Kapitel 20 Die Versöhnung

Nachdem Hermine sich von Ginny verabschiedet hatte, war sie schnell ins St. Mungos Hospital zurückgekehrt und hatte Mrs. Clark darum gebeten, sich den restlichen Tag frei nehmen zu dürfen. Da Hermine in letzter Zeit eine Menge Überstunden gemacht hatte, war es kein Problem. Mrs. Clark war sogar erfreut, dass sie von selbst einsah, dass sie etwas Ruhe brauchte.

So kam es, dass Hermine kurze Zeit darauf mit klopfendem Herzen vor dem Haus von Ron und Luna apparierte. Wie würde Harry sie empfangen? Würde er ihren Starrsinn so einfach verzeihen? Angst machte sich in ihrer Brust breit, was wenn er jetzt enttäuscht von ihr war, dass sie ihm nicht hatte zuhören wollen? Hatte sie damit alles kaputt gemacht.

Sie holte nochmals tief Luft und läutete. Die Klingen von Ron und Lunas Haus war rechts seltsam, es klang wie ein heißeres Husten. Wahrscheinlich hatte Luna sie so eingestellt, sie kam immer auf verrücktesten Ideen, schoss es Hermine einen Moment lang durch den Kopf. Bevor eine kleine Hauselfe ihr die Tür öffnete.

„Sie wünschen bitte?"Piepste die Elfe höflich.

„Ich möchte zu Mr. Harry Potter, bitte."Antwortet Hermine und sie sah, dass die Hauselfe richtige Kleidung trug. Hatte Ron sich daran erinnert, wie sehr sich Hermine früher für die rechte der Hauselfen eingesetzt hatte? Doch sie dachte nicht länger über die Rechte der Elfen nach, als sie in das Haus geführt wurde.

„Hermine? Wie schön, dass du hier bist."

Hermine hörte Lunas Stimme und drehte sich zu ihr um. Sie kam über den Flur auf Hermine zu, große runde Ohrringe baumelten an ihren Ohrläppchen und ihr Kleid hatte ein furchtbares pink.

„Du bist wegen Harry da, nicht wahr?"Fragte Luna sofort ohne Umschweife.

Hermine nickte. So wunderlich Luna auch sein mochte, sie hatte ihr Herz am rechten Fleck und hatte ein gutes Gespür dafür, was in ihren Mitmenschen vorging.

„Es ist die zweite Tür links im ersten Stock! Er wird sich freuen, dass du hier bist."Sagte Luna und lächelte Hermine freundlich zu. Mit ihren wenigen Worten hatte Luna eine große Last von Hermines Herzen genommen. Ja, er würde sich bestimmt freuen, dass sie da war, oder nicht?

„Danke", flüsterte Hermine leise und lief mit wabbeligen Knien hinauf in den ersten Stock. Sie zögerte einen Moment, bevor sie an Harrys Zimmertür anklopfte. Einen Moment lang geschah nichts und Hermine befürchtete schon, dass er gar nicht da war. Doch dann hörte sie Schritt und jemand öffnete die Tür. Ihr Blick viel auf Harrys Gesicht und Hermine schluckte. Er sah wirklich schrecklich aus, sein Gesicht war blass und Ringe lagen unter seinen hellgrünen Augen. Sie hatte sogar das Gefühl das er abgenommen hatte. Er hatte wirklich gelitten und das nur, weil sie ihm nicht zugehört hatte. Ausgerechnet sie, die früher immer für Harry da gewesen war. Die Nächte lang mit ihm über seine Probleme gesprochen hatte. Die ihm immer geglaubt hatte, selbst wenn anderen ihn als Lügner hingestellt hatten. Und gerade sie, hatte jetzt an ihm gezweifelt, hatte ihm nicht zugehört.

Mit dem bedrückenden Gefühl der Schuld, schossen ihr Tränen in die Augen.

„Harry....Harry,"schluchzte sie lauf auf und fiel ihm einfach in die Arme. Sie drückte sich an ihn und fing an zu weinen. „Es tut mir so leid."

Einen Augenblick lang stand Harry wie erstarrt da und bewegte sich nicht. Konnte er ihr doch nicht verzeihen? War der Vertrauensbuch zu groß?

Doch dann spürte Hermine seine warmen Arme und sich, er zog sie an sich und vergrub sein Gesicht in ihrem dichten, lockigen Haar.

„Bitte verzeih mir Harry. Ich war so dumm, warum habe ich dir nicht zugehört. Wie konnte ich je glauben, dass du....."Erneut schluchzte sie lauf auf.

„Shhh", sagte Harry, schob sie ein Stück von sich weg und nahm ihr verweintes Gesicht zwischen seine Hände. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Gesichtszüge. „Du bist hier, das ist alles was zählt. Du bist hier...."flüsterte er leise, dann beugte er sich herab küsste zärtlich ihre Lippen. Hermine stöhnte auf vor Freude und Erleichterung. Sie schlang ihre Arme fester um seinen Nacken und erwiderte den Kuss mit aller Leidenschaft und Liebe zu deren sie fähig war.

„Ich hab dich so vermisst, Hermine", sagte Harry als sich ihre Lippen trennten. „Ich wusste wirklich nicht, wie ich ohne dich weiterleben sollte."

Wieder kamen Tränen in ihre Augen: „Ich liebe dich Harry."Sagte Hermine mit leuchtenden Augen.

„Und ich liebe dich Hermine. Du weißt gar nicht wie sehr."Wieder küssten sie sich.

„Mir scheint, dass mit euch alles wieder in Ordnung ist."Harry und Hermine drehten sich um, und sahen Ron, der neben Luna ein paar Meter entfernt stand. Er hatte den Arm um Luna gelegt und grinste zufrieden.

„Ja, Ron, ich bin endlich wieder aus meinem Starrsinn erwacht und habe zugehört. Ich war so fürchterlich dumm", sagte Hermine und sah dabei Harry in die Augen. Auch er wandte den Blick nicht ab, sondern sah nur Hermine an.

„Ich dachte schon Harry wird noch verrückt ohne dich. Lass unseren Freund in Zukunft ja nicht mehr so leiden", Ron lachte leise und zog Luna näher an sich heran.

„Das werde ich nicht. Ganz bestimmt nicht", murmelte Hermine.

„Wollt ihr mit uns Essen?"Fragte Luna dazwischen.

Hermine sah fragend zu Harry und auch sein Blick verriet ihr, dass er jetzt nicht gerade an Essen dachte.

„Wenn es euch nichts ausmacht, würden wir lieber zu mir nachhause gehen", sagte Hermine und Harry drückte zustimmend ihre Hand. Sie blickte kurz zu Luna und Ron, die ihnen verständnisvoll zunickten. So eine Versöhnung feierte man am liebsten zu zweit.

Eine halbe Stunde danach, kamen Harry und Hermine zuhause an. Sofort zog Harry sie wieder in seine Arme und sah ihr in die Augen.

„Ich muss morgen früh zusammen mit ein paar anderen Auroren für eine zeitlang fort. Es ist ein Geheimauftrag", flüsterte er leise.

Hermine nickte: „Ich weiß, Ginny hat es mir gesagt."

„Ich weiß nicht, wie lange wir fort sein werden", seine Stimme klang fast heiser, sanft strich er ihr durch das Haar.

Mühsam schluckte Hermine die Tränen in ihrer Kehle hinunter: „Dann bleib bitte noch die ganze Nacht bei mir", hauchte sie ihm entgegen.

Harry antwortete ihr nicht, doch seine Lippen auf ihren den ihren und seine Hände auf ihrer brennenden Haut waren Antwort genug. Plötzlich hob er sie hoch und trug sie hinüber, in ihr Zimmer, um sie gleich darauf, sanft auf ihrem Bett nieder zu legen. Er streifte seinen Umhang ab und Hermine schloss ihn in ihre Arme.

Ein Kuss und Harrys leise Stimme weckten Hermine. Sie räkelte sich wohlig und öffnete sie Augen. Die Morgendämmerung warf ein fahles Licht in das Zimmer.

„Ich muss gehen", murmelte Harry leise.

Hermine spürte einen Stich in ihrem Herzen. Wie lange würde es dauern, bis sie Harry wieder in ihren Armen halten konnte? Tage, Wochen oder gar Monate.

„Ich werde versuchen dir zu schreiben. Aber ich weiß nicht, wann es möglich sein wird. Der Auftrag ist sehr geheim und niemand darf wissen, wo wir sind. Das Risiko ist groß, dass irgendjemand die Post abfängt."Erklärte er sanft.

Hermine nickte verstehend, doch der Druck in ihrem Herzen verstärkte sich. Nicht genug, dass sie Harry nicht bei sich haben würde, sie würde wahrscheinlich so gut wie nichts von ihm hören.

„Pass auf dich auf...."brachte sie mühsam hervor und kämpfte eisern gegen die Tränen, sie wollte nicht, dass er sie weinen sah, denn offenbar fiel auch ihm dieser Abschied sehr schwer.

„Ich liebe dich, meine wunderschöne Hermine."Flüsterte er nochmals, strich ihr sanft mit dem Daumen über die Wange und küsste sie zärtlich. Dann stand er plötzlich ruckartig auf und lief auf die Zimmertür zu.

„Harry!"Rief Hermine und sprang gleichzeitig aus dem Bett. Er hatte gerade die Türklinke berührte, als sie ihm um den Hals fiel. „Ich liebe dich Harry. Bitte pass auf dich auf."Nochmals küsste sie ihn begierig, bevor sie ihn wieder los ließ.

Harry lächelte und schluckte, Hermine konnte Tränen in seinen Augen schimmern sehen. Er sagte nichts, aber Hermine sah in seinem Gesicht, alles was sie wissen musste. Er liebte sie ebenfalls von ganzem Herzen und der Grund für sein Schweigen war, dass es so schwer für ihn war zu gehen. Er drückte nochmals ihre Hand und drehte sich dann um.

Hermine eilte zum Fenster und sah ihm unten aus dem Haus treten. Sein Kopf schnellte nach oben und für einen Augenblick trafen sich nochmals ihre Blicke, bevor Harry mit schnellen Schritten die Straße hinunter lief.

„Ich liebe dich Harry...."flüsterte Hermine und jetzt konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten, die gnadenlos ihre Wangen hinunter rollten. „Ich liebe dich...."Weinend lehnt sie ihre Stirn gegen das kühle Fenster.