier in Florenz so los ist an den
Feiertagen. Kein Grund hier eine Szene zu machen! Was rede ich denn da? Was
geht es dich an?!" Sie wusste nicht wieso, aber sie war mehr verwirrt als
wütend.
"Es geht mich etwas an, wenn ich dich in diesem Irrenhaus suchen
muss!" Seine Stimme klang nicht so drohend wie sonst, wenn er sich mit ihr
stritt und sein Versuch sich einschüchternd vor ihr aufzubauen, gelang auch
nicht wirklich.
"Du hast mich ja gefunden! Zur Information: Wenn man sich in einem grossen
Supermarkt trennt, muss man sich praktisch immer suchen, bis man sich wieder
trifft! Was hast du denn erwartet?! Willkommen auf der Erde!" Sie stellte
sich mit dem Einkaufswagen in eine Warteschlange, die ihr nicht allzu lange
erschien, um zu bezahlen. "Und mit dem Vorwurf, ich als Frau würde
stundenlang einkaufen, kannst du auch nicht kommen. Während du weg warst, habe
ich den ganzen Rest besorgt. Und noch etwas muss ich dir sagen, was ich schon
viel früher hätte sagen sollen... Du brauchst in Zukunft nicht mehr mit mir zu
sprechen, wenn du das nicht in einem normalen, umgänglichen Ton tun kannst. Ich
bin nicht einer deiner Schüler, den du einschüchtern musst!"
"Wer macht nun hier eine Szene?... Es käme mir nicht im Traum in Sinn,
dein Ehemann zu sein", flüsterte er ihr ins Ohr.
Danach ignorierten sich die beiden. Dass er die Sachen einpackte, die sie
vorhin aufs Förderband gelegt und bezahlt hatte, schien rein zufällig so zu
geschehen. Draussen vor dem Supermarkt stellte Nala kurz die zwei schweren
Taschen ab, die sie trug, um sich den Schal umzubinden. Als sie sich wieder
umschaute, war Severus weg. Lange brauchte sie jedoch nicht, um zu wissen, wo
er war. Im kleinen Park gleich vor dem Supermarkt hörte sie ihn hinter einem
Baum husten und würgen. Sie ging zu ihm hin und schaute ihn zuerst nur prüfend
an.
"Du siehst aber gar nicht gut aus...", meinte sie nachdenklich.
"Aber weißt du, mir wäre es auch elend, wenn ich seit gestern nichts
gegessen hätte. Naja, wenigstens kommt dann nichts hoch..." Ohne sich
dabei etwas zu überlegen, legte sie kurz die Hand auf seine Stirn, um zu
fühlen, ob er Fieber hatte, doch Severus fasste nach ihrer Hand und hielt sie
von sich weg, kaum hatte sie seine Stirn berührt.
"Lass mich!" knurrte er.
"Oh nein, mein Lieber! Ich habe keine Lust, die ganze Arbeit mit den
Büchern allein zu machen, nur weil du eine Grippe hast. Du glühst ja
förmlich!" Sie blickte kurz um sich, um sicher zu sein, dass auch gerade
kein Muggel von irgendwo her sie sehen könnte, und liess alle Einkaufstüten
schrumpfen. Sie packte sie in ihre Tasche, die sie sich wieder um die Schulter
legte.
"Komm, jetzt! Du sollst dich ins Bett legen! Sei kein Kind!" Sie
machte sich auf den Heimweg, während Severus immer in sicherem Abstand hinter
ihr herging. Nala musste über die Sturheit dieses Mannes schmunzeln. Selbst
wenn ihm speiübel war, konnte er sich noch gegen Hilfe sträuben. Immer wieder
vergewisserte sie sich aber, dass er noch hinter ihr war. Nicht dass ihn
plötzlich alle seine Kräfte verlassen würden und sie würde es nicht merken.
Endlich in Dumbledores Wohnung, verkroch Severus sich tatsächlich ins
Schlafzimmer und wurde nicht mehr gesehen. Nala verstaute die Lebensmittel in
der Küche und machte dann Feuer im Kamin. Sie suchte sich ein paar Zutaten
zusammen und braute in einem Kessel über dem Feuer, zusammen mit einem
Zauberspruch, einen kleinen Heiltrank. Als sie fertig war, wollte sie ihm den
Trank bringen, aber erschlief schon so tief und beinah friedlich, dass sie ihn
deswegen nicht wecken wollte. Sie stellte das Glas auf seinen Nachttisch und
schrieb ihm eine kleine Nachricht, dass sie kurz Joggen gehen würde und er
gefälligst den Trank nahmen solle, denn sonst würde sie sich gezwungen sehen,
Dumbledore davon zu berichten.
Zufrieden mit sich, lief sie dem Arno entlang, nachdem sie noch eine kleine
Besorgung gemacht hatte. Sie war sich sicher, dass Severus den Trank nehmen
würde, denn auch er wollte Albus nicht unnötig belästigen und er wusste auch,
dass Nala wahrscheinlich noch dazu fähig wäre, dem Schulleiter wegen einer
solchen Kleinigkeit zu schreiben.
Als sie wieder zurück war, überprüfte sie, ob er schön getrunken hatte und
tatsächlich stand neben dem schlafenden Severus ein leeres Glas auf dem
Nachttisch. Schliesslich setzte sie sich wieder hinter die Bücher und so
verstrich der Nachmittag ziemlich schnell.
Erst nach dem Eindunkeln, stand Severus wieder auf. Er fühlte sich schon wieder
besser und hatte sich vorgenommen, Nala noch ein wenig die Meinung zu geigen,
weil er sie schliesslich nicht um ihre Hilfe gebeten hatte. Er hätte sich irgendwann
schon selbst diesen blöden Trank brauen können, schliesslich war er ja hier der
Meister der Zaubertränke. Doch zu seiner anfänglichen Enttäuschung, fand er sie
schlafend vor dieses Mal. Sie hatte ihre Arme auf dem Esstisch verschränkt und
ihren Kopf darin gebettet. Und da war es plötzlich wieder, dieses Gefühl, das
er schon ein paar Mal gehabt hatte, wenn er sie in einer ruhigen Minute sah. Es
war, als wäre seine Lunge zu gross, so dass sein Brustkorb zu bersten drohte,
wenn er atmete, aber er musste fest atmen, damit dieses Gefühl des Erstickens
wegging. Wenn er einmal anfing, sie beim schlafen zu betrachten, konnte er fast
nicht mehr aufhören. Er fand es faszinierend wie ihr Körper sich leicht hob und
senkte bei jedem Atemzug und es wollte ihm auch nicht in den Kopf, wie man es
schaffte dabei so anmutig auszusehen. Dazu kamen noch diese paar Haarsträhnen,
die mit ihrem Gesicht spielten... Er schüttelte sich wieder den Kopf zurecht
und liess einen kleinen Seufzer von sich. Er brauchte jetzt etwas frische Luft,
deswegen stellte sich auf den Balkon. Ohne es geplant zu haben und ohne zu
wissen, weshalb er das eigentlich genau tat...vollbrachte er noch ein kleines
Wunder an diesem Abend.
A/N: Zuerst wünsche ich euch allen ein gutes neues Jahr! Ich hoffe, ihr habt
alle einen so tollen Silvester gehabt, wie ich! Meinen 1. Januar wünsche ich
euch aber nicht... :-S
Hier ist endlich ein neues Kapitel... tut mir leid, wenn es ein bisschen
zusammengesetzt erscheint und der Pep irgendwie fehlt. Severus' Probleme im
Supermarkt hätten eigentlich lustig sein sollen. Als ich sie mit Ophelias Hilfe
erdacht habe, bin ich fast vom Stuhl geflogen, weil ich so lachen musste...
Das mit den Gewürzen in der Luft musste ich einfach schreiben, weil vor 10
Tagen Sense and Sensibility gesehen habe zum aller ersten Mal! Hätte mir jemand
gesagt, dass dort ein gewisser Herr auf einem schwarzen Friesen reitet, arme
kranke Frauen aus dem Regen und vor dem Tod rettet und dann auch noch
Shakespeare liesst und heiratet....ich hätte den Film wahrscheinlich nicht
sehen wollen, denn ich habe Angst vor einem Herzinfarkt...
Wie auch immer, das Kapitel ist nicht ganz so geworden, wie ich es mir
ursprünglich gedacht habe, aber meine ganze "Schreib-Energie" musste
in diesen Ferien woanders einfliessen...wehe es hat sich nicht gelohnt...
Hoffentlich hat es euch trotzdem ein bisschen gefallen und wollt wissen, was
Severus denn für ein kleines Wunder vollbracht hat!
Happy New Year!
Eure Nala
