2 Der Schulball
Draco war jetzt schon seit geraumer Zeit damit beschäftigt,
sich für den fragwürdigsten Schulball aller Zeiten vorzubereiten. Er war immer
noch nicht zufrieden mit seinem Äußeren. Er wollte heute Abend einfach perfekt
aussehen. Immerhin würde er
höchstwahrscheinlich die Aufmerksamkeit der gesamten Schule auf sich
ziehen. Außerdem wollte er seinem Auserkorenen gefallen und hatte nicht die
geringste Ahnung, womit er den Gryffindor beeindrucken konnte. Schließlich
entschied er sich für eine Mischung aus Eleganz und Rebell und war endlich
zufrieden mit seinem Aussehen.
Hinter der arroganten und selbstgefälligen Fassade war der Malfoyspross, auch
wenn er es sich selbst niemals eingestehen würde, nervös. Er befürchtete, dass
der Junge, den er schon so lange heimlich begehrte, es sich anders überlegt
haben könnte. Schließlich waren sie dank seiner Sticheleien in der gesamten
Schule als erklärte Rivalen bekannt und er hätte es sich niemals träumen
lassen, eine solche Reaktion bei seinem früheren Erzfeind zu erzielen.
Angesichts der Tränen, die er letzte Nacht bei Hogwarts Wunderknaben gesehen
hatte, schien das Gerücht von den depressiven Tendenzen seines Gegenspielers
wahr zu sein. Genau wie das ewige Munkeln über seine sexuelle Orientierung.
Draco war sich ziemlich sicher, dass hinter den unendlichen Tiefen dieser
faszinierenden, grünen Augen genau so viele Geheimnisse verborgen lagen wie
hinter seiner schützenden Fassade. Es sah ganz danach aus, dass beide Jungen
schon immer gute Schauspieler waren und Meister im Verbergen ihrer wahren
Gefühle.
Er betrachtete ein letztes Mal zufrieden sein Aussehen im Spiegel, bevor er
seinen Schlafraum verließ. Seine fast weißen, kurzen Haare hatte er mit seinem
unvermeidlichen Haar-Gel zum Stehen gebracht. Die schwarze Satinhose mit den
aufgesetzten silbernen Schnallen war eng und betonte seinen wohlgeformten
Hintern. Das silbern schimmernde Oberteil saß ebenfalls eng an seinem
durchtrainierten Oberkörper und betonte mehr als zu verdecken. Draco Malfoy war
sich sehr wohl der vielen bewundernden und eifersüchtigen Blicke bewusst, die
er auf seinem Weg zum Westturm von sämtlichen Schülern, egal ob weiblich oder
männlich, auf sich zog. Ein selbstgefälliges Grinsen umspielte seine Lippen,
während er seiner Verabredung mit wehendem, schwarzen Festumhang entgegeneilte.
Währenddessen bereitete sich ein gewisser Gryffindor im Gemeinschaftsschlafsaal
der Siebtklässler auf den Schulball vor und war dabei tief in seine Gedanken
versunken. Was er letzte Nacht erlebt hatte, war mehr als seltsam gewesen. Es
kam ihm mittlerweile fast wie ein Traum vor. Draco Malfoy hatte ihn in den
Armen gehalten, ihn getröstet, mit ihm geweint und am Ende hatten sie sich
sogar geküsst. Das alles passte so wenig zu dem Bild, das Harry bisher von dem
zugegebenermaßen unverschämt gutaussehenden Slytherin hatte, dass er nun leise
Zweifel hegte, ob das Ganze überhaupt real sein konnte. War das jetzt ein
Traum, ein Alptraum oder noch schlimmer ein gemeines Komplott?
Gedankenverloren strich sich der Gryffindor über die wie
immer strubbeligen Haare und befestigte das samtene, schwarze Haarband, um
seine unbändige Haarpracht in einem simplen Pferdeschwanz zu bezwingen.
Die anderen Jungen waren viel zu beschäftigt mit ihren eigenen Vorbereitungen
und längst daran gewöhnt, dass ihr Hausgenosse es vorzog, seinen Gedanken
ungestört nachzuhängen. So merkte niemand, dass irgendetwas heute anders war.
Harry atmete tief durch und entschied sich mit entschlossener Miene, das Ganze
jetzt durchzuziehen und es einfach auf sich zukommen zu lassen. Irgendetwas
tief in seinem Inneren konnte seit gestern Nacht nicht mehr von dem Gedanken an
Draco und den Gefühlen, die ihr erster Kuss ausgelöst hatte, loslassen. Heute
Abend mit Draco Malfoy auf den Schulball zu gehen, könnte seine einzige und
letzte Chance sein, festzustellen, ob ihre noch in den Kinderschuhen steckende
Beziehung, falls man es überhaupt eine Beziehung nennen konnte, ausbaufähig
sein würde. Der Gedanke an ihren zärtlichen Kuss und die tröstende Umarmung, löste
einen wohligen Schauer bei dem immer noch grübelnden Gryffindor aus.
Er setzte seine Kontaktlinsen ein und verließ den Gryffindorturm in Richtung
Westturm, wo sich die beiden Jungen treffen wollten, bevor sie zusammen auf dem
Ball erscheinen würden. Ron sah seinem besten Freund stirnrunzelnd nach und
zuckte nur mit den Schultern als Neville ihn fragte: "Sag mal, weißt du
mit wem Harry auf den Ball gehen wollte? Es sieht ganz danach aus, dass er eine
Verabredung hat, oder was meinst du?"
Harry trug eine engansitzende, schwarze Lederhose und ein smaragdgrünes
Satinhemd mit silbernem Muster unter seinem schwarzen Festumhang. Die Farbe des
Hemdes harmonierte perfekt mit der Farbe seiner Augen, die nun noch intensiver
zu funkeln schienen als sonst. Auch dem eher stillen und schüchternen
Gryffindor folgten bewundernde, neidische und neugierige Blicke auf seinem Weg,
aber er war so sehr in Gedanken versunken, dass er es gar nicht wahrnahm.
Draco wartete bereits ungeduldig am Fuße der Treppe zum Westturm. Als er den
anderen Jungen um die Ecke biegen sah, hatte er das Gefühl, sein Herz würde
jetzt in seinem Hals schlagen. Harry sah einfach zum Anbeißen aus. Diese enge,
schwarze Lederhose saß wirklich wie eine zweite Haut, was den Slytherin in die
Verlegenheit brachte, zu spüren, wie es in seiner Hose ein wenig zu eng wurde.
So heftig hatte er bisher auf keine Frau reagiert und er wurde ein wenig rot,
weil er nicht wusste, wie er jetzt reagieren sollte. Der Malfoyspross fluchte
innerlich, weil er sich selbst gerade kaum wiedererkannte und sich vorkam, wie
ein unerfahrenes, kleines Schulmädchen auf seinem ersten Rendezvous.
Draco atmete tief durch und ergriff die Initiative, indem er seinen Tanzpartner
für den heutigen Abend mit seinem berühmten, verführerischen Lächeln begrüßte:
"Hi, Harry. Ich dachte schon, es wäre was dazwischengekommen."
Harry war angenehm überrascht wie positiv der Slytherin auf ihn reagierte. Er
fand, es war die Sache wert. Schon allein deshalb, weil er seinen Gegenspieler
das erste Mal wirklich lächeln sah und seine Augen nun fast sanft wirkten.
Konnte das wirklich der gleiche Junge sein, der Hermine sonst Schlammblut und
ihn Narbengesicht nannte? Der Gryffindor lächelte zurück und erklärte mit
sanfter, leicht heiserer Stimme: "Nabend, Draco. Diesen Abend würde ich
mir doch nicht entgehen lassen."
Harry stand jetzt dicht vor dem blonden Slytherin und sofort war die
erwartungsvolle Spannung zwischen den beiden fast unerträglich. Beide wussten
nicht recht, was sie nun tun sollten. Wieder war Draco derjenige, der die
Initiative ergriff und sein Gegenüber in seine Umarmung zog, um ihn zärtlich zu
küssen. Wie schon in der vorherigen Nacht löste die Berührung ihrer Lippen
ungeahnte Gefühle in ihnen aus. Ihre Zungen erforschten und liebkosten
einander. Harry legte seine Arme um die Hüften des anderen Jungen und zog ihn
noch enger an sich.
Während sich die beiden zwischen keuchenden Atemzügen immer fieberhafter
küssten, begann Draco sanft mit einer Hand Harrys Nacken zu streicheln und mit
der anderen fuhr er unter dem Umhang ganz langsam und spielerisch an seinem
Rücken entlang, was dem Gryffindor einen wohligen Schauer den Rücken
runterjagte.
Engumschlungen lösten die beiden schwer nach Atem ringend
ihren Kuss. Harry konnte ein lustvolles, tiefes Stöhnen nicht unterdrücken, als
der Slytherin zärtlich an seinem Hals knabberte und eine sehr sensible Stelle
dabei erwischte. Er errötete verlegen, als er instinktiv sein Becken leicht
vorwärts bewegte und die beiden Jungen dabei sehr genau spüren konnten, wie erregt
sie beide schon jetzt allein durch das heftige Küssen waren.
Die zwei äußerlich so gegensätzlich wirkenden Hogwartsschüler sahen sich leicht
grinsend an und ließen voneinander ab, damit sie erst mal wieder zu Atem kommen
konnten. Draco flüsterte mit rauer Stimme: "Das sollten wir uns vielleicht
für später aufbewahren, sonst verpassen wir den Ball."
Harry nickte zustimmend und kaute nervös auf seiner Unterlippe nachdem er
bemerkte: "Das wird jetzt ganz schön heftig, glaube ich."
Der Slytherin grinste verschmitzt: "Bei mir bist du sicher. Ich werd dich
schon beschützen, wenn es nötig wird."
Harry funkelte sein Gegenüber halb aufgebracht und halb belustigt an: "Ich
kann schon selbst auf mich aufpassen, Draco. Ich bin nämlich kein kleines,
hilfloses Mädchen."
Draco grinste über das ganze Gesicht und verkündigte selbstsicher: "Das
war mir auch schon aufgefallen mein Herr, aber heute Abend sind Sie meine Dame
und ich Ihr Gentleman."
Harry schüttelte entgeistert den Kopf und sagte irritiert: "Hey wir machen
hier keine Spielchen. Vergiss bitte nicht, dass wir ebenbürtig sind und du mich
nicht wie deine kleine Eroberung vorführen kannst."
Draco konnte sich ein Kichern nicht verkneifen: "Keine Bange. Das war ein
Scherz, Harry. Manchmal geht es einfach mit mir durch."
Harry grinste nun auch amüsiert: "Daran muss ich mich erst mal gewöhnen.
Die Seite von dir kenne ich noch nicht so gut. Bisher waren deine Scherze
meistens auf meine Kosten und daher auch weniger lustig für mich."
Draco nickte nachdenklich: "Da hast du recht. Ich glaube wir müssen uns
beide erst daran gewöhnen. Komm, lass uns runter in die Große Halle gehen. Der
Ball hat schon angefangen."
Da Draco immer noch größer als sein Tanzpartner war, legte er seinen Arm um
Harrys Schultern und dieser umfasste mit seinen Arm die Hüfte des Slytherin.
Die beiden betraten wie selbstverständlich zusammen Arm in Arm die zum Ball
festlich geschmückte Halle. Ihr gemeinsamer Auftritt sorgte wie erwartet sofort
für Furore. Entgeisterte und erschrockene Blicke trafen das Paar und ein Raunen
lief durch den gesamten Raum. Die beiden taten, als ob sie es gar nicht
bemerken würden und schritten auf die Tanzfläche. Die Musik wechselte gerade
und ein langsames Lied ertönte, so dass sie sofort Gelegenheit hatten, einen bühnenreifen Auftritt hinzulegen.
Draco schlang jetzt beide Arme um Harrys Schultern und zog ihn eng an sich,
während der seine Arme um die Taille des anderen legte. Harry legte seinen Kopf
auf die Schultern des Slytherin und schloss die Augen, während die beiden sich
engumschlungen zum Takt der Musik bewegten. Draco hauchte einen zärtlichen Kuss
auf die Stirn seines Tanzpartners und genoss die Nähe und die Geborgenheit, die
der andere Junge ausstrahlte.
Professor Snape, wurde noch blasser als sonst, als er seinen Lieblingsschüler
ausgerechnet zusammen mit Harry Potter, dem Sohn seines Erzrivalen, auftauchen
und verliebt tanzen sah. Der Hauslehrer der Slytherins rieb sich ungläubig über
die Augen. Seine ohnehin schon schlechte Laune sank noch weiter, als er sich
vor Schreck an seinem Punsch verschluckte und sein schwarzer Festumhang jetzt
milchig weiße Flecken aufwies, die im schummrigen Kerzenlicht seltsam
aufleuchteten. Der Lehrer beobachtete griesgrämig die beiden Jungen und
schüttelte verständnislos den Kopf.
Hermine und Ron tanzten gerade glücklich miteinander, als ihr Tanz jäh von
Seamus Finnegan unterbrochen wurde, der aufgeregt auf seine Hausgenossen
einredete und sie von der Tanzfläche zerrte. Hermine schnaubte ungehalten:
"Was ist denn jetzt los, Seamus?"
Der irische Rotschopf holte tief Luft und deutete auf die Tanzfläche:
"Seht euch mal an, mit wem Harry zum Ball gekommen ist.", raunte er.
Ron wurde unter seinen Sommersprossen leichenblass. Die Wut stand ihm ins
Gesicht geschrieben, als er lostobte: "Das darf doch einfach nicht wahr
sein. Diese Schlange! Das verdammte Frettchen! Ich glaub, ich brenne! Malfoy
muss Harry einen Liebestrank untergejubelt haben, um ihn heute vor der ganzen
Schule zu blamieren. Na warte, dem werd ich's zeigen."
Aber bevor er losrennen konnte, um seinem Freund zu Hilfe zu eilen, hielt
Hermine ihn entschlossen am Arm fest und sprach beruhigend auf ihn ein:
"Lass das sein, Ronald Weasley. Du wirst noch das ganze Fest versauen,
wenn du wie ein Irrer auf die Tanzfläche stürmst und Malfoy
niederschlägst."
Ron schnaubte wutentbrannt: "Aber es handelt sich hier doch nur um Malfoy,
den Oberschleimbeutel von Slytherin."
Seamus zog ein angeekeltes Gesicht und sagte kühl: "Wohl eher
Oberschwuchtel von Slytherin. Sieh mal wie er sich an Harry ranmacht und ihn
anhimmelt. Das ist widerlich, sag ich..."
Hermine schüttelte entnervt den Kopf und fragte ernst mit einem strengen
Gesichtsausdruck, dem von Professor Mc Gonagall nicht ganz unähnlich: "Hat
mal irgendwer von euch darüber nachgedacht, dass die beiden sich wirklich
verliebt haben könnten und glücklich sind?"
Seamus schüttelte sich angewidert: "Als ob Harry schwul ist. Das hätten
wir wohl irgendwann gemerkt. Außerdem finde ich das eklig wenn zwei Männer
zusammen rummachen und ihr wisst schon..."
Er machte eine unmissverständliche Bewegung mit seiner Hand
woraufhin Hermine ganz blass wurde und Ron puterrot anlief. Mittlerweile hatten
sich noch ein paar andere Gryffindors zu ihnen gesellt. Niemand wusste so
recht, wie sie jetzt darauf reagieren sollten. Dieser Anblick hatte sie zu sehr
geschockt und war vollkommen unvermittelt über sie hereingebrochen. Während die
Gryffindors noch unentschlossen dastanden, hatten einige Siebtklässler aus
Slytherin bereits die Initiative ergriffen und steuerten auf das immer noch
engumschlungen tanzende Paar zu. Pansy Parkinson zusammen mit Blaise Zabini und
Gregory Goyle hatten mit ziemlich verblüfften Gesichtern die zwei tanzenden
Jungen erreicht und das blonde Mädchen sprach die beiden überraschend ruhig an:
"Draco, kannst du mir mal erklären, was das hier zu bedeuten hat?"
Draco seufzte und unterbrach den Tanz äußerst widerwillig während er seine
Hausgenossen wütend anfunkelte: "Was davon habt ihr Dummköpfe denn jetzt
schon wieder nicht verstanden? Wie ihr seht ist Harry mein Tanzpartner für
heute Abend und ich tanze mit ihm."
Blaise konnte nicht umhin zu grinsen und verkündete zum Erstaunen aller
Umstehenden: "Hast du endlich auch begriffen, dass eure ewige Streiterei
eigentlich Liebe war. Ich hab´s dir schon vor einem Jahr gesagt, aber du
wolltest es ja nicht wahrhaben und hast auf stur geschaltet wie ein bockiges,
verzogenes, kleines Kind. Ich gratuliere euch auf jeden Fall."
Damit nahm er den anderen den Wind aus den Segeln und schüttelte Harry
freundlich die Hand.
Draco beäugte die anderen Slytherins misstrauisch und seine gefährlich zu
Schlitzen verengten Augen machten deutlich, dass er es ernst meinte und jetzt
besser niemand in seine Quere kommen sollte. Um Draco nicht zu verärgern, das
konnte nämlich, wie alle Mitschüler aus Erfahrung wussten, sehr unangenehm und
schmerzhaft werden, gratulierten auch die anderen dem Paar und versuchten, sich
nun ganz normal zu verhalten. Draco hatte in Slytherin schon immer eine
besondere Rolle gespielt und wurde von allen als eine Art Anführer akzeptiert.
Wenn er Harry als Freund wollte, dann würde sich ihm niemand in den Weg
stellen.
Ganz anders sah die Sache mit den konfusen Gryffindors aus. Außer Hermine
konnte dieser unerwarteten Verbindung niemand etwas Positives abgewinnen. Die
Köpfe wurden zusammengesteckt und es wurde getuschelt. Es herrschte allgemeines
Entsetzen und Ablehnung. Die Reaktion der Slytherins goss im Prinzip nur
zusätzliches Öl ins Feuer. Ginny war in Tränen ausgebrochen, weil ihr nun
endgültig klargeworden war, dass Harry an ihr kein Interesse haben konnte. Sie
hatte so sehr gehofft, ihn irgendwann einmal für sich zu gewinnen. Ron schäumte
vor Wut, weil seine kleine Schwester am Boden zerstört war und sein bester
Freund sich nicht nur als schwul, sondern auch noch als Verräter entpuppte und
sich mit dem Feind einließ. Colin Creevey starrte düster auf Harry und Draco
und war, da total apathisch auf die Tanzfläche starrend, überhaupt nicht mehr
ansprechbar und so nahm das Unheil seinen Lauf.
Die Studenten der anderen Häuser konnten förmlich spüren wie die aufgeheizte
Stimmung immer angespannter wurde und alle beobachteten das sich anbahnende
Schauspiel mit morbider Faszination. Mal ganz davon abgesehen, dass eine ganze
Reihe von Mädchen verschiedenster Häuser und Jahrgangsstufen vollkommen
durcheinandergebracht oder verzweifelt waren, da die beiden begehrtesten
Junggesellen der Zaubererwelt offensichtlich das Ufer gewechselt hatten und
miteinander schmusten und tanzten als gäbe es kein Morgen mehr.
Hermine gab es nach einer Weile einfach auf die anderen beruhigen zu wollen.
Sie zog sich in eine stille Ecke zurück, von wo sie vorsichtig das Geschehen beobachtete. Ron stürmte erbost auf
Draco und Harry zu, die wieder angefangen hatten, friedlich zu tanzen. Er riss
seinen besten Freund grob an der Schulter herum und brüllte lautstark: "Du
weißt doch gar nicht mehr was du tust. Du stehst unter irgendeinem merkwürdigen
Liebeszauber, den dir dieser Schleimbeutel angehext hat."
Harry sah Ron wütend an: "Das stimmt nicht, Ron. Ich stehe unter keinem
Zauber und ich bin freiwillig mit Draco hier. Ich genieße es sogar. Du solltest
das besser akzeptieren und dich für mich freuen."
Ron schüttelte verständnislos den Kopf: "Na schön. Aber wenn du dieses
Frettchen unserer Freundschaft vorziehen willst, dann sind wir geschiedene
Leute, Harry."
Der schwarzhaarige Gryffindor seufzte und sah betreten zu Boden als er leise,
kaum wahrnehmbar flüsterte: "Du willst mich also vor die Wahl stellen?
Entweder du oder Draco. Ich kann das nicht glauben. Lass mich jetzt in
Ruhe!"
Ron stürmte davon und berichtete den aufgebrachten Gryffindors, was sich gerade
zugetragen hatte. Sie bedachten das seltsame Tanzpaar mit wütenden und
angewiderten Blicken. Draco nahm den aufgewühlten Gryffindor beruhigend in
seine Arme und hauchte ihm tröstend ins Ohr: "Die werden sich schon
beruhigen. Wart erst mal ab, bis die sich daran gewöhnt haben."
Harry lehnte sich in die zärtliche Umarmung und schmiegte sich ganz eng an den
blonden Slytherin. Sie küssten sich leidenschaftlich und ihre Zungen
duellierten lustvoll um die Dominanz, aber es gab wie auch vorher schon keinen
Sieger.
Dieser leidenschaftliche Kuss blieb natürlich nicht unbeobachtet und wieder gab
es eine ganze Bandbreite von verschiedenen Reaktionen: Von Erstaunen, über
Spott, Eifersucht bis hin zu Hass, aber auch vereinzelt Akzeptanz und Toleranz.
Einige der Slytherins klatschten sogar Beifall was wiederum ein paar Gryffindors dazu brachte, in laute Schimpftiraden auszubrechen. Alles in allem war es ein sehr anstrengender Abend für die beiden Frischverliebten. Es wurde ihnen klar, dass dies noch lange nicht ausgestanden war und noch eine Menge Folgen nach sich ziehen würde, mit denen sie lernen mussten umzugehen.
Aber wer hatte schon geglaubt dieses Unterfangen würde einfach sein? Für den Rest des Abends genossen die beiden Jungen ihre Nähe und die zärtlichen Küsse und Berührungen. Als der Schulball gegen 24 Uhr langsam dem Ende zuging, lächelte Harry Draco fast traurig an und flüsterte in sein Ohr: "Schade, das jetzt alles zu Ende ist und wir uns trennen müssen. Ich werde deine Nähe vermissen."
