Diese Geschichte habe ich bereits vor Jahren geschrieben, aber nie
veröffentlicht. Ich habe sieben Kapitel in dieser Länge, die ich nach und
nach bearbeiten werde, um sie hier vorzustellen. Wenn euch die Geschichte
gefällt, schreibe ich sie anschließend weiter.
Kleine Warnung. Die Geschichte ist vor dem Erscheinen von Star Trek 10 geschrieben worden. Kleine Unstimmigkeiten können also vorkommen.
Disclaimer: Nichts an dieser Geschichte gehört mir außer einigen der Nebencharaktere. Alle Rechte lieben bei Paramount Pictures und den Erben von Gene Roddenberry (er ruhe in Frieden).
STAR TREK
GIANT
KAPITEL 1
"Guten Morgen, Admiral."
"Guten Morgen. Stehen sie bequem."
Es war eine Szene, die sich jeden Morgen wiederholte. Jeden Morgen seit inzwischen über sechs Jahren. Vor eben diesen sechs Jahren wurde aus einem recht unbedeutendem, irdischen Botschafter, der, nun schon einer lebenden Legende entsprechenden, Admiral für äußere Angelegenheiten, Jean-Luc Picard. Trotz seines eher unscheinbaren Auftretens, hatte er meiste die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Personen, die sich mit ihm in einem Raum befanden. Einen Teil dieser Autorität machte mit Sicherheit die Admiralsuniform der Sternenflotte, die Picard trug, aus, doch zu einem viel größerem Teil war es einfach seine Person, die jeder Mensch auf der Erde und alle anderen Wesen im Bereich der Föderation kannte. Jedes Kind hörte bereits in der Schule von Jean-Luc Picard, dem Kommandanten des legendären Raumschiffs Enterprise-D.
Aber wie der Admiral mit seinen knapp 175 cm und ohne einem Haar auf dem Kopf jetzt in der Tür stand, wäre es sicher zu entschuldigen, wenn in ihm nicht diese hervorragende Person gesehen wurde.
Der Mann, der Picard begrüßt hatte, trug die Uniform der Besatzung des Sternenflottenkommandos, mit den Dienstabzeichen eines Fähnrichs. Es war Richard Tolschew, der persönliche Adjutant Picards. Die Begrüßung seines Vorgesetzten war für Tolschew ein allmorgendliches Ritual geworden. Es lief immer mit den gleichen Worten ab und so kühl es auch einem Außenstehendem hätte erscheinen mögen, so konnte der Fähnrich doch für sich das Privileg in Anspruch nehmen, sich als einen von Picards engsten Vertrauten nennen zu können.
Picard war an seinem Adjutanten vorbeigeschritten und trat nun auf die Tür zu, die sein Büro vom Vorzimmer trennte, als er sich, wie jeden Morgen, scheinbar beiläufig noch einmal umwandte.
"Ah, Mr Tolschew. Gibt es irgendetwas Erwähnenswertes?"
"Nur das Übliche, Sir. Ach ja - da war noch eine persönliche Anfrage von Admiral Koll."
"Welcher Art ?"
"Keine Ahnung - Sir. Aber sie wollte sich noch einmal melden."
"Bitte benachrichtigen sie ihr Büro, dass ich jetzt zu erreichen bin. War das alles?"
"Aye Sir !"
Fähnrich Tolschew salutierte und der Admiral verschwand hinter seiner Bürotür. Das Büro war ein eher spartanisch eingerichteter Raum. Der einzige Luxusgegenstand war ein Aquarium in einer der Ecken, in dem ein Zebrafisch gemächlich seine Runden drehte. Eine Nachzüchtung, denn seit über zweihundert Jahren gab es auf der Erde keine dieser Tiere mehr. Schon an Bord der Enterprise hatte Picard ein Exemplar dieser Züchtung besessen, doch das Tier war beim dem Absturz des Raumschiffes vor nunmehr fünfzehn Jahren ums Leben gekommen. Picard sah sich in seinem Büro um. Es hatte die Sternenflottenstandarteinrichtung. Der Schreibtisch mit der Kommunikations- und Computerkonsole, der Nahrungsreplikator und ein Wandregal, für persönliche Gegenstände, das allerdings vollkommen leer war. Der Admiral trat an das Fenster und beschaute sich das gerade zu Leben erwachende San Francisco. Die Golden-Gate Bridge, die Touristenshuttles, alles war wie immer. Picard seufzte, dann setzte sich hinter seinen Schreibtisch; ein neuer langweiliger Bürotag konnte beginnen.
"Admiral ?" Der Monitor des kleinen, in Picards Schreibtisch eingelassenen, Computers wurde hell und zeigte den Kopf seines Adjutanten.
"Das Büro von Admiral Koll meldet, dass der Admiral sie sofort sprechen möchte."
"Dann stellen sie sie bitte zu mir durch - Fähnrich."
"Aye Sir !"
Tolschew verschwand und an seiner Stelle erschien das Gesicht einer Frau, etwa Mitte Fünfzig, mit eindeutig asiatischen Gesichtszügen. Sie strich sich das schwarze Haar aus der Stirn und lächelte, als sie in Richtung ihres Computers schaute.
"Jean-Luc - Ich freue mich sie einmal wiederzusehen. Sie sehen verschlafen aus."
"Das sagen sie jedes Mal, Amanda. Und dann kommt ich solle es mal mit alten Atemübungen aus Okinawa versuchen. Sie sollten inzwischen doch wissen, dass ich einen Ritt in einer Holo-Kammer allem anderen vorziehe."
Admiral Koll lachte. Sie und Picard kannten sich schon sehr lange. Als der Admiral an der Akademie gerade seine Zulassung als Commander bestanden hatte, hatte er sie, den Kadetten im ersten Jahr, zum ersten Mal gesehen. Später war Koll unter seinem Kommando Steueroffizier gewesen und letztes Jahr war sie zur Sternenflottenadmiralität gekommen. In all der Zeit hatten sie Kontakt gepflegt und jetzt zählte Picard sie zu seinem engsten Bekanntenkreis, was andersherum ebenfalls der Fall war.
"So werden sie ihr inneres Gleichgewicht nie finden. Aber ich wollte sie wegen etwas anderem sprechen."
"Nun reden sie schon, Amanda. Ihnen steht ein Geheimnis ja geradezu ins Gesicht geschrieben."
"Ja. Und da bleibt es auch. Ich sage nur soviel, dass wir eine Einladung haben."
Sie lächelte erneut und Picard sah ihr an, wie sehr es ihr gefiel ihn ein wenig an der Nase herumzuführen. Aber sollte sie doch ihren Spaß haben. Er würden ihn ihr bestimmt nicht verderben.
"Was heißt denn wir? Sie wollen mich doch um Himmels Willen nicht auf einen dieser schrecklich langweiligen Sternenflottenempfänge schleppen, Amanda."
"Aber nein. Bestimmt nicht. Und was ihre erste Frage angeht, da sage ich nur, sie werden bestimmt überrascht sein, Jean-Luc."
"Und wann und steigt nun ihre Überraschung?"
"Seien sie um dreizehn Uhr im Sternenflottenkommando. Keine Sorge. Ihr Dienstplan wird von Oben geändert."
"Also schön. Ich werde kommen. Ach übrigens - wollen wir nicht wieder einmal zusammen essen gehen?"
"In nächster Zeit wohl nicht, aber bald sicher. Koll Ende !"
Der Bildschirm wurde wieder dunkel und ließ eine Menge Fragen Picards unbeantwortet. Der Admiral lehnte sich zurück und lächelte. Er hatte es regelrecht vermisst. Er liebte Überraschungen, sie machten das Leben abwechlungsreicher. Es hatte einmal Zeiten gegeben, da hatte er sie gefürchtet. Für einen Captain gab es nichts Schlimmeres, als Überraschungen. Sie brachten alles durcheinander. Und in der sowieso schon viel zu komplizierten Raumfahrt, waren sie einfach fehl am Platze. Doch dann, als er an diesen Schreibtisch kam, vermisste er sie. Er hatte ganz vergessen, wie eintönig und langweilig das Leben auf einem Planeten sein konnte. Auf seiner letzten Mission auf der Enterprise-D hatte er Captain Kirk getroffen, ein Relikt der Vergangenheit. Er hatte ihm geraten, nie das Kommando über ein Raumschiff gegen einen ruhigen Bürokratenjob einzutauschen. Ein sehr guter Rat, wie Picard heute wusste. Doch was nutzte das. Es hatte nicht in seiner Macht gestanden wieder ein Kommando zu bekommen. Mit der Enterprise und der Stargazer hatte er zwei Schiffe, die unter seinem Kommando gestanden hatten, verloren. Es war unwahrscheinlich gewesen als Captain auf ein neues Schiff zu kommen aber es war ihm vergönnt gewesen. Er hatte eine neue Enterprise bekommen, die NCC 1701-E. Aber schon nach der ersten Mission hatte er das Kommando abgegeben. Die erneute Zusammenkunft mit seinem schlimmsten Albtraum, dem Borgkollektiv, hatte ihm vor Augen geführt, dass ihn seine Vergangenheit immer wieder einholen würde. Er hatte aus persönlichen Rachegefühlen heraus gehandelt, und dass ließ sich nicht mit den Pflichten eines Raumschiffcaptains vereinbaren. Heute wusste er, dass es die falsche Entscheidung gewesen war. Er hatte den Kommandosessel kaum verlassen, als er sich schon in ihn zurückwünschte. Aber es ließ sich nicht ändern. Und er hatte noch Glück gehabt. Er war Admiral für Äußere Angelegenheiten. Dass hieß, er hing nicht ständig auf der Erde herum. Er besuchte Außenposten, wohnte Verhandlungen, die über die Sicherheit der Föderationsgrenzen von Belang waren, bei und tat anderes, was den meisten Admirals der Sternenflotte nicht zufiel. Aber jetzt wurde es Zeit, für seine normale´ Arbeit. Jean-Luc Picard richtete sich in seinem Sessel auf, seufzte tief und aktivierte den Computer aufs Neue.
"Computer - was liegt an?"
"Geheimdienstberichten zur Folge beanspruchen die Romulaner ein Planetensystem, das nach dem Vertrag von Koolos in der neutralen Zone liegt. Die Überwachungsstationen siebenunddreißig und achtunddreißig haben Truppenbewegung entlang der Zone gemeldet."
"Verlangt das Kommando ein Eingreifen der Flotte, oder werden diplomatische Gespräche mit den Romulanern ins Auge gefasst?"
"Es wurde versucht einen Kontakt nach Romulus herzustellen, aber es gelang bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht."
Und so begann die tägliche Routine Admiral Picards. Eine Routine, die oft genug über unzählige Menschenleben entschied. Doch als Offizier der Sternenflotte musste man sich mit der großen Verantwortung, die man trug, bewusst werden und wenn man schon so lange zum Team gehörte wie Picard, wenn man so lange Zeit kommandierender Offizier auf einem Rauschiff war, wo das Leben der Besatzung sehr oft an der Entscheidungsstärke und Sensiblität des Captains hing, dann war man sich ihr bewusst und widmete sich jedes Mal mit all seinen Kräften auf das zu lösende Problem. Picard betätigte die Ruftaste.
"Fähnrich Tolschew - Ich benötige schnellstens ein Exemplar des Vertrages von Koolos."
"Der Vertrag mit den Romulanern - Sir ?"
"Genau. Und außerdem brauche ich alle Berichte über Brüche des Vertrages von Seiten der Romulaner wie auch von der Föderation. Und zwar am besten schon vor zehn Minuten."
"Aye Sir - Sofort Sir !"
Um kurz vor eins, Föderationszeit, marschierte Admiral Jean-Luc Picard durch die Korridore des Gebäudekomplexes des Sternenflottenkommandos. Sicherlich hätte er einen der Turbolifte benutzen können, die einen vertikal und horizontal befördern konnten, aber Picard hatte es sich angewöhnt auf diese Art der Bequemlichkeit, zumindest auf der Erde und außerhalb von Gefahrensituationen, zu verzichten. Sein tägliches Leben war so abwechslungslos geworden, dass ihn ein kleiner Spaziergang ab und zu in der Regel wieder aufbauen konnte. Picard schmunzelte in sich hinein. Er glaubte zu wissen was ihn erwartete. In letzter Zeit war er zu sehr zu dem geworden, was man in früheren Zeiten einmal mit dem Wort Bürohengst tituliert hatte. Er war noch nie ein besonders geselliger Mensch gewesen und zog es vor allein oder mit wenigen guten Freunden zusammen zu sein. Doch seit einiger Zeit zog er sich völlig zurück. Picard war sich dessen bewusst und dachte nun, dass einige seiner Freunde ihm irgendeine dumme Überraschung bereiten wollten, um ihn wieder gesellschaftsfähig zu machen. Was ihn ein wenig stutzig machte, war die Zeit. Es war mitten in seinem Dienstzyklus. Ein Blick auf die Änderungen seines Dienstplanes, hatte ihm gezeigt, dass sie sich scheinbar jede Mühe gemacht hatten, um ihn heute aus seinem Büro zu locken. Na dann. Er war kein Spielverderber. Er hatte sich vorgenommen jeden Spaß mitzumachen. Was da auch kommen sollte. Eine rote Markierung an den Wänden zeigte Picard, dass er nun den inneren Sicherheitsbereich des Komplexes betrat. Zu diesen Räumlichkeiten hatten nur die Mitglieder des Kommandos Zugang. Eine Sicherheitsbarriere, die sich auf den Zugangscode des Admirals hin öffnete, passierte Picard, dann war er im Herzstück der Föderation der vereinten Planeten. Von hier aus wurde das Schicksal eines Gebietes bestimmt, das Hunderte, ja Tausende von Lichtjahren durchmaß. Große Bereiche im Alpha-Quadranten und auch Teile des Beta-Quadranten wurden von hier aus kontrolliert. Alle im Dienst stehenden Raumschiffe der Sternenflotte hatten hier ihre Hauptleitstelle. Außerdem waren hier die Leitungen der wissenschaftlichen Abteilungen und die Botschaften der Mitgliederplaneten der Föderation untergebracht. Trotz der Jahre, die Picard inzwischen als Admiral für das Kommando tätig war, war er jedes Mal wieder aufs Neue beeindruckt, wenn er hierher kam. Und auch ein wenig stolz wurde er, wenn er daran dachte, dass er für diese Organisation arbeitete. Die Föderation warte den Frieden in diesen und den angrenzenden Sektoren, und dass schon seit so langer Zeit. Die wirklichen Gefahren, die die Erde in den letzten hundert Jahren heimgesucht hatten, konnte man an einer Hand abzählen. Da war zum einen die drohende Vernichtung der Erde durch eine mutierte Vojager-Sonde aus dem zwanzigstem Jahrhundert. Dann ein raumbefahrendes Objekt einer fremden Spezies, die Kontakt zu den Meeresbewohnenden Säugetieren der Erde herstellen wollte. Das alles war zu den Zeiten des längst zur Legende gewordenen Captain Kirks geschehen. Die Bedrohung durch die Borg, bei der Picard selbst eine maßgebliche Rolle gespielt hatte, wie auch einige Jahre später, als die Borg in die Vergangenheit der Menschheit zurückgekehrt waren um den ersten Überlichtflug Zeff Cochranes, und damit den ersten Kontakt zu den Vulkaniern zu verhindern, gehörte auch in dieses Kapitel. Aber ansonsten war es ruhig geblieben auf dem Heimatplaneten der Menschen. Es war die längste Friedensperiode in der Geschichte der Menschen, zumindest, soweit sie heute bekannt und erforscht war.
Picard schaute auf seinen Chronometer. Vier Minuten vor Eins. Gut, er würde pünktlich kommen. Man konnte ihm ja vieles vorwerfen, wie zum Beispiel fehlende Gesellschaftsfähigkeit, aber dass er schlampig und nachlässig war, dass konnte nun wirklich niemand behaupten. Picard näherte sich dem Hauptsitzungssaal. Vor der Tür waren zwei Wachen postiert. Als sie den Admiral erkannten, salutierten sie vor ihm und gaben die Tür für ihn frei, indem sie zur Seite traten. Nun begann sich Picard doch zu wundern. Die Tatsache, dass das Treffen im Hauptsitzungssaal stattfand, hatte er für einen Teil des schlechten Scherzes gehalten, den seine Freunde, wie er dachte, für ihn vorbereitet hatten. Aber wieso war alles so furchtbar förmlich? Was sollten die Wachen. Picard zuckte mit den Schultern; er würde es gleich selbst sehen.
"Computer - Ich erbitte Zugang zum Hauptsitzungssaal. Genehmigung Picard Theta drei. "
"Der Zugang ist gestattet. Bitte treten sie ein, Admiral."
Die breite Tür öffnete sich und Picard konnte den Saal überblicken. Er war aufgebaut wie der Hörsaal in einem Institut oder einer Universität. Rundherum waren nach außen hin aufsteigende Sitzreihen. In der Mitte befand sich ein großer Konferenztisch in Form eines Überdimensionalen Hufeisens und ein erhöhtes Rednerpult. Der Saal fasste, wenn er voll besetzt war, über zweitausendfünfhundert Personen. Jetzt sah Picard nur drei, zwei Männer und eine Frau. Der eine Mann, er saß mit dem Rücken in Picards Richtung, hatte eine lange, schneeweiße Robe an. Die anderen beiden Personen trugen Admiralsuniformen.
Picard war kurz stehen geblieben, jetzt trat er auf die Treppe zu und begann zur Konferenzebene hinabzusteigen. Langsam schritt er eine Sitzreihe nach der anderen nach vorn. Die drei Leute schienen in ein fesselndes Gespräch vertieft zu sein. Sie hörten ihn nicht kommen. Erst als er die Konferenzebene beinahe erreicht hatte, hob Admiral Koll, die Frau, den Kopf, sah Picard und das Gespräch verstummte abrupt. Der Mann in der weißen Robe drehte sich um, wobei er sich mit einer einzigen, fließenden Bewegung erhob. Zu seinem tiefschwarzen Haar stellte er scharf gezeichnete Geschichtszüge zur Schau. Er war Vulkanier. Als er Picard erblickte und erkannte legte er den Kopf leicht schräg und zog die rechte Augenbraue in die Höhe. Picard konnte seine Überraschung nicht verbergen.
"Botschafter Spock !"
"Guten Tag Admiral. Ich bin erfreut sie wiederzusehen."
Spock war älter geworden seit Picard in das letzte Mal gesehen hatte. Damals, als die Romulaner Pläne schmiedeten, Vulkan in ihr Imperium einzuverleiben. Der Botschafter war zu angeblichen Wiedervereinigungsgesprächen der beiden miteinander verwendeten Völker, nach Romulus geflogen. Doch die Romulaner spekulierten nur darauf mit Spocks Hilfe und unter Zunahme einiger gestohlenen vulkanischer Schiffe, sicher ihre Invasionstruppen durch den Raum der Föderation zu transportieren. Picard war vom Kommando beauftragt worden, mit der Enterprise zu untersuchen, womit Spock seine Anwesenheit auf der Heimatwelt der Romulaner zu rechtfertigen gedachte. Damals hatte der jetzige Admiral den einstigen ersten Offizier des ersten Raumschiffes mit dem Namen Enterprise getroffen. Gemeinsam hatten sie die geplante Invasion Vulkans durch die Romulaner vereitelt. Doch dann war der Botschafter zum Vulkan zurückgekehrt und Picard hatte ihn seit über siebzehn Jahren nicht wiedergesehen. Jetzt stand er plötzlich vor ihm und streckte ihm die rechte Hand, zwischen Mittelfinger und Ringfinger gespreizt, zum vulkanischen Gruß entgegen. Auch Picard hob jetzt die Hand und spreizte sie in der beschriebenen Art und Weise. Er hatte seine anfängliche Überraschung schon fast wieder überwunden.
"Frieden und langes Leben, Botschafter. Ich hoffe sie hatten einen angenehmen Flug zur Erde."
"Vielen Dank, Admiral. Ich habe keinen Grund zu einer Klage."
Erst jetzt schaute Picard den zweiten Mann an, den in der Sternenflottenuniform. Es war Chiefadmiral Julian Frazier vom Oberkommando. Er lächelte vor sich hin. Trotz seiner hohen Stellung innerhalb der Föderation war er bei allen seinen Untergebenen als Frohnatur bekannt. Sein Verhältnis zu Picard war rein beruflich, sie pflegten privat keinen Kontakt. Man sah sich nur hin und wieder auf Konferenzen und Picard fand des öfteren Fraziers Namen unter seinen Befehlen.
"Amanda, Chiefadmiral." Picard nickte den Betreffenden zu, "Hätte vielleicht einer der Anwesenden die Güte mir den Grund für diese Zusammenkunft mitzuteilen? Was ist so wichtig, dass der vulkanische Botschafter zur Erde kommt. Und warum werden Wachen vor der Tür postiert und ein Theta-Code für den Einlass verlangt. Stecken wir in einer Krise?"
"Das mag ja alles recht ungewöhnlich erscheinen" meldete sich Amanda Koll zu Wort" aber ich, - wir bitten sie sich noch ein wenig zu gedulden. Ich selbst und auch der Botschafter sind, wie sie selbst auch, nur auf Grund von Befehlen hier. Nur Admiral Frazier weiß mehr, wie es scheint."
"Dann bitte ich sie, Chiefadmiral, uns hier aufzuklären."
Mit diesen Worten drehten sich Picard zu Frazier um.
"Auch ich bitte sie, sich noch zu gedulden. Sagen kann ich ihnen zur Zeit nur, dass es sich um ein geheimes Projekt der Föderation handelt, das vor inzwischen sieben Jahren ihren Anfang nahm und jetzt in der letzten Phase steht. Es wartet gewissermaßen auf seine Vollendung und dafür brauchen wir sie." Er nickte dem Botschafter und Admiral Picard zu. "Sie" er wandte sich jetzt zu Amanda Koll um." wollen wir als Vertreterin der wissenschaftlichen Abteilung der Föderation mitnehmen. Mehr kann und darf ich ihnen zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Aber sie werden in kürze mehr erfahren. Bitte kommen sie mit."
"Mitkommen ? Wohin bitte?"
Julian Frazier hatte sich bereits umgedreht und war in Richtung des Ausgangs getreten, als er noch einmal Halt machte und zurücksah.
"Zum Saturn. Genauer gesagt: zur Saturnaußenstation humanis futura´.
"Wir verlassen die Erde? einfach so ?"
"Keine Sorge, ihre Dienstpläne werden entsprechend geändert."
Mit diesen Worten drehte Frazier sich entgültig um und ging die lange Treppe hinauf zur Tür.
Als das hochrangige Quartett den Turbolift wieder verließ, befand es sich in einem der Außenbereiche des Gebäudekomplexes. Hier befanden sich die Wohn und Lebensbereiche der Angestellten des Sternenflottenkommandos. Auch Picard wohnte in einem dieser großzügig eingerichteten Quartiere. Er war ein Mensch, der Einfachheit liebte und so fand er es einfach praktischer in der Nähe seiner Arbeitsstelle zu leben, anstatt jeden Morgen und jeden Abend einen Transporter benutzten zu müssen. Und da Picard alleinstehend war, lag ihm nichts an einer eigenen Wohnung oder gar einem Haus im Stadtrandgebiet.
"Wo wollen wir eigentlich hin. Dies ist weder der Weg zu einem der Transporterräume, noch der zur Shuttlerampe."
"Abwarten, sie werden es gleich sehen."
Admiral Frazier ließ sich nicht beirren. Zielstrebig marschierte er weiter durch den Gang und sah dabei weder nach links noch nach rechts. Ein Computerdisplay an der Wand gab den Hinweis: Außenstartfeld 02, 300 Meter, Rot. Der Vermerk Rot´ war für Besucher des Gebäudekomplexes gedacht. Ein Ortsundkundiger, der zum Außenstartfeld 02 wollte, musste lediglich das Display berühren. Er aktivierte damit ein Guideprogramm, ein leuchtend roter Punkt, der im Schritttempo auf dem Boden entlang lief. Auf diese Weise fand man mit Sicherheit sein Ziel. Frazier benutzte diese Einrichtung natürlich nicht. Er und die anderen Admirals kannten dieses Gebäude mit seinen verschachtelten Gängen wie ihre Uniformtaschen. Selbst Spock, der eine Zeitlang als vulkanischer Botschafter der Sternenflotte im Kommandogebäude auf der Erde gearbeitet hatte, kannte sich hier recht gut aus. Das Quartett näherte sich einer breiten, massiven Tür, die geschlossen war, und vor der ebenfalls zwei Wachen postiert worden waren.
"Der Zugang zu Außenstartfeld 02 ist gesperrt. Zutritt nur mit Theta- Berechtigungscode.
"Berechtigungscode Theta acht vier. Chiefadmiral Frazier Oberkommando."
"Sie dürfen passieren."
Nachdem der Computer mit diesen Worten seine Zustimmung erteilt hatte, öffnete sich die Tür mit einem hohen Zischlaut. Picard wunderte sich einmal mehr. Dies waren außergewöhnliche Sicherheitsmaßnahmen. Die vielen Wachen und dann erst die Theta-Codes, dass hieß, die Stimme wurde bis ins letzte Detail genau analysiert und gleichzeitig wurde ein dezenter Scan der äußeren Körperstruktur durchgeführt. Es war die höchste Sicherheitsstufe, die es bei der Sternenflotte überhaupt gab.
Hinter der Tür sah Picard auf eine runde freie Fläche mit einem Durchmesser von etwa hundert Metern. Der Boden war aus einer extrem hitzebeständigen Duraniumlegierung und war mit Markierungen gekennzeichnet. In der Mitte des freien Raumes befand sich ein ovaler Gegenstand. Er war knapp fünfunddreißig Meter breit, und über fünfzig Meter lang. Er reichte vom Boden aus etwa zweiundzwanzig Meter in die Höhe. Aus der Position der Beobachter konnte man ihn nur von unten betrachten, wobei man sah, dass er auf zwei großen Kufen ruhte und über einen Atmosphären-Düsenantrieb verfügte. Es war eindeutig eine Captainsjacht; allerdings von einer Größe, wie sie Picard bisher noch nie gesehen hatte. Neben einer der Landekufen schob sich nun ein röhrenartiges Gebilde aus dem kleinen Raumfahrzeug. Dieses, auf dem Prinzip eines Teleskops, gebautes Objekt mit einem Durchmesser von gut zweieinhalb Metern war der untere Einstieg. Das inzwischen am Boden angekommene Ende, dieses Aufzugs, öffnete sich und eine Person in Sternenflottenuniform trat heraus. Diese Person sah überaus merkwürdig aus. Das erste, das Picard auffiel, war die Uniform. Es war eine Uniform aus der Galaxy-Periode. Die Klasse von Schiffen, zu der auch die gute alte Enterprise-D gehört hatte. Das nächste, das auffiel, war das Gesicht der Person. Im Kontrast zu dem schwarzen Haar, aus dem zwei verkümmerte Fühler hervorschauten, stand die Haut, die in einem warmen Hellblau zu leuchten schien. Schon von weitem war die Verwandtschaft mit Andoria, einem Mitgliedsplanet der Föderation, nicht zu übersehen. Als sie, es war eine Frau, näher kam, sah Admiral Picard noch etwas überraschendes. Auch der Kommunikator, den die Frau an ihrer Uniform trug, war einer wie er Schiffen der Galaxy-Klasse getragen wurde.
"Lieutenant Grida Solur, taktischer Offizier, meldet sich zur Stelle."
Sie blieb direkt vor der kleinen Gruppe stehen.
"Verstanden. Gehen sie voraus."
Frazier blieb kurz angebunden und Picard beeilte sich zu fragen:
"Auf welchem Schiff dienen sie, Lieutenant?"
"Sir - ich habe direkte Befehle diesbezüglich keine Auskünfte zu geben. Bitte folgen sie mir."
Solur drehte sich mit diesen Worten um und ging um die Jacht herum, um wieder an den Einstieg zu gelangen. Picard trat neben sie.
"Ihre Mutter kommt von Andoria?"
"Ja - Sir."
Sie lächelte. Woher der Admiral wusste, dass sie mütterlicherseits und nicht väterlicherseits Andorianerin war? Nun er hatte ihr in die Augen gesehen. Nicht das Picard Hellseher war, aber die Augen von Grida Solur waren schwarz. Nicht nur die Pupillen, sondern auch die Regenbogenhaut und die Stellen, die bei den meisten Humanoiden weiß sind. Diese seltene Pigmentierung kam nur bei weiblichen Mischlingen von Andorianern und Menschen vor, bei denen die Mutter von Andoria stammte.
Sie waren jetzt an der anderen Seite der Jacht angekommen und standen vor dem Einstieg. Direkt über ihnen, am Rumpf des kleinen Schiffes war der Namenszug angebracht. Die Registriernummer befand sich noch unter einer Schutzverdeckung, was vermutlich bedeutete, dass das Schiff, zu dem die Jacht gehörte, noch nicht offiziell im Dienst stand. Doch rechts daneben stand in großen Föderationsbuchstaben der Name: J.T.Kirk´.
Picard war, gelinde gesagt, sehr erstaunt. Das war heute nun schon das zweite Mal, dass er über den Namen des Captains der alten Enterprise stolperte. Der Captain, den er hatte sterben sehen und den er begraben hatte, weit weg von der Erde auf einem einsamen Planeten. Und das Ganze Jahrzehnte nach Kirks offiziellem Tod, während des Jungfernflugs der Enterprise-B. Damals war bei der Reparatur eines Störfalls ein Stück der Außenhülle weggerissen worden und Captain Kirk wurde in einem Nexus gefangen, der ihn erst zu Picards Zeiten wieder freigab. Jetzt wurden also die vielen Jahre, die Kirk in der Sternenflotte gedient hatte, gewürdigt. Und das sicherlich mit Recht.
Lieutenant Solur betrat nun den Einstiegslift. Frazier folgte ihr auf dem Fuße und auch der Rest der Gruppe betrat die Kapsel, die, so klein sie auch von außen aussehen mochte, für alle fünf Personen genug Platz bot. Langsam schloss sich die Tür.
"Computer - Berechtigungscode Alpha drei."
Solur sprach diese Worte und Picard dachte bei sich: Aha - hier enden also die scharfen Sicherheitsbestimmungen. Der Lift setzte sich in Bewegung. Man spürte nichts, aber man hörte an dem leicht zischenden Geräusch, mit dem sich das Teleskop zusammenschob, wie man sich der Raumfähre näherte. Picard fragte sich, was wohl die nächste Überraschung sein würde, die er erblickte. Dies war mit Abstand der spannendste Nachmittag seit langem. Während der Fahrt nach oben sah sich der Admiral um. Es war ein einfaches Design. Boden und Wände waren in warmen Pastellfarben gehalten und an der Decke befanden sich dezent angebrachte Beleuchtungseinheiten, die ein angenehmes Licht verbreiteten. Der einzig markante Punkt, war die Tür und das Computerdisplay, das an der gegenüberliegenden Seite angebracht war und im Augenblick nicht betriebsbereit zu sein schien.
Das zischende Geräusch verstummte. Sie waren oben angelangt. Die beiden Türhälften schoben sich auseinander. Vor der Gruppe erstreckte sich die Brücke des kleinen Raumschiffes. Dafür, dass sie sich in einer Captainsjacht befanden, war der Kommandoraum sehr groß. Er war oval und auf der Stirnseite befand sich ein, vom Boden bis zur Decke reichender, Bildschirm. Vor dem Schirm waren zwei Konsolen angebracht. Die Einsatzleitung OPS und die Flugkontrolle Conn. Zu der letzteren Konsole ging jetzt Lieutenant Solur. Frazier führte Koll und Picard zu den drei freien Kommandosesseln, die sich an der hinteren Wand der Brücke befanden. Spock nahm an der Wissenschaftsstation Platz. Dies war schon auf der alten Enterprise sein Bereich gewesen, und jetzt bewunderte er die Entwicklung der Technologie. Er war Vulkanier, aber diese rasanten technologischen Fortschritten der Sternenflotte versetzte ihn in Staunen Die Vulkanier hatten schon interstellare Raumfahrt, als die Menschen noch Pferdekutschen und Segelschiffe benutzten, aber diesem Schiff hatte der Vulkan, nichts entgegen zu stellen, dass von der Effektivität auch nur annähernd daran heranreichte.
Spock streckte die Hand aus und berührte die Konsole. Augenblicklich erhellte sie sich und eine Konfiguration erschien, wobei es sich um eine Art Grundmaske handelte. Der Botschafter hatte einen Systemstart vorgenommen. Jetzt studierte er die einzelnen Anzeigen und tippte dann zögernd auf einen Sensorpunkt mit der Aufschrift Atmosphärenmodus. Schlagartig änderte sich die Konfiguration der Konsole und mit einer leisen Folge von Piepstönen kam Leben in den Wandschirm. Die Scannerkontrollleuchten begannen hin und her zu flitzen und auf dem Schirm war ein einheitlich grauer Farbton zu sehen, der von zwei knallroten Linien durchzogen wurde, die sich am Rand der Projektionsfläche kreuzten. Spock rätselte, was das sein könnte, bis es ihn einfiel. Das war der Boden, die Startfläche und die beiden Striche mussten Markierungslinien sein, die das landen auf der Fläche einfacher machen sollten. Anscheinend war eine Unteransicht aktiviert, was in einer Atmosphäre ganz praktisch war, denn so war das Finden und Anvisieren eines ganz bestimmten Punktes auf der Oberfläche eines Planetens einfacher.
Lieutenant Solur hatte inzwischen über die Steuerkonsole einen kompletten Systemscheck vorgenommen und hatte denn alle Systeme gestartet. Das kleine Schiff erwachte zum Leben. Aber nur eine Person, die darauf achtete, verspürte die sanften Vibrationen und den unterschwelligen Ton, der verriet, dass die J.T.Kirk bereit war abzuheben und den Einfluss der irdischen Gravitation zu verlassen.
Admiral Frazier, der auf dem mittlerem der Kommandosessel saß, aktivierte das persönliche Computerdisplay, das rechts neben seiner rechten Hand angebracht war, und überprüfte die eingehenden Daten.
"Lieutenant - sind wir startbereit?"
"Aye Sir. Die Impulsmaschinen laufen innerhalb normaler Parameter und der gebündelte Neutronenstrahl in den Fusionskammern des Atmosphärenantriebs liegt bei beinahe fünfundneunzig Prozent maximaler Leistung."
Frazier nickte.
"In Ordnung, Lieutenant. Bringen sie uns aus dem Gravitationsbereich heraus. Ein drittel Maschinenleistung."
Grida Solurs hellblauen Hände berührten leicht die Kontrollen. Sie gab Kurs und Geschwindigkeit ein und aktivierte den Neutronenantrieb. Für einen Moment wurde das Vibrieren des Schiffes stärker dann erstarb es völlig. Die J.T.Kirk hatte die Erdoberfläche verlassen und stieg jetzt langsam, senkrecht in die Höhe. Auf dem Hauptschirm konnte man beobachten, wie der Boden langsam immer kleiner wurde. Bald lag der Gebäudekomplex des Oberkommandos unter ihnen. Als nächstes kamen die umliegenden Straßen und Häuser ins Blickfeld und nach vielleicht drei Minuten konnte man ganz San Francisco aus der Vogelperspektive betrachten. Jetzt hatten sie den zivilen Luftraum unter sich gelassen und Lieutenant Solur erhöhte die Energie. Es gab einen leichten Ruck und dann schrumpfte die Stadt mit dem Hauptsitz der Sternenflotte in sich zusammen. Bald war sie nur noch ein kleiner Fleck und man konnte bereits ganz Nordamerika beschauen. Es war ein herrlicher, wolkenloser Tag und von oben sah die Erde atemberaubend schön aus. Das tiefblau des pazifischen und atlantischen Ozeans stand im Kontrast zu den warmen braun und Grüntönen des Kontinents. Der blaue Planet zeigte sich ihnen in all seiner Pracht.
"Sir - wir haben den Orbit erreicht. Wir haben Starterlaubnis vom Oberkommando."
Solur sagte dies, ohne dabei einen Blick von ihren Kontrollen zu wenden.
"Gut Lieutenant. Wie lange brauchen wir mit vollem Impuls zur Saturnaußenstation humanis futura ?"
"Der Saturn liegt zurzeit, von der Erde aus gesehen, hinter der Sonne. Wir müssen die Sonne deshalb umfliegen. Bei der größten vertretbaren Annäherung an Sol werden wir humanis futura in etwa fünfundvierzig Minuten erreichen. Ohne Zwischenfälle."
"Dann setzten sie Kurs und beschleunigen sie auf vollen Impuls."
Solur hantierte an ihrer Konsole.
"Energie !"
Der Planet wurde jetzt rasend schnell zu einem kleinen Ball, bis er schließlich ganz verschwand. Auf einen weiteren Befehl der Halbandorianerin schaltete der Computer eine Vorderansicht auf den Hauptschirm. Einen Moment lang mussten alle Anwesenden auf der Brücke die Augen zukneifen, denn der Schirm zeigte die Sonne; ungefiltert. Aber Sekundenbruchteil später hatte der Computer den Schirm verdunkelt. Frazier erhob sich langsam.
"Bitte folgen sie mir in den Aufenthaltsraum. Lieutenant – geben sie mir Bescheid, wenn wir uns dem Saturn nähern."
Nach diesen Worten drehte sich der Admiral nach rechts und ging auf eine Tür zu. Picard, Koll und der vulkanische Botschafter verließen ihre Plätze und folgten ihm. Während das Quartett verschwand wandte sich Lieutenant Solur wieder ihrer Konsole zu. Vor ihr lag eine dreiviertel Stunde Routineflug. In den vergangenen zwei Monaten war sie die Strecke Erde - Saturn sehr oft geflogen. Das neuste Projekt der Sternenflotte war in seine Endphase getreten und eine Menge wichtiger Köpfe der Föderation hatten es sich nicht nehmen lassen, eine private Inspektion durchzuführen. Sie war dafür zuständig gewesen, diese Personen an Ort und Stelle zu bringen. Aber dies sollte nun entgültig ihr letzter Flug dieser Art werden. Mit der Ankunft der drei Admirals und des Botschafters, war das Projekt abgeschlossen. Grida Solur änderte die Konfiguration ihrer Konsole und koppelte sie mit der Wissenschaftsstation und der Einsatzleitung. Das war eine Standart Operation. Wenn sich nur eine Person auf der Brücke befand, musste dieser Zugriff auf sämtliche Systeme haben. Sie las die Daten, die von den Sensoren de kleinen Schiffes aufgefangen wurden, ab und sah sich in ihren Vermutungen bestätigt. Es befand sich nichts Ungewöhnliches auf ihrem Kurs. Wie auch. Sie befanden sich im Sonnensystem um Sol, dem Herzstück der Föderation. Hier gab es beinahe nie Ärger. Grida lehnte sich zurück, schaute auf den Hauptschirm und wartete.
Während dessen machten es sich Admiral Frazier und seine Begleiter in dem luxuriös ausgestatteten Aufenthaltsraum bequem, das dafür bestimmt war, den Captain oder die ranghöchste Person an Bord aufzunehmen. Vom Nahrungsreplikator über die Hyperschalldusche bis hin zum eigenen Notfalltransporter waren diese Räumlichkeiten mit allem ausgestattet, was in allen nur erdenklichen Situationen von Nutzen sein könnte. Picard trat sofort, nachdem er einen prüfenden Blick durch den Raum hatte schweifen lassen, zum Replikator.
"Tee - Earl Grey - heiß." Er wandte seinen Blick zu den andere Personen, aber nach einem leichten Kopfschütteln derer, nahm er sein materialisiertes Getränk von der Ausgabefläche und begab sich zu dem Tisch, an dem Koll, Frazier und Botschafter Spock bereits Platz genommen hatten. Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, schaute er den Chiefadmiral auffordernd an.
"Nun, ich hoffe sie werden jetzt ihr Schweigen brechen und endlich mit der Sprache herausrücken."
"Auch auf die Gefahr hin, dass sie vor Neugierde platzten, Jean-Luc, und ich sehe, dass das innerhalb des Bereichs des Möglichen zu stehen scheint, rücke ich, wie sie so schön sagten, noch nicht mit der Sprache heraus. Aber beruhigen sie sich. In knapp vierzig Minuten werden sie bescheid wissen, das verspreche ich ihnen."
Frazier zwinkerte mit den Augen. Langsam fand Picard das Spielchen reichlich lächerlich. Aber was konnte er schon dagegen unternehmen. Der Admiral seufzte und konzentrierte sich auf seinen Tee. Er sah sich erneut in dem Raum, in dem sie sich befanden, um. Es sollte sicher ein Teil der Überraschung sein, dass ihn das Design stark an die alte Enterprise-D erinnerte. Die Farben, die Formen; es war ihm schon aufgefallen, als er die Uniform von Lieutenant Solur gesehen hatte. Er fühlte sich ein wenig wie in der Zeit zurückversetzt. Picard hatte noch nicht viele Captains - Jachten in seiner Karriere benutzt und die Oklahoma, die Captains - Jacht der Enterprise-D hatte er nur ein einziges Mal von innen gesehen, als er, nachdem er schon mehrere Monate das Kommando über das Schiff gehabt hatte, endlich einmal eine Besichtigungsrunde gemacht hatte. Und doch erinnerte ihn dieser Raum an die Zeit, als er Captain auf dem Schiff der Galaxy- Klasse gewesen war.
Admiral Koll saß auf einem bequemem Sessel, hielt die Fingerkuppen aneinandergepresst und beschäftigte sich scheinbar mit nichts. Man musste sich wirklich schon sehr lange kennen, um aus ihrer Gestik und Mimik zu ersehen, dass sie in Wirklichkeit keineswegs so ruhig war, wie sie sich nach außen hin zu geben versuchte. Picard, der Amanda schon äußerst lange kannte, konnte die Anspannung in ihren Augen sehen. Er nahm ihr nicht ab, dass sie nichts über den Grund ihrer kleinen Reise wusste. Irgendetwas hielt sie verborgen, dass spürte Picard und dieses Etwas brachte den Admiral beinahe zum platzten. Jean-Luc freute sich insgeheim darüber, dass nicht nur er in dieser misslichen Lage war. Frazier blickte zum wiederholten Mal auf seinen Chronometer. Auch ihm konnte man die Anspannung ansehen. Doch bei ihm war es eine andere Art von Anspannung. Er wartete nicht voller Unrast auf etwas Unbekanntes; bei ihm war es vielmehr die Ungeduld, anderen einen Trumpf zu zeigen und sich dann im Erstaunen der anderen zu sonnen. Dieser Mann war sicher kein guter Pokerspieler. Man sah ihm zu leicht an, dass er noch ein Ass bereithielt. Aber seine Rechnung ging auf. Selbst Botschafter Spocks Gesichtszüge ließen einen gewissen Grad an erstaunen erkennen. Und das sollte bei einem Vulkanier seines Alters schon etwas bedeuten. Picard stellte sein Glas auf dem runden Tisch ab. Er dachte an seinen ersten interplanetaren Raumflug. Das war, als er noch Kadett an der Sternenflottenakademie gewesen war. Picard kam aus einer sehr konservativen Familie. Sein Vater hatte es ihm nie verziehen, dass er zur Sternenflotte gegangen war, anstatt auf dem familiären Weingut zu arbeiten. Technik war ihm ein Graus. Und so kam es, dass der junge Jean-Luc bei seinem Eintritt in die Akademie noch nie in einem Shuttle gesessen hatte, geschweigedenn es selbst geflogen. Picard lächelte bei dem Gedanken. Bei seiner ersten Flugstunde hatte er beinahe eine Kollision mit einer Transporterrelaisplattform gehabt, die im Orbit der Erde herumschwebte. Sein Fluglehrer, ein ältlicher Lieutenant-Commander hatte ihm damals prophezeit, dass er in seinem Leben nicht einmal ein Modelraumschiff von der einen Ecke seines Kadettenquartiers in die andere fliegen würde. Doch er hatte nicht mit Picards Ergeiz gerechnet. Von wegen Modelraumschiff, bis zum Raumschiff der Galaxy-Klasse hatte er es gebracht, und jetzt, jetzt war er Admiral und konnte lächelnd auf diese Zeiten zurückblicken. Ein Signalton schreckte Picard aus seinen Gedanken.
"Hier Brücke. Lieutenant Solur an Bereitschaftsraum."
"Sprechen sie Lieutenant."
Admiral Frazier wirkte noch immer nach außen hin gelassen, doch in seinen Augen zeigte sich jetzt ein ungeduldiges Flackern.
"Sir - wir werden den Saturn in wenigen Augenblicken erreichen."
"Danke Lieutenant. Wir kommen auf die Brücke. Frazier Ende."
Der Chiefadmiral erhob sich und bedeutete den anderen, ihm zu folgen. Er ging auf die Tür zu und die kleine Gruppe betrat erneut den Kommandobereich des kleinen Schiffes. Grida Solur wandte sich um.
"Wir treten gerade in den Standartorbit ein - Sir."
Frazier nickte und er und die anderen nahmen ihre Plätze ein. Der große Hauptschirm zeigte eine sehr schöne Darstellung des Planeten. Die Ringe, die sich äquatorial um ihn zogen und aus Eis und Gesteinsbrocken bestanden, glitzerten im fahlen Licht der Sonne, die, von hier aus betrachtet, nur winzig klein erschien.
"Lieutenant - bekommen wir ein visuelles Bild unseres Ziels?"
"Aye - Sir !"
"Auf den Schirm !"
Das Bild auf dem großen Wandschirm änderte sich schlaghaft. Während Koll und Picard vor Überraschung aufstanden und Spock sich immerhin kerzengerade aufrichtete und aus dem Augenbrauen heraufziehen gar nicht mehr herauskam, lehnte sich Frazier lächelnd und äußerst befriedigt zurück. Auf dem Schirm sah man die Fertigungseinrichtungen von humanis futura. Davor schwebte ein gigantisches Raumschiff. Auf der ovalen Untertassensektion stand, deutlich lesbar NCC 1701-E2 und darüber USS ENTERPRISE.
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.So – das war das erste Kapitel. Es ist noch ein wenig trocken, da erstmal die Personen alle vorgestellt werden müssen, aber es wird besser – versprochen! Vergesst nicht, mir was zu schreiben. Bis bald.
Kleine Warnung. Die Geschichte ist vor dem Erscheinen von Star Trek 10 geschrieben worden. Kleine Unstimmigkeiten können also vorkommen.
Disclaimer: Nichts an dieser Geschichte gehört mir außer einigen der Nebencharaktere. Alle Rechte lieben bei Paramount Pictures und den Erben von Gene Roddenberry (er ruhe in Frieden).
STAR TREK
GIANT
KAPITEL 1
"Guten Morgen, Admiral."
"Guten Morgen. Stehen sie bequem."
Es war eine Szene, die sich jeden Morgen wiederholte. Jeden Morgen seit inzwischen über sechs Jahren. Vor eben diesen sechs Jahren wurde aus einem recht unbedeutendem, irdischen Botschafter, der, nun schon einer lebenden Legende entsprechenden, Admiral für äußere Angelegenheiten, Jean-Luc Picard. Trotz seines eher unscheinbaren Auftretens, hatte er meiste die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Personen, die sich mit ihm in einem Raum befanden. Einen Teil dieser Autorität machte mit Sicherheit die Admiralsuniform der Sternenflotte, die Picard trug, aus, doch zu einem viel größerem Teil war es einfach seine Person, die jeder Mensch auf der Erde und alle anderen Wesen im Bereich der Föderation kannte. Jedes Kind hörte bereits in der Schule von Jean-Luc Picard, dem Kommandanten des legendären Raumschiffs Enterprise-D.
Aber wie der Admiral mit seinen knapp 175 cm und ohne einem Haar auf dem Kopf jetzt in der Tür stand, wäre es sicher zu entschuldigen, wenn in ihm nicht diese hervorragende Person gesehen wurde.
Der Mann, der Picard begrüßt hatte, trug die Uniform der Besatzung des Sternenflottenkommandos, mit den Dienstabzeichen eines Fähnrichs. Es war Richard Tolschew, der persönliche Adjutant Picards. Die Begrüßung seines Vorgesetzten war für Tolschew ein allmorgendliches Ritual geworden. Es lief immer mit den gleichen Worten ab und so kühl es auch einem Außenstehendem hätte erscheinen mögen, so konnte der Fähnrich doch für sich das Privileg in Anspruch nehmen, sich als einen von Picards engsten Vertrauten nennen zu können.
Picard war an seinem Adjutanten vorbeigeschritten und trat nun auf die Tür zu, die sein Büro vom Vorzimmer trennte, als er sich, wie jeden Morgen, scheinbar beiläufig noch einmal umwandte.
"Ah, Mr Tolschew. Gibt es irgendetwas Erwähnenswertes?"
"Nur das Übliche, Sir. Ach ja - da war noch eine persönliche Anfrage von Admiral Koll."
"Welcher Art ?"
"Keine Ahnung - Sir. Aber sie wollte sich noch einmal melden."
"Bitte benachrichtigen sie ihr Büro, dass ich jetzt zu erreichen bin. War das alles?"
"Aye Sir !"
Fähnrich Tolschew salutierte und der Admiral verschwand hinter seiner Bürotür. Das Büro war ein eher spartanisch eingerichteter Raum. Der einzige Luxusgegenstand war ein Aquarium in einer der Ecken, in dem ein Zebrafisch gemächlich seine Runden drehte. Eine Nachzüchtung, denn seit über zweihundert Jahren gab es auf der Erde keine dieser Tiere mehr. Schon an Bord der Enterprise hatte Picard ein Exemplar dieser Züchtung besessen, doch das Tier war beim dem Absturz des Raumschiffes vor nunmehr fünfzehn Jahren ums Leben gekommen. Picard sah sich in seinem Büro um. Es hatte die Sternenflottenstandarteinrichtung. Der Schreibtisch mit der Kommunikations- und Computerkonsole, der Nahrungsreplikator und ein Wandregal, für persönliche Gegenstände, das allerdings vollkommen leer war. Der Admiral trat an das Fenster und beschaute sich das gerade zu Leben erwachende San Francisco. Die Golden-Gate Bridge, die Touristenshuttles, alles war wie immer. Picard seufzte, dann setzte sich hinter seinen Schreibtisch; ein neuer langweiliger Bürotag konnte beginnen.
"Admiral ?" Der Monitor des kleinen, in Picards Schreibtisch eingelassenen, Computers wurde hell und zeigte den Kopf seines Adjutanten.
"Das Büro von Admiral Koll meldet, dass der Admiral sie sofort sprechen möchte."
"Dann stellen sie sie bitte zu mir durch - Fähnrich."
"Aye Sir !"
Tolschew verschwand und an seiner Stelle erschien das Gesicht einer Frau, etwa Mitte Fünfzig, mit eindeutig asiatischen Gesichtszügen. Sie strich sich das schwarze Haar aus der Stirn und lächelte, als sie in Richtung ihres Computers schaute.
"Jean-Luc - Ich freue mich sie einmal wiederzusehen. Sie sehen verschlafen aus."
"Das sagen sie jedes Mal, Amanda. Und dann kommt ich solle es mal mit alten Atemübungen aus Okinawa versuchen. Sie sollten inzwischen doch wissen, dass ich einen Ritt in einer Holo-Kammer allem anderen vorziehe."
Admiral Koll lachte. Sie und Picard kannten sich schon sehr lange. Als der Admiral an der Akademie gerade seine Zulassung als Commander bestanden hatte, hatte er sie, den Kadetten im ersten Jahr, zum ersten Mal gesehen. Später war Koll unter seinem Kommando Steueroffizier gewesen und letztes Jahr war sie zur Sternenflottenadmiralität gekommen. In all der Zeit hatten sie Kontakt gepflegt und jetzt zählte Picard sie zu seinem engsten Bekanntenkreis, was andersherum ebenfalls der Fall war.
"So werden sie ihr inneres Gleichgewicht nie finden. Aber ich wollte sie wegen etwas anderem sprechen."
"Nun reden sie schon, Amanda. Ihnen steht ein Geheimnis ja geradezu ins Gesicht geschrieben."
"Ja. Und da bleibt es auch. Ich sage nur soviel, dass wir eine Einladung haben."
Sie lächelte erneut und Picard sah ihr an, wie sehr es ihr gefiel ihn ein wenig an der Nase herumzuführen. Aber sollte sie doch ihren Spaß haben. Er würden ihn ihr bestimmt nicht verderben.
"Was heißt denn wir? Sie wollen mich doch um Himmels Willen nicht auf einen dieser schrecklich langweiligen Sternenflottenempfänge schleppen, Amanda."
"Aber nein. Bestimmt nicht. Und was ihre erste Frage angeht, da sage ich nur, sie werden bestimmt überrascht sein, Jean-Luc."
"Und wann und steigt nun ihre Überraschung?"
"Seien sie um dreizehn Uhr im Sternenflottenkommando. Keine Sorge. Ihr Dienstplan wird von Oben geändert."
"Also schön. Ich werde kommen. Ach übrigens - wollen wir nicht wieder einmal zusammen essen gehen?"
"In nächster Zeit wohl nicht, aber bald sicher. Koll Ende !"
Der Bildschirm wurde wieder dunkel und ließ eine Menge Fragen Picards unbeantwortet. Der Admiral lehnte sich zurück und lächelte. Er hatte es regelrecht vermisst. Er liebte Überraschungen, sie machten das Leben abwechlungsreicher. Es hatte einmal Zeiten gegeben, da hatte er sie gefürchtet. Für einen Captain gab es nichts Schlimmeres, als Überraschungen. Sie brachten alles durcheinander. Und in der sowieso schon viel zu komplizierten Raumfahrt, waren sie einfach fehl am Platze. Doch dann, als er an diesen Schreibtisch kam, vermisste er sie. Er hatte ganz vergessen, wie eintönig und langweilig das Leben auf einem Planeten sein konnte. Auf seiner letzten Mission auf der Enterprise-D hatte er Captain Kirk getroffen, ein Relikt der Vergangenheit. Er hatte ihm geraten, nie das Kommando über ein Raumschiff gegen einen ruhigen Bürokratenjob einzutauschen. Ein sehr guter Rat, wie Picard heute wusste. Doch was nutzte das. Es hatte nicht in seiner Macht gestanden wieder ein Kommando zu bekommen. Mit der Enterprise und der Stargazer hatte er zwei Schiffe, die unter seinem Kommando gestanden hatten, verloren. Es war unwahrscheinlich gewesen als Captain auf ein neues Schiff zu kommen aber es war ihm vergönnt gewesen. Er hatte eine neue Enterprise bekommen, die NCC 1701-E. Aber schon nach der ersten Mission hatte er das Kommando abgegeben. Die erneute Zusammenkunft mit seinem schlimmsten Albtraum, dem Borgkollektiv, hatte ihm vor Augen geführt, dass ihn seine Vergangenheit immer wieder einholen würde. Er hatte aus persönlichen Rachegefühlen heraus gehandelt, und dass ließ sich nicht mit den Pflichten eines Raumschiffcaptains vereinbaren. Heute wusste er, dass es die falsche Entscheidung gewesen war. Er hatte den Kommandosessel kaum verlassen, als er sich schon in ihn zurückwünschte. Aber es ließ sich nicht ändern. Und er hatte noch Glück gehabt. Er war Admiral für Äußere Angelegenheiten. Dass hieß, er hing nicht ständig auf der Erde herum. Er besuchte Außenposten, wohnte Verhandlungen, die über die Sicherheit der Föderationsgrenzen von Belang waren, bei und tat anderes, was den meisten Admirals der Sternenflotte nicht zufiel. Aber jetzt wurde es Zeit, für seine normale´ Arbeit. Jean-Luc Picard richtete sich in seinem Sessel auf, seufzte tief und aktivierte den Computer aufs Neue.
"Computer - was liegt an?"
"Geheimdienstberichten zur Folge beanspruchen die Romulaner ein Planetensystem, das nach dem Vertrag von Koolos in der neutralen Zone liegt. Die Überwachungsstationen siebenunddreißig und achtunddreißig haben Truppenbewegung entlang der Zone gemeldet."
"Verlangt das Kommando ein Eingreifen der Flotte, oder werden diplomatische Gespräche mit den Romulanern ins Auge gefasst?"
"Es wurde versucht einen Kontakt nach Romulus herzustellen, aber es gelang bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht."
Und so begann die tägliche Routine Admiral Picards. Eine Routine, die oft genug über unzählige Menschenleben entschied. Doch als Offizier der Sternenflotte musste man sich mit der großen Verantwortung, die man trug, bewusst werden und wenn man schon so lange zum Team gehörte wie Picard, wenn man so lange Zeit kommandierender Offizier auf einem Rauschiff war, wo das Leben der Besatzung sehr oft an der Entscheidungsstärke und Sensiblität des Captains hing, dann war man sich ihr bewusst und widmete sich jedes Mal mit all seinen Kräften auf das zu lösende Problem. Picard betätigte die Ruftaste.
"Fähnrich Tolschew - Ich benötige schnellstens ein Exemplar des Vertrages von Koolos."
"Der Vertrag mit den Romulanern - Sir ?"
"Genau. Und außerdem brauche ich alle Berichte über Brüche des Vertrages von Seiten der Romulaner wie auch von der Föderation. Und zwar am besten schon vor zehn Minuten."
"Aye Sir - Sofort Sir !"
Um kurz vor eins, Föderationszeit, marschierte Admiral Jean-Luc Picard durch die Korridore des Gebäudekomplexes des Sternenflottenkommandos. Sicherlich hätte er einen der Turbolifte benutzen können, die einen vertikal und horizontal befördern konnten, aber Picard hatte es sich angewöhnt auf diese Art der Bequemlichkeit, zumindest auf der Erde und außerhalb von Gefahrensituationen, zu verzichten. Sein tägliches Leben war so abwechslungslos geworden, dass ihn ein kleiner Spaziergang ab und zu in der Regel wieder aufbauen konnte. Picard schmunzelte in sich hinein. Er glaubte zu wissen was ihn erwartete. In letzter Zeit war er zu sehr zu dem geworden, was man in früheren Zeiten einmal mit dem Wort Bürohengst tituliert hatte. Er war noch nie ein besonders geselliger Mensch gewesen und zog es vor allein oder mit wenigen guten Freunden zusammen zu sein. Doch seit einiger Zeit zog er sich völlig zurück. Picard war sich dessen bewusst und dachte nun, dass einige seiner Freunde ihm irgendeine dumme Überraschung bereiten wollten, um ihn wieder gesellschaftsfähig zu machen. Was ihn ein wenig stutzig machte, war die Zeit. Es war mitten in seinem Dienstzyklus. Ein Blick auf die Änderungen seines Dienstplanes, hatte ihm gezeigt, dass sie sich scheinbar jede Mühe gemacht hatten, um ihn heute aus seinem Büro zu locken. Na dann. Er war kein Spielverderber. Er hatte sich vorgenommen jeden Spaß mitzumachen. Was da auch kommen sollte. Eine rote Markierung an den Wänden zeigte Picard, dass er nun den inneren Sicherheitsbereich des Komplexes betrat. Zu diesen Räumlichkeiten hatten nur die Mitglieder des Kommandos Zugang. Eine Sicherheitsbarriere, die sich auf den Zugangscode des Admirals hin öffnete, passierte Picard, dann war er im Herzstück der Föderation der vereinten Planeten. Von hier aus wurde das Schicksal eines Gebietes bestimmt, das Hunderte, ja Tausende von Lichtjahren durchmaß. Große Bereiche im Alpha-Quadranten und auch Teile des Beta-Quadranten wurden von hier aus kontrolliert. Alle im Dienst stehenden Raumschiffe der Sternenflotte hatten hier ihre Hauptleitstelle. Außerdem waren hier die Leitungen der wissenschaftlichen Abteilungen und die Botschaften der Mitgliederplaneten der Föderation untergebracht. Trotz der Jahre, die Picard inzwischen als Admiral für das Kommando tätig war, war er jedes Mal wieder aufs Neue beeindruckt, wenn er hierher kam. Und auch ein wenig stolz wurde er, wenn er daran dachte, dass er für diese Organisation arbeitete. Die Föderation warte den Frieden in diesen und den angrenzenden Sektoren, und dass schon seit so langer Zeit. Die wirklichen Gefahren, die die Erde in den letzten hundert Jahren heimgesucht hatten, konnte man an einer Hand abzählen. Da war zum einen die drohende Vernichtung der Erde durch eine mutierte Vojager-Sonde aus dem zwanzigstem Jahrhundert. Dann ein raumbefahrendes Objekt einer fremden Spezies, die Kontakt zu den Meeresbewohnenden Säugetieren der Erde herstellen wollte. Das alles war zu den Zeiten des längst zur Legende gewordenen Captain Kirks geschehen. Die Bedrohung durch die Borg, bei der Picard selbst eine maßgebliche Rolle gespielt hatte, wie auch einige Jahre später, als die Borg in die Vergangenheit der Menschheit zurückgekehrt waren um den ersten Überlichtflug Zeff Cochranes, und damit den ersten Kontakt zu den Vulkaniern zu verhindern, gehörte auch in dieses Kapitel. Aber ansonsten war es ruhig geblieben auf dem Heimatplaneten der Menschen. Es war die längste Friedensperiode in der Geschichte der Menschen, zumindest, soweit sie heute bekannt und erforscht war.
Picard schaute auf seinen Chronometer. Vier Minuten vor Eins. Gut, er würde pünktlich kommen. Man konnte ihm ja vieles vorwerfen, wie zum Beispiel fehlende Gesellschaftsfähigkeit, aber dass er schlampig und nachlässig war, dass konnte nun wirklich niemand behaupten. Picard näherte sich dem Hauptsitzungssaal. Vor der Tür waren zwei Wachen postiert. Als sie den Admiral erkannten, salutierten sie vor ihm und gaben die Tür für ihn frei, indem sie zur Seite traten. Nun begann sich Picard doch zu wundern. Die Tatsache, dass das Treffen im Hauptsitzungssaal stattfand, hatte er für einen Teil des schlechten Scherzes gehalten, den seine Freunde, wie er dachte, für ihn vorbereitet hatten. Aber wieso war alles so furchtbar förmlich? Was sollten die Wachen. Picard zuckte mit den Schultern; er würde es gleich selbst sehen.
"Computer - Ich erbitte Zugang zum Hauptsitzungssaal. Genehmigung Picard Theta drei. "
"Der Zugang ist gestattet. Bitte treten sie ein, Admiral."
Die breite Tür öffnete sich und Picard konnte den Saal überblicken. Er war aufgebaut wie der Hörsaal in einem Institut oder einer Universität. Rundherum waren nach außen hin aufsteigende Sitzreihen. In der Mitte befand sich ein großer Konferenztisch in Form eines Überdimensionalen Hufeisens und ein erhöhtes Rednerpult. Der Saal fasste, wenn er voll besetzt war, über zweitausendfünfhundert Personen. Jetzt sah Picard nur drei, zwei Männer und eine Frau. Der eine Mann, er saß mit dem Rücken in Picards Richtung, hatte eine lange, schneeweiße Robe an. Die anderen beiden Personen trugen Admiralsuniformen.
Picard war kurz stehen geblieben, jetzt trat er auf die Treppe zu und begann zur Konferenzebene hinabzusteigen. Langsam schritt er eine Sitzreihe nach der anderen nach vorn. Die drei Leute schienen in ein fesselndes Gespräch vertieft zu sein. Sie hörten ihn nicht kommen. Erst als er die Konferenzebene beinahe erreicht hatte, hob Admiral Koll, die Frau, den Kopf, sah Picard und das Gespräch verstummte abrupt. Der Mann in der weißen Robe drehte sich um, wobei er sich mit einer einzigen, fließenden Bewegung erhob. Zu seinem tiefschwarzen Haar stellte er scharf gezeichnete Geschichtszüge zur Schau. Er war Vulkanier. Als er Picard erblickte und erkannte legte er den Kopf leicht schräg und zog die rechte Augenbraue in die Höhe. Picard konnte seine Überraschung nicht verbergen.
"Botschafter Spock !"
"Guten Tag Admiral. Ich bin erfreut sie wiederzusehen."
Spock war älter geworden seit Picard in das letzte Mal gesehen hatte. Damals, als die Romulaner Pläne schmiedeten, Vulkan in ihr Imperium einzuverleiben. Der Botschafter war zu angeblichen Wiedervereinigungsgesprächen der beiden miteinander verwendeten Völker, nach Romulus geflogen. Doch die Romulaner spekulierten nur darauf mit Spocks Hilfe und unter Zunahme einiger gestohlenen vulkanischer Schiffe, sicher ihre Invasionstruppen durch den Raum der Föderation zu transportieren. Picard war vom Kommando beauftragt worden, mit der Enterprise zu untersuchen, womit Spock seine Anwesenheit auf der Heimatwelt der Romulaner zu rechtfertigen gedachte. Damals hatte der jetzige Admiral den einstigen ersten Offizier des ersten Raumschiffes mit dem Namen Enterprise getroffen. Gemeinsam hatten sie die geplante Invasion Vulkans durch die Romulaner vereitelt. Doch dann war der Botschafter zum Vulkan zurückgekehrt und Picard hatte ihn seit über siebzehn Jahren nicht wiedergesehen. Jetzt stand er plötzlich vor ihm und streckte ihm die rechte Hand, zwischen Mittelfinger und Ringfinger gespreizt, zum vulkanischen Gruß entgegen. Auch Picard hob jetzt die Hand und spreizte sie in der beschriebenen Art und Weise. Er hatte seine anfängliche Überraschung schon fast wieder überwunden.
"Frieden und langes Leben, Botschafter. Ich hoffe sie hatten einen angenehmen Flug zur Erde."
"Vielen Dank, Admiral. Ich habe keinen Grund zu einer Klage."
Erst jetzt schaute Picard den zweiten Mann an, den in der Sternenflottenuniform. Es war Chiefadmiral Julian Frazier vom Oberkommando. Er lächelte vor sich hin. Trotz seiner hohen Stellung innerhalb der Föderation war er bei allen seinen Untergebenen als Frohnatur bekannt. Sein Verhältnis zu Picard war rein beruflich, sie pflegten privat keinen Kontakt. Man sah sich nur hin und wieder auf Konferenzen und Picard fand des öfteren Fraziers Namen unter seinen Befehlen.
"Amanda, Chiefadmiral." Picard nickte den Betreffenden zu, "Hätte vielleicht einer der Anwesenden die Güte mir den Grund für diese Zusammenkunft mitzuteilen? Was ist so wichtig, dass der vulkanische Botschafter zur Erde kommt. Und warum werden Wachen vor der Tür postiert und ein Theta-Code für den Einlass verlangt. Stecken wir in einer Krise?"
"Das mag ja alles recht ungewöhnlich erscheinen" meldete sich Amanda Koll zu Wort" aber ich, - wir bitten sie sich noch ein wenig zu gedulden. Ich selbst und auch der Botschafter sind, wie sie selbst auch, nur auf Grund von Befehlen hier. Nur Admiral Frazier weiß mehr, wie es scheint."
"Dann bitte ich sie, Chiefadmiral, uns hier aufzuklären."
Mit diesen Worten drehten sich Picard zu Frazier um.
"Auch ich bitte sie, sich noch zu gedulden. Sagen kann ich ihnen zur Zeit nur, dass es sich um ein geheimes Projekt der Föderation handelt, das vor inzwischen sieben Jahren ihren Anfang nahm und jetzt in der letzten Phase steht. Es wartet gewissermaßen auf seine Vollendung und dafür brauchen wir sie." Er nickte dem Botschafter und Admiral Picard zu. "Sie" er wandte sich jetzt zu Amanda Koll um." wollen wir als Vertreterin der wissenschaftlichen Abteilung der Föderation mitnehmen. Mehr kann und darf ich ihnen zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Aber sie werden in kürze mehr erfahren. Bitte kommen sie mit."
"Mitkommen ? Wohin bitte?"
Julian Frazier hatte sich bereits umgedreht und war in Richtung des Ausgangs getreten, als er noch einmal Halt machte und zurücksah.
"Zum Saturn. Genauer gesagt: zur Saturnaußenstation humanis futura´.
"Wir verlassen die Erde? einfach so ?"
"Keine Sorge, ihre Dienstpläne werden entsprechend geändert."
Mit diesen Worten drehte Frazier sich entgültig um und ging die lange Treppe hinauf zur Tür.
Als das hochrangige Quartett den Turbolift wieder verließ, befand es sich in einem der Außenbereiche des Gebäudekomplexes. Hier befanden sich die Wohn und Lebensbereiche der Angestellten des Sternenflottenkommandos. Auch Picard wohnte in einem dieser großzügig eingerichteten Quartiere. Er war ein Mensch, der Einfachheit liebte und so fand er es einfach praktischer in der Nähe seiner Arbeitsstelle zu leben, anstatt jeden Morgen und jeden Abend einen Transporter benutzten zu müssen. Und da Picard alleinstehend war, lag ihm nichts an einer eigenen Wohnung oder gar einem Haus im Stadtrandgebiet.
"Wo wollen wir eigentlich hin. Dies ist weder der Weg zu einem der Transporterräume, noch der zur Shuttlerampe."
"Abwarten, sie werden es gleich sehen."
Admiral Frazier ließ sich nicht beirren. Zielstrebig marschierte er weiter durch den Gang und sah dabei weder nach links noch nach rechts. Ein Computerdisplay an der Wand gab den Hinweis: Außenstartfeld 02, 300 Meter, Rot. Der Vermerk Rot´ war für Besucher des Gebäudekomplexes gedacht. Ein Ortsundkundiger, der zum Außenstartfeld 02 wollte, musste lediglich das Display berühren. Er aktivierte damit ein Guideprogramm, ein leuchtend roter Punkt, der im Schritttempo auf dem Boden entlang lief. Auf diese Weise fand man mit Sicherheit sein Ziel. Frazier benutzte diese Einrichtung natürlich nicht. Er und die anderen Admirals kannten dieses Gebäude mit seinen verschachtelten Gängen wie ihre Uniformtaschen. Selbst Spock, der eine Zeitlang als vulkanischer Botschafter der Sternenflotte im Kommandogebäude auf der Erde gearbeitet hatte, kannte sich hier recht gut aus. Das Quartett näherte sich einer breiten, massiven Tür, die geschlossen war, und vor der ebenfalls zwei Wachen postiert worden waren.
"Der Zugang zu Außenstartfeld 02 ist gesperrt. Zutritt nur mit Theta- Berechtigungscode.
"Berechtigungscode Theta acht vier. Chiefadmiral Frazier Oberkommando."
"Sie dürfen passieren."
Nachdem der Computer mit diesen Worten seine Zustimmung erteilt hatte, öffnete sich die Tür mit einem hohen Zischlaut. Picard wunderte sich einmal mehr. Dies waren außergewöhnliche Sicherheitsmaßnahmen. Die vielen Wachen und dann erst die Theta-Codes, dass hieß, die Stimme wurde bis ins letzte Detail genau analysiert und gleichzeitig wurde ein dezenter Scan der äußeren Körperstruktur durchgeführt. Es war die höchste Sicherheitsstufe, die es bei der Sternenflotte überhaupt gab.
Hinter der Tür sah Picard auf eine runde freie Fläche mit einem Durchmesser von etwa hundert Metern. Der Boden war aus einer extrem hitzebeständigen Duraniumlegierung und war mit Markierungen gekennzeichnet. In der Mitte des freien Raumes befand sich ein ovaler Gegenstand. Er war knapp fünfunddreißig Meter breit, und über fünfzig Meter lang. Er reichte vom Boden aus etwa zweiundzwanzig Meter in die Höhe. Aus der Position der Beobachter konnte man ihn nur von unten betrachten, wobei man sah, dass er auf zwei großen Kufen ruhte und über einen Atmosphären-Düsenantrieb verfügte. Es war eindeutig eine Captainsjacht; allerdings von einer Größe, wie sie Picard bisher noch nie gesehen hatte. Neben einer der Landekufen schob sich nun ein röhrenartiges Gebilde aus dem kleinen Raumfahrzeug. Dieses, auf dem Prinzip eines Teleskops, gebautes Objekt mit einem Durchmesser von gut zweieinhalb Metern war der untere Einstieg. Das inzwischen am Boden angekommene Ende, dieses Aufzugs, öffnete sich und eine Person in Sternenflottenuniform trat heraus. Diese Person sah überaus merkwürdig aus. Das erste, das Picard auffiel, war die Uniform. Es war eine Uniform aus der Galaxy-Periode. Die Klasse von Schiffen, zu der auch die gute alte Enterprise-D gehört hatte. Das nächste, das auffiel, war das Gesicht der Person. Im Kontrast zu dem schwarzen Haar, aus dem zwei verkümmerte Fühler hervorschauten, stand die Haut, die in einem warmen Hellblau zu leuchten schien. Schon von weitem war die Verwandtschaft mit Andoria, einem Mitgliedsplanet der Föderation, nicht zu übersehen. Als sie, es war eine Frau, näher kam, sah Admiral Picard noch etwas überraschendes. Auch der Kommunikator, den die Frau an ihrer Uniform trug, war einer wie er Schiffen der Galaxy-Klasse getragen wurde.
"Lieutenant Grida Solur, taktischer Offizier, meldet sich zur Stelle."
Sie blieb direkt vor der kleinen Gruppe stehen.
"Verstanden. Gehen sie voraus."
Frazier blieb kurz angebunden und Picard beeilte sich zu fragen:
"Auf welchem Schiff dienen sie, Lieutenant?"
"Sir - ich habe direkte Befehle diesbezüglich keine Auskünfte zu geben. Bitte folgen sie mir."
Solur drehte sich mit diesen Worten um und ging um die Jacht herum, um wieder an den Einstieg zu gelangen. Picard trat neben sie.
"Ihre Mutter kommt von Andoria?"
"Ja - Sir."
Sie lächelte. Woher der Admiral wusste, dass sie mütterlicherseits und nicht väterlicherseits Andorianerin war? Nun er hatte ihr in die Augen gesehen. Nicht das Picard Hellseher war, aber die Augen von Grida Solur waren schwarz. Nicht nur die Pupillen, sondern auch die Regenbogenhaut und die Stellen, die bei den meisten Humanoiden weiß sind. Diese seltene Pigmentierung kam nur bei weiblichen Mischlingen von Andorianern und Menschen vor, bei denen die Mutter von Andoria stammte.
Sie waren jetzt an der anderen Seite der Jacht angekommen und standen vor dem Einstieg. Direkt über ihnen, am Rumpf des kleinen Schiffes war der Namenszug angebracht. Die Registriernummer befand sich noch unter einer Schutzverdeckung, was vermutlich bedeutete, dass das Schiff, zu dem die Jacht gehörte, noch nicht offiziell im Dienst stand. Doch rechts daneben stand in großen Föderationsbuchstaben der Name: J.T.Kirk´.
Picard war, gelinde gesagt, sehr erstaunt. Das war heute nun schon das zweite Mal, dass er über den Namen des Captains der alten Enterprise stolperte. Der Captain, den er hatte sterben sehen und den er begraben hatte, weit weg von der Erde auf einem einsamen Planeten. Und das Ganze Jahrzehnte nach Kirks offiziellem Tod, während des Jungfernflugs der Enterprise-B. Damals war bei der Reparatur eines Störfalls ein Stück der Außenhülle weggerissen worden und Captain Kirk wurde in einem Nexus gefangen, der ihn erst zu Picards Zeiten wieder freigab. Jetzt wurden also die vielen Jahre, die Kirk in der Sternenflotte gedient hatte, gewürdigt. Und das sicherlich mit Recht.
Lieutenant Solur betrat nun den Einstiegslift. Frazier folgte ihr auf dem Fuße und auch der Rest der Gruppe betrat die Kapsel, die, so klein sie auch von außen aussehen mochte, für alle fünf Personen genug Platz bot. Langsam schloss sich die Tür.
"Computer - Berechtigungscode Alpha drei."
Solur sprach diese Worte und Picard dachte bei sich: Aha - hier enden also die scharfen Sicherheitsbestimmungen. Der Lift setzte sich in Bewegung. Man spürte nichts, aber man hörte an dem leicht zischenden Geräusch, mit dem sich das Teleskop zusammenschob, wie man sich der Raumfähre näherte. Picard fragte sich, was wohl die nächste Überraschung sein würde, die er erblickte. Dies war mit Abstand der spannendste Nachmittag seit langem. Während der Fahrt nach oben sah sich der Admiral um. Es war ein einfaches Design. Boden und Wände waren in warmen Pastellfarben gehalten und an der Decke befanden sich dezent angebrachte Beleuchtungseinheiten, die ein angenehmes Licht verbreiteten. Der einzig markante Punkt, war die Tür und das Computerdisplay, das an der gegenüberliegenden Seite angebracht war und im Augenblick nicht betriebsbereit zu sein schien.
Das zischende Geräusch verstummte. Sie waren oben angelangt. Die beiden Türhälften schoben sich auseinander. Vor der Gruppe erstreckte sich die Brücke des kleinen Raumschiffes. Dafür, dass sie sich in einer Captainsjacht befanden, war der Kommandoraum sehr groß. Er war oval und auf der Stirnseite befand sich ein, vom Boden bis zur Decke reichender, Bildschirm. Vor dem Schirm waren zwei Konsolen angebracht. Die Einsatzleitung OPS und die Flugkontrolle Conn. Zu der letzteren Konsole ging jetzt Lieutenant Solur. Frazier führte Koll und Picard zu den drei freien Kommandosesseln, die sich an der hinteren Wand der Brücke befanden. Spock nahm an der Wissenschaftsstation Platz. Dies war schon auf der alten Enterprise sein Bereich gewesen, und jetzt bewunderte er die Entwicklung der Technologie. Er war Vulkanier, aber diese rasanten technologischen Fortschritten der Sternenflotte versetzte ihn in Staunen Die Vulkanier hatten schon interstellare Raumfahrt, als die Menschen noch Pferdekutschen und Segelschiffe benutzten, aber diesem Schiff hatte der Vulkan, nichts entgegen zu stellen, dass von der Effektivität auch nur annähernd daran heranreichte.
Spock streckte die Hand aus und berührte die Konsole. Augenblicklich erhellte sie sich und eine Konfiguration erschien, wobei es sich um eine Art Grundmaske handelte. Der Botschafter hatte einen Systemstart vorgenommen. Jetzt studierte er die einzelnen Anzeigen und tippte dann zögernd auf einen Sensorpunkt mit der Aufschrift Atmosphärenmodus. Schlagartig änderte sich die Konfiguration der Konsole und mit einer leisen Folge von Piepstönen kam Leben in den Wandschirm. Die Scannerkontrollleuchten begannen hin und her zu flitzen und auf dem Schirm war ein einheitlich grauer Farbton zu sehen, der von zwei knallroten Linien durchzogen wurde, die sich am Rand der Projektionsfläche kreuzten. Spock rätselte, was das sein könnte, bis es ihn einfiel. Das war der Boden, die Startfläche und die beiden Striche mussten Markierungslinien sein, die das landen auf der Fläche einfacher machen sollten. Anscheinend war eine Unteransicht aktiviert, was in einer Atmosphäre ganz praktisch war, denn so war das Finden und Anvisieren eines ganz bestimmten Punktes auf der Oberfläche eines Planetens einfacher.
Lieutenant Solur hatte inzwischen über die Steuerkonsole einen kompletten Systemscheck vorgenommen und hatte denn alle Systeme gestartet. Das kleine Schiff erwachte zum Leben. Aber nur eine Person, die darauf achtete, verspürte die sanften Vibrationen und den unterschwelligen Ton, der verriet, dass die J.T.Kirk bereit war abzuheben und den Einfluss der irdischen Gravitation zu verlassen.
Admiral Frazier, der auf dem mittlerem der Kommandosessel saß, aktivierte das persönliche Computerdisplay, das rechts neben seiner rechten Hand angebracht war, und überprüfte die eingehenden Daten.
"Lieutenant - sind wir startbereit?"
"Aye Sir. Die Impulsmaschinen laufen innerhalb normaler Parameter und der gebündelte Neutronenstrahl in den Fusionskammern des Atmosphärenantriebs liegt bei beinahe fünfundneunzig Prozent maximaler Leistung."
Frazier nickte.
"In Ordnung, Lieutenant. Bringen sie uns aus dem Gravitationsbereich heraus. Ein drittel Maschinenleistung."
Grida Solurs hellblauen Hände berührten leicht die Kontrollen. Sie gab Kurs und Geschwindigkeit ein und aktivierte den Neutronenantrieb. Für einen Moment wurde das Vibrieren des Schiffes stärker dann erstarb es völlig. Die J.T.Kirk hatte die Erdoberfläche verlassen und stieg jetzt langsam, senkrecht in die Höhe. Auf dem Hauptschirm konnte man beobachten, wie der Boden langsam immer kleiner wurde. Bald lag der Gebäudekomplex des Oberkommandos unter ihnen. Als nächstes kamen die umliegenden Straßen und Häuser ins Blickfeld und nach vielleicht drei Minuten konnte man ganz San Francisco aus der Vogelperspektive betrachten. Jetzt hatten sie den zivilen Luftraum unter sich gelassen und Lieutenant Solur erhöhte die Energie. Es gab einen leichten Ruck und dann schrumpfte die Stadt mit dem Hauptsitz der Sternenflotte in sich zusammen. Bald war sie nur noch ein kleiner Fleck und man konnte bereits ganz Nordamerika beschauen. Es war ein herrlicher, wolkenloser Tag und von oben sah die Erde atemberaubend schön aus. Das tiefblau des pazifischen und atlantischen Ozeans stand im Kontrast zu den warmen braun und Grüntönen des Kontinents. Der blaue Planet zeigte sich ihnen in all seiner Pracht.
"Sir - wir haben den Orbit erreicht. Wir haben Starterlaubnis vom Oberkommando."
Solur sagte dies, ohne dabei einen Blick von ihren Kontrollen zu wenden.
"Gut Lieutenant. Wie lange brauchen wir mit vollem Impuls zur Saturnaußenstation humanis futura ?"
"Der Saturn liegt zurzeit, von der Erde aus gesehen, hinter der Sonne. Wir müssen die Sonne deshalb umfliegen. Bei der größten vertretbaren Annäherung an Sol werden wir humanis futura in etwa fünfundvierzig Minuten erreichen. Ohne Zwischenfälle."
"Dann setzten sie Kurs und beschleunigen sie auf vollen Impuls."
Solur hantierte an ihrer Konsole.
"Energie !"
Der Planet wurde jetzt rasend schnell zu einem kleinen Ball, bis er schließlich ganz verschwand. Auf einen weiteren Befehl der Halbandorianerin schaltete der Computer eine Vorderansicht auf den Hauptschirm. Einen Moment lang mussten alle Anwesenden auf der Brücke die Augen zukneifen, denn der Schirm zeigte die Sonne; ungefiltert. Aber Sekundenbruchteil später hatte der Computer den Schirm verdunkelt. Frazier erhob sich langsam.
"Bitte folgen sie mir in den Aufenthaltsraum. Lieutenant – geben sie mir Bescheid, wenn wir uns dem Saturn nähern."
Nach diesen Worten drehte sich der Admiral nach rechts und ging auf eine Tür zu. Picard, Koll und der vulkanische Botschafter verließen ihre Plätze und folgten ihm. Während das Quartett verschwand wandte sich Lieutenant Solur wieder ihrer Konsole zu. Vor ihr lag eine dreiviertel Stunde Routineflug. In den vergangenen zwei Monaten war sie die Strecke Erde - Saturn sehr oft geflogen. Das neuste Projekt der Sternenflotte war in seine Endphase getreten und eine Menge wichtiger Köpfe der Föderation hatten es sich nicht nehmen lassen, eine private Inspektion durchzuführen. Sie war dafür zuständig gewesen, diese Personen an Ort und Stelle zu bringen. Aber dies sollte nun entgültig ihr letzter Flug dieser Art werden. Mit der Ankunft der drei Admirals und des Botschafters, war das Projekt abgeschlossen. Grida Solur änderte die Konfiguration ihrer Konsole und koppelte sie mit der Wissenschaftsstation und der Einsatzleitung. Das war eine Standart Operation. Wenn sich nur eine Person auf der Brücke befand, musste dieser Zugriff auf sämtliche Systeme haben. Sie las die Daten, die von den Sensoren de kleinen Schiffes aufgefangen wurden, ab und sah sich in ihren Vermutungen bestätigt. Es befand sich nichts Ungewöhnliches auf ihrem Kurs. Wie auch. Sie befanden sich im Sonnensystem um Sol, dem Herzstück der Föderation. Hier gab es beinahe nie Ärger. Grida lehnte sich zurück, schaute auf den Hauptschirm und wartete.
Während dessen machten es sich Admiral Frazier und seine Begleiter in dem luxuriös ausgestatteten Aufenthaltsraum bequem, das dafür bestimmt war, den Captain oder die ranghöchste Person an Bord aufzunehmen. Vom Nahrungsreplikator über die Hyperschalldusche bis hin zum eigenen Notfalltransporter waren diese Räumlichkeiten mit allem ausgestattet, was in allen nur erdenklichen Situationen von Nutzen sein könnte. Picard trat sofort, nachdem er einen prüfenden Blick durch den Raum hatte schweifen lassen, zum Replikator.
"Tee - Earl Grey - heiß." Er wandte seinen Blick zu den andere Personen, aber nach einem leichten Kopfschütteln derer, nahm er sein materialisiertes Getränk von der Ausgabefläche und begab sich zu dem Tisch, an dem Koll, Frazier und Botschafter Spock bereits Platz genommen hatten. Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, schaute er den Chiefadmiral auffordernd an.
"Nun, ich hoffe sie werden jetzt ihr Schweigen brechen und endlich mit der Sprache herausrücken."
"Auch auf die Gefahr hin, dass sie vor Neugierde platzten, Jean-Luc, und ich sehe, dass das innerhalb des Bereichs des Möglichen zu stehen scheint, rücke ich, wie sie so schön sagten, noch nicht mit der Sprache heraus. Aber beruhigen sie sich. In knapp vierzig Minuten werden sie bescheid wissen, das verspreche ich ihnen."
Frazier zwinkerte mit den Augen. Langsam fand Picard das Spielchen reichlich lächerlich. Aber was konnte er schon dagegen unternehmen. Der Admiral seufzte und konzentrierte sich auf seinen Tee. Er sah sich erneut in dem Raum, in dem sie sich befanden, um. Es sollte sicher ein Teil der Überraschung sein, dass ihn das Design stark an die alte Enterprise-D erinnerte. Die Farben, die Formen; es war ihm schon aufgefallen, als er die Uniform von Lieutenant Solur gesehen hatte. Er fühlte sich ein wenig wie in der Zeit zurückversetzt. Picard hatte noch nicht viele Captains - Jachten in seiner Karriere benutzt und die Oklahoma, die Captains - Jacht der Enterprise-D hatte er nur ein einziges Mal von innen gesehen, als er, nachdem er schon mehrere Monate das Kommando über das Schiff gehabt hatte, endlich einmal eine Besichtigungsrunde gemacht hatte. Und doch erinnerte ihn dieser Raum an die Zeit, als er Captain auf dem Schiff der Galaxy- Klasse gewesen war.
Admiral Koll saß auf einem bequemem Sessel, hielt die Fingerkuppen aneinandergepresst und beschäftigte sich scheinbar mit nichts. Man musste sich wirklich schon sehr lange kennen, um aus ihrer Gestik und Mimik zu ersehen, dass sie in Wirklichkeit keineswegs so ruhig war, wie sie sich nach außen hin zu geben versuchte. Picard, der Amanda schon äußerst lange kannte, konnte die Anspannung in ihren Augen sehen. Er nahm ihr nicht ab, dass sie nichts über den Grund ihrer kleinen Reise wusste. Irgendetwas hielt sie verborgen, dass spürte Picard und dieses Etwas brachte den Admiral beinahe zum platzten. Jean-Luc freute sich insgeheim darüber, dass nicht nur er in dieser misslichen Lage war. Frazier blickte zum wiederholten Mal auf seinen Chronometer. Auch ihm konnte man die Anspannung ansehen. Doch bei ihm war es eine andere Art von Anspannung. Er wartete nicht voller Unrast auf etwas Unbekanntes; bei ihm war es vielmehr die Ungeduld, anderen einen Trumpf zu zeigen und sich dann im Erstaunen der anderen zu sonnen. Dieser Mann war sicher kein guter Pokerspieler. Man sah ihm zu leicht an, dass er noch ein Ass bereithielt. Aber seine Rechnung ging auf. Selbst Botschafter Spocks Gesichtszüge ließen einen gewissen Grad an erstaunen erkennen. Und das sollte bei einem Vulkanier seines Alters schon etwas bedeuten. Picard stellte sein Glas auf dem runden Tisch ab. Er dachte an seinen ersten interplanetaren Raumflug. Das war, als er noch Kadett an der Sternenflottenakademie gewesen war. Picard kam aus einer sehr konservativen Familie. Sein Vater hatte es ihm nie verziehen, dass er zur Sternenflotte gegangen war, anstatt auf dem familiären Weingut zu arbeiten. Technik war ihm ein Graus. Und so kam es, dass der junge Jean-Luc bei seinem Eintritt in die Akademie noch nie in einem Shuttle gesessen hatte, geschweigedenn es selbst geflogen. Picard lächelte bei dem Gedanken. Bei seiner ersten Flugstunde hatte er beinahe eine Kollision mit einer Transporterrelaisplattform gehabt, die im Orbit der Erde herumschwebte. Sein Fluglehrer, ein ältlicher Lieutenant-Commander hatte ihm damals prophezeit, dass er in seinem Leben nicht einmal ein Modelraumschiff von der einen Ecke seines Kadettenquartiers in die andere fliegen würde. Doch er hatte nicht mit Picards Ergeiz gerechnet. Von wegen Modelraumschiff, bis zum Raumschiff der Galaxy-Klasse hatte er es gebracht, und jetzt, jetzt war er Admiral und konnte lächelnd auf diese Zeiten zurückblicken. Ein Signalton schreckte Picard aus seinen Gedanken.
"Hier Brücke. Lieutenant Solur an Bereitschaftsraum."
"Sprechen sie Lieutenant."
Admiral Frazier wirkte noch immer nach außen hin gelassen, doch in seinen Augen zeigte sich jetzt ein ungeduldiges Flackern.
"Sir - wir werden den Saturn in wenigen Augenblicken erreichen."
"Danke Lieutenant. Wir kommen auf die Brücke. Frazier Ende."
Der Chiefadmiral erhob sich und bedeutete den anderen, ihm zu folgen. Er ging auf die Tür zu und die kleine Gruppe betrat erneut den Kommandobereich des kleinen Schiffes. Grida Solur wandte sich um.
"Wir treten gerade in den Standartorbit ein - Sir."
Frazier nickte und er und die anderen nahmen ihre Plätze ein. Der große Hauptschirm zeigte eine sehr schöne Darstellung des Planeten. Die Ringe, die sich äquatorial um ihn zogen und aus Eis und Gesteinsbrocken bestanden, glitzerten im fahlen Licht der Sonne, die, von hier aus betrachtet, nur winzig klein erschien.
"Lieutenant - bekommen wir ein visuelles Bild unseres Ziels?"
"Aye - Sir !"
"Auf den Schirm !"
Das Bild auf dem großen Wandschirm änderte sich schlaghaft. Während Koll und Picard vor Überraschung aufstanden und Spock sich immerhin kerzengerade aufrichtete und aus dem Augenbrauen heraufziehen gar nicht mehr herauskam, lehnte sich Frazier lächelnd und äußerst befriedigt zurück. Auf dem Schirm sah man die Fertigungseinrichtungen von humanis futura. Davor schwebte ein gigantisches Raumschiff. Auf der ovalen Untertassensektion stand, deutlich lesbar NCC 1701-E2 und darüber USS ENTERPRISE.
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.So – das war das erste Kapitel. Es ist noch ein wenig trocken, da erstmal die Personen alle vorgestellt werden müssen, aber es wird besser – versprochen! Vergesst nicht, mir was zu schreiben. Bis bald.
