Kapitel 8 Hermine die Heilerin

Hermine war bis 23 Uhr wachgeblieben, um auf Harrys Rückkehr zu warten. Doch dann sah sie ein, dass es wahrscheinlich noch länger dauern würde, bis er von seinem Einsatz zurückkommen würde und beschloss schlafen zu gehen.

Müde ließ sie sich auf ihr Bett fallen und schloss die Augen. Doch nach einigen Minuten setzte sie sich wieder auf und schaltete das Licht ihrer Nachttischlampe ein. Sie konnte einfach nicht einschlafen, ihre Gedanken kreisten ständig um Harry, sie machte sich Sorgen um ihn. Obwohl das natürlich albern war, in seinem Beruf war Harry ständig irgendwelchen Gefahren ausgesetzt. Aber schon immer hatte sie sich Gedanken um ihn gemacht, wenn sie gerade wusste, dass er in Gefahr sein könnte.

Um sich abzulenken griff sie nach einem Buch, dass auf ihrem Nachttisch lag und begann zu lesen.

Ein klirrendes Geräusch ließ Hermine erschrocken auffahren. Ihre Nachttischlampe brannte noch und das Buch war auf den Boden geglitten. Sie warf einen Blick auf ihren Wecker, es war 3 Uhr morgens. Ihr Herz pochte, was war das für ein Geräusch gewesen? Sie schwang die Beine aus dem Bett und griff hastig nach ihrem Zauberstab, langsam öffnete sie die Tür. Unter der geschlossenen Badezimmertür auf der anderen Seite des Flurs schimmerte Licht hindurch. War das Harry? Hermine war sich nicht sicher, sie hatte ihn nicht zurückkommen gehört, aber sie war ja auch eingeschlafen. Vorsichtig tappte sie auf ihren nackten Füßen hinüber zu der Badezimmertür, sie war nicht ganz geschlossen, sondern nur angelehnt. Mit erhobenem Zauberstab, zu allem bereit öffnete sie langsam die Tür. Jemand hatte die Tür des Spiegelschranks über dem Waschbecken geöffnet und suchte etwas.

„Harry?"Fragte Hermine leise.

Harrys Kopf erschien hinter der geöffnete Spiegelschranktür.

„Oh Hermine! Hab ich dich geweckt? Tut mir leid, das wollte ich nicht!" Stammelte er und sein Kopf verschwand wieder in dem Spiegelschrank.

„Das klirrende Geräusch hat mich erschreckt!"

„Äh ja, tut mir leid, mir ist eine von deinen Parfümfläche heruntergefallen, ich bring das wieder in Ordnung."

„Was suchst du denn?"Hermine betrat jetzt das Badezimmer vollständig und setzte sich auf den Rande der Badewanne.

„Ich brauchte nur etwas.... zum verbinden?"Harry wühlte immer noch im Schrank herum und Hermine fiel auf, dass er nur eine Hand dazu benutzte.

„Wieso? Bist du verletzt?"Noch während sie sprach stand Hermine auf und ging auf ihn zu. Sie sah, dass er seinen anderen Arm dicht an seinen Körper gepresst hielt. „Zeig mal her."Sie griff nach seinem Arm.

„Ich will dir keine Umstände machen Hermine."

„Ach so ein Unsinn. Wozu bin ich den Heilerin."Hermine drehte seinen Arm um und sah, dass er in seiner Handinnenfläche eine üble Schnittwunde hatte, die wohl ziemlich geblutet hatte. „Wie ist denn das passiert? Setz dich!" Sie schob ihn zum Rand der Badewanne und Harry nahm darauf Platz. Dann griff sie zielstrebig in den Schrank, holte ein Fläschchen mit gelber Flüssigkeit, sowie verschiedenes Verbandsmaterial hervor. Mit den erfahrenen Händen einer Heilerin reinigte sie seine Wunde und legte ihm einen Verband an.

Harry blickte auf den Verband hinunter und grinste etwas verlegen: „Danke Mine. Du bist wirklich eine gute Heilerin."

„Morgen sollte man fast nichts mehr davon sehen! Aber was ist geschehen?"

„Ach nichts besonderes. Wir mussten nur eine üble Bande von Schwarzmagiern hochnehmen und einer davon ist doch tatsächlich mit einem Messer auf mich losgegangen."Harry zuckte mit den Schultern, als wenn es nichts wäre.

Hermine seufzte: „Dein Beruf kann ganz schön aufregend sein."

„Hin und wieder! Aber der Einsatz heute ist gut gelaufen, es gab keine großen Verletzungen."Sagte Harry gelassen.

„Kommen denn oft große Verletzungen vor?"

„Ach iwo. Nur manchmal. Aber bei weitem nicht so oft wie man denkt."

Hermine spürte, dass er log. Plötzlich dachte sie an Mad Eye Moody und wie er im laufe der Jahre ausgesehen hatte. Würde Harry irgendwann auch so verstümmelt sein? Aber nein, es gab auch andere Auroren, wie Kingsley Shackbolt oder Tonks, die nie so ausgesehen hatten.

„So harmlos, wie du jetzt tust ist es auch nicht!"Sagte Hermine und verschränkte die Arme vor der Brust.

Harry blickte auf und sah sie mit seinen smaragdgrünen Augen an. Hermine blickte ihn ebenfalls an und sie spürte, wie ihr Puls plötzlich schneller wurde. Da war etwas in seinem Blick, dass sie ganz nervös machte.

„Ich kann dir nichts vormachen, nicht wahr?"Plötzlich hob er seine gesunde Hand und strich ihr zärtlich über die Wange. Hermine bemerkte, wie ihre Haut unter seiner Berührung prickelte. Tat sie so etwas, wenn man nur befreundet war? „Das habe ich noch nie geschafft. Du hast mich immer durchschaut Mine."Er lächelte sanft und dieses Lächeln verursachte, dass Hermines Herz noch schneller schlug. „Aber mach dir nicht allzu viele Sorgen um mich. Ich hab schon schlimmeres überlebt."

„Du weißt ich habe mich schon immer um dich gesorgt, seit wir elf sind." Antwortete Hermine und sie glaubte ein zittern in ihrer Stimme zu hören.

Harry sagte nichts, aber er sah sie immer noch an und seine Hand lag warm und weich auf ihrer Wange. Urplötzlich schien er aufeinmal wieder in die Realität zurück zu kehren.

„Ich glaube ich geh jetzt schlafen, es war ein anstrengender Einsatz." Murmelte er leise.

Hermine nickte und stand mit ihm auf.

„Danke für die schnelle Hilfe!"Sagte Harry und deutete auf seine verletzte Hand.

„Kein Problem."Krächzte Hermine.

„Gute Nacht Mine."Dann beugte er sich vor und küsste ihre Wange.

Hermine stand noch im Badezimmer, als Harry längst in sein Zimmer gegangen war. Sie blickte in den Spiegel und sah, dass ihre Wangen ganz rot waren.

„Hermine", flüsterte sie ihrem Spiegelbild leise zu. „Was tust du? Du kannst dich doch nicht in Harry verlieben."Doch tief in ihrem inneren spürte sie, dass es für so eine Ermahnung bereits zu spät war.