Überdenke deine Prioritäten

Kapitel 18

In der Position des Headgirls hatte sie die Möglichkeit die Quidditchspiele aus der Professorentribüne zu beobachten, was sie auch zu tun pflegte, wenn ihr Haus spielte, da ohnehin alle ihre Freunde im Quidditchteam spielten. Selbst Ginny, mit der sie, gerade durch Ron, in Kontakt stand, wirkte tatkräftig bei dieser Sportart mit.

Nachdem sie sich dazu durchgerungen hatte die Professorentribüne zu betreten, wurde das Spiel auch schon eröffnet. Sie saß genau vor Severus, dem Mann wegen dem sie eigentlich nicht kommen wollte, doch sie konnte nicht anders und setzte sich ausgerechnet auf den freien Platz vor ihm. Wollte sie sich damit selbst quälen?

Seine schwarzen Augen brannten sich in ihren Rücken, dass konnte sie deutlich spüren. Es prickelte. Sie konnte jedoch nicht genau identifizieren, ob dieses Prickeln angenehm war oder einfach nur störend.

Das Spiel begann sogleich mit einem hohen Tempo. Ehrgeiz durchzog jede einzelne Bewegung der Spieler. Harry und Draco wie zu ihren Anfangszeiten, gaben sich flugtechnische Schlagabtausche, die dem Publikum teilweise den Atem stocken ließen. Die Massen tobten und für die diesjährigen Schulabgänger legte sich unter das Getose aus euphorischen Mündern eine traurige Note des Abschiedes.

Auch Hermione konnte es spüren und jubelte dagegen an. Jedes einzelne Tor ihres Hauses wurde stärker gefeiert, als die zahlreichen Siege der vergangenen Jahre.

Gleichstand.

Es war schwierig zu sagen, welche Mannschaft besser spielte, sodass die Spannung an den Nerven eines jeden Anwesenden nagte. Hermiones Finger vergruben sich krampfhaft im Gryffindorschal auf ihrem Schoß. Das Spiel war über eine Stunde im Gang und noch keine Spur vom Snitch zu sehen.

Gleichstand.

Eine unerträgliche Situation. Unerträglich.

Ihre Gedanken waren bei Severus, dessen Blicke sie in diesem Moment erneut auf ihrem Rücken spürte. Es legte sich ein Knoten in ihren Hals, den sie nicht wagte herunterzuschlucken. Der Widerstand im Hals wuchs, als der Tränkeprofessor auf eine Frage seitens Minerva mit einem grummelnden Geräusch antwortete. Die junge Frau konzentrierte sich auf die gewechselten Worte, vergessen war das Spiel.

„Minerva, es sollte dich mein privates Leben nicht im geringsten interessieren. Du strapazierst meine Nerven, mit dieser aufdringlichen Fragerei."

Das Spiel wurde von Hooch kurz unterbrochen, um den Spielern eine Verschnaufpause zu geben und einige von ihnen auszuwechseln. Die kleine Unterbrechung stachelte Minerva erneut an, Severus in ein Gespräch zu verwickeln. Dieser schien wahrlich nicht begeistert. Er konnte nicht mehr die Ausrede verwenden, das Spiel verfolgen zu müssen, um die Professorin zum Schweigen zu bringen.

Sehr schön, ein neuer Grund diesen Tag zu hassen.

„Sei doch nicht immer so abweisend, Severus. Nun erzähl schon, wer ist deine geheimnisvolle Frau, mit der du dich seit geraumer Zeit triffst?"

Hermione erstarrte. Sie wusste genau, dass sie Gegenstand dieser Unterhaltung war, ohne dass Professor McGonagall es ahnte. Panik stieg in der jungen Frau auf und wurde immer intensiver. Woher wusste ihre Professorin, dass Severus sich mit einer Frau traf? War es so offensichtlich? Waren sie nachlässig gewesen? Es machte Hermione nur noch mehr verrückt, weil sie es nicht sagen konnte. Ihre Erinnerungen waren noch nicht vollständig. Bis zum Zerbersten gespannt, wartete sie auf eine Antwort von Severus. Geistige Tortur. Folter, doch was sollte sie verlangen? Was hoffte sie zu hören? Ohne es zu bemerken verblieb die Luft in ihren Lungen und die Atmung stockte. Sie wollte schreien. Einfach so, wie sie immer das Bedürfnis hatte, wenn sie unter Anspannung, unter Nervosität stand.

Das Spiel wurde fortgesetzt und in dem beginnenden Getose der Massen musste Hermione noch mehr die Ohren spitzen. Severus ließ sich mit seiner Antwort Zeit. Er wusste, dass der Gegenstand der ganzen Unterhaltung – seine geheimnisvolle Frau – jedes Wort verfolgen würde, andernfalls hätte er die Frage im Raum stehen gelassen. Er atmete tief ein und allein das Einziehen der Luft erzeugte eine dunkle Frequenz, die unüberhörbar war.

Hermiones Rückenhaare stellten sich auf.

„Diese geheimnisvolle Frau, wie du sie nennst Minerva, spielt seit dem gestrigen Abend in meinem Leben keine Rolle mehr", antwortete er etwas lauter, um sicherzugehen, dass Hermione jedes einzelne Wort verstehen würde.

McGonagall stockte und musste ihre Gedanken sortieren. Mit dieser Aussage hatte sie nicht gerechnet. „Das tut mir leid, Severus."

„Das muss es mit Bestimmtheit nicht", entgegnete er knapp, dabei versetzten ihm seine eigenen Worte einen Stich, den er unterschätzt hatte. Die aufkommenden Gefühlen konnte er nur schwerlich unter Kontrolle bringen, somit tat er das für ihn einzig Plausible, er bündelte sie zu einer aufflackernden Wut, die langsam an die Oberfläche kroch. Er hoffte, dass die Worte Hermione auf eine ähnliche Art und Weise trafen.

Severus hatte keine Ahnung wie sehr.

Leer. Im ersten Moment war es Leere, die sie spürte. Eine solche Leere, die ihre Umgebung zu veröden pflegte. Sie rang nach Atem und unterdrückte die sich anbahnenden Tränen. Verzweifelt versuchte sie ein Lächeln aufzulegen. Ein Lächeln half so oft. Ein Lächeln gab Kraft, so oft.

Doch war sie es nicht selbst, die diese Situation heraufbeschworen hatte? War sie es nicht, die ihm den Rücken zugewandt hatte? Ja, und das wusste sie auch, allerdings hatte sie nie gedacht, dass ein einziger Satz von diesem Mann eine so verletzende Wirkung auf sie haben könnte.

Sie spielte keine Rolle mehr in seinem Leben.

Hermione musste sich eingestehen, dass dies nicht dem entsprach, was sie wollte. Doch was wollte sie wirklich?

„Severus, du hast recht. Trauern ist keine gute Entscheidung. Vielleicht könnte ich für dich, nur wenn du gestattest, eine passende Verabredung arrangieren", schloss die Professor das kurze Gespräch.

Der Tränkelehrer verdrehte, unbemerkt von der älteren Frau, die Augen und auch wenn er nicht so fühlte, stimmte er seiner Kollegin zu. Er wusste, das es Hermione treffen würde.

„Ich denke das Angebot werde ich annehmen, Minerva."

Hermiones Lächeln starb.

Sie sprang auf und bemerkte nicht, wie das laute Schrein und Getobe der Zuschauer in genau den selben Moment zunahm. Das Blut rauschte in ihren Ohren, aber nicht auf eine beglückende Weise, sondern auf eine bedrückende. Sie schaute hinunter aufs Spielfeld und sah, dass der Grund des beinahe verdrängten, dumpfen Aufpralls Harry und Draco waren. Geistesabwesend und kopflos in ihren Gefühlen rannte sie die Tribüne herunter, um zu ihren Freund zu gelangen.

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„POTTER! ICH BRING DICH UM!"

„Das willst du bereits seit sieben Jahren, Malfoy. LANGSAM WIRD ES LANGWEILIG!"

Harry hatte sich gerade aus dem feinen Sand aufgerappelt, als er auch schon Draco´s Knie schmerzhaft in seiner Magengegend spürte. Der Gryffindor versuchte sich zusammenzureißen, den Schmerz zu unterdrücken. Kurz danach fackelte er nicht lang und sein Arm flog nach vor, mit der Faust voran in Draco´s vollkommenes Gesicht. Vollkommen – bis jetzt.

Auch wenn die Wut der beiden ins Unermessliche stieg und sie diese handgreifliche Auseinandersetzung mit Vergnügen fortgesetzt hätte, blieb ihnen dazu keine Gelegenheit mehr. Madam Hooch und auch die restlichen Spieler versammelten sich um die beiden Sucher. Während sich, allen voran Blaise Zabini, lediglich hinter Draco aufbaute und amüsiert die Szene mit verschränkten Armen betrachtete, schritt Ron ein und riss Harry von dem Blondschopf weg.

„Lass es Harry, er ist es nicht wert!"

Der schwarzhaarige Gryffindor rappelte sich komplett auf und entriss sich trotzig aus Rons Fängen. Er wusste, dass sein Freund recht hatte, wollte es aber in diesem Moment nicht zugeben. Seine grünen Augen übten sich in Tiefenhass.

Sie hatte Schwierigkeiten zügig auf dem weichen Boden des Quidditchfeldes voranzukommen. Ihre Tränen liefen ungeachtet über ihre erröteten Wangen und verloren sich im Sand. Sie rang nach Luft, als sie endlich am Ort der derzeitigen Panik angelangte. Der goldene Snitch fiel ihr ins Auge, wie er soeben von Madam Hooch aufgehoben wurde. Ein kleiner, fast unscheinbarer Ball, den die restlichen streitsüchtigen Mitspieler beinahe vergessen hatte.

Die zarten Flügel des Balles schlangen sich um den kugelförmigen Körper. Das Spiel war zu Ende.

Hermione schaute verwirrt auf den schwarzhaarigen Slytherin, der ihr ein vollendetes Lächeln schenkte. Blaise Zabini. Sie konnte seine Aufmerksamkeit nicht eindeutig einordnen. Was sollte das jetzt?

Inmitten des Durcheinanders und der kratzenden Frage, wer das Spiel gewonnen hatte, lehnte er seelenruhig den Besen an seinen Oberkörper und widmete sich seinem Armschützer. Langsam löste er die Schnallen und zog das ledernde Material wie in Zeitlupe von seinem Unterarm. Seine langen schwarzen Haare, die ihm etwas gewellt knapp über die Schultern reichten, waren zu einem Zopf gebunden. Hermione blickte in seine Augen, die wie ihr auffiel mit der stechenden blauen Farbe so stark im Kontrast zu seinen schwarzen Haaren standen.

„Mione, kein Grund für Tränen, Harry geht es wirklich gut. Nichts passiert", riss Ron sie aus dem eigenartigen Bann, der von dem Slytherin auszugehen schien.

Kopfschüttelnd blickte die junge Frau in Ron´s Gesicht und hob zur Entschuldigung lediglich die Schultern. Als ihr Blick auf den grünfunkelnden Harry´s traf, hielt sie die Luft an. Sie konnte in den Augen des schwarzhaarigen Gryffindors erkennen, dass er genau wusste, die Tränen galten nicht ihm. Fast unmerklich nickte er ihr zu.

„Was ist mit dem Spielausgang? Ich verlange eine Erklärung", ertönte eine dunkle, gefährliche Stimme, die alle innerlich zusammenschrecken ließ.

Jeder einzelne Ton kroch Hermione das Rückrad herunter und hinterließ eine Spur von Gefühlen, die sie durch die Wut, welche sich über sie legte, nicht identifizieren konnte. Sie drehte sich um und funkelte ihrem Professor in die Augen.

„ES IST AUS! VORBEI!"

Sie hatte schneller der gesamten Situation den Rücken zugewandt, als sie dachte. Es war jedoch die Situation des Spieles, nicht ihrer eigenen, ihrer privaten. Die nagte noch immer an ihren Gedanken. So zügig wie möglich verließ sie das Geschehen. Nur noch wage vernahm sie die Worte von Dumbledore, der gerade begann den Ausgang des Spieles zu klären.

Harry und Draco hatten den Snitch zu exakt dem gleichen Moment berührt, somit wurden keiner Mannschaft die 150 Punkte zugesprochen. Es zählte die Anzahl der Tore. 120 zu 120.

Gleichstand.

Bitterlich. Der diesjährige Quidditchpokal ging demnach an das Ravenclawhaus. Ein äußerst angepisster Draco und ein um mindestens genauso angepisster Harry entfernten sich vom Spielfeld und ließen einen verbitterten Tränkemeister auf dem Platz zurück. Hätte man es nicht besser gewusst, konnte man denken, dass ihn der Ausgang des Spieles verärgert hatte, doch seine Augen blickten starr auf den Torbogen, durch den wenige Augenblicke zuvor Hermione verschwunden war.

Gleichstand.

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Sie hatte sich einigermaßen beruhigt, als sie nach dem Spiel auf ihre beiden Freunde wartete, die noch in den Umkleideräumen steckten. Das Herz schlug ihr noch immer bis zum Hals, ebenfalls ein Grund jetzt nicht allein zu bleiben. Sie wollte nicht den ganzen Tag ihren Kopf in kontroverse Gedanken baden, nicht schon wieder an ihn denken. Ihr kamen Harry´s Worte abermals in den Sinn – sonst bleibt ein was wäre, wenn. Wie recht er damit hatte bemerkte sie in dieser Sekunde und der schon bekannte Knoten in ihrem Hals vergrößerte beinahe unerträglich sein Volumen.

Was wäre, wenn ich ihm an diesem Morgen nicht den Rücken zugekehrt hätte?

Ihr blieb keine Zeit mehr darüber nachzudenken, denn eine junge Frau gesellte sich zu ihr und schwang ebenfalls die Beine über die Mauer.

„Hi."

„Hallo, Padma."

„Wartest du noch auf die beiden oder habe ich Ron bereits verpasst?"

„Nein, sie sind immer noch nicht aus den Umkleideräumen herausgekommen."

Padma war im Laufe des letzten Jahres nicht zu einer festen Freundin geworden, nicht auf die Art und Weise, wie Harry und Ron zu ihr standen. Sie war wie Ginny, eine unheimlich nette Frau, mit der sich Hermione ab und an gern unterhielt. Nicht unwillkommen ließ sich Hermione in ein entspanntes Geplänkel fallen, was ihr das Warten verkürzte.

„Harry, jetzt bekomm´ das Grinsen endlich aus deinem Gesicht!"

„Geht nicht."

„Das nervt und ist völlig übertrieben. Echt, als du mich unter der Dusche mit diesem Gesichtsausdruck angeschaut hast, hatte ich das Gefühl, dass alle dachten uns allein lassen und noch eine Seife auf den Boden schmeißen zu müssen."

„Ron, jetzt übertreibst du aber", entgegnete Harry und war immer noch nicht in der Lage seine Mundwinkel unter Kontrolle zu bringen.

Die beiden jungen Männer wären beinahe an Hermione und Padma vorbeigelaufen, hätten sie nicht gleichzeitig, wie aus der Kanone geschossen, nach ihnen gerufen.

„HEY! JUNGS!" Beide sprangen von der Mauer und eilten ihnen entgegen. Ron blieb wie angewurzelt stehen und versuchte Hermiones Blicken auszuweichen. Er wusste nicht aus welchem Grund, aber er hatte Hemmungen Padma vor den Augen von Hermione zu küssen. Diese konnte es mit einem Blick auf Ron´s Gesichtsausdruck erkennen. Sie nickte ihm lächelnd entgegen, was Ron sichtlich entspannen ließ. Auf der anderen Seite hatte der rothaarige Gryffindor keine andere Wahl, nach dem kurzen Austausch von Blicken zwischen ihm und Hermione sprang Padma ihm ohnehin schon an den Hals. Lächelnd drehte sich die braunhaarige Frau zu Harry und erschrak ein wenig, als sie dieses unverschämt breite Grinsen auf seinem Gesicht entdeckte.

„Merlin, was haben sie denn mit dir in den Umkleidekabinen angestellt? ... Oh, nein Harry... ich will es gar nicht wissen."

„Ich denke, das Grinsen müssen wir ihm aus dem Geicht meißeln", warf Ron ein, der sich aus Padmas Würgegriff wieder etwas befreit hatte. Etwas.

„Okay, was ist hier los Jungs?"

„Harry hat ein Date zum Abschlussball." Handschüttelnd wertete Ron gespielt arrogant seinen Einwurf ab, worauf er von Harry einen Todesblick erntete.

FUCK! Na wundervoll. Jetzt werde ich allein zum Ball gehen. Prima... nein, das ist nicht fair Hermione, du gönnst es Harry doch. Sei nicht so egoistisch... mhhh trotzdem FUCK!

„Oh... Harry... das ist... ich meine es war ja nicht so, dass du keine Verehrerinnen hattest, Angebote gab es satt und lang... und..."

„Nein, nein Mione. Diese möchte-gern-Schwärmereien von Mädchen, die nur sagen möchten, damals bin ich mit dem Jungen ausgegangen, der Voldemort – verzeiht; der dessen Namen blabla – nicht nur einmal die Stirn gezeigt hat. Nein Danke! Kein Bedarf! Ganz anderes, ich habe mir deinen Rat echt zu Herzen genommen, bin ganz ich selbst geblieben, habe mich für meinen dämlichen Spruch entschuldigt und gehe jetzt mit Loreen zum Abschlussball."

Und da war es wieder auf den Gesichtszügen des Goldjungen aus Gryffindor – das Grinsen. Vielleicht sogar noch ein wenig breiter, wenn das überhaupt möglich war.

„Harry, dass freut mich wirklich für dich."

Hermione meinte jedes einzelne Wort ehrlich, doch ihre Verbitterung legte eine faden Beigeschmack über ihr Denken. Harry wirklich glücklich zu sehen, dazu hatte sie in den einzelnen Jahren auf Hogwarts nicht oft die Gelegenheit. Sein Lächeln steckte sie teilweise an und es hellte sich ihre Ausstrahlung um einiges auf, als sie ihre Mundwinkel ebenfalls nach oben bewegte. Sie war stolz auf ihn und freute sich, dabei versuchte sie die Tatsache zu verdrängen, dass sie nun allein zum Ball gehen würde.

Es war nicht so, dass sie keine Begleitung hätte finden können, ganz im Gegenteil. Aber sie hatte einfach alles im Keim ersticken lassen und sich in den letzten Wochen nicht darum gekümmert. Wie sollte sie auch? Ihre Gedanken versetzten ihr einen weiteren Nadelstich tief in den Fasern ihres Körpers, als sie aufs neue zu Severus glitten. Nein, sie wollte nicht an ihn denken. Nein. Reflexartig umarmte sie Harry, was ihren Gedanken allerdings nicht die intensive Ablenkung bescherte, welche sie sich erhofft hatte.

„Ich bin stolz auf dich, es freut mich."

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Blaise trat zusammen mit Draco aus den Umkleideräumen der Slytherins und begab sich in Richtung des Schlosses. Der überdachte Steingang am Rande der Gebäudemauern wurde durchflutet von der späten Nachmittagssonne. Ausgelassene Stille umhüllte das Schloss. Stille, die in Draco´s Augen versiegte, als er seinen verhassten Gegenspieler entdeckte, der es vor vielen Jahren wagte sein Freundschaftsangebot, nach dem so viele trachteten, auszuschlagen. Wie konnte er es wagen? Diese Tatsache war der Grund seines tiefen Hasses, den er selber kaum noch nachvollziehen konnte.

„Potter", zischte der Blondschopf, worauf Blaise die Augen rollen ließ, während er den letzten Atem scharf aus seinen Lungen presste.

„Oh, Malfoy. Mir liegt es fern, wie du über die Jahre diesen intensiven Groll gegen Potter hegen konntest und er scheint auch heute noch nicht an Kraft verloren zu haben."

Blaise setzte eine wohlbedachte Pause, in der er seinen Schritt jedoch nicht verlangsamte. Er schaute ebenfalls zu den vier Personen herüber, von denen sich gerade zwei verabschiedeten. Seine Augen fixierten Hermione und er zog eine Augenbraue hoch, dennoch setzte er nach den Worten über Potter an.

„Sieh ihn dir an! Trotz des Wirbels um seine Person – unscheinbar, gar langweilig... Schleierhaft, einfach nur schleierhaft. Du solltest deine Energie, deine Aufmerksamkeit anderen Dingen schenken. Dingen, die sich nicht um Hass drehen, diese laufen für gewöhnlich ins Leere..."

Draco wollte darauf nicht antworten. In seinen Augen hatte Blaise keine Ahnung. Ohnehin war der schwarzhaarige Slytherin für Draco oft ein Rätsel. Auch wenn sein Vater hinter vorgehaltener Hand immer wieder bemerkte er sollte lieber seine Gesellschaft suchen und diese beiden hohlköpfigen Schatten abschütteln, die den Blondschopf auf Schritt und Tritt verfolgten. Er könne von Zabini lernen. Doch darauf hatte er einfach keine Lust. Wem sollte er dann herumkommandieren? Wer würde dann bedingungslos alles für ihn tun, ohne auch nur eine einzige Frage zu stellen? Schwachsinn.

„... du solltest mal hinter die Fassade blicken, mein Freund. Da würde noch die ein oder andere Überraschung lauern, mit der niemand auch nur im Entferntesten gerechnet hätte. Du weißt, stille Wasser sind tief. Du musst nur wissen ES aus den Tiefen zu entlocken..."

„Von WAS redest du eigentlich, Zabini?"

Draco richtete stirnrunzelnd seine Augen auf den schwarzhaarigen Slytherin, während sie weiterliefen. Er folgte seinem Blick und erstarrte förmlich, als er bemerkte, dass dieser sich auf das Headgirl auf dem Hause Gryffindor gelegt hatte, sie wie gebannt fixierte. Er kam nicht mehr dazu weiter über diesen Fakt nachzudenken. Harry´s Stimme stachelte seine Wut erneut an.

„Malfoy!"

„Potter!"

Hermione schüttelte den Kopf, als sie die beiden Kampfhähne beobachtete, wie sie sich aufmüpfig gegenüberstanden, keine weiteren Worte sagten, lediglich eisige Blicke austauschten, welche sich übertrumpfen wollten. Für sie gab es nur eine Erklärung.

Die haben da Spaß dran. Die haben da einfach Spaß dran. Würde mich nicht wundern, wenn Harry – natürlich nur rein zufällig – irgendwann Draco´s Nähe sucht, nur um sich mit ihm anzulegen zu können. Er wird es wahrscheinlich jetzt schon vermissen.

Irgendwie musste sie über diesen Gedanken schmunzeln, doch das Lächeln gefror, als sie zu Blaise hinüber blickte. Dieser schenkte ihr die gleiche Aufmerksamkeit, die er ihr schon auf dem Spielfeld kurze Zeit zuvor gab.

Blaise lehnte entspannt an der Mauer und ließ seine Quidditchtasche von der Schulter zu Boden gleiten. Er trug ein hellgraues Hemd, welches sich eng an seinen Oberkörper schmiegte. Die vielen einzelnen Knöpfe begannen auf der rechten Vorderseite, zogen sich über seine Brust hoch zum Schulter, um auf ihr entlang am Hals in einem Stehkragen zu münden. Seine Haare waren zu einem ordentlichen Zopf gebunden, aus dem keine einzige Strähne in sein Gesicht fiel.

Hermione wusste nicht, warum sie seine Gestalt so ausgiebig betrachtete, ihre Augen über die endlos erscheinende Knopfreihe seines Hemdes streifen ließ. In den ganzen Jahren war sie mit Blaise nie in Kontakt geraten, es gab einfach nicht den kleinsten Berührungspunkt. Als er so vor ihr stand konnte sie nicht leugnen, dass man ihn mit zwei gewaltigen Worten beschreiben konnte: geheimnisvoll und wunderschön.

Er hielt sich zwar immer im Hintergrund seines Schlangennestes, was nicht minder damit zu tun hatte, dass Draco es verstand sich in den Vordergrund zu drängen. Es kam Hermione allerdings seit längern schon so vor, dass die eigentliche Macht, die zwischen den einzelnen Slytherins stets zu Streitigkeiten führte, eher bei Zabini lag, was Draco jedoch nie erkannte. Blaise verstand es die Fäden in seinen Händen zu halten. Versteckt. Wenn er es wollte, hätte jeder nach seiner Pfeife getanzt, doch es sah danach aus, als hätte er dem primitiven Spielchen nie Aufmerksamkeit geschenkt. Nicht Spielchen, mit jenen an dieser Schule, die zu einfach zu lenken waren und im Grunde war dieser Anteil schwindelerregend hoch.

„Hermione Granger," Ihr Name floss über seine Lippen. „so ein wunderschöner Name, für eine so wunderschöne Frau."

Der braunhaarigen Gryffindor schoss die Röte durch die Wangen, ungewollt und für ihren Geschmack völlig fehl am Platz. Von jedem anderen jungen Mann an dieser Schule hätte dieses Kompliment lächerlich geklungen. Allerdings in seinem Fall auf eine eigenartige Weise keinesfalls. Im Zusammenhang mit seiner Gestik, die für einen so jungen Mann fast zu reif erschien, unterstrich er seine Worte mit wahrer Ernsthaftigkeit.

„Es wäre mir eine Ehre, dich zum Abschlussball begeleiten zu dürfen."

Harry und Draco unterbrachen ihre bis zu diesem Zeitpunkt anhaltenden Todesblicke, welche eigentlich noch in den Kinderschuhen steckten und schauten Blaise irritiert an. In Hermione kam Panik auf, welche sie zu unterdrücken versuchte. Sie behielt die Fassung und blickte Blaise direkt in das klare Blau seiner Augen.

„Em... es tut mir leid. Danke für das Angebot, aber... aber ich muss dir absagen."

Sie wusste keine andere Antwort, auf die völlig unvorhergesehene Frage und musste einfach nur so schnell wie möglich aus dieser Situation, damit der schwarzhaarige Slytherin sie nicht noch mehr verwirren konnte, als er es im Grunde schon getan hatte. Sie schnappte Harry am Arm und zog in mit sich zum Schlosseingang. Der war damit eigentlich ganz und gar nicht einverstanden. Hey, er war gerade im Begriff einen Streit aufzubauen und schaffte es nur noch einen letzten wütenden Blick zu Draco zu werfen, bevor er in Hermiones Schlepptau um die Ecke bog.

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„Sag mal, was sollte DAS denn, Zabini?!"

„Was", fragte Blaise seelenruhig und stachelte Draco nur mehr mit seiner Gelassenheit an.

„Na DAS mit Granger."

„Ich habe Gefallen an ihr. Sehr. Ich beobachte sie schon eine Weile", sagte er weiterhin ebenso gelassen.

„Merlin, wir reden hier von Granger. Granger – nichtsnutziger Gryffindor-Bücherwurm. Genauso dreist vorlaut, wie auch langweilig."

Blaise atmete ruhig aber tief durch, bevor er seine Hand auf Draco´s Oberarm legte und ihn in seinem Schritt stoppte. Geduldig schaute er in das graue Eis seiner Augen, in denen Flammen der gleichen Farbe zu flackern schienen.

„Draco, wie oft habe ich schon gesagt, du sollst deine Umgebung, insbesondere deren Personen, erst beobachten, bevor du voreilige Schlüsse ziehst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man mit deiner Art des Intervenierens und dem Anhäufen von Oberflächlichkeiten – damit setzte ich Personen an erster Stelle – zufrieden sein kann. Mach deine Augen endlich auf! Wirklich auf! Und glaube mir, Miss Granger hat ein Feuer in sich, nachdem man in unserer Schlangenfamilie vergeblich sucht."

Im Normalfall ließ Draco es nie zu, dass jemand in diesem Tonfall mit ihm sprechen würde. Zabini machte da die Ausnahme, es gefiel ihm nicht aber er wusste, dass gerade dieser junge Mann ihn insgeheim schon oft aus der Patsche geholfen hatte, auch wenn dies keiner wusste und er es selber auch nie zugeben würde.

„Ja klar und..."

„Nichts und", schnitt Blaise Draco´s Einwand ab, ohne auch nur die Stimme zu heben. „Beobachte! Nicht nur den Gerüchten zufolge, in dem sie einen Drachenhüter um den kleinen Finger gewickelt hat..."

„Das zählt nicht, das war ein Weasley", sagte Draco grimmig.

„Es kommt nicht auf den Namen an. Ich habe ihn gesehen, an ihm hätte sich so manche Slytherin vergebens herangetastet. Sie haben es versucht, das hättest du bemerkt, wenn du einmal sitzen bleiben würdest, wenn Frauengespräche beginnen. Verdrehe nicht die Augen, ich verstehe dieses Interesse an jenen Geplänkeln auch nicht, aber es steckt hinter dem weiblichen Gehabe vieles, was uns zu Nutze sein kann. Wie dem auch sei... zurück zu Miss Granger. Ich habe mitbekommen, und dass lass schon einen gewissen Zeitraum her sein, wie sie sich in die Kerker unseres Flügels geschlichen hat und um genau zu sein hatte sie im Schlepptau den Kopf des Hauses. Beide in Richtung seiner privaten Räumlichkeiten. Mal von der Tatsache abgesehen, dass kaum jemand von uns seine Räumlichkeiten je zu Gesicht bekommen hat - geschweige denn eine Gryffindor – hat sie in Worten und Tönen mit ihm gesprochen, was selbst jeden Slytherin in die Situation katapultiert hätte, für Wochen Filch´s Schuhe küssen zu dürfen."

„Was sie dann ja auch tun konnte."

„Nein, nichts dergleichen. Mir schien es, als wäre Snape durchaus amüsiert gewesen und spielte ihr Spiel – was ihr nicht minder Freude bereitete – mit Vergnügen mit."

Entsetzt starrte Draco seinen Zimmernachbarn an. „Du willst mir doch nicht damit sagen, dass..."

„Nein, ich will hier keine Gerüchte in die Welt setzen. Das wäre nicht meine Art, schon gar nicht, wenn es mir zu keinerlei Nutzem wäre. Ich will damit nur sagen, dass jede Person zwei Seiten hat. Viele schaffen es beide Seiten im Alltag unter einen Hut zu bringen - einige allerdings nicht. Jene den es nicht gelingt, solltest du mehr Aufmerksamkeit schenken. Sie sind am interessantesten. Glaub mir, von Miss Granger werden wir in Zukunft noch die ein oder andere Überraschung hören, dann wirst du meine Worte vielleicht mal ernst nehmen."

„Klar, und deswegen fragst du das Grangergör, ob sie dich zum Abschlussball begleitest, hä? Du hast bereits eine Begleitung."

„Diese Angelegenheit hätte ich aus der Welt geschafft." Er winkte kurz mit der Hand und tat den Satz ebenso gleichgültig, wie auch sicher, ab. Langsam begann Draco seine Nerven zu strapazieren.

„Ja, aber vergiss nicht, du hast eine echt scharfe Begleitung..."

„Ja, und schöne, eine aus gutem Haus und von so vielen Frauen beneidet, von den Männern... blablabla... langweilig. Frauen sind ermüdend, zumindest die, die derart oberflächlich sind und dir obendrein auch noch bedingungslos zu Füssen liegen, weil du einfach uneingeschränkt in ihre selbstgesetzten Normen passt und sie somit schmücken würdest. Langweilig. Ihre Gesellschaft ödet mich an."

Draco schüttelte den Kopf, auch wenn er an der Stelle zugeben musste, dass Wahrheit in den Worten von Zabini lag. Er gab es nicht zu. Der Grund dazu lag mit Bestimmtheit in der Tatsache, dass dieses Gespräch sich eigentlich um Hermione Granger drehte.

„Zabini, du hast eben einen Korb bekommen. Hast du das noch gar nicht registriert? Ich wäre jedenfalls stinksauer und dann auch noch von einer Gryffindor."

„Das macht die Sache doch erst interessant. Irgendwann wird die Frau mir wiederbegegnen, auf welche Art und Weise auch immer."

„Granger! Sie ist ein Schlammblut."

„Oh, Draco. Werde endlich erwachsen!"

Blaise Stimme erhob sich spöttisch, das erste mal in diesem Gespräch und bekam eine wütende Note. Er machte kehrt und setzte zusammen mit Draco den Weg zum Slytherinflügel fort. Schweigend.

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Ihre restlichen Aufgaben hatte sie an diesem Abend erledigt. Die Dekoration der großen Halle war vorbereitet, es bedurfte lediglich ein paar abschließende Zaubersprüche und für den Abschlussball würde die Halle im Glanz der Dekoration erstrahlen.

Sie stand inmitten der vielen Kartons in ihrem Headgirl-Zimmer. Headgirl. Die Position würde sie noch für genau einen Tag haben. Morgen würde der Abschlussball stattfinden. Morgen würde sie die Zeugnisse bekommen. Morgen...

Es war Zeit ins Bett zu gehen. Die Zeiger der Uhr hatten die kleine Zahl, die auf ihrem Zifferblatt Mitternacht anzeigte, längst umrundet. Auf dem Weg in das angrenzende Badezimmer streifte sie ihre Jeans und das T-Shirt ab und legte es achtlos auf den Schreibtischstuhl. Lediglich in cremefarbener Spitze gehüllt stand sie in der Verschwiegenheit ihres Bades und blickte in ihr eigenes trübseliges Gesicht, dass von dem alten großen Spiegel über ihrem Waschbecken in etwas dunkler Schattierung widergegeben wurde. Ihre Augen schienen sich zu verdunkeln, sie sahen traurig aus und hatten diese zimtfarbene Ausstrahlung verloren, als ihr Severus Worte erneut in den Sinn kamen.

Die geheimnisvolle Frau, wie du sie nennst Minerva, spielt seit dem gestrigen Abend in meinem Leben keine Rolle mehr.

Es tat weh, einfach nur weh. An diese Konsequenz hatte sie nicht gedacht, als sie von ihm weggelaufen war. Ihre Gefühle hatte sie in diesem Moment erfolgreich beiseite geschoben. Sie ignoriert. Das warum konnte sie sich nicht erklären.

Ihr Kopf dröhnte. Schwer atmend umfasste sie die Wölbung des Waschbeckens. Das Marmor sendete plötzlich eine derartige Kälte aus, die sich in ihre Fingerspitzen fraß, bald die ganze Hand einnahm und sich weiter nach oben kämpfte. Hermione konzentrierte sich eigenartigerweise so stark auf die Temperaturwahrnehmung ihrer Hände, dass sie das Gefühl hatte ihre Gliedmaßen würden ebenfalls zu Marmor erstarren.

Die Wahrnehmungen hallten in ihren Gehirnwindungen wider, dass sie drohte ohnmächtig zu werden. Sie schloss für einen winzigen Moment die Augen. Als sich ihre Augenlider öffneten und sie zurück auf ihr Spiegelbild blickte erschrak sie, doch wagte sie es nicht sich zu bewegen. Ihre Gedanken nahten zu zerspringen.

Aus dem Schatten hinter ihr trat eine Gestalt, flüstere etwas, was sie nicht hören konnte. Hände legten sich auf ihre entblößten Schultern, streiften ihre warme Haut, dass es sie erschauern ließ. Arme schlangen sich um ihren Körper, den sie nicht mehr unter Kontrolle zu haben schien.

Severus.

Sie lehnte sich in seine Gestalt, spürte seine nackte Brust an ihren Schulterblättern und eine unerklärliche Wärme durchflutete sie. Der Spiegel reflektierte ein ehrliches Lächeln auf ihrem Gesicht. Severus senkte ein wenig den Kopf und schmiegte sich an ihre weichen Haare. Ihr Blick verankerte sich durch das Spiegelbild mit seinem, verlor sich in seiner Schwärze. Sie fühlte sich wohl und prickelnde Explosionen schienen sich in ihrem Magen auszubreiten, zu tanzen. Ihre Finger legten sich um seine Arme und sie standen für einen Augenblick in dieser Umarmung. Kosteten diese Stille, diese Zustimmung aus, bevor sie seine Lippen an ihrem Hals spürte, wie sie sich den Weg hinab zu ihren Schultern bahnten und seine Zähne freigaben, die ihren BH-Träger umschlossen und ihn von der Schulter streiften.

Eine plötzliche Leere in ihrem Kopf und in dem Bruchteil einer Sekunde blickte sie nur in die traurigen Augen ihres Spiegelbildes. Die Leere breitete sich in ihrem Körper aus und ließ sie entgegen der Wärme in ihrem Badezimmer frieren.

Ihr schneller Atem flutete den Raum. Sonst Stille und sie schloss erneut die Augen.

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Es war für ihn der letzte Rundgang in dieser Nacht und zu seinem Missfallen hatte er keinen einzigen Schüler aufspüren, keinen einzigen Hauspunkt abziehen können. Unzufrieden knallte er die Eingangstür zu seinen Räumlichkeiten hinter sich ins Schloss und entzündete eine kleine Flamme im stein- und holzumrandeten Kamin. Eine unangenehme Kühle durchzog die Kerkerräume, wenn sich der Sommertag niederlegte und Platz für die Nacht schaffte.

Jeden Knopf einzeln lösend, schälte er sich aus seiner schwarzen Robe. Das schwere Material glitt von seinen Schultern, fiel über die Lehne des Schreibtischstuhles und gab den Blick auf das feingewebte weiße Hemd, welches er unter seiner Professorenrobe zu tragen pflegte, frei.

Während er die oberen Knöpfe am Halsansatz öffnete und die Ärmel bis zum Ellenbogen hochschlug, begab er sich zu seinem großen Ledersessel vor dem Kamin. Weich schmiegte sich das Leder um seine Konturen und seine Hände fanden Platz auf den breiten Armlehnen.

Ruhe. Eine dieser Ruhephasen, die er für gewöhnlich liebte, doch die in diesem Augenblick unwillkommen war. Seine Gedanken wieder an der Stelle anknüpfend, die er schon während des Rundganges hatte, lehnte er sich weiter in den Sessel zurück.

Hermione.

Morgen noch und dann würde sie Hogwarts Lebewohl sagen. Er schloss sich wohlwissend bei diesem Lebewohl aus und er würde sich damit abfinden müssen. Merkwürdig, wie ein so junges Mädchen sich in seinen Gedanken festsetzen konnte. Um ehrlich zu sein, konnte er sich das selbst nicht erklären, geschweige denn einordnen. Er wusste nur eins, er wollte nicht loslassen, sie in seiner Nähe wissen und egoistisch seine Fänge um sie ausbreiten. Doch hinterherlaufen würde er nicht, dazu wollte und konnte er sich nicht überwinden, seinen eigenen Charakter nicht beugen.

Es setzte sich eine Idee fest, von Hermione ein letztes Mal zu kosten. Nicht auf die körperliche Art. Mental, in ihre Gedanken eindringen. So würde er ihr ein letztes Mal nah sein. Was wäre schon dabei? Er würde vorsichtig sein, sich nicht zu erkennen geben. Wer nicht ständig mit dieser Fähigkeit in Berührung kam, würde kaum etwas merken. Die Wahrnehmung würde sich heimtückisch verändern. Man würde sensibler werden und die Sinne würden von banalen Kleinigkeiten angezogen werden. Vielleicht ein kleines Hämmern, ein nicht zu identifizierbares Dröhnen und danach eine beklemmende Leere im Kopf. Doch das alles konnte ihn nicht davon abhalten. Das Risiko, dass sie es entdecken und wütend darüber werden würde, war es ihm wert. Was hatte er zu verlieren?

Er schloss die Augen, versuchte sich zu entspannen, um seine gesamte Konzentration zu bündeln. Seine Sinne schärfend suchte er nach ihr und fand sie. Er sah durch ihre Augen und drang nicht weiter in ihr Bewusstsein ein, denn er war gefesselt von ihrer Gestalt, die er durch ihre Augen im Spiegel sah. Seine Atmung wurde schwerer, denn was er dort entdeckte war Traurigkeit, die sich in ihren Blick gelegt hatte.

Das Sichtfeld verschwamm. Er starrte gegen die Dunkelheit ihrer Augenlider und wollte sich gerade zurückziehen, als sie erneut die Augen öffnete. Severus erschrak, er musste sich zusammenreißen die Deckung zu wahren. Er blickte auf das Spiegelbild und sah sich selbst aus dem Schatten treten, wie sein Abbild die Finger auf ihre Schultern legte, sie in die Arme schloss.

Was war das? Er hatte ihr keine Träume, keine Erinnerungen geschickt. Sie erinnerte sich von selbst, dachte an ihn. Erinnerung und Gegenwart verschmolzen, wurden eins. Wahrscheinlich  ausgelöst durch die Gedankenverschmelzung, die Hermione durch ihre Aufgewühltheit nicht zu bemerken schien.

Severus konnte die Wärme und Zufriedenheit spüren, wie sie gleichzeitig durch beide Körper floss. Er sah wie sie ihre Hände über seine Arme legte, wie sie ihm eines dieser atemberaubenden Lächeln schenkte und sich in seinen Blicken verlor.

Die Erinnerung hatte er sogleich erkannt. Es war eine der seltenen Nächte, wo er zu ihr in das Headgirl-Zimmer gekommen war. Für gewöhnlich zu riskant. Zu leicht hätten sie der anderen Hermione begegnen können, wenn sie sich in der Zeit vertan hätten. Doch in den wenigen Berührungen,  die sie im marmordurchzogenen Bad austauschten, steckte eine unausgesprochene Vollkommenheit, die prickelnde Hitze versprühte.

Im Spiegelbild vor ihren Augen legte er den Mund auf ihren Hals und ließ seine Lippen hinunter zu ihren Schulter gleiten. Er konnte sie förmlich schmecken. Langsam breitete sich Panik in ihm aus. Kaum noch konnte er unerkannt in ihren Gedanken bleiben, zu sehr wurde er von der Szenerie erregt.  Sein Atem verschnellerte sich.

Als er sah, wie seine Zähne den Träger ihres BH´s umfassten und ihn von der Schulter streiften, riss er die Augen auf, brach den Gedankenkontakt ab und starrte in die kleinen Flammen in seinem Kamin. Zurück in der Realität.

Sein schneller Atem flutete den Raum. Sonst Stille und er schloss erneut die Augen.

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Hi, ihr da vor dem Bildschirm. ...klopf klopf... BIN WIEDER DAAAAA! ... teehee...

Und schon gab´s ein megalanges Chap... grins... Noch weiß ich nicht, was ihr von diesem Baby haltet. Ich LIEBE es. Schon allein aus diesem Grund, weil es unter den Palmen am Strand von Mallorca geschrieben wurde. (Wie auch das 19. YEAH!) Herrlich! Wie? Es hört sich an, als ob ich noch immer die Sonne im Arsch hätte. Richtig, richtig habe ich und ich muss euch sagen, dass ich wieder da hin will! Morgen! Nein jetzt. Ich werde apparieren. Ja, genau.... mummpfff...konzentrier... FUCK! Wird nix. FuckFuckFUCK!!! ...heul... Ja, ihr habt ja recht, ich hasse es, ich hasse das Wetter hier und ich will meine Füße wieder in den weißen Sand stecken. Um mich an dieser Stelle mal selbst zu zitieren: ICH BIN ANGEPISST!!!

Anderes Thema: handschriftlich vorschreiben. Ich hasse es! Hat mehrere Gründe. Zum einen dauert die ganze Angelegenheit fast doppelt so lange. Hey, das ist richtig Arbeit. Das 18. Kapitel erstreckten sich in meinen A5 Notizbuch über 42 Seiten!!! (!!!) Mal ganz davon abgesehen, dass man an einem Stand ständig von Luxuskörpern die in der Sonne glänzen abgelenkt wird. Wie ist das wohl, hä? Ja, ja ich weiß leckaaa, aber fuck, man kommt immer wieder völlig aus dem Konzept. Und zu Hause kam dann der Hammer, nicht dass das schon schwer genug war diese Insel wieder zu verlassen, setze ich mich an meinen Computer schlage mein Notizbuch auf und ganz leise seilt sich ein dünner Bindfaden bestehend aus feinkörnigen Sand ab und rieselt auf das Laminat. ICH HÄTTE HEULEN KÖNNEN!!! Oh, ja und dann war da noch die Sache mit dem Stift – Hand – schreiben. Klar soweit? Nicht? Okay, ich meine, ich gehöre zu dieser Tastatur-schreib-Fraktion und dann sieht man sich vor diesen banalen Dingen wieder, jene die einem nach einiger Zeit plötzlich Schmerzen im Handgelenk bescheren. Da sitzt man dann also im Sand und schreit den Kuli in seiner Hand an: Fuck wo ist dein D?  So langsam klinge ich verbittert, hä? Gut, ich muss mich jetzt noch dazu zwingen das 19. Chap abzutippen... würg! Aber dann ist auch alles im Kasten.

Noch einmal Themawechsel und dann komme ich zu euren Reviews und höre auf zu schwafeln. Wird langsam etwas verwirrend hier, hä? (seit wann hat sich eigentlich dieses HÄ in mein Schriftbild eingeschlichen? ...kopfschüttel) Was wollte ich noch, ach ja. Ich war mit meiner Freundin im Urlaub und sie fragte vorher noch, ob ich meine Stories mitnehme. Mal ehrlich, braucht man eine FF-Autoren darum zu bitten? Neeee! Also ich alles fein eingepackt und dann habe ich eine wirklich witzige Erfahrung gemacht. Ich habe ihr also in lauen Strandnächten diese Story vorgelesen und weiß jetzt quasi live, wie es euch ergangen sein muss! YEAH wat´n Spaß. Ich musste teilweise das Lesen unterbrechen, weil sie sich nicht mehr eingekriegt hat und ich dann auch wieder lachen musste. Klasse. Also schreibt was lustiges, kettet eure Freunde in euren Zimmern fest, lest und ab geht die Party!

Merlin ich muss von diesem Urlaubstrip wieder runter kommen, ich kann nicht mehr normal schreiben. YEAH! (seht ihr was ich meine? Hä? ...aaahhhrrgggggg)

...räusper kommen wir zu den Reviews:

mrsgaladriel: och, das denke ich schon, dass man von mir noch mehr zu lesen bekommt. Da hat der Strandaufenthalt schon für gesorgt. Ich glaube ich habe da allein Stichpunkte für sieben neue Shortstories notiert... grrrr... man sollte mich einfach nicht in Ruhe lassen. Ven-winkt-hysterisch-zu (Merlin, ich muss unbedingt wieder arbeit, jetzt werde ich schon hysterisch!)

TheSnitch: freut mich, dass du baff gewesen bist. Ich muss auch sagen, dass mir Harry im 5. Band echt auf die Nerven ging, auch wenn ich seine Reaktionen verstehen konnte. Nun ja, wir sind im ff-universum und da mach ich Harry einfach nach meinen Geschmack. Ven-knuddelt-zurück

Ebony-zoot: Danke, ich freue mich immer wieder sehr, wenn sich Leser zu erkennen geben.

Kiwi123: Fortsetzung? ...mmhhh... wenn du den Epilog liest, wird klar, dass man daraus wirklich eine Fortsetzung machen könnte. Aber ob das so interessant ist. Schaun wir mal was Cilina (meine Muse) dazu sagt.

Curlylein: Effi Briest... mmmhhh... muss das noch mal aufgreifen. Ich hatte darüber noch mal nachgedacht und das mit meiner Freundin diskutiert. Sie wusste nicht mehr, um was es in der Geschichte geht. Ich hatte es ihr erklärt und irgendwie fand ich dann die Story im allgemeinen klasse. Komisch, ich glaube ich sollte da noch mal reinlesen. Aber genug davon. Ich weiß, ich weiß Harry ist sehr erwachsen, aber es gibt Ausnahmen, selten aber denen bin ich auch schon begegnet. So´n bisschen Reife brauchte ich einfach, siehe Blaise (Okay, bei dem ist das was anderes, den liebe ich... grins...) Einen liebevollen Tritt auch von mir an deinen Computer. Ven-hugst-und-kisst-zurück

Nachtschattengewächs: Na du, meine kleine Detektivin! Zu der Sache mit dem Zeitumkehrer sage ich an dieser Stelle einfach mal: BIG GRIN! Ansonsten schweige ich wie ein Grab ;o) Ja, ja in diesem und auch im nächsten Kapitel waren/kommen wieder ein paar Schlüsselszenen und sagen wir mal Situationsverhalten einzelner Personen, die sehr wichtig sind und die sich im Epilog wieder zu einem Ganzen schließen werden, ich hoffe ich kann euch dann wieder so überraschen, wie mit Harry´s Reaktion. Ven-hugst-und-kisst-ebenfalls-zurück

McAbe: Holt du eigentlich mit dem Arsch Luft? Das wurde mal zu mir gesagt, weil ich zu viel und ununterbrochen geredet habe. Danach war aber erst mal Schluss mit reden, ich musste nur noch lachen. Und ja, es geht natürlich morgen mit dem Abschlussball in den Showdown (grrrr... das Wort passt jetzt irgendwie gar nicht) also es neigt sich mit dem Abschlussball dem Ende zu – ahhh... schon besser! Ven-drückt-dich

Kirilein: Nachdem du die Beschreibung von Zabini in diesem Kapitel verfolgen konntest, kannst du jetzt wahrscheinlich auch nachvollziehen, warum meine Katze Zabini heißt ...grins... Irgendwie kommt mir dass HP-Universum immer als erstes in den Kopf, bei der Tiernamenvergebung (Ausnahme meine Schildkröte Luise und meine Vogelspinne Vesco, das war vor der Zauberwelt)  Und meiner Rasselbande ging es gut, schließlich habe ich meine Freundin mit in den Urlaub genommen, nicht meinen Süßen ;o) Ven-drückt-euch-beide

Herm84: Hey, Abifeier, hä? Mein Schwesterherz hat auch ihr Abi hinter sich gebracht (an der Stelle muss ich mit meiner kleinen Elfe mal ein wenig angeben: Durchschnitt 1,9 (!!!)) und deswegen geht es am Wochenende für mich schon wieder in den Harz – Abiball. Lustig, sehe ich mal meine ganzen alten Lehrer wieder. Du lernst von mir... rotwerd... danke, das ist ein tolles Kompliment. Ven-hugst-dich-zurück

Quasischwester aka Like: Überrascht, hä? ...happybodydance... so soll es sein! Yes, ich krieg euch! ICH KRIEG EUCH ALLE!!! AAAALLLLEEEEE!!! Sorry, em... wo war ich…hihi. Und ja den Satz liebst du ihn? habe ich auch schon mal von Harry gehört, na ja bei der Fülle an Stories die ich schon gelesen habe. Da hatte ich gerade noch eine witzige Situation zu diesem Thema mit Viviane am Telefon. Ich erkläre ihr eine neue Storyline von einer Kurzgeschichte die mir unter den Palmen (... unter den PALMEN SCHIIIEEFFFFF!!! HEUL!!! PALMEN ARRGGGHHH) eingefallen ist und ich zum Schluß: ja, cool wa? Und dann mache ich so und blaba. Sie meinte dann nur, ach so, da habe ich schon ganz viel über das Thema gelesen. Ich: häHäHÄ??? Fuck. Naja irgendwann überschneidet sich halt etwas, bei der Masse. Nur irgendwie habe ich jetzt kein Bock mehr die Story zu schreiben... However... Ven-knuddelt-zurück

CallistaEvans: Na, warst du auch lieb zu Cilina? Ja, gut. Hallo Cilina Herz. Nein, ich kann dich im Moment noch nicht gebrauchen. Ja, ja Süße du weißt, zu viele Ideen. Richtig noch mehr würden mich jetzt nur verwirren. Laß dich küssen Süße... genau und jetzt bleib du noch schön ein Weilchen bei Callista. Ja, Schätzchen ich komm bald wieder........ em.... wo war ich, richtig. Was wäre wenn, Ven? Wie weit wären Ron und Hermione wohl gegangen?... mhhh... VEN! HOL DEINE GEDANKEN AUS DER GOSSE! ...räusper... och, weißt du Callista ich habe keiiiinnne Ahnung ...grins...

Kardia: ICH HATTE EIN NOTIZBUCH MIT!!! ... auf den Sand auf meinen Boden deut...heul...! CHAP 18 UND 19 SIND BABIES DER SONNE! Klar soweit, hä? Okay, ich musste mich hüten nicht alle in Bademode erscheinen zu lassen YEAH BABIES lasst uns dem Sangria frönen und lustige trunkende Spielchen mit den Zauberstäben abhalten! NEIN KARDIA NICHT MIT DIESEN ZAUBERSTÄBEN!... mhhh obwohl, letzt Aussage streichen. MIT DIESEN ZAUBERSTÄBEN! Wirrwirrwirr... glaub mir ich bin durch den Wind genug. Ich brauch keinen Urlaub mehr, ich muss einfach wieder arbeiten!

Iare: Urlaub? Wie der Stand war? ...kleine Zimmerpalme schnapp: WACHSE DU SAU!!! Ich will mich unter dich legen... miep... Gehe nur noch mit einer Packung Salz in die Badewanne und fürs Feeling streue ich vor dem Schlafengehen immer etwas Vogelsand ins Bett... ja, ja... doch, doch der Urlaub war gut. Zielgerade, richtig wir befinden uns auf der Zielgerade, aber keine Angst, ich werde euch schon noch ein, zwei mal Überraschen... teehee. Ven-grüßt-lieb-zurück.

Nadeshiko: Yes, nimm den Hut ab, gerade aus dem Urlaub hier ist das neue Chap... grins... Was das gute Raiting angeht... pfeif... okay, ich gehe da wirklich manchmal, sagen wir mal ins Detail. Aber es gibt auch manche Ideen, die würde ich hier nie on setzen, weil da dann doch jeder rankommt... hüstel... und yes, her mit den Erdbeeren... lecka. Die Schokolade darfst du gern behalten, ich will mich nämlich noch den ganzen Sommer im Bikini zeigen können. Ven-grüßt-lieb-zurück

j-light: Ja Süße, ein dickes HOLA! Zurück!!! Hihi, was für ein geiler Urlaub! Sangria Olé! Es hat mir so viel Spaß gemacht und ich bin so stolz, dass dir die Story gefallen hat. Und wir werden feiern und wie wir das werden!!! Ven-küßt-dich

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Okay, noch ein wenig muss ich euch schwafelnder Weise beweihräuchern. Stichpunkt Zabini. ICH LIEBE IHN! Viele werden sich bestimmt gefragt haben, was soll der Augenmerk jetzt auf diesen Kerl? Ja, ja der wird noch eine Rolle spielen. Dabei muss ich sagen, ich habe ihn von Viviane ausgeliehen. Sie hat in ihrer Story „Des Widerspenstigen Zähmung" diesen Charakter aufgebaut und ich liebe ihn einfach. Dabei weiss ich im Grunde gar nicht, ob J.K.R. in Blaise Zabini ein Mädchen sieht oder einen Jungen, von dem Namen her könnte es beides sein. Egal, für mich wird es, dank Viv, immer ein Er bleiben. Ich weiß auch, dass er für sein Alter sehr, sehr reif ist. Eigentlich noch reifer als Harry, aber ich liebe (habe ich das eigentlich schon erwähnt, hä?) ihn so! An der Stelle: weil die Autorin es so wollte. ...lach.

Dann mal wieder bis Mitte nächster Woche. Seit nicht so faul und schreibt mir ein paar Worte in den Reviewkasten! Ja, ja ich weiß... nöhl... dauert so lang... kann nicht mehr... bin müde. Ihr wisst ja, es geht auch einfach :o)  :oI  :o(

Hugs&Kisses

Vengari