Disclaimer: das übliche
Author's Note: Was würde ich geben, wenn die Rowling sich in Band 6 oder 7 einen Rückblick auf die Nacht mit Snape und dem Werwolf erlauben würde! Aber solange die noch nicht raus sind, schustere ich mir meine eigene Version zusammen und hoffe, dass sie Euch gefällt. :)
Bele: Oh nein! -grinst- Lily wird nicht Sevs Schatz (sondern was anderes)! Ich finde zwar auch, dass die gut zusammenpassen würden, aber in meinem Universum wird's das nicht geben. Lily wird glücklich mit James, auch wenn sie sich das noch nicht vorstellen kann. Und Sev kriegt jemand ganz anders, der noch nicht richtig auf der Bildfläche erschienen ist (passiert auch nicht mehr in dieser Story, sondern in einer meiner nächsten).
Amelie: Dann ists ja gut. Hab ich an meinem Computer auch gemacht. Ja, den Film hab ich gemeint – find ich göttlich! Zauberei ohne Zauberstab gibt's noch mehr, das steht fest.
Sepia: lol ich glaube, die waren einfach so verblüfft, dass sie ihm gehorcht haben. Aber mal ernsthaft, irgendwie muss sich eine solche einschüchternde Persönlichkeit wie Snapes ja auch im zarten Alter von 14 bemerkbar machen ;) Wie gesagt, ich lasse James in einer meiner Geschichten ich-erzählen. Da kommt dann noch einiges ans Licht :)
Dream: Tja, weißt Du, Moody hat schon seine nicht sehr schmeichelhaften Gründe, warum er die Vergangenheit vor Sev verbergen will. Er ist da in einer ziemlichen Klemme. Einerseits ist er überzeugt, dass Sev prädestiniert ist für die dunkle Seite, andererseits treibt er ihn mit seinen Befürchtungen erst recht da rein. Self-fulfilling prophecy nennt man so was. Was Lily und die Alchemie betrifft: Ich kann mir Lily echt nicht als Heimchen am Herd vorstellen. Und im „Stein der Weisen"sagt Malfoy, als sie sich im Zug treffen, zu Harry: „Unless you're a bit politer you'll go the same way as your parents. They didn't know what was good for them, either."Also hätten die Malfoys Lily, obwohl sie muggelstämmig war, durchaus als eine Bereicherung für die magische Welt empfunden – dafür muss es ja einen Grund geben und wenn sie Alchemistin gewesen wäre, scheint mir der geeignet. Außerdem find ich die Vorstellung total rührend, dass Harry in die Schule kommt und ohne es zu wissen, einem Ding hinterherjagt, mit dem Lily so viel zu tun hatte. Wicken Fen hab ich mir nicht ausgedacht – den Ort gibt's wirklich, ist ein kleiner Teil im Sumpfland von Cambridgeshire. In so einen Namen muss man sich ganz einfach verlieben -g- aber wo Wicken herkommt, weiß ich leider auch nicht.
Maia: -lacht- Ich weiß schon, mit wem Draco Deiner Meinung nach zusammenkommen sollte... Ich les solche Stories ja normalerweise nicht, aber über eine ganz fantastische bin ich doch mal gestolpert. Kennst Du „Love under Will" von Aja? Der Link - falls es Dich interessiert - ist in meinem Profile, weil er sich hier nicht posten lässt. Ich kann's wirklich nur empfehlen! (Aber nicht, dass du vor lauter Begeisterung vergisst meine Fic weiterzulesen...)
Loony: Och, wieso? -schmoll- Hast Du Angst, Dich zu blamieren? Ich lach niemand aus – könnte ich gar nicht, ich bin nämlich humorlos -Heiligenschein-. Na, macht nix. Nach dem Kapitel hier weißt Du vielleicht schon, ob Du richtig liegst oder nicht.
Kapitel 11: Ich weiß, dass du weißt
Nach dieser Nummer saß ich für den Rest des Herbstes 1975 auf glühenden Kohlen. Hin- und hergerissen zwischen der Möglichkeit, James und Sev die Sache austragen zu lassen und der Alternative, sie voneinander fernzuhalten soweit es in meiner Macht stand, entschied ich mich für die Vogel-Strauß- Methode. Es war anstrengend, ich musste ständig dahinter her sein, dass sie sich nicht gegenseitig massakrierten und oft genug kam ich zu spät. Überflüssig zu erwähnen, dass alle Welt – die ganze Schule einschließlich Sevs eigenem Hauslehrer – auf Seiten Potters war, das machte die Lage auch nicht gerade erfreulicher.
Am 26. Oktober, dem Tag vor Sevs 15. Geburtstag, war es wieder mal besonders schlimm gewesen. Potter und seine Freunde hatten Sev in einem Korridor abgepasst und – nun ja, mein Neffe neigte eben dazu, sich etwas mehr als nötig durchzusetzen. Im Krankenflügel gelandet war ausgerechnet Peter Pettigrew, der unscheinbarste und ungefährlichste der Bande.
Prewett, der sich in seiner Rolle als Racheengel nur allzu wohl zu fühlen schien, verdonnerte Sev zu einer gewaltigen Strafarbeit und verbot ihm Hogsmeade für die nächsten sechs Wochen. Über diesen Zusatz hätte ich beinahe gelacht. Die Kinder hatten hier alle ihre Schleichwege, das war zu meiner Zeit so gewesen und heute war es nicht anders. Dann gab es noch einen Riesenkrach, weil Sev sich weigerte, sich bei Pettigrew zu entschuldigen. „Der soll sich erst mal mir reumütig zu Füßen werfen wegen der vielen kleinen Streiche, die er mir im Lauf der Jahre gespielt hat, um sich bei denen"er nickte unwirsch zu Potter und Black hinüber, „lieb Kind zu machen."
Ich war mehr oder weniger mit den Nerven am Ende, als ich an jenem Abend in mein Bett fiel. Doch die Nachtruhe war von kurzer Dauer. Beharrliches Klopfen weckte mich, kaum dass ich eingeschlafen war, und ich schleppte mich zu Tode erschöpft zur Tür.
„Alexandra?"Als Kollegen duzten wir uns.
„Entschuldige bitte, Alastor. Könntest du kurz mitkommen? Es ist was passiert."
Grummelig warf ich mir einen Umhang über und schloss die Tür zu meinem Zimmer hinter mir. „Ist was mit Severus?"
„Ja, aber nicht nur. Ich muss dir da was sagen."
„Was hat er jetzt wieder für einen Mist gebaut?"
Sie blickte unglücklich drein, ihre rechte Hand spielte nervös mit dem goldenen Kreuz, das sie an einer Kette um den Hals trug. „Ich muss dir da was sagen."wiederholte sie. „Warum Albus es dir nicht erzählen wollte, als du herkamst, weiß ich ehrlich gesagt nicht, aber..."
„Was denn?"
„Es geht um Remus Lupin."
Er war krank im Augenblick, wenn ich mich recht entsann. „Ja?"
„Remus ist... Du weißt, dass er oft fehlt, oder? Genau gesagt, einmal jeden Monat. Und dafür gibt's einen Grund."
„Ja?"
„Remus ist ein Werwolf."
Mein Herz setzte einen Schlag aus. „Was?"
Sie nickte unglücklich. „Oh, ich weiß nicht, warum Albus es dir nicht von Anfang an gesagt hat."
Aber ich wusste es. Weil ich Severus niemals hierhergebracht hätte, wenn ich gewusst hätte –
Oh Merlin, Severus... „Ist er tot, willst du mir das damit sagen?" fragte ich tonlos. „Hat der Werwolf ihn erwischt?"
„Nein!" rief Alexandra. „Ihm ist überhaupt nichts passiert. Es ist sicher normalerweise. Während dem vollen Mond ist Remus in einer Hütte zwischen hier und Hogsmeade untergebracht und eigentlich kann ihn dort niemand finden. Offenbar hat Sirius Black ihm verraten, wohin Remus jeden Monat verschwindet. Aber James Potter hatte glücklicherweise mehr Verstand, er ist Severus nachgegangen und hat ihn rausgeholt."
Ich kriegte nicht alles mit von dieser Rede. Vor meinen Augen tanzten immer noch Funken. Ein Werwolf. Albus hatte einem Werwolf erlaubt, nach Hogwarts zu kommen. Wieder hörte ich Sev über Lupin sagen: „Ich kann ihn nicht riechen – das mein ich wörtlich. Wenn der in meiner Nähe ist, stellen sich mir die Nackenhaare auf. Irgendwas stimmt mit dem nicht." Ich lachte bitter auf. Wenn ich je irgendwelche Zweifel bezüglich Sev gehabt hatte, dann lösten sie sich gerade in Luft auf.
„Er hätte tot sein können..."
Sie sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren, dass ich das Offensichtliche so hervorhob. Ach, sie hatte ja keine Ahnung. Albus hingegen sehr wohl. Und er hatte uns in diese Falle laufen lassen. Beim Barte Merlins, hatte er wirklich geglaubt, er könnte das ein ganzes Jahr vor mir verheimlichen?
Meine Gedanken drehten sich. Ich musste mich setzen. Nein, dachte ich, ich musste zu Sev. Jetzt gleich. „Gehen wir." meinte ich und wir legten schweigend den restlichen Weg zu Dumbledores Büro zurück. Albus nickte mir grüßend zu, aber ich konnte mich nicht überwinden, die Geste zu erwidern. Nicht nachdem er Sev so in Gefahr gebracht hatte.
Vor seinem Schreibtisch saßen die beiden Jungen, eingehüllt in Decken, jeder mit einer Tasse heißer Schokolade versehen. Während Sev keine Schramme hatte, zierte Potters Gesicht ein blaues Auge. Sevs Blick traf meinen, kalt und unergründlich, und plötzlich fühlte ich mich noch unwohler in meiner Haut. Er musste es doch gewusst haben? Ja, ganz sicher sogar. Warum war er in diese Hütte gegangen, wenn er doch gewusst haben musste, was ihn dort erwartete?
„Was ist mit deinem Gesicht passiert?"fragte ich Potter, obwohl ich eine ziemlich genaue Vorstellung hatte.
„Die Peitschende Weide,"erklärte James tapfer. „Einer von den Ästen hat mich erwischt."
„Er lügt." höhnte Sev. „Ich hab ihm ein paar verpasst."
Wie ich es mir gedacht hatte. „Du bist ihm nachgegangen?"
„Er hat ihm das Leben gerettet." schaltete Minnie sich ein.
Sev lachte leise und bösartig. „Ich wäre nie in Gefahr gewesen ohne seinen kleinen Streich."
James schoss auf die Füße. „Wenn du uns nicht nachspioniert hättest – "
„Ihr seid ganz einfach zu dämlich, um ein Monster zu hüten."
„Er ist kein Monster!" brüllte James.
„Natürlich nicht." Sevs Stimme war ein seidenweicher Hauch. „Wen willst du auf den Arm nehmen? Wir waren beide dort, ich hab seine Verwandlung mitangesehen, und er hätte uns beide umbringen können."
„Das wusste er doch nicht!" schrie James. „Remus hatte überhaupt nichts damit zu tun."
„Soso. Ihr habt ihn also in euren Plan nicht eingeweiht? Ihr hättet ihn einfach so einen Mord begehen lassen, wenn er vollmondbedingt... unzurechnungsfähig ist?"
James starrte ihn an. Ich begriff sein Dilemma augenblicklich. Er wusste, dass Sev recht hatte mit dem, was er über Lupins Gefühle in dieser Angelegenheit sagte, aber wenn James jetzt die Wahrheit sagte, die – davon war ich überzeiugt – darin bestand, dass er zu keinem Zeitpunkt darin verwickelt gewesen war, dann hieße das, Sirius ans Messer liefern. Und das würde er nicht tun. Er schwieg.
Man musste den Tatsachen ins Auge sehen: Mein Neffe war ein verschlagenes Aas. Und ich war abgestoßen und fasziniert zugleich von dem Schauspiel. Mich zumindest konnte er nicht täuschen mit seiner rechtschaffenen Empörung. Wieder fragte ich mich, ob er sich darüber im Klaren war, was ihm hätte passieren können. Weiß er...? Und weiß er, dass ich weiß...?
Dumbledore beobachtete den wortlosen Austausch zwischen den Jungen so aufmerksam wie ich. „Ich schlage vor, ihr versucht euch erst mal wieder zu beruhigen, bevor ihr in allen Einzelheiten erzählt, was passiert ist."
Es schien mir unklug, dass Sev gerade jetzt nach der heißen Schokolade greifen wollte. Seine Finger zitterten so stark, dass die Tasse und die Untertasse hörbar aneinanderklirrten, zunächst leise – dann nahm das Zittern zu und das Klirren ebenfalls. Mit plötzlicher Heftigkeit umfasste er die Tasse und ließ sie auf den Boden knallen. „Ich habe aber keine Lust, mich zu beruhigen!"zischte er. „Ich wäre heute fast draufgegangen. Aber von Ihnen kein Wort der Kritik und er ist nicht mal bereit zuzugeben, dass er einen Fehler gemacht hat."
Er sah Dumbledore aus funkelnden schwarzen Augen an. „Ich meine, ich bin ja daran gewöhnt, dass Ihre kostbaren Gryffindors in Ihren Augen nichts falsch machen können. Ich weiß, bei Potter und Black fällt alles nicht so ins Gewicht, und Sie drücken ein Auge zu, wenn sie die Regeln verletzen und mein Leben unerträglich machen, aber das – "
Einen Moment lang glaubte ich, er würde in Tränen ausbrechen. Aber er weint nie, niemals. Und gleich darauf hatte er sich wieder in der Gewalt, nur um sich gleich darauf seinem Hauslehrer gegenüber zu sehen.
„Sie vergreifen sich entschieden im Ton, Mr. Snape." fuhr Prewett auf. Es wunderte mich, dass er Sev überhaupt so lange hatte reden lassen. „In diese Lage haben Sie sich vor allem deswegen gebracht, weil Sie Ihre Nase in Dinge gesteckt haben, die Sie nichts angehen. Wenn Sie Ihre Mitschüler nicht in Ruhe lassen können, brauchen Sie sich nicht wundern, wenn Ihnen jemand einen Strecih spielt, um sich Ihrer zu erwehren."
„Ich kann sie nicht in Ruhe lassen?!" begehrte Sev fassungslos auf.
„Als Streich würde ich ein Komplott, das beinahe einen Schüler getötet hat, nicht bezeichnen, Gideon." Alexandra, Sevs nimmermüder Schutzengel, meldete sich zu Wort. „Es erstaunt mich, dass Sie in dieser Sache nicht mehr Loyalität zeigen, wenn ein Schüler aus Ihrem Haus betroffen ist."
Prewett, dessen Miene sich während Alexandra sprach, immer weiter verfinstert hatte, platzte an dieser Stelle heraus: „Sie sagen es: aus meinem Haus. Die Sache geht Sie nichts an – Sie sind nicht Hauslehrerin von Slytherin!"
Einen Augenblick herrschte Stille. Dann gab Alexandra zurück, ohne den Blick von ihren Schuhspitzen zu nehmen: „Das sollte ich aber. Wenn Slytherin einen Hauslehrer hätte, der auf seine Schüler eingehen kann und nicht einen, der alles unternimmt, um sie untenzuhalten, dann könnte das vierte Haus dieser Schule vielleicht endlich mal einen sinnvollen Beitrag zum Gesamtbild leisten."
„Das ist doch – " begann Prewett
„Mit Ihnen als Hauslehrer sehe ich die Kinder weiter versagen – nicht nur im Fach Zaubertränke sondern auch wenn es darum geht, sich in die Schule und in die magische Gemeinschaft zu integrieren. Wir haben ein paar hochbegabte, aber orientierungslose Schüler in Slytherin. Und wenn Sie weitermachen, wie bisher, werden Sie sie ihm direkt in die Arme treiben."
Es war das erste Mal, dass jemand die drohende Gefahr so ungeschönt in Worte gefasst hatte. Ich fand allerdings, wir sollten solche Gedanken nicht vor zweien unserer Schüler aussprechen.
„Meine liebe Kollegin,"begann Prewett mühsam beherrscht. „Lassen Sie uns diesen Zwischenfall nicht zu einer Diskussion um die Benachteiligung Slytherins hochstilisieren. Dazu sehe ich hier wirklich überhaupt keinen Anlass."
„Schulleiter, darf ich eine Frage stellen?" Sev wartete die Antwort nicht ab. „Wenn ich Black in den See schmeißen und dann hinterherspringen würde, weil mir eingefallen ist, dass ich rausfliegen könnte, wenn der Riesenkrake ihn auffrisst – würde mir das als heldenhaft ausgelegt werden? Oder als starker Charakterzug? Aber ich bin Slytherin, das ist was anderes, nicht wahr?"
„Es tut mir Leid, dass du so wütend bist. Und ich kann dir versichern, dass wir Sirius für das, was er getan hat, bestrafen werden."
„Sie werden ihn also von der Schule werfen?" Seiner Stimme war anzuhören, dass er bereits wusste, dass das nicht geschehen würde und auch, dass Dumbledore so nur die negative Meinung, die Sev von ihm hatte, bestätigen konnte.
„Mr. Snape..." begann Prewett schon wieder drohend.
Dumbledore erwiderte Sevs Blick unverwandt.„Nein, ich werde ihn nicht rauswerfen. Der Tatbestand, der einen solchen Schritt erfordert, scheint mir hier nicht gegeben."
„Sieh mal an." höhnte Sev und ich staunte wieder einmal über Albus' Engelsgeduld mit allen seinen Schülern. Aber ich wusste auch, dass gerade diese demonstrative Geduld sich unheilvoll auf Sevs Nerven auswirken würde.
„Ich kann niemanden wegen eines Tötungsdelikts der Schule verweisen, wenn das mutmaßliche Opfer noch lebt. Ich stimme zu, das ist nicht Sirius' Verdienst. Aber Fakt ist doch nun einmal, dass James dir das Leben gerettet hat und ich meine, das ändert vieles in dieser Sache. Weißt du, Severus, es wäre vielleicht mal angebracht, dich bei James zu bedanken."
Oh Merlin, alle sahen sie ihn an und Sev blickte ausschließlich auf Dumbledore, als wäre der seit heute sein erklärter und ausschließlicher Feind.
„Eher kaue ich Glas."
Ich schoss auf die Füße, nicht bereit, dieses Theater länger mit anzusehen. „Entschuldigt ihr uns kurz?" meinte ich zu der Versammlung, griff Sev beim Arm und schleifte ihn aus Dumbledores Büro. Niemand versuchte mich aufzuhalten. Draußen schleuderte ich ihn buchstäblich gegen die Wand und hielt ihn dort, damit er nicht die Flucht ergreifen konnte. „Ich denke, wir sollten uns mal unterhalten."
Sein Atem ging schwer und auf seinen sonst so blassen Wangen lag ein rosa Schimmer, doch zu meiner Überraschung glomm in seinen schwarzen Augen ein sardonisches Licht auf. „Ja, wir haben in der Tat eine Menge zu bereden,... Onkel Alastor."
Wie bestellt krachte der Donner in die Stille zwischen uns hinein.
Nach all dieser Zeit also. Wir standen hier und sahen uns in die Augen und er wusste, wer ich war. Ein denkwürdiger Moment, den ich lange gefürchtet hatte und auf den ich trotzdem nicht vorbereitet war. Nein, damit hatte ich nicht gerechnet, nicht heute Nacht.
Ahnungslos zu tun oder es gar abzustreiten, wäre lächerlich gewesen. Ich ließ ihn los und kaute auf meiner Unterlippe herum, während ich ihn betrachtete. „Wann hast du es herausgefunden?"
„Vorhin."
In meinem Gehirn arbeitete es unermüdlich. „Hast du heute nacht jemanden getroffen?" Er wölbte die Augenbrauen und ich hob in einer entnervten Geste die Schultern. „Du warst wohl kaum draußen, um Potter und seine Gang zu überwachen." Mein Herz schlug beklommen bis zum Hals. Ich hatte da so eine Vorstellung, an wen Sev sich gewandt haben könnte, um an die Informationen über seine Familie zu gelangen, die ich ihm immer vorenthalten hatte. Und Tom würde im Austausch etwas dafür verlangt haben.
„Ich gebe offen zu, als ich rausging, hatte ich bedeutsamere Dinge im Kopf als denen ihre Kinderspielchen. Ja, ich war verabredet. Eine mitfühlende Seele hat mir... sagen wir mal: belastendes Material gebracht. Die Vormundschaftsakte, in der unser Familienverhältnis natürlich genau vermerkt ist, das Familienbuch der Snapes, die Eigentumsrechte an Wicken Fen und so weiter." Er grinste unfroh. „Den Stammbaum hab ich zuerst inspiziert und gleich feststellen müssen, dass Black mein Cousin dritten Grades ist. Danach war natürlich an Nachtruhe nicht mehr zu denken." Er verdrehte die Augen.
„All diese Dokumente befanden sich im Ministerium." Damit verabschiedete sich Tom zu meiner namenlosen Erleichterung von der Liste der möglichen Kandidaten.
„Und da sind sie jetzt wieder."
„Wen hast du angehauen, damit er dir hilft?"
„Tut mir Leid, Alastor, aber das kann ich nicht verraten. Sagen wir einfach, es ist jemand, der es gut mit mir meint. Das schränkt die Auswahl ja schon mal ziemlich ein." Er fixierte mich kalt. „Es wird dich interessieren, dass auch der Totenschein meines Vaters heute nacht seinen Weg in meine Hände fand."
Das hatte ich befürchtet.
FLASHBACK
Es war der bitterste Moment in meinem Leben. Bereits solange er andauerte, wusste ich, das war der Stoff, den die Dementoren übriglassen würden. Ich war frühmorgens in Sanders Zelle gerufen worden, nur um festzustellen, dass ich zu spät kam.
„Mein Gott, Alastor." flüsterte Algie, und ich wünschte ihn leidenschaftlich zum Teufel, als ich über die Leiche meines Schwagers gebeugt stand und das Bewusstsein meiner Niederlage in mich einsickerte.
Ich hatte einen fatalen Fehler gemacht. Ich hatte Sander unterschätzt, seine Hingabe, seine Bereitschaft, bis zum Äußersten zu gehen. Es war ein Fehler, der mir nach all den Jahren, die ich meinen Schwager gekannt hatte, nicht hätte unterlaufen dürfen. Ich hatte geglaubt, es gäbe nichts mehr zu entdecken, dass nun alle Faktoren kalkulierbar seien, und ich dieses Spiel nur noch gewinnen könnte. Sander hatte mich wissentlich darin bestärkt, das erkannte ich jetzt. Er hatte sein Schicksal viel zu bereitwillig akzeptiert, ohne eine Spur von Rebellion.
Statt dessen hatte er in der Stille alles für seine endgültige Flucht geplant.
Und ich hatte ihn umgebracht. Ich hatte seinen Tod so sicher verschuldet, als hätte ich ihn mit eigener Hand ermordet.
FLASHBACK ENDE
Und nun stand ich hier und schaute in das angespannte Gesicht seines Sohnes – Adas dunkle Schlehenaugen über Sanders wilder Hakennase, die vollen Lippen seines Vaters und die hohen Wangenknochen seiner Mutter. Die Vergangenheit holte mich ein. Schließlich. Endlich.
Sev sprach, da ich keine Anstalten machte.
„Weißt du, dass mein Vater in der Haft Selbstmord begangen hat, ist etwas, das du mir aus gutem Grund verschwiegen hast, als ich jünger war. Normale Leute würden denken, dass man einem Kind dieses Wissen nicht aufbürden kann – du musst folglich irgendeinen praktischen Grund dafür gehabt haben. Ist ja auch egal."
Es war herzerwärmend, was für eine hohe Meinung er von mir hatte. Merlin, so was hielt einen wirklich oben, dachte ich bitter, wenn alles um einen herum am Zusammenbrechen war. Gut zu wissen, dass es nicht umsonst gewesen war, neun Jahre meines Lebens meinem schlechten Gewissen zu widmen.
„Aber wieso wolltest du nicht, dass ich weiß, dass meine Mutter deine kleine Schwester war? Das begreif ich nicht."
Ich atmete tief durch angesichts der ersten guten Neuigkeit in dieser Nacht. Wenn er Bescheid wüsste, dachte ich, würde er es mir ins Gesicht sagen. Nein, nicht nur das – er wäre von seinem Treffpunkt mit dem Unbekannten zurück ins Schloss gestürmt und hätte mich unfein aus dem Bett geworfen und mich mit allem traktiert, was seine Kenntnisse in den Dunklen Künsten hergaben.
„Zugegeben, ich hab auch nie gefragt."überlegte er. „Aber seltsam ist es schon. Über meinen Vater, der immerhin etwas so Wichtiges verbockt haben muss, dass ihr ihn verhaftet und eingesperrt habt, weiß ich doch eine ganze Menge. Vieles davon sogar von dir. Er war in Slytherin, er war Alchemist, er stammte von Phineas Nigellus ab und er hat Selbstmord begangen. Von meiner Mutter hast du mir nicht mal verraten, dass ihr verwandt seid. Das finde ich schon reichlich merkwürdig. Willst du nicht mit ihr in Verbindung gebracht werden?"
Er sagte nichts, aber meine Miene muss Bände gesprochen haben.
„Das ist es, nicht wahr?" lächelte er. „Haarscharf kombiniert: nicht mein Vater ist Anlass zur Besorgnis, sondern meine Mutter."
„Severus," begann ich erschöpft. „Lass uns das ein andermal besprechen."
Doch er schüttelte den Kopf, in einer unerträglichen Mischung aus Überlegenheit und Geringschätzung. „Nicht nötig, Onkel Alastor." Oh ja, bloß weil er es geschafft hatte, über einen Teil seiner Vergangenheit zu stolpern, hielt er sich nun nicht mehr damit auf, die Wahrheit aus mir herauskitzeln zu wollen. Das Verstörende war, dass er tatsächlich keinen Grund mehr dazu hatte. Ich sah in seine entschlossenen Bakelitaugen und wusste, er brauchte mich nicht, um Antworten zu bekommen. Von mir würde er erst wieder welche haben wollen, wenn er alles herausgefunden hatte, was es zu wissen gab. Und jede Frage, die er mir dann stellen würde, würde mit warum anfangen.
„Lass uns doch zum Thema des heutigen Abends zurückkommen." Ich war fest entschlossen, mir von meiner Schwäche nichts anmerken zu lassen. „Ich erzähl dir jetzt mal, was da meiner Meinung nach gelaufen sein muss."
Er lehnte sich zurück gegen die Wand, die Arme vor der Brust verschränkt, bereit, mir aufmerksam zu lauschen.
„Du warst auf dem Rückweg von deiner... Verabredung, da bist du Black in die Arme gelaufen. Er hat, als er dich nach der Sperrstunde draußen sah, natürlich gleich gedacht, du schnüffelst hinter seinem Werwolffreund her, und hat sich furchtbar aufgeregt und dir allen möglichen Mist an den Kopf geworfen, wie es so seine Art ist." Ich holte tief Luft. „Du warst etwas genervt. Du hattest grade ein paar sehr wichtige Dinge erfahren und in dem Moment wirklich anderes im Kopf als die Geheimnisse deiner Schulkollegen. Du warst wütend. Weil er dich nicht in Ruhe lassen konnte. Weil er glaubte, alles über dich zu wissen, wenn er in Wahrheit gar nichts kapierte." Ich sah ihn scharf an. „Und da hast du dir gedacht: was ist das doch für eine einmalige Gelegenheit, den Penner aus meinem Leben zu werfen."
Sevs Mundwinkel zuckten. Ich hatte wohl mehr oder weniger ins Schwarze getroffen. „Ich soll das Ganze aufgezogen haben? Ist es das, worauf du mit deiner Märchenstunde hinauswillst?"
„Ein brilliantes Kunststückchen, Severus, das geb ich sogar selbst zu. Ein ziemlicher Aufwand, um deine Lieblingsfeinde von der Schule fliegen zu lassen, ein ziemliches Risiko, aber ein genialer Plan nichtsdestotrotz. Von allen Minderjährigen in dieser Schule würde ich es dir am ehesten zutrauen, mit einem ausgewachsenen Werwolf fertigzuwerden. Du hast dir ausgerechnet, dass man Black entweder rausschmeißen würde, weil er dich in Gefahr gebracht hat oder weil du Lupin in Notwehr umbringen musstest. Du musstest ihn dazu bringen, dass er dich dahineinschickt und sich damit selbst die Kehle durchschneidet. Und Sirius ist ein impulsiver Junge. Leicht zu manipulieren für jemanden wie dich."
„Impulsiv? Er ist so dumm, dass es kracht."
Ich kommentierte den kleinen Ausbruch nicht weiter. „Niemand, der die Geschichte zu hören bekommt, würde dich verdächtigen, denn du bist das Opfer. Alles, was Potter und Black sagen können, wird immer nur deine Version bestätigen. Sie ahnen nicht einmal selbst, was heute Nacht wirklich passiert ist. Hättest du Erfolg gehabt, hätten sie nicht einmal einen echten Anlass gehabt, sich an dir zu rächen – das spricht für eine generalstabsmäßige Planung deinerseits, Respekt."
„Keine schlechte Geschichte, Onkel Alastor." Merlin, würde er mich in Zukunft immer so anreden, nur um mich zu foppen? „Du machst einen richtigen Helden aus mir. In Slytherinmanier, versteht sich. Nur ein wichtiges Detail hast du dabei übersehen: wie hätte ich denn wissen sollen, dass was mich erwartete, gefährlich genug sein würde, mich in Lebensgefahr zu bringen?"
„Du wusstest es." sagte ich ruhig. „Als du in die Hütte gegangen bist, wusstest du, was dich erwartet."
Er schnaubte, seine misstrauischen Augen ließen mich nicht los. „Wieso bist du so sicher?"
Ja, wieso – das konnte ich ihm schlecht ins Gesicht sagen, bevor ich nicht enträtselt hatte, was hinter seinen Schwarzaugen vorging. „Du wusstest es." versicherte ich ihm nochmals. „Schon allein aus dem Grund, weil die Vier nicht dafür gemacht sind, ein Geheimnis für sich zu behalten."
Er lachte höhnisch auf. „Du hast du allerdings recht. Ich gebe zu, ich wusste, dass sie regelmäßig nachts rausgingen. Und dass sie ein Geheimnis hatten – Salazar steh mir bei, sie redeten darüber bei jeder Gelegenheit und nicht gerade mit gedämpfter Lautstärke. Es ist ein reines Wunder, dass nicht die ganze Schule Bescheid weiß. Sie fühlten sich verdammt sicher. Und dazu haben sie ja auch jeden Anlass, wenn der Schulleiter persönlich für sie in die Bresche springt." Die Bitterkeit in seiner Stimme war nicht zu überhören.
„Du kannst wohl kaum erwarten, dass er es gutheißt, wenn du dich und andere in Lebensgefahr bringst mit dem Ziel, deine dir wenig freundlich gesonnenen Mitschüler zu ruinieren."
„Er scheint deine Version der Ereignisse aber nicht zu teilen." erwiderte Sev selbstbewusst. „Er hat mir so viel Recht gegeben, wie seine Gryffindorseele gerade noch verkraften kann."
„Ja, weil er von Leuten, die er so gut kennt wie dich, nichts Böses denken will."
„Dafür sind Potter und Black ja ein schönes Beispiel." meinte Sev gedehnt. „Und ich muss wohl so was wie sein Lieblingssozialfall sein." Er blinzelte mich an, als sei ihm plötzlich etwas eingefallen. „Ist Dumbledore eigentlich im Bilde über meine Eltern?"
Grandios. Jetzt musste ich auch noch die gute Reputation seines Schulleiters zu Grabe tragen. Aber Sev nahm mir die Arbeit ab. „Ach, lass gut sein. Natürlich weiß er's. Warum frage ich eigentlich? Er ist Alchemist wie mein Vater, die kennen sich untereinander. Aber wie gesagt: ich glaube, von größerer Bedeutung ist meine Mutter. Da werde ich doch mal versuchen, mehr über sie herauszufinden. Und wenn ich es erst weiß, Onkel Alastor – dann wird sich wohl zeigen, was mein Erbe ist und warum du Angst vor einer Toten hast."
Ich stieß den Atem aus, den ich angehalten hatte, ohne es zu merken.
Sev zog spöttisch die Augenbrauen hoch. „Jetzt lass uns wieder reingehen." sagte er sanft und nahm mich beim Arm, als müsse ich in meinem hohen Alter gestützt werden. „Die werden sich fragen, wo wir bleiben."
Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich das überzeugende Bild eines durchsetzungsfähigen Vormunds bot, als wir ins Büro zurückkehrten.
-----
Dumbledore rief Sirius am nächsten Morgen während des Frühstücks zu sich, um die Konsequenzen seiner Handlungen mit ihm zu besprechen. Ich hätte Mäuschen spielen wollen bei dieser Unterredung – und war doch froh, dass es nicht meine Angelegenheit war. Minnie stierte finster genug in die Runde. Was den Rest der Clique betraf, so war es sicherlich ein historischer Moment, als sie in die Halle kamen und in der Tür mit Sev zusammenstießen, der gerade gehen wollte.
„Tschuldigung." würgte Potter heraus.
„Tut mir Leid." zirpte Pettigrew. Beide blickten zerknirscht in die Landschaft.
„Ich leb' noch." versicherte Sev trocken und ging, ohne einem von ihnen einen Blick zu gönnen, seiner Wege. Was er dachte war nicht zu deuten, doch ich war sicher, dass er die Art, wie das kleine Treffen verlaufen war, genossen hatte.
Ich nutzte meine morgendliche Freizeit, bevor ich die Siebtklässler unterrichten sollte, um einen Abstecher in den Krankenflügel zu machen. Ich wusste, dass man Remus Lupin über alles, was passiert war, unterrichtet hatte. Auch darüber, dass ich nun Bescheid wusste über ihn. Deshalb hielt ich ein Gespräch für angebracht. Außerdem wollte ich den Jungen etwas besser kennenlernen.
Als ich hereinkam, saß er aufrecht in einem der Betten, den Rücken an ein dickes Federkissen gelehnt. In seinem Schoß lag ein Buch, doch statt darin zu lesen, sah er aus dem Fenster über das Gelände von Hogwarts. Man konnte die Peitschende Weide von hieraus sehen. Minnie hatte mir erklärt, dass sie eigens gepflanzt worden war, um den Eingang zu dem Tunnel zu verbergen, der in die Hütte führte.
Remus Lupin war sehr blass und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Meine Kenntnisse über Werwölfe waren rudimentär, zu meiner Zeit waren es Vampire gewesen, die uns die größten Probleme bereitet hatten. Doch etwas hatte ich behalten über die Scheußlichkeit der Verwandlungen und wie sehr sie an den Kräften zehrten. Mir war bekannt, dass die meisten Werwölfe gerade mal zwischen 20 und 30 Jahren nach dem Biss am Leben bleiben konnten. Es war kein schönes Schicksal, insbesondere für einen jungen Menschen wie ihn.
Ich war zwar immer noch aufgebracht wegen Sev und weil Albus es nicht für nötig gehalten hatte, mich einzuweihen, aber das Mitleid mit dem Jungen überwog doch inzwischen. Er war recht begabt in Verteidigung und verfügte bereits über großes Fachwissen.
Wir unterhielten uns leicht, zu meiner Überraschung. Es bedurfte einiger Kraftanstrengung, dieses sanfte, gutmütige Wesen mit den erschöpften, vor der Zeit gealterten Augen mit der blutrünstigen, unkontrollierbaren Bestie in Verbindung zu bringen, die in der Nacht zuvor beinahe zwei Menschen umgebracht hatte.
Ich fragte ihn nach der Schule, wie es ihm möglich war mitzukommen, wenn er jeden Monat Ausfalltage hatte. Und nach seinem Zuhause, wie seine Eltern damit umgingen, und wie alt er gewesen war, als er gebissen worden war. Er war ein Halbblut, stellte sich heraus, seine Eltern waren ausgebildete Heiler, aber auch sie hatten nichts für ihren sechsjährigen Sohn tun können, als im Wald von einem Werwolf angefallen worden war.
Sechs Jahre. Ein signifikantes Alter offenbar, um sich in Gefahr zu begeben und sich in den Klauen eines unentrinnbaren Schicksals wiederzufinden. Auch in meiner Familie. Aber es war natürlich nur ein Zufall.
Er fragte nach meiner Arbeit, wie ich dazu gekommen sei, wann ich meine Prüfung gemacht hätte. Wie die Aufnahmebedingungen für die Akademie seien (dies schien ihn besonders zu interessieren). Dann wandte sich das Gespräch Sev zu, seit wann ich sein Vormund wäre und ob seine Eltern... Er führte den Satz nicht zu Ende, und ich nickte bloß.
Abschließend versicherte ich ihm, dass von mir niemand ein Sterbenswörtchen darüber erfahren würde, dass er ein Werwolf war, und dass Sev ebenfalls Dumbledore sein Wort gegeben hatte, darüber zu schweigen.
„Hat er das wirklich?"
Ich nickte, versuchte, seine Gedanken zu erraten. Er war sich darüber im Klaren, wie wenig Grund Sev hatte, ihm etwas Gutes zu tun. Überhaupt nichts zu tun hingegen, warf vermutlich das richtige Licht auf ihre Beziehung. Remus hatte zu oft überhaupt nichts getan, wenn man Sevs Worten Glauben schenken konnte, und das tat ich.
„Ich nehme an, es ist nur fair."sagte er schließlich. „Severus und Sie schweigen sich aus über meinen... Zustand, und ich mache mir keine weiteren Gedanken darüber, was mit Severus ist."
Ich starrte ihn an. Er erwiderte meinen Blick unverwandt. In seinen Augen war keine Anklage, kein Urteil. Kein sicheres Wissen, dachte ich erleichtert und unruhig zugleich. Aber auf diesen zarten Schultern saß ein cleverer Kopf, da konnte es keinen Zweifel geben.
„Ich sollte mit Severus reden, oder?" meinte dieser erstaunliche Junge. „Und mich bei ihm entschuldigen. Ich hab ihn schließlich..." Er sah mich bedeutsam an. "in große Gefahr gebracht. Nicht wahr?"
Ich verabschiedete mich bald darauf, ohne ihn zu fragen, was er dachte. Er hatte versprochen, nicht auszusprechen, was ihm durch den Kopf ging, das musste reichen.
Aber was ging in ihm vor, fragte ich mich. Wenn Sev in seiner Nähe Unbehagen verspürte, dann musste es ihm theoretisch ebenso gehen. Er benahm sich jedoch nicht so, als hätte er eine besondere Abneigung gegen ihn. Andererseits verstand ich zu wenig von diesen Dingen. Um eine komplizierte Beziehung wie diese zu entschlüsseln, hätte es eines Fachmanns bedurft. Meiner Schwester zum Beispiel. Darüber gab es sicher noch keine wissenschaftliche Abhandlung. Wann hatte man denn schon die Möglichkeit, so etwas über Monate – Jahre – hinweg zu beobachten, ohne dass es tatsächlich Tote gab?
Tief in Gedanken, wie ich so den Korridor zum Westflügel entlangschlenderte, wurde ich erst nach einer Weile auf das seltsame Geräusch aufmerksam, das aus einem der Alkoven zu mir drang. Ein feines, dunkeltönendes Zischen, aus dem sich Worte zu bilden schienen, als ich lange genug hingehört hatte. Es jagte mir einen Schauder über den Rücken.
Jedoch verstummte es, bevor ich ganz bei dem Alkoven angelangt war, und heraustrat, mit der linken Hand am rechten, hochgeschobenen Ärmel ihrer Schuluniform herumnestelnd, Bellatrix Black. Sie schien nicht überrascht, mich zu sehen, grüßte allerdings auch nicht. Ihre Augen waren mir nie größer, tiefliegender und schwärzer vorgekommen, als sie mich ein paar Sekunden lang betrachtete, ehe sie den Blick abwandte, den Ärmel herunterzog und den Korridor hinunterrannte, ohne sich umzudrehen.
Mich beschäftigte aber nicht ihr seltsames Benehmen, sondern das, was ich für einen Moment unter ihrem Ärmel hervorschimmern gesehen hatte. Wie in dunkelgrüner Armreif, der sich ihren marmorfarbenen Unterarm hinaufwand. Ich war mir jedoch sicher, dass es eine kleine Schlange gewesen war.
Merlin, steh mir bei, dachte ich, als ich ihr nachblickte, wie sie den Gang hinunterrrante, ihr herrliches Haar wie eine schwarzseidene Flagge hinter ihr herwehend. Es gibt zuviele wandelnde Geheimnisse in dieser Schule.
Author's Note: Das Dunkle Mal trägt man links, wenn mich nicht alles täuscht – da ist rechts Platz genug, ein possierliches Haustier mit sich rumzuschleppen, oder? ;)
Mit dem nächsten Kapitel bin ich noch nicht sehr weit gediehen, deshalb weiß ich nicht, ob ich es pünktlich freitags reinstellen kann. Wir kehren auf den Kriegsschauplatz zurück, es kommt eine neue Schülerin nach Hogwarts und Alastor darf sich Hoffnungen machen auf eine baldige Rückkehr zu den Auroren :)
