Kairos
Kapitel 1:
Geröstetes Kräuterhühnchen auf wildem Reis. Das war normalerweise Hermines Leibgericht, aber heute bereitete es ihr Übelkeit. Sie stocherte mit der Gabel darin herum und beobachtete wie die Soße auf dem Teller verlief. Den Reis mit dem Messer hin und her schiebend erschuf sie eine abstrakte Form aus ihrem Essen. Es sich genau ansehend und sich ein bisschen merkwürdig vorkommend versuchte sie zu erkennen was sie sah.
„Isst du das noch oder willst du das nur angucken?" fragte Ron Weasley, den Mund –natürlich– randvoll mit seinem eigenen Essen.
Hermine kehrte ruckartig wieder zurück in die Realität.
„Was?" fragte sie.
„Du guckst dein Essen an, als wäre es so was wie eine verdammte Kristallkugel. Starrst in deinen Reis," prustete Ron, die Reste seines eigenen Hühnchens über den Tisch sprühend.
„Wirklich, Ron," gab sie zurück. „Müssen wir bei jedem Essen ‚Rate-mal-was- Ron-gerade-isst' spielen? Nach sieben Jahren habe ich es langsam satt."
Ron sah über den Tisch hinüber zum dritten Teil des ‚Dream Teams'. Harry war klüger, als sich zwischen die beiden Kampfhähne zu begeben. Sieben Jahre in Hogwarts hatten ihn das nur allzu oft gelehrt. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder seinem Essen zu, bevor Ron die Chance hatte seinen Blick aufzufangen.
„Verdammter Feigling," murmelte Ron. „Au!" Harry trat Ron unter dem Tisch.
„Trotzdem, was ist los, Hermine?" fragte Harry, was, ohne Zweifel, ein mutiger Schritt für seinen Teil war.
„Was?" Sie war erneut in einen Tagtraum versunken. „Oh, tut mir leid. Hab nur ein bisschen viel im Kopf."
Harry und Ron starrten einander an. Was könnte ihr noch zum Nachdenken geblieben sein?
„Mine, die Prüfungen sind vorbei. Wir verlassen Hogwarts nächste Woche," erinnerte Ron sie.
„Wenn du über deine Noten nachdenkst," ergänzte Harry. „Lass es."
„Das ist es nicht,"seufzte sie und schob ihren Teller von sich. „Ich bin nur..."Sie stoppte sich selbst weiter zu reden. Auch wenn es nicht nötig war es geheim zu halten, war sie noch nicht bereit den wahren Grund ihrer Sorge mit ihren zwei besten Freunden zu teilen. Nicht, bevor er ja sagt, sagte sie sich bestimmt.
Auch wenn er sich nie als echten ‚Seher' betrachten würden, nein, er spottete dem bloßen Gedanken, wusste Harry, wenn etwas seine Freunde beschäftigte. Dennoch wusste er hinten in seinem Kopf, dass sie um die Information zu bedrängen, nicht der richtige Weg war wie er mit der Situation umgehen sollte. Offensichtlich war Hermine, ihre Schulsprecherin, nicht in der Stimmung ihre mysteriösen Gedanken preiszugeben.
„Hey Ron,"sagte er, mit der Hoffnung das Thema zu wechseln. „Oliver Wood hat mir letztens geschrieben. Sieht so aus, als ob die Cannons ihn fragen würden das Team zu wechseln."
„Was!?"brüllte Ron und erschreckte die Drittklässlerin neben sich. „Nach ihrer trostlosen Saison letztes Jahr wollen sie den Pfützenseeer Reservehüter reinholen? Das macht keinen Sinn."
Das Gespräch über Quidditch hätte von Hermine aus auf Chinesisch sein können. Egal wie, sie verstand nicht ein Wort von dem was die beiden sagten. Wronski Bluffs und der ganze Kram waren eben nicht Hermines Gebiet.
„Wurde dir bis jetzt schon ein Platz in einem Team angeboten, Ron?" kicherte die Drittklässlerin.
„Nun, noch nicht, Sharon,"antwortete Ron. „Aber hoffentlich bald. Was bringt es schon der Sohn vom Zaubereiminister zu sein, wenn du es nicht mal in ein vernünftiges Quidditch Team schaffst?"
„Ich hab gehört, dass Montrose einen neuen Hüter sucht. Die haben ohne Zweifel bestimmt von deinen perfekten Erfolgen gehört, Ron,"Sharon kicherte wieder.
Rons Ohren färbten sich rot unter den Komplimenten des jungen Mädchens. Seit seinem fünften Jahr war er Gryffindors Hüter gewesen. Bis jetzt gab es nicht ein einziges Spiel, indem er mit gespielt hatte und das Gryffindor nicht gewonnen hatte. Nur einmal, als er nach Voldemorts Endkampf im Krankenflügel gelegen hatte, hatte er ein Spiel verpasst. Dean Thomas versuchte sein Bestes, um Rons Erfolgsserie fortzusetzen, aber ohne Erfolg. Sehr zu seiner Freude, hatte Ron seitdem eine Reihe treuer Fans in den jüngeren Jahrgängen seines Hauses.
„Danke, Sharon. Obwohl Montrose froh sein könnte mich in ihrem Team zu haben..."
„Uäh, bitte, Ron,"sagte Harry angewidert. „Ich würde das Essen, das ich gerade zu mir genommen habe gerne drinnen behalten."
Hermine stimmte in Harrys Gekicher ein. Es war ihnen nicht neu, dass ihr ‚schnuckeliges Ronniekind' ein kleines Egoproblem hatte. Sie hatten beide gedacht, dass seine Trennung von Hermine in ihrem fünften Jahr ihn wieder auf einen vernünftigen Pegel bringen würde, doch das Gegenteil war geschehen. Ron wurde nur noch mehr von sich eingenommen, als er sowieso schon war. Er hatte die letzten zwei Jahre damit verbracht die Herzen von mehr als ein paar Dutzend Mädchen in Hogwarts aus allen vier Häusern zu brechen.
„Oh, und Ron,"flüsterte Hermine, die so eine gute Gelegenheit Ron vor der Präsidentin seines kleinen Fanclubs in Verlegenheit zu bringen, nicht aufgeben konnte. „Ich bin vor dem Mittagessen mit Millicent zusammen gestoßen. Sie sagte, sie würde dich am üblichen Ort zur üblichen Zeit erwarten. Was in Merlins Namen soll das nun wieder bedeuten?"
Harry bemühte sich, ohne Erfolg, sein Kichern zu verbergen. Ron zog die Stirn zusammen und schoss der braunhaarigen jungen Frau ihm gegenüber wütende Blicke zu. Millicent Bulstrode hatte bis zum Ende ihres fünften Jahres, und knapp zwei Stunden bis nach Ron und Hermines ziemlich öffentlichen Endes ihrer viermonatigen Beziehung, gewartet, um sich zu ihren eigenen Gefühlen für Ron zu bekennen. Sie war seitdem unbarmherzig bei der Verfolgung ihres eigenen Weasley gewesen.
„Lustig, Hermine, wirklich, lustig,"fauchte er.
„Ich dachte nur du würdest die Nachricht gerne bekommen,"sagte Hermine unschuldig und zwinkerte Harry heimlich zu.
Der Rest des Essens verlief ohne Zwischenfälle. Es hatte Ron nur ein paar Minuten gebraucht um über Hermines Kommentare hinweg zu kommen. Nach zwei Jahren war er es gewöhnt immer und immer wieder dasselbe über Millicent zu hören. Um ganz ehrlich zu sein, und Ron würde nie mit seinen beiden Freunden übereinstimmen, war Millicent gar nicht so schlecht, wie sie sie immer darstellten. Natürlich war sie eine Slytherin und in ihren ersten Jahren ziemlich furchteinflößend gewesen, aber die Zeit ändert jeden.
Ron sah durch die Große Halle hinüber zum Slytherintisch. Neben Pansy Parkinson und, wie es aussah, fast zu Tränen gelangweilt, saß Millicent. Sie ist zu einer ziemlich hübschen Frau herangewachsen, dachte Ron heimlich. Es stimmte. Nach ihrem vierten Jahr begann Millicent zu wachsen und wurde sehr viel schlanker. Ihre sperrige Figur hatte sich nahezu über Nacht in eine weibliche Figur mit schönen Kurven verwandelt. Die Jungen in ihrem Jahr waren höher gewachsen als sie und ließen sie nicht länger in jedermanns Anwesenheit, außer Crabbes und Goyles, wie einen Riesen aussehen. Nein, Ron würde niemals zugeben, dass er alles von Millicent anders als eine Demütigung oder Verachtung empfand.
„Nun, Jungs,"sagte Hermine als sie vom Tisch aufstand. „Wenn ihr mich nun entschuldigen würdet, ich habe etwas Wichtiges zu erledigen."
„Wie was?"fragte Harry. „Die Ergebnisse werden nicht vor morgen aushängen. Ich bin sicher, die Lehrer jetzt gerade die Korrekturen."
Das ist es, was ich hoffe, dachte sie. Es würde ihr nächstes Vorhaben sehr viel einfacher machen, wenn sie wüsste, dass die Professoren im Schloss nicht mehr mit den Korrekturen beschäftigt sein würden.
„Ja, bleib, Mine,"bettelte Ron, gegen sein besseres Wissen. „Der Rest der Siebtklässler des Hauses wollte gleich ein Quidditchspiel machen. Wir wollen, dass du auch mitspielst."
Hermine schnaubte.
„Was? Ihr wollt, dass ich mit euch Quidditch spiele?"lachte sie und brachte ein paar Gryffindors um sich herum ebenfalls zum Lachen. „Und welche Position habt ihr bitte gedacht soll ich spielen? Wasserträgerin?"
„Ach, komm schon, Hermine. Es wird Spaß machen,"versprach Harry und warf ihr sein bestes Lächeln zu.
„Dieses Lächeln mag bei Ginny Weasley und einer Reihe anderer Mädchen wirken, aber es hat keinerlei Wirkung auf mich, Harry Potter. Ich kenne dich zu gut dafür,"antwortete sie. „Ehrlich, ich muss los."
Die beiden Jungs kannten Hermine zu gut, als dass sie versucht hätten sie aufzuhalten, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Sie nickten widerwillig und wandten sich wieder ihrem Essen zu.
„Wenn du auch nur einen Fuß in die Bibliothek setzt, Hermine Granger, werd ich dir das niemals verzeihen,"drohte Ron mit seiner neckischen Art, die sie alle liebten. „Nächste Woche werden wir nicht länger Schüler Hogwarts sein. Es gibt keinen Grund dort zu sein. Ich bin sicher die Bücher werden deine Abwesenheit verstehen. Vielleicht sind sie sogar dankbar, dass du gehst."
Hermine versuchte vergeblich empört auszusehen. Sie lachte.
„Keine Angst. Ich geh nicht in die Bibliothek. Ich habe nur etwas Wichtiges mit einem unserer Lehrer zu besprechen,"erklärte sie.
„Ehemalige Lehrer, Hermine,"erinnerte Harry sie. „Wir müssen niemals wieder in ihren Unterricht gehen."
„Besonders nicht in den von dem schmierigen Mistkerl,"fügte Ron hinzu.
Hermine verdrehte die Augen, entschuldigte sich ein letztes Mal und verschwand durch das Portal der Großen Halle.
"Versuchen Sie Ihr Nachsitzen zu beenden, bevor das Schuljahr um ist!" donnerte Snape den Hufflepuff Zweitklässler in seinem Klassenraum an. Er war an diesem Morgen erwischt worden, wie er von einem Pop-Quiz seines Freundes abschrieb. Uncharakteristisch für einen Hufflepuff, dieser Junge kommt mir eher wie ein Slytherin vor, dachte Snape, als er den Klassenraum verließ und in sein Büro ging.
Er setzte sich müde in den weichen Lehnstuhl an seinem Kamin. Die Korrekturen für dieses Jahr waren alle erledigt, Merlin sei Dank. Nur ein paar Tage noch bis die Schüler ihn in der Einsamkeit und dem Frieden eines leeren Hogwarts verließen.
Klopf klopf.
„Verdammt! Wer könnte das sein?"sagte er zu sich selbst.
Er stand aus seinem Stuhl auf und durchquerte den Raum mit ein paar langen Schritten. Als er die Tür aufwarf stand er Auge in Auge mit Hermine Granger.
„Was wollen Sie, Miss Granger?"fragte er.
„Ich möchte mit Ihnen sprechen, Professor Snape,"antwortete sie und überraschte beide, sich selbst und ihren ehemaligen Zaubertränkelehrer.
„Okay."Seine Stimme war immer noch streng. „Ein paar Worte und Sie können gehen!"
Hermine übersah den geschockten Ausdruck auf dem Gesicht ihres Professors, als sie sein Büro betrat. Er hatte ihr keine Einladung in sein Heiligtum gegeben, aber sie wollte das Gespräch, das sie führen wollte, nicht im Flur der Kerker erledigen. Jeder hätte dort vorbei kommen können.
„Nun, um was geht es?"fragte er, als er sich zurück in seinen Lehnstuhl setzte.
„Sir, ich habe gerade einen Brief vom Zaubereiministerium bekommen. Sie wollen mir einen Arbeitsplatz in der Mysteriumsa... Ich meine, sie haben mir eine Stelle angeboten."Sie rutschte nervös hin und her. Nur zwei Tage seit Beginn ihrer möglichen Karriere in der Mysteriumsabteilung und sie hatte beinahe ihr Geheimnis verraten.
„Ja, ich denke ich erinnere mich, mit dem Schulleiter darüber gesprochen zu haben."Er warf ihr einen Blick zu, der sagte, dass er über die Geheimhaltung ihrer Stelle Bescheid wusste und sie beruhigte sich sichtbar. „Ich frage mich nur, was das mit mir zu tun hat."
„Ich möchte mich auf Zaubertränke spezialisieren, Sir. Hierfür..."Sie fühlte, wie ihr Magen sich wand und verknotete.
„Müssen Sie erst eine Empfehlung von ihrem eigenen Zaubertränkeprofessor bekommen,"beendete er für sie. „Hab ich Recht?"
„Ja."
Snape erhob sich von seinem Stuhl und verschwand durch eine Tür hinter seinem Schreibtisch. Hermine erkannte, dass es der Lagerraum war, in den sie sich in ihren Jahren in Hogwarts ein paar mal geschlichen hatte. Das Geräusch von Zaubertrankzutaten und Geräten, die gerückt wurden, drang an ihr Ohr.
„Miss Granger!"bellte Snape von drinnen. „Wenn Sie eine Empfehlung bekommen wollen, müssen Sie schon herkommen!"
Voller Furcht, was drinnen lauern könnte, aber genauso fürchtend, was passieren würde, wenn sie nicht eintrat, ging Hermine zögernd in den Lagerraum. Zu ihrer Überraschung hatte Snape schon einen Kessel aufgestellt und zerschnitt gerade etwas, was nach Raupen aussah.
„Sie werden mir ordentlich einen Gesundheitsstärkenden Trank brauen. Einen, der selbst die schlimmsten Leiden heilt,"informierte er sie schroff.
„In Ordnung,"antwortete sie mit fester Stimme, die ihre wahre Angst versteckte.
„Ich werde Ihnen nicht helfen,"sagte er. „Um in Ihrer Abteilung als Zaubertränkespezialist zu arbeiten, müssen Sie das Herstellen dieser Art von Tränken beherrschen, aber meistens befasst sich die Arbeit dort mit welchen, die Sie beim Brauen weniger fordern. Wenn Sie mir beweisen, dass Sie diesen Trank hier erfolgreich brauen können, bin ich sicher, dass Sie jede Aufgabe bewältigen können, die der Minister Ihnen stellt."
„Danke, Sir."Sie errötete, aber versuchte es schnell zu verbergen, als sie sein, ihn kennzeichnendes spöttisches lächeln sah.
„Danken Sie mir noch nicht. Sie müssen erst beweisen, dass Sie ihn brauen können!"Er drehte sich auf dem Absatz um, um hinauszugehen. „Ich gebe Ihnen eine Stunde!"
Hermine wandte sich wieder dem Kessel zu und atmete einmal lang und tief ein. Sie wusste, dass es nicht einfach sein würde Snapes Empfehlung zu bekommen. Schon bevor sie die Steinstufen zu den Kerkern hinabstieg, wusste sie das.
„Ich vermute, das Einzige was ich machen kann, ist, den besten verdammten Zaubertrank zu brauen, den er je gesehen hat,"munterte sie sich selbst auf. „Also, wo bewahrt er Nachtschattengewächs auf?"
Severus Snape kehrte zu seinem Kamin zurück. Grinsend, wusste er genau, dass er das Richtige getan hatte. Ja, er würde Hermines Wunsch nach einer Empfehlung erfüllen. Er hätte es auch getan, ohne, dass sie den Trank brauen müsste, den er von ihr forderte. Aber der kalte, manipulierende Bastrad zu sein, der zu sein er so lange hart gelernt hatte, machte es ihm unmöglich, einfach so Empfehlungen zu geben.
„Sie muss merken, dass sie dieses durch Arbeit verdient hat, nicht dadurch, eine unausstehliche Besserwisserin zu sein,"sagte Severus leise.
Er ließ sich zum dritten Mal in seinen Lehnstuhl sinken. Aber nach nur einer oder zwei Minuten besiegte ihn die Neugier. Langsam und vorsichtig wandte er seinen Blick zum Lagerraum. Von seinem Platz aus hatte er perfekte Sicht auf die hübsche Miss Granger, die über den Kessel gebeugt stand. Sie war ohne Zweifel zu einer exquisiten jungen Frau herangewachsen. Severus hatte niemals etwas von diesen Professoren gehalten, die so etwas über ihre Schüler dachten, aber nun da die Prüfungen in der Tat vorüber waren, erlaubte er sich einen kurzen Blick. Allerdings keinen offensichtlichen Blick. Er war schließlich mehr als zwanzig Jahre älter als sie. Es war immer ihr Verstand gewesen, ihr erstaunliches magisches Können, das ihm bisher aufgefallen war.
Hermine warf das letzte bisschen Raupe in den schon blubbernden Kessel. Dies war ohne Zweifel ein schwierig zu brauender Zaubertrank, aber sie war ziemlich sicher, dass sie damit keine Probleme haben würde. Als sie den Raum durchquerte, um den benötigten Bezuar zu finden, konnte sie es nicht lassen, durch die Tür in das Büro von Professor Severus Snape zu spähen. Er saß in seinem übergroßen schwarzen Lehnstuhl, den Kopf über ein großes Buch gebeugt.
Sie würde es auf keinen Fall irgendjemandem, den sie kannte, gestehen, aber da war immer etwas an ihrem miesepetrigen Zaubertränke-Professor gewesen. Etwas, was ihn hervorstechen ließ. Von ihrem ersten Tag an, an dem sie zu ihrer ersten Zaubertrankstunde in den Kerker getreten war, hatte sie das Gefühl gehabt, dass sie ihn irgendwoher kannte. Überzeugt, dass sie sich vor Hogwarts noch nie getroffen hatten und da sie nie Jemand gewesen war, der an vergangene Leben glaubte, hatte sie den Gedanken verdrängt. Aber heute, in seiner Nähe, spürte sie dieses Gefühl erneut. Da war etwas an ihm, das sieben Jahre noch nicht enthüllt hatten.
„Wenn Sie freundlicher Weise zu Ihrem Trank zurückkehren würden, Miss Granger,"sagte Severus, seine Augen nicht von seinem Buch hebend. „Ich werde Ihnen nur eine Chance geben."
Verlegen, beim Starren erwischt worden zu sein, kehrte sie zum Kessel zurück. Als er sicher war, dass sie ihn nicht sehen konnte, drehte er sich erneut um, um ihr beim Arbeiten zuzusehen. Hermines Hände zitterten, als sie das Nachtschattengewächs in die Dämpfe gab.
„Tu nicht zuviel davon hinein, Hermine,"sagte Severus zu sich, sich selbst schockend von seiner Schülerin mit ihrem Vornamen zu sprechen.
„Zwei Blätter vom Nachtschattengewächs, erledigt,"Hermine ließ die Blätter in den pfeifenden Kessel fallen. „Weißdornblüten..."
Severus beobachtete ihre Handlungen aufmerksam. Überzeugt davon, dass sie keinen Fehler machen würde, wollte er sie gerade auf die Tatsache aufmerksam machen, dass sie nach Bergkiefer statt nach Weißdornblüten gegriffen hatte. Die Folgen dieses Fehlers konnten tödlich sein.
„Miss Grang..."
Er hatte keine Zeit seine Worte auszusprechen. Da ihre Gedanken in einer anderen Welt waren, ließ die normalerweise perfekte Zaubertränkeschülerin die falsche Zutat in den Kessel fallen. Sie hatte keine Zeit vor der Explosion wegzulaufen. Direkt davor stehend, bekam sie die volle Sprengkraft des tödlichen Trankes ab.
„Hermine!"Severus rannte in den Lagerraum um sie vom Kessel wegzuziehen.
Er war zu spät. Sie lag auf dem kalten Steinboden, nur Momente vom Tod entfernt.
„Hermine!"Er zog ihren kleinen, bewegungslosen Körper in seine starken Arme. Alle anderen Gedanken waren aus seinem Kopf verschwunden. Seine einzige Absicht im Moment war, alles in seiner Macht stehende zu tun, damit seine kostbare Hermine gerettet wurde.
