Tamira – Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass es inzwischen so lange her ist, dass ich diese Geschichte geschrieben habe, dass ich deine Fragen so aus dem Stehgreif gar nicht alle beantworten kann. Ich muss mich selber mal wieder einlesen (schäm). Aber ich kann dir verraten, das wer tot und wer lebendig ist, in dieser Geschichte noch nicht zu hundert Prozent feststeht, das wirst du bald noch mitbekommen.

Viel Spaß

Disclaimer: Nichts an dieser Geschichte gehört mir außer einigen der Nebencharaktere. Alle Rechte liegen bei Paramount Pictures und den Erben von Gene Roddenberry (er ruhe in Frieden).

STAR TREK

GIANT

KAPITEL 4

Im Hauptmaschinenraum der Enterprise standen alle Arbeiter und Ingenieure um eine Öffnung in der Abdeckung der Materie - Antimateriereaktionskammer herum. Aus der Öffnung heraus klang ein fröhliches Pfeifen. Chefingenieur Ronald Santer bei der Arbeit. Seit der Abschaltung des Warpantriebes waren gut achtzig Minuten vergangen und es sah so aus, las könne Santer seinen selbst gesteckten Zeitplan einhalten. Der Chefingenieur steckte in einer ziemlich engen Röhre und richtete den Diliziumkristall neu aus. Glücklicherweise müsste er das nicht öfter machen. Wenn es einmal funktioniert hatte, konnte man die Ausrichtung dem Computer überlassen. Jetzt erschienen die Füße Santers. Zwei seiner Mitarbeiter griffen zu und halfen ihm, sich aus der Kammer zu befreien. Kaum stand er auf den Beinen als er sich auf den Kommunikator tippte.

"Santer an Brücke."

"Sprechen sie Commander."

Das war die Stimme des Captain gewesen.

"Sir, wir haben die Rekalibrierung abgeschlossen. Der Computer geht noch ein paar Testsimulationen durch. In drei Minuten können sie die Systeme wieder hochfahren."

"Verstanden Maschinenraum. Gute Arbeit. Data Ende."

Santer trat vom Antrieb zurück und ging in den kleineren Nebenraum, in dem sich die Hauptkonsole befand. Auf dem großen Display erschienen die vom Computer errechneten Testdaten. Alle Daten lagen innerhalb der Toleranzgrenzen. Der Chefingenieur war selbst überrascht, wie genau er die Idealwerte getroffen zu haben schien. Bei diesen Werten würden sie genau vier Minuten und achtunddreißig Sekunden benötigen um ihr Ziel, die Erde, zu erreichen. Der Computer meldete, dass er die letzte Testreihe erfolgreich abgeschlossen hatte. Jetzt oder nie. Santer warf noch einen letzten Blick auf den inaktiven Warpkern, dann initiierte er die Starsequenz. Ein durchdringendes, tiefes Summen durchdrang das Maschinendeck. Ein endgültiger Start konnte nur von der Brücke aus vorgenommen werden. Er stellte die Kontrollen zur Brücke durch.

"Captain - Wir sind soweit. Sie können den Antrieb in Betrieb nehmen. Der Kern steht bereits unter Energie."

"Verstanden. Wir leiten Systemstart ein. Bleiben sie zur Kontrolle im Maschinenraum."

Die Verbindung wurde unterbrochen. Santer setzte sich und wartete.

- - -

Auf der Brücke gab Data seine Befehle und der Wissenschaftsoffizier, Lieutenant Tem, gab die Startsequenz ein. Auf Commander Pierce´ Konsole wurde es wieder hell. Das Schiff war bereit, wieder Fahrt aufzunehmen. Wenn jemand aus einem der hinteren Fenster der Untertasse schaute, so bot sich ihm ein tolles Schauspiel. Zwischen den beiden Warppylonen, an denen sich die Warpgondeln befanden, schoben sich, gewissermaßen auf dem Rücken der Enterprise, zwei Schotts auseinander. Es entstand eine knapp neunzig Meter lange und zwanzig Meter breite Öffnung, aus dem sich, wie mit einem Aufzug, ein Gegenstand schob, der wie die kleinere Ausgabe einer Warpgondel aussah. Der Unterschied war, dass ihm der Bussard-Kollektor am vorderen Ende fehlte, und das die Spulen nicht nach den Seiten und nach hinten ausgerichtet waren, wie bei seinen beiden großen Brüdern´, sondern nach oben zeigten. Nach etwa zehn Sekunden rastete die Gondel ein, die Sequenz war abgeschlossen. das Sirren, saß eine zeitlang auf dem ganzen Schiff zu hören gewesen war, klang ab, bis es schließlich ganz verstummte. Der reibungslose Ablauf überraschte Picard. Der Admiral wusste selbst nicht warum, aber irgendwie hatte er damit gerechnet, dass mehr von dem Ganzen zu spüren sein würde.

Er saß jetzt in der Kommandoebene, links vom Captain auf dem Platz, der eigentlich dem Schiffscounselor vorbehalten war. Doch die Beraterin mit dem so schön französisch klingenden Namen LaCroix hatte sich bereitwillig vertreiben lassen. Sie war von Kindheit an sehr streng erzogen worden und so kam es, dass sie sehr viel von Disziplin und Einhaltung der Rangordnung hielt. So war ihre Berufswahl eigentlich sehr verwunderlich. Als sie zur Sternenflotte gegangen war hatten alle, sie eingeschlossen, geglaubt, dass sie eine Laufbahn als Sicherheitsoffizier einschlagen würde. Doch dann hatte sie ihren Hang zu Psychologie entdeckt. Sie hatte bemerkt, dass sie trotz ihrer Strenge, oder vielleicht gerade wegen ihr, gut mit Menschen umgehen konnte und oft beruhigend auf sie wirkte. Also hatte sie ihre bisherigen Bemühungen aufgegeben und hatte in dieser neuen Richtung weitergearbeitet. Und nicht zu ihrem Schaden, wie es schien. Sie war immerhin Lieutenant Commander und fünfte in der Rangfolge der Führungscrew.

Jetzt hatte sie sich auf einen der Besuchersitze in der Kommandoebene zurückgezogen und beobachtete das Verhalten der Offiziere. Für sie als Psychologin war besonders Admiral Picard interessant. Dieser Mann, der eigentlich damit gerechnet hatte, den Rest seines Lebens in seinem Büro auf der Erde zu verbringen, wurde jetzt mit dem hier konfrontiert. Für alle hier an Bord war dieses Schiff etwas Überwältigendes, aber für den Admiral traf dies im Besonderen zu.

Sie beobachtete ihn genau. Er sah aus, als würde er sich mit einem Gedanken auseinandersetzen, der ihn schon längere Zeit beschäftigte. Und sie hatte Recht. Seit ihm Santer die Theorie des Trans-Warpantriebes nähegebracht hatte, hatte er so das Gefühl als ob daran irgend etwas gewaltig stank. dann war ihm eingefallen, was es war und jetzt, wo sie kurz davor standen den Antrieb zu benutzten, musste er einfach seinen Einwand vorbringen.

"Mir geht da ein Problem durch den Kopf."

Er begann zu Data gerichtet.

"Wenn wir die Erde in fünf Minuten erreichen wollen, würde das nach Commander Santers Darlegungen in etwa dem T-Warpfaktor fünf Komma sechs entsprechen. Diese Geschwindigkeit aber ist so groß, dass das Schiff unmöglich um eventuell im Kurs liegende Sterne oder Planeten herummanövrieren kann. Außerdem ist kein Deflektor des Universums so stark um bei der Geschwindigkeit Kleinstkometen oder auch nur interstellaren Wasserstoff abzuweisen. Wir würden durchlöchert werden wie ein Schweizer Käse, noch ehe wir auch nur ein einziges Lichtjahr weitergekommen währen."

Data schaute seinen ehemaligen Captain an und um seine blassen Lippen zuckte so etwas wie ein Lächeln. Aber interessant war die Frage schon. Zumindest für jemanden, der die Antwort noch nicht kannte. Data begann.

"Nun, das ist selbstverständlich ein Problem. Aber die Entwicklungsabteilung hat eine Lösung gefunden. Dieses Schiff ist ausgerüstet mit einer Tarnvorrichtung des Pegasus-Typs."

Picard horcht auf. Das war allerdings ein Lösung, wenn auch eine sehr gewagte. Bei einem Pegasustarnschild, den die Föderation vor etwa fünfundzwanzig Jahren entgegen des Vertrages von Algeron, entwickelt hatte, wurde ein Schiff nicht nur für Augen und Sensoren unsichtbar, auch die Materie des Schiffes wurde so umgewandelt, dass sie gewöhnliche Materie durchdringen konnte. Auf diese Weise konnte das Schiff ohne Hindernisse, Schnurrgeradehaus fliegen.

"Aber das verstößt gegen den Vertrag von Algeron. Die Föderation darf ihre Schiffe nicht tarnen. Die einzige Ausnahme war die USS Defiant und das auch nur im Gamma-Quadranten."

"Wie schon gesagt. Die Enterprise untersteht nicht der Sternenflotte und ist somit auch nicht an die Bestimmungen des Vertrages von Algeron gebunden. Ich kann mir vorstellen, dass die Rechtsabteilung hiermit eine ziemlich harte Nuss zu knacken hatte. Wie dem auch sei. Wir haben schon genug kostbare Zeit verloren. Die Klingonen haben jetzt die Erde wahrscheinlich schon erreicht. Wir müssen aufbrechen, wenn wir nicht doch noch zu spät kommen wollen."

Der Androide hatte seine letzten Worte so energisch gesagt, dass niemand es wagte zu wiedersprechen. Selbst Picard hielt es für angebracht den Mund zu halten. Data hatte Recht. Es blieb wirklich keine Zeit mehr für kleinkarierte Diskussionen. Alles was jetzt noch zählte, war so schnell es ging zur Erde zu gelangen. Wenn es sein musste, auch mit illegalen Mitteln.

"Lieutenant Solur, sobald sie den Tarnschild aktivieren, können sie die Energie aus den Deflektoren nehmen. So - wir sind soweit. Lieutenant - - Tarnschild hoch !"

Mit einem leichten flackern verschwand die Enterprise. Es sah aus, als würde eine Wolke vom Wind auseinander geblasen werden.

"Commander Pierce, setzten sie Kurs auf Sektor null null eins. Geschwindigkeit, T-Warpfaktor fünf Komma fünf."

"Kurs und Geschwindigkeit liegen an, Sir."

"Beschleunigen!"

Für die Anwesenden auf der Brücke geschah gar nichts Ungewöhnliches. Doch jemand, der sich außerhalb der Enterprise befunden hätte, hätte ein Bild gesehen, dass er Zeit seines Lebens nicht mehr vergessen hätte. Trotz dass das Schiff getarnt war, konnte man für einen winzigen Augenblick seine Umrisse in einem strahlenden Weiß erkennen. Dann zog sich die Erscheinung zu einem kleinen, leuchtenden, weißen Punkt zusammen und raste mit unvorstellbarer Geschwindigkeit in die Unendlichen Weiten des Alls hinein. Schon nachdem der Punkt für das menschliche Auge nicht mehr zu erkennen war, schien das gesamte Universum in einer gewaltigen energetischen Entladung zu explodieren. dann war es still. Die Enterprise hatte ihre Reise zur Erde angetreten

Im Hauptmaschinenraum ballte Chefingenieur Santer triumphierend die Faust. Alle Anzeigen wiesen auf eine normale Funktion des Antriebs hin. Alle Messwerte lagen innerhalb der Toleranzgrenzen und alle internen Sensoren berichteten von einem einwandfreien Zustand des gesamten Schiffes. Hinter Santer sah man den Warpkern. Dieser bot allerdings einen sehr merkwürdigen Anblick. Bei der Reaktion von Materie und Antimaterie wurde eine, in dieser Intensität völlig ungefährliche, Art von strahlung erzeugt, die das menschliche Auge als blaues Licht wahrnahm. Dieser Farbton war typisch und hatte sich seit den ersten Versuchen mit dieser Art von Energiegewinnung nicht mehr verändert; bis heute. Die beiden transparenten Zu- Leitungsröhren, oben und unten an der Reaktionskammer, strahlten in einem Hellen Grün, das in regelmäßigen Abständen von einem vorzuckendem Fokus durchbrochen wurde. Die Ingenieure bewunderten das Schauspiel ohne dabei ihre Anzeigen aus den Augen zu verlieren.

"Maschinenraum an Brücke. Alle Systeme laufen normal. Wir werden die Erde in von nun an genau vier Minuten und zweiundvierzig Sekunden erreichen."

"Danke Commander. Ach eine Frage noch. Wie lange werden sie brauchen, bis wir nach der Deaktivierung des T-Warpantriebs wieder mit normal Warp fliegen können?"

"Genau das ist unser Problem, Captain. Das hin und herschalten zwischen den beiden Antrieben, wird von jetzt an jedes Mal in etwa siebzig Minuten beanspruchen. das heißt, wenn wir es eilig haben, wie in diesem Fall, müssen wir das Ziel so genau anvisieren, dass wir nach Beendigung des Transfers den Rest der Strecke mit Impulsgeschwindigkeit zurücklegen können."

"Ich habe verstanden. Machen sie weiter Commander. Data Ende."

Und während sich Santer im Maschinenraum wieder über die Hauptkonsole beugte, lehnte sich der Captain auf der Brücke zurück, legte die Fingerkuppen aneinander und dachte einen kurzen Moment lang sehr angestrengt nach.

"Commander Pierce - haben sie das gehört?"

"Aye, Sir."

"Fliegen sie uns so dicht wie möglich an die Erde heran, bevor sie den Transfer verlassen. aber lassen sie auch dann noch den Tarnschild aktiviert und starten sie sofort die Impulstriebwerke."

"Verstanden, Captain."

Der zweite Offizier schaute auf seine Konsole, auf der ständig die Zeit bis zum Zielpunkt eingeblendet war. Noch drei Minuten zwanzig Sekunden. Die Hände des Commanders schwitzten. Wenn er den Antrieb auch nur einen Moment zu früh oder zu spät deaktivierte, würden sie zu weit vom Heimatplaneten der Menschheit zum Still- stand kommen, um diesen noch rechtzeitig zu erreichen. Zwar war dieses Manöver computerunterstützt, aber letztendlich war er der Offizier, der an der Steuerkonsole saß und zur richtigen Zeit den richtigen Knopf drücken musste. Wenn er es gekonnt hätte, so hätte er jetzt mit dem Fuß auf dem Boden getrommelt; eine Eigenschaft, die er als Kind gehabt hatte. damals, als er noch zwei gesunde Beine gehabt hatte. Als er vor Jahren einmal wieder seine Gehirnströme hatte messen lassen, hatte die Ätzte festgestellt, das sein Gehirn in Stresssituationen immer noch die Befehle für diese impulsiven und unterbewussten Bewegungen abgab. Doch durch seine beschädigte Wirbelsäule kamen die Befehle nicht in den Muskeln seiner Beine an. Es war seltsam. Manchmal, wenn es vollkommen dunkel war, dann hatte er die feste Überzeugung mit seinen Beinen eine Bewegung ausgeführt zu haben. Doch es war jedes Mal nur ein Echo seines Willens gewesen. Teile des unterbewussten Denkens, das für die Muskelaktivität zuständig war, traten in die bewusste Wahrnehmungsfähigkeit des Gehirns ein. Dieser Prozess war nicht selten, aber es war lediglich der Wunsch eine körperliche Behinderung überwinden zu können.

Der zweite Offizier riss sich aus seinen Gedanken. Seine Konsole zeigte noch knappe zweieinhalb Minuten bis zum Zielpunkt an. Pierce bemerkte Commander Nog, der sich von hinten genähert hatte, und jetzt seitlich von ihm stand. Der Ferengi hatte es auf seinem Sitz wohl nicht mehr ausgehalten. Diese Spannung war unerträglich. Und als erster Offizier konnte Nog zurzeit nichts zur Situation beitragen. Also hatte er beschlossen einen kleinen Rundgang über die Brücke zu machen. Gerade war er bei Commander Pierce angekommen, als dieser eine ruckartige Bewegung machte, als wolle er damit einen lästigen Gedanken, der ihn schon längere Zeit quälte, abschütteln.

"Wie ist unser Status, Commander?"

Einen Momentlang schien es, als müsse sich Pierce vergewissern, dass wirklich er angesprochen wurde.

"Sir, alle Werte normal. Noch zwei Minuten sechzehn Sekunden bis zum Erreichen der Zielkoordinaten."

Der erste Offizier nickte, dann wandte er sich nach links und ging auf Lieutenant Tem zu, der hinter der OPS-Konsole saß und sämtliche Schiffsfunktionen überwachte. Pierce ließ die aufgestaute Luft aus seinen Lungen entweichen und wurde ganze fünf Zentimeter kleiner. Nach diesem kleinen Schock war er wieder hellwach. Ein Blick auf die Konsole verriet ihm, dass weitere zwanzig Sekunden vergangen waren und das Schiff der Erde wieder ein großes Stück näher gekommen war. Pierce schaute dem Ferengi nach. Auch als Commander war er vor diesen kleinen Schrecksekunden, wenn man plötzlich unerwartet von einem Vorgesetzten überrasch wurde, nicht gefeit. Früher hatte er gedacht, dass das spätestens als Lieutenant aufhören würde. Aber er durfte sich nicht schon wieder von seinen Gedanken ablenken lassen. Er blickte zum großen Schirm auf. Dieser zeigte ein außergewöhnliches Bild. Im Zentrum des Schirms, in der Region, in die sie der Kurs des Schiffes führte, war ein vollkommen leerer Bereich zu sehen. Nur die Schwärze des Weltalls war zu erkennen. Außerhalb dieses Bereiches wurden die Sterne, die sie passierten, zu so langen Streifen gezogen, so dass die ganze Darstellung wie ein riesiger strahlender Stern aussah, dessen einzelne Strahlen ständig verschwanden, um sich neu zu formieren und anders aufzubauen.

Noch eine Minute vierzig Sekunden bis zur Erde. Lieutenant Tem, der Trill und die für die Taktik zuständige Grida Solur waren immer noch damit beschäftigt einen Funkkontakt zum Oberkommando der Sternenflotte herzustellen.

"Sir - Ich empfange eine seltsame Art von Subrauminterferenz. Es besteht ein eindeutiges Muster."

"Eine neue Art der Kommunikationscodierung ?"

"Sehr gut möglich. Aber der Computer findet keine Möglichkeit der Decodierung."

"Danke Lieutenant. Mr Pierce, wie lange noch ?"

"Eine Minute zehn, Captain."

Data nickte.

"Vergessen sie nicht den Tarnschild aktiviert zu lassen, Lieutenant Solur. Wir werden ihn nur senken, wenn wir feuern müssen."

Der Captain aktivierte das Interkom.

"Captain an Besatzung. Alarmstufe Rot. Bitte begeben sie sich unverzüglich in ihre Quartiere oder die ausgeschriebenen Schutzräume. Das Schiff ist klar zum Gefecht. Die Notfallschotts werden sich in einer Minute schließen. Brücke Ende."

Und noch fünfundvierzig Sekunden. Während Solur und Tem geschäftig auf ihren Konsolen herumtippten, saß der Rest der Führungscrew, und wahrscheinlich auch alle anderen Personen an Bord des Schiffen, auf ihren Plätzen und warteten auf die Dinge, die da kommen sollten. Commander George Pierce ließ seine Kontrollen jetzt nicht mehr aus den Augen. Dreißig Sekunden.

"Captain ich beginne jetzt mit den Vorbereitungen zum Start der Impulstriebwerke."

Zwanzig Sekunden. Pierce gab die notwendigen Daten in die Konsole ein. Die Sekunden verstrichen, jetzt waren es nur noch zehn. Ein letzter Befehl; noch sieben.

"Sir - wir sind soweit."

Drei, zwei, eins . . . .

"Jetzt !"

Das Zählwerk stand auf Null. Der recht Zeigefinger des zweiten Offiziers lag sekundenlang auf dem Sensorpunkt, mit dem er den Trans-Warpantrieb deaktiviert hatte. Die Darstellung auf dem Hauptbildschirm war schlagartig normal geworden. Pierce bewegte sich.

"T-Warp deaktiviert. Wir fliegen mit vollem Impuls."

"Danke Commander. Lieutenant Tem ?"

"Wir haben Sichtkontakt zur Erde bei Vergrößerungsfaktor dreitausend."

"Auf den Schirm."

Der Trill führte den Befehl aus und schon war die Erde zu sehen. Aber wie sah sie aus. Überall im Orbit zuckten Phaserentladungen. Der planetare Schutzschild war aktiviert und die Verteidigungsanlagen auf dem Erdtrabanten liefen auf Hochtouren. Soweit das Auge reichte sah man klingonische Schlachtkreuzer. Die Schiffe der Sternenflotte hatten sich formiert und schlugen zurück, aber der Angriff kam zu überraschend und die Übermacht war demoralisierend. So, wie es zu Zeit stand, sah es nicht gut für die Föderation aus.

"Lieutenant Tem, haben wir inzwischen Funkverbindung?"

"Nein Sir. Aber ich weiß jetzt wieso. Die Klingonen haben ein dichtes Feld von Tachyonen um die Erde herum aufgebaut. Kein Subraumsignal schafft es da durch."

"Und ihre Interferenzen ?"

"Stammen von außerhalb dieses Feldes und eindeutig von den Klingonen. Ich vermute, so koordinieren sie ihre Taktik."

Tem verstummte. Picard störte noch etwas an dem Tachyonenfeld.

"Dieses Feld, das die Klingonen aufgebaut haben, kann uns das enttarnen? Auf der Enterprise-D haben wir mal ein Netzt aus Tachi-onpartiktelstahlen dazu benutzt um getarnte Romulaner Schiffe zu entdecken."

Tem schaute den Admiral der sich so lange zurückgehalten hatte, an.

"Wenn es die Klingonen darauf anlegen getarnte Schiffe zu orten, werden sie uns entdecken, wenn wir das Feld durchbrechen. Aber das macht gar nichts. Wenn wir das Feld erreicht haben, dann sind wir auch mitten in den Kampfhandlungen. Dann ist es egal ob die Klingonen wissen ob wir da sind, oder nicht. Außer dem könnten sie uns immer noch für eins ihrer eigenen Schiffe halten, dass aus irgendeinem Grund noch getarnt ist."

Kruton Tem wandte sich wieder seinen Berechnungen zu. Etappenweise nahm er die Vergrößerung aus der Darstellung des Hauptbildschirms. Wenn in All Geräusche übertragen werden würden, dann würden sie den Kampf jetzt schon hören.

"Commander Pierce, setzten sie einen Kurs auf die am heftigst umkämpfte Region. Lieutenant Tem, stellen sie sämtliche Funkaktivität ein. Wir spielen toter Mann."

Ein zweifaches Aye Sir war zu hören ansonsten blieb es still auf der Brücke. Es war soweit. Die Enterprise-E2 näherte sich ihrem ersten Einsatz. Es herrscht diese andächtige Stille, die charakteristisch war für die letzten Augenblicke vor einem Kampf. Durch das Gesicht des Captains lief ein leichtes Zucken, dann wurde es irgendwie ausdruckslos. Jetzt ähnelte er wieder dem Data, den Picard von früher kannte. Der Admiral wusste, was geschehen war. Der Androide hatte angesichts der herannahenden Ereignisse seinen Emotionschip deaktiviert. Jetzt war er der perfekte Captain. Keine Angst, keine Voreingenommenheit und auch kein Zorn würden jetzt die Entscheidungen Datas beeinflussen. Die Enterprise, diese gigantische Kampfmaschine, stand jetzt unter dem Kommando eines Computers, der nur von Logik und Erfahrung geleitet wurde. Picard sah ihn scharf an.

"So gut wie sie möchte ich es auch einmal haben."

Data warf ihm einen kurzen Blick zu, ohne dabei die Miene zu verziehen. Er hatte schon oft bemerkt, dass die Menschen ihn darum beneideten, dass er seine Gefühle einfach, sozusagen auf Knopfdruck, abschalten konnte. das war schon so gewesen, als er noch gar keine Gefühle besessen hatte. Es war schon seltsam. Sein größter Traum war es gewesen, endlich wie ein Mensch lachen oder weinen zu können und diese Wesen, die diese wunderbaren Gaben von Natur aus hatten, wollten sie in allen möglichen Situationen loswerden. Damals hatte Data das nicht verstanden, doch heute wusste er, wie stark Emotionen in die Entscheidungsfähigkeit eingreifen konnten.

Nog war unterdessen zu seinem Platz zurückgekehrt. Er wartete mit Spannung auf den Bevorstehenden Kampf. Es war nicht der erste Kampf gegen die Klingonen, den er erlebte. Als er noch mit seinem Vater Rom und seinem Onkel, dem Barbesitzer Quark auf Deep-Space nine lebte, hatten die Klingonen die Station angegriffen, weil sich die Sternenflotte nicht an dem Krieg gegen Cardassia Prime beteiligen wollte. Die Schiffe der Klingonen waren reihenweise zerschossen worden. Aber nur, weil der Gegner nicht mit solch massivem Wiederstand gerechnet hatte. Die Klingonen hatte geglaubt, sie sei vollkommen wehrlos, aber das sie für den Kampf gegen das Dominion des Gamma-Quadranten neu aufgerüstet war, hatten sie den Überraschungseffekt auf ihrer Seite. Diesmal würde es nicht so einfach werden. Zwar wussten die Klingonen nichts von der Existent der Enterprise, aber sie waren zahlenmäßig weit überlegen. Wenn nicht ein kleines Wunder geschah, dann sah es schlecht, sehr schlecht aus. Und wer glaubte heutzutage noch an Wunder.

Die Darstellung auf dem Wandschirm hatte sich nicht verändert. Aber das lag daran, dass die Vergrößerung nach und nach heraus genommen worden war. In Wirklichkeit waren sie der Erde wieder ein gewaltiges Stück näher gekommen. Die großen Ohren des Ferengi fingen leicht zu vibrieren an. An der Konsole der Sicherheitsstation informierte Lieutenant Robert DeFinio routinemäßig die Krankenstation über die Situation. Er sah wie Lieutenant Solur nach und nach die Waffensysteme des Schiffes aktivierte. Auf dem Schirm zeigte sich jetzt eine Region, in der die Verteidigung schwächer wurde. Die Übermacht der Klingonen war einfach zu stark. Gerade konnte man sehen, wie ein Schiff der Föderation explodierte. Es war ein relativ kleines Schiff, aber auch auf diesem hatten Menschen gedient. Menschen die auf der Erde Familien hatten. Dieser Krieg zeigte schnell seine hässliche Fratze. Warum mussten immer erst Menschen sterben? Und das Massaker ging weiter. Ein riesigen Schlachtschiff der Klingonen verlor die Kontrolle über seine Triebwerke und driftete auf die Erde zu. Vom planetaren Schutzschild nur leicht verzögert, verglühte es noch in der oberen Atmosphäre. Auf diesem Schiff waren mit Sicherheit weit über sechshundert Klingonen gewesen.

Lieutenant Tem hob ruckartig den Kopf. Er hatte die ganze Zeit über versucht den klingonischen Kommunikationscode zu knacken. Jetzt hatte er es endlich geschafft.

"Captain, es ist mir gelungen, den seltsamen Subraumcode zu entschlüsseln."

"Ich dachte der Computer hätte keinen Ansatzpunkt für eine Decodierung."

"Das ist richtig Sir. Der Computer hat es auch nicht geschaft. Der Code ist einfach zu leicht, um in der Standartprozedur des Computers beinhaltet zu sein. Aber das Muster kam mir bekannt vor. In meiner Jugend habe ich mich mit alten Formen der Kommunikation beschäftigt. Dieser Code wurde im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert auf der Erde benutzt. Er wurde nach seinem Erfinder allgemein als Morse-Code bezeichnet. Er basiert auf einem binären System von aufeinander folgenden langen und kurzen Impulsen."

Data verdrehte die Augen. Dieser Tem war schlimmer als er.

"Ich weiß was Morse Zeichen sind, danke Lieutenant. Was viel wichtiger ist; was bedeuten sie?"

"Es sind alles Zahlen. Flug- und Zielkoordinaten. Es scheint, als würde eine getarnte Basis der Klingonen die Schlacht koordinieren."

Das war wirklich überaus clever. Aber die Erkenntnis half ihnen kein bisschen, solange sie nicht wussten, wo sich diese Basis befand. Aber Data hatte gar keine Zeit, alle Möglichkeiten, die sich ihm erboten genau durchzudenken, denn schon wieder kam eine Meldung. Diesmal von Commander Pierce.

"Sir, wir erreichen in wenigen Sekunden Gefechtsdistanz."

"Gut Mr Pierce. Lieutenant Solur, auf meinen Befehl hin deaktivieren sie die Tarnvorrichtung und beginnen ohne weitere Aufforderung sofort zu feuern. Haben sie verstanden?"

"Aye Sir !"

Grida Solur musste sich zwingen nichts Weiteres zu sagen, aber in dieser Situation war es wichtiger zu handeln anstatt zu reden. Aber selbst wenn sie gewollt hätte, sie hätte doch nichts mehr sagen können. Denn in der nächsten Sekunde geschahen eine Vielzahl von Ereignissen, so dass es allen die Sprache verschlug. Direkt vor der Enterprise enttarnte sich ein romulanischer Bird of Prey. Sofort eröffnete er das Feuer auf eines der klingonischen Schlachtschiffe, das gerade dabei war, einem sowieso schon wehrlos geschossenen Kreuzer der Sternenflotte den Rest zu geben. das geschah zu plötzlich, als das die Enterprise noch hätte ausweichen können. im entmaterialisiertem Zustand durchdrang das Schiff der Giant-Klasse den Romulaner. Die Sensoren empfingen gerade noch, wie die Klingonen mit dem Beschuss des Romulanerschiffes begannen, dann versagten für einen Moment alle Geräte auf der Brücke der Enterprise. Als nach einem Augenblick der Dunkelheit alles wieder normal schien, glaubten die Offiziere ihren Sinnen nicht mehr trauen zu können. Der Wandschirm zeigte es und die Sensoren bestätigten es. Die Schiffe der Menschen und die der Klingonen waren mit einem Schlag verschwunden. Stattdessen schwebte im Orbit um die Erde ein riesiger Borgwürfel. Auf der Brücke war es totenstill. Nur eine Person sagte etwas.

"Merde."

Jetzt sah man ein zweites Raumschiff. Eindeutig ein Schiff der Sternenflotte. Selbst aus der Entfernung konnte man erkennen, dass es sich um ein Schiff der Galaxy-Klasse handelte. Es stand unter heftigem Beschuss durch den Borgkreuzer. Zwar feuerten sie zurück, aber es war klar zu sehen, dass die Menschen wohl keine Chance hatten.

Zum Glücke hatte Data seinen Emotionschip deaktiviert, sonst wäre er genauso starr gewesen, wie der Rest der Brückenbesatzung. So aber hatte er sich in Sekundenschnelle wieder völlig gefangen.

"Lieutenant Solur, deaktivieren sie auf gar keinen Fall den Tarnschild. Commander Pierce, bringen sie uns in Gefechtsposition."

Er schaute seine Offiziere an.

"Mister Tem, ich wünsche so schell wie möglich einen Bericht."

Die Brückencrew machte sich an die Arbeit, währen draußen die ungleiche Schlacht weiterging. Das Föderationsschiff schien seinen Antrieb verloren zu haben. es bewegte sich nur nach mit Manövrierdüsen. Jetzt gab es an der Unterseite der Kampfsektion eine leichte Explosion. Der Warpantrieb des Schiffes, gefolgt von mehreren Antimaterieaufbewahrungskapseln wurde ins All katapultiert. Circa vier Kilometer vom Rumpf des Schiffes entfernt explodierte der Reaktor. Das Sternenflottenschiff wurde heftig durcheinandergerüttelt und selbst auf der Brücke der Enterprise waren die Auswirkungen der Detonation zu verspüren. Das Borgschiff jedoch zeigte keine Reaktion auf den Warpkernbruch. Es fuhr fort, das nun völlig wehrlose Schiff zu beschießen. Man konnte förmlich sehen, wie die Schilde immer schwächer wurden. noch ein paar wenige Treffer und sie würden ganz zusammenbrechen.

"Sir, wir sind in Gefechtsposition."

"Danke Mr Pierce."

Endlich. Die Brückencrew der Enterprise saß gewissermaßen auf Kohlen. Datas Befehle schallten souverän über die Brücke.

"Lieutenant Solur lassen sie den Tarnschild fallen und beginnen sie mit dem Beschuss. Wir spielen jetzt die Ersatzzielscheibe."

"Aye Sir."

Wie aus dem Nichts erschien das Schiff der Giant-Klasse fünfzigtausend Kilometer von dem Borgschiff entfernt. Sofort stellte dieses seinen Beschuss auf das andere Schiff ein, wandte sich schwerfällig um und richtete seine Waffensysteme auf die Enterprise. Trotz ihrer Größe war die Enterprise sehr wendig, und die Erfahrung mit den Borg hatte sie gelehrt, wie mit ihnen umzugehen war. Lieutenant Solur landete Treffer um Treffer. Ohne jedoch den Borg einen schwereren Schaden zufügen zu können. Jetzt meldete sich Tem.

"Sir, das da draußen ist keine von den Klingonen oder Romulanern erzeugte Illusion. Die Sensoren arbeiten einwandfrei und melden, dass die Borg wirklich da sind."

Picard konnte sich nicht mehr zurückhalten. Wenn es um die Borg ging, dann kannte er kein Pardon.

"Aber wir haben das Kollektiv vor vierzehn Jahren zerstört. Mit dem Tod ihrer Anführerin sind alle Borg auf einen Schlag zu Individuen geworden. Sie konnten unmöglich so schnell wieder eine Streitmacht zur Erde schicken."

Picard wollte es einfach nicht wahrhaben. Er hatte so gehofft, dass endlich alles vorbei sei und jetzt ging es wieder los. Tem sah sich dem Ausbruch des Admirals hilflos gegenüber.

"Weder ich noch der Computer können das erklären, Sir. Tatsache ist, dass die Borg da draußen sind."

Die ganze Brücke geriet ins Schwanken. Sie waren ein wenig heftiger getroffen worden. Aber es hatte keine schweren Schäden gegeben. Data sah sehr nachdenklich aus. Nun erhob er sich.

"Computer - Brückengefechtskonfiguration. Berechtigung Data Gamma vier."

"Bestätigt. Konfiguration in fünf Sekunden."

Alle Anwesenden auf der Brücke erhoben sich jetzt aus ihren Sitzen. Nachdem die fünf Sekunden verstrichen waren, geschah etwas sehr seltsames auf der Brücke. Die gesamten Sessel wurden plötzlich weg gebeamt. Doch die Offiziere blieben nicht stehen. Sie setzten sich wieder. Die Körper wurden von Traktorstrahlen in sitzender Position festgehalten. So konnten sie weiter arbeiten, aber ein erneuter Stoß, ausgelöst von den Waffensystemen der Borg, konnte sie nun nicht mehr aus den Sesseln schleudern. Wieder sprach Data.

"Lieutenant Solur, sind die Gravitonmienen einsatzbereit?"

Die Andorianerin nickte. Diese Mienen waren noch eine neue Erfindung der Sternenflotte. Bei der Explosion entwickelte sich ein Gravitationsfeld, ähnlich stark wie bei einem schwarzen Loch. Die Anziehung war so stark, dass ein Schiff, das im Inneren des Feldes gefangen war, nicht aus eigener Kraft entkommen konnte. Wenn sich die Mienen dabei synchron dabei bewegten, wurde das Schiff unfreiwillig in einen Kurs gezwungen.

"Die Mienen sind jederzeit einsatzbereit - Sir."

"Gut. Programmieren sie Kurs drei sieben neun acht vier Komma eins. Wir schicken sie genau in die Sonne."

Solur gab die Abschusssequenz ein und Sekunden später verließen sechs Mienen durch den vorderen Torpedolouncher das Schiff. Außerhalb des Rumpfes formierten sie sich zu einem Kreis, der auf das Borgschiff zuflog. Sie überholten das Schiff und einen Augenblick später explodierte der hintere Teil einer jeden der Mienen. Die vorderen Teile änderten jetzt den Kurs und rasten immer noch in starrer Formation auf die Sonne zu. Vergeblich versuchten die Borg die Mienen mit ihren Waffen zu zerstören, aber das ungeheure Schwerefeld dieser neuen Föderationswaffe störte die Systeme des Kollektivschiffes so sehr, dass ein Zielen und treffen unmöglich wurde.

Auf der Brücke der Enterprise konnte man den Triumph spüren. Doch jetzt gab es noch andere Probleme. Das beschädigte Sternenflottenschiff zum Beispiel. Das seltsame daran war, dass es keine Transpondersignale aussandte. Sie konnten auch keine Sternenflottenmarkierungen erkennen. Sollte das Schiff etwa eine Falle der Borg sein? Jetzt drehte sich das Schiff der Galaxy- Klasse mit Hilfe der Manövrierdüsen zu ihnen um. Es machte ein trauriges Bild. Die Warpgondeln waren dunkel und tot. Auf den meisten Decks waren keine erleuchteten Fenster zu sehen. Stellenweise schienen die Lebenserhaltungssysteme ausgefallen zu sein. An der Außenhaut zeigten sich an mehreren Stellen Brüche. Wieder zündeten die Düsen, diesmal die hinteren, und unendlich langsam kam das Schiff auf sie zu.

"Sir, das Schiff sendet immer noch nicht. Wahrscheinlich sind die Funksysteme ausgefallen."

Der Captain nickte. Dann gab er ein Zeichen, worauf sich alle Offiziere erhoben. Nach einer Sekunde erschienen die Sessel wieder. Die Brücke war im Normalzustand. Lieutenant Tem fand im Subraum nur den Automatischen Hilferuf der Borg. Sogar der wunderliche Code der Klingonen war verschwunden. Das brachte ihn zurück zu der Frage, wohin die Schiffe eigentlich alle verschwunden waren. Dass die Klingonen nicht mehr zu sehen waren, konnte er sich noch erklären, schließlich besaßen ihre Schiffe Tarnvorrichtungen. Aber was war mit den Menschen?

Auf der Konsole des Trills begann jetzt eine Anzeige zu blinken. Kein Zweifel. Sie wurden von dem andern Schiff gerufen. Reichlich spät. Hier war irgendetwas nicht ganz normal.

"Sir, wir empfangen einen Ruf."

"Danke Lieutenant. Auf den Schirm."

Die Darstellung der Erde verschwand und stattdessen sah man das Innere der Brücke des Schiffes, das immer noch auf sie zuflog. In Picard kamen mit einem Schlag Hunderte von Erinnerungen hoch. In der Mitte der Brücke stand ein Mann. Seine Uniform erinnerte nur noch entfernt an die Uniform der Sternenflotte. Auch die Abzeichen waren Picard und den anderen nicht bekannt. Nun trat der Mann auf sie zu und begann zu sprechen.

"Ich bin Captain Chakotey vom Flagschiff der vereinten Kampfverbände. Ich verlang, dass sie sich identifizieren."

Es war ein wenig lächerlich. Dieser Captain war wirklich nicht in der Position um Forderungen zu stellen. Außerdem war das Ganze mehr als merkwürdig. Nog kannte den Namen, den der Captain als den seinigen angegeben hatte. Chakotey stand bei der Sternenflotte unter dem Verdacht Captain beim Marquis zu sein, als diese extreme Gruppe noch im Grenzgebiet zwischen der Föderation und dem cardassianischen Imperium ihr Unwesen trieb. da war dieser Mann regelrecht gefürchtet. Aber dann war sein Schiff gleichzeitig mit der USS Voyager plötzlich verschwunden. Die Sternenflotte hatte eigentlich immer damit gerechnet, dass Chakotey tot war. Sein Schiff war vom Geheimdienst der Sternenflotte infiltriert worden und der Agent hätte sich, würde er noch leben, sicherlich gemeldet haben.

Aber sollten sie ihren Willen doch haben. Data hatte nichts dagegen sich zu identifizieren. Er stand auf und ging auf das Bild des angeblichen Captain Chakoteys zu.

"Ich bin Captain Data. Ich kommandiere das Föderationsflagschiff Enterprise. Bitte erklären sie ihre Anwesenheit."

In dem Augenblick, in dem Chakotey den Androiden gesehen hatte, riss er vor Überraschung die Augen auf. Jetzt wo Date zuende gesprochen hatte, gab er seinem OPS-Offizier ein Zeichen. Die Verbindung wurde unterbrochen. Die Brückencrew der Enterprise schaute sich erstaunt gegenseitig an. was war in diesen Captain gefahren? er hatte ein Gesicht gemacht, als hätte er gerade einen Geist gesehen. Data wanderte zu seinem Sessel zurück.

"Sir, die Sensoren melden, dass auf dem Schiff in spätestens sieben Minuten die Lebenserhaltungssysteme zusammenbrechen, wenn sie keine Energie von außen bekommen."

"Danke Mister Tem. Einen Kanal öffnen. Auch wenn es seltsam ist, wir müssen dem Schiff helfen."

Solur tippte auf ihrer Konsole herum und nach einer Sekunde erschien der fremde Captain wieder auf dem Schirm. Er schien sich wieder gefangen zu haben. Jedenfalls schaute er nicht mehr so verblüfft, wie noch vor einer Minute.

"Es tut mit leid, dass ich die Verbindung eben so übereilt abgebrochen habe, aber ich bitte sie meine Situation zu verstehen. Erst tauchen sie aus dem Nichts auf, vertreiben die Borg und behaupten dann auch noch ihr Schiff hieße Enterprise. Das ist nämlich völlig unmöglich. Dieses Schiff hier trägt diesen Namen. Ich bin Captain der USS Enterprise. Unsere alte Sternenflottenregistriernummer war einmal NCC 1701-D.

Picard musste sich Mühe geben, nicht aus dem Sessel zu springen. Das sollte wohl ein sehr schlechter Scherz sein. Die Enterprise-D, sein Schiff war abgestürzt. daran gab es überhaupt gar keinen Zweifel. Die Untertassensektion lag bis heute zerborsten weit weg von der Erde auf einen fremden Planeten. Was fiel diesem Captain eigentlich ein, eine derartige Geschmacklosigkeit in die Welt zu setzen? Aber es sollte noch schlimmer kommen. Man sah, wie sich auf der Brücke der angeblichen Enterprise der Zugang zum hinteren Turboliftschacht öffnete. Heraus trat ein großer, dunkelhaariger Mann. Er trat schnell die Backbordrampe zur Kommandoebene herunter. Der Androide war unfähig etwas zu sagen.

"Hier sehen sie den zweiten Grund meiner Verwirrung."

Chakotey hatte wieder zu sprechen begonnen.

"Hier sehen sie meinen ersten Offizier. Commander Data."

- - -

Die beiden Androiden standen sich in der Beobachtunslounch gegenüber. Es war unmöglich zu sagen, ob einer von ihnen eine Nachbildung war. Ihr Aussehen war absolut identisch. Hätte Captain Data seinen Emotionschip aktiviert gehabt, er hätte bestimmt nicht so ruhig reagiert, als er sein Ebenbild auf dem Schirm gesehen hatte. Sein erster Gedanke war, dass es eventuell Lore sein könnte. Datas Bruder. Doch das war vollkommen unmöglich. Data selbst hatte sein Vorgängermodell vernichtet. Also Lore konnte er schon mal nicht sein. Aber wer dann? Hatte sein Erbauer, Doktor Noonian Soong, noch weiter Androiden gebaut, von denen Data nichts wusste? Diese und andere Fragen waren durch sein positronisches Gehirn gezuckt. Aber dann hatte er sich auch schon wieder gefangen.

Und jetzt war der zweite Data hier. Der erste hatte ihn, zusammen mit Captain Chakotey auf die Enterprise E2 eingeladen. Erstaunlicherweise hatten die beiden die Einladung kurzerhand angenommen.

Die angebliche Enterprise D wurde bereits mit Energie versorgt. Die Lebenserhaltungssysteme auf den unbeschädigten Decks waren stabil und somit war das Schiff erst einmal außer Gefahr. Die Offiziere setzten sich um den Konferenztisch der Beobachtungslounche. Gerade wollte Captain Data beginnen, als sich die Tür öffnete und Picard eintrat. Der Admiral hatte sich eben auf der Brücke sehr zurückgehalten, und so kam es, dass er von dem fremden Captain nicht bemerkt worden war. Als Chakotey den Admiral jetzt sah, geschah etwas sehr merkwürdiges. Er sprang auf, zog seinen Phaser, den er sich nicht hatte abnehmen lassen, hervor und wollte gerade feuern, als er im letzten Moment von zwei Androiden aufgehalten wurde. Bei der ganzen Aktion hatte er die Augen vor Entsetzen und Hass aufgerissen. Als er in seinen Sessel zurückgedrängt wurde, flüsterte er ein Wort, das Picard bis ins Mark erschaudern ließ.

"Locutus!"

Wieder einmal wurde Picard mit seiner dunklen Vergangenheit als Borg konfrontiert. Er hatte diesen Abschnitt seines Lebens noch immer nicht vollständig verarbeitet und das würde er auch wohl sein Leben lang nicht mehr fertig bringen. Er wandte sich an Chakotey.

"Was soll das Captain. Mein Name ist Jean-Luc Picard, Admiral beim Kommando der Sternenflotte. Mit ihrem tätlichen Angriff haben sie eine schwere Straftat begangen."

"Sternenflotte, welche Sternenflotte?"

Chakotey hatte sich wieder etwas beruhigt.

"Seit über achtzehn Jahren gibt es keine Sternenflotte mehr. In welchem Quadranten haben sie sich den versteckt?"

Picard näherte sich ihm vorsichtig. Auf der Stirn trug er eine Tätowierung. Er war der Nachfahre alter, nordamerikanischer Indianer.

"Was soll der Unsinn? Wir hatten noch vor zwei Stunden Kontakt zum Oberkommando. Die Erde wurde von einer Kampfflotte der Klingonen bedroht und mit einem Schlag war das alles verschwunden und jetzt behaupten sie die Sternenflotte sein vor achtzehn Jahren aufgelöst worden."

"Nicht aufgelöst. Vernichtet. Ich vermute, sie haben unser Logbuch in ihren Computer übertragen."

Captain Data wusste nicht, was er von diesem Mann halten sollte. Aber er hatte Recht. Vielleicht würde das Logbuch des seltsamen Captains Antworten auf die Vielen Fragen, die aufgeworfen worden waren, geben.

"Selbstverständlich haben wir das. Das gehört zur Standartprozedur bei der Auffindung eines nicht mehr einsatzfähigen Schiffes."

Chakotey nickte.

"Gut. Ich hoffe sie haben nichts dagegen, wenn Commander Data die Konsole dort benutzt."

Er hatte seinem ersten Offizier einen Wink gegeben, worauf dieser sich erhob und sein Ebenbild fragend anschaute. Dieser gab seine Zustimmung und der Commander trat auf die Konsole zu. Mit schnellen Bewegungen aktivierte er sie und gab den Zugangscode für das Logbuch der Enterprise D ein. Was jetzt auf dem Schirm der Lounche zu sehen war, ließ Picard die Sprache verschlagen. Die Darstellung zeigte ihn selbst. Aber wie zeigte sie ihn. Sein Gesicht war totenbleich. Vor seinem rechten Auge waren optische Geräte angebracht worden und noch andere Implantate schauten halb aus seinem Hals heraus. Locutus. Picard saß wie angewurzelt da. Sein Ebenbild stand vor dem zentralen Gebäude des Sternenflottenhauptkommandos. Oben rechts auf dem Bildschirm war Datum und Sternzeit eingeblendet. Genau drei Tage nach der Schlacht bei Wolf 359.

"Das muss eine Fälschung sein. Diese Situation kann gar nicht stattgefunden haben. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits wieder ein Mensch."

Picard schaute immer noch leicht verwirrt, doch Chakotey winkte ab und wandte sich an seinen ersten Offizier.

"Data, spielen sie bis Zeitindex drei acht sieben Komma vier ab."

Der Androide nickte und jetzt begann sich das Bild zu bewegen. Bedrohlich kam Locutus auf dem Display näher. Am Bildrand erschienen mehrere Borg, die dabei waren, Menschen fortzuführen. Wahrscheinlich sollten sie assimiliert werden. Jetzt blieb der Picard-Borg stehen. Die Augenprothese verengte sich ein wenig und sein menschliches Auge richtete sich nach vorn. Er öffnete den Mund, doch was er sagte war nicht menschlich. Es waren die Worte einer Maschine.

"Wir sind die Borg. Nennen sie mich Locutus von Terra. Dies ist eine Mitteilung an alle Bewohner dieses Planetens. Wiederstand ist zwecklos. Sie werden in das Kollektiv der Borg assimiliert."

Das Bild verharrte wieder in seiner Bewegung. Commander Data berührte die Kontrollen des Bildschirms, der daraufhin wieder dunkel wurde. Chakotey wandte sich an Picard.

"Sie verstehen jetzt hoffentlich meine Reaktion. Dies war nur ein Ausschnitt aus der Mitteilung Locutus´. Seit diesem Augenblick sind achtzehn Jahre vergangen. Jahre, in denen eine Menge passiert ist. Die gesamte Menschheit wurde entweder getötet oder assimiliert. Und die Borg haben nicht Halt gemacht. Sie haben den ganzen Alpha und Beta-Quadranten erobert. Die Romulaner, Cardassianer, Klingonen, Bajoraner und so weiter, sie alle wurden ins Borgkollektiv aufgenommen. Die Ferengi und die Vulkanier ließen sich nicht assimilieren. Die Ferengi wegen ihrer komplizierten Gehirnbauweise und die Vulkanier wegen ihres unheimlich starken geistigen Wiederstands. Diese Völker wurden vollständig vernichtet."

Nog hörte bei diesen Worten auf zuzuhören. Das alles konnte doch gar nicht war sein. Er wusste schließlich am besten, dass die Ferengi nicht vor achtzehn Jahren vernichtet worden waren. Dem Admiral ging allmählich ein Licht auf. Die Enterprise musste sich in einer Art Alternativuniversum befinden. Die Geschichte war zu verrückt, um einfach erfunden zu sein. Aber es war eindeutig nicht das Paralleluniversum, von dem schon Captain Kirk von der ersten Enterprise berichtet hatte und das später einige Male von Besatzungsmitgliedern der Raumstation Deep Space nine besucht worden war. Die Situation hatte in diesem Universum ganz anders ausgesehen.

"Sie haben uns da eine hübsche kleine Show vorgespielt. Doch ich muß sie enttäuschen. Ich bin nicht Locutus, oder bin es zumindest nicht mehr. Übrigens, wieso eigentlich Locutus von Terra? Soviel ich weiß, hieß ich Locutus von Borg."

"Locutus von Borg hießen sie, ähem er" er zeigte in Richtung des Bildschirms", als die Schlacht bei Wolf 359 tobte. Später dann, als er als eine Art Oberborg hier auf der Erde eingesetzt wurden wurde er umbenannt."

"Oberborg? Verdammt, dann hat sie es hier also geschafft."

"Moment, wer ist sie, und was hat sie geschafft?"

Picard hatte zwar leise, wie zu sich selbst gesprochen, aber dem feinen Gehöhr Commander Datas war sein fluchen nicht entgangen.

"Ich meine die Anführerin der Borg."

"Sie wissen Dinge über die Borg, die nicht einmal wir wissen" Chakotey hatte wieder das Wort übernommen, "und doch behaupten sie nicht Locutus zu sein, oder auch nur für die Borg zu arbeiten."

Jetzt war es an der Zeit, dass der Admiral mit seiner Theorie herausrückte. Und das tat er.

"Meine Herren. Das hier läuft inzwischen alles ein wenig chaotisch, aber ich glaube eine Möglichkeit gefunden zu haben, wie wir alle unser Missverständnis erklären können."

Alle schauten jetzt den Admiral fragend an.

"Ich vermute, wir sind aus verschiedenen Universen. Irgendwie sind wir mit der Enterprise E2 in dieses Universum gesprungen."

Captain Datas Augen leuchteten auf.

"Das würde erklären, warum es mich plötzlich zweimal gibt, und warum Locutus noch existiert, obwohl sie diese Phase doch schon seit achtzehn Jahren hinter sich haben."

Chakotey und der zweite Data schauten etwas skeptisch drein. Der Androidencaptain stand auf und ging nun seinerseits zu der Bildschirmkonsole. Auch nachdem er den Schirm aktiviert hatte, erschien Locutus. Er lag, lang ausgestreckt, auf dem Rücken. Im Hintergrund konnte man die Krankenstation der Enterprise D erkennen. Jetzt kam eine Frau in Medouniform ins Bild. Es war Doktor Beverly Crusher. Die Anwesenden in der Lounche konnten nun mit ansehen, wie die Ärztin Implantat um Implantat entfernte.

Commander Data fing an, an die Theorie zu glauben. Er konnte sich sogar an die hier dargestellte Zeit erinnern. Es war kurz nach dem missglückten Rettungsversuch Picards. Sie hatten den damaligen Captain von dem Borgschiff zurückentführen wollen. Lieutenant Worf war bei diesem Unternehmen getötet worden und der Rest des Außenteams hatte das Kollektivschiff fluchtartig verlassen müssen. In dem Universum, aus dem diese Leute kamen, schien die Befreiungsaktion gelungen zu sein. Und so hatte sich die ganze Geschichte ganz anders entwickelt. Die Menschen waren nicht von den Borg besiegt worden, die Föderation wurde nicht vernichtet und die Milliarden Vulkanier, Ferengi und noch andere Lebensformen, die hier getötet worden waren, lebten noch. Captain Data schaute auf seinen Chronometer.

"Meine Herren, ich möchte sie nicht beunruhigen, aber ich glaube nicht, dass wir hier, direkt bei der Erde besonders sicher sind. Die Borg werden gemeldet haben, dass ein zweites Schiff aufgetaucht ist."

"Die Idee zu verschwinden ist sehr gut, aber vielleicht haben sie mitbekommen, dass mein Schiff keinen Warpantrieb mehr hat."

"Einen kleinen Moment Captain. Data an Maschinenraum. Wie ist die Lage Commander?"

"Den Warpantrieb können sie die nächste achtundvierzig Stunden vergessen, aber ich habe auch eine gute Nachricht. Die Energiegewinnung liegt bei nahezu hundert Prozent und die Tarnvorrichtung dürfte einwandfrei funktionieren."

"Gut. Was meinen sie, können wir den Tarnschild so weit ausdehnen, dass wir die Enterprise D unbemerkt in Schlepp nehmen können?"

"Ja Sir. Ich sehe da keine Probleme."

"Danke Data Ende."

Data erhob sich.

"Sie sehen, wir haben viel zu tun. Captain Chakotey, ich hoffe sie können uns sichere Koordinaten geben."

Der Mann nickte, dann verließen alle die Beobachtungslounche. Wenige Minuten später wurde die Tarnvorrichtung aktiviert. Die beiden Schiffe mit dem Namen Enterprise verschwanden.

Währenddessen war der Borgwürfel immer noch auf dem Weg zur Sonne. Er hatte ungefähr zwei Drittel des Weges zurückgelegt, als sich an der einen Seite eine kreisrunde Öffnung auftat. Unbemerkt von den Sensoren der Enterprise rasten hintereinander fünf kugelförmige Borgschiffe, jedes mit einem Durchmesser von fast drei Kilometern, aus dem Würfel heraus. Durch die Katapultkraft überwanden sie die Gravitationsfalle und nahmen Kurs auf die Erde. Nur der Würfel raste weiter auf die Sonne zu, wo er dann in der Korona verglühte.