Anm: Vielen lieben Dank für die Reviews!!!
Der hier benannten Professor Hawass ist frei erfunden. Es stand ihm zwar ein bekannter Äyptologe aus Kairo Pate, doch alle Ähnlichkeiten mit dem richtigen Person sind alle zufällig und nicht beabsichtigt.
„Du kommst auf gar keinen Fall mit. Das ist mein letztes Wort und ich werde auch nicht mehr mit dir diskutieren."Bridger band seine Schnürsenkel zu und erhob sich wieder. Sein Quartier war von den Schlangen befreit worden und vor den Luftröhren Netze angebracht. Ein Team von Sicherheitsleuten war damit auch beschäftigt dies in den anderen Quartieren der Mannschaft anzubringen. Ein Problem wurden die allgemeinen Aufenthaltsräume. Die Überlegung, was wichtiger abzusichern war, fiel ihnen nicht im geringsten leicht, doch letztendlich hatte sich die Crew für die Unterkünfte ausgesprochen.
„Warum nicht?"wollte der Teenager wissen. Er sah es einfach nicht ein, warum er bei so einer großen wissenschaftlichen Entdeckung nicht dabei sein sollte. „Ich darf nie mit kommen. Andauernd muss ich zurück bleiben. Langsam wird das affig. Ich bin nicht mehr der kleine naive Junge, der hier an Bord kam."
Nathan seufzte auf. „Ich habe gerade gesagt, ich diskutiere nicht mit dir. Außerdem bist du mir zu sehr mit unserem Archäologen verfeindet. Ihr könntet Tote erwecken und das muss in einer antiken Pyramide nun wirklich nicht sein. Versuch lieber heraus zu finden, von wem diese seltsame Nachricht gekommen ist."
Enttäuscht kramte Lucas in den Papieren auf dem Tisch des Captains herum. „Das habe ich schon versucht. Ich habe ein Programm laufen, das den Herkunftsort herausfinden soll."
Bridger sah ihn fragend an und das Computergenie holte weiter aus. „Der Absender war eine Tarnadresse. Jemand, der nicht existiert. Verschickt wurde sie über mehrere verschiedene Terminals um die ganze Welt. Um da den direkten Urheber zu finden braucht es einige Zeit.."
„Dann hast du ja noch eine Menge zu tun. Wünsch' mir eine Menge Nerven für Dr. Cray und bleib' bitte bei Commander Ford auf unserer provisorischen Brücke."
Besonders begeistert war das Computergenie noch immer nicht, aber er nickte dennoch. Er begleitete den Captain noch bis zur Magnetbahn, bis er in die andere Richtung zu ihrer Ersatzbrücke verschwand.
Am Landungsbecken standen mehrere stark bewaffnete Männer, die das Expeditionsteam begleiten sollte. Die Wissenschaftler waren davon nicht sonderlich angetan. Am meisten beschwerte sich Dr. Cray lautstark über diesen Umstand. Jeder einzelne von der seaQuest nahm einem seiner Leute den Platz bei ihren Vorhaben weg. Sein zweiter Assistent Murac el Kool'ac hatte so lange sich beschwert, bis man ihn dennoch als zusätzlichen Passagier mitnahm. Dem Wissenschaftler war das nur recht. Bisher hatte el Kool'ac sich immer als sehr nützlich erwiesen. Zudem war er ein stiller Mann, der sich strebsam seiner Arbeit widmete und nur selten sich gegen seinen Leiter aufspielte. Eine Eigenschaft, die er bei seinen Leuten hoch einschätzte. Er konnte sich noch gut an eine ganz bestimmt Kollegin erinnern, mit der hatte er einige Nerven lassen müssen. Wenn ihn nicht alles täuschte war ihr Name Wolenczak gewesen. Schon bei dem Gedanken daran knirschte er wütend mit den Zähnen auf. In Sachen Streit, war er ihr weit unterlegen gewesen. Ihre Argumentation war einfach die Bessere gewesen. Nie wieder würde er sich so herunter machen lassen und schon gar nicht von einer Frau!
Captain Bridger stieß zu ihnen und glaubte nicht richtig zu sehen. Sein Sensorchief wurde soeben von Dr. Cray mit irgendwelchen Geräten voll bepackt. „Was soll das?"
„Ohne entsprechend ausgerüstet zu sein können wir keine Untersuchungen durchführen."gab der Wissenschaftler nur knapp zurück.
„Wir wissen nicht was uns dort drüben erwartet und sie wollen ihre ganzen Gerätschaften mitnehmen? Tut mir leid, Doktor, aber sie werden sich von einigen wieder trennen mussen."befahl Bridger bestimmt.
„Auf gar keinen Fall. Ich benötigen jedes einzelne Stück davon!"Er baute sich vor dem UEO Captain auf.
„Dann tut es mir leid, sie können uns nicht mit begleiten."
„Das haben sie nicht zu bestimmten. Generalsekretär McGath gab mir bereits seine Zustimmung."
„Und ich habe für die Sicherheit dieser Erkundungsmission zu sorgen. Solange wir nicht wissen, ob uns in dem Gebilde die Decke auf den Kopf fällt, werden keinen intensiven Untersuchungen durchgeführt. Als erstes werden wir uns über den Zustand der Pyramide informieren und was uns erwarten könnte."
„Meine Forschungen haben erste Priorität."Nathan war sich sicher, dass sein Gegenüber fast wie ein Kleinkind mit dem Fuss aufstampfen wollte, nur damit er seinen Willen durchsetzen konnte. Doch ihn interessierte es nicht mehr. „Mr. Ortiz, legen sie das Zeug wieder weg. Wir werden jetzt sofort aufbrechen. Je schneller wir zurück sind, umso besser. Ich möchte nicht riskieren während eines Bebens dort drüben fest zu sitzen. Oder schlimmeres."
Nathan schob sich an Dr. Cray vorbei. Auf eine weitergehende Diskussion wollte er sich da jetzt nicht einlassen. Wenn der Archäologe etwas gegen seine Befehle hatte, musste er eben damit leben. Er konnte vielleicht bei seinem Vorgesetzten eine Erkundungsmission in gefährlichem Gebiet durchsetzen, aber nicht ihn davon abhalten zu sagen, was bei ihrem kleinen Ausflug alles mitgenommen werden durfte. Ortiz kam sofort an seine Seite. Er und Lieutenant Brody führten die Leute von der seaQuest bei dieser Mission an. Zusätzlich trugen sie aber noch die Doppelbelastung auf die Leute von Dr. Cray aufpassen zu müssen. Der Captain instruierte die beiden, ihren Leuten nahe zu legen, auf jeden einzelnen Handgriff der Zivilisten zu achten, wenn sie in der Pyramide waren.
Endlich hatte der Archäologe begriffen, dass mit dem UEO Captain ein harter Mann vor ihm stand, der wusste wie man seinen Willen durch setzte und das mehr als er selbst. Den Ärger in sich hinein fressend sortierte er seine Geräte aus. Murac el Kool'ac trat zu ihm. Er war leicht nervös, doch wer war es nicht? Sie würden sogleich in eine geheimnisvolle Pyramide gehen ohne zu wissen, was sie innen erwartete. Eine Pyramide von deren Existenz bis vor wenigen Stunden kein Mensch jemals gewusst hatte.
„Sollten wir nicht lieber etwas davon mitnehmen?"fragte er Dr. Cray.
„Sagen sie das diesem Dickkopf."zischte der Archäologe wütend.
„Er kann uns doch nicht ganz ohne los ziehen lassen. Wir müssen Informationen sammeln. Es könnte unser großer Erfolg sein. Will er das etwa verhindern?"
„Ich glaube, er ist selber scharf auf den wissenschaftlichen Erfolg."
„Sie meinen wegen der schlechten Presse der letzten Tage?"
Der Wissenschaftler nickte nur. Es hatte bei einigen Politikern eine Diskussion über den großen Wissenschaftsetat der UEO begonnen. Manche zweifelten daran, ob man wirklich soviel Gelder gerade auf die seaQuest stecken sollte. Schließlich lag es schon eine ganze Weile zurück, seit das Flaggschiff eine große Entdeckung gemacht hatte.
„Was ist, Doktor? Sollen wir sie doch hier lassen?"rief Bridger hinüber. Er war mit einem Bein auf der Leiter hinunter in das Shuttle.
Dr. Cray und sein Assistens warfen sich bedeutungsschwangere Blicke zu. Anschließend setzten sie sich in Bewegung. Murac el Kool'ac sah kurz über die Kisten, bis auch er zu den anderen eilte. Keine Minute später legten sie ab.
Die brünette Frau setzte sich auf einen der wenigen freien Stühle. Ihre provisorische Brücke bot nicht besonders viel Platz. Gut drei Viertel der Brückencrew war vom Dienst frei gestellt worden. Gelangweilt legte sie ihr Kinn in die Handfläche und sah zu, wie die Finger des Computergenies mit Leichtigkeit über die Tasten flogen. Noch tat sich nichts auf den Bildschirmen, auf denen die Bilder der mobilen Kameras des Erkundungstrupps übertragen wurde. Ihre Ankunft bei der Pyramide und die Tests der Sicherheit des Gebildes würden noch einige Zeit benötigen.
„Ich habe was."rief Lucas nun auf und riß die junge Frau aus ihren Gedanken. Commander Ford kam sofort an seine Seite. „Du weißt wer uns diese Nachricht geschickt hat?"
„Ja, und es ist sogar jemand aus unserer Nähe."antwortete der Teenager. „Sehen sie sich das an."Lucas ließ eine Weltkarte auf seinem Monitor erscheinen. Ein kleiner länglicher Strich markierte die Position der seaQuest. Nun ging ein weißer Strich davon aus und durchfuhr verschiedene Schnittpunkte der Funkleitungen des Planeten. Mehrmals zog sich dieser um den Erdball bis nur noch ein unendlichen Gewirr aus Linien zu erkennen war. Noch immer zog der Faden seine Kreise, doch nun kam er zum Stillstand. An der Stelle an der er stoppte, blinkte ein roter Punkt auf. Er befand sich direkt hinter ihrer Position auf dem Festland.
„Kannst du auch den genauen Urheber feststellen?"
„Habe ich schon. Es ist ein Professor der hiesigen Universität. Hawass ist sein Name. Kein sehr unbekannter Mann. Er ist zugleich auch noch Leiter der ägyptologischen Fakultät und Kutlurbewahrer des Landes. Der Mann ist eine einflussreiche Persönlichkeit. Grabungsteams aus anderen Ländern müssen zuerst bei ihm eine Genehmigung einholen und er ist bei den wichtigen Grabungsabschnitten immer mit anwesend. Ohne ihn dürfen keine kritischen Vorhaben ausgeführt werden."Die Weltkarte wechselte gegen eine Personalakte. Lucas räusperte sich. „Sowas, ist doch glatt seine Akte von der Universität auf dem Computer gelandet."Er grinste.
„Wie kann denn ... oh, darfst du das einfach so?"fragte Henderson, nachdem sie endlich begriffen hatte, dass er sich in die Personalakten eingehackt hatte.
„Versuchen wir ihn zu kontaktieren."befahl der Commander und trat sofort zu O'Neill. Ihn interessierte es nicht, wie Lucas an die Informationen kam, solange sie ihnen bei einigen Rätseln der Lösung halfen.
Das Shuttle war mit einem Andocktunnel versehen und manövrierte vorsichtig auf den Eingang des Tempels zu, schließlich mussten sie am Eingang andocken und dafür sorgen, dass alles luftdicht versiegelt wurde. Als der Vorgang abgeschlossen war, instruierte Lieutenant Brody ihre Passagiere nochmals in den Gebrauch der Sauerstoffflaschen. Nicht jeder von ihnen war schon einmal getaucht. Der Druck im Inneren der Pyramide war glücklicherweise nicht so hoch wie im umliegenden Gewässer, weshalb sie beruhigt ohne Druckausgleich in einer Dekompressionskammer tauchen konnten.
Captain Bridger war nicht wohl bei dem Gedanken in dieses Gebilde zu gehen ohne vorher zu wissen, was ihn erwarten würde. Er hätte vorher viel lieber ausführliche Scans durchgeführt. Versucht mittels ihrer zur Verfügung stehenden Möglichkeiten das Innere zu durch leuchten. Nun konnte er nur hoffen, sich in der Pyramide nicht in einem Labyrinth zu verlieren.
„Sind sie soweit fertig?"fragte er als er aus der Kommandoeinheit, in das Hintere des Shuttles trat. Auf den Gesichtern ihrer Expeditionsteilnehmern konnte er die verschiedensten Emotionen ablesen. Die einen waren aufgeregt, andere bang, fast ängstlich. Er quetschte sich zu der Andockschleuse durch. Brody hatte alle Hände voll damit zu tun, ihren Dr. Cray daran zu hindern, selbst das Schott zu öffnen. Solange er aber dabei fast das Shuttle flutete, war es besser, wenn der Lieutenant ihn etwas grober anging. Der Mann hatte es verdient mal ordentlich in die Schranken gewiesen zu werden.
„Ich habe die Leute in alle Sicherheitvorschriften eingewiesen. Theoretisch sind wir es."antwortete Brody ihm.
„Gut. Mr. Ortiz, sie gehen mit ihrem Team als zweites raus. Wir gehen vor und sehen uns ein wenig um."Bridger verteilte kleinere Leuchteinheiten. „Ich möchte, dass sie diese, sobald sie drinnen sind, aktivieren."Er demonstrierte an seinem eigenen Gerät, wie die Wissenschaftler es machen sollten. Seine eigenen Leute hatten bereits genug Ahnung im Umgang damit, ihnen verzieh er den Moment der Unachtsamkeit. „Wir werden alle zusammen bleiben. Zwei Gruppen, keine drei oder vier. Trennen können wir uns bei einer weiteren Tauchfahrt, doch jetzt zählt allein der Zusammenhalt. Sie sind ganz ruhig, Doktor."fuhr Bridger herum, denn der Archäologe war bereits dabei zu einem neuen Protestschrei tief Luft zu holen. „Wir führen diese Erkundung bereits auf ihren Wunsch durch, doch noch habe ich den Befehl über den Ablauf dieser. Ich will nichts hören, nur damit das klar ist. Wenn sie sich meinen Anordnungen nicht fügen können, dann sollten sie lieber hier auf uns warten. Gibt es noch Fragen?"Die Festigkeit der befehlsgewohnten Stimme, die der Captain angeschlagen hatte, zeigte Wirkung. Von den Leuten des Wissenschaftlers, hatte er mit Ausnahme einiger weniger überall Eindruck hinterlassen. Scheu schüttelten einige von ihnen die Köpfe. „Dann lassen sie uns raus gehen."
Die erste Gruppe, angeführt von Bridger, Brody und Dr. Cray drängt sich in den Zwischenraum der äußeren und inneren Andockschleuse. Die Innere schloss sich und durch das Bodengitter flutete klares Meerwasser. Sobald es bis oben geflutet war, öffnete sich die äußere Schleuse. Zwei bewaffnete Sicherheitsoffiziere von der seaQuest schwammen voraus. Ihre Aufgabe war es ihre nähere Umgebung zu sichern. Ihre Leuchteinheiten flammten sofort beim Verlassen des Shuttles auf.
Sobald Bridger sich an den äußersten Rand begeben hatte und mit seinen Leuten auf den zweiten Trupp wartete, war ihm, als würde es in der Halle immer heller werden. Er konnte das Phänomen nicht erklären, erst als er den alt bekannten Strudel vor sich auftauchen sah, wurde ihm klar, dass es ganz sicher eine Verbindung zwischen diesem und der Pyramide gab. Der Strudel wurde immer größer und langsam tat sich die Panik in ihm auf. Die riesige Wasserrose wollte nicht mehr aufhören zu wachsen. Sie würde sie alle verschlingen.
Bevor es jedoch soweit kommen konnte, verschwand sie genauso schnell wie sie aufgetaucht war, denn der zweite Trupp schwamm genau da durch, wo soeben noch das Ungetüm wild rotiert hatte. Bridger aktivierte die Funkverbindung zur seaQuest. „Wir sind jetzt drinnen."
„Wir haben sie bereits auf unseren Schirmen, Sir."antwortete Ford ihm. „Und wir haben heraus gefunden, wer uns die Nachricht geschickt hat."
Nathan wurde hellhörig. „Ja?"
„Es ist ein Professor der hiesigen Universität und laut Lucas sogar ein Mann mit ziemlich viel Einfluss. Bisher konnten wir ihn aber noch nicht erreichen. O'Neill versucht es weiter."
„Bleiben sie dran, Commander. Notfalls schicken sie einen Trupp an Land, der diesen Professor aufspüren soll. Ich will einige Erklärungen von ihm haben. Wissen sie schon, was seine Nachricht bedeuten könnte?"fragte er weiter. Lieutenant Brody hatte die Führung übernommen. Langsam folgte er ihm, während er darauf wartete, dass ihm sein erster Offizier antwortete.
„Nein, leider nicht. Wir haben versucht es auf die Schlangen zu beziehen, nur das scheint eine Sackgasse zu sein. Und wo ich gerade bei den Schlangen bin..."Nathan rutschte das Herz in die Hose. Bitte keine weiteren Zwischenfälle, betete er. „...von denen haben wir seit ihrem Aufbruch nichts mehr gesehen."
Das war seltsam. Entweder gönnte sich der Attentäter gerade eine Pause oder aber er befand sich nicht mehr an Bord. Die Möglichkeit, dass ihm die Schlangen ausgegangen sind, zog der Captain nicht in Betracht. Es gab andere Methoden jemanden zu Schaden kommen zu lassen, wenn der erste Plan nicht zum Ergebnis führte. „Untersuchen sie die Quartiere der Wissenschaftler von Dr. Cray, die mit uns hier drüben sind."Zu seinem Glück, war die Funkübertragung zur seaQuest auf einem gesicherten Kanal und konnte über den örtlichen, mit denen sich der Erkundungstrupp untereinander absprach, nicht abgehört werden. Er beendete die Verbindung und konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Sie mussten äußerst vorsichtig sein. Für eine Radiocarbonanalyse hatten sie gar keine Zeit gefunden, um das Alter dieses Gebildes festzustellen. Dieser egozentrische Archäologe von der UEO ließ einfach nichts anbrennen und vergaß darüber hinaus, was seine eigentliche Aufgabe als Wissenschaftler sein sollte. Im Moment wussten sie daher praktisch gar nichts über das Gebilde. Sie wussten weder woher es kam, wie alt es war, noch zu welchem Zweck es erbaut wurde. Nathan hoffte inständig, dass niemanden hier draußen etwas passieren würde.
Nachdem Ford die Verbindung mit dem Captain beendet hatte und ein Sicherheitsteam mit den Befehlen Bridgers beauftragte, stand Lucas auf und verließ die notdürftig errichtete Brücke. Da er nicht unbedingt gebraucht wurde, fragte keiner nach ihm.
„Hey Luke, gibt es schon was neues?"kam ihm Tony Eis essend entgegen.
„Wo hast du das her?"
„Aus dem Kühlschrank. Willst du auch eins? Raynolds ist gerade nicht da, kannst dich also frei bedienen." Raynolds war der Verantwortliche für die Kombüse und ein ziemlich scharfer Hund. Wer etwas wollte, kam an ihm nicht vorbei. Der Teenager machte einen scharfen Schwenker Richtung Kombüse. Piccolo dackelte ihm treuherzig hinterher. Er langweilte sich und konnte etwas Abwechslung gut gebrauchen. „Und was ist nun? Sind die schon drüben?"
„Ja, gerade rein, aber mehr haben wir noch nicht."Im Kühlschrank befand sich tatsächlich noch eine Menge Eis. Schnell holte er sich zwei Packungen daraus hervor und flüchtete, denn die Gefahr dem scharfen Hund doch noch in die Arme zu laufen, war durchaus vorhanden.
„Was machen wir jetzt?"fragte Tony weiter.
„Ich muss was raus finden."Das Papier des ersten Eises warf er in den nächsten Mülleimer und ging zielstrebig durch die Gänge.
„Aha, was interessantes?"
Lucas blieb stehen und drehte sich zu seinem Zimmergenossen rum. „Sag mal, hast du Langeweile."
„Ja."gab Tony bereitwillig an seinem Eis lutschend zur Antwort.
Der Teenager seufzte auf. „Ich denke schaden kann es nicht, wenn du mich begleitest."Gemeinsam traten sie auf den Korridor zu den Gästequartieren. Zwei Männer von der Sicherheit begegneten ihnen und begannen ein Deck tiefer mit der angeordneten Durchsuchung der Kabinen.
„Komm mit. Wir sehen uns da drinnen mal um."Lucas warf den leeren Stiel von seinem Eis weg und machte sich über das zweite her. Sein Freund hatte sich zuvor auch nochmal eines mitgehen lassen und war aus diesem Grund ebenfalls am lutschen.
„Warum da?"
„Weil das das Quartier ist, vor dem Dr Smith das letzte Mal wieder zu sich gekommen ist, nachdem sie diese Vision hatte und mich durch den halben Gang geschleudert."
Das Gesicht seines Freundes wurde anstatt klarer nur verwirrter. Erneut seufzte Lucas auf und begann seinen Gedankengang langsam und deutlich zu erklären, damit Tony diesen auch verstehen würde. „Also, wir haben seit dem die weg sind keinen Zwischenfall mit den Schlangen gehabt. Das ist das eine, was auch Bridger ziemlich verwundert hat, als er mit dem Commander gerade sprach und dann kommt noch hinzu, dass ausgerechnet vor diesem Quartier hier, wie eben erwähnt, die Vision von Dr Smith ihr Ende fand. Außerdem befindet sich der Bewohner dieses Quartieres gerade eben mit in der Pyramide. Alles klar soweit?"
„Du meinst, der Kerl ist unser Schlangenmensch?"
Das Computergenie nickte. Seine Hand legte sich um den Türring der Schleuse und dreht sie herum. Sobald sie sich einen Spalt geöffnet hatte, schlug ihnen ein bestialischer Gestank entgegen. „Phu."Beide drehten sie die Köpfe weg. Tony war froh, sein Eis endlich aufgegessen zu haben. Dieser Gestank hätte ihm glatt den Appetit verdorben. Schnell hielt er sich die Nase zu. „Das scheint wohl ein Volltreffer gewesen zu sein."sagte er mit nasaler Stimme.
„Komm, wir gehen die Jungs von der Sicherheit rauf holen."schlug Lucas vor und machte lieber die Tür schnell wieder zu.
Als auch die den Gestank rochen, ließen sie den Commander und Dr Smith rufen. Unter großen Sicherheitsvorkehrungen wurde das Deck abgeriegelt. Als erstes untersuchte man die Luft auf Giftstoffe. Der Gestank konnte durch einen bestimmten Grund hervorgerufen werden, der ihrer aller Gesundheit schädlich sein könnte. Sobald Entwarnung kam, betraten die Sicherheitsleute in Begleitung des Commanders, Dr Smith und Lucas, der sich nicht verjagen ließ, das Quartier.
Mit diesem Anblick hatte nun wahrlich keiner Gerechnet. Die komplette Einrichtung war zerstört und auf einen Haufen geworfen. An der frei liegenden Wand standen Unmengen von großen Behältern. Was sich darin befand, war jedem klar. „Sichert die Behälter und schafft sie von Bord. Ich will keines dieser Biester hier frei herumlaufen haben."befahl Ford. Die Leute von der Sicherheit eilten los und holten Verstärkung.
Sobald die Kisten fortgeschafft waren, bot sich ein weiteres unerwartetes Bild. Auf der frei liegenden Wand waren mehrere seltsame Symbole mit roter Farbe auf gemalt. Um sie herum war ein Zehneck gezogen. Eine seltsame Form, wenn man davon ausging, dass ein heidnisches Symbol meistens weniger Ecken besaß. „Wir sollten O'Neill her holen."schlug Ford vor, nachdem die restlichen Anwesenden sprachlos einfach nur auf das Symbol gestarrt hatten.
„Ich habe das schon mal gesehen."sagte Wendy nach einiger Zeit und trat näher darauf zu.
„Wo denn?"fragte Lucas.
„In einer der Visionen. Er hatte das selber auf seinem Gewand."
„Der mit den roten Augen?"fragte Ford ungläubig. Die Telepathin nickte.
„Sie haben nie etwas davon erzählt!"warf Lucas ihr vor.
„Weil ich es selber nicht mehr wusste. Jetzt wo ich es wieder vor mir sehe ist es ganz klar."
Der Teenager schlug sich mit der Hand vor die Stirn. „Mensch, warum bin ich da nicht eher drauf gekommen."
„Was?"riefen Commander Ford und Piccolo zeitgleich aus.
„Diese Nachricht, die wir bekommen haben. Sie ist bei euch. Das war ein Hinweis auf das hier! Wenn das Symbol genau das selbe ist, was der Doktor in seinen Visionen gesehen hat, dann kann es nur bedeuten, dass der vorübergehende Bewohner dieses Quartieres zur Bruderschaft gehört. Ich meine, wir haben zwar keine richtigen Beweise für ihre Existenz, aber woher sollen denn die ganzen Gerüchte stammen, wenn nicht doch ein Funken Wahrheit in ihnen liegt?"Das ergab durchaus Sinn.
„Wir müssen nur noch herausfinden, wer hier drinnen wohnt und ihn nach seiner Rückkehr auf die seaQuest festnehmen."schlussfolgerte der erste Offizier.
„Wenn er unterdessen nicht schon etwas da drüben geplant hat."meinte der blonde Teenager bang.
Wendy trat näher an das Bild heran. Vorsichtig streckte sie ihre Hand danach aus, vermied es aber noch, es zu berühren. Wenige Zentimeter vor der kalten Wand verharrte sie. Das reichte schon aus, um hinter ihrer Stirn einen wahren Schwall an Bildern losbrechen zu sehen. Dies entging den anderen Anwesenden natürlich nicht. Schnell zogen sie die Telepathin von dem Symbol davon und aus dem Quartier heraus. Im nächsten Moment gab es in dem Quartier eine riesige Explosion, die selbst die Schleuse aus den Angeln riß.
Der hier benannten Professor Hawass ist frei erfunden. Es stand ihm zwar ein bekannter Äyptologe aus Kairo Pate, doch alle Ähnlichkeiten mit dem richtigen Person sind alle zufällig und nicht beabsichtigt.
„Du kommst auf gar keinen Fall mit. Das ist mein letztes Wort und ich werde auch nicht mehr mit dir diskutieren."Bridger band seine Schnürsenkel zu und erhob sich wieder. Sein Quartier war von den Schlangen befreit worden und vor den Luftröhren Netze angebracht. Ein Team von Sicherheitsleuten war damit auch beschäftigt dies in den anderen Quartieren der Mannschaft anzubringen. Ein Problem wurden die allgemeinen Aufenthaltsräume. Die Überlegung, was wichtiger abzusichern war, fiel ihnen nicht im geringsten leicht, doch letztendlich hatte sich die Crew für die Unterkünfte ausgesprochen.
„Warum nicht?"wollte der Teenager wissen. Er sah es einfach nicht ein, warum er bei so einer großen wissenschaftlichen Entdeckung nicht dabei sein sollte. „Ich darf nie mit kommen. Andauernd muss ich zurück bleiben. Langsam wird das affig. Ich bin nicht mehr der kleine naive Junge, der hier an Bord kam."
Nathan seufzte auf. „Ich habe gerade gesagt, ich diskutiere nicht mit dir. Außerdem bist du mir zu sehr mit unserem Archäologen verfeindet. Ihr könntet Tote erwecken und das muss in einer antiken Pyramide nun wirklich nicht sein. Versuch lieber heraus zu finden, von wem diese seltsame Nachricht gekommen ist."
Enttäuscht kramte Lucas in den Papieren auf dem Tisch des Captains herum. „Das habe ich schon versucht. Ich habe ein Programm laufen, das den Herkunftsort herausfinden soll."
Bridger sah ihn fragend an und das Computergenie holte weiter aus. „Der Absender war eine Tarnadresse. Jemand, der nicht existiert. Verschickt wurde sie über mehrere verschiedene Terminals um die ganze Welt. Um da den direkten Urheber zu finden braucht es einige Zeit.."
„Dann hast du ja noch eine Menge zu tun. Wünsch' mir eine Menge Nerven für Dr. Cray und bleib' bitte bei Commander Ford auf unserer provisorischen Brücke."
Besonders begeistert war das Computergenie noch immer nicht, aber er nickte dennoch. Er begleitete den Captain noch bis zur Magnetbahn, bis er in die andere Richtung zu ihrer Ersatzbrücke verschwand.
Am Landungsbecken standen mehrere stark bewaffnete Männer, die das Expeditionsteam begleiten sollte. Die Wissenschaftler waren davon nicht sonderlich angetan. Am meisten beschwerte sich Dr. Cray lautstark über diesen Umstand. Jeder einzelne von der seaQuest nahm einem seiner Leute den Platz bei ihren Vorhaben weg. Sein zweiter Assistent Murac el Kool'ac hatte so lange sich beschwert, bis man ihn dennoch als zusätzlichen Passagier mitnahm. Dem Wissenschaftler war das nur recht. Bisher hatte el Kool'ac sich immer als sehr nützlich erwiesen. Zudem war er ein stiller Mann, der sich strebsam seiner Arbeit widmete und nur selten sich gegen seinen Leiter aufspielte. Eine Eigenschaft, die er bei seinen Leuten hoch einschätzte. Er konnte sich noch gut an eine ganz bestimmt Kollegin erinnern, mit der hatte er einige Nerven lassen müssen. Wenn ihn nicht alles täuschte war ihr Name Wolenczak gewesen. Schon bei dem Gedanken daran knirschte er wütend mit den Zähnen auf. In Sachen Streit, war er ihr weit unterlegen gewesen. Ihre Argumentation war einfach die Bessere gewesen. Nie wieder würde er sich so herunter machen lassen und schon gar nicht von einer Frau!
Captain Bridger stieß zu ihnen und glaubte nicht richtig zu sehen. Sein Sensorchief wurde soeben von Dr. Cray mit irgendwelchen Geräten voll bepackt. „Was soll das?"
„Ohne entsprechend ausgerüstet zu sein können wir keine Untersuchungen durchführen."gab der Wissenschaftler nur knapp zurück.
„Wir wissen nicht was uns dort drüben erwartet und sie wollen ihre ganzen Gerätschaften mitnehmen? Tut mir leid, Doktor, aber sie werden sich von einigen wieder trennen mussen."befahl Bridger bestimmt.
„Auf gar keinen Fall. Ich benötigen jedes einzelne Stück davon!"Er baute sich vor dem UEO Captain auf.
„Dann tut es mir leid, sie können uns nicht mit begleiten."
„Das haben sie nicht zu bestimmten. Generalsekretär McGath gab mir bereits seine Zustimmung."
„Und ich habe für die Sicherheit dieser Erkundungsmission zu sorgen. Solange wir nicht wissen, ob uns in dem Gebilde die Decke auf den Kopf fällt, werden keinen intensiven Untersuchungen durchgeführt. Als erstes werden wir uns über den Zustand der Pyramide informieren und was uns erwarten könnte."
„Meine Forschungen haben erste Priorität."Nathan war sich sicher, dass sein Gegenüber fast wie ein Kleinkind mit dem Fuss aufstampfen wollte, nur damit er seinen Willen durchsetzen konnte. Doch ihn interessierte es nicht mehr. „Mr. Ortiz, legen sie das Zeug wieder weg. Wir werden jetzt sofort aufbrechen. Je schneller wir zurück sind, umso besser. Ich möchte nicht riskieren während eines Bebens dort drüben fest zu sitzen. Oder schlimmeres."
Nathan schob sich an Dr. Cray vorbei. Auf eine weitergehende Diskussion wollte er sich da jetzt nicht einlassen. Wenn der Archäologe etwas gegen seine Befehle hatte, musste er eben damit leben. Er konnte vielleicht bei seinem Vorgesetzten eine Erkundungsmission in gefährlichem Gebiet durchsetzen, aber nicht ihn davon abhalten zu sagen, was bei ihrem kleinen Ausflug alles mitgenommen werden durfte. Ortiz kam sofort an seine Seite. Er und Lieutenant Brody führten die Leute von der seaQuest bei dieser Mission an. Zusätzlich trugen sie aber noch die Doppelbelastung auf die Leute von Dr. Cray aufpassen zu müssen. Der Captain instruierte die beiden, ihren Leuten nahe zu legen, auf jeden einzelnen Handgriff der Zivilisten zu achten, wenn sie in der Pyramide waren.
Endlich hatte der Archäologe begriffen, dass mit dem UEO Captain ein harter Mann vor ihm stand, der wusste wie man seinen Willen durch setzte und das mehr als er selbst. Den Ärger in sich hinein fressend sortierte er seine Geräte aus. Murac el Kool'ac trat zu ihm. Er war leicht nervös, doch wer war es nicht? Sie würden sogleich in eine geheimnisvolle Pyramide gehen ohne zu wissen, was sie innen erwartete. Eine Pyramide von deren Existenz bis vor wenigen Stunden kein Mensch jemals gewusst hatte.
„Sollten wir nicht lieber etwas davon mitnehmen?"fragte er Dr. Cray.
„Sagen sie das diesem Dickkopf."zischte der Archäologe wütend.
„Er kann uns doch nicht ganz ohne los ziehen lassen. Wir müssen Informationen sammeln. Es könnte unser großer Erfolg sein. Will er das etwa verhindern?"
„Ich glaube, er ist selber scharf auf den wissenschaftlichen Erfolg."
„Sie meinen wegen der schlechten Presse der letzten Tage?"
Der Wissenschaftler nickte nur. Es hatte bei einigen Politikern eine Diskussion über den großen Wissenschaftsetat der UEO begonnen. Manche zweifelten daran, ob man wirklich soviel Gelder gerade auf die seaQuest stecken sollte. Schließlich lag es schon eine ganze Weile zurück, seit das Flaggschiff eine große Entdeckung gemacht hatte.
„Was ist, Doktor? Sollen wir sie doch hier lassen?"rief Bridger hinüber. Er war mit einem Bein auf der Leiter hinunter in das Shuttle.
Dr. Cray und sein Assistens warfen sich bedeutungsschwangere Blicke zu. Anschließend setzten sie sich in Bewegung. Murac el Kool'ac sah kurz über die Kisten, bis auch er zu den anderen eilte. Keine Minute später legten sie ab.
Die brünette Frau setzte sich auf einen der wenigen freien Stühle. Ihre provisorische Brücke bot nicht besonders viel Platz. Gut drei Viertel der Brückencrew war vom Dienst frei gestellt worden. Gelangweilt legte sie ihr Kinn in die Handfläche und sah zu, wie die Finger des Computergenies mit Leichtigkeit über die Tasten flogen. Noch tat sich nichts auf den Bildschirmen, auf denen die Bilder der mobilen Kameras des Erkundungstrupps übertragen wurde. Ihre Ankunft bei der Pyramide und die Tests der Sicherheit des Gebildes würden noch einige Zeit benötigen.
„Ich habe was."rief Lucas nun auf und riß die junge Frau aus ihren Gedanken. Commander Ford kam sofort an seine Seite. „Du weißt wer uns diese Nachricht geschickt hat?"
„Ja, und es ist sogar jemand aus unserer Nähe."antwortete der Teenager. „Sehen sie sich das an."Lucas ließ eine Weltkarte auf seinem Monitor erscheinen. Ein kleiner länglicher Strich markierte die Position der seaQuest. Nun ging ein weißer Strich davon aus und durchfuhr verschiedene Schnittpunkte der Funkleitungen des Planeten. Mehrmals zog sich dieser um den Erdball bis nur noch ein unendlichen Gewirr aus Linien zu erkennen war. Noch immer zog der Faden seine Kreise, doch nun kam er zum Stillstand. An der Stelle an der er stoppte, blinkte ein roter Punkt auf. Er befand sich direkt hinter ihrer Position auf dem Festland.
„Kannst du auch den genauen Urheber feststellen?"
„Habe ich schon. Es ist ein Professor der hiesigen Universität. Hawass ist sein Name. Kein sehr unbekannter Mann. Er ist zugleich auch noch Leiter der ägyptologischen Fakultät und Kutlurbewahrer des Landes. Der Mann ist eine einflussreiche Persönlichkeit. Grabungsteams aus anderen Ländern müssen zuerst bei ihm eine Genehmigung einholen und er ist bei den wichtigen Grabungsabschnitten immer mit anwesend. Ohne ihn dürfen keine kritischen Vorhaben ausgeführt werden."Die Weltkarte wechselte gegen eine Personalakte. Lucas räusperte sich. „Sowas, ist doch glatt seine Akte von der Universität auf dem Computer gelandet."Er grinste.
„Wie kann denn ... oh, darfst du das einfach so?"fragte Henderson, nachdem sie endlich begriffen hatte, dass er sich in die Personalakten eingehackt hatte.
„Versuchen wir ihn zu kontaktieren."befahl der Commander und trat sofort zu O'Neill. Ihn interessierte es nicht, wie Lucas an die Informationen kam, solange sie ihnen bei einigen Rätseln der Lösung halfen.
Das Shuttle war mit einem Andocktunnel versehen und manövrierte vorsichtig auf den Eingang des Tempels zu, schließlich mussten sie am Eingang andocken und dafür sorgen, dass alles luftdicht versiegelt wurde. Als der Vorgang abgeschlossen war, instruierte Lieutenant Brody ihre Passagiere nochmals in den Gebrauch der Sauerstoffflaschen. Nicht jeder von ihnen war schon einmal getaucht. Der Druck im Inneren der Pyramide war glücklicherweise nicht so hoch wie im umliegenden Gewässer, weshalb sie beruhigt ohne Druckausgleich in einer Dekompressionskammer tauchen konnten.
Captain Bridger war nicht wohl bei dem Gedanken in dieses Gebilde zu gehen ohne vorher zu wissen, was ihn erwarten würde. Er hätte vorher viel lieber ausführliche Scans durchgeführt. Versucht mittels ihrer zur Verfügung stehenden Möglichkeiten das Innere zu durch leuchten. Nun konnte er nur hoffen, sich in der Pyramide nicht in einem Labyrinth zu verlieren.
„Sind sie soweit fertig?"fragte er als er aus der Kommandoeinheit, in das Hintere des Shuttles trat. Auf den Gesichtern ihrer Expeditionsteilnehmern konnte er die verschiedensten Emotionen ablesen. Die einen waren aufgeregt, andere bang, fast ängstlich. Er quetschte sich zu der Andockschleuse durch. Brody hatte alle Hände voll damit zu tun, ihren Dr. Cray daran zu hindern, selbst das Schott zu öffnen. Solange er aber dabei fast das Shuttle flutete, war es besser, wenn der Lieutenant ihn etwas grober anging. Der Mann hatte es verdient mal ordentlich in die Schranken gewiesen zu werden.
„Ich habe die Leute in alle Sicherheitvorschriften eingewiesen. Theoretisch sind wir es."antwortete Brody ihm.
„Gut. Mr. Ortiz, sie gehen mit ihrem Team als zweites raus. Wir gehen vor und sehen uns ein wenig um."Bridger verteilte kleinere Leuchteinheiten. „Ich möchte, dass sie diese, sobald sie drinnen sind, aktivieren."Er demonstrierte an seinem eigenen Gerät, wie die Wissenschaftler es machen sollten. Seine eigenen Leute hatten bereits genug Ahnung im Umgang damit, ihnen verzieh er den Moment der Unachtsamkeit. „Wir werden alle zusammen bleiben. Zwei Gruppen, keine drei oder vier. Trennen können wir uns bei einer weiteren Tauchfahrt, doch jetzt zählt allein der Zusammenhalt. Sie sind ganz ruhig, Doktor."fuhr Bridger herum, denn der Archäologe war bereits dabei zu einem neuen Protestschrei tief Luft zu holen. „Wir führen diese Erkundung bereits auf ihren Wunsch durch, doch noch habe ich den Befehl über den Ablauf dieser. Ich will nichts hören, nur damit das klar ist. Wenn sie sich meinen Anordnungen nicht fügen können, dann sollten sie lieber hier auf uns warten. Gibt es noch Fragen?"Die Festigkeit der befehlsgewohnten Stimme, die der Captain angeschlagen hatte, zeigte Wirkung. Von den Leuten des Wissenschaftlers, hatte er mit Ausnahme einiger weniger überall Eindruck hinterlassen. Scheu schüttelten einige von ihnen die Köpfe. „Dann lassen sie uns raus gehen."
Die erste Gruppe, angeführt von Bridger, Brody und Dr. Cray drängt sich in den Zwischenraum der äußeren und inneren Andockschleuse. Die Innere schloss sich und durch das Bodengitter flutete klares Meerwasser. Sobald es bis oben geflutet war, öffnete sich die äußere Schleuse. Zwei bewaffnete Sicherheitsoffiziere von der seaQuest schwammen voraus. Ihre Aufgabe war es ihre nähere Umgebung zu sichern. Ihre Leuchteinheiten flammten sofort beim Verlassen des Shuttles auf.
Sobald Bridger sich an den äußersten Rand begeben hatte und mit seinen Leuten auf den zweiten Trupp wartete, war ihm, als würde es in der Halle immer heller werden. Er konnte das Phänomen nicht erklären, erst als er den alt bekannten Strudel vor sich auftauchen sah, wurde ihm klar, dass es ganz sicher eine Verbindung zwischen diesem und der Pyramide gab. Der Strudel wurde immer größer und langsam tat sich die Panik in ihm auf. Die riesige Wasserrose wollte nicht mehr aufhören zu wachsen. Sie würde sie alle verschlingen.
Bevor es jedoch soweit kommen konnte, verschwand sie genauso schnell wie sie aufgetaucht war, denn der zweite Trupp schwamm genau da durch, wo soeben noch das Ungetüm wild rotiert hatte. Bridger aktivierte die Funkverbindung zur seaQuest. „Wir sind jetzt drinnen."
„Wir haben sie bereits auf unseren Schirmen, Sir."antwortete Ford ihm. „Und wir haben heraus gefunden, wer uns die Nachricht geschickt hat."
Nathan wurde hellhörig. „Ja?"
„Es ist ein Professor der hiesigen Universität und laut Lucas sogar ein Mann mit ziemlich viel Einfluss. Bisher konnten wir ihn aber noch nicht erreichen. O'Neill versucht es weiter."
„Bleiben sie dran, Commander. Notfalls schicken sie einen Trupp an Land, der diesen Professor aufspüren soll. Ich will einige Erklärungen von ihm haben. Wissen sie schon, was seine Nachricht bedeuten könnte?"fragte er weiter. Lieutenant Brody hatte die Führung übernommen. Langsam folgte er ihm, während er darauf wartete, dass ihm sein erster Offizier antwortete.
„Nein, leider nicht. Wir haben versucht es auf die Schlangen zu beziehen, nur das scheint eine Sackgasse zu sein. Und wo ich gerade bei den Schlangen bin..."Nathan rutschte das Herz in die Hose. Bitte keine weiteren Zwischenfälle, betete er. „...von denen haben wir seit ihrem Aufbruch nichts mehr gesehen."
Das war seltsam. Entweder gönnte sich der Attentäter gerade eine Pause oder aber er befand sich nicht mehr an Bord. Die Möglichkeit, dass ihm die Schlangen ausgegangen sind, zog der Captain nicht in Betracht. Es gab andere Methoden jemanden zu Schaden kommen zu lassen, wenn der erste Plan nicht zum Ergebnis führte. „Untersuchen sie die Quartiere der Wissenschaftler von Dr. Cray, die mit uns hier drüben sind."Zu seinem Glück, war die Funkübertragung zur seaQuest auf einem gesicherten Kanal und konnte über den örtlichen, mit denen sich der Erkundungstrupp untereinander absprach, nicht abgehört werden. Er beendete die Verbindung und konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Sie mussten äußerst vorsichtig sein. Für eine Radiocarbonanalyse hatten sie gar keine Zeit gefunden, um das Alter dieses Gebildes festzustellen. Dieser egozentrische Archäologe von der UEO ließ einfach nichts anbrennen und vergaß darüber hinaus, was seine eigentliche Aufgabe als Wissenschaftler sein sollte. Im Moment wussten sie daher praktisch gar nichts über das Gebilde. Sie wussten weder woher es kam, wie alt es war, noch zu welchem Zweck es erbaut wurde. Nathan hoffte inständig, dass niemanden hier draußen etwas passieren würde.
Nachdem Ford die Verbindung mit dem Captain beendet hatte und ein Sicherheitsteam mit den Befehlen Bridgers beauftragte, stand Lucas auf und verließ die notdürftig errichtete Brücke. Da er nicht unbedingt gebraucht wurde, fragte keiner nach ihm.
„Hey Luke, gibt es schon was neues?"kam ihm Tony Eis essend entgegen.
„Wo hast du das her?"
„Aus dem Kühlschrank. Willst du auch eins? Raynolds ist gerade nicht da, kannst dich also frei bedienen." Raynolds war der Verantwortliche für die Kombüse und ein ziemlich scharfer Hund. Wer etwas wollte, kam an ihm nicht vorbei. Der Teenager machte einen scharfen Schwenker Richtung Kombüse. Piccolo dackelte ihm treuherzig hinterher. Er langweilte sich und konnte etwas Abwechslung gut gebrauchen. „Und was ist nun? Sind die schon drüben?"
„Ja, gerade rein, aber mehr haben wir noch nicht."Im Kühlschrank befand sich tatsächlich noch eine Menge Eis. Schnell holte er sich zwei Packungen daraus hervor und flüchtete, denn die Gefahr dem scharfen Hund doch noch in die Arme zu laufen, war durchaus vorhanden.
„Was machen wir jetzt?"fragte Tony weiter.
„Ich muss was raus finden."Das Papier des ersten Eises warf er in den nächsten Mülleimer und ging zielstrebig durch die Gänge.
„Aha, was interessantes?"
Lucas blieb stehen und drehte sich zu seinem Zimmergenossen rum. „Sag mal, hast du Langeweile."
„Ja."gab Tony bereitwillig an seinem Eis lutschend zur Antwort.
Der Teenager seufzte auf. „Ich denke schaden kann es nicht, wenn du mich begleitest."Gemeinsam traten sie auf den Korridor zu den Gästequartieren. Zwei Männer von der Sicherheit begegneten ihnen und begannen ein Deck tiefer mit der angeordneten Durchsuchung der Kabinen.
„Komm mit. Wir sehen uns da drinnen mal um."Lucas warf den leeren Stiel von seinem Eis weg und machte sich über das zweite her. Sein Freund hatte sich zuvor auch nochmal eines mitgehen lassen und war aus diesem Grund ebenfalls am lutschen.
„Warum da?"
„Weil das das Quartier ist, vor dem Dr Smith das letzte Mal wieder zu sich gekommen ist, nachdem sie diese Vision hatte und mich durch den halben Gang geschleudert."
Das Gesicht seines Freundes wurde anstatt klarer nur verwirrter. Erneut seufzte Lucas auf und begann seinen Gedankengang langsam und deutlich zu erklären, damit Tony diesen auch verstehen würde. „Also, wir haben seit dem die weg sind keinen Zwischenfall mit den Schlangen gehabt. Das ist das eine, was auch Bridger ziemlich verwundert hat, als er mit dem Commander gerade sprach und dann kommt noch hinzu, dass ausgerechnet vor diesem Quartier hier, wie eben erwähnt, die Vision von Dr Smith ihr Ende fand. Außerdem befindet sich der Bewohner dieses Quartieres gerade eben mit in der Pyramide. Alles klar soweit?"
„Du meinst, der Kerl ist unser Schlangenmensch?"
Das Computergenie nickte. Seine Hand legte sich um den Türring der Schleuse und dreht sie herum. Sobald sie sich einen Spalt geöffnet hatte, schlug ihnen ein bestialischer Gestank entgegen. „Phu."Beide drehten sie die Köpfe weg. Tony war froh, sein Eis endlich aufgegessen zu haben. Dieser Gestank hätte ihm glatt den Appetit verdorben. Schnell hielt er sich die Nase zu. „Das scheint wohl ein Volltreffer gewesen zu sein."sagte er mit nasaler Stimme.
„Komm, wir gehen die Jungs von der Sicherheit rauf holen."schlug Lucas vor und machte lieber die Tür schnell wieder zu.
Als auch die den Gestank rochen, ließen sie den Commander und Dr Smith rufen. Unter großen Sicherheitsvorkehrungen wurde das Deck abgeriegelt. Als erstes untersuchte man die Luft auf Giftstoffe. Der Gestank konnte durch einen bestimmten Grund hervorgerufen werden, der ihrer aller Gesundheit schädlich sein könnte. Sobald Entwarnung kam, betraten die Sicherheitsleute in Begleitung des Commanders, Dr Smith und Lucas, der sich nicht verjagen ließ, das Quartier.
Mit diesem Anblick hatte nun wahrlich keiner Gerechnet. Die komplette Einrichtung war zerstört und auf einen Haufen geworfen. An der frei liegenden Wand standen Unmengen von großen Behältern. Was sich darin befand, war jedem klar. „Sichert die Behälter und schafft sie von Bord. Ich will keines dieser Biester hier frei herumlaufen haben."befahl Ford. Die Leute von der Sicherheit eilten los und holten Verstärkung.
Sobald die Kisten fortgeschafft waren, bot sich ein weiteres unerwartetes Bild. Auf der frei liegenden Wand waren mehrere seltsame Symbole mit roter Farbe auf gemalt. Um sie herum war ein Zehneck gezogen. Eine seltsame Form, wenn man davon ausging, dass ein heidnisches Symbol meistens weniger Ecken besaß. „Wir sollten O'Neill her holen."schlug Ford vor, nachdem die restlichen Anwesenden sprachlos einfach nur auf das Symbol gestarrt hatten.
„Ich habe das schon mal gesehen."sagte Wendy nach einiger Zeit und trat näher darauf zu.
„Wo denn?"fragte Lucas.
„In einer der Visionen. Er hatte das selber auf seinem Gewand."
„Der mit den roten Augen?"fragte Ford ungläubig. Die Telepathin nickte.
„Sie haben nie etwas davon erzählt!"warf Lucas ihr vor.
„Weil ich es selber nicht mehr wusste. Jetzt wo ich es wieder vor mir sehe ist es ganz klar."
Der Teenager schlug sich mit der Hand vor die Stirn. „Mensch, warum bin ich da nicht eher drauf gekommen."
„Was?"riefen Commander Ford und Piccolo zeitgleich aus.
„Diese Nachricht, die wir bekommen haben. Sie ist bei euch. Das war ein Hinweis auf das hier! Wenn das Symbol genau das selbe ist, was der Doktor in seinen Visionen gesehen hat, dann kann es nur bedeuten, dass der vorübergehende Bewohner dieses Quartieres zur Bruderschaft gehört. Ich meine, wir haben zwar keine richtigen Beweise für ihre Existenz, aber woher sollen denn die ganzen Gerüchte stammen, wenn nicht doch ein Funken Wahrheit in ihnen liegt?"Das ergab durchaus Sinn.
„Wir müssen nur noch herausfinden, wer hier drinnen wohnt und ihn nach seiner Rückkehr auf die seaQuest festnehmen."schlussfolgerte der erste Offizier.
„Wenn er unterdessen nicht schon etwas da drüben geplant hat."meinte der blonde Teenager bang.
Wendy trat näher an das Bild heran. Vorsichtig streckte sie ihre Hand danach aus, vermied es aber noch, es zu berühren. Wenige Zentimeter vor der kalten Wand verharrte sie. Das reichte schon aus, um hinter ihrer Stirn einen wahren Schwall an Bildern losbrechen zu sehen. Dies entging den anderen Anwesenden natürlich nicht. Schnell zogen sie die Telepathin von dem Symbol davon und aus dem Quartier heraus. Im nächsten Moment gab es in dem Quartier eine riesige Explosion, die selbst die Schleuse aus den Angeln riß.
