KAPITEL 39

Fast schien es, als hätte Slim Sherman die Heimreise ein wenig verfrüht angetreten, denn bereits in der folgenden Nacht drohte seinem Freund ein schwerer Rückfall, verbunden mit erstickenden Hustenanfällen und schwerster Atemnot.

Nur Professor Tylers sofortiger medizinischer Hilfe und Gegenmaßnahmen war es zu verdanken, daß das sehr in Mitleidenschaft gezogene Herz seines Patienten nicht versagte. Hinzu kam, daß Jess selbst mittlerweile etwas mehr Kraft gewonnen hatte, um diesem erneuten Aufflackern seiner Schwäche einigen Widerstand entgegenzusetzen, genug jedenfalls, um mit Tylers Unterstützung und entsprechenden Medikamenten einem völligen Zusammenbruch zu entgehen, der sich wie ein letztes verzweifeltes Aufbäumen eines einstweilen bezwungenen Todes darstellte. Zwar warf diese furchtbare Nacht den Genesungsprozeß um Tage zurück, trotzdem besserte sich Jess' Zustand in den folgenden Tagen zusehends.

Es dauerte jedoch über drei Wochen, ehe Tyler ihm gefahrlos gestatten konnte, das Bett kurzzeitig zu verlassen, um mit Georges Hilfe ein paar Schritte in dem großen Zimmer zu gehen und seinem geschwächten Körper etwas Bewegung zu verschaffen oder sich, anfangs natürlich hinter geschlossenen Fenstern, in die wärmende Sonne zu setzen und die heilende Kraft ihrer Strahlen zu genießen. Sicher half ihm auch das gute Essen, daß er – anfangs zwar nur sehr langsam – wieder einigermaßen zu Kräften kam und sich nach anfänglichen Schwierigkeiten relativ rasch erholte.

Bald erlaubte ihm der Professor, an besonders schönen Tagen draußen auf dem zu seinem Zimmer gehörenden Balkon in der Sonne an der frischen Luft zu sitzen, von George fürsorglich in weiche Kissen und wärmende Decken gepackt, wo er die Ruhe und das winterliche Idyll genoß, als gäbe es auf dieser Welt für ihn keine Probleme, wo er oftmals stundenlang schlief oder wenigstens vor sich hin döste, seinem ausgezehrten Körper und auch seiner entspannungsbedürftigen Seele Zeit zur dringend benötigten Ruhe und Rekonvaleszenz gönnte.

Nach zwei weiteren Wochen entfernte Professor Tyler den Verband, der bisher seinen linken Arm und auch die Schulter ruhigstellte. Um ihm fürs erste nicht zuviel an Bewegungsfreiheit zuzumuten, ersetzte er ihn anfangs durch eine Schlinge, damit die erschlafften Muskeln nicht überanstrengt wurden und die zerschossene Rippe, die seinem Patienten oftmals erhebliche Schwierigkeiten bereitete, entlastet wurde. George half ihm mit intensiven Bewegungsübungen, zunächst nur passiv, da Jess erst wieder lernen mußte, Muskeln und Sehnen zu beherrschen, später zunehmend aktiv, bis er selbst die Bewegungen koordinieren konnte und allmählich das indirekt durch seine schwere Verwundung beanspruchte Körperglied seinem Willen gehorchte, die Nerven die Muskeln beherrschten, nach und nach die Taubheit in den Gelenken verschwand und das feine Gefühl in den Fingerspitzen zurückkehrte.

Was ihm allerdings noch lange erhalten blieb, war der hartnäckige Husten, der manchmal in heftigste Anfälle ausartete, die ihn oftmals aus heiterem Himmel überfielen und nach wie vor die Ursache waren für sehr starke Schmerzen im Bereich der zerschossenen Rippe, die bereits bei der geringsten falschen Bewegung anfing, Beschwerden zu verursachen. Auch quälte ihn vor allem des Nachts furchtbarste Atemnot, die nicht selten in regelrechten Erstickungsanfällen endete, daß er das eine oder andere Mal sogar in Panik geriet, wenn er sich aus eigener Kraft nicht sofort aufrichten konnte. Dann war er dankbar für Georges umgehende Hilfe, der es sich seit Slims Abreise bisher nicht nehmen ließ, in der für Notfallpersonal hergerichteten Ecke seines Zimmers die Nächte zu verbringen und auch am Tag nicht von seiner Seite wich.

Um ihn für längere Dauer oder gar besonders während der kritischen Nachtzeit allein zu lassen, befand sich der Mann von der Sherman-Ranch bei weitem noch nicht in der richtigen Verfassung. George hätte es sich nie verziehen, wenn er nur aufgrund von übereilter Leichtfertigkeit in ernsthafte Schwierigkeiten geraten wäre oder er gar einen folgenschweren Rückschlag erlitten hätte. Das hätte er weder vor Professor Tyler noch vor seinem eigenen Verantwortungsgefühl rechtfertigen können, ganz zu schweigen von Jess selbst oder Slim Sherman – nicht nach allem, was schon auf dem Spiel gestanden hatte. Daß Jess Harper noch lebte, betrachtete auch sein treuer Begleiter als eine Art Wunder, dessen er sich gewissermaßen mit verantwortlich fühlte. Es nicht gebührend zu würdigen, wäre für ihn gröbster, ja, mutwilliger Verstoß gegen eine höhere Gewalt, die auch oder gerade für ihn über der medizinischen Wissenschaft stand. Dafür hatte George zuviel Ehrfurcht vor dem Leben schlechthin.

Ganz besonders freute sich Liz, daß der Gast aus Laramie allmählich einen gesunden Appetit entwickelte und sich gern das gute, von ihr mit noch größerer Liebe zubereitete Essen schmecken ließ, was sicherlich nicht unerheblich zu seiner raschen Erholung beitrug.

An diesem Abend brüteten die zwei Männer in der Bibliothek über dem Schachbrett, nicht verbissen, aber doch sehr konzentriert. Sie hatten das Spiel am Vorabend begonnen, maßen heute bereits seit nachmittags ihre Kräfte, und jetzt kämpfte Jess noch über zwei Stunden um seinen nahezu hoffnungslos verlorenen König, ehe es ihm gelang, George mit den wenigen Figuren, die er noch zur Verfügung hatte, eine Falle zu stellen und ihn auch hineinzulocken.

"Ich hätte nicht gedacht, daß Sie mich besiegen. Sie haben mich ganz schön in die Falle tappen lassen."

"Ich würde sagen, ich habe Sie da ganz scheinheilig hineingetrieben."

"Ja, würde ich auch sagen. Bei Ihrem verbissenen Ehrgeiz zu gewinnen werde ich mich in Zukunft mehr in acht nehmen müssen."

"Dieses Spiel hat viel Ähnlichkeit mit dem Leben, finden Sie nicht?"

"Ja." George sah ihn sinnend an. "Ja", wiederholte er gedankenvoll, "vor allem mit dem Ihren der letzten drei Monate. Und es ist für Sie genauso ausgegangen."

"Meinen Sie denn wirklich, ich hätte schon gewonnen?" war Jess ein wenig zurückhaltender mit einem allzu leichtfertigen Optimismus.

"Noch nicht ganz", räumte George ehrlicherweise ein, "aber so gut wie." Er begann die Figuren neu aufzustellen. "Spielen wir noch eines?"

"Besser nicht! Sollte ich verlieren, könnte das ein schlechtes Omen sein."

"Sie sind doch nicht etwa abergläubisch?"

"Nicht unbedingt, aber ich will es nicht herausfordern. Ich bezeichne das als Vorsicht."

"Wie im richtigen Leben, was?"

"Genau."

Aufatmend lehnte sich Jess zurück, hob die linke Hand und begann abwechselnd die Finger zu spreizen und ruckartig eine Faust zu ballen. Dabei beobachtete er beinahe fasziniert das Spiel der Sehnen und der sich allmählich bildenden Muskeln. George, der ihm eine Weile zuschaute, neigte sogar dazu zu behaupten, seine Beobachtungen verzückten ihn regelrecht.

"Was haben Sie? Macht die Hand oder der Arm Schwierigkeiten?" mußte er auf einmal fragen, obwohl er genau wußte, daß dies nicht der Fall war, sonst wären die Bewegungen nicht so geschmeidig ausgefallen.

"Woher denn! Nicht die geringsten. Auch die Schulter nicht." Jess bewegte das Gelenk. "Es ist ein großartiges Gefühl, wieder alle Körperteile zur Verfügung zu haben. Nur die kaputte Rippe meldet sich hin und wieder. Anscheinend wenn ich sie zu sehr strapaziere."

"Die werden Sie noch eine Weile spüren. Zum Glück bildet sich wenigstens die Entzündung des umliegenden Gewebes zurück. In ein paar Wochen wird das sicherlich gut verheilt sein."

"In ein paar Wochen", redete Jess ihm versonnen nach. "Komisch, das kommt mir gar nicht mehr so unerträglich lang vor. Anscheinend habe ich mittlerweile ein völlig anderes Zeitgefühl bekommen. Das merke ich schon daran, daß es mir nicht mehr das geringste ausmacht, all die Zeit ohne Arbeit verbringen zu müssen, ohne deshalb ein schlechtes Gewissen zu haben. Hätte nicht gedacht, daß ich mich einmal so an diese Ruhe gewöhnen könnte."

"Sie brauchen auch viel Ruhe. Sie sind noch lange nicht gesund, ich meine damit, richtig gesund. Daß es Ihnen bereits wieder so gut geht, darf Sie auf keinen Fall leichtsinnig werden lassen. Die Folgen einer permanenten Überanstrengung könnten fatal für Sie werden."

"Keine Angst, ich habe nicht vor, etwas erzwingen zu wollen, nicht allein, weil ich es Slim versprochen habe, sondern weil ich es selbst merke und mein Leben, dieses großartige Geschenk, nicht leichtfertig aufs Spiel setzen werde, ehe ich überhaupt Gelegenheit hatte, mich richtig daran zu erfreuen. Vielleicht habe ich bei dieser Geschichte mehr gelernt, als ich im Moment selbst begreifen kann. Daß ich überhaupt noch lebe, ist zum Beispiel so etwas."

"Nun, Sie sind in erster Linie noch am Leben, weil Sie leben wollten. Sie haben sich einfach geweigert, dem Tod zu folgen. Manchmal kann der unumstößliche Wille eines Menschen Enormes leisten. Er ist imstande, Kräfte zu mobilisieren, die jeder Logik entbehren, die Unfaßbares geschehen lassen. Für mich sind das die kleinen Wunder, die ab und an geschehen, die auch ich nicht begreifen kann, die es aber glücklicherweise auf dieser Welt gibt. Manche Leute nennen so etwas Schicksal, Vorsehung, Bestimmung, höhere Gewalt oder ganz einfach nur zufällige Begebenheit. Sicher gibt es drei Dutzend andere Begriffe dafür. Letztendlich ist es egal, wie man es nennt. Wenn es so etwas Positives wie in Ihrem Fall ist, sollte man es am besten einfach nur hinnehmen, sich darüber freuen, aber keinesfalls versuchen, es zu ergründen. Genießen Sie es, ohne lange zu fragen. Nach allem ist das Ihr gutes Recht. Sie haben es verdient."

"Aber womit?"

"Sie können es nicht lassen zu zweifeln."

"Ich will gar nicht zweifeln, ich frage mich nur."

"Sie müssen die Frage anders stellen. Womit hätten Sie das Gegenteil verdient?"

"Verdient nicht, aber vielleicht erwartet."

"Erwartet? Du lieber Himmel, weshalb denn das?"

"Ich weiß es nicht." Jess zog ratlos die Schultern hoch. "Ich weiß es wirklich nicht. Ich rede mir das halt so ein. Wenn man so oft so leichtfertig mit seinem Leben umgegangen ist wie ich, darf man doch nichts anderes erwarten, oder?"

"Wenn Sie unbedingt so schlecht über sich denken wollen … Na schön, von mir aus, obwohl ich es nicht für richtig finde, denn so schlecht haben Sie Ihr Leben gewiß noch nicht behandelt, sonst hätten Sie es schon viel früher verloren, lange, bevor wir uns begegnet sind. Ich kenne Sie zwar bei weitem nicht so gut, wie dies Slim Sherman tut, aber trotzdem gut genug, um das sagen zu können. Wenn Sie sich jedoch unbedingt so negativ sehen wollen, dann sollten Sie dieses wiedergewonnene Leben als Chance betrachten, es in Zukunft pfleglicher zu behandeln. Wie gefällt Ihnen das?"

"Sie haben das sehr gut erklärt. Damit kann ich mich sogar einigermaßen identifizieren."

"Werden Sie sich auch daran halten?"

"Zumindest habe ich mir vorgenommen, es zu versuchen. Nur manchmal habe ich da keinen Einfluß darauf. Dann passiert ein dummer Zufall, und ich stecke wieder mittendrin, ohne daß ich es wollte. So wie damals …"

"Woran denken Sie? Daran, als das da passierte?" nickte George bezeichnend in Richtung seiner linken Brustseite.

"Nein, nicht daran. Wahrscheinlich, weil ich mich an den Vorfall nicht selber erinnern kann. Nein, ich meine den Zwischenfall in der Stadt, eine Woche bevor ich nach hierher aufbrach. Merkwürdig, die ganze Zeit habe ich so gut wie nicht daran gedacht. Jetzt auf einmal habe ich es wieder vor Augen, als wäre es heute morgen erst passiert."

"Möchten Sie mit mir darüber sprechen?"

"Nicht unbedingt. Verstehen Sie mich nicht falsch, George. Es ist nicht so, daß ich es Ihnen nicht sagen will, weil ich der Meinung bin, es ginge Sie nichts an, sondern einfach nur deshalb, weil ich Sie damit nicht belasten und uns damit nicht den Abend verderben will."

"Ist es denn so etwas Schlimmes?"

"Ansichtssache, reine Ansichtssache! Wie gesagt, lassen wir es gut sein. Tut mir leid, daß ich überhaupt davon angefangen habe. Aber manchmal denke ich halt laut vor mich hin und merke dann meist zu spät, daß ich es besser für mich behalten hätte."

"Wie Sie wollen, aber wenn Sie doch … Ich bin jederzeit für Sie da."

"Das weiß ich und dafür danke ich Ihnen." Jess lehnte sich wieder behaglich zurück. "Wissen Sie, George, irgendwie ist das schon merkwürdig. Ich meine, daß ich hier mit Ihnen sitzen und mich über all diese großen und kleinen Nebensächlichkeiten unterhalten kann."

"Aber was soll denn daran merkwürdig sein?"

"Vielleicht erübrigt sich die Frage, wenn ich Ihnen gestehe, daß ich … ich meine, heute kann ich das aus freien Stücken tun … Ich bin damals hierhergekommen mit der quälenden Gewißheit, hier zu sterben – sterben zu müssen."

"Ich weiß. Damals dachte ich auch, Sie würden das tun, ein paar Momente lang sogar, daß Sie es tun wollten. Erst nachdem Sie so krank wurden, habe ich meine Meinung darüber geändert, über Sie selbst, Ihre Einstellung zum Leben. Sie haben mir immer wieder Rätsel aufgegeben. Zeitweise bildete ich mir sogar ein, daß Sie mich enttäuschten, bloß weil Sie gewisse Dinge anders sahen oder sehen als ich. Aber als der Tod so nahe bei Ihnen war, daß selbst ich ihn spüren konnte, als Slim Sherman tage- und nächtelang Ihre Hand gehalten und für Ihr Leben gefleht, ja, sogar geweint hat, und Sie diesem freundschaftlichen Hilferuf mit letzter Kraft, mit Ihrem letzten Atemzug gefolgt sind, sich in dieses Leben haben zurückreißen lassen – da mußte ich mich für all meine Zweifel abgrundtief schämen. Heute weiß ich, daß Sie gar nicht wirklich sterben wollten, sondern nur nicht mehr genügend körperliche Kraft besaßen, um Ihren Willen allein durchsetzen zu können. Nicht allein die gute medizinische Versorgung, die wir Ihnen hier bieten konnten, hat Sie gerettet. All unser Bemühen wäre erfolglos geblieben ohne die Hilfe, die Ihnen Ihr Freund gegeben hat. Ich bilde mir ein, daß Sie es allein Slim Shermans Anwesenheit verdanken, daß Sie es geschafft haben."

"Davon bin ich sogar überzeugt. Ich war schon viel früher der Meinung, daß er der einzige ist, der den Tod von mir fernhalten kann. Das klingt bestimmt fürchterlich theatralisch, aber irgend etwas Wahres muß daran sein. Obwohl ich ursprünglich niemanden von zu Hause hier sehen wollte – oder besser, ich wollte nicht, daß mich jemand von zu Hause hier sieht, wie ich …" Jess verschluckte den Rest. "Als ich fühlte, daß … Ich wollte, daß er im letzten Augenblick bei mir ist. Ich wußte nicht, daß er tatsächlich da war, aber ich habe komischerweise ganz deutlich seine Nähe gespürt. Von dem Moment an ist dieser Schatten um mich herum kleiner geworden. Ich kann das nicht so richtig erklären. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich mir das nicht nur hinterher eingebildet habe. Wie dem auch sei, eines steht fest: es hat mir wieder einmal klar gezeigt, was dieser Mensch für mich bedeutet."

"Ich glaube, ich verstehe, was Sie damit sagen wollen. Sie haben das sogar sehr gut erklärt. Ich bin fest davon überzeugt, daß Sie für Ihren Freund dasselbe bedeuten. Ich werde nie vergessen, wie fest er selbst im Schlaf Ihre Hand hielt, gerade so, als wollte er Sie mit Gewalt von diesem Schatten fortreißen. Wahrscheinlich hat er das im wahrsten Sinne des Wortes getan."

"Mit Sicherheit sogar!" Jess atmete tief auf. Es war eine wahre Wohltat, daß nicht sofort diese unerträglichen Stiche durch seine Brust fuhren und die zerschossene Rippe sich erst in einem erträglichen Rahmen meldete, als seine Lungen ohnehin bis zu ihrer momentanen Kapazität mit Luft gefüllt waren. "Er hat das schon einmal fertiggebracht. Deshalb hoffte ich, daß er es … Wie gesagt, George, wahrscheinlich entspringt das alles nur meiner Phantasie. Aber selbst wenn es so ist – es hat funktioniert. Und das kann keine Einbildung sein."

"Jess, ich weiß nicht, ob ich das Recht habe, Sie deshalb anzusprechen. Falls nicht, dann entschuldigen Sie, wenn ich es doch tue", druckste George umständlich herum, faßte jedoch Mut weiterzusprechen; denn die Augen seines Gesprächspartners ruhten geduldig auf ihm und er machte nicht den Eindruck, als wollte er ihm heute abend irgend etwas verübeln. "Damals, als ich Sie vor der Kommode überrascht habe … da wollten Sie nicht wirklich … ich meine, Sie hätten doch nicht …" Er schluckte betreten. "Haben Sie es wirklich tun wollen?"

"Das beschäftigt Sie die ganze Zeit, nicht wahr?"

George nickte stumm. Unbehagen stand ihm ziemlich auffällig im Gesicht. Offensichtlich schämte er sich für seine Zweifel; aber er mußte sie unbedingt aus der Welt schaffen, auch den geringsten von ihnen. Zwar könnte Jess ihn keinesfalls enttäuschen, egal, wie seine Antwort ausfiel; aber er mußte das auf der Stelle mit dem Mann selbst klären, von dem er noch vor kurzem befürchtet hatte, nie mehr eine Antwort erhalten zu können.

"George, wenn ich es tatsächlich hätte tun wollen, dann hätte ich es getan. Dann hätten weder Sie noch jemand anders, weder meine Krankheit noch der Tod selbst mich davon abhalten können. Ich durfte es nicht tun, weil ich nicht allein auf dieser Welt bin, weil es Menschen gibt, die auf mich zählen, die mir etwas bedeuten, die mich brauchen. Gerade wegen dieser Menschen gab es für mich immer Hoffnung, auch wenn ich – und das muß ich offen zugeben – sie oftmals nicht mehr gesehen habe, nicht mehr sehen konnte vor Schwäche und Schmerzen, die mich beinahe zur Verzweiflung trieben. Es wäre eine unverzeihliche Sünde gewesen, diesen Menschen wiederum ihre Chance auf Hoffnung zu nehmen, indem ich dem Schicksal vorweggegriffen und jede Möglichkeit meines Lebens selber vernichtet hätte. Dazu hatte ich kein Recht, zwar wohl mein eigenes Leben zu beenden, aber nicht die Hoffnung und das Vertrauen meiner Angehörigen zu zerstören."

Beim Reden hatte Jess nicht ein einziges Mal Anstalten gemacht, dem Blick seines Gegenübers auszuweichen. Jetzt, da diese furchtbare Belastung, die unmittelbare Gefahr für sein Leben in der Tat gebannt schien, konnte er offen mit ihm darüber reden, ohne sich in seiner Privatsphäre zu sehr verletzt zu fühlen. Schließlich war George in all den Wochen zu einem echten Vertrauten geworden, der zwar längst nicht die Stellung eines Slim Shermans einnehmen konnte und niemals eine derartige Stellung erreichte, aber er war doch so etwas wie ein Freund und zumindest vorübergehend ein recht zuverlässiger Ersatz für vertrauliche Gespräche, die eine gewisse Grenze allerdings nicht überschritten – nicht überschreiten konnten.

"So etwas Ähnliches hat auch Slim Sherman gesagt", stellte George wie zur Bekräftigung fest, bewies ihm Jess' Aussage doch, wie gleichgesinnt sich diese zwei Männer aus Laramie waren, wie gut sie sich kannten und einschätzen konnten, wie groß ihre Verbundenheit war.

"Sie haben mit ihm darüber gesprochen?" vergewisserte sich Jess erstaunt.

Daß George das alles so sehr beschäftigte, um sich sogar bei Slim Sherman Rat zu holen, hätte er nicht gedacht; ohne ihm selbstverständlich daraus einen Vorwurf zu machen, denn schließlich mußte er damit rechnen, daß Jess für ein weiteres Gespräch keine Gelegenheit mehr bekäme.

"Ja", meinte George ein wenig verlegen, "ich hatte angenommen, daß ich keine Möglichkeit mehr hätte, noch einmal mit Ihnen selbst …" Er brach ab, weil er sich für das, was er sagen wollte, zu schämen schien.

"Aber Sie brauchen sich doch nicht zu rechtfertigen und in bezug auf mich auch nicht zu genieren. Ich bin nicht so empfindlich. Das sollten Sie wirklich langsam wissen."

"Aber vielleicht denken Sie jetzt … ich meine, ich wußte mir nicht anders zu helfen und auch nicht, mit wem ich sonst darüber reden könnte."

"Lassen Sie sich darüber bloß keine grauen Haare wachsen. Slim ist schließlich mein bester Freund. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er Ihnen viel anderes gesagt hat. Nicht Slim!"

"Das hat er tatsächlich nicht. Hat er Ihnen nicht davon erzählt?"

"Nein, warum sollte er? War doch nicht nötig, oder?" Jess machte eine kurze rhetorische Pause, ohne eine Reaktion zu erwarten. "Nun, und ich habe nicht gefragt."

"Irgendwie ist es erstaunlich, wie Sie beide miteinander umgehen."

"Wieso?"

"Ich glaube, ich kann das nicht erklären. Ich meine, diese innere Übereinstimmung, das füreinander Empfinden, dieses bedingungslose Vertrauen, das füreinander Dasein, ohne sich Gedanken machen zu müssen, ob es der andere ebenfalls so sieht, das Wissen ohne den geringsten Zweifel, vom anderen nicht nur das gleiche zu erhalten, sondern sogar noch mehr, und das alles mit einer Selbstverständlichkeit, einer Freude, ja, ich möchte fast sagen, Hingabe und verantwortungsbewußten Treue und Ehrlichkeit, die einem Außenstehenden nahezu unwirklich erscheinen muß. Sie sind um diese Freundschaft zu beneiden, wissen Sie das?"

"Ja, ich weiß, und deshalb ist sie mir auch – nein, uns! – ziemlich trivial ausgedrückt – heilig. Gerade dieses Wort würde ich in keinem anderen Zusammenhang benutzen."

"Um so erstaunlicher ist es, daß Sie sich manchmal anscheinend nicht viel zu sagen haben, besonders in entscheidenden Momenten nicht."

Jetzt lachte Jess herzlich auf.

"Das haben Sie tatsächlich gemerkt?"

"Ja, ist mir aufgefallen."

"Allerdings stimmt das nur teilweise. Es ist richtig, wenn wir einer Meinung sind. Ich meine, was sollen wir dann viel reden? Aber wehe, unsere Meinungen gehen nur soviel auseinander!" Er hob die Hand, um George mit Zeigefinger und Daumen zu zeigen, wieviel er meinte. Zwischen seine Fingerkuppen hätte nicht einmal mehr ein Haar gepaßt. "Da können wir endlos diskutieren und uns auch schon einmal so richtig in die Wolle kriegen. Mrs. Cooper kann Ihnen da mehr als ein Lied singen."

"Sie meinen, Sie gehen da richtig miteinander zur Sache?" vergewisserte sich George mit ungläubig hochgezogenen Brauen. "Das kann ich mir aber nun wirklich nicht vorstellen."

"Na ja, was heißt richtig? Allerdings, blaue Flecken gibt das schon hin und wieder, und das eine oder andere Mal fehlen an unseren Hemden auch ein paar Knöpfe. Aber Sie haben schon recht. Es käme uns natürlich nie in den Sinn, den anderen irgendwie ernsthaft zu verletzen – um Gottes willen! Wahrscheinlich liegt Mrs. Cooper gar nicht so falsch mit Ihrer Feststellung, daß wir uns zuweilen benehmen wie zwei alberne Kindsköpfe auf dem Schulhof. Ich kann Ihnen jedoch versichern, daß das alles nichts mit unserer Freundschaft zu tun hat. Der tut das bestimmt keinen Abbruch."

"Vielleicht hat es aber gerade damit zu tun, denn sonst würde ihr so etwas auf Dauer gewiß schaden."

"Wer weiß", grinste Jess, "so gesehen, liegen Sie bestimmt richtig. Es ist ja auch nicht so, daß solche extremen Meinungsverschiedenheiten regelmäßig in derlei Gefechten enden. Ich denke, ein bißchen erwachsener sind wir da schon."

"Möchte ich auch nicht bezweifeln." George grinste noch breiter als sein Gesprächspartner. "Nachher wollen Sie mir das auf Ihre Art demonstrieren. Ich glaube, das würde uns beiden schlecht bekommen."

"Ja, mir wahrscheinlich sogar schlechter als Ihnen."

"Das glaube ich nicht, höchstens vielleicht hinterher. Ich beobachte Sie genau." George wurde eine Spur ernster. "Es ist schön zu sehen, wie Sie mit jedem Tag und jeder Übung kräftiger werden, Ihren Körper, die Muskeln, auch die feineren Bewegungen immer besser beherrschen, langsam, aber stetig die Kontrolle über sich zurückgewinnen, Belastungsmöglichkeit, Ausdauer und Kraft zunehmen. Ich fürchte, ich werde bald mehr damit zu tun haben, Sie zu bremsen, denn die Gefahr, daß Sie sich in Ihrer Zähigkeit überanstrengen, wird ebenfalls mit jedem Mal größer. Nur das würde Ihnen im Augenblick noch sehr schlecht bekommen."

"Ich weiß. Ich wundre mich auch beinahe über mich selbst, daß ich für das alles soviel Geduld aufbringe. Aber anscheinend habe ich durch die intensive Berührung mit dem Tod ein anderes Gefühl für gewisse Dinge und auch die Zeit erhalten. Ich weiß nicht, für wie lange diese Geduld anhält, aber für den Moment habe ich mir vorgenommen, an ihr festzuhalten. Das Risiko, das ich früher nie sehen wollte, das ich immer mit einem Achselzucken leichtfertig übergangen habe – ich glaube, ich habe dafür plötzlich so etwas wie Respekt entwickelt, keine Angst, aber Respekt. Außerdem, da ich jetzt Gott sei Dank fest damit rechne – rechnen darf –, wieder nach Hause zu kommen, ob nun ganz gesund oder nicht, fällt es mir auch nicht mehr so schwer, geduldig zu sein. Mir ist, als ginge ich durch einen Tunnel, an dessen Ende ich ein Licht erkennen kann. Da ist auf einmal wieder ein positives Ziel. Und ich weiß, wenn ich es sehen kann, kann ich es auch erreichen, egal wie! Ich muß es nur erreichen wollen."

"Sie werden es erreichen. Davon bin ich überzeugt. Nach allem, was ich mit Ihnen erleben mußte in der Zeit, die Sie hier sind, besteht für mich kein Zweifel mehr – jetzt nicht mehr!"

"Sie haben anfangs nicht damit gerechnet, daß es für mich eine Zukunft gibt, nicht wahr?"

"Nein, Jess, das habe ich tatsächlich nicht."

"Sie haben es schon damals gewußt, als Sie mich abholten und zum erstenmal sahen. Stimmt's?"

"Heute macht es mir nicht mehr soviel aus, daran zu denken, weil ich Sie Gott sei Dank auf dem Weg sehen kann, auf dem ich Sie mir immer gewünscht habe, aber zu Beginn unserer Bekanntschaft mir nicht vorstellen konnte. Ja, ich wußte es sofort. Sie waren ein vom Tod gezeichneter Mann, dem nach menschlicher Vorstellungskraft und bestem medizinischem Wissen keine Chance auf Genesung mehr bevorstand. Als Sie damals auf dem Wagen neben mir kauerten, hockte zwischen uns der Tod. Für mich war das furchtbar, glauben Sie mir! Aus dem einfachen Grund, weil Sie mir sofort sympathisch waren. Fragen Sie mich bitte nicht, warum! Ich meine, ich habe Sie ja gar nicht gekannt. Trotzdem merkte ich sofort, daß Sie anders sind als die anderen Gäste, die wir sonst hier oben haben, so angenehm frei von dieser widerwärtigen Überheblichkeit. Deshalb hat es mir besonders wehgetan, mit anzusehen, wie sehr Sie leiden mußten, ohne daß wir Ihnen hier im Grunde viel helfen konnten. Unsere ganze Hilfe bestand nur darin, Ihnen das …" George schluckte. Selbst im nachhinein fiel es ihm schwer, seine Gedanken offen auszusprechen.

"… mir das Sterben so leicht wie möglich zu machen", vollendete Jess den Satz, dem es offensichtlich weniger Probleme bereitete, über dieses Thema unverblümt zu reden, als beträfe es ihn nicht selbst, sondern irgendeinen unbekannten Dritten. "Das wollten Sie doch sagen? Keine Angst, es macht mir gewiß nichts aus, so offen darüber zu sprechen – nicht nachdem ich es soweit einigermaßen hinter mir habe."

George blickte ihn sinnend an. Es war nicht das erste Mal an diesem Abend. Irgend etwas faszinierte ihn an diesem Mann. Er war nicht imstande, dies genauer zu definieren oder zu erklären, worin diese Faszination begründet war. Vielleicht lag es an dem Hauch von Geheimnisvollem, das ihn umgab, dieses abenteuerliche Unbekannte, dieser letzte Rest von Rätselhaftigkeit, diese unfaßbaren Widersprüche, die in diesem Menschen zu schlummern schienen, der allgegenwärtige Gegensatz zwischen beinahe gefühlvoller Sanftmut auf der einen und unerschütterlicher, ja, in gewisser Weise derber Unumstößlichkeit auf der anderen Seite. Da schien es eine ganze Menge mysteriöser Ungereimtheiten, wahrscheinlich sogar dunkle Punkte im sicherlich bewegten Leben eines Jess Harpers zu geben, über die dieser es vorzog, sich auszuschweigen, nicht weil er etwas zu verbergen hatte oder bewußt zu verbergen beabsichtigte, sondern weil er niemanden mit seinem Gerede darüber behelligen wollte. Trotz dieser Spur von geheimnisumwitterter Abenteuerlichkeit war George keinem aufrichtigeren Menschen begegnet, mit soviel Selbstachtung und Verantwortungsbewußtsein anderen gegenüber. Wahrscheinlich, sagte er sich, lag das daran, weil es nicht viele von dieser Sorte Menschen gab.

"Was haben Sie, George?" brach Jess auf einmal das eingetretene Schweigen. Um seine hageren Züge huschte ein verschmitztes Lächeln. "Sie sehen mich an wie einen Geist."

"Entschuldigen Sie, aber ich dachte gerade, was Sie für ein außergewöhnlicher Mensch sind."

"Du lieber Himmel! Was soll denn ausgerechnet an mir außergewöhnlich sein?"

"Sie selber. Ich kann Ihnen das nicht genauer erklären. Es klingt bestimmt albern, wenn ich das sage, aber Sie üben eine enorme Ausstrahlung auf Ihre Mitmenschen aus, der man sich nicht oder nur sehr schwer entziehen kann. Sie können eine extrem starke Persönlichkeit entwickeln, die einen unwiderstehlich in ihren Bann zieht. Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch, Jess! Ich meine das keineswegs negativ. Im Gegenteil! Es ist für mich eine äußerst positive Erfahrung, ein sehr positiver Einfluß, der von Ihnen ausgeht."

"Ich glaube, jetzt nehmen Sie mich gewaltig auf den Arm!"

"Gott bewahre! So etwas käme mir nie in den Sinn. Ich versuche nur auszudrücken, was ich in Ihrer Nähe empfinde und was sicherlich schon andere empfunden haben."

"Jetzt reden Sie fast wie Arthur Kellington und noch mehr wie Lincoln Majors. Die wollten mir auch so etwas Ähnliches weismachen."

"Wer sind die Herren?"

"Der eine Poststellenleiter, der andere Bankdirektor aus Laramie, und beide recht engagierte Mitglieder des Gemeinderates, Majors sogar der Vorsitzende."

"Nun, wenn das sogar solche wichtigen Personen behaupten, kann ich mit meiner Feststellung gar nicht so falsch liegen."

"Ich glaube, George, Sie sehen mich irgendwie falsch."

"Und ich wiederum glaube, daß ich das nicht tue. Auch die Leute in Laramie müssen das erkannt haben. Ich weiß, daß sie Ihnen diesen Aufenthalt hier als bescheidene Anerkennung Ihrer Verdienste für das Gemeinwohl der Stadt und des gesamten Bezirkes finanzieren, obwohl Sie es strikt abgelehnt haben. Ein solches Geschenk macht man nur, wenn man von jemandem überzeugt ist. Sie müssen zu Hause sehr beliebt sein."

Jess lachte mit einer beinahe wegwerfenden Geste auf. Daß er sogar hier mit der hartnäckigen Entschlußfreudigkeit der Honoratioren von Laramie konfrontiert wurde, hatte er zwar nicht gerade erwartet, aber doch insgeheim befürchtet.

"Wenn Sie wüßten, wie viele Leute ich kenne, bei denen ich mit Sicherheit nicht beliebt bin. Ich schätze, das sind auf jeden Fall mehr, als unser Stadtrat Mitglieder hat."

"Das will ich Ihnen gern glauben, allerdings nicht, daß davon welche im Stadtrat sitzen." George verzog den Mund zu einem verstohlenen Lächeln. "Daß ein Mann wie Sie nicht nur Freunde hat, bleibt anscheinend nicht aus. Aber anständige Menschen werden wohl kaum zu Ihren Feinden zählen."

"Zu meinen Feinden vielleicht nicht gerade, aber es sind gewiß etliche dabei, die ich auch nicht zu meinen Freunden rechnen würde, noch nicht einmal zu entfernten. Und was meinen Sie, wie viele es gibt, die mich lieber tot als lebendig sähen, die es geradezu begrüßt hätten, wenn ich an dieser Kugel endlich krepiert wäre."

"Aber doch nicht in Laramie!"

"Das wahrscheinlich nicht, aber es gibt schließlich noch mehr Menschen in diesem Land."

"Sie sind schon viel herumgekommen, nicht wahr?"

"Das kann ich nicht leugnen. Bis vor ein paar Jahren war ich ein ziemlich ruheloser Bursche. Seit ich die Verantwortung für Mike habe, hat sich das grundlegend geändert, schlagartig sogar. Bestimmt bin ich mit zunehmendem Alter auch ein wenig bequemer geworden."

"So alt sind Sie doch gar nicht. Ich würde eher sagen, gereift."

"Schätze, Sie haben recht. Irgendwann sollte man seinen Weg gefunden haben, sonst hört man nie auf zu suchen. Heute glaube ich sogar, man verbaut sich mit dieser rastlosen Sucherei selbst die Chance, den Weg zu finden, der einen ans Ziel bringt. Ob es letztendlich der richtige ist, weiß man wohl erst, wenn man angekommen ist, sofern man überhaupt ankommt. Im Moment jedenfalls sehe ich für mich nur ein Ziel: wieder gesund zu werden und hoffentlich bald nach Hause zu kommen. Mehr möchte ich vorerst gar nicht erreichen und auch nicht anstreben. Noch fehlt mir die Kraft, darüber hinaus etwas anderes ins Auge zu fassen."

"Ich weiß, Sie werden das schaffen", versicherte George voller Zuversicht. "Bis vor kurzem hätte ich nicht gewagt, das zu behaupten, aber heute kann für mich kein Zweifel mehr bestehen – natürlich vorausgesetzt, daß Sie nicht leichtsinnig werden."

"Keine Sorge! Wie gesagt, habe ich nicht vor, es zu werden."

Als Jess sich aus dem bequemen Sessel erhob, blickte George verwundert an seiner abgezehrten Gestalt auf.

"Nanu, was haben Sie? Wollen Sie etwa schon gehen?"

"Ja, hatte ich eigentlich vor."

"Ist Ihnen nicht gut?" war George sofort um ihn besorgt, obwohl Jess trotz seiner noch sehr schwächlich wirkenden Erscheinung nicht unbedingt den Eindruck erweckte, als ginge es ihm auffallend schlecht. Im Gegenteil, stand er doch aufrecht da, ohne sich deshalb besonders anstrengen zu müssen oder gar nur, um eine verborgene Schwäche überspielen zu können.

"Mir geht es prächtig!" versicherte er, wobei er nicht einmal übertreiben mußte. Er fühlte sich tatsächlich ausgesprochen wohl an diesem Abend. "Eh ich zu Bett gehe, wollte ich nur zusehen, daß ich ein paar Zeilen für Mike zusammenkriege. Der Ärmste wird sich fürchterliche Sorgen machen, weil er so lange nichts von mir gehört hat."

"Aber Sie können mir doch auch hier diktieren. Ich werde schnell Papier und Tinte holen."

"Bemühen Sie sich nicht, George! Ich wollte diesmal das Schreiben selbst übernehmen." Jess hob seine linke Hand und bewegte freudestrahlend seine Finger. "Jetzt nachdem ich wieder zwei gesunde Hände habe, kann ich wenigstens das Papier festhalten."

Nun strahlte auch George übers ganze Gesicht.

"Da wird sich der Junge aber freuen."

"Ja, und garantiert fürchterlich meckern, weil er meine Schrift nicht lesen kann. Zumindest kann ich mir Slims Kommentar lebhaft vorstellen. Na ja", Jess' Schmunzeln ging in ein breites, amüsiertes Grinsen über, "ich werde mir Mühe geben. Bei meiner Sonntagsschrift ist wenigstens jedes zweite Wort zu entziffern. Besser werde ich es wohl nicht hinkriegen."

"So schlecht ist doch Ihre Schrift überhaupt nicht."

"Woher wollen Sie das wissen? Sie mußten sie doch zum Glück noch nicht lesen."

"Nein, aber ich kenne Ihre Unterschrift."

"Seien Sie froh, daß Sie noch nicht in größeren Genuß gekommen sind. Vielleicht sollte ich vorher ein paar Schreibübungen machen, damit es nicht gar so schlimm wird."

George lachte belustigt auf. Diese lockere, natürlich wirkende Heiterkeit seines anvertrauten Gastes gefiel ihm. Schon allein deshalb würde er ihn vermissen, wenn er dieses Haus früher oder später wieder verließ.

"Lassen Sie es aber trotzdem nicht allzu spät werden", riet er ihm in wohlgemeinter Fürsorglichkeit, ohne ihn damit bevormunden zu wollen. "Denken Sie bitte daran, daß ausreichende Nachtruhe für Sie lebensnotwendig ist."

"Keine Angst", winkte Jess grinsend ab, "bei so einer anstrengenden Arbeit ist es möglich, daß ich schon nach dem ersten Satz reif für die Matratze bin."

"Und wenn Sie mich brauchen …"

"… werde ich sofort läuten."

"Aber bitte wirklich daran halten!" Georges erhobener Zeigefinger unterstrich diese freundschaftlich gemeinte Mahnung. "Der Professor würde mir sonst den Kopf abreißen."

"So etwas könnte ich doch nicht verantworten."

"Im Ernst, Jess! Ich sage das nur, weil ich Sie in der Beziehung ganz gut kenne. Ihre Genesung macht zwar gewaltige Fortschritte, trotzdem sind Sie noch sehr krank. Jede Nachlässigkeit könnte fatale Folgen für Sie haben. Ich würde es mir selbst nie verzeihen, wenn …"

"Zum Verzeihen wird es nichts geben, George", unterbrach Jess ihn und legte ihm im Vorbeigehen kurz die Hand auf die Schulter. "Sie sollten sich nicht so viele Gedanken um mich machen. Ich bin bestimmt nicht so leichtfertig, wie ich mich manchmal anhöre. Das kann ich mir nämlich generell nicht leisten. Bis morgen."

"Gute Nacht. Und, Jess!" rief George ihm nach, als er schon an der Tür war, daß dieser sich mit erwartungsvoll hochgezogenen Brauen umwandte. "Bitte gehen Sie heute abend nicht mehr hinaus auf den Balkon. Es weht ein eisiger Nordwind. Besser, Sie lassen auch das Fenster geschlossen."

"Ich werde die Lüftungsklappe ganz öffnen. Das wird reichen, denke ich. Zufrieden?"

George nickte zustimmend. Trotz aller Versicherungen würde er es sich nicht nehmen lassen, später, bevor er selbst zu Bett ging, noch einmal nach ihm zu sehen, nicht weil er annahm, Jess könnte unvernünftigerweise nicht seine gutgemeinten Ratschläge befolgen, sondern um sich selbst zu vergewissern, daß in dieser Nacht keine unvorhergesehenen Probleme auftreten konnten. Daß Jess nicht leichtsinnig handelte, wollte er ihm gern glauben; aber er, George, war für ihn als Patienten verantwortlich. Deshalb durfte er selbst auch nicht leichtsinnig werden, was die Wiederherstellung seiner Gesundheit betraf.

Während der nächsten drei Tage fiel eine Menge Schnee, und die ganze Zeit blies ein heftiger Nordwind, daß es selbst tagsüber kaum hell wurde und es Jess Harper ausgesprochen leicht fiel, sich an die Anordnung zu halten, unter keinen Umständen das Haus zu verlassen, ja, noch nicht einmal die Nase aus dem Fenster zu strecken. Es war wie ein letztes verzweifeltes Aufbäumen eines längst zum Abzug fälligen Winters, der zumindest laut Kalender seit zwei Wochen vorüber war.

Wenn Jess nicht mit Bewegungsübungen beschäftigt war, die nicht nur seine Muskulatur kräftigen sollten, sondern auch seine Ausdauer und sein Atmungsvermögen förderten, war er meist in der Bibliothek zusammen mit George zu finden, wo die beiden stundenlang über dem Schachbrett brüteten, ohne daß es ihnen langweilig zu werden drohte. Oder manchmal vertiefte er sich in eines der zahllosen Bücher, die Professor Tyler aus aller Welt zusammengetragen hatte, als müßte er in diesen Mußestunden all das nachholen, was er bisher an Literatur in seinem Leben versäumt hatte, weil ihm sowohl die Zeit als auch die Möglichkeit dafür fehlte.

Oft arbeitete er auch an dem Zaumzeug, das er kunstvoll aus Roßhaar flocht, das ihm Olaf teils aus dem eigenen Stall, teils aus dem Mietstall im Ort besorgte. Was sich anfangs als sehr gute Übung für seine beinahe verlorengegangene und nun wiedergewonnene Fingerfertigkeit erwies, entwickelte sich mehr und mehr zu einer eifrigen, solide gefertigten Handarbeit, mit der er seinen Pflegesohn überraschen wollte, der sich über dieses Geschenk sicherlich mehr freute als über ein teuer gekauftes Mitbringsel von unterwegs.

Mitte April wurde das Wetter endlich besser. Die Sonne brach immer häufiger durch die schweren Wolken, es wurde zunehmend freundlicher und wärmer. Zuerst stieg die Temperatur kaum über den Gefrierpunkt; aber dann war der Frühling nicht mehr aufzuhalten. Außer auf den höher gelegenen Gipfeln setzte überall die Schneeschmelze ein, obwohl es nachts noch empfindlich kalt wurde und sich stellenweise dicke Eisschichten bildeten, die jedoch die wärmenden Strahlen der Sonne bald nach Tagesanbruch wegtauten.

Für den Mann von der Sherman-Ranch kam der Frühling genau zur richtigen Zeit, nämlich gerade dann, als er kräftig genug war, um das Haus endlich verlassen zu können. Seine ersten Ausflüge führten ihn allerdings nicht sehr weit, lediglich auf die Terrasse oder in den hausnahen Teil des parkähnlichen, naturbelassenen Gartens. Dafür konnten er und George die Partie Schach endlich beenden. Die schweren Holzfiguren, die noch genauso da standen, wie sie sie Ende Dezember zurückgelassen hatten, die Schnee, Eis und Sturm geduldig getrotzt hatten, ohne Schaden zu nehmen, die unzählige Male in Schneewehen versunken oder bei Kälteeinbrüchen nach Tauwetter festgefroren waren, glichen aufrechten Kriegern auf einem unblutigen Schlachtfeld, die nur darauf zu warten schienen, ihr lautloses Gefecht fortzusetzen. Immerhin war Jess nun in der Lage, zumindest die etwas kleineren, leichteren Figuren, die die Bauern verkörperten, selbst zu rücken, während Olaf freudestrahlend bei den größeren half.

An einem der nächsten Abende brachte Professor Tyler Neuigkeiten aus dem Ort mit. In zwei Tagen sollte endlich ein neuer Arzt nach Colorado Springs kommen, der gleichzeitig die Krankenstation der Minengesellschaften mitbetreuen würde, so daß Tyler nur im Notfall und höchstens einmal in der Woche für ein paar Stunden nach dem Rechten zu sehen brauchte.

Außerdem hatten sich für die folgende Woche die ersten zwei Gäste angemeldet, die sich die Genesung ihrer nichtssagenden Zipperlein in der Obhut Professor Tylers einiges kosten ließen und dafür sicherlich über Gebühr die Nerven des Personals einschließlich die des Professors strapazierten.

"Dann wird es hier bald aus sein mit dem Frieden", stöhnte George, der mit seinem anvertrauten Gast nach dem Abendessen einen Spaziergang im Garten machte. Seit das Wetter besser geworden war, verbrachten sie bald mehr Zeit draußen als drinnen.

Für einen Moment gingen sie schweigend nebeneinanderher, genossen die Stille des Abends, die klare Nachtluft, während ihnen ein fast voller Mond am sternenklaren Himmel den Schotterweg beleuchtete, der weiter Richtung Wald und zu dem kleinen See führte, zu dem sie vor ein paar Tagen zum erstenmal wieder gegangen waren und der seit der Zeit regelmäßig auf ihrem Ausflugsprogramm stand.

Noch war die Nachtluft kalt, aber bei weitem nicht mehr so schneidend eisig wie bis vor kurzem, und Jess genoß es, sie tief in seine Lungen zu pumpen, ohne daß er dabei irgendwelche Beschwerden verspürte. Sogar die lädierte Rippe machte ihm beim normalen Atmen keine Schwierigkeiten mehr, sondern meldete sich höchstens bei einer allzu ruckartigen Bewegung oder wenn er sich gar zu sehr anstrengte, daß die Atemfrequenz über Gebühr stieg. Daß er sich dann sofort die nötige Ruhe und Erholung verschaffte, dafür sorgte jedesmal sein treuer Begleiter, von dem er darüber hinaus den entsprechenden Tadel erntete, sich wieder viel zuviel zugemutet zu haben. Aber bei ihrem abendlichen Spaziergang geriet er nicht mehr außer Atem. Er genoß es einfach nur, tief Luft holen zu können, ohne daß ihm Stiche in der Brust Einhalt geboten. Nach so langer Zeit war es wie ein völlig neues Lebensgefühl für ihn.

"George", brach er auf einmal die Stille, "meinen Sie wirklich, daß ich gesund werde?"

"Sie zweifeln doch nicht etwa daran?"

"Das nicht gerade." Jess' Stimme klang ernst, jedoch nicht schwermütig. "Es ist nur … Wenn ich an das alles zurückdenke, diese letzten Monate, dann kommt mir das Ganze so unwirklich vor, so, als ob ich nur etwas Furchtbares geträumt hätte, aber beim Aufwachen feststellen muß, daß es greifbare Realität ist. Dann sehe ich diese Narbe auf meiner Brust und muß daran denken, daß ich dem Tod so nahe war wie nie zuvor in meinem Leben. Und dann frage ich mich, ob dieser Tod nicht doch irgend etwas in meinem Körper zurückgelassen hat, was mich vielleicht auf längere Sicht allmählich und unbemerkt zerfrißt, und bis ich es bemerke oder ein Arzt es feststellen kann, ist es zu spät."

"Sie sollten sich darüber nicht so viele Gedanken machen. Sicher, Sie werden noch eine lange Weile sehr vorsichtig sein und die schwereren Arbeiten besser jemand anderem überlassen müssen, aber das heißt nicht, daß Sie nicht wieder ganz der alte werden. Sie sind noch jung und organisch völlig gesund, haben ein starkes Herz und sehr bald wieder eine körperliche Kondition, von der manch einer nur träumen kann. Wahrscheinlich werden Sie mich bei unseren Spaziergängen sehr bald abhängen, weil mir die nötige Puste fehlt. Dann werden Sie auf mich warten müssen anstatt umgekehrt. Das zerstörte Gewebe in Ihrer Lunge ist fast völlig vernarbt, die Entzündung so gut wie ausgeheilt, der zerschossene Knochen verwachsen. Das einzige, was zurückbleiben wird, ist eine häßliche Narbe – und die Erinnerung. Und von der sollten Sie sich nicht zu sehr quälen lassen. Schauen Sie lieber nach vorn! Freuen Sie sich einfach über dieses Leben, das Ihnen das Schicksal geschenkt hat, und machen Sie sich nicht so viele Gedanken über Wenn und Aber, die gar nicht existieren."

"Schätze, Sie haben recht. Es ist ja nicht so, daß ich an einem positiven Ausgang zweifle. Ganz im Gegenteil, möchte ich behaupten. Es ist nur … ich denke dabei weniger an mich."

"Ich weiß", nickte George sehr verständnisvoll. "Sie denken an Ihren Jungen, nicht wahr?"

"Ja, ich habe Angst, daß ihn ein weiteres Mal ein Schlag wie aus heiterem Himmel treffen könnte. Ich möchte mich nicht noch einmal auf so eine fürchterliche Art von ihm verabschieden müssen. Das könnte ich ihm nicht antun. Wir würden es beide nicht verkraften."

"Seien Sie unbesorgt, Jess! Wenn Sie nicht gar allzu leichtfertigen Raubbau mit Ihrer Gesundheit treiben, wird dies sicherlich nicht geschehen. Sie mit Ihrer Konstitution können gut und gerne hundert Jahre alt werden."

"Vorausgesetzt, es jagt mir nicht wieder einer ein Stück Blei zwischen die Rippen oder gleich zwischen die Augen", bemerkte Jess bissig, obwohl er dies als reine Feststellung und keineswegs als Vorwurf gegenüber irgendwem sah, höchstens gegen sich selbst. "Na ja", meinte er dann leichthin, "eigentlich will ich ja gar keine hundert Jahre alt werden. Es genügte mir schon, wenigstens so lange zu leben, bis ich weiß, daß mich Mike nicht mehr braucht."

"Dann werden Sie sogar noch älter werden müssen."

"Woher denn! Mike ist heute schon sehr selbständig. Irgendwann wird er erwachsen sein und sein eigenes Leben leben wollen."

"Sicher, und dann kommt er zum erstenmal mit einer Freundin nach Hause, bald darauf mit seinem ersten Liebeskummer, später stellt er Ihnen stolz seine Braut vor, dann die Kinder. Es wird immer etwas geben, weshalb er Ihren Rat braucht oder einfach nur mit Ihnen reden will. Das haben Kinder so an sich. Sie werden erwachsen, gehen aus dem Haus, und wenn sie Sorgen oder Probleme haben, suchen sie die Nähe der Eltern. Oder einfach nur, um ihnen etwas Freudiges mitzuteilen. Und wenn es nicht mehr die Kinder sind, dann sind es die Enkel. Eltern werden immer von jemandem gebraucht. Die Töchter kommen zu ihren Müttern, die Söhne zu ihren Vätern. Das ist nun mal so. Glauben Sie ja nicht, Ihnen wird es eines Tages anders ergehen."

"Sie haben vermutlich recht." Jess atmete zufrieden auf. Anscheinend tat es ihm gut, dies von jemandem wie George bestätigt zu erhalten. "Sie stellen sich nicht vor, wie ich mich darauf freue, diese Entwicklung bei Mike mit erleben zu dürfen. Es gab Zeiten, da habe ich mit diesem Glück nicht mehr gerechnet. Es tat mir weh, wenn ich dabei an den Jungen dachte, daß auch er dieses Glück nicht erleben durfte. Und jetzt …"

"… sollten Sie es mit beiden Händen festhalten – für Sie beide!"

"Kein Problem!" Jess breitete die Arme aus, als wollte er die ganze Welt umarmen. "Hab' ich doch wieder zwei Hände dafür zur Verfügung! Wissen Sie was, George!" Er haute seinem Begleiter die Linke auf die Schulter, daß es diesem ganz anders wurde. "Ich werde auf der Stelle aufhören, mir finstere Gedanken zu machen. Ich möchte mich einfach nur noch über mein Leben und die Zukunft freuen, egal, wie sie aussehen werden. Ich werde beides nehmen, wie es kommt, und dankbar sein, daß ich beides erleben darf und das zusammen mit all den Menschen, von denen ich vor Monaten dachte, ihnen für immer Lebewohl gesagt zu haben." Tief aufatmend sog er die frische Nachtluft in die Lungen. Seine Stimme klang einen Hauch ernster, als er hinzufügte: "Soll ich Ihnen etwas sagen, George? Ich war schon lange nicht mehr von einer solchen Lebensfreude erfüllt. Ich könnte glatt Bäume ausreißen und sie da oben auf dem Mond anpflanzen, auch auf die Gefahr hin, daß mich die Mitglieder der Viehzüchtervereinigung in Cheyenne fortan als Farmer betrachten und mich nicht mehr zu ihren Versammlungen zuließen. Im Ernst!" versicherte er, als George herzhaft auflachte.

"Jess, Sie und Ihr trockener Humor werden mir fehlen! Ehrlich! Sie werden mir fürchterlich fehlen!" japste der kräftige Mann, neben dem Jess noch reichlich schmächtig wirkte, obwohl er seinen Körper bereits wieder mit einer flinken Gewandtheit beherrschte und mit seiner nervigen Behendigkeit seine eingeschränkte körperliche Kraft geschickt einsetzen konnte.

"Ich glaube eher, Sie werden froh sein, wenn Sie mich endlich los sind."

"Mitnichten, mein Lieber, mitnichten! Es ist wohl besser, wenn wir zum Haus zurückgehen, ehe es Ihnen einfällt, vor lauter Übermut eine Nachtwanderung hinüber zur Lichtung zu machen und womöglich ein Bad im See zu nehmen."

"Solange das Wasser dort noch so kalt ist, kann ich mich beherrschen."

"Ich fürchte, das würde Ihnen auch sehr schlecht bekommen."

"Eben!"

Fortsetzung folgt