Disclaimer: den kennt ja jetzt eh jeder :)

Author's Note: Wow, ich liebe es, wenn ich so lange reviews kriege! Es gibt nix schöneres als so einen ganzen Roman zum Durchlesen :) Superliebes Dankeschön an Euch alle!!! Ich hab beschlossen, mich ein bisschen ranzuhalten mit dem Updaten. Schließlich wollen wir vor den Sommerferien damit noch fertig werden oder?

Cara: Dass ich mir so was kompliziertes ausdenken kann liegt vor allem daran, dass ich viel Zeit dazu hatte. Snapes Geschichte als Erwachsener hab ich mir schon vor ner halben Ewigkeit zusammengereimt, lange bevor ich wusste, dass Fanfictions geschrieben werden, einfach will ich gern phantasiere. (Ich hab sie „Mittag und Mitternacht"genannt und sie wird auch noch irgendwann gepostet wink) Dann kam der Phönixorden raus und die eine Szene wie er flennt und seine Eltern anscheinend streiten war echt inspirierend. Also hab ich mir noch eine Kindheitsgeschichte aus dem Ärmel geschüttelt.

Dream: Danke, da bin ich froh! Ich hab mal Alastor von Sev als seinem Fleisch und Blut sprechen und ihn zu Lord Tom sagen lassen, dass er Sevs letzter Blutsverwandter ist. Aber ja, die sind identisch, ich wollte es nur ein bisschen mysteriös gestalten :) Und Sev weiß das natürlich nicht. Find ich toll, dass du dir so viele Gedanken machst – es dauert auch nicht mehr sooo lange bis zur Lösung!

Sepia: lol Daran hab ich beim Schreiben von der Stelle mit Ada auch gedacht! Ich habs nachgeschlagen mit Moodys magischem Auge. Irgendwas wusste ich noch, was im Denkarium anders war als im Feuerkelch. Und ich hatte recht ;)

Loony: schimpft Verrat doch nicht alles! lol Oh, sorry! Das steht tatsächlich da. Ich bin anscheinend zu blond, so was Wichtiges im Kopf zu behalten.

Maia: Ich mag Minnie auch! McGonagall ist auch so ein Charakter, über den man so gut wie gar nichts weiß – das lässt Raum für alle möglichen Spekulationen! Hast Du echt gedacht, Du solltest aufhören mit Schreiben? Das wär irgendwie ne Tragödie gewesen, weißt Du das?

Ich will mich ja nicht ständig selber schlecht machen, aber das Kapitel hier ist auch nicht so besonders flöt Liegt vielleicht daran, dass ich mir ein Limit gesetzt hatte, bis wann es fertig sein muss. Also dann mal los...

Kapitel 9: Sterne sehen

Ich mag Wiltshire. Ich mag die Landschaft, das Grün und die steinzeitlichen Monumente. Die Gelegenheiten, bei denen ich beruflich nach Wiltshire gekommen bin, um Malfoy Manor unter die Lupe zu nehmen, sind mir dieser Schönheit wegen noch gut im Gedächtnis.

Die Malfoys haben selbstverständlich ein wundervolles Anwesen. Das Haus liegt in einer Art Park, einer hügeligen Landschaft mit hohen Bäumen und einem kleinen See mit einem Pavillon. (Stourhead Park lässt grüßen, Anm. d. Erz.) Im Herbst, wenn das Laub der Bäume in Flammen steht, ist es noch viel schöner als sonst, besonders wenn die Sonne von einem tiefblauen Himmel scheint.

Einen solchen Tag hatten wir erwischt, als wir uns im Herbst 1973 vier Mann hoch auf den Weg machten, um der Familie einen Besuch abzustatten: Kingsley, mein junger Azubi Frank, Arthur Weasley und ich. Nach all dieser Zeit sah es nämlich sehr danach aus, als seien meine Gebete erhört worden. Meine Vorgesetzten gaben uns einen Durchsuchungsbefehl für Malfoy Manor. Ich hätte vor Freude an die Decke springen können.

Selbstverständlich war die ganze Unternehmung nur als starke Geste gedacht. Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass Tristan Malfoy über seine guten Ministeriumskontakte früher von diesem Bescheid erfahren hatte als wir selber. Mir ging es um's Prinzip: Er sollte wissen, dass wir nach wie vor da waren und ihm auf die Finger schauten. Direkter Anlass war, dass man den schwarzen Magier Antonin Dolohov in Südengland gesehen hatte. Und nicht irgendjemand war ins Ministerium gekommen, um ihn anzuzeigen, sondern Alexandra Karkarova hatte es getan. Sie erklärte, sie habe Dolohov, der sogar unter den russischen Emigranten auf dem Kontinent als Radikaler galt, zusammen mit Tristan Malfoy gesehen, und wir sollten gefälligst etwas unternehmen.

Ich war nur zu gern bereit, dem Folge zu leisten. Schon lange hatte ich geargwöhnt, dass die Malfoys irgendwelche unheiligen Verbindungen zu Durmstrang pflegten. Und Karkarovas Wort war meiner Meinung nach zu trauen. Gerade sie sollte sich gut auskennen, so dachte ich, mit den Gefahren, die uns von ihren Landsleuten drohten.

Und so standen wir an einem herrlichen, klaren Oktobermorgen vor Malfoy Manor und guckten zu viert an der eindrucksvollen Fassade hinauf. Auf unser Klingeln meldete sich niemand, aber es war nichts Außergewöhnliches, dass man uns würde warten lassen. Die feinen, reinblütigen Familien hatten eben so ihren Spleen. Was sich im Fall der Malfoys auch in der Architektur ihres trauten Heims niederschlug.

Frank pfiff leise durch die Zähne. „Und deshalb sag ich: Spare in der Schweiz, so hast du in der Not."

Ich musste grinsen und tauschte einen amüsierten Blick mit Kingsley. Wider Erwarten hatte es sich als die Idee des Jahrhunderts entpuppt, mein Wissen an die junge Generation weiterzugeben. Ich war sogar ziemlich begeistert von meiner neuen Aufgabe – auch wenn ich mir das natürlich nie anmerken ließ. Es ging ja nicht nur darum, ihn mit unserer täglichen Arbeit vertraut zu machen und sozusagen den praktischen Teil zu seinem Unterricht an der Akademie beizusteuern. Was ich zu leisten hatte, war, ihn mit der Ideologie die hinter unserem Berufszweig stand, vertraut zu machen, mit der Ethik, wie sie zwischen Kollegen herrschte, zwischen den Bürgern der magischen Gemeinde und den Gesetzeshütern. Und Frank schien zu begreifen, worum es einem Auror gehen musste. Er kam aus einer Familie, in der ungewöhnlich viele ihr Leben der Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung gewidmet hatten.

Ich war überzeugt, er würde eine Zierde unseres Berufsstandes werden, wenn er seine Ausbildung abschloss. Algie hatte allen Grund, stolz auf ihn zu sein. Frank war ein begabter Zauberer, hatte einiges in der Birne und das Herz auf dem richtigen Fleck. Außerdem hatte ich ihn gerne um mich. Auch jetzt, als ich längst wieder fit und voll belastbar war (mein Holzbein leistete mir gute Dienste), bereute ich es nicht, mich auf ihn eingelassen zu haben.

„Gehen wir doch mal außenrum."schlug Arthur Weasly vor. Er hatte gebeten mitkommen zu dürfen, weil er hoffte, hier etwas für seinen zukünftigen Job in der Abteilung für den Missbrauch von Muggelartefakten zu lernen. Er träumte immernoch davon, dem Strafvollzugsarchiv zu entrinnen, und das konnte ihm niemand übelnehmen, dachte ich. Eine ödere Beschäftigung gibt es nämlich nicht, und so hatten wir ihm den Gefallen gern getan, da er glaubte, etwas über Hausdurchsuchungen wissen zu müssen.

Das Haus zu umrunden dauerte seine Zeit, es war wirklich ein überdimensionaler Palast. Aber wir wurden belohnt, denn auf der Terrasse hinter dem Haus trafen wir auf eine Jahrgangskollegin von Frank, genauer gesagt, seine Mitschulsprecherin aus dem letzten Jahr. Sie trug eine einfachgeschnittene tiefblaue Hausrobe, ihr helles Haar fiel wie ein Umhang über ihren Rücken. Es hatte den Anschein, als hatte sie gerade ins Haus gehen wollen. Sie hielt an der Treppe inne und beäugte uns mit schiefgelegtem Kopf.

„Mrs. Malfoy?"versuchte ich es.

Ihre Augen verengten sich. „Miss Black. Guten Tag, Frank."

„Narzissa."Frank nickte ihr zu. Die anderen von uns hielt sie eines Grußes offenbar nicht für würdig. Ihre kühlen, forschenden Augen richteten sich auf mich. „Und Sie sind natürlich Mr. Moody. Gibt es einen besonderen Anlass für diesen Überfall?"

„Ihr zukünftiger Schwiegervater weiß, dass wir kommen wollten. Da bin ich sicher."Ich wechselte einen ironischen Blick mit Kingsley.

Langsam schüttelte sie den Kopf. „Wenn er es wüsste, wäre er heute nicht ausgegangen."

Sieh an. Ich glaubte ihr kein Wort. Ich war im Gegenteil überzeugt, dass Malfoy sich irgendwo im Haus aufhielt und das Mädchen geschickt hatte, um uns abzufangen. Vielleicht brachte er die letzten Artefakte der Dunklen Künste irgendwo in Sicherheit.

„Da werden wir wohl mit Ihnen vorlieb nehmen müssen, nicht wahr?" lächelte ich Narzissa an.

„Bitte?" Sie hob die Augenbrauen. Mir fielen zum ersten Mal die tiefen Schatten unter ihren Augen auf.

„Sie wohnen doch hier?" erkundigte ich mich.

„Zur Zeit," erwiderte sie. „Es ist praktisch; so nah an meiner Ausbildungsstätte."

„Die wäre?"

Sie musterte mich wie irritiert, dass ich diese Frage ihr, einer Black überhaupt stellen konnte. „Die Stonehenge Sternwarte. Da arbeite ich." Was sonst. Eine neue Generation von Sternguckern für das fürnehme und gar alte Haus der Blacks.

„Sie kennen sich doch bestimmt gut genug aus, um ?" mischte sich jetzt Kingsley in das Gesrpäch.

Narzissa musterte ihn kopfschüttelnd. „Ich kann doch in Tristans Abwesenheit keine fremden Leute in sein Haus lassen."

Gerade als ich zum Besten geben wollte, dass es mir jetzt reichte mit dem arroganten Gehabe und wir schließlich unsere Arbeit zu tun hatten, mussten wir feststellen, dass wir nicht allein auf dem Gelände waren. Im Sturzflug näherten sich zwei Gestalten auf Besen, die eine hatte blondes, die andere schwarzes Haar, und sie hielten genau auf uns zu, ohne das Tempo zu drosseln, bis sie bedrohlich nahe herangekommen waren.

Eine Staubwolke hüllte uns ein. Arthur hustete, und ich wedelte ungehalten mit der Hand, um wieder freie Sicht zu bekommen. Lucius Malfoy stand vor uns, die langen, silberblonden Haare im Nacken zusammengebunden. In der Hand hielt er das neuste Moment der Nimbusserie. Er blickte alles andere als freundlich in die Runde.

„Sie durchsuchen unser Haus?"erkundigte er sich schroff.

„Im Moment putzen wir uns noch den Dreck von den Klamotten,"erwiderte ich, „aber im Prinzip ist das richtig: wir durchsuchen euer Haus." Meine Frostigkeit stand seiner in nichts nach. Ich sah Bellatrix Black in ihrem slytheringrünen Quidditchumhang die Stufen zur Veranda hochgehen, ohne einen von uns eines Blickes zu würdigen. Sie folgte ihrer großen Schwester nach drinnen. Ich fragte mich, wie sie die Erlaubnis bekommen hatte, das Wochenende hier zu verbringen. Andererseits war für die Blacks nichts verboten und wenig unmöglich.

„Darf ich den Durchsuchungsbefehl sehen?" fragte Lucius.

Was sein muss, muss sein, dachte ich und machte Kingsley ein Zeichen. Lucius' feine, scharfe Züge verfinsterten sich mehr und mehr, als er die kleine Pergamentrolle studierte, schließlich an uns zurückreichte und uns mit einem ungeduldigen Kopfnicken ins Haus komplimentierte. Von innen war es noch beeindruckender.

„Alastor?" flüsterte Kingsley. „Diese reichen Typen, die sind echt nicht so wie du und ich."

„Wie kommst du darauf?"

„Naja, die haben einfach viel mehr von der Scheißkohle als wir."

„Ist mir auch schon unangenehm aufgefallen." wisperte ich.

Bellatrix balancierte mit einem Fuß auf der Wendeltreppe, die in den ersten Stock führte, und hielt sich mit einem Arm am Geländer fest. Sie hatte die Quidditchsachen abgelegt und trug ein schlichtes rotes Kleid. Nur die Haare trug sie immer noch wie zum Fliegen hochgesteckt. „Sie haben echt keinen Benimm, Mr. Moody."meinte sie zu mir. „Nach allem, was ich für sie getan hab, haben Sie nichts Besseres zu tun, als mein Wochenende zu vermiesen."

„Bist du in der Hausmannschaft?" fragte ich, eingedenk ihrer Flugstunden außerhalb der Schulzeit.

„Ich bin Captain." informierte sie mich lässig. „Gerade geworden. Ansonsten spiele ich Hüter."Ihre Augen glitten über meine Beine oder was von ihnen übrig war. „Sie fühlen sich also besser, ja?"

„Bedeutend besser." Ich lächelte sie an. „Danke für dein Interesse."

Ein kurzes Grinsen flackerte über ihr Gesicht, als fände sie etwas komisch. Ich folgte den andern und wir begannen unter den gleichmütigen dunklen Augen von Bellatrix und den zornigen hellen von Lucius, die Bude auf den Kopf zu stellen.

Es war wirklich ein wunderbares Haus. Die Inneneinrichtung übertraf alles, was ich je gesehen hatte. Nicht einmal die Blacks hausten so verschwenderisch. Der Lestrange'sche Haushalt, den ich während des Nachtwache-Programms kennengelernt hatte, nahm sich geradezu asketisch gegen das hier aus. Trotzdem hätte ich hier nicht wohnen wollen und mein verwinkeltes, windschiefes Gemäuer in der Nockturngasse jederzeit diesem Prunkbau vorgezogen. Dieses Wissen hob meine Laune gewaltig.

Der Vormittag zog ins Land, während wir uns durch ein Zimmer nach dem anderen arbeiteten. Wir fanden einiges an halblegalen Gebrauchsgegenständen, allerdings nichts wirklich Spektakuläres. Gegen Mittag waren wir in Lucius' Arbeitszimmer angelangt. Was für eine Wichtigtuerei, dachte ich. Wozu braucht so ein junger Spund ein Arbeitszimmer? Außer für seine illegalen schwarzmagischen Aktivitäten natürlich...

„Cool!" ließ Frank verlauten, als er auf dem Fenstersims verschiedene Artefakte der Dunklen Künste entdeckte, und warf gleich darauf einen verlegenen Blick auf mich. Ich lächelte ihn aufmunternd an, während ich Lucius bedeutete, die Schreibtischfächer zu öffnen. Kingsley inspizierte derweil das Bücherregal und Arthur steckte seinen Kopf in eine schwere Truhe, die mit einem grünseidenen Runspormuster ausgekleidet war.

Lucius war sich nun nicht mehr zu schade, das Ministerium anzueulen, um sich Gewissheit zu verschaffen, warum solche eine Durchsuchung nötig sei und wer das angeordnet habe. Er geriet ausgerechnet an Algie Longbottom (zu Franks unverhohlenem Entzücken) und der eröffnete ihm schadenfroh, dass da leider nichts zu machen sei. Die Durchsuchung von Malfoy Manor sei Teil einer Großrazzia und er würde doch sicherlich nicht erwarten, dass für die Malfoys Ausnahmen gemacht werden würden, oder?

„Vollidiot", murmelte Lucius. Arthur untersuchte das Runspormuster mit großem Interesse und erklärte, es habe Ähnlichkeit mit der Badezimmertapete bei seinem Freund Ted Tonks zuhause.

„Es gibt zuviele Vollidioten." tat Lucius daraufhin kund.

Ich schwieg, zufrieden mit dem Ungemach, das wir den Malfoys bereiteten und das sie anscheinend nicht anders zeigen konnten als durch halblaute Grobheiten.

„Und nun?" fragte Lucius. „Soll das bis zum Abend so weiter gehen?" Er sah mir hochnäsig ins Auge. „In Ihrer Berufssparte mag man Zeit haben für solche Kindereien, aber zu den Glücklichen kann ich mich nicht zählen."

„Wenn du lieber Quidditch spielen willst, dann tu dir keinen Zwang an." erwiderte Arthur freundlich. „Wir rufen dich, wenn wir dich brauchen." Ich biss mir auf die Lippen, um nicht zu lachen.

Lucius' hübsches Gesicht verfinsterte sich. Er machte einen drohenden Schritt auf Arthur zu. „Glücklich, uns eins reinwürgen zu können, Weasley? Sieh dich nur genau um – "Er machte eine Geste, die den Raum einfangen sollte, „damit du für den Rest deines Lebens von dem träumen kannst, was du nie haben wirst."

Arthur schoss das Blut ins Gesicht. Es war immer das gleiche, dachte ich. Wie alle andern Mitglieder der magischen Gemeinschaft war ich mit den spektakulärsten Fehden innerhalb der reinblütigen Gemeinde vertraut, aber die Malfoys und die Weasleys konnten einen schon den letzten Nerv kosten. Ich überschlug den Altersunterschied zwischen diesen beiden (Arthur musste Schulsprecher gewesen sein, als Lucius etwa in der dritten Klasse gewesen war), die abgesehen von ihrem Spaß an Familienfehden nicht unterschiedlicher hätten sein können. Auf der einen Seite ein hart arbeitender Ehemann und Vater von zwei kleinen Jungen, dessen hauptsächliches berufliches Ziel darin zu bestehen schien, so viel wie möglich über die Muggelwelt in Erfahrung zu bringen. Auf der anderen Seite der verwöhnte Spross einer intriganten Clique, die Wohlstand über Generationen gehortet hatte und ihn für selbstverständlich nahm.

„Lucius."

Die Stimme, die von der Tür herüberklang, war nur ein schwaches Krächzen, deswegen war ich, als ich mich nach ihr umdrehte überzeugt, dass ich einer Halluzination zum Opfer fiel – Tristan Malfoy, wenn er hier gewesen wäre, wäre ungehalten ins Zimmer geprescht und hätte versucht, uns aus seinem Haus zu schüchtern. Ich vollendete die Bewegung, nur um zu erkennen, dass mein erster Eindruck doch richtig gewesen war.

Er war es. Doch er sah schlecht aus. Natürlich war er wie stets tadellos gekleidet – nichts und niemand würde einen Malfoy dazu bringen, seine Garderobe zu vernachlässigen. Auch das glatte, silberblonde Haar, das die ganze Familie teilte, war ordentlich frisiert und glänzte wie es sich gehörte. Trotzdem machte er für seine Verhältnisse den Eindruck als sei er unter den Fahrenden Ritter geraten.

Sein Blick war unstet, tastete sich durch das Zimmer – ohne zu fragen was wir hier verloren hätten, wohlgemerkt – und heftete sich immer wieder an seinem Sohn fest, als könne er nicht glauben, was er sehe.

„Lucius."

Der Angesprochene sah uns böse an. „Mein Vater ist nicht wohl, wie sie sehen. Und Sie haben nichts Besseres zu tun..."

„Lucius, wir können nicht länger – "

Ich schnalzte gespielt mitfühlend mit der Zunge. „Ich bedaure, wenn Sie Unannehmlichkeiten haben, aber es ist nun mal unser Job, denen welche zu bereiten, die sie verdient haben."

„Oh?" Lucius wölbte eine elegante Braue. „Ich glaube, Ihr Job ist was ganz anderes, Moody."Er lehnte sich an seinen Schreibtisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich fühlte mich sehr an Sev erinnert. „Sie kommen hierher wegen alter Geschichten. Nicht aus Pflichtgefühl, sondern weil es Ihnen Spaß macht in unserem Heim herumzustolzieren, als ob es Ihnen gehört."

Das fand ich nun wirklich derb. Ich genoss unseren Auftritt, weil ich alle Malfoys nicht nur insgeheim für arrogante Schleimsäcke hielt, die bis zum Hals in den Dunklen Künsten wateten, sich aber dennoch über alles und jeden erhaben fühlten, und weil ich fand, dass ihnen recht geschah, wenn ihnen mal jemand auf den Zahn fühlte. Mit unserer gemeinsamen Vergangenheit hatte das überhaupt nichts zu tun.

„Pass auf, Malfoy." warnte ich ihn kühl, wenngleich mein Blut kochte. „Du stehst so dicht vor der Beleidigung eines Gesetzeshüters der magischen Gemeinschaft." Was war los mit ihm? Ich sah Arthur und Kingsley sich unsichere Blicke zuwerfen. Tristan sah regelrecht verzweifelt aus, als wollte er dem ein Ende setzen, könnte aber die richtigen Worte nicht finden.

Lucius trat vom Schreibtisch direkt vor seinen Vater, so dass er ihn von meinem Blick abschirmte und sah mich höhnisch an. Vage streifte mich der Gedanke, dass etwas ausgesprochen Merkwürdiges vorging. „Du bist doch eine erbärmliche Kreatur, Moody." sagte er mir ins Gesicht. „Es ist überhaupt keine Kunst, Deinen Jungen auf unsere Seite zu ziehen – dabei bin ich nicht einmal sicher, ob wir ihn überhaupt brauchen können." Er lachte.

Ich merkte, dass ich mittlerweile schwer atmete. „Ich sag es jetzt nur noch einmal, Malfoy: Halt dich aus meinen Familienangelegenheiten raus und lass Severus in Ruhe. Wenn ich dich noch einmal bei ihm – "

„Ja, wenn, Moody." lächelte Lucius. „Warum bist du so sicher, dass dein Einfluss auf Severus groß genug ist? Er vertraut uns. Und dich hasst er, weil er von dir sein Leben lang nur Ablehnung erfahren hat. Glaubst du, er ist blind? Oder dumm? Er weiß genau, was vor sich geht – was ihm noch fehlt, ist der Grund."

Ein Gedanke raste durch mein Gehirn: Nicht vor meinen Kollegen! Das würde ich nicht überleben, dachte ich, wenn dieser Mistkerl vor Frank damit anfing.

Es war geradezu eine Erleichterung, der aufgestauten Aggression freien Lauf zu lassen. Die Hand, die den Zauberstab umklammerte, zuckte nach oben und...

Kingsley fiel mir in den Arm, so dass der Fluch von Lucius, der schnell einen Schrit zur Seite tat, abgewandt wurde und statt dessen auf die Bilderrahmen und schwarzmagischen Utensilien an der Wand gelenkt wurde. Ein Regen aus Glassplittern und Metallteilen ergoss sich über die gesamte Türregion. Arthur kauerte sich auf den Boden und bedeckte den Kopf mit den Händen.

Tristan war, weil Lucius ihm im ersten Moment die Sicht versperrt hatte, zu langsam. Jedenfalls konnte man später in den Untersuchungsprotokollen nachlesen, dass dies der Grund gewesen war, warum er immer noch dastand, als einer der Giftdolche, die in einem kleinen Regal, das unter meinem Fluch zu Bruch gegangen war, aufbewahrt worden war, auf ihn zuraste, nicht schnell genug reagierte.

Wir andern standen selbst wie gelähmt die ersten Sekunden nachdem wir ihn hatten zu Boden gehen sehen.

„Er ist tot." hörte ich Frank sagen mit der erstickten Stimme von jemandem, der noch nie zuvor eihnen Toten gesehen hatte.

„Bist du okay?" flüsterte Kingsley. In seinem Gesicht stand der blanke Horror, den auch ich empfand.

Ich hatte ihn umgebracht. Ich hatte den Zauberstab hochgerissen und die Worte gesprochen und gespürt, wie der Fluch mich verließ. Ich hatte es nicht beabsichtigt und dümmer hätte es wirklich nicht laufen können. Aber Tristan Malfoy, mein ältester Lieblingsfeind, war tot. Eine der Gefahren Sev betreffend war gebannt.

Apropos Sev – hätte Lucius ihn nicht mit hineingezogen, hätte ich nicht die Beherrschung verloren. Warum das Ganze? Warum hatte er überhaupt davon angefangen? Ein abgekartetes Spiel? Er hatte sich genau zwischen mich und seinen Vater gestellt. Um im richtigen Moment ausweichen zu können?

Blödsinn. Ich fuhr mir erschöpft mit der Hand übers Gesicht. Ich sah Gespenster. So kompliziert konnte man gar nicht morden, der bloße Gedanke war lächerlich. Und doch ließ er sich nicht verscheuchen.

Lucius hob den Blick nicht vom Gesicht seines toten Vaters. Ich sah, wie ihn Arthur Weasley, ohne ein Wort zu sagen, bei den Schultern fasste und behutsam von dem Leichnahm wegzog.

Später – nachdem Barty Crouch die Anwendung der Unverzeihlichen Flüche legal gemacht hatte – mögen solche Vorfälle nichts besonderes mehr gewesen sein, aber 1973 war es für einen Auror noch unentschuldbar, im Dienst jemanden zu töten, wenn es auch anders gegangen wäre.

Und es wäre anders gegangen, daraus machte ich keinen Hehl, als ich am späten Nachmittag jenes Tages vor den Untersuchungsausschuss geladen wurde. Es war ein Horror. Vergleichbar dem, den ich nach Alexanders Tod durchlitten hatte. So war die Situation nicht schon übel genug, es wurden dabei auch noch allerhand üble Erinnerungen hochgespült.

Crouch beurlaubte mich mit sofortiger Wirkung. Frank wurde an Amelia weitergereicht. Wenigstens blieb es mir erspart, mich offiziell bei der Familie Malfoy zu entschuldigen, schließlich wäre Tristan Malfoy wegen Hochverrats angeklagt worden. Meinen Schreibtisch räumen und mich bis auf weiteres von meinen Kollegen verabschieden zu müssen, war bitter genug. Alle waren sich einig, dass ich aber auch wirklich vom Pech verfolgt wäre in letzter Zeit. Aber es sollte noch schlimmer kommen.

Gegen zehn Uhr abends saß ich übellaunig vor Crouchs Büro und wartete auf meine Urlaubsbescheinigung, als ein scharfes „So!" mich aus meinen Grübeleien riss. Als ich den Kopf wandte, wagte ich meinen Augen nicht zu trauen. Zuerst hielt ich die blasse, schlaksige Gestalt mit dem langen schwarzen Haar und der wilden Hakennase für eine Halluzination. Wie kam Sev um diese Uhrzeit mitten unterm Schuljahr hierher?

„Na, Alastor, wieder Scheiße gebaut?"

Ich war tatsächlich so verblüfft, dass ich diese despektierliche Frage (vom benutzten Vokabular ganz zu schweigen) einfach so durchgehen ließ. „Würdest du mir verraten, was du hier treibst?"

„Ich rette deinen Arsch, was denn sonst wohl?"

„Nett von dir. Abgesehen davon: was soll das heißen?! Wie kommst du überhaupt hierher? Solltest du nicht in Hogwarts sitzen und für deine ZAGs büffeln?"

„Alles zu seiner Zeit." belehrte er mich. „Im Moment bist du in Schwierigkeiten und es steht in meiner Macht, das zu ändern, besser gesagt: ich hab's schon getan."Er blickte ungemein selbstzufrieden drein.

„So sehr in der Klemme, wie du denkst, bin ich nicht. Woher weißt du überhaupt, was passiert ist?"

„Emmeline hat mir geschrieben."

Verdammte Sch... In diesem Laden konnte wirklich niemand was für sich behalten. „Na, bravo."

„Ja, ich finde auch, das war sehr zuvorkommend von ihr."

„Severus Snape!"donnerte ich und stand von meinem Stuhl auf. „Du begibst dich auf der Stelle in deine Schule zurück und setzt dich in den Slytheringemeinschaftsraum zu all dem andern Gelichter dort. Ich hab auch ohne deine nächtlichen Überfälle genug am Hals."

„Ich sage doch", meinte er unbeeindruckt, „ich bin hier, um deine Probleme zu lösen."Er strich sich das Haar aus der Stirn. „Also, eigentlich bin es nicht ich, der was tun kann, sondern ein gemeinsamer Bekannter von uns."

„Was faselst du da eigentlich?" knurrte ich ihn an.

Seine Tollkirschaugen funkelten böse zurück. „Um ehrlich zu sein, Alastor, ich hab's ein klein wenig an den Nerven. Du hast grade den Vater eines Freundes von mir ermordet. Es wäre mir recht, wenn du jetzt den Schnabel halten könntest und mich mal ausreden lassen."

Man muss dazusagen, unser wechselseitiges Geschrei hatte mittlerweile einen ganzen Pulk von Leuten herangelockt. Und alle bekamen sie mit, wie mein Neffe mit mir umzuspringen beliebte.

„Du hast außerdem deine Zukunft in diesem Berufszweig verspielt, würde ich sagen. Wenn nicht irgendwas Außerordentliches passiert, nehmen die dich in hundert Jahren nicht mehr auf."

Meine berufliche Zukunft! Ich fühlte mein Blut kochen, weil ich mir das von dem vorlauten Balg anhören musste. Das Allerschlimmste war, dass er recht hatte. Ich wusste das sogar noch besser als er. Mein alter Ausbilder an der Aurorenakademie hatte über das Töten im Dienst immer gesagt: Einmal kann passieren, das zweite Mal ist Zufall, aber das dritte Mal ist Vorsatz. Ich hatte zwei solche Todesfälle hinter mir, und man würde dafür sorgen, dass es ein drittes Mal nicht geben konnte.

Das in der Tat etwas Außerdordentliches passieren würde, konnten wir da noch nicht ahnen.

Sev machte eine kleine Pause und holte tief Luft. „Ich wusste ja, dass du Dumbledore von allein nie um Hilfe bitten würdest." fuhr er fort. „Also hab ich ihm geschrieben, was passiert ist und dass ich mich nicht auf meine ZAGs konzentrieren kann, wenn du solche – "

„Was hast du?" platzte ich heraus.

„Er ist im Moment auf einer anscheinend total öden Alchemistentagung in Paris, aber ich hab ihm geschrieben, er soll sich deiner annehmen und er hat versprochen, herzukommen, sowie die durch sind mit ihrem Protokoll, was in circa einer halben Stunde der Fall sein müsste." Er hob die Stimme, als hätte ich den Versuch gemacht, ihn niederzubrüllen. „Und wenn er hier ist, Alastor, dann wirst du verdammt noch mal machen, was er sagt. Es sei denn, du willst, dass einer von uns beiden auf dem Friedhof landet."

Ich konnte nur starren. Sev warf den Kopf in den Nacken. „So. Ich geh jetzt in die Cafetaria und hol mir was zu trinken, wenn du nichts dagegen hast, und dann warten wir hier gemeinsam." Er machte auf dem Absatz kehrt und entfernte sich, nicht ohne meinen gaffenden Kollegen noch ein „An die Arbeit, verdammt nochmal!" zuzuwerfen.

Zu meiner vollkommenen Fassungslosigkeit gehorchten sie widerspruchslos. Eine Dreiviertelstunde später war ich den Tränen nahe.

Doch das konnte ich mir vor Sev nicht gut anmerken lassen. Er, wohlgemerkt, schien aus Gründen, hinter die ich nicht so ganz stieg, von den Ideen seines Schulleiters äußerst angetan. Zufrieden grinsend saß er da und ließ die Augen von einem von uns zum andern schnellen.

Die Protokolle bei Alchemistenkongressen müssen schon verteufelt langweilig sein, dass man sich nebenher so was ausdenken kann, dachte ich niedergestreckt. Wie brachte ich Dumbledore wieder davon ab? Er schien es für den Geistesblitz des Jahrhunderts zu halten.

„Es kann natürlich seine Zeit dauern, bis ich die Elternbeiräte von diesem Projekt überzeugt habe." meinte er und sah äußerst unternehmungslustig drein. Offenbar freute er sich schon auf die bevorstehende Auseinandersetzung. „Du hast es vermutlich nicht so eilig wie ich, Alastor?"

„Ich kann mich nicht entsinnen, dass ich schon zugestimmt hätte." platzte ich ungnädig heraus. Zwei Paar Augen wandten sich mir zu: das hellblaue mit einem leicht gekränkten Ausdruck, das schwarze versuchte, etwas ähnliches zu bewerkstelligen, was ihm jedoch nicht gelingen wollte.

„Dann hab doch die Güte, uns mitzuteilen, was du denkst."forderte mich Sev auf. Dumbledore blickte ihn strafend an; er wusste, wann man mich nicht drängen sollte. Vor allem nicht, wenn mein Leben wieder mal eine dramatische Wendung genommen hatte.

Wieso, dachte ich, hab ich das Gefühl, dass sich finstere Mächte gegen mich verschworen haben, die mich mit aller Gewalt daran hindern wollen, mein Leben zu leben, wie ich es für richtig halte?

Ich holte tief Luft. „Gut, Albus,"sagte ich in dem Bewusstsein, dass ich dabei war, mir selbst die Kehle durchzuschneiden. „Ich komme nach Hogwarts und unterrichte praktische Verteidigung."

Author's Note: Wieso nicht? Steht nirgends geschrieben, dass Moody nicht schon mal früher für kurze Zeit Lehrer war. Es geht hogwärts und es wird Zeit, dass wir die Lage dort mal genauer unter die Lupe nehmen. In Sevs sechstem Jahr wird einiges los sein.

So, ich hoffe, dass es schnell geht mit Kapitel 10.

Dann macht Euch mal ans Reviewen, Leute ;)