Disclaimer: wie üblich

Author's Note: Hi, Leute. *errötet vor schlechtem Gewissen* Vielen vielen Dank an sepia, Mnemo_chan, cara, Maia May, Dreamdancerin & Loony für die Reviews!! Hier ist mein schön langes neues Kapitel, besser spät als nie. Ich hab auch nur eine saudumme Entschuldigung, weshalb es so lange gedauert hat. Die sollte ich Euch besser gar nicht sagen... also gut, ich musste für die Schule lernen. Ich hab ja gesagt, sie taugt nichts! Und dann war es auch noch eine Facharbeit über den amerikanischen Bürgerkrieg – wie wenns nichts wichtigeres gäbe!

Ich hab mir übrigens die Zeit genommen und ein vorläufiges Personenverzeichnis dieser Geschichte erstellt (damit meine lieben Leser nicht völlig ins Schleudern kommen bei so vielen Namen) – es ist unter meinem „profile"zu finden. Bei selbsterfundenen Charakteren hab ich eine kleine Erklärung dazugeschrieben und bei etwas weniger bekannten Schöpfungen von JKR, die für diese Geschichte wichtig sind, wo sie in ihren Büchern vorkommen.

Sepia: Ich hab das Kompliment wegen der „betrunkenen Spinnen" weitergeleitet an meinen Dad – der behauptet, so sehen meine Aufsätze aus: wie betrunkene Spinnen, die an alle Richtungen davonschwanken. *rolleyes*

Cara: LOL „das ätzende Kind"könnte nach Alastors Meinung auf Sev ganz gut passen, aber seine Meinung soll uns nicht kümmern ;) Die „Welke Rose" ist nicht auf meinem Mist gewachsen, meine Tante hat in Deutschland ein Hotel, das „Zur Rose"heißt, das hat mich inspiriert. Schön morbide, gell?

Dreamdancerin: 1) Also, die Mutter von James Potter ist eine geborene McKinnon. Ihr Zweig der Familie hat sich mit dem von Bruce McKinnon (dessen Fabrik in die Luft gesprengt wurde) wegen Erbstreitigkeiten überworfen, die schon lange zurückliegen. So wichtig ist das eigentlich nicht, nur dass James verwandt ist mit... einer gewissen Person, die ich selbst erfunden hab und die später noch wichtig wird. (s. Kapitel 14 lol) Marlene McKinnon, die Frau von Bruce, ist Professor Dumbledores einzige Tochter – sie sitzen, auf dem Foto mit allen Mitgliedern des Phönixordens, das Moody Harry zeigt, nebeneinander, so bin ich auf die Idee gekommen (und weil ich einen Nachnamen für meine eigene Schöpfung gesucht habe, die später in dieser Geschichte vorkommt). Wer Marlenes Mutter war, verrate ich jetzt noch nicht. Die Frage nach Sevs Vergangenheit muss ich ich wohl gar nicht beantworten. Im letzten natürlich. 4) von James wird in dieser Story noch oft die Rede sein, aber den gewissen Vorfall möchte ich eigentlich mehr eurer Phantasie überlassen – obwohl: lies mal dieses Kapitel, da wird ein bisschen was enthüllt ;) 5) die Vampirkriege: irgendwas musste ich mir ausdenken, was die Zaubererwelt zwischen Grindelwalds Sturz und Voldemorts Machtergreifung beschäftigt haben könnte. Und ich bin noch nicht durch mit ihnen. Es waren immerhin die Jahre, die Moody mit am meisten geprägt haben. 6) lol mit Trelawney ist Albus nicht verheiratet, nicht verwandt und nicht verschwägert, so viel kann ich schon mal versprechen! Ich hab einfach eine Person aufgegriffen, die mit ihm in Verbindung steht (wird im „Stein der Weisen"ganz kurz erwähnt), deren Nachkommen dazuerfunden, ihnen die Sehergabe verpasst und eine von ihnen mit Albus verheiratet. Er sollte auch Familie haben, oder?

Loony/Dreamdancerin: Emmeline bringe ich auf jeden Fall zurück. Genau, es ist die, die in OotP vorkommt. Die meisten meiner Charaktere kommen da vor, ich hab irgendwie Hemmungen, welche zu erfinden.

Also: Im 3. Kapitel ereignet sich eine mittelschwere Katastrophe, so dass Alastor nach Hogwarts reisen muss, dort ein paar unerfreulichen Youngstern begegnet, in Dumbledores Büro einen Schock erleidet und dem Kollegium vorgestellt wird, wo auch nicht alles eitel Sonnenschein ist. Klingt vielleicht ein wenig unzusammenhängend, hat aber echt Spaß gemacht, es zu schreiben!

____________________________________________________________________________ ______________

3. Kapitel: Köpfchen

In der zweiten Hälfte des Schuljahres erhielt ich regelmäßige und umfangreiche Post aus Hogwartsogwart. Und obwohl weiterhin viel von Strafarbeiten aller Art und allen Umfangs die Rede war, wurde ich kein einziges Mal von einer Lehrkraft angeschrieben, was ich für ein Zeichen hielt, dass Sev trotz allem die Toleranzgrenze noch nicht überschritten hatte.

Zum Ergötzen der gesamten Aurorenzentrale machte ich es mir zur Gewohnheit, die Highlights seiner Briefe laut vorzulesen, wobei ich mit meiner humorlosesten Miene unter meinen lachenden Kollegen zu sitzen pflegte. Anstatt mich nämlich zu bemitleiden, weil ich mit diesem Kind geschlagen war, erklärten sie Sev quasi zu unserem Maskottchen und entwickelten eine Zuneigung zu ihm, wie man es wahrscheinlich nur konnte, wenn man nicht für sein Benehmen verantwortlich war.

Je länger dieser Fluss der Berichterstattung andauerte, desto mehr hatte ich das Gefühl, auf glühenden Kohlen zu sitzen. Die Eltern der meisten Leute, mit denen Sev sich anlegte, würden ihn mit mir in Verbindung bringen und da alles, was er anstellte, letzendlich auf mich zurückfiel, verdächtigte ich ihn bisweilen des Vorhabens, meinen Ruf und den der Gesetzeshüter im allgemeinen bei seinen Mitschülern zu demontieren, so gut er konnte.

Ende Juni kam dann plötzlich Bewegung in die Sache.

Zunächst flatterte mir Post von Gideon Prewett ins Haus, dem Hauslehrer von Slytherin, der mir alles andere als schonend beibrachte, dass Sev einen Zweitklässler aus Gryffindor mit Namen James Potter ins Koma geflucht hatte (allerdings ging nicht daraus hervor, ob er es mit Absicht getan hatte, wie ich meine Nerven zu beruhigen versuchte, während ich den Kaffee aufwischte, den ich vor Schreck über meinen Schreibtisch gespuckt hatte). Der Brief wurde noch ziemlich lang und detailliert, als Prewett mir sämtliche Untaten des Kindes seit Schulbeginn auflistete, und schloss mit der Notiz, ein Gespräch sei erwünscht und ich solle doch bitte Verbindung mit dem Hauslehrer, also mit ihm, aufnehmen.

Alsdann meldete sich Alexandra Karkarova, stellvertretende Schulleiterin und Sevs Lehrerin in Verteidigung, zu Wort. Sie schien einen ebensolchen Narren an dem Jungen gefressen zu haben wie er an ihr, das ging deutlich hervor, als sie mich freundlich aufforderte, mir den Umweg über Prewett zu sparen und gleich zu ihr zu kommen.

Hernach erreichte mich eine Notiz von Albus Dumbledore, der mich für den Nachmittag zu sich einlud, zwischen den Zeilen bat, Prewett und Karkarova zu ignorieren, und andeutete, er habe etwas sehr wichtiges, Sev betreffend, mit mir zu besprechen.

Und zu guter Letzt ließ sich dann noch der Delinquent selber vertreten. „Ich wollte es dir nur sagen", las ich ungläubig. „für den Fall, dass Prewett dir schon die Hölle heiß macht, weil du bei meiner Erziehung versagt hast: Ich habe niemanden ins Koma geflucht. Ich habe bloß etwas mit einer selbstgebrauten Substanz herumexperimentiert, die anscheinend eins herbeiführen kann, und Potter war das Versuchskaninchen, weil er die reinste Pest ist."

Ich tobte eine Dreiviertelstunde lang.

Diverse Einrichtungsgegenstände gingen zu Bruch und um ein Haar auch mein großer Zeh, als Barty Crouch unschuldig den Kopf zur Tür hereinsteckte und sich nach meinem Befinden erkundigte, wodurch ich mich veranlasst sah, einen Karton voller Akten in seine Richtung zu kicken. Dieser Karton war schwerer als er aussah und der Schmerz konnte meine Laune nicht gerade verbessern. „Nein", wehrte ich mich biestig, als Kingsley und Amelia mich hinunter in die Cafeteria schleifen wollten, um mir einen auszugeben. „Ich trau mich nicht aus unseren eigenen vier Wänden raus. Womöglich treff ich unterwegs auf die Potters."Bei der bloßen Vorstellung hätte ich mich am liebsten vor den Fahrenden Ritter geworfen. Bei näherer Betrachtung war es auch das einzig Ehrenhafte, was mir zu tun übrig blieb. Mein Fleisch und Blut hatte ihr Fleisch und Blut vergiftet und vermutlich auf dem Gewissen. Und ich hatte gemeint, nach dem letzten Intermezzo könnte ich Maggie nicht mehr ins Gesicht sehen. Das hier war um ein Vielfaches schlimmer.

„Die Potters sind bestimmt schon in Hogwarts. Am Krankenbett ihres einzigen Sohnes."Ich starrte Amelia voller Abscheu an. Hatte sie mich daran erinnern müssen, dass James das einzige Kind der Potters war und Sev möglicherweise eine unserer reinblütigen Familien ausgelöscht hatte? Aber was sie sagte, war vermutlich richtig. Wenn Sev im Koma gelegen hätte, wäre ich auch sofort zu ihm geeilt. Unter diesen Umständen hatte ich es etwas weniger eilig, nach Hogwarts zu kommen.

Etwas in der Richtung gab ich zum Besten, woraufhin Kingsley mit unerträglicher Sanftmut und Geduld meinte: „Alastor, diese Familienangelegenheiten stressen mehr als man glaubt. Warum nimmst du dir nicht ein paar Tage frei und siehst nach dem Rechten?"

Weil mein Nachtschattengewächs mich in Hogwarts nicht haben wollte, darum. Ja, das war die simple Wahrheit. Es ging mir nicht um meine Arbeit, die mir im Moment nicht besonders spannend vorkam. Tatsächlich hatte sich seit der Emmeline-Vance-Geschichte, die Crouch mir natürlich noch bis zum St. Nimmerleinstag unter die Nase reiben würde, nichts Spektakuläres ereignet. Meine Pflichten im Ministerium und meine Aufgaben auf der Straße konnten also schon mal für eine kleine Weile vernachlässigt werden. Es ging darum, dass das Kind mich nicht sehen wollte, und ich in seinen Augen nicht lessen wollte, dass es mich nicht sehen wollte. Aber das konnte ich den beiden nicht gestehen. Alastor Moody weicht der Verantwortung aus, würden sie denken, er getraut sich nicht, einem Elfjährigen unter die Augen zu treten, wenn er sich das Balg eigentlich greifen und einmal ordentlich übers Knie legen sollte. „Freinehmen?" wiederholte ich entgeistert. „Das wird zur unschönen Angewohnheit, seit Sev in die Schule gekommen ist."

„Jetzt red doch keinen Quatsch."erwiderte Amelia unverblümt. „Mit Kindern ist man nun mal noch anderweitig gebunden, dafür hat jeder hier Verständnis."

Zwei Stunden und eine Dienstplanänderung später gab ich am Bürgermeisteramt in Hogsmeade den Portschlüssel ab, der mich herbefördert hatte und machte mich auf den Weg zum Schloss hinauf. Ich hatte Dumbledore nicht zurückgeschrieben, dass ich kommen würde, ich war immer noch zu aufgeregt gewesen, um einen vernünftigen, kurzen Brief zu verfassen. Außerdem hoffte ich, zuerst mit meinem nichtsnutzigen Ziehkind ein paar Worte wechseln zu können. Andererseits, wenn sie schlau waren, hatten sie ihn in Verwahrung genommen, bevor er noch mehr Unheil anrichten konnte, zum Beispiel den Rest seiner Schulkameraden vergiften.

Ich zweifelte nicht daran, dass James Potter von Sevs Warte aus das ganze Schuljahr über „die reinste Pest"gewesen war. In seinem eigenen Wohnzimmer am Kronleuchter aufgehängt zu werden, gehört nicht zu den Dingen, die so ohne Weiteres dem Gedächtnis entfallen. Bis heute fragte ich mich, wie Sev an meinen Zauberstab gekommen war. Es musste ein erster unkontrollierter Ausbruch seines magischen Talents gewesen sein, ganz wie Nathan Potter damals gesagt hatte. Nathan schien den Vorfall nicht so schlimm zu finden wie Maggie, obwohl ihn der ganze Ärger mit der Behörde auch nicht gerade freute. In der Nockturngasse scherte sich niemand um die Zauberei von Minderjährigen, dort ließ man den Leuten noch ganz andere Sachen durchgehen, aber in Godric's Hollow, wo die Potters wohnten, war die Welt noch in Ordnung und wir hatten binnen Minuten die Abteilung für unbefugte Zauberei auf dem Hals. Ich hatte es übrigens nie geschafft, aus Sev herauszukitzeln, was James damals gesagt oder getan hatte, das ihn derart auf die Palme brachte.

Aber diesmal, das schwor ich mir, würde er mir Rede und Antwort stehen müssen. Wenn er glaubte, dass er mit dem hier durchkam, hatte er sich geschnitten. Gegen diesen Amoklauf wirkte der Großklau, den er und seine Kumpel im letzten Sommer bei Borgin & Burkes veranstaltet hatten (so dass ich gezwungen gewesen war, mich bei diesem Abschaum zu entschuldigen, was mir bis zum heutigen Tag schwer im Magen lag), wie eine amüsante Schelmerei. Wenn ich nicht überzeugt gewesen wäre, dass Dumbledore ihn sowieso rausschmeißen würde, hätte ich mir bereits die Worte zurechtgelegt, mit denen ich ihm androhen wollte, ihn von der Schule zu nehmen. Im Ministerium hatte ich kurz mit dem Gedanken gespielt, ihm einen Heuler zu schicken, der sich gewaschen hatte, dann jedoch darauf verzichtet, da ich ihn ja heute noch sehen würde – und dann würde es sich zeigen, was er seinem einem Tobsuchtsanfall nahen Vormund Auge in Auge mitzuteilen hatte.

Zunächst aber musste ich den verwünschten Bengel lokalisieren und da das Schloss groß war, benutzte ich das von der Nockturngasse her übliche Verfahren in solchen Fällen – ich ging dahin, von woher der meiste Krach kam. Die Jahresabschlussprüfungen waren noch in vollem Gange, daher waren die Flure wie ausgestorben. Ich schlenderte durch die Schule auf der Suche nach jemandem, der mir sagen konnte, wo die Slytherinerstklässler sich zur Stunde aufhielten, als eine junge Stimme, deren Besitzer vor Wut zu platzen schien, die Stille durchschnitt: „Diesmal bist du fällig, Schniefelus."

Und eine Stimme, die ich überall und jederzeit wiedererkannt hätte, antwortete patzig: „Black, der Rächer. Das geht einem ja richtig zu Herzen. Darf ich mir die Tränen der Rührung an deinem Umhang abwischen?"

Gesucht, gefunden. Ich trat an das nächste, offenstehende Fenster und stellte fest, dass ich einen Logenplatz mit Blick auf die Szenerie im Innenhof ein Stockwerk tiefer ergattert hatte. Vier Jungen standen dort unten und einer von ihnen war mein elender Ziehsohn. Die drei mir Unbekannten, die etwas älter zu sein schienen als er, hatten sich vor ihm aufgebaut: ein großer Schwarzhaariger, der soeben von seinem blassen, braunhaarigen Freund daran gehindert werden musste, eine Kurzschlusshandlung zu begehen und Sev zu erschlagen, sowie ein kleinwüchsiger, verhuscht wirkender Junge, dessen wässrige helle Augen gespannt zwischen den beiden Parteien des Streits hin und her witschten. Allesamt trugen sie Gryffindorfarben.

Ich lenkte meine Aufmerksamkeit auf Sev und sah mich mit einem Bild konfrontiert, das ich gut kannte: flinke, höhnische Bakelitaugen unter kohlschwarzen Stirnfransen (die den Eindruck machten, als könnten sie mal wieder gewaschen werden) und zu einem aufreizenden Grinsen verzogene Lippen. Noch waren die Zauberstäbe sicher in den Umhängen der jugendlichen Erzfeinde verwahrt, doch ich begann, mir ernstlich Sorgen um die Sicherheit der drei Gryffindors zu machen. Wie ich aus Sevs zahlreichen unangenehmen Zusammenstößen mit Bewohnern der Nockturngasse gelernt hatte, gab es bei einem bewaffneten Konflikt überhaupt nur ein sicheres Mittel, um seiner Herr zu werden: man musste den Überraschungseffekt auf seiner Seite haben.

Der Schwarzhaarige ließ sich nicht davon stören, dass er ihn nicht hatte. Bereit einzugreifen, bevor Sev Kleinholz aus ihm machen konnte, beobachtete ich, wie er tief Luft holte und seine verbleibende Selbstbeherrschung zusammenkratzte. Irgendetwas sagte mir, dass dies nicht das erste Zusammentreffen dieser Art war. Severus hatte sich offenbar in dem knappen Jahr, das er in Hogwarts verbracht hatte, schon ein paar Freunde auf Lebenszeit geschaffen. Wie erfreulich.

„Gerade wenn man meinen sollte, die Slytherins könnten nicht mehr tiefer sinken, gabeln sie so was wie dich auf. Zum Kampf Mann gegen Mann reicht's bei dir ja nicht, du feige Schlange. Aber diesmal bist du zu weit gegangen, Fettfrisur. Das macht keiner ungestraft mit meinen Freunden."

„Apropos: Solltest du nicht gramgebeugt an Potters Krankenbett sitzen?" erkundigte Sev sich milde.

„Nicht, wenn es ein schleimiges Aas wie dich zum Ausrotten gibt." gab der Gryffindor heftig zurück, während er gegen den festen Griff seines Freundes ankämpfte. Der schlanke, blasse Bursche schien tatsächlich stärker zu sein, als er aussah und ich dankte Merlin dafür, dass bislang nicht mit Magie Nettigkeiten ausgetauscht wurden.

„Wie dumm von mir. Na, dann lern es meinetwegen auf die harte Tour." Sev fingerte nach seinem Zauberstab, derweil ein sardonisches Lächeln über sein Gesicht huschte und ich meinen eigenen Stab zückte. „Oder frag Potter, wie es sich anfühlt."

Das genügte, um den Gryffindor aus der Haut fahren zu lassen. „Noch ein Wort, Snape", brüllte er, „und ich werd dafür sorgen, dass du deine Eingeweide hier vom Boden aufwischen kannst!"

Ich glaube, keiner von uns zweifelte daran, dass es ihm ernst war, doch – ob zum Glück oder zum Unglück – dieses Vorhaben wurde vereitelt durch den Auftritt eines fünften Darstellers in diesem Drama. Sie bog raschen Schrittes um die Ecke des Innenhofs und hielt beim Anblick der Möchtegern- Duellanten erstaunt inne. Zwischen ihr und Sev entspann sich ein kurzer Blickwechsel, den er mit einem schiefen Lächeln quittierte. Sie lächelte auch, als sie sich die pechschwarze Haarmähne mit einer Kopfbewegung aus dem Blickfeld schüttelte und seine Widersacher ins Auge fasste. „Sirius, du Schandfleck", begrüßte sie den schwarzhaarigen Gryffindor gespielt leutselig. „Ich hätt's mir denken können, dass du wieder versuchst, unsre Erstklässler fertigzumachen."

„Schieb ab, Bellatrix."knurrte der Junge zurück. „Das ist nicht deine Sache."

Das Mädchen kam ein paar Schritt näher und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ihr fangt Streit mit einem jüngeren Schüler aus meinem Haus an. Ich mach es zu meiner Sache."

„*Wir* fangen Streit an?!" keuchte Sirius. „Wenn du deine kostbaren Erstklässler unter Kontrolle hättest, würden sie nicht meine Freunde ermorden und die Welt wär ein viel friedlicherer Ort."

„Und wenn du nicht so beschäftigt wärst, Jüngere und Schwächere zu terrorisieren, hättest du schon mitgekriegt, dass Potter vor zwei Stunden aufgewacht ist und sich anscheinend großartig fühlt."

Mir sackten vor Erleichterung fast die Knie weg. Merlin sei Dank, dem Jungen ging es gut. Wenn schon! dachte ich dann wütend. Das war reines Glück gewesen und ich würde Sev trotzdem strangulieren. Wenn Sirius mir da nicht zuvor kam. „Das ist auf jeden Fall nicht *sein* Verdienst!" grollte er und machte eine Gebärde zu Sev hinüber. Der lächelte nur schweigend zurück. Mit diesem Grinsen, das mich auch immer auf die Palme brachte, da es besagte: Jetzt mach von mir aus, was du willst, das Unheil ist schon angerichtet.

Der blasse, braunhaarige Junge legte eine beruhigende Hand auf Sirius' Arm. „Wenn das so ist, lass uns besser in den Krankenflügel gehen."

„Sehnsucht nach deinem zweiten Zuhause, Lupin?"fragte Sev freundlich.

„Halt's Maul, Schniefelus!"brach es aus Sirius heraus.

Bellatrix verdrehte die Augen. „Vor deinem Feinsinn kann man nur ehrfürchtig in die Knie gehen, liebster Cousin."

Lupin sah Sirius an und machte eine Kopfbewegung in Richtung des Teil des Schlosses, in dem der Krankenflügel untergebracht war. „Komm schon. Wir sehen nach James."

Sirius nickte geistesabwesend, seine Hauptaufmerksamkeit galt jetzt dem Mädchen. Er konnte sich einen letzten Kommentar nicht verkneifen: „Typisch Slytherin. Zum Kämpfen seid ihr feige zu, also vergiftet ihr eure Feinde. Die Idee hätte von dir stammen können."

Bellatrix' Augen flammten gefährlich. Für einen Moment verdrängte sie alles andere aus meinen Gedanken, ich war einfach nur erstaunt über ihre Schönheit. „Fragt sich nur, ob die andern zu anständig dafür sind – oder zu blöd."

Er machte einen wütenden Schritt auf sie zu. „Was?" fauchte sie und richtete mit einer fließenden Bewegung, die eine Menge Übung verriet, ihren Zauberstab auf ihn. Sirius erwiderte die Geste, ohne zu zögern. „Willst du dich mit mir duellieren, du Blödmann? Es schmerzt mich, dir das sagen zu müssen, aber wie du dich erdreisten kannst, mit deinem erbärmlichen Können gegen mich anzutreten, ist mir schleierhaft."

„Das willst du nicht rausfinden."versicherte er ihr. „Außerdem würde dein Dad die Wände hochgehen, wenn ihm jemand steckt, dass du trotz Verbots Familienmitglieder gefordert hast."

„Versuch es doch!"höhnte Bellatrix. „Ich könnte die Gelegenheit nutzen und deiner Mum von deinen sämtlichen Kunststückchen die ganzen Jahre über berichten."

Er sah sie an wie vor den Kopf gestoßen. „Was denn berichten? Du warst die meiste Zeit nicht mal dabei."

Sie lachte glockenhell. „Und? Glaubst du, das hindert mich, die Lücken einfach mit meiner Fantasie zu füllen? Was denkst du, wem sie glauben wird: dir oder mir?"

Kinder, dachte ich. Wie verstrickt sie waren in ihre ach so weltumwälzenden Feindschaften und Konflikte. Man brauchte keine Intelligenzbestie zu sein, um sich denken zu können, dass diese beiden schon viele ähnliche Kraftproben erlebt hatten. Sie waren ein faszinierend schöner Anblick, bei all der weißglühenden Energie, die zwischen ihnen hin und herflog. Wären sie zehn Jahre älter gewesen, hätte ich die Atmosphäre fast *prickelnd* genannt.

„Ist euch eigentlich klar, dass hier Klausuren geschrieben werden?" tönte es mit einemmal direkt unter mir und ich stöhnte gequält auf, als ich eine schlanke, hochgewachsene Gestalt, deren langes, silberblondes Haar im Nacken zusammengefasst war, im unteren Rand meines Blickfelds auftauchen und auf die Kinder zukommen sah. Auch wenn er mir den Rücken zugewandt hatte, hegte ich keinen Zweifel, mit wem ich es zu tun hatte.

Typisch. Man setzte unvorsichtigerweise einen Fuß nach Hogwarts und wer lief einem natürlich prompt über den Weg? Ein Malfoy. Nicht dass ich gegen die Familie, von der ich pro Quartal mindestens eine Morddrohung erhielt, irgendwie voreingenommen gewesen wäre.

Die jungen Tunichtgute blickten derweil wie gebannt auf ihren Schulsprecher: Sev neugierig, Sirius und Bellatrix verärgert, Lupin mit etwas, das nach Schuldbewusstsein aussah, und der Junge, dessen Namen ich nicht kannte, mit kaum verhehltem Entsetzen. Lucius Malfoy, der seinen dramatischen Auftritt zu genießen schien, stellte sich unverhohlen an die Seite der anwesenden Slytherins. „Nun, nun", lächelte er, „man sollte meinen, die Gryffindors hätten in den letzten 24 Stunden genug Aufregung erlebt. Ihr könnt es wohl einfach nicht lassen, euch immer neuen Streit zu suchen, was?"

Sirius ging die Hutschnur hoch. „Kümmer dich um deinen Dreck, Malfoy!"

Oh, oh, dachte ich. „Strafarbeit, Black." verkündete Lucius genüsslich. „Für dich und die Gang, da das Duellieren auf dem Schulgelände nun einmal untersagt ist. Das Doppelte für dich wegen der Widerworte. Jetzt seht zu, dass ihr Land gewinnt."

Sirius sah aus, als hätte er durchaus noch das eine oder andere zu sagen, doch die flehenden Blicke seiner Freunde schienen ihn zur Vernunft zu bringen. Malfoy saß am längeren Hebel. Er folgte ihnen ein paar Schritte auf das Schloss zu, doch als Sev und Bellatrix sich ebenfalls zum Gehen wandten, trat er noch einmal vor, die Arme vor der Brust verschränkt, und meinte: „He, Moment noch! Auf ein Wort, Black."

„Ja, was ist denn noch, Black?"fuhr das Mädchen herum.

Ah, jetzt war mir alles klar. Wie hatte ich das übersehen können? Natürlich. Das Haus der Sterngucker und ihr legendäres Temperament. Hatte Olive die Jungen und Elladora die Mädchen gekriegt oder war es umgekehrt gewesen? Ich wusste es nicht mehr. Aber ich hatte mich nicht schlecht amüsiert, als Cepheus Blacks Ältester vor zwei Jahren ausgerechnet Gryffindor zugeteilt wurde. Deswegen hatte seine Cousine ihn vorhin als „Schandfleck"bezeichnet. Eine Menge Familiensinn hatte sie, wie alle unsere Reinblüter.

Sie war kleiner als er, aber nicht viel. Ihre Gesichter befanden sich fast auf einer Höhe, als er sie drohend anknurrte: „Ich warne dich, lass dir ja nicht einfallen, meiner Mutter irgendwelche Lügenmärchen über mich zu erzählen."

„Wieso? Hat sie irgendwelche Illusionen über dich, die du noch nicht zerstört hast?"

Mit einer blitzschnellen Bewegung packte er sie beim Kragen ihres Umhangs, als wollte er sie erdrosseln – und hatte im selben Moment ihren Zauberstab im Gesicht, sowie Malfoys, der eine schützende Hand auf Bellatrix' Schulter positioniert hatte. Er erstarrte, reglos bis auf seine zornfunkelnden Augen, die von Lucius zu seiner Cousine zurückschossen.

„Sirius, Sirius", schnurrte Bellatrix, „drei Strafarbeiten an einem Tag und wir haben noch nicht mal Mittag. Wenn ich du wäre, würde ich mich für den Rest des Tages keinen Meter von Potters Krankenbett wegbewegen."

„Dem kann ich mich nur anschließen, Black."nickte Malfoy gewichtig.

„Nenn ihn nicht so."Bellatrix befreite sich aus Sirius' Griff und blickte über die Schulter zu Lucius auf. „Wenn ich es mir richtig überlege, ist mein Familienname nicht dadurch zu besudeln, dass man ihn für Sirius verwendet."

„Wie du möchtest."Er führte sie von einem wie erschlagen dastehenden Sirius weg auf die Eingangstür unter meinem Fenster zu, wo Sev auf sie wartete. Ihre Augenlider sanken auf Halbmast, als sie den Kopf soweit zurücklehnte, dass er auf Lucius' Arm ruhte. „Meinst du, ich würde ihn auch so hassen, wenn er nicht mein Cousin wäre?"Lucius lachte.

Ich nutzte die Gelegenheit, mich von meinem Beobachterposten zu verabschieden und mich ein Stockwerk tiefer zu begeben, wo das diabolische Dreigestirn mit dem Rücken zu mir von dannan spazierte. Ich pirschte mich an sie heran und legte die Hand auf Sevs Schulter. Er wirbelte herum und erstarrte, als er sah, wer ihn angetippt hatte. „Was willst du denn hier?"

„Ist ja 'ne schöne Begrüßung."meinte ich trocken.

„Leute, das ist mein Vormund."stellte Sev mich vor. „Alastor Moody."

„Der Auror, ja?"meinte Bellatrix. Lucius schwieg zu diesem Thema und aus gutem Grund.

„Er ist der Beschützer aller rechtschaffenen Gryffindors, deswegen steht er jetzt auch auf der Matte."erläuterte Sev und riss erstaunt die Augen auf, als ich in einem plötzlichen Zornesanfall beim Kragen packte, zu mir herzog und ihn kräftig durchschüttelte.

„Und du bist 'ne Gefahr für dich und andere!"knurrte ich ihn an, während meine ganze Wut und Frustration erneut über mir zusammenschlug. „*Deswegen* steh ich auf der Matte. Was zum Kuckuck hast du dir dabei gedacht?"

Malfoy enthob Sev jeglicher Rechtfertigung: „Reizende Erziehungsmethoden, Moody. Vielleicht sollte das Ministerium davon unterrichtet werden." Tristan hatte ihn gut abgerichtet. Der alte Groll wegen der Sorgerechtsverhandlung war nach wie vor lebendig. Und nun befand Sev sich wieder in ihrem Einflussbereich. Aber ich wollte verdammt sein ehe ich tatenlos zusah, wie dieses Pack meinen Jungen korrumpierte.

Besagter Junge schien sich gut zu unterhalten. Nein, Sev hatte keine Ahnung, was vorgefallen war. Dafür war Tristan zu geschickt, einfach hinzugehen und zu sagen: Übrigens wollten wir dich adoptieren, aber der Alte Narr, der hier Schulleiter ist, saß am längeren Hebel. Denn das würde eine ganze Reihe von anderen Fragen nach seinen frühen Jahren nach sich ziehen und Tristan wollte nicht derjenige sein, der sie Sev Auge in Auge beantworten musste. Diese Ehre wollte er selbstredend mir überlassen.

Ich ignorierte Malfoy, auch wenn es schwer fiel, und fasste meine Ziehsohn bei den Schultern. „Was sollte der ganze Blödsinn? Hat dir der Bengel was getan, dass du ihm ans Leben willst?"

„Überhaupt nicht!"versuchte Sev sich den Anschein gerechter Empörung zu geben. „Ich will ihm nicht ans Leben. Ich hab dir doch schon geschrieben, dass ich nur etwas ausprobieren wollte."

„Du verabreichst einem Mitschüler eine ungetestete Substanz, von der du nicht weißt, wie sie sich auswirkt?"brüllte ich. „Bist du völlig verrückt geworden?"

„Ehrlich gesagt hatte ich ihn darum gebeten."schaltete Bellatrix sich nun ein. „Wir brauchten einen Unsichtbarkeitstrank, und es ging wohl nicht an, dass wir ihn an uns selber oder einem Mitglied unseres eigenen Hauses ausprobierten."Kein noch so geringes Anzeichen von Schuldbewusstsein, bei keinem von ihnen. Die Jugend von heute.

„Potter hat auch irgendwas, das ihn unsichtbar macht. Ich bin nur noch nicht dahinter gestiegen, was es ist."verteidigte Sev ihr Vorhaben.

„Ja", nickte Bellatrix ganz verängstigte Unschuld. „Mein Cousin benutzt es auch, damit hat er mich schon oft genug zu Tode erschreckt."

„Ach, wirklich."sagte ich trocken. Ein winziges, verräterisches Zucken ihrer Mundwinkel sagte mehr als genug darüber aus, wie sehr sie sich vor Sirius fürchtete. Sie war wirklich hinreißend, vermerkte ich in irgendeinem verborgenen Winkel meines Hirns, wo ich mich den Umständen zum Trotz an ihrem Anblick freuen konnte.

„Ich finde es nun mal nicht gut, ein Versuchsobjekt aufs Geradewohl auszuwählen."erklärte Sev prinzipienfest. „Die Es-kann-theoretisch-jeden- treffen-Mentalität hat mir noch nie zugesagt. Ich wollte lieber jemanden nehmen, dessen Ableben ich verkraften könnte."

Das verschlug mir sekundenlang die Sprache. „Wenn du das in Anwesenheit der Potters verlauten lässt, sorge ich höchstpersönlich dafür, dass Dumbledore dich auf die Straße setzt."sagte ich leise. „Allerdings hege ich keinen Zweifel, dass er das ohnehin plant. Also stell dich schon mal auf ein Leben als Straßenkehrer in der Nockturngasse ein, ich geh jetzt zu deinem Schulleiter."

„Ja, das wird Eindruck schinden beim Erziehungsausschuss."ließ sich Malfoy vernehmen. „Wie das Patronat von Alastor Moody den hochbegabten Spross zweier wissenschaftlicher Koryphäen der reinblütigen Gemeinde zu Grunde gerichtet hat."

„Pass auf, Malfoy."spuckte ich aus. „Fühl dich nicht zu sicher. Und dein Vater täte besser daran, sich auch nicht zu sicher zu fühlen. Wir wachen und wir sind immer da. Wir kriegen euch alle früher oder später, das kannst du ihm von mir ausrichten."

Er sah mir mit einem amüsierten Gesichtsausdruck nach. Zu was hatte ich mich wieder hinreißen lassen? Sowie ein Malfoy von Ada und Alexander anfing, verlor ich das richtige Augenmaß. Und da dem Kind nichts entging, musste ich mich darauf einrichten, bezüglich Adas Profession gelöchert zu werden. Ja, die fehlte ihm noch in seiner spärlichen Sammlung. Was hatten wir bis jetzt? Er kannte ihre Vornamen. Er wusste, dass sie 1966 ums Leben gekommen waren und dass sein Vater Alchemist gewesen war. Ich vermutete stark, dies war einer der Gründe, warum auch er Alchemist werden wollte. Er kannte seinen Geburtsort – Wicken Fen, Cambridgeshire – auch wenn er nie mehr dort gewesen war, seit wir Alexander und ihn von dort weggeholt hatten, und seine Abstammung in groben Zügen – Reinblut, väterlicherseits zugehörig zum Hohen Haus – die Quelle seines Stolzes. Ach ja, und ich hatte ihm höchstpersönlich erzählt, dass ich mit Alexander im selben Jahrgang hier in Hogwarts gewesen war.

Über meinen Platz in diesem Bild schien er sich nach wie vor keine Gedanken zu machen. Und ich redete mir ein, dass ich schon ganz andere Geheimnisse hatte hüten müssen und nie unter der Last zusammengebrochen war. Dass mich diese Geschichte auf eine ganz andere Weise miteinbezog, weil alles an ihr auf die Zukunft verwies, hatte ich vor langer Zeit beschlossen zu ignorieren. Zum Glück für alle Beteiligten, überwog Sevs Interesse für seinen Vater das für seine Mutter, sonst wäre ich längst in einer unerfreulichen Klemme gewesen.

„Snickers."murmelte ich verdrießlich das Passwort, das Albus mir mit der Post geschickt hatte, in dem Tonfall, den wohl jeder an sich festgestellt hatte, der sich schon einmal Zutritt zum Allerheiligsten des Schulleiters von Hogwarts verschaffen wollte. Jetzt waren wir also schon bei Muggelsüßigkeiten. Die magische Welt kam auf den Hund, es ließ sich nicht länger leugnen.

Ich hatte mich mit Albus ein paarmal kurzgeschlossen, nach meinem Weihnachtsabenteuer in der Nockturngasse. Seine Tochter Marlene, die in der Mysteriumsabteilung arbeitete, hatte Interesse an dem altfranzösischen Text bekundet, den zu übersetzen mir halbwegs gelungen war. Doch leider handelte es sich bei dem Fetzen, den wir gerettet hatten, nicht um die Anleitung zu einem Zauber, sondern lediglich um ein paar gedrechselte Begrüßungsfloskeln, die Teil eines Briefs an einen gewissen Agrippus zu sein schienen. Was die verborgene Kammer im Keller des Nachbarhauses betraf, waren wir immer noch nicht klüger als am ersten Tag. Bis auf eins: es hatte sich herausgestellt, dass die Leute, die wir bei unserem Eindringen dort vorgefunden hatten und von denen im Übrigen niemand überlebt hatte, um eine Zeugenaussage zu machen, allesamt relativ jung und Kinder aus gutem Hause waren. Einige hatten im Ministerium gearbeitet. Das hatte die Gemüter bei uns ziemlich aufgewühlt. Ich war mir absolut sicher, dass das etwas zu bedeuten hatte und dass die Opfer nicht aufs Geradewohl ausgewählt worden waren. Irgendetwas Wesentliches hatten wir übersehen bei unseren Befragungen der Familien und der Anlieger in der Nockturngasse, und das nagte an mir. Doch in der Zwischenzeit warteten andere Aufgaben auf uns, der Fall geriet ein wenig in Vergessenheit und ich verwandte ehrlich gesagt auch mehr Energie darauf, eine Spur von Emmeline Vance zu finden.

Auf diese Art und Weise geschah eine Zeitlang gar nichts. Später sollte mir diese kurze Phase in meinem Leben immer wie die Ruhe vor dem Sturm vorkommen. Ein kurzes Atemholen, mehr war es nicht. Doch davon ahnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand von uns etwas.

Droben schwang die Bürotür unversehens offen. Und dann sah ich in das vertraute Gesicht mit der Adlernase und den zwinkernden blauen Augen, umrahmt von langem silberweißem Haar. „Oh, Alastor." lächelte Albus, während er das dunkelhaarige Mädchen neben ihm zur Tür hinauskomplimentierte. „Das ist Andromeda Black, unsere Schulsprecherin." Sie war keine so außergewöhnliche Schönheit wie ihre jüngere Schwester, aber ihr offenes, herzförmiges Gesicht war hübsch und die großen schwarzen Augen verrieten einen hellwachen Intellekt.

„Tatsächlich", schmunzelte ich. „Unten hab ich noch zwei von der Sorte kennengelernt. Hier muss irgendwo ein Nest sein."

Andromeda lachte. „Wir sind fünf. Und jetzt sind wir alle in Hogwarts." Sie verabschiedete sich auf dem Treppenabsatz von ihrem Schulleiter, der mir bedeutete, mich ins Obergeschoss seiner Gemächer zu begeben, wo sich sein Schreibtisch befand. Ich tat wie geheißen und nutzte die Gelegenheit, einen Blick auf Albus' sich ständig vergrößernde Fotosammlung zu werfen. Hier hingen diejenigen seiner abgegangen Schüler, die aus irgendwelchen Gründen einen besonderen Platz in seinem Herzen hatten. Und darunter befand sich auch eins, das er, wie ich wusste, selbst aufgenommen hatte. Auf dem ich zu sehen war. Das gewisse... Jedesmal, wenn ich hier hereinkam, nahm ich mir fest vor, nicht hinzuschauen – und dann tat ich es doch.

Ein Frühlingstag. Zwei rote und zwei grüne Quidditchumhänge. Lachende Münder und Augen. Die verschränkten Finger eines Liebespaares. Die Arme einer Erstklässlerin, die sich um den Hals ihres großen Bruders schlangen. Ich konnte beinahe unsere Stimmen hören... 25 Jahre. Es war nahe... so nahe...

„Nun, Alastor", drang die Stimme meines ehemaligen Schulleiters in meine Gedanken. „Warum setzt du dich nicht hin, während ich den Tee mache? Wie geht es dir?"

„Ach, um ehrlich zu sein, Albus..."Das war so seine unnachahmliche Art. Man kam herangeprescht in einem Zustand höchster Erregung, trug gewissermaßen sein Herz auf der Zunge, wollte alles loswerden, was man an gerechter Empörung zu bieten hatte, und er erkundigte sich zuallererst nach dem allgemeinen Befinden seiner Gäste. Ich erzählte also ein bisschen von meiner Arbeit, lästerte im üblichen Maße über Barty Crouch, fragte nach seinen Enkelkindern, die in Deutschland zur Schule gingen, und wie Bruce McKinnon sich mit seiner abgefackelten Fabrik zurechtfand. Als die neusten Neuigkeiten ausgetauscht und alle Grüße von Algie, Kingsley und Amelia überbracht waren, trat eine kurze Stille ein, bevor wir auf den eigentlichen Anlass des Besuchs zu sprechen kamen, der ja keine Höflichkeitsvisite war.

„Du wirst dich freuen zu hören, dass James Potter allem Anschein nach von dem Trank keine bleibenden Schäden davongetragen hat."begann er ohne jede Einleitung. „Er reagiert positiv auf alle medizinischen Tests; für ihn war die Erfahrung nichts anderes als ein langes Nickerchen."

„Ein Glück."meinte ich und nippte vorsichtig an meinem Tee. „Bellatrix hat mir gesagt, sie wollten einen Unsichtbarkeitstrank brauen und es sei ihren eigenen Hausgenossen nicht zuzumuten gewesen, als Versuchsobjekte herhalten zu müssen."

„Ach?"Mit der Erwähnung des Mädchens hatte sich etwas in seiner Haltung verändert. Nur für einen Moment war es spürbar, dann hatte er sich wieder vollkommen in der Gewalt. „Einen Forschergeist hat unser kleiner Freund da. Ganz der Sohn seiner Eltern, findest du nicht auch?"

„Allerdings."murmelte ich und sah meine schlimmsten Befürchtungen in einer simplen Frage auf den Punkt gebracht.

Albus lachte leise. „Sieh nicht so schwarz, Alastor. Wissensdurst ist eine Tugend, darüber sind wir uns doch einig und ich sehe auch nicht, dass seine Frühreife ein ernsthaftes Problem darstellt."

„Sein mangelndes Verantwortungsgefühl stellt um so mehr eins dar." erwiderte ich. „Woher wissen wir denn, dass es das erste Mal ist, dass er einem Mitschüler etwas unterjubelt?"

„Er hat es gesagt und ich glaube ihm."antwortete Albus schlicht. „Severus lügt nicht."

Nun gut, ich musste zugeben, das war ein Argument. Er hatte nie gelogen, wenn er einem statt dessen seine Missetaten freimütig ins Gesicht schleudern konnte. Die ganze Situation war absurd, dachte ich plötzllich. Hier saß ich, sein Vormund, und versuchte, seinen Schulleiter von Sevs Schuld und seiner Amoral im Allgemeinen zu überzeugen, die insgesamt meiner Ansicht nach einen guten Grund darstellte, ihn auf der Stelle rauszuwerfen. Und dann hätte ich ihn wieder am Hals. Wenn sie mir nicht gleich das Sorgerecht entzogen... „Was gedenkst du in dieser Sache zu unternehmen, Albus?"fragte ich geradeheraus. „Du musst doch irgendeinen Plan haben. So wie bisher kann es jedenfalls nicht weitergehen."

„Ich bin völlig deiner Ansicht, Alastor. Deswegen habe ich dich auch hergebeten."

„Ich bin ganz Ohr."

„Du bist ja vermutlich durch ihn selbst darüber auf dem Laufenden, dass Severus in diesem seinem ersten Jahr gegen eine ganze Reihe von Schulregeln verstoßen und die entsprechenden Strafen dafür erhalten hat."Er quittierte mein düsteres Nicken mit einem kleinen Lächeln. „Währenddessen ist keinem von uns verborgen geblieben, dass seine Kenntnisse in vielen Fächern weit über dem durchschnittlichen Erstklässlerniveau liegen. Es seien hier besonders Zaubertränke und Verteidigung gegen die dunklen Künste genannt. Und ich sage absichtlich Kenntnisse, nicht Leistungen. Wir haben hier eine Menge Schüler, die nicht halb so begabt sind und deutlich bessere Noten schreiben. Weißt du, woran das liegt?"

„Du willst mir sicher sagen, dass er so eine Art Wunderkind ist, dem alles zufliegt und das deshalb glaubt, es bräuchte sich nicht anstrengen." meinte ich sarkastisch. „Da fällt mir doch sofort diese bestimmte Sorte Eltern ein, die ihre Kinder alle für hochbegabt halten und dem Schulsystem die Schuld geben, wenn sie durchfallen, weil ihre Kinder ganz einfach nicht richtig gefördert werden."

„In einigen wenigen Fällen ist es aber tatsächlich so. Severus ist nicht nur mit dem Unterricht unterfordert, er zeigt das auch und verschafft sich Abhilfe, indem er gegen alles aufmuckt und dadurch lenkt er auch die anderen ab. Ihm selber schadet es nicht, aber Regulus Black und Rabastan Lestrange straucheln. Das ist ja wohl nicht der Sinn der Sache. Deshalb und weil ich tun möchte, was nötig ist, damit Severus seine Fähigkeiten richtig entfalten kann, schlage ich vor", er zwinkerte mich über den Rand seiner Brille hinweg an, „dass wir ihn einfach die zweite Klasse überspringen lassen."

Ich verschluckte mich, der heiße Tee brannte in meiner Kehle. Was immer ich erwartete hatte – Rausschmiss, 10 Jahre Strafarbeit, ihn an den Händen im Kerker aufgehängen– das war es nicht. „Äh, wie bitte?"

„Wir werden ihn selbstverständlich eine Prüfung in allen Fächern ablegen lassen, die über seine weitere Schulkarriere entscheidet." fuhr Albus munter fort. „Wenn ihr beide einverstanden seid, dann werde ich das Kollegium bitten, dem zuzustimmen und die Prüfung vorzubereiten."

„Aber... Albus!"würgte ich schließlich heraus. „Was denkst du dir dabei?"

Dumbledore wölbte die Augenbrauen. „Ich denke natürlich an die Zukunft des Kindes, an das Wohlergehen seiner Mitschüler und nicht zuletzt an die Nerven der Lehrkräfte."

„Aber gleich eine Klasse überspringen lassen! Ist sowas denn überhaupt schon mal gemacht worden?"

„Es ist schon lange nicht mehr vorgekommen, aber es gibt Präzedenzfälle."

Ich konnte nicht glauben, was ich hörte. „Warum gerade Sev? Ihr habt zu meiner Zeit nicht einmal für Riddle solche Ausnahmen gemacht."

„Ja, aber Tom hat einfach heimlich seine weiterführenden Studien verfolgt und war ansonsten ein vorbildlicher Schüler. Er hat sich immer gut einfügen können, was man von Severus nicht unbedingt behaupten kann."

„Der Kerl soll sich verdammt nochmal am Riemen reißen! Wo sind wir denn? Soll er für sein unverzeihliches Verhalten etwa noch belohnt werden?!"

„Alastor."Er sah mich eindringlich an. „Ich sehe nicht, wie wir Severus anders in den Griff bekommen sollen. So wie bisher kann er nicht weitermachen, das hast du selbst gesagt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Beauxbatons oder Wolkenkuckucksheim über ihren Schatten springen und Ada Snapes Sohn aufnehmen würden. Und Durmstrang kannst du dir nicht ernsthaft für Severus wünschen. Oder?"Ich schüttelte den Kopf, ein Gewicht wie Blei schien plötzlich auf meinen Schultern zu lasten. Dann sollte es so sein.

Albus lächelte mich an. „Ich glaube, wir haben die bestmögliche Lösung gefunden. Ich bin gespannt, wie er reagieren wird. Soll ich ihn herrrufen oder willst du es ihm unter vier Augen sagen?"

Er hatte mich vorwarnen wollen, dachte ich plötzlich. Wir wussten doch beide, dass das Nachtschattengewächs Feuer und Flamme sein würde. Nun, das war nett von ihm gewesen, so hatte ich die Möglichkeit, mich ein wenig von dem Schock zu erholen, bevor ich Sev gegenübertrat. Eine Prüfung am Ende des Sommers und direkte Versetzung in die dritte Klasse. Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass er sie bestehen würde. Schon um mich zu triezen würde er sein Bestes geben. Das bedeutete, bei seinem Schulabschluss würde er erst sechzehn sein. Immerhin alt genug zum Apparieren. Kompletter Wahnsinn. Albus und seine Ideen. Wo er involviert war, konnte man einen Tag mit einer bestimmten Erwartung beginnen und dann entdecken, dass er sich völlig anders entwickelte als vorhergesehen.

„Ich sage es ihm."meinte ich tapfer.

~*~

„Ich hab ihm was abgezogen, weil er sich nicht an den geforderten Umfang der Hausarbeit gehalten hat und sein ganzer Kommentar belief sich auf: ‚Da Sie offenbar nicht in der Lage sind, zwischen Qualität und Quantität zu unterscheiden, kann ich nur zu der Schlussfolgerung gelangen, dass Sie inkompetent sein müssen.'"

„Das hat er nicht wirklich gesagt."erwiderte ich mit schwacher Stimme.

„Oh doch." Minnie unterhielt mich mit ein paar Sev-Zitaten aus dem verstrichenen Schuljahr, während wir auf das restliche Kollegium warteten. Mittlerweile war es fast Essenszeit, die morgendlichen Klausuren waren längst vorbei und auf unserem Weg ins Lehrerzimmer, wo die Besprechung stattfinden sollte, waren wir an Scharen aufgeregt schnatternder Schüler vorbeigekommen. Es war, wie Minnie mich aufklärte, die letzte Klausur gewesen.

Sie hatte mich nach meiner kurzen Unterredung mit Sev in Dumbledores Büro aufgelesen, wo der Junge in diesem Moment unter der Aufsicht der Portraits der verstorbenen Schulleiter auf den Ausgang unserer Besprechung wartete. Seine Reaktion war vorhersehbar gewesen: ein tiefes Atemholen, ein triumphierendes Aufblitzen der schwarzen Augen in seinem blassen Gesicht, das er rasch mit einem gelassenen Ausdruck übertünchte. „Eine Prüfung auf Zweitklässlerniveau in allen Fächern?"hatte er gefragt.

„Ja, am Ende des Sommers."hatte ich geantwortet. „Du müsstest die ganzen Sommerferien hier verbringen und dich gezielt darauf vorbereiten. Natürlich wird das nicht grade ein Zuckerschlecken, aber Professor Dumbledore scheint es für das Richtige zu halten und das ganze Kollegium wird dir dabei helfen. Aber du musst dir richtig Mühe geben." Nicht ums Verrecken hätte ich Sev erzählt, was Dumbledore wirklich gesagt hatte – das Kind war auch so schon mehr von sich überzeugt, als gesund sein konnte.

„Was würdest du an meiner Stelle tun?"

Ich hatte nicht damit gerechnet, nach meiner Meinung gefragt zu werden. Ich hatte so getan, als überbrächte ich ihm eine ernste Nachricht. Und das Kind hatte mitgespielt. Er fragte nicht, wieso man ihn gleich eine Klasse weiter versetzen wollte. Er wusste, warum. Auch die Frage an mich war nur eine rhetorische. Er würde es in jedem Fall tun. „Wie schon gesagt", murmelte ich, „wenn du ja sagst, kommt eine Menge Arbeit auf dich zu. Und wenn du es schaffst, wirst du immer der Jüngste sein und immer was Besonderes und das sind gewöhnlich die, auf denen alle rumhacken."

„Ich werd ein Jahr früher Alchemie studieren können." rief er mir fast nachsichtig ins Gedächtnis. Er sah mich feierlich an und nickte. „Ich mach es."

Der Aufruhr war groß unter den Lehrkräften, man konnte es nicht beschönigen, doch Albus wartete geduldig, bis er sich gelegt hatte. Ich musterte die Männer und Frauen, denen Sevs Erziehung anvertraut war, aufmerksam. Einer nach dem anderen waren sie hereingekommen und hatten am Tisch Platz genommen, an dessen Kopfende ich mit Minnie und Albus saß. Die drei anderen Hauslehrer gaben nacheinander einen Kommentar ab: Professor Sprout von Hufflepuff, zuständig für Kräuterkunde; Professor Flitwick von Ravenclaw, der schon zu meiner Zeit hiergewesen und vermutlich immer noch einer der beliebtesten Lehrer war; und Gideon Prewett von Slytherin, der mir geschrieben hatte und von dem ich den Eindruck gewonnen hatte, dass er Sev nicht mochte. Derweil das Kind sich zitieren ließ: „er hackt auf mir rum, weil ich mehr von der Materie verstehe als er". Zaubertränke.

Plötzlich fühlte ich mich schlecht. Wir waren sein Hauslehrer und sein Vormund. Wir sollten mit harten Bandagen für ihn kämpfen, wenn er sich auf uns nicht verlassen konnte, auf wen dann?

Ach ja. Sie hatte das Wort. Die einzige Person in diesem Raum, die auf Albus' Vorschlag mit uneingeschränkter Zustimmung reagiert hatte. Alexandra Karkarova. Ich beäugte sie neugierig, diese vergleichsweise junge Lehrerin, die sich so vehement für Sev einsetzte. Gehört hatte ich schon eine Menge von ihrer Familie. Einige Leute waren ganz und gar nicht begeistert, dass Albus eine russische Emigrantin in Hogwarts unterrichten ließ und sie auch noch zur stellvertretenden Schulleiterin ernannt hatte. Ich hingegen hielt es für einen schlauen Zug: sie kam von außerhalb, sie hatte Beauxbatons besucht, deshalb hatte sie keine besondere Bindung an eines der Häuser. Ob die politische Einstellung, die den Sprösslingen der russischen Emigrantenfamilien zugeschrieben wurde, auf sie zutraf, konnte ich bislang nicht beurteilen, aber ich konnte auch nicht sehen, dass Dumbledore sie in dem Fall überhaupt eingestellt geschweige denn als Scholastin angenommen hätte.

Sie hatte große, helle Augen in einem blassen, sommersprossigen Gesicht und trug ihr dunkelbraunes Haar zu einem Pferdeschwanz aufgebunden, der sie bei jeder Kopfbewegung im Nacken kitzelte. Sie sprach im Tonfall von jemandem, der überzeugt ist, nur die Tatsachen aussprechen zu müssen und der Blitz der Erkenntnis würde von allein bei den Zuhörern einschlagen. „Während der vergangenen Monate hat er es auf eindrucksvolle Weise verstanden, gegen eine Unmenge von Schulregeln zu verstoßen und sich dennoch stets innerhalb des Toleranzbereichs zu bewegen. Auch das, meine ich, darf als Beweis für seine außerdordentliche Intelligenz gewertet werden."

„Wie sind zum Glück noch nicht so weit, verehrte Kollegin, dass wir Verschlagenheit mit Intelligenz gleichsetzen müssen."meldete sich Prewett erneut zu Wort. Ich fand es ziemlich originell, dass Karkarova Sevs typische Slytherintugenden lobte, während sein Hauslehrer die offenbar als verwerflich ansah.

Karkarova lächelte dünn. „Alles muss besser sein als Vernachlässigung mit Nichtbevorzugung gleichzusetzen, Herr Kollege. Wie auch immer", sie ignorierte Prewett, der zu sprechen ansetzte, wie man eine lästige Fliege abschüttelt und ließ den Blick über das versammelte Kollegium wandern, „wir wollen uns nichts vormachen: wir haben ein Problem und das nicht erst seit James Potter ins Koma gefallen ist. Es ist ein interessantes Problem, eine pädagogische Herausforderung, wenn man so möchte, aber es ist nichtsdestotrotz ein Problem. Professor Dumbledores Vorschlag scheint mir ebenso simpel wie brilliant, um es in den Griff zu kriegen."

„Eine pädagogische Herausforderung, in der Tat." meinte Prewett gedehnt. „Wie soll man einen Elfjährigen, der sich über seine Lehrer und ihren Unterricht erhaben fühlt, anders bezeichnen? Ein Kind, das sich einbildet, sein fotografisches Gedächtnis sei ein Ausgleich für das jahrelange Studium, das seine Ausbilder vorzuweisen haben? Ein..."

„Ist Klugscheißer vielleicht das Wort, das Sie suchen?" half Karakarova. Vereinzeltes Lachen wurde laut.

„Was ich suche, ist eine vernünftige Begründung, warum wir Severus Snape eine Vorzugsbehandlung gewähren sollten."gab Prewett zurück. „Es ist ja nicht so, als ob er sich in irgendeiner Weise schulisch hervorgetan hätte – der Unterricht war für ihn mehr Anlass zu versuchen, seine Lehrer so gut wie möglich bloßzustellen mit unsinnigen Fragen, die kein Mensch beantworten kann."

„Ich bin sicher, das war jeweils ganz vom Lehrer abhängig." lächelte Karkarova.

Es war die falsche Bemerkung gewesen. Der Zornesschwall, der Prewett entströmte, war sogar für mich, der ich nur ahnen konnte, worum es hier ging, deutlich spürbar. „Severus Snape ist keine Bereicherung für diese Schule, wie Sie zu glauben scheinen, Frau Kollegin, sondern ein Störfaktor. Er verkörpert alles das, wovor die Eltern unserer gutsituierten, britischen Familien ihre Kinder nach Möglichkeit bewahren wollen."

Ich erntete ein paar besorgte Blicke, als ob man fürchtete, dass ich gleich explodieren würde. Prewett seinerseits war zu fixiert auf seine Fehde mit Karkarova, um sich daran zu erinnern, dass ich hier war. Insgesamt konnte man sagen, dass diese Töne, wenn der Vormund der betreffenden Kindes, der zu alledem noch ein Auror war, mit am Tisch saß, schon ein starkes Stück darstellten. Ich für meinen Teil wartete geduldig darauf, dass eine erste Anspielung auf den Ort, an dem ich Sev großgezogen hatte, fiel. Und ich hörte Sev wieder sagen, wie er es getan hatte, als er die Nockturngasse verließ: „Ich lass mir schon nichts gefallen, nur weil ich von hier bin." Er hatte offensichtlich Wort gehalten.

Prewett schüttelte wie mit ärgerlichem Bedauern darüber, dass die Schule überhaupt in diese Lage gebracht worden war, den Kopf. „Es tut mir Leid, aber das ist alles, was ich dazu sagen kann", er warf Karkarova einen Blick zu, „als Hauslehrer von Slytherin."

Die junge Frau zuckte zusammen. Es schien, dass dies ein sensibles Thema zwischen ihnen war. Vielleicht hatte sie sich für seinen Geschmack zu oft in Angelegenheiten eingemischt, die er als seine betrachtete. Sie schien sehr viel Sympathie für Sev zu hegen, vielleicht galt das für Slytherins im Allgemeinen. Wie auch immer, sie war nicht bereit, den Köder zu schlucken. „Ich schlage vor, dass wir abstimmen. Wer mag, kann sich enthalten. Albus?"

„Ich bin auch dafür, dass wir das Ganze demokratisch regeln." Dumbledore nickte erst Prewett und dann Alexandra Karkarova zu.

„Wer stimmt also dafür?"wollte sie wissen und hob als erste die Hand. Die Jastimmen hatten die Mehrheit, das wurde sofort deutlich. Darunter waren alle Hauslehrer bis auf Prewett.

„Neinstimmen?"fragte Alexandra Karkarova. Niemand meldete sich.

„Gut", sagte Albus. „Dann wollen wir den Jungen hereinbitten." ____________________________________________________________________________ ______________

So, Leute. Nachdem Ihr Euch da durchgekämpft habt, dürft ihr was essen, ins Bett, Hausaufgaben machen oder was immer Ihr Euch seit einer halben Stunde schweren Herzens verkneift lol

Was denkt Ihr denn so über meinen neusten Streich? *flöt*

Nächstes Kapitel: Es geht weiter in Hogwarts, James darf endlich auftreten, Sev nervt Alastor mit Fragen über seine Eltern, der arbeitet weiter an seinem mysteriösen Fall und tauscht sich deswegen mit Albus aus und zum Schluss gibt es noch eine Überraschung für ihn.