Dr. Cray stürmte in das Besprechungszimmer, das nach Lucas technischen
Können zu einer provisorischen Kommandobrücke umfunktioniert worden war. Er
knallte die Türen auf und lies die Anwesenden durch den überraschenden
Besuch zusammenzucken.
„Sie haben keine Berechtigung hier zu sein!", fuhr ihn der Commander an. Der Wissenschaftler stolzierte hochnäsig an Ford vorbei, als sei er derjenige, der nicht hier sein dürfte, auf den Captain zu. Bridger stand bei Lucas, der sich ebenfalls erst vor wenigen Minuten eine eigene Station eingerichtet hatte.
„Ihr Generalsekretär hat mir soeben freie Hand bei meinen Forschungen gewährt. Ich verlange eine sofortige Aussendung eines Shuttles zu der Pyramide!", sagte Dr. Cray bestimmt.
„Das ist doch glatter Selbstmord.", fuhr Lucas entrüstet auf.
„Ganz und gar nicht, mein Junge. Es handelt sich hierbei um wichtige wissenschaftliche Errungenschaften.", sagte der Dr. bestimmt.
„Und zugleich kultureller Raub an Ägypten und seinem Volk. Das ist es doch was sie letztendlich vor haben."
Dr. Cray wandte den Blick verächtlich von dem Teenager auf den hinter ihm stehenden älteren Mann mit dem grau weißen Bart. „Sie sollten ihrem Sohn wirklich einmal ein wenig Benehmen beibringen. Sein vorlautes Mundwerk wird ihm nur schädlich sein. Das habe ich ihnen schon früher kurz nachdem ich an Bord gekommen bin gesagt."
Nathan legte dem Teenager beruhigend eine Hand auf die Schulter. Den Irrtum, dass Lucas gar nicht sein Sohn war, hatten sie bisher versäumt bei dem Wissenschaftler zu bereinigen. Er würde das Spielchen wohl auch weiter betreiben. „Doktor, sie sagten sie hätten mit dem Generalsekretär gesprochen, haben sie ihn auch über unsere derzeitigen Probleme informiert? Ihm gesagt warum wir kein Forschungsteam hinausschicken können?"
Der Ägyptologe schürzte verächtlich die Lippen. „Ich weiß von keinerlei Problemen. Ihre Untersuchen haben alle einwandtfrei ergeben, dass sich keine giftigen Substanzen auf den Artefakten befanden. Der nächste logische Schritt ist demnach die Erforschung der Pyramide."
„Solange ich nicht weiß wer oder was mir giftige Schlangen an Bord gebracht hat und sie überall frei lässt, wird niemand nach draußen gehen. Egal was die Untersuchungen auch ergeben haben.", sagte Nathan bestimmt.
„Dann sperren sie das Viehzeug ein. Ich habe von ihrem obersten Befehlshaber grünes Licht erhalten und verlange dies auch durchführen zu können."
„Das geht nicht so einfach. Ich kann nicht alle Sektionen sperren."
„Sie müssen lernen richtig zu zuhören. Angesichts ihres Alters und ihrer Stellung eine Eigenschaft die sie besitzen sollten, Captain."So wurde Nathan noch nie beleidigt. Dieser Mann schien sich wirklich für etwas Besonderes zu halten. Alle anderen waren mit Fehlern behaftet wie ein schwarzes Brett in einem Studentenwohnheim. Dr. Cray fuhr fort: „Unter diesen Umständen wundert es mich nicht, dass ihr Sohn so vorlaut ist. Ich sagte, sie sollen nur dort Sperren wo die Schlangen sind."
„Da liegt das Problem!", ging Lucas genervt dazwischen.
Der Wissenschaftler verdrehte die Augen. Er konnte es nicht fassen, dieser Bengel hörte wohl überhaupt nicht zu. „Langsam verliere ich die Geduld. Wo steckt die Mutter dieses Jungen? Vielleicht kann sie ihm ein paar Manieren beibringen."Oder ihnen, ging dem Teenager dabei durch den Kopf und rief einige Erinnerungen ab, die ganz und gar nicht glorreich für einen gewissen Mann in diesem Raum waren. „Wo hier welche Probleme vorherrschen entscheiden immer noch die Leute, die etwas mehr als nur pubertäre Fantasien im Kopf haben."
Das reichte! Wütend stand das blonde Computergenie auf. „Zu ihrem eigenen Schutz, gehe ich lieber zu Dr. Smith. Die hält mir wenigstens keine Vorträge über meine Fantasien und das obwohl sie diese sehen könnten, wenn sie wollte!"Er stapfte aus dem Besprechungszimmer gefolgt von den Blicken der restlichen Anwesenden. Unter gewissen Umständen konnte selbst er sich nicht mehr halten und war kurz davor den Leuten an die Kehle zu springen. Genau solch eine Situation hatte sich nun ergeben gehabt. Captain Bridger ließ sich mit einem zufriedenen Lächeln auf den Stuhl sinken, der zuvor noch dem Teenager als Sitzgelegenheit gedient hatte. Dessen Fantasien wären wahrlich eine interessante Angelegenheit gehörten nun aber überhaupt nicht hierher.
„Captain?", unterbrach Ford die Stille. „Wir bekommen gerade die Meldung über weitere Schlangen auf dem C-Deck."
„Danke, Commander."Nathan wandte den Blick auf den Wissenschaftler. „Mein vermeindlicher Sohn,"Wie er es sagte überhörte Dr. Cray, aber die anderen Anwesenden Offiziere, bestehend aus dem Commander und den Lieutenants Brody und O'Neill sahen ihren Captain verwundert an. „ist leider einer von denen die etwas mehr im Kopf haben und wusste im Gegensatz zu ihnen, dass wir in der letzten Stunde drei weitere solcher Meldungen erhalten haben. Wir müssen erst das Leck finden durch welches diese Tiere auf das Boot gelangen. Ebenso ist es unvermeidlich den Grund für ihr Hiersein zu erfahren."
„Der Generalsekretär hat mir uneingeschränkte Handlungsvollmacht erteilt." Dr. Cray fuchtelte verlangend mit den Händen.
„Das mag sein, aber nicht solange ich hier an Bord der Captain bin. Wenn sie jetzt bitte so freundlich wären diesen Raum zu verlassen."Er wies ihm mit ausgestreckten Arm den Ausgang.
„Das können sie nicht tun!"
„Doch! Das gerade eben war keine Bitte. Sollten sie meinem Befehl nicht nachkommen sehe ich mich gezwungen meinen ersten Offizier anzuweisen sie unter Arrest zu stellen."
„Ich verlange eine Verbindung mit McGath!"
„Die können sie gerne haben.", antwortete Bridger im ruhigen Ton. „Nachdem ich mit ihm gesprochen habe."
„Sie sind die längste Zeit Captain gewesen, ich hoffe sie wissen das."
„Ja, genauso wie dass meine Frau seit einiger Zeit verstorben ist. Eine Tatsache an die ich weniger gerne erinnert werde, wenn sie verstehen." Damit spielte er auf den von Dr. Cray angesprochenen Verbleib von Lucas' angeblicher Mutter an. Der Wissenschaftler schien den Hinweis zu verstehen. Mit zorniger Miene wandte er sich endlich ab. An der Tür presste er noch den Rücken der Crew zugedreht zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor: „Dann schicken sie den Jungen zu anderen Verwandten, falls sie welche haben. Hier ist er vollkommen fehl am Platz!"Krachend flog die Tür ins Schloss. Die Anwesenden lachten, auch wenn es unter den gegebenen Umständen nicht besonders angebracht war, auf.
„Ich dachte er sei Lucas schon mal begegnet?", fragte Brody nachdem sich alle Anwesenden ein wenig beruhigt hatten.
„Er war damals um einiges jünger und ich denke der gute Ägyptologe hier erinnert sich nicht besonders gerne an diese Zeit."Er wies mit der Hand zur Tür. „Denken sie nur daran, was Lucas über seine Rolle damals erzählt hat."
********
„Wieder neue Visionen gehabt oder endlich mal verschont geblieben?", fragte das Computergenie keck als er das Labor betrat.
Dr. Smith sah von dem Mikroskop auf. „Es geht mir gut, wenn du das wissen möchtest."
Er lächelte sie freundlich an. Ohne weitere Worte setzte er sich neben sie. Vor ihm stellte ein Bildschirm die Vergrößerung des unter dem Mikroskop befindlichen Pulvers dar. Wenn ihn seine Kenntnisse nicht täuschten, so handelte es sich hierbei um die von Brody entnommene Gesteinsprobe des Obelisken.
„Jetzt hat sie sich bewegt, Wendy!", rief Dagwood aufgeregt. Bis eben saß er noch vor dem provisorisch errichteten Terrarium in dem eine alte Bekannte von Lucas ihr neues zu Hause gefunden hatte.
„Sie haben auch noch nicht versucht herauszufinden, wie sie an Bord gekommen ist?"
Dr. Smith schüttelte den Kopf. „Solange die Mannschaft in Sicherheit ist haben die Untersuchungen oberste Priorität."
„Die Mannschaft ist nicht in Sicherheit.", widersprach der Teenager.
„Vor ihr schon."Dagwood zeigte auf die Schlange vor sich.
„Und sie ist überhaupt nicht gefährlich. Die anderen jedoch können unter Umständen tödlich sein. Ich habe vorhin versucht ein Muster nach ihren Erscheinungsorten aufzustellen, aber völlig hoffnungslos."Enttäuscht fuhr er sich mit der Hand durchs Haar.
„Was für einen Sinn hätte das?"
„Den herauszufinden von wo sie kommen. So könnte man nach gemeinsamen Lüftungsschächten und Zugangswegen suchen."
Die Telepathin stützte sich mit einer Hand an der Tischkante. „Das ergebe dann die Möglichkeit an denjenigen heranzukommen, der sie an Bord gebracht hat."
„Bingo! Nur haben wir kein Muster, nicht mal ein kleines. Die Dinger werden vollkommen willkürlich ausgesetzt. Ich fürchte in dieser Hinsicht wird die Sicherheit einigen Stress die nächste Zeit haben."
„Kann man sie nicht fangen?", fragte Dagwood mit schief gelegtem Kopf.
„Das ist zu gefährlich. Ein falscher Griff und schon haben sie dich gebissen oder ihr Gift verspritzt."Lucas hielt seine bandagierte Hand hoch. „Siehst doch was dabei raus kommt. Eine Giftschlange und das Opfer kann sich schon mal einen Sarg aussuchen gehen."
„Nicht mit der Hand."Die Stimme des GELF war aufgeregt und stockte leicht. Wendy sah ihn fragend an.
„Wenn Darwin nicht raus kann, dann fängt die seaQuest mit einem Netz während sie fährt Fische für ihn. Können wir nicht auch Netzte für Schlangen nehmen?"
Schweigen kam von dem Untersuchungstisch. Das Computergenie drehte sich auf seinem Hocker herum, biss nachdenkend auf seine Unterlippe, bevor er zu einer anderen Computerstation ging. „Gut, nehmen wir an die Schlangen gelangen durch das Lüftungssystem auf die einzelnen Stationen, dann müssten wir nur die Schächte bei ihren Zugang zu größeren Räumen abdichten."
„Das sind doch sicherlich viel zu viele.", warf Wendy ein.
„Stimmt, aber die Hauptstationen müssten wir somit vor weiteren ungewollten Besuchern schützen können. Es dürfte dann auch kein Problem sein, die Schlangen zu fangen. Solange sie im Lüftungssystem sind können sie im Prinzip keinen Schaden anrichten. Ich habe nur keine Ahnung wie viele Netze wir an Bord haben. Und ob wir die einfach so zerschneiden können, das ist das nächste Problem."
Der Bordärztin kam noch ein weiterer Gedanke. „Was ist wenn sie nicht durch die Lüftungsschächte gekommen sind?"
Lucas wechselte einen Blick mit Dagwood. Der Dagger sah ihn ganz aufgeregt an. „Dann war die ganze Arbeit für umsonst. Ich spreche mit dem Commander. Hoffentlich ist dieser Dr. Cray nicht mehr bei ihm."
Wendy sah ihn eindringlich an. „Du willst ihm an die Gurgel?", fragte sie lächelnd.
„Sollte er mich weiterhin ärgern, dann gibt es keine Gnade mehr. Ja!"
„Ich will auch helfen, Lucas."Dagwood lief ihm eilig in den Weg und versperrte dem Junggenie somit den Weg nach draußen.
Schulterzuckend stimmte der Teenager dem zu. Warum nicht? Sie würden bei Zustimmung von Ford sowieso einige Leute brauchen.
********
„Captain Bridger, ich habe Dr. Cray bereits zugesichert nach eigenem Ermessen handeln zu können. Sollte nach seiner Einschätzung nach keine Gefahr bestehen so sind sie verpflichten ihm alles notwendige zur Verfügung zu stellen. Wenn dies bedeutet ein Shuttle auszusenden und in dieses Ding zu gehen, dann haben sie das zu tun!"Angesäuert mit streng zusammen gezogenen Augenbrauen lehnte sich Generalsekretär McGath in seinem Stuhl zurück.
„Wir haben hier ein äußerstes Sicherheitsproblem! Keiner weiß woher diese Schlangen kommen und wie wir die Mannschaft davor schützen können. Unaufhörlich tauchen überall neue Tiere auf. Ich will niemanden unnötig in Gefahr bringen. Einer unserer eigenen Wissenschaftler kennt sich mit Reptilien aus, er sagt auch, wir sollten zuerst das Boot von oben bis unten absuchen und die Schlangen von Bord bringen. Eher bin auch ich nicht bereit in die Pyramide zu gehen."
„Schließen sie die verdammten Sektionen, Nathan. So schwer kann das doch nicht sein. Dr. Cray hat vollkommen recht, sie reagieren viel zu hysterisch in dieser Angelegenheit."
„Das tue ich nicht. Ich habe den Leuten der einzelnen Forschungsgruppen zugesichert sie bei unseren Untersuchungen zu beteiligen sobald die Region wieder sicher ist. Sollte es sich dabei auch noch um das Grab Cheops handeln wie hier alle vermuten, dann ist es wirklich notwendig zumindest die ägyptischen Forscher dabei zu haben. Andernfalls laufen wir Gefahr hier einen ernsthaften Konflikt auszulösen. Ich muss ihnen als Politiker das doch sicherlich nicht noch erklären."
„Dann holen sie diese Leute an Bord und führen die Untersuchungen durch. Es ist mir völlig egal wie sie es machen, alles was ich möchte ist keinen einzigen Anruf von Dr. Cray mehr erhalten in dem er mir sagen muss, dass der Captain meines Führungsbootes meine Anweisungen missachtet. Ich erwarte einen positiven Bericht in drei Stunden."Generalsekretär McGath beendete die Verbindung und auf dem Bildschirm erschien das UEO-Logo.
Ungläubig den Kopf schüttelnd betätigte der Captain einen Knopf auf dem internen Funksystem. „Commander, machen sie ein Shuttle bereit das an Land geht. Wir werden uns die einzelnen Forschungsleiter an Bord holen und anschließend einen Erkundungstrupp für die Pyramide zusammen stellen."
„Aye, Sir.", drang die Stimme von Jonathan Ford aus dem Lautsprecher. Nathan rieb sich müde den Nasenrücken. Etwas zischte hinter ihm und sofort spannte sich jeder Muskel, jeder Nerv in seinem Körper an. Bloß keine hektischen Bewegungen nun. Sollte es wieder eine dieser Visionen sein, so war sie nicht real. Alles was hier an Bord gefährlich werden konnte wäre eine Schlange, doch wie hätte sie hier hereinkommen sollen? Das war Unsinn. Vorsichtig drehte er sich herum. Von ihrem Biologen an Bord war die gesamte Mannschaft angewiesen worden in einem Falle einer direkten Begegnung mit den Schlangen, diese auf gar keinen Fall durch hektische Bewegungen zum Angriff zu reizen.
War das richtig? Sie seien sowieso fast blind und würden eine langsame Bewegung nicht wahrnehmen. Er musste als ein Objekt ihrer natürlichen Umgebung erscheinen. Sein Körper war zu drei viertel herumgedreht. Aus den Augenwinkeln versuchte er herauszufinden, wo das Tier sein konnte. Bisher erkannte er nichts. Wo war das Tier nur? Langsam drehte er sich weiter. Millimeter für Millimeter. Nichts! Sofort fiel die Anspannung von ihm ab. Das Zischen musste ein Trugbild seiner Fantasie gewesen sein.
Erleichtert aufseufzend setzte er einen Fuss nach vorn, als sich über ihm eine Klappe aus dem Lüftungsschacht löste. Instinktiv ging sein Blick nach oben, da fielen ihm auch schon die langen schlanken Körper von einem halben Dutzend Schlangen entgegen.
********
Commander Ford gefiel die Idee mit den Netzen vor den Lüftungsschächten ausgezeichnet. Sofort ließ er einige Leute zusammen trommeln und alle vorrätigen Netze entsprechend präparieren. Dagwood und Lucas hatte sich Ortiz angeschlossen, gemeinsam befestigten sie eines der letzten Netze. „Kleine Schlangen können durch die Maschen aber trotzdem durch.", sagte Miquel und fuhr mit seinen Fingern hindurch.
„Hoffen wir für dich, dass sich in diesem Moment keine kleine Schlange da drinnen befindet, denn deine Hand ist dann weg.", lachte Lucas.
„Haha."Ortiz zog seine Hand heraus und hielt das Netz so, dass Dagwood die Befestigung anbringen konnte.
„Gut, da drüben geht's weiter."Der Teenager nahm bereits gemeinsam mit dem Dagger die Arbeitsmateriealien auf und brachte es zum nächsten Lüftungsschacht. Verwundert sah er sich um. Warum kam sein kubanischer Freund nicht mit. „Ist schon was ins Netz gegangen?"Er wartete, aber Oritz bewegte sich noch immer nicht. Lucas sah zu Dagwood, der schien genauso wenig zu wissen, was auf einmal mit Miquel los war.
Entschlossenen Schrittes ging Lucas zu seinem Freund zurück, sah in den Schacht konnte jedoch nichts erkennen. Mit der Hand fuhr er ihm vor die Augen, doch von seinem Freund kam keine Reaktion, er wirkte wie hypnotisiert. Er stieß ihn leicht an der Schultern an. „Ortiz?"Erneut reagierte er nicht.
„Miquel!", sagte Lucas mit fester, lauter Stimme.
Der Dagger war hinter den Offizier getreten und legte seine Hände auf dessen Schultern. Er rüttelte an ihm.
„Ey!"Endlich war der Kubaner wieder da. „Was soll das?"
„Was war los?", konterte Lucas sofort mit einer Gegenfrage. „Du warst total weg."
Fragend sah Miquel von Dagwood zu dem jungen Computergenie. „Ich weiß nicht was du meinst."
„Du hast mit offenen Augen geschlafen. Das versuche ich auch manchmal, aber mir fallen sie immer zu."Versuchte der GELF das Geschehene zu erklären.
„Naja, geschlafen hast du nicht, aber du warst total weggetreten wie unter einem Bann."
Ortiz lächelte verlegen. „Völlig unmöglich."
Mit einem Mal fiel es Lucas wie Schuppen von den Augen. „Du hast da was gesehen, richtig?"
Noch immer sah der Sensoroffizier fragend von einem zum anderen, aber er wusste bereits auf was der Teenager hinaus wollte. „Du hast das auch schon gehabt."
„Nein.", schüttelte Lucas den Kopf. „Ich nicht, aber Bridger."
„Der Captain? Der sieht das Ding auch dauernd?"
„Soll das heißen, das war nicht das erste Mal?", fragte Lucas nun ungläubig.
„Nein, aber ist das so schlimm?"
„Ich weiß es nicht.", fuhr der Teenager ernst fort. „Aber normal ist es nicht. An den Proben waren keine halluzinogenen Stoffe zu finden und auch unsere Luft ist vollkommen Schadstofffrei. Also frage ich mich, was könnte es dafür noch für Gründe geben."
„Im essen? Piccolo hat uns ein paar Drogen untergemischt."
Lucas schüttelte weiter den Kopf. „Auf gar keinen Fall. Das ist vollkommen absurd. Weißt du was ich glaube, es wäre besser wenn du mit dem Captain zusammen mal zu Dr. Smith gehst und euch untersuchen lasst."
„Ich bin vollkommen gesund. Von der Mannschaft gibt es bestimmt noch weitere die, ebenfalls was gesehen habe. Das ist absurd."
„Na gut. Machen wir hier unsere Arbeit fertig.", gab Lucas nach. Er würde aber dennoch mit der Bordärztin über diese Sache reden. Die Sorge begann stärker zu werden. Allein heute war der Captain mehrmals abwesend gewesen nur ihn wieder zurück zu holen war nie so schwer wie mit Miquel gewesen.
Anm: Vielen lieben Dank für alle Reviews. Leider habe ich nicht im Kopf von wem alles. ^-^
Der arme Captain. Wird er heil aus seiner Dusche herauskommen? Eine Frage die wohl jedem im Kopf herumschwirrt... oder auch nicht.
„Sie haben keine Berechtigung hier zu sein!", fuhr ihn der Commander an. Der Wissenschaftler stolzierte hochnäsig an Ford vorbei, als sei er derjenige, der nicht hier sein dürfte, auf den Captain zu. Bridger stand bei Lucas, der sich ebenfalls erst vor wenigen Minuten eine eigene Station eingerichtet hatte.
„Ihr Generalsekretär hat mir soeben freie Hand bei meinen Forschungen gewährt. Ich verlange eine sofortige Aussendung eines Shuttles zu der Pyramide!", sagte Dr. Cray bestimmt.
„Das ist doch glatter Selbstmord.", fuhr Lucas entrüstet auf.
„Ganz und gar nicht, mein Junge. Es handelt sich hierbei um wichtige wissenschaftliche Errungenschaften.", sagte der Dr. bestimmt.
„Und zugleich kultureller Raub an Ägypten und seinem Volk. Das ist es doch was sie letztendlich vor haben."
Dr. Cray wandte den Blick verächtlich von dem Teenager auf den hinter ihm stehenden älteren Mann mit dem grau weißen Bart. „Sie sollten ihrem Sohn wirklich einmal ein wenig Benehmen beibringen. Sein vorlautes Mundwerk wird ihm nur schädlich sein. Das habe ich ihnen schon früher kurz nachdem ich an Bord gekommen bin gesagt."
Nathan legte dem Teenager beruhigend eine Hand auf die Schulter. Den Irrtum, dass Lucas gar nicht sein Sohn war, hatten sie bisher versäumt bei dem Wissenschaftler zu bereinigen. Er würde das Spielchen wohl auch weiter betreiben. „Doktor, sie sagten sie hätten mit dem Generalsekretär gesprochen, haben sie ihn auch über unsere derzeitigen Probleme informiert? Ihm gesagt warum wir kein Forschungsteam hinausschicken können?"
Der Ägyptologe schürzte verächtlich die Lippen. „Ich weiß von keinerlei Problemen. Ihre Untersuchen haben alle einwandtfrei ergeben, dass sich keine giftigen Substanzen auf den Artefakten befanden. Der nächste logische Schritt ist demnach die Erforschung der Pyramide."
„Solange ich nicht weiß wer oder was mir giftige Schlangen an Bord gebracht hat und sie überall frei lässt, wird niemand nach draußen gehen. Egal was die Untersuchungen auch ergeben haben.", sagte Nathan bestimmt.
„Dann sperren sie das Viehzeug ein. Ich habe von ihrem obersten Befehlshaber grünes Licht erhalten und verlange dies auch durchführen zu können."
„Das geht nicht so einfach. Ich kann nicht alle Sektionen sperren."
„Sie müssen lernen richtig zu zuhören. Angesichts ihres Alters und ihrer Stellung eine Eigenschaft die sie besitzen sollten, Captain."So wurde Nathan noch nie beleidigt. Dieser Mann schien sich wirklich für etwas Besonderes zu halten. Alle anderen waren mit Fehlern behaftet wie ein schwarzes Brett in einem Studentenwohnheim. Dr. Cray fuhr fort: „Unter diesen Umständen wundert es mich nicht, dass ihr Sohn so vorlaut ist. Ich sagte, sie sollen nur dort Sperren wo die Schlangen sind."
„Da liegt das Problem!", ging Lucas genervt dazwischen.
Der Wissenschaftler verdrehte die Augen. Er konnte es nicht fassen, dieser Bengel hörte wohl überhaupt nicht zu. „Langsam verliere ich die Geduld. Wo steckt die Mutter dieses Jungen? Vielleicht kann sie ihm ein paar Manieren beibringen."Oder ihnen, ging dem Teenager dabei durch den Kopf und rief einige Erinnerungen ab, die ganz und gar nicht glorreich für einen gewissen Mann in diesem Raum waren. „Wo hier welche Probleme vorherrschen entscheiden immer noch die Leute, die etwas mehr als nur pubertäre Fantasien im Kopf haben."
Das reichte! Wütend stand das blonde Computergenie auf. „Zu ihrem eigenen Schutz, gehe ich lieber zu Dr. Smith. Die hält mir wenigstens keine Vorträge über meine Fantasien und das obwohl sie diese sehen könnten, wenn sie wollte!"Er stapfte aus dem Besprechungszimmer gefolgt von den Blicken der restlichen Anwesenden. Unter gewissen Umständen konnte selbst er sich nicht mehr halten und war kurz davor den Leuten an die Kehle zu springen. Genau solch eine Situation hatte sich nun ergeben gehabt. Captain Bridger ließ sich mit einem zufriedenen Lächeln auf den Stuhl sinken, der zuvor noch dem Teenager als Sitzgelegenheit gedient hatte. Dessen Fantasien wären wahrlich eine interessante Angelegenheit gehörten nun aber überhaupt nicht hierher.
„Captain?", unterbrach Ford die Stille. „Wir bekommen gerade die Meldung über weitere Schlangen auf dem C-Deck."
„Danke, Commander."Nathan wandte den Blick auf den Wissenschaftler. „Mein vermeindlicher Sohn,"Wie er es sagte überhörte Dr. Cray, aber die anderen Anwesenden Offiziere, bestehend aus dem Commander und den Lieutenants Brody und O'Neill sahen ihren Captain verwundert an. „ist leider einer von denen die etwas mehr im Kopf haben und wusste im Gegensatz zu ihnen, dass wir in der letzten Stunde drei weitere solcher Meldungen erhalten haben. Wir müssen erst das Leck finden durch welches diese Tiere auf das Boot gelangen. Ebenso ist es unvermeidlich den Grund für ihr Hiersein zu erfahren."
„Der Generalsekretär hat mir uneingeschränkte Handlungsvollmacht erteilt." Dr. Cray fuchtelte verlangend mit den Händen.
„Das mag sein, aber nicht solange ich hier an Bord der Captain bin. Wenn sie jetzt bitte so freundlich wären diesen Raum zu verlassen."Er wies ihm mit ausgestreckten Arm den Ausgang.
„Das können sie nicht tun!"
„Doch! Das gerade eben war keine Bitte. Sollten sie meinem Befehl nicht nachkommen sehe ich mich gezwungen meinen ersten Offizier anzuweisen sie unter Arrest zu stellen."
„Ich verlange eine Verbindung mit McGath!"
„Die können sie gerne haben.", antwortete Bridger im ruhigen Ton. „Nachdem ich mit ihm gesprochen habe."
„Sie sind die längste Zeit Captain gewesen, ich hoffe sie wissen das."
„Ja, genauso wie dass meine Frau seit einiger Zeit verstorben ist. Eine Tatsache an die ich weniger gerne erinnert werde, wenn sie verstehen." Damit spielte er auf den von Dr. Cray angesprochenen Verbleib von Lucas' angeblicher Mutter an. Der Wissenschaftler schien den Hinweis zu verstehen. Mit zorniger Miene wandte er sich endlich ab. An der Tür presste er noch den Rücken der Crew zugedreht zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor: „Dann schicken sie den Jungen zu anderen Verwandten, falls sie welche haben. Hier ist er vollkommen fehl am Platz!"Krachend flog die Tür ins Schloss. Die Anwesenden lachten, auch wenn es unter den gegebenen Umständen nicht besonders angebracht war, auf.
„Ich dachte er sei Lucas schon mal begegnet?", fragte Brody nachdem sich alle Anwesenden ein wenig beruhigt hatten.
„Er war damals um einiges jünger und ich denke der gute Ägyptologe hier erinnert sich nicht besonders gerne an diese Zeit."Er wies mit der Hand zur Tür. „Denken sie nur daran, was Lucas über seine Rolle damals erzählt hat."
********
„Wieder neue Visionen gehabt oder endlich mal verschont geblieben?", fragte das Computergenie keck als er das Labor betrat.
Dr. Smith sah von dem Mikroskop auf. „Es geht mir gut, wenn du das wissen möchtest."
Er lächelte sie freundlich an. Ohne weitere Worte setzte er sich neben sie. Vor ihm stellte ein Bildschirm die Vergrößerung des unter dem Mikroskop befindlichen Pulvers dar. Wenn ihn seine Kenntnisse nicht täuschten, so handelte es sich hierbei um die von Brody entnommene Gesteinsprobe des Obelisken.
„Jetzt hat sie sich bewegt, Wendy!", rief Dagwood aufgeregt. Bis eben saß er noch vor dem provisorisch errichteten Terrarium in dem eine alte Bekannte von Lucas ihr neues zu Hause gefunden hatte.
„Sie haben auch noch nicht versucht herauszufinden, wie sie an Bord gekommen ist?"
Dr. Smith schüttelte den Kopf. „Solange die Mannschaft in Sicherheit ist haben die Untersuchungen oberste Priorität."
„Die Mannschaft ist nicht in Sicherheit.", widersprach der Teenager.
„Vor ihr schon."Dagwood zeigte auf die Schlange vor sich.
„Und sie ist überhaupt nicht gefährlich. Die anderen jedoch können unter Umständen tödlich sein. Ich habe vorhin versucht ein Muster nach ihren Erscheinungsorten aufzustellen, aber völlig hoffnungslos."Enttäuscht fuhr er sich mit der Hand durchs Haar.
„Was für einen Sinn hätte das?"
„Den herauszufinden von wo sie kommen. So könnte man nach gemeinsamen Lüftungsschächten und Zugangswegen suchen."
Die Telepathin stützte sich mit einer Hand an der Tischkante. „Das ergebe dann die Möglichkeit an denjenigen heranzukommen, der sie an Bord gebracht hat."
„Bingo! Nur haben wir kein Muster, nicht mal ein kleines. Die Dinger werden vollkommen willkürlich ausgesetzt. Ich fürchte in dieser Hinsicht wird die Sicherheit einigen Stress die nächste Zeit haben."
„Kann man sie nicht fangen?", fragte Dagwood mit schief gelegtem Kopf.
„Das ist zu gefährlich. Ein falscher Griff und schon haben sie dich gebissen oder ihr Gift verspritzt."Lucas hielt seine bandagierte Hand hoch. „Siehst doch was dabei raus kommt. Eine Giftschlange und das Opfer kann sich schon mal einen Sarg aussuchen gehen."
„Nicht mit der Hand."Die Stimme des GELF war aufgeregt und stockte leicht. Wendy sah ihn fragend an.
„Wenn Darwin nicht raus kann, dann fängt die seaQuest mit einem Netz während sie fährt Fische für ihn. Können wir nicht auch Netzte für Schlangen nehmen?"
Schweigen kam von dem Untersuchungstisch. Das Computergenie drehte sich auf seinem Hocker herum, biss nachdenkend auf seine Unterlippe, bevor er zu einer anderen Computerstation ging. „Gut, nehmen wir an die Schlangen gelangen durch das Lüftungssystem auf die einzelnen Stationen, dann müssten wir nur die Schächte bei ihren Zugang zu größeren Räumen abdichten."
„Das sind doch sicherlich viel zu viele.", warf Wendy ein.
„Stimmt, aber die Hauptstationen müssten wir somit vor weiteren ungewollten Besuchern schützen können. Es dürfte dann auch kein Problem sein, die Schlangen zu fangen. Solange sie im Lüftungssystem sind können sie im Prinzip keinen Schaden anrichten. Ich habe nur keine Ahnung wie viele Netze wir an Bord haben. Und ob wir die einfach so zerschneiden können, das ist das nächste Problem."
Der Bordärztin kam noch ein weiterer Gedanke. „Was ist wenn sie nicht durch die Lüftungsschächte gekommen sind?"
Lucas wechselte einen Blick mit Dagwood. Der Dagger sah ihn ganz aufgeregt an. „Dann war die ganze Arbeit für umsonst. Ich spreche mit dem Commander. Hoffentlich ist dieser Dr. Cray nicht mehr bei ihm."
Wendy sah ihn eindringlich an. „Du willst ihm an die Gurgel?", fragte sie lächelnd.
„Sollte er mich weiterhin ärgern, dann gibt es keine Gnade mehr. Ja!"
„Ich will auch helfen, Lucas."Dagwood lief ihm eilig in den Weg und versperrte dem Junggenie somit den Weg nach draußen.
Schulterzuckend stimmte der Teenager dem zu. Warum nicht? Sie würden bei Zustimmung von Ford sowieso einige Leute brauchen.
********
„Captain Bridger, ich habe Dr. Cray bereits zugesichert nach eigenem Ermessen handeln zu können. Sollte nach seiner Einschätzung nach keine Gefahr bestehen so sind sie verpflichten ihm alles notwendige zur Verfügung zu stellen. Wenn dies bedeutet ein Shuttle auszusenden und in dieses Ding zu gehen, dann haben sie das zu tun!"Angesäuert mit streng zusammen gezogenen Augenbrauen lehnte sich Generalsekretär McGath in seinem Stuhl zurück.
„Wir haben hier ein äußerstes Sicherheitsproblem! Keiner weiß woher diese Schlangen kommen und wie wir die Mannschaft davor schützen können. Unaufhörlich tauchen überall neue Tiere auf. Ich will niemanden unnötig in Gefahr bringen. Einer unserer eigenen Wissenschaftler kennt sich mit Reptilien aus, er sagt auch, wir sollten zuerst das Boot von oben bis unten absuchen und die Schlangen von Bord bringen. Eher bin auch ich nicht bereit in die Pyramide zu gehen."
„Schließen sie die verdammten Sektionen, Nathan. So schwer kann das doch nicht sein. Dr. Cray hat vollkommen recht, sie reagieren viel zu hysterisch in dieser Angelegenheit."
„Das tue ich nicht. Ich habe den Leuten der einzelnen Forschungsgruppen zugesichert sie bei unseren Untersuchungen zu beteiligen sobald die Region wieder sicher ist. Sollte es sich dabei auch noch um das Grab Cheops handeln wie hier alle vermuten, dann ist es wirklich notwendig zumindest die ägyptischen Forscher dabei zu haben. Andernfalls laufen wir Gefahr hier einen ernsthaften Konflikt auszulösen. Ich muss ihnen als Politiker das doch sicherlich nicht noch erklären."
„Dann holen sie diese Leute an Bord und führen die Untersuchungen durch. Es ist mir völlig egal wie sie es machen, alles was ich möchte ist keinen einzigen Anruf von Dr. Cray mehr erhalten in dem er mir sagen muss, dass der Captain meines Führungsbootes meine Anweisungen missachtet. Ich erwarte einen positiven Bericht in drei Stunden."Generalsekretär McGath beendete die Verbindung und auf dem Bildschirm erschien das UEO-Logo.
Ungläubig den Kopf schüttelnd betätigte der Captain einen Knopf auf dem internen Funksystem. „Commander, machen sie ein Shuttle bereit das an Land geht. Wir werden uns die einzelnen Forschungsleiter an Bord holen und anschließend einen Erkundungstrupp für die Pyramide zusammen stellen."
„Aye, Sir.", drang die Stimme von Jonathan Ford aus dem Lautsprecher. Nathan rieb sich müde den Nasenrücken. Etwas zischte hinter ihm und sofort spannte sich jeder Muskel, jeder Nerv in seinem Körper an. Bloß keine hektischen Bewegungen nun. Sollte es wieder eine dieser Visionen sein, so war sie nicht real. Alles was hier an Bord gefährlich werden konnte wäre eine Schlange, doch wie hätte sie hier hereinkommen sollen? Das war Unsinn. Vorsichtig drehte er sich herum. Von ihrem Biologen an Bord war die gesamte Mannschaft angewiesen worden in einem Falle einer direkten Begegnung mit den Schlangen, diese auf gar keinen Fall durch hektische Bewegungen zum Angriff zu reizen.
War das richtig? Sie seien sowieso fast blind und würden eine langsame Bewegung nicht wahrnehmen. Er musste als ein Objekt ihrer natürlichen Umgebung erscheinen. Sein Körper war zu drei viertel herumgedreht. Aus den Augenwinkeln versuchte er herauszufinden, wo das Tier sein konnte. Bisher erkannte er nichts. Wo war das Tier nur? Langsam drehte er sich weiter. Millimeter für Millimeter. Nichts! Sofort fiel die Anspannung von ihm ab. Das Zischen musste ein Trugbild seiner Fantasie gewesen sein.
Erleichtert aufseufzend setzte er einen Fuss nach vorn, als sich über ihm eine Klappe aus dem Lüftungsschacht löste. Instinktiv ging sein Blick nach oben, da fielen ihm auch schon die langen schlanken Körper von einem halben Dutzend Schlangen entgegen.
********
Commander Ford gefiel die Idee mit den Netzen vor den Lüftungsschächten ausgezeichnet. Sofort ließ er einige Leute zusammen trommeln und alle vorrätigen Netze entsprechend präparieren. Dagwood und Lucas hatte sich Ortiz angeschlossen, gemeinsam befestigten sie eines der letzten Netze. „Kleine Schlangen können durch die Maschen aber trotzdem durch.", sagte Miquel und fuhr mit seinen Fingern hindurch.
„Hoffen wir für dich, dass sich in diesem Moment keine kleine Schlange da drinnen befindet, denn deine Hand ist dann weg.", lachte Lucas.
„Haha."Ortiz zog seine Hand heraus und hielt das Netz so, dass Dagwood die Befestigung anbringen konnte.
„Gut, da drüben geht's weiter."Der Teenager nahm bereits gemeinsam mit dem Dagger die Arbeitsmateriealien auf und brachte es zum nächsten Lüftungsschacht. Verwundert sah er sich um. Warum kam sein kubanischer Freund nicht mit. „Ist schon was ins Netz gegangen?"Er wartete, aber Oritz bewegte sich noch immer nicht. Lucas sah zu Dagwood, der schien genauso wenig zu wissen, was auf einmal mit Miquel los war.
Entschlossenen Schrittes ging Lucas zu seinem Freund zurück, sah in den Schacht konnte jedoch nichts erkennen. Mit der Hand fuhr er ihm vor die Augen, doch von seinem Freund kam keine Reaktion, er wirkte wie hypnotisiert. Er stieß ihn leicht an der Schultern an. „Ortiz?"Erneut reagierte er nicht.
„Miquel!", sagte Lucas mit fester, lauter Stimme.
Der Dagger war hinter den Offizier getreten und legte seine Hände auf dessen Schultern. Er rüttelte an ihm.
„Ey!"Endlich war der Kubaner wieder da. „Was soll das?"
„Was war los?", konterte Lucas sofort mit einer Gegenfrage. „Du warst total weg."
Fragend sah Miquel von Dagwood zu dem jungen Computergenie. „Ich weiß nicht was du meinst."
„Du hast mit offenen Augen geschlafen. Das versuche ich auch manchmal, aber mir fallen sie immer zu."Versuchte der GELF das Geschehene zu erklären.
„Naja, geschlafen hast du nicht, aber du warst total weggetreten wie unter einem Bann."
Ortiz lächelte verlegen. „Völlig unmöglich."
Mit einem Mal fiel es Lucas wie Schuppen von den Augen. „Du hast da was gesehen, richtig?"
Noch immer sah der Sensoroffizier fragend von einem zum anderen, aber er wusste bereits auf was der Teenager hinaus wollte. „Du hast das auch schon gehabt."
„Nein.", schüttelte Lucas den Kopf. „Ich nicht, aber Bridger."
„Der Captain? Der sieht das Ding auch dauernd?"
„Soll das heißen, das war nicht das erste Mal?", fragte Lucas nun ungläubig.
„Nein, aber ist das so schlimm?"
„Ich weiß es nicht.", fuhr der Teenager ernst fort. „Aber normal ist es nicht. An den Proben waren keine halluzinogenen Stoffe zu finden und auch unsere Luft ist vollkommen Schadstofffrei. Also frage ich mich, was könnte es dafür noch für Gründe geben."
„Im essen? Piccolo hat uns ein paar Drogen untergemischt."
Lucas schüttelte weiter den Kopf. „Auf gar keinen Fall. Das ist vollkommen absurd. Weißt du was ich glaube, es wäre besser wenn du mit dem Captain zusammen mal zu Dr. Smith gehst und euch untersuchen lasst."
„Ich bin vollkommen gesund. Von der Mannschaft gibt es bestimmt noch weitere die, ebenfalls was gesehen habe. Das ist absurd."
„Na gut. Machen wir hier unsere Arbeit fertig.", gab Lucas nach. Er würde aber dennoch mit der Bordärztin über diese Sache reden. Die Sorge begann stärker zu werden. Allein heute war der Captain mehrmals abwesend gewesen nur ihn wieder zurück zu holen war nie so schwer wie mit Miquel gewesen.
Anm: Vielen lieben Dank für alle Reviews. Leider habe ich nicht im Kopf von wem alles. ^-^
Der arme Captain. Wird er heil aus seiner Dusche herauskommen? Eine Frage die wohl jedem im Kopf herumschwirrt... oder auch nicht.
