Es tut mir wirklich leid, dass es mit diesem zweiten Kapitel so lange
gedauert hat. Scheiß Schule!
Im Endeffekt wurde es dann auch nicht so, wie ich es mir anfangs gedacht
hatte, aber irgendwo ging mir die Puste aus und ich habe es drastisch
gekürzt.
Ich weiß nicht, wo das alles hier hinführen soll oder wie viel ich noch
schreibe, aber nächste Woche geht es erst mal in den Urlaub. Vielleicht
frische ich mich da genug auf, um noch ein Kapitel zustande zu bringen.
Dieses Kapitel widme ich all meinen lieben Reviewern! Ich fand's echt
klasse, dass ich so positive Rückmeldungen bekommen habe. Ohne euch hätte
ich gar keinen zweiten Teil angefangen!
Ich versuche auch das Format zu korrigieren. Mal sehen, was daraus wird!
Ach ja, und der Name Szczucki, ist der Nachname eines Freundes meines
kleinen Bruders. Kommt glaube ich aus dem Polnischen und wird Stutzki
ausgesprochen. Ich fand nur, es sah so alienmäßig aus, dass ich es einfach
reinbringen wollte.

Kapitel 2

Die Voyager war jetzt schon über drei Monate im Delta Quadranten und
langsam aber sicher hatte sich die Crew eingelebt. Schichten waren
getauscht, Holodeckzeiten angepasst und Replikatorrationen eingeteilt
worden.

Captain Janeway gewann nach der Bewältigung einiger heikler Situationen den
Respekt des größten Teils der Mannschaft wieder. Es half sehr, dass sie
auch des öfteren auf die Ratschläge ihres Commanders hörte und dass sie
B'Elana zur Chef-Ingenieurin ernannt hatte.

Die zuletzt genannte bewies unter diesen Anforderungen mal wieder ihr
Talent, die wenigen Ersatzteile des Schiffes auf eine einzigartige Weise
einzusetzen. Viele Starfleet Mitglieder waren beeindruckt von dem, was für
den Marquis Alltag gewesen war.

Auch Tom Paris fügte sich mehr und mehr in das Mannschaftsbild ein. Er und
Harry Kim halfen sich dabei gegenseitig: Tom versuchte immer wieder, den
schüchternen Fähnrich aus seinem Schneckenhäuschen zu bringen, während
Harry anfing, Tom mit seiner Akzeptanz davon zu überzeugen, dass es
vielleicht doch einen Sinn machte, die Chance zu ergreifen und ein neues
Leben zu beginnen. Dabei scheute er offensichtlich nicht davor, Kontakt mit
der weiblichen Bevölkerung des Schiffs aufzunehmen.

Kes, anscheinend immun gegen Toms Charme, knüpfte eine zarte Freundschaft
mit dem Doktor. Sie war trotz seiner exzentrischen Art nicht abgeschreckt
und schien sogar sehr interessiert an ihm – auf eine platonische Art und
Weise natürlich. Neelix hätte nie etwas anderes akzeptiert.

Und Tuvok beobachtete dies alles mit seiner gewohnt logische Art und
bereitete sich vorsichtshalber schon einmal auf das Schlimmste vor.

Und in all diesem „normalen Chaos"? Da versuchten fünf Unsterbliche ein
möglichst „normales" und unauffälliges Leben zu führen, bis es für sie an
der Zeit war, entweder per Scheintod von der Voyager zu verschwinden oder
sich ihren Leidensgenossen zu offenbaren.

Das Verstecken war allerdings leichter gesagt, als getan auf einem Schiff,
das gerade mal um die hundert Besatzungsmitglieder hatte und jede mögliche
Art des Ärgers magisch anzuziehen schien.
„Und ich sage dir, es ist nur Janeways Schuld!" „Hatten wir das nicht schon
durchgekaut, Richie?" „Ja, aber du glaubst mir einfach nicht!"

Methos seufzte einmal. „Richie. Du bist der Jüngste von uns. Du bist
derjenige, der während des Zeitalters der Emanzipation aufgewachsen ist.
Warum also bist gerade du derjenige, der hier die sexistischsten Vorurteile
hegt? Ich hätte vielleicht von Mac erwartet zu behaupten, dass ‚dieses
Weibsbild mit ihrer Präsenz einen bösen Fluch auf dieses edle Gefährt
legt'" Richie kicherte leise, „aber normalerweise müsstest du doch mit
deiner ... aufgeschlossenen Erziehung der Verständnisvollste hier sein,
oder?"

„Und normalerweise müsstest du irgendwo in einer verlassenen Höhle auf der
Erde sitzen und jedes fliegende Gerät für das Werk eines Dämons halten,
Oldtimer."

„Im Gegensatz zu dem, was Joe dir erzählt, habe ich mich mit meiner
Umgebung weiterentwickelt, Kind." „Und ich sage nur, dass Janeway nicht
mehr alle Tassen im Schrank hat! Allem hinterher zujagen, was auch nur
potentiell gefährlich aussieht, kann man nun wirklich nicht gesund nennen
... oder intelligent."

„Es ist dir doch nichts passiert, oder?" „Nein, aber..."„Dann reg dich
nicht weiter darüber auf. Ich würde jetzt gerne meine Mittagspause genießen
und du hilfst nicht gerade dabei, eine entspannte Atmosphäre aufzubauen."

Mit diesen letzten Worten betrat Methos den Turbolift, an dem sie gerade
vorbeikamen und verschwand hinter sich schließenden Türen.

„Aber sie hat mich mitten in ein Asteroidenfeld gejagt, als sich ein nicht
zu identifizierendes galaktisches Irgendwas näherte, Methos!" schrie der
frustrierte Unsterbliche dem Turbolift hinterher. Um einiges leiser fügte
er hinzu: „Ich könnte schließlich tot sein. Und wer weiß, wie lange du mich
zum Spaß da draußen hättest treiben lassen!"
Als Methos die Kantine betrat, kam ihm ein eigenartiger Geruch entgegen. Es
roch süßlich, aber hinterließ ein kribbelndes Gefühl in Nase und Mund. Die
anderen im Raum schienen diesen ‚Nachgeschmack' jedoch nicht zu bemerken.

Schnell erkannte er, woher der Duft kam: Aus Neelix Küche.

„Das hätte ich mir auch sofort denken können," murmelte der Arzt, als er
geradewegs auf den Replikator zuging.

Der Verursacher des Ganzen war über diese Entwicklung nicht besonders
begeistert. „Adam! Sie müssen unbedingt mein neues Rezept kosten. Es ist
herrlich!"

Irgendwie hatte es Neelix geschafft, in der Millisekunde, in der Methos den
Geruch bemerkt und identifiziert hatte, einen Teller für ihn fertig zu
machen, aus der Küche zu verschwinden und die halbe Kantine zu durchqueren,
um ihm den besagten Teller in die Hand zu drücken.

„Das wäre gar nicht nötig gewesen, Neelix. Danke. Ich habe heute mehr das
Verlangen ein altes Gericht meiner... äh... Mutter mal wieder zu essen.
Vielleicht probiere ich es morgen." „Oh, aber es ist gerade erst fertig
geworden und ich bin mir nicht sicher, ob es morgen noch genauso schmecken
wird. Ich habe schon so viele positive Rückmeldungen erhalten. Probieren
Sie es doch, bitte."

Neelix ausdrucksvolle Augen gaben Methos den Rest. ‚Wie soll ich mich davor
noch drücken? Wenn ich noch weiter ablehne, fängt er vielleicht noch an zu
weinen.'

Er zwang ein Lächeln auf seine Lippen, griff nach der Gabel und wollte die
Kreation gerade zaghaft kosten, als sich ein Mann an einem der Tische
lauthals übergab und daraufhin von seinem Stuhl kippte.

Seinen Tischnachbarn war nach dieser Vorführung wohl der Appetit vergangen.
Niemand konnte es ihnen wirklich verübeln.

„Die Pflicht ruft." Der erleichterte Unsterbliche stellte den Teller ab und
eilte zu dem am Boden liegenden Mann.

„Bleiben Sie einen Moment liegen, damit ich Sie untersuchen kann."Methos
zückte seinen Trikorder und begann einen oberflächlichen Scan.

„Was ist denn passiert?" fragte Neelix und wandte sich den anderen Leuten
am Tisch zu. „Ich weiß nicht,"antwortete ein Fähnrich, „er sagte, es ginge
ihm nicht gut und dann... Sie wissen schon."

Mit jedem Wort, dass die junge Frau sprach, wurde sie merklich blasser, bis
ihr Gesicht die Farbe ihrer aschblonden Haare angenommen hatte.
„Wenn ich es so bedenke... mir geht es auch nicht so besonders." Sie sackte
in sich zusammen.

„Adam?" „Ja ja, ich habe es gesehen. Alle anderen sollten sich besser auch
hinsetzen, bis ich herausgefunden habe, was hier vor sich geht," verkündete
Methos laut.

Er untersuchte noch ein paar andere, bevor er ein eindeutiges Ergebnis
fand. „Alle haben eine Säure in ihrem Kreislauf, die mild toxisch wirkt.
Aber... woher kommt diese Säure?"
Sie konnte nicht in der Luft sein, sonst wären er und Neelix auch
betroffen. Dann blieb ja eigentlich nur noch eines übrig.

„Warum untersuchen Sie mein Essen, Adam?" fragte der Talaxianer mit einer
bösen Vorahnung. „Neelix, was haben Sie hier reingetan?" „Das ist nur etwas
Fleisch mit brotikianischer Quetschwurzel und Soße." „Hätten Sie noch etwas
von dieser Wurzel da?" „Ja, natürlich."

Wie nicht anders erwartet, enthielt die Wurzel einen Inhaltsstoff, der
anscheinend Fressfeinde abwehren sollte. Neelix hatte schon gehört, dass
sie Übelkeit, Erbrechen und Ohnmacht hervorrufen konnte, war diesem
Phänomen aber noch nie begegnet. Menschen waren offensichtlich sensibler
als Talaxianer, was diese Wirkung anging.

Methos einformierte kurz Captain Janeway über die Situation und begann dann
mit Hilfe aller Leute, die glücklicherweise vom Replikator Gebrauch gemacht
hatten, die ‚Vergiftungsopfer' auf die Krankenstation zu bringen.
Mac wollte sich gerade für seine Schicht auf der Brücke fertig machen, als
er einen Buzz spürte, der sich seinem Quartier näherte.

Die Frage war nur jedes Mal: Wo befand sich der entsprechende Unsterbliche?
Es war jetzt schon etliche Male vorgekommen, dass er die Signatur eines
seiner Freunde spürte, obwohl dieser ein Deck über oder unter ihm war.

Methos hatte damit aus unerfindlichen Gründen keinerlei Probleme. Der alte
Unsterbliche schien über eine Kontrolle zu verfügen, die es ihm
ermöglichte, andere seiner Art genauer zu lokalisieren als Mac, Amanda,
Richie und Joe es konnten. Leider wollte er dieses Geheimnis nicht mit
ihnen teilen. Er vertröstete sie nur immer wieder damit, dass er es ihnen
erklären würde, wenn sie halb so alt wären wie er.

Für Amanda hieß das jetzt noch etwas mehr als 2000 Jahre zu warten, wenn
man bedachte, dass sie alle kontinuierlich älter wurden. Man konnte bei
Methos wirklich nicht davon ausgehen, dass er nur die 2700 Jahre meinte,
die jetzt die Hälfte seines Lebens darstellten.

Sie konnten nur hoffen, dass er nicht irgendwann seine Erinnerungen an sein
sterbliches Leben vor seinem ersten Quickening wiedergewinnen würde. Wer
wusste denn, wie viel älter er wirklich war?

Duncan wurde aus seinen Gedanken gerissen, als der Türmelder aktiviert
wurde.
Als er die Tür öffnete, stürmte ein sehr wütender Richie einfach an ihm
vorbei und begann Kreise in seinem Wohnzimmer zu laufen.

„Ich kann es einfach nicht glauben, dass er das so locker sieht und sie
einfach verteidigt!"
‚Das alte Thema,' dachte der Schotte genervt und wandte sich seinem
ehemaligen Schüler zu. „Richie, glaubst du nicht, dass du jetzt mal langsam
darüber hinweg kommen solltest?"

Eine Woche zuvor hatte Captain Janeway Richie mit einem Shuttle auf eine
Außenmission geschickt. Er sollte zusammen mit Harry Kim eine sonderbare
Strahlung in einem Asteroidenfeld untersuchen. Mitten in ihrer Mission
näherte sich plötzlich ein bis dato noch nicht geklärtes ‚galaktisches
Phänomen' und verursachte technische Probleme im Shuttle. So abrupt wie
alles begann, hörte auch alles wieder auf und Harry und Richie kehrten
unbeschadet auf die Voyager zurück.

Harry hatte alles mit Humor überstanden. Es war nun einmal nichts passiert,
also verschwendete er auch keinen Gedanken mehr daran.

Richie hingegen wandte mehr und mehr Energie dafür auf, sich lauthals zu
beschweren. Er schien sich gar nicht mehr zu beruhigen können.

Zuerst hatte Duncan das alles nicht verstanden. Richie liebte die Gefahr.
Schon damals, als er noch kein viertel Jahrhundert alt war, konnte man ihn
kaum von seinem Motorrad herunterholen. Er war immer für ein waghalsiges
Abenteuer zu haben. Auch als es um die Erkundung neuer Planeten ging, war
er der erste, der sich für eine Mission meldete.
Aber genau darin bestand anscheinend das Problem: Planeten. Richie fühlte
sich auf jeder Art von bewohnbaren Planeten pudelwohl. Auch Asteroiden und
Monde machten ihm nichts aus. Genauso wenig Raumschiffe wie die Voyager.
Ging es allerdings um längere Shuttleaufenthalte oder - noch schlimmer -
Spaziergänge in Raumanzügen, war alles schon wieder ganz anders.

‚Ob es für diese Art von Phobie wohl einen Namen gab? Methos würde es
sicher wissen.'

Jeder Unsterbliche dieses neuen Zeitalters war schon einmal im Weltall
gestorben. Das ließ sich leider nicht vermeiden bei den vielen Kämpfen und
Kriegen, die im bisher Alpha Quadrant getobt hatten.

Richie, als jüngster der fünf, hatte aber die größte Abneigung dagegen
entwickelt. Keiner von ihnen genoss das Sterben, aber jeder hatte seine
bevorzugte Methode: Einige mochten es lieber zu ersticken - danach
kribbelte zwar der ganze Körper, wenn das sauerstoffangereicherte Blut
wieder durch die Adern und Venen floss, aber man hatte keine länger
andauernden Schmerzen - und andere bevorzugten es, erschossen zu werden -
eigentlich nur ein Bequemlichkeitsfaktor, was den zeitlichen Aufwand betraf
je nachdem, wo man getroffen wurde.

Richie hingegen hasste es abgrundtief im Weltall dahinzuscheiden. Er
verabscheute die Vorstellung für Jahrhunderte durch den luftleeren Raum zu
gleiten, bis er dann irgendwann wiedergefunden wurde.

„Darüber hinwegkommen?! Ich habe noch nicht einmal angefangen!"
„Wie du willst. Ich jedenfalls muss jetzt zu meiner Schicht auf die
Brücke." Duncan verschwand kurz durch eine Tür ins Schlafzimmer,
verabschiedete sich gebührend bei Amanda und verließ kurz darauf schwer
atmend sein Quartier.
Während Amanda ihr ‚Frühstück' replizierte, - eigentlich war es ja schon
Mittag, falls man so etwas auf einem Schiff überhaupt behaupten konnte -
hörte sie zu, wie der jüngere Unsterbliche sich immer mehr in seinen Hass
gegen Janeway hineinsteigerte.

‚Manchmal merkt man einfach nur allzu deutlich, dass Richie noch als
Teenager gestorben ist,' dachte sie lächelnd. ‚Wenn ihm nicht bald einer
recht gibt, fängt er wahrscheinlich noch an zu schmollen.'

„Du weißt genau, dass diese Frau auch nicht gerade meine Lieblingsperson an
Bord ist, aber..."begann sie.
„Aber?"
„Aber Duncan hat nicht so unrecht."
„WAS?!"
„HÖR MIR DOCH ERST MAL ZU, BITTE!!!"
Amanda atmete einige Male tief durch.
Die (Ex)Diebin wusste genau, dass sie sich auf sehr dünnem Eis befanden.
Die beiden hatten den gleichen Charakter und ließen sich ungern von jemand
anderem etwas vorschreiben.

Diese extreme Dickköpfigkeit führte oft zu schweren Wortgefechten und
tagelangem Streit. Das ging dann so lange weiter, bis einer der anderen
keine Lust mehr auf ihre Sperenzchen hatte und intervenierte.

Wenn sie Glück hatten, war es Duncan, da er noch milde mit ihnen umsprang.
Einige Male hatten ihre kleinen Kriege allerdings auch schon zu äußerst
unangenehmen Begegnungen mit Joe und Methos geführt. Und niemand, wirklich
niemand, wollte das wiederholen.
Richie schien den gleichen Gedanken zu haben, denn auch er wurde etwas
ruhiger.

„Du kannst dich doch nicht für den Rest unseres Aufenthalts hier über diese
... Person aufregen," fuhr Amanda fort. „Oder denkst du etwa, es wäre ihre
Schuld, dass plötzlich aus dem Nichts etwas vollkommen Unvorhersehbares
aufgetaucht ist?"
„Nein, eigentlich nicht..."
„Dann versuch es zu vergessen und entspann dich mal wieder, okay?"
„Naja, vielleicht war ich wirklich etwas kindisch, was die ganze Sache
angeht. Aber es regt mich trotzdem..."

Genau in dem Moment ertönte Janeways Stimme.
„Janeway an Darieux."

Amanda grinste Richie verstohlen an. „Wenn man vom Teufel spricht,"sagte
sie leise.
„Was ist?"
„Es gab einige Vergiftungsfälle wegen Neelix Essen in der Kantine. Ihre
Anwesenheit ist auf der Krankenstation erforderlich."
„Ich begebe mich sofort dorthin. Danke." Die Verbindung wurde unterbrochen.
„Ich muss dann wohl meine Schicht etwas früher beginnen. Replizier dir was
leckeres zu essen und ruh dich ein bisschen aus."

Richie sah sie ernst an. „Danke für das Gespräch, Amanda."
„Kein Problem. Immer wieder gerne."
‚Wie kann es nur sein, dass jede Schicht auf diesem Schiff interessanter
ist als meine?' Duncan MacLeod war am Rande der Verzweifelung: Seine
Arbeitszeit entwickelte sich so langweilig, wie sie sich an einem normalen
Tag in einem normalen Raumsektor entwickeln konnte.

‚Warum passiert alles interessante nur immer in der Alpha Schicht?! Paris
musste schon in mehreren Gefechten manövrieren, bösartigen Parasiten
ausweichen und gefährlichen temporären Krümmungen entkommen! Und was tue
ich?'

Verzweifelt versuchte er sich abzulenken. Fähnrich Sczcucki an der
wissenschaftlichen Station rekalibrierte anscheinend gerade ein paar
Sensoren – nicht besonders wichtig momentan, aber es hielt ihn relativ
beschäftig – und was machte Stalker da? Klaviergriffe üben? ‚Naja, immerhin
nutzt sie ihre Zeit sinnvoll.'

Er dachte sehnsüchtig an Amanda und Methos, die sich gerade um ein paar
Vergiftungsopfer kümmerten. Seiner Meinung nach war der Grund
wahrscheinlich Neelix. Er mochte den Talaxianer, aber dieser schien seine
kulinarischen Kreationen noch nicht richtig in den Griff bekommen zu haben.
Und Richie war wahrscheinlich sehr nahe an einem Herzinfarkt, falls er sich
noch nicht beruhigt hatte.

‚Kann ein jung gestorbener Unsterblicher sich selbst einen Herzinfarkt
verursachen und daran sterben? Muss mal den alten Mann oder Joe fragen, ob
sie je etwas darüber gehört haben.' Sekunden später kam ihm ein viel
beängstigender Gedanke. ‚Kann man an Langeweile sterben?'
Der Schotte glaubte nicht, dass es im Moment irgendjemandem auffallen
würde, wenn er vom Stuhl kippte, aber die Wiederbelebung war doch relativ
laut.

Plötzlich meldete sich Sczcucki zu Wort. „Sir? Ich sehe hier auf den
Sensoren einen Klasse M Planeten im benachbarten Sonnensystem!"
Endlich etwas zu tun!
„Was machen wir?" fragte Janeway die versammelten Offiziere. „Wir haben
einen Klasse M Planeten in greifbarer Nähe und die Situation würde uns
sogar einen kleinen Zwischenstop erlauben. Also?"

Eigentlich war die Frage sinnlos. Der Captain wusste genau wie jeder andere
im Raum, was die Antwort werden würde. Dennnoch wollte sie die Meinung
ihrer Führungsoffiziere hören. Kommunikation war alles, sonst würden die
sozialen Bindungen auseinanderbrechen und die Effizienz und das
Wohlbefinden der Crew leiden. So etwas lernte man schon im ersten Jahr an
der Akademie.

„Das wäre der passende Augenblick für einen kleinen Landurlaub,"erwiderte
Chakotey sofort. „Die Crew kann mal wieder ein wenig entspannen, den Himmel
über ihren Köpfen und den festen Boden unter ihren Füßen genießen und wir
können unsere Vorräte aufstocken."

„Oh, klasse Idee!" warf Tom ein. „Diesmal könnten wir Neelix
beaufsichtigen..."

Der Talaxianer sah beschämt zu Boden bei der eindeutigen Anspielung auf
sein Malheur. Es war schon schlimm genug für ihn, dass Adam noch immer auf
der Krankenstation war.

„...obwohl es ja eigentlich nicht sein Fehler war," beendete Kim den Satz
für seinen Kollegen und lächelte den Koch aufmunternd an. „Wie sollten Sie
auch wissen, dass Menschen schlechter auf diese Speise reagieren als die
anderen Spezies, auf die Sie bisher getroffen sind?"

„In der Tat. Ich hoffe trotzdem, dass jeder aus diesem Fehler gelernt hat,
bevor er sich noch einmal, und diesmal vielleicht mit sehr viel
schwerwiegenderen Konsequenzen, wiederholt."
Daraufhin wandte sich Tuvok wieder an Captain Janeway.

„Ich werde ein Außenteam aufstellen, das ein mögliches Aufenthaltsgebiet
auf dem Planeten sucht und absichert. Er ist nicht bewohnt, aber wir
sollten keine Risiken eingehen. Danach werde ich mit Ihrer Erlaubnis
Gruppen für den Landurlaub einteilen."
„Tun Sie das, Mr. Tuvok."
„Außerdem würde ich vorschlagen, dass Doktor Pierson an Bord bleibt und die
Vorratsaufnahme von hier aus überwacht. Es wäre nicht nötig für ihn, dafür
herunter zu beamen und so kann er sich weiterhin um seine Patienten
kümmern."

„Das ist keine gute Idee. Adam hat sich schon beim letzten Stop beschwert,
dass er nicht an der Außenmission beteiligt war und ich denke, er fängt an,
sich hier etwas bedrängt zu fühlen." B'Elana blickte abwechselnd den
Captain und den Sicherheitsoffizier an.

„Und Tom und ich können uns um die verbliebenen Patienten kümmern, während
er nicht da ist. Es geht hier nur um leichte..." Kes wollte den Terminus
‚Vergiftungsfälle' vermeiden, „...Symptome, die nicht kompliziert zu
behandeln sind."

„Ich verstehe, was Sie meinen, aber er ist unser einziger Arzt, wenn wir
das MHN außer Acht lassen. Wir können ihn auf gar keinen Fall auf
irgendeine Art gefährden."

„Sie alle haben Recht und wir stehen hier definitiv vor einem Problem,"
unterbrach Janeway die Argumentation. „Doktor Pierson ist in der Tat unser
einziges voll medizinisch ausgebildetes organisches Crewmitglied und somit
sehr wertvoll für uns. Dennnoch dürfen wir uns nicht dazu hinreißen lassen,
ihn als zerbrechlich anzusehen und zu versuchen ihn abzuschotten.

Er mag jung und im Gegensatz zu einigen anderen von uns noch unerfahren
sein, aber er hat jedes Recht seinen Landurlaub auf dem Planeten anzutreten
und ihn auf seine individuelle Weise zu genießen.

Ich werde ihn nicht davon abhalten und ich vertraue voll und ganz darauf,
dass er sich seiner Position bewusst ist und sich dementsprechend verhält.
Und dasselbe verlange ich auch von Ihnen."
Alles in allem fand Joe die letzten zwei Wochen äußerst amüsant.

Richie hatte es irgendwie geschafft, über seinen Ärger hinwegzukommen und
die Zeit auf dem Planeten in vollen Zügen zu genießen. Amanda hatte ohne
Zweifel ihre talentierten Finger im Spiel, wenn man ihre konstanten
Interaktionen genauer beobachtete.

Es gab mehr verschworene Blicke zwischen den beiden und einige leise Worte.
Natürlich war das keine schlechte Entwicklung, besonders für Janeway. In
einem anderen Fall wäre es wohl bald zu einer Meuterei gekommen – selbst
wenn es eine „zwei-Mann" Meuterei gewesen wäre.

Unglücklicherweise verbrachten sie ihren neugewonnen Frieden mit der Welt
anscheinend damit, Duncan den letzten Nerv zu rauben.

Sie gönnten dem Schotten keine ruhige Minute und brachten ihn von einer
Verlegenheit in die nächste. Natürlich stritten sie jedes Mal ab, in die
Vorfälle verwickelt gewesen zu sein, wenn er sie daraufhin ansprach.

Aber wer sonst hätte es geschafft, ihn, während er schlief, in ein
verlassenes Tal zu beamen? Da er beim Aufwachen nur einen Kommunikator aber
keine Kleidung bei sich hatte, war es ihm auch nicht in den Sinn gekommen,
sich von den diensthabenden Mannschaftsmitgliedern wieder an Bord holen zu
lassen. Die einzigen, von denen er Hilfe annehmen wollte, waren Methos und
Joe selbst. Beide waren aber zu dieser Zeit für ihn nicht auffindbar.

Das Duo erklärte Joe später, dass sie es als ihre Aufgabe sahen, Duncan aus
seiner Langeweile zu befreien so wie er konstant versucht hat, sie vor
ihrer unnützen Wut zu schützen.

Der älteste Unsterbliche verbrachte seine Zeit anscheinend mit endlosen
Wanderungen und Übernachtungen unterm Sternenhimmel. Er ließ sich während
seines gesamten Aufenthaltes durch nichts aus der Ruhe bringen und war nur
in dringenden Notfällen zu sprechen.

Einigen Offizieren hatte es nicht gefallen, dass er die fünf Tage nicht
aufs Schiff zurückkam, aber sie schienen doch eingesehen zu haben, dass er
auf sich selbst aufpassen konnte.

Ein Fakt, für den Joe sehr dankbar war.
Chakotey unterdessen war weniger entspannt. Die fünf Unsterblichen waren
ihm ein Rätsel. Woher kannten sie sich wirklich? Wie konnte es sein, dass
sich ein junger Arzt von der Erde so gut in der Wildnis auskannte? Und
wieso hatte Richie ihm den Namen „Methos" hinterhergerufen, als er von dem
Turbolift stand und offensichtlich nicht gemerkt hatte, dass er ganz in der
Nähe stand?