Kapitel 4: Die Herausforderung

„Nhis, sieh dir das mal an!"Yugi deutete auf eine mit Hieroglyphen verzierte Wand. „Was ist damit?"Sie trat neben ihn und versuchte zu sehen, was er sah.

„Na, sieh doch mal genauer hin. Dieser herausgestellte Stein da... meinst du, der bedeutet was?"Hoffnung spiegelte sich in seinem Blick wieder. Sie waren schon zu lange im Kreis gelaufen.

„Ich weiß nicht... vielleicht ein versteckter Mechanismus... versuch ihn mal herauszunehmen."Vorsichtig berührte Yugi die sandige Oberfläche des Gesteins und noch vorsichtiger legte er seine Hand um die kleine Erhebung inmitten der Schriftzeichen.

Langsam und mit angespanntem Gesicht nahm er den Stein heraus. Den Blick auf die entstandene Vertiefung gerichtet, wichen beide zurück. Anspannung stand in beiden Gesichtern. Nichts bewegte sich.

„Und was jetzt?"Yugi sah sich Hilfe suchend um. Nhis hob nur die Schultern und schüttelte den Kopf.

„Wir sollten einen anderen Weg suchen... oder besser zurückgehen..."

„Das geht nicht! Wir..."Er sprach nicht weiter, denn er hörte etwas, ein fernes Echo, als wenn etwas Schweres auf den Boden gefallen wäre.

„Was war das?"

„Ich weiß nicht... wollen wir nachsehen?"Nhis nickte leicht und sie setzten sich in Bewegung.

„Sieht so aus, als wären sie weiter gekommen, Yami."Er blickte sich um. Yami sah ihn mit hasserfülltem Blick an. Ein Zauber verhinderte, dass er sich bewegen konnte, dass er sich auf ihn stürzen konnte. Seine Wut war grenzenlos.

„Sie scheinen sich wirklich Sorgen um dich zu machen. Sie wollen nur dein Bestes... aber es gab auch andere, in der Vergangenheit, die das wollten... du hättest ihnen mehr Vertrauen schenken sollen... Ich denke, es ist mal wieder Zeit, dein Gedächtnis ein wenig aufzufrischen!"

„Nein!"

Flashback

„Mein Pharao..."

„Unas! Welche Überraschung. Was führt dich zu mir?"

„Es geht um die Spionin, das Mädchen, welches so eure Zeit verschwendet. Vielleicht solltet ihr euch wichtigerem zuwenden. Wir könnten sie an das Hohe Gericht liefern. Dort wird sie gerecht bestraft. Und wenn ihr es wünscht, wird man sie die letzten Tage ihrer Frist bewachen. Sollte sie noch reden, wird sie frei gelassen. Natürlich nur, wenn sie tatsächlich einen Grund hatte, die Heiligen Hallen zu schänden."

„Ich beharre darauf, dass sie hier bleibt."

„Das kann sie! Aber ihr solltet euch nicht selbst mit ihr beschäftigen!"

„Ich habe nicht vor mein Wort zu brechen. Es bleibt alles wie besprochen."

„Aber sie schweigt immer noch und wird es auch weiterhin tun!"

„Ich bin überzeugt sie wird noch vor Ablauf der Frist alle meine Fragen beantwortet haben."

„Aber...warum müsst ihr euch mit solchen Dingen beschäftigen?"

„Es ist mein Wunsch es zu tun. Und nun hast du mich genug aufgehalten. Du solltest jetzt gehen."

„Ja, mein Pharao."Betrübt verließ Unas das Gemach.

Flashback Ende

Mit jeder weiteren Erinnerung nahm der Schmerz zu, doch Yami hatte gelernt, ihn das nicht wissen zu lassen. Er blieb ruhig, bereit jede Chance zu nutzen und zu entkommen.

„Was ist das?"Sie antwortete nur mit einem Schulterzucken. Sie hatten das Ende des ewig langen Ganges erreicht. Vor ihnen war eine türartige Öffnung, die nur von einem grauen Schleier verdeckt wurde.

„Meinst du, wir sollten einfach durchgehen?"Wieder antwortete Nhis nicht. Sie ging einfach zielstrebig darauf zu und verschwand vor Yugis Augen hinter dem Vorhang. Nach kurzem Zögern folgte er ihr.

Sie befanden sich in einem großen Saal, der von lodernden Fackeln an den Wänden beleuchtet wurde. Allerdings spendeten sie nicht sehr viel Licht, denn man konnte nicht den ganzen Raum in seinen Ausmaßen erkennen.

„Wo sind wir?"Nhis schüttelte den Kopf, schwieg weiter, als ob sie auf ein bestimmtes Geräusch wartete. Plötzlich erbebte der Boden unter ihren Füßen. Yugi hielt sich an einer Wand fest, während Nhis auf die Knie fiel.

„Wer wagt es, mich in meiner Ruhe zu stören?!"Die Stimme durchhallte ihre Ohren und ihr Echo prallte an den Wänden zurück. Eine Gestalt bewegte sich aus dem Schatten auf sie zu. Sie war recht klein und rundlich, dennoch waren die Gesichtszüge des Pharao zornig verzogen.

„Tut uns leid, wir wollten euch nicht stören!"Nhis sank nun vollends zu Boden und neigte demütig den Kopf. Mit einem Seitenblick auf Yugi bedeutete sie ihm, es ihr gleich zu tun. Er rührte sich aber nicht, starrte wie gebannt auf die Gestalt des Pharao.

„Wer bist du?"Sein Gesicht erschlaffte auf Yugis Frage hin und mit einem Mal wirkte er sehr alt. Er holte tief Luft, bevor er antwortete.

„Mein Name ist Chaba, Herrscher der dritten Dynastie des Alten Reiches. Vierundzwanzig Jahre lang Pharao von Ägypten."Mit stolz geschwellter Brust richtete er sich auf und überragte so Yugi und Nhis, die immer noch am Boden kauerte.

„Gut, dann habe ich eine Frage an dich. Wir suchen..."

„Ich erwarte mehr Respekt von einem Winzling wie dir!"Nhis sah mit angstvollem Blick zu Yugi, der leicht wütend ihren Blick erwiderte.

„Es tut ihm Leid, Euer Heiligkeit. Wir bitten darum, eine Frage vorbringen zu dürfen."Chaba musterte sie mit einem überheblichen Blick, versank in ein kurzes Schweigen, bevor er seinen Mund wieder öffnete.

„Ich denke, ich kann euch eine Frage beantworten."Yugis Mine hellte sich augenblicklich auf. Er blickte zu Nhis, die ihm mit einer Handbewegung bedeutete noch zu schweigen und zu warten.

„Aber... nur unter einer Bedingung! Einer von euch muss mich im Duell schlagen!"Er grinste aufgrund seines guten Einfalls. Das wäre ein willkommener Spaß. Die Einsamkeit war auch zu langweilig.

„Gut, ich trete gegen dich an!"Chaba wendete sich zu Yugi um, der entschlossen seine Duel Disk am Arm befestigte.

„Nein. Nicht du. Ich will gegen das Mädchen antreten."Mit einem Lächeln wendete er sich an Nhis, die erschrocken zurück wich. Wenn er schon nach so langer Zeit wieder ein Duell ausfechten würde, dann wollte er auch gewinnen. Deshalb hatte er sie ausgewählt, die zusammengezuckt war als er nur das Wort Duell erwähnt hatte und nicht Yugi, der ohne zu zögern darauf eingegangen war.

„Das geht nicht! Sie beherrscht es doch gar nicht!"Yugi war zwischen die beiden getreten und hielt seine Arme ausgebreitet, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

„Oh doch!"Mit einem Fingerzeig auf Nhis, erhellten sich plötzlich seine Umrisse und der Raum wurde in gleißendes Licht getaucht. Als Yugi seine Augen wieder öffnete, waren sie nicht mehr in dem schwach beleuchteten Saal. Sie befanden sich in einem schwarzen Nichts.

Nhis war aufgestanden. Sie trug eine Duel Disk am Arm, die sie fürchterlich zitternd anstarrte. Chaba stand ihr gegenüber. Auch er hatte ein solches Gerät an seinem Arm befestigt.

„Du hast eine Duel Disk?"Yugi sah verblüfft zu, wie der Pharao einen Kartenstapel aus einer Umhangtasche zog.

„Aber natürlich! Meinst du, ich habe die ganze Zeit geschlafen? Mir sind die Geschehen außerhalb des Puzzles nicht entgangen. Man muss mit der Zeit gehen, Yugi!"Er wendete seinen Blick wieder auf die andere Seite des Spielfeldes. Nhis schien in Trance verfallen. Ihr Blick war ins Leere gerichtet.

„Hör mal, Chaba! Sie kann gar nicht gegen dich antreten! Sie hat kein Deck!"

„Darum werde ich mich schon kümmern!"Mit einer weiteren Handbewegung deutete er auf Nhis. Aus der Dunkelheit flogen plötzlich aus allen Richtungen zischende Objekte. Yugi erkannte sie als Duellkarten. Vor Nhis, die verwirrt aufsah, stoppten sie und ordneten sich zu einem Stapel, der von selbst in der Duel Disk verschwand.

„Die Karten haben selbst gewählt!"Mit einem zufriedenen Grinsen betrachtete Chaba sein Werk.

„Können wir anfangen?"

„Kann ich ihr wenigstens noch die Regeln erklären?"

„Bitte, tu dir keinen Zwang an. Aber lass dir nicht zu viel Zeit!"