*******

"Wir haben alle Leute dort raus holen können. Kurz nachdem das letzte Shuttle andockte, sind zwei der Stationen zerstört worden.", berichtete Commander Ford dem Captain.

"Sind irgendwelche Kunstschätze verloren gegangen, Datenmaterial?", fragte Bridger.

"Das wissen wir noch nicht, Sir. O'Neill kümmert sich zusammen mit Picolo darum eine Liste aufzustellen, welche Gegenstände wir an Bord haben und was nach Angaben der Wissenschaftler noch fehlt."

"Gut." Just in diesem Moment erschütterte ein leichtes Nachbeben die Sea Quest. Wasser schwabte aus dem Tank. Bridger drehte sich herum um ihn zu schließen, als er sich jedoch dem Tank näherte schien es für kurze Zeit als würde sich eine kleine Wasserrose auf der Oberfläche des Wassers bilden. Der Captain schloss fest die Augen und öffnete sie wieder. Das Phänomen war verschwunden. Er schloss den Tank und kehrte auf seinen Sitz zurück. "Bringen sie uns in den nächstgelegenen Hafen, ich möchte unsere unfreiwilligen Gäste sobald wie möglich an Land bringen. Vorher hätte ich aber ganz gerne die Verantwortlichen der einzelnen Stationen gesprochen."

"Alle einzeln oder gemeinsam?", fragte Ford.

"Alle."

******

Henderson war zum Wachdienst auf dem Seedeck eingeteilt worden, wo einige der Kunstgegenstände lagen, die einer früheren Hochkultur angehörten. Als sie dort ankam waren O'Neill, Picolo und Lucas beschäftigt diese schriftlich zu erfassen.

"Hallo Jungs.", begrüßte sie die drei.

"Hallo." Tim sah kurz von einer Pergamentrolle auf, die in einem Glasbehälter aufbewahrt wurde.

Lonnie ging vor den großen Tisch, auf dem die ganzen Gegenstände lagen. Das Gold funkelte und glitzerte im Schein der Beleuchtung. Da entdeckte sie ein Kreuz mit einer Schlaufe oben dran. "So etwas wollte ich früher immer haben. Die Mädchen aus meiner Schule hatten damals ein Faible für diese Kreuze."

"Das ist ein Anch.", erklärte Lucas. "Bei einigen afrikanischen Stämmen gibt es ähnliche Totems die der Fruchtbarkeit dienen."

Ganz schnell legte Henderson das Kreuz wieder hin. Lucas lächelte. "Keine Sorgen, man vermutet da nur eine Verbindung. In solchen Texten" Er zeigte auf die Pergamentrolle von Tim. "liest man es als Lebenshieroglyphe."

"Leben bedeutet Fruchtbarkeit.", bemerkte Tony.

"Ja schon, aber kommt es dabei auch immer auf die Betrachtungsweise und den Zusammenhang an. Willst du jetzt wirklich keines dieser Symbole mehr?", fragte Lucas Lonnie grinsend.

"Nein. Jeder der das um meinem Hals hängen sieht und sich damit auskennt, meint vielleicht ich will ein Kind mit ihm zeugen." Sie nahm einige Münzen in die Hand.

Der Teenager schüttelte ungläubig den Kopf. "Dann solltest du von Darwin ebenfalls etwas Abstand nehmen."

"Wieso denn das?" Sie hatte ein anderes Schmuckstück in den Händen und hielt es sich an.

Picolo legte seine Arbeit zur Seite. Ihn langweilte dieser ganze wissenschaftliche Kram. "Das versteh ich jetzt auch nicht."

"Weil der Delphin in der griechischen Mythologie ebenfalls ein Symbol des Lebens ist.", antwortete Tim an Lucas Stelle.

"Hat wohl jede Kultur ihre eigenen kleinen Zeichen, was?", meinte Henderson darauf hin.

"Lonnie, lass das Zeug bitte liegen.", schimpfte nun Tim und nahm ihr einen Oberarmreifen aus den Händen. Sein Pal surrte. "Ja?"

"Mr. O'Neill, Captain Bridger benötigt sie in der Offiziersmesse. Er hat eine Besprechung mit den einzelnen Stationsleitern und anscheinend können manche von ihnen unsere Sprache nicht.", drang die Stimme des Commanders aus dem Pal.

"Ich bin schon unterwegs." O'Neill deaktivierte sein Pal. Lonnie fuhr erneut über eines der Objekte. "Lass die Finger von dem Zeug! Und du auch Tony, ich habe das gerade genau gesehen.", befahl er den beiden und verschwand anschließend vom Seedeck. Tony zog die kleine goldene Kette wieder aus seiner Hosentasche um sie zurück auf den Tisch zu legen.

"Hat wohl schlechte Laune unser Tim heute.", lächelte Henderson.

"Wahrscheinlich." Der Teenager drehte sich zu Tony. "Könntest du bitte das Zeug aus deiner anderen Tasche auch wieder her legen?"

Widerwillig legte Tony die kleine Statue auf den Tisch zurück. "Ich bin wohl ganz schön eingerostet. Bis vor wenigen Monaten hätte keiner von euch was mitbekommen."

"Spätestens sobald die Wissenschaftler ihre Unterlagen mit dem vergleichen was wir hier haben, schon.", versuchte Lucas seinem Freund ins Gewissen zu reden.

"Ich hatte eigentlich gedacht, da unten wäre mehr."

"Nun, die Stationen sind noch nicht sehr lange im Einsatz gewesen. Für die kurze Zeit ist es eigentlich recht beachtlich, was sie so alles gefunden haben. Was ich aber nicht verstehe ist, warum wir lauter Schmuck und Gold hier haben. Ausschließlich fast nur ägyptische Relikte. In der Bibliothek waren hauptsächlich Vasen, Schriftrollen, vereinzelte wertvollere Gegenstände und aus allen Kulturen der Vergangenheit, die in diesen Breitengraden sich bewegten aber das hier."

"Scheinst dich da ja recht gut auszukennen." Lonnie stützte sich auf den Tisch auf. "Wir haben doch auch andere Sachen geborgen die nicht ägyptisch sind, wie kommst du darauf, dass es ungewöhnlich ist."

"Weil an einem bestimmten Teil ausschließlich nur ägyptische Gegenstände geborgen werden konnten. Das seltsame ist, dass es sich dabei genau um den Flecken handelt von wo die Beben auszugehen scheinen." Lucas drehte sich nun ganz zu seinem Zimmergenossen herum. "Los, komm leg das wieder zurück."

"Hast du das etwa schon wieder bemerkt?" Ungläubig schüttelte Tony den Kopf und legte die kleine Schale wieder zurück.

"Im letzten Jahr sollt ihr jemanden an Bord gehabt haben, der schlimmer war als Tony.", fragte Lonny nun Lucas.

"In vielen Dingen, ja. Außerdem war er als Langfinger geschickter.", nickte Lucas.

"Langfinger?"

"Naja, er hat immer versucht aus allem und jeden Profit zu schlagen. Ehrlich gesagt ist ihm das nur selten gelungen. Zumindest sind aber seine Kunstdiebstähle nicht so leicht durchschaut worden.", dies sagte er mit einem ermahnenden Blick auf Tony.

"Miquel meinte jedoch, er hätte recht krumme Dinger gedreht und du hättest bei vielen davon gewusst."

"Das stimmt auch. Worauf willst du hinaus?"

Sie seufzte auf. "Könntest du bitte raus gehen, Tony?"

"Wieso denn das?", fragte Picolo.

"Weil ich etwas mit Lucas zu besprechen habe, was dich überhaupt nichts angeht."

Ein anzügliches Grinsen lag auf Tony's Gesicht.

"Denk nicht einmal daran, von meiner Seite ist da nichts entsprechendes.", sagte Lucas.

"Nun geh schon!", drängte Lonnie.

"Ist ja schon gut.", seufzte Tony auf. "Aber wenn ihr beiden was miteinander habt und ich erfahre es nicht als erster gibt es saures." Widerwillig verließ er das Seedeck.

"Der hat eine Phantasie.", sagte Lucas kopfschüttelnd.

"Dann bringe ich es gleich zum Punkt, damit es nicht noch andere Gerüchte hier an Bord gibt."

"Wegen Tony? Ich bitte dich, wer würde ihm denn eine solche Geschichte glauben. Der spinnt öfters mal solche Gerüchte. Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen."

"Aber ich mache mir wegen etwas anderem Sorgen." Erneut seufzte sie tief. "Es ist wegen unserem Gespräch von gestern auf der Brücke. Ich will nicht, dass jemand von der Crew von mir und Miquel erfährt. Ich will dein Wort, es niemanden zu sagen."

Lucas traute seinen Ohren nicht. "Glaubst du wirklich ich bin sofort nachdem ich einen kleinen Einblick in euer Privatleben hatte zum erstbesten gelaufen und habe überall rumerzählt, dass ihr womöglich das neueste Paar an Bord seid? So bin ich nicht. Wenn du willst, dass ich schweige dann tu ich es. Auch wenn ich es von vornherein getan hätte."

"Siehst du wie dicht er hält?" Ortiz stand schon eine geraume Weile am Eingang zum Moon Pool, nun kam er zu ihnen und setzte sich auf den Hocker, der neben Lucas stand. "Außerdem hat er dir vorhin nicht ganz die Wahrheit gesagt. Er war an einer von Kriegs Aktionen aktiv mit beteiligt. Die haben eine kleine Truhe aus der Bibliothek heimlich rausgeschmuggelt."

"Ich halte das für keine gute Idee, davon zu sprechen.", ermahnte Lucas ihn mit gerunzelter Stirn.

"Warum nicht? Der Schuldige ist nicht mehr an Bord und Lonnie habe ich bereits darüber informiert, was hier teilweise im letzten Jahr gelaufen ist. Wem soll sie es denn erzählen?" Ortiz hatte eine kleine Tüte mit Knabbereien, die er sich in den Mund schob. Lucas fegte eilig die Krümel fort, die auf Teile der Artefakte fielen.

"Dem Captain beispielsweise, denn ein Schuldiger ist nach wie vor an Bord.", sagte Lucas.

"Wieso sollte ich dem Captain etwas erzählen. Ich kann auch ein Geheimnis bewahren." Nun war ihre Neugierde geweckt. "Los komm, erzähl, was hat es mit dieser Truhe auf sich."

Lucas gab nach. "Wir haben aus der Bibliothek kurz nach ihrer Entdeckung einige Dinge geborgen. Was ja ganz normal war."

"Genau, darunter eine kleine Schatulle voll mit Goldmünzen.", machte Ortiz weiter.

"Die allerdings nicht bis zur Bestandsaufnahme kam.", sagte Lucas.

"Weil unser guter Ben sie klammheimlich hinter seinem Rücken verschwinden ließ unter Beihilfe von Lucas, dessen blütenreine West dir gegenüber endlich einen Teil ihrer wahren Farbe offenbart.", beendete Ortiz die Geschichte.

"Da habt ihr euch ganz schön was getraut. Ist das nicht illegal?", fragte Lonnie.

"Ziemlich, ja. Doch Ben störte es nicht und ich war einfach zu dumm, um die Konsequenzen zu sehen."

"Was hat der eigentlich mit denen gemacht?" Miquel hatte nun auch noch seine Füße auf den Tisch gelegt.

"Hey, komm schon, könntest du das bitte sein lassen. Das Zeug ist unbezahlbar.", forderte Lucas seinen Freund auf, die Füße vom Tisch zu nehmen.

"Was ist mit den Goldmünzen geschehen?", kam Lonnie wieder zum Thema zurück.

"Verkauft." Lucas steckte seine Hände in die Hosentaschen.

"Echt, hat es sich gelohnt?", fragte Ortiz neugierig.

"Sag bloß, du willst es ihm gleich machen?", fragte Lonnie den Kubaner ungläubig. "Diese Dinge hier sind doch bereits von den Forschungseinheiten erfasst."

"Wer redet denn von dem Zeug. Ben hat damals nur keinen Ärger bekommen, weil er anderen was abgeben musste." Ortiz knüllte seine nun leere Knabbertüte zusammen.

"Eine Art Schweigegeld an diejenigen, die ihm bei seinem Vorhaben geholfen haben oder zumindest davon wussten."

"Kurz um, ihr zwei besitzt einige davon!", schlussfolgerte Lonnie.

"Jepp.", stimmte Ortiz seiner Freundin zu. "Und ich habe absolut keine Ahnung was ich damit anstellen soll. Die liegen bei mir zu Hause und stauben ein. Darum wollte ich wissen, ob es sich lohnt, die zu verkaufen."

"Nicht besonders. Sie sind zwar noch sehr gut erhalten, aber da wir nicht sagen können, wo sie her sind ist ihr Wert nur minimal im Gegensatz zu anderen. Es waren handelsübliche Münzen zu der Zeit. Wohl gab es bereits damals ein Rechtsystem nachdem jeder Nutzer der Bibliothek einen gewissen Beitrag zu zahlen hatte. Daher wohl die Truhe. Einen anderen Grund kann ich mir da nicht vorstellen.", erklärte Lucas.

"Was ist mit deinen?", fragte Lonnie das Computergenie.

"Hab sie bis auf eine meiner Mutter gegeben. Sind jetzt wohl bei ihr im Museum."

"Du hast die nicht behalten?", fragte Miquel ungläubig.

"Nein. Ich hätte auch gar nicht gewusst, was ich damit anfangen sollte. So dienen sie einem guten Zweck."

"Und er ist wirklich nie verpfiffen worden?"

"Oh, doch. Ein paar Mal habe ich dem Captain davon erzählt, aber teilweise endete das damit, dass ich Ben bei seiner Strafe Gesellschaft leisten musste, weil ich es eine Weile mit angesehen hatte ohne Bridger zu informieren. Solange ich dicht hielt und einen ordentlichen Anteil von Ben bekam war das dann doch besser."

Vom Moon Pool kam ein Gegenstand geflogen. Henderson zuckte erschrocken zusammen. "Ist Darwin immer noch sauer?", fragte Ortiz grinsend.

"Ja.", nickte Lucas. "Schon wieder. Bridger will ihn wegen der Beben nicht raus lassen und Darwin kommt immer wieder hier an und schmeißt Teile durch die Gegend die er in den Röhren abgerissen hat."

"Verhält sich wie ein Kleinkind. Kann dabei etwas passieren wenn er in den Röhren Dinge abreißt?" Lonnie drehte sich wieder zum Tisch um.

Das Computergenie schüttelte den Kopf. "Nein, er entfernt nur Hinweisschilder oder Hähne zum Absperren einiger Rohre. Nicht, was uns einen größeren Schaden verursachen könnte. Soweit denkt er da schon mit. Sieh doch, was er uns gerade mitgebracht hat, war mal ein Teil eines Dichtungsringes." Er hatte ein gummiartiges, schwarzes Ding aufgehoben.

"Wie sieht es eigentlich mit Smith aus?", kam dem Kubaner jetzt in den Sinn.

"Ach, das war nichts." Lucas winkte ab. "Nur ein harmloser Alptraum. Die hat sich bestimmt bereits beruhigt."

"Meinst du? Ehrlich gesagt ist mir das ganze hier etwas unheimlich.", meinte Lonnie leise.

Lucas nahm den Vocoder. "Gar nichts ist hier unheimlich. Unheimlich wäre es wenn wir ein Geisterschiff vor uns hätten und nicht ein Naturphänomen das jeden Tag irgendwo auf dem Erdball stattfindet. Lass das Zeug ja in Ruhe, das ist wirklich verzeichnet. Sollte da etwas fehlen könnte es recht unangenehm für dich werden.", riet Lucas Henderson. "Ich geh jetzt in meine Kabine und versuche Darwin wieder zu beruhigen. Mehr kann ich im Moment sowieso nicht machen ohne Tim."

"Richte deiner Freundin schöne Grüße von mir aus, solltest du sie anrufen.", rief Miquel dem Computergenie nach, das stehen blieb und sich grinsend wieder zu ihnen drehte. "Ich habe bereits seit mehreren Wochen keine Freundin mehr."

"Oh, na dann grüß Darwin.", schlug der Kubaner vor.

Lachend verließ Lucas den Moon Pool.

******

"Der Syrische Forschungsleiter möchte wissen was mit den einzelnen Artefakten geschieht.", übersetzte O'Neill dem Captain.

"Nun, da sie sich alle noch nicht einigen konnten, wie sie die Kunstschätze aufteilen wollen, schläft die UEO vor, diese in Verwahrung zu nehmen. Von der Universität in Kairo für ägyptische Geschichte ist ein Vorschlag erbracht worden, nahe der Bibliothek ein Unterwassermuseum einzurichten. Dort könnten die ganzen Exponate ausgestellt werden.", erklärte Nathan Bridger. "Dies ist auch eine der Überlegungen gewesen als die Bibliothek entdeckt wurde."

"Libyen wird sich dem nicht anschließen, Captain. Wir wollen unsere geborgenen Gegenstände wieder haben.", sagte ein aufgebrachter Mann mit dunkler Haut, dicker Boxernase und schwarzen Vollbart. "Dieses Museum wird nur Ägypten wieder einen Nutzen erweisen. Die anderen Nationen werden wie immer von diesen arroganten Egoisten ausgeschlossen."

"Was soll das heißen?" Ein anderer Mann am Tisch war abrupt aufgestanden und stützte sich wütend auf den Tisch auf.

"Das wissen sie ganz genau. Ägypten erhebt auf alles Anspruch, was einmal in seinen Grenzen gewesen ist. Egal welche Nationen mitgeholfen haben es zu bergen oder woher es im Grunde stammen könnte. Viele der geborgenen Gegenstände sind eindeutig nicht ägyptischer Herkunft.", sagte der Libanesische Forschungsleiter.

"Das ist eine absolute Lüge!" Der Ägyptologe von der Kairoer Universität schlug wild mit der Hand auf den Tisch.

"Bitte, meine Herren, so bringt das doch nichts. Beruhigen sie sich. Ich bin mir sicher, wir können eine friedfertige Lösung finden. Was mit den gefundenen Gegenständen passiert ist im Moment doch zweitrangig. Ist es nicht viel wichtiger so viel wie möglich aus unser aller Vergangenheit von dort unten zu bergen, bevor erneute Seebeben dies verhindern? Denken sie doch nur einmal daran, was wir noch finden könnten. Doch während wir uns hier streiten geht kostbare Zeit verloren. Sie alle haben ihre verschiedenen Ausgrabungsplätze gehabt entlang einer Schneise die voll mit den unterschiedlichsten Artefakten sind. Da sämtliche Forschungsstationen durch das Beben zerstört wurden, möchte ich sie bitten uns dabei zu unterstützen für sie, für die gesamte Menschheit während unserer Untersuchungen hier, gleichzeitig versuchen zu können, wertvolle Kunstschätze zu bergen." Nathan Bridger stand am schmalen Ende des langen Konferenztisches.

Nun ergriff zum ersten Mal ein Mann das Wort, der bis jetzt geschwiegen hatte. Er war in Begleitung einer Frau, die ihm die ganze Zeit als Dolmetscherin diente. Als er geendet hatte, teilte Lieutenant O'Neill dem Captain und den restlichen Anwesenden die Frage mit. "Der jordanische Forschungsstab hätte ganz gerne gewusst, was wir gegen diese Seebeben unternehmen wollen. Keiner kann es sich leisten ständig neue Stationen errichten zu müssen. Das geplante Museum wäre ein Sicherheitsrisiko für alle Besucher."

"Das ist richtig. Wir wissen ehrlich gesagt noch gar nicht was der Grund für dieses Beben ist. Sobald wir ihre Leute sicher an Land gebracht haben werden wir in der Region Untersuchungen anstellen um herauszufinden, was diese Katastrophe ausgelöst haben könnte. Laut unseren Vermutungen handelt es sich um kein gewöhnliches Beben, daher ist es auch im Interesse der UEO diese Frage zu klären."

"Wieso fangen sie schon wieder von diesem Museum an?", beschwerte sich der libanesische Forschungsleiter empört.

"Weil wir damit nicht nur im Sinne einer Nation handeln. Die Küste ist UEO Territorium und somit nicht an einen der hier anwesenden Staaten allein gebunden. Die UEO hat mit ihnen allen einen Vertrag den wir und auch sie zu erfüllen haben. Auf diese Weise können alle Nationen weiterhin forschen, bekommen Gelder durch Besucher um diese Forschungen zu bezahlen und müssen sich nicht damit herum ärgern, dass sämtliche geborgenen Kunstgegenstände nur einer Nation zu gute fallen.", versuchte Nathan Bridger ruhig die Besprechung weiter zu führen.

"Das ist doch alles Unsinn. Keiner der hier Anwesenden will sich einem solchen Vorschlag anschließen. Die UEO arbeitet meiner Ansicht nach zu sehr nach dem Willen Ägyptens. Das Museum wird innerhalb der Küstengrenzen Ägyptens stehen. Erzählen sie mir doch nichts, ich habe die Pläne bereits gesehen. Die anderen Staaten werden nach Vollendung keinen Ton mehr sagen dürfen, so sehr sind ihnen bereits jetzt die Hände gebunden."

"Wir sind schon wieder zu dem Punkt zurück gekehrt, den ich eigentlich bis auf weiteres zurückschieben wollte. Es geht hier jetzt in erster Linie so viel wie möglich der menschlichen Geschichte, die dort draußen in dem Graben liegt zu bergen und sie machen sich hier Sorgen wo ein zukünftiges Museum stehen soll und wer dafür verantwortlich sein wird. Ist ihnen eigentlich schon einmal in den Sinn gekommen, dass es unter Umständen gar kein Museum geben wird? Sollten diese Beben da draußen anhalten, wird es für keinen von ihnen möglich sein irgend etwas da draußen zu bauen, geschweige denn ihre Forschungen weiter zu führen. Während wir ihre Leute an Land bringen, braucht nur ein heftigeres Beben als zuvor die gesamte Region zu erschüttern und herabfallende Gesteinsbrocken begraben alles unter sich und zerstören, was für sie und uns alle von großer Wichtigkeit hätte sein können. Wollen sie sich wirklich jetzt ausschließlich nur mit dem Beschäftigen was vielleicht sein könnte, wenn wir dieses kleine Problem mit diesem ungewöhnlichen aber dennoch für diese Region normalen Naturphänomen unbeachtet lassen?" Er hasste es mit solch verbohrten Eierköpfen zu verhandeln. Schon vor einem Jahr hatte er sich mit ihren Regierungen anlegen müssen und auch damals waren die Verhandlungen nicht leicht für den UEO Captain gewesen. "Also was ist nun? Sind sie bereit uns zu unterstützen in der Untersuchung der sich am Meeresboden gelegenen Geschichtsartefakte oder ist es ihnen lieber wenn die UEO selbst sich der Sache annimmt und dann aus eigenem Ermessen die gefundenen Gegenstände an sie alle zur Forschung verteilt?"

"Syrien interessiert es was sie für die Bergung benötigen.", übersetzte O'Neill nachdem es eine kurze Zeit still gewesen war bis sich der syrische Forschungsleiter zu Wort meldete.

Na bitte, es geht doch. Bridger war erleichtert. Eine Hürde wäre damit genommen.

*****

"Wendy!", freudig empfing Henderson die Ärztin. "Wie geht es ihnen? Sie sollen sich heute Nacht nicht besonders wohl gefühlt haben."

"Es geht mir bereits besser, danke.", antwortete Dr. Smith, die wieder Farbe im Gesicht hatte und auch sonst ziemlich gesund aussah. "Sind die Mannschaften mit der Bergung fertig?"

"Nein, wir bringen erst die geretteten Wissenschaflter an Land bis wir versuchen weitere von diesen Dingern aus dem Graben zu holen. Das hier soll alles aus den Stationen stammen." Henderson zeigte über die ganzen Tische, die vollgestopft waren mit frühgeschichtlichen Zeugnissen. "Darf ich sie fragen, was heute Nacht mit ihnen los war?"

Dr. Smith betrachtete den Tisch mit den ägyptischen Gegenständen genauer. Etwas zog sie dorthin, sie konnte jedoch nicht sagen was es war. "Nur ein Alptraum. Vermutlich haben mich die angstvollen Emotionen der Mannschaft überwältigt. Im Schlaf bin ich für diese Art empfänglicher."

"Scheint eine ganz schöne Bürde zu sein, solche eine Gabe."

"Aber sie hat auch ihre Vorteile. Wie sollte ich denn sonst wissen, wenn mich einer meiner Patienten anlügt, nur weil er sich vor dem Dienst drücken will.", lachte Wendy.

"Das probieren welche?"

"Wir haben einige besondere Kandidaten an Bord, die es immer wieder versuchen." Leicht glitt Dr. Smith mit den Fingern über die einzelnen Artefakte. Über dem Henkelkreuz, das Henderson an diesem Morgen bereits in den Händen gehalten hatte verharrte sie. Ein innerlicher Impuls zwang sie es zu berühren. Ihr Hand sank langsam tiefer bis sie das kalte, glatt geschliffene Metall berührte. Ein Blitz durchzuckte sie. Vor ihr stand ein grimmig dreinblickender Mann. Seine Augen glühten Rot. Er machte den Mund auf und schien ihr etwas zu zu rufen. Im nächsten Moment verlor sie das Bewusstsein.

"Oh mein Gott, Wendy!", rief Henderson panisch auf. Sie ergriff ihr Pal. "Medizinischer Notfall beim Moon Pool. Ich brauche sofort einen Arzt!"

Anm: Vielen lieben Dank für eure Reviews, Samusa, Kiddo und Diana! Leider möchte ich bei dieser Geschichte die Mission in den Vordergrund stellen, daher werden gewisse zwischenmenschliche Beziehungen nur kurz angeschnitten. Natürlich darf man mich dutzen! ^^ Ist mir auch lieber. Im ersten Kapitel habe ich winzige Veränderungen vorgenommen. Was mich persönlich gestört hat, war ein Satz von Bridger, den ich nun geändert habe. Auch möchte ich ganz kurz darauf hinweisen, wie stolz ich selbst darauf bin, wie ich diese Besprechung mit den Forschungsleitern hinbekommen habe. Hätte nicht gedacht, dass ich es so gut hinkriege, ob ihr das auch so seht, bleibt euch überlassen, aber ich bin damit zufrieden. ^^ Hoffentlich hat es euch gefallen.