Kapitel 2
Eneira stopfte sich den letzten Bissen in den Mund und stand ebenfalls auf. Sie griff sich ihre dunkelblaue Jeansjacke von der Gardarobe während Elaine ohne ein weiteres Wort in Richtung Elternschlafzimmer lief; Ein großes Zimmer, dass aber nur spärlich eingerichtet war.
Corin und Gianne hielten sich nur selten darin auf. Meistens nur Abends um schlafen zu gehen. Ihre Mutter hatte schon immer ein kleines Faible für altertümliches Mobiliar gehabt und somit stand ein großes Himmelbett mit schweren Samtvorhängen an der einen Wand.
Gegenüber ein großer Schrank mit kunstvollen Verzierungen in schwarzem Holz. Und auf genau diesen lief Elaine zielstrebig zu und holte eine kleine Schatulle aus eine der unteren Schubladen. Darin lag ein kleiner silberner Schlüssel an einem Lederband. Sie griff danach, schloss die Schatulle wieder und stieß im vorbei gehen mit einem Fuß die Schublade zu.
Wohl wissend dass wenn Gianne den Knall, den sie beim zu stoßen verursacht hatte, gehört hätte wäre sie nun wieder eine dieser stundenlangen Predigten über die Pflege von Möbeln und Antiquitäten ausgesetzt gewesen. Aber dessen wurde sie sich immer erst hinter her bewusst.
Elaine machte kehrt und lief wieder aus dem Zimmer, die Wendeltreppe am Ende des Flures hinauf. Vor der geschlossenen Tür des Dachbodens zückte sie den Schlüssel und sperrte mit einem lauten ‚Klick' auf. Eneira kam indessen hinter ihr her gehastet und warf dann hinter sich die Tür ins Schloss.
,,In diesen Bergen von Bücher und anderen Sachen findest du das Physikbuch nie!", sagte Eneira und seufzte während sie ihren Blick über den Boden schweifen lies.
Der Dachboden war ein einziger Raum, der die Größe des gesamten unteren Stockwerkes hatte. Es stand aber nur ein einziger Schrank darin. Aber genau dieser war schon, seit die Schwestern denken konnten, verschlossen. Sie hatten sich aber nie weiter darüber Gedanken gemacht. Wahrscheinlich hatte Gianne darin die alten Kleider ihrer Großmutter deponiert von denen sie einmal gesprochen hatte.
Rund herum auf dem Boden standen Koffer, alte Kleidung in Beuteln und Truhen herum. Umringt von Bücher, die zu meterhohen Stapeln gehäuft waren. Wie ein Wald dessen Bäume nur aus Büchern bestand.
,,Wenn du mir hilfst dann geht es bestimmt schneller!", meinte Elaine und schritt schon auf den ersten Bücherstapel, neben einer großen Truhe, zu, ging in die Knie und blies den Staub von dem obersten Buch.
Vor einigen Tagen hatten sie in der Schule die letzte Physikarbeit zurückbekommen und Cella, die beste Freundin der beiden, hatte die schlechteste Arbeit geschrieben. Stundenlang mussten die Zwillinge ihre Freundin trösten und aufmuntern. Cella's Eltern waren von der Sorte „Sieh zu dass du klar kommst aber bring gute Noten heim"und somit konnten die Zwillinge die Panik des Mädchens gut verstehen. Aber bei ihrem Problem half wohl auch nur auf die nächste Arbeit zu lernen und den Eltern bessere Noten zu versichern um diese etwas milder zu stimmen. Elaine und Eneira, die sich vor gut zwei Jahren Nachhilfe geben ließen mussten sich dazu regelrecht eindecken mit Schulbüchern. Doch dann wanderte alles langsam aber sicher entweder in den Müll oder auf den Dachboden. Mittlerweile verstanden die beiden das Schulfach besser, was aber zum Grossteil der Verdienst eines neuen Lehrers war.
Eneira nahm sich ebenfalls einen Bücherstapel vor und begann eins nach dem anderen der Bücher durch zu schauen.
,,Elaine, schau dir mal das an!", rief Eneira plötzlich und musste durch den vielen Staub Husten. Sie hielt ein großes rotes Buch in der Hand. Über und über mit Runen verziert.
Irgendwie schien es ihr unheimlich. So als würde man wissen, dass dies etwas Besonderes war, einfach ein Gefühl.
„Was ist das denn?", fragte Elaine als sie hinter ihrer Schwester zum Stehen kam und sich ebenfalls über das Buch beugte. Sie blies einmal kräftig und entfernte so den Staub.
,,Das ist doch nicht dein Buch, oder? So was hast du doch nicht gelesen!", sagte Eneira und hielt Elaine das seltsame Buch entgegen. ,,Nein. Gib es mir mal!"Eneira reichte ihrer Schwester den Wälzer und deren Interesse steigerte sich von Sekunde zu Sekunde. Es sah seltsam aus. Elaine schlug es auf und ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen. ,,Wem gehört dieses Buch denn? Das ist ja völlig unlogisch was da steht!", bemerkte Elaine und hielt es ihrer Schwester unter die Nase.
,,Les mal vor!", forderte diese dann. ,,EnffÖ eid nerüT uz reresnu tleW!", versuchte Elaine die komplizierten Buchstabenkombinationen, denn Wörter konnte man das ja nicht mehr nennen, zu lesen und kniff die Augen zusammen als könnte sie es dann besser verstehen.
Plötzlich begann sich alles zu drehen und der Dachboden begann in einen dichten Nebel zu tauchen.
Die Sicht der Mädchen flimmerte völlig und schon bald war gar nichts mehr zu erkennen. Erschrocken klammerten sie sich aneinander und warteten ängstlich bis das seltsame Geschehen endlich ein Ende nahm. Doch es schien sich nicht dem Ende zu neigen und ein nicht ganz schmerzloses Reißen hinter ihren Bauchnabeln machte sich bemerkbar.
Elaine schrie kurz auf und drückte Eneiras Hand noch fester. Beide dachten nur noch: ,,Was passiert da gerade?"Dann schien sich der Nebel zu legen. Doch was sie da erkannten schockte beide zutiefst. Sie waren nicht mehr bei ihnen zu Hause.
Sie standen in einem fremden Raum. Es sah aus wie ein Keller. Doch dass hier jemand wohnen musste erkannte man. Es gab einen großen Kamin, davor standen zwei Sessel mit sorglos hinein gelegten Kissen. Elaine dachte daran, dass wenn sie nun zu Hause wären, Gianne wohl gleich wieder ihren Drang zur Perfektion unter Beweiß stellen würde indem sie hier Ordnung machen würde. Zudem war der Raum vollgestopft mit Büchern und seltsamen Fläschchen in den Regalen.
Die Mädchen lösten sich langsam voneinander, doch an den Händen hielten sie sich immer noch. Mit neugierigen aber zugleich ängstlichen Blicken sahen sie sich um. Auf einmal räusperte sich eine Person hinter ihnen. Elaine und Eneira erstarrten! Die Person legte jeweils eine Hand auf die Schulter von Eneira und Elaine. Eiskalt aber bestimmt.
Sie wurden herum gedreht und blickten in ein verärgertes Gesicht eines blassen, großen Mannes mit den gleichen schwarzen Haaren wie den ihren. Elaines Griff um Eneiras Hand wurde fester. Beide konnten sich nicht von dem Anblick des Mannes lösen, seine ebenfalls schwarzen Augen schienen die Mädchen regelrecht zu durchbohren.
,,Wer sind Sie? Und viel wichtiger: Was haben Sie hier zu suchen?", fragte er und seine dunkle und kalte Stimme war einfach Furcht erregend. Man konnte deutlich spüren wie aufgebracht er war.
,,Ähhh... wir sind... wir wollen... ähh...!", stotterte Eneira und wenn sie sonst auch so wortgewandt und clever war schien sie keinen klaren Gedanken fassen zu können. ,,Können Sie nicht sprechen?", fragte der Mann spöttisch und verzog seine Mundwinkel zu einem schadenfrohen Grinsen.
Erst jetzt fiel Elaine die seltsame Kleidung auf, die er trug. Eine schwarze Robe! Sie schluckte hart und versuchte den Kloß der sich in ihrem Hals zu bilden schien verzweifelt los zu werden. Wo waren sie denn hier gelandet?
„Erst kommen Sie hier einfach so rein. Noch dazu in meine Privat Räume und dann können Sie mir nicht einmal sagen, wer Sie überhaupt sind? Wie erbärmlich!", meinte der Mann dann immer noch grinsend. Eneira schien sich vorerst einmal beruhigt zu haben und setzte zu einer Antwort an: ,,Wir haben keine Ahnung wie wir hier her gekommen sind."
Der Mann zog eine Augenbraue hoch und schien kein Wort zu glauben. ,,Und wer sind Sie?", fragte er spöttisch und musterte Eneira. Elaine, die ihrer Schwester bis auf das Haar glich, beachtete er erst gar nicht. Dann wanderte sein Blick auch zu ihr und er schien einen Moment wie geschockt.
,,Zwillinge!", murmelte er und verschränkte die Arme vor der Brust. ,,Ihre Namen?", fragte er dann wieder und sah Eneira eindringlich an. ,,Ähhh... das ist Elaine und ich bin-" ,,Eneira!", ergänzte er und seine Augen glitzerten seltsam auf. ,,Woher wissen Sie...?", fragte Elaine, die ihre Sprache nun auch wieder gefunden hatte. Beide sahen den Mann erschrocken an und der seufzte nur. ,,Setzt euch!", wies er die Schwestern an und deutete auf die zwei Sessel vor dem Kamin.
Keiner der beiden konnte die Situation wirklich verstehen. Der Schrecken saß im Moment zu tief um auch nur normal Denken zu können. Es drängte sich immer nur eine Frage auf: ,,Wo waren sie hier?"
Sie taten wie ihnen geheißen und der Mann lehnte sich gegen einen Tisch ihnen gegenüber. ,,Wie seid ihr hier her gekommen?", fragte er dann und Eneira wunderte sich warum er auf einmal angefangen hatte sie zu duzen. Und woher kannte er ihren Namen?
,,Wir wissen es nicht. Wir hatten da so ein Buch gefunden, Elaine hat vorgelesen und dann sind wir plötzlich hier gewesen.", erklärte Eneira leise und schien ihre eigenen Worte nicht glauben zu können. Elaine hingegen sah aus als stände sie unter Schock. ,,Ein Buch mit seltsamen Schriftzeichen?", fragte der Mann wieder und seufzte noch einmal. Eneira nickte nur.
,,Ähm darf ich fragen, wer Sie sind?", fragte Eneira dann vorsichtig. ,,Severus Snape!", brummte der Gefragte nur. Elaine stieß einen erstickten Schrei aus und Eneira blieb der Atem stehen.
,,Wir sind hier nicht zufällig auf Hogwarts, oder?", fragte Eneira leise und ihre Stimme zitterte aufgeregt.
,,Genau da sind wir!", antwortete Severus Snape und zog wieder ungläubig eine Augenbraue nach oben.
„Aber woher wisst ihr von Hogwarts? Gianne hat mir doch versichert euch nie ein Wort darüber zu erzählen!", fügte er dann noch hinzu.
„Woher kennen Sie unsere Mutter?", meldete sich nun auch Elaine zu Wort und Snapes Blick heftete sich auf sie. Er schnaubte nur und straffte seine Haltung.
„Woher ich sie kenne? Ich war mehr als 7Jahre mit ihr zusammen!", erklärte er und musste Schmunzeln als er Elaines verständnisloses und erschrockenes Gesicht sah.
,,Ähm... ich verstehe nicht... Unsere Mutter und Sie...?", stammelte Eneira und Snapes Grinsen wurde breiter. Diesmal weder spöttisch noch schadenfroh. Er sah sichtlich amüsiert aus. Einen Schritt auf die Mädchen zugehend fragte er: ,,Wisst ihr wer euer leiblicher Vater ist?" Während dessen wich sein bis eben noch ruhiger Tonfall in Zorneskälte über.
Beide Mädchen schüttelten nur verneinend den Kopf. Gianne hatte nie darüber gesprochen, wenn sie auch noch so oft nachgefragt hatten. Aber schließlich hatten sie es auch aufgegeben, mit der Einsicht nie etwas über ihren Erzeuger heraus zu bekommen. ,,Das bin ich!", sagte er dann nur und ging zu seinem Schreibtisch, der an der gegenüberliegenden Wand stand. Er setzte sich auf seinen Stuhl und verschränkte wieder die Arme vor der Brust. Er wartete. Stille. Schweigend betrachtete er die Gesichter der Mädchen. In beiden konnte er den puren Unglauben erkennen.
,,Ok, ich will nach Hause.", sagte Elaine dann entschlossen und warf ihrer Schwester einen vielsagenden Blick zu. ,,Ich fürchte so einfach wird das nicht sein. Denn ich habe mein Buch nicht mehr. Die Verbindung der beiden Welten kann nur von der anderen Seite wieder betätigt werden.", erklärte er gleichgültig, den Zorn wieder völlig aus seiner Stimme gebannt.
,,Wie? Noch einmal! Sie, nein Du, bist unser Vater und außerdem Severus Snape. Wir sind hier auf Hogwarts und können nicht mehr zurück nach Hause? Habe ich das Richtig verstanden?", wiederholte Eneira und ihre Augen weiteten sich von Wort zu Wort. Die Nervosität machte sich in ihr breit. Sie musste die Ruhe bewahren. Nicht ausflippen!!! Snape nickte nur. ,,Ok, ich kriege jeden Moment einen Schreianfall!", versicherte Eneira dann und ballte die Hände zu Fäusten. Innerlich zitterte sie wie Espenlaub! Das konnte doch alles nicht wahr sein! War das ein Traum? Würde sie jeden Moment aufwachen und sich fragen was ihre Fantasie da schon wieder mit ihr trieb?
,,Nicht hier drin!", sagte Snape dann kalt und sein Blick wanderte wieder zu Elaine, die immer noch wie versteinert in ihrem Sessel saß. ,,Geht es dir nicht gut?", fragte er sie und seine Stimme hatte einen Moment lang einen Anflug von Besorgnis. Elaine sah auf und sie blitzte ihn gefährlich an.
,,Ob es mir nicht gut geht? Ich habe soeben erfahren, dass ich SEVERUS SNAPE gegenüber sitze, der mein Vater ist. Das ich hier auf Hogwarts bin und nicht mehr nach Hause komme!
Das ich nie wieder meine Mutter sehe oder Cella oder Alex oder meinetwegen auch Corin! Ich sitze fest! Ich sitze fest auf Hogwarts! Auf der selben Schule wie HARRY POTTER!!!", sie wurde von Wort zu Wort lauter und am Ende schrie sie ihn nur noch total außer sich an.
Eneira blickte entgeistert ihren Zwilling an. Sie konnte Elaine nur zu gut verstehen und verständnisvoll griff sie nach ihrer Hand. Es gab bestimmt eine Lösung! Oder war alles doch nur ein Traum? Aber es schien doch alles viel zu Real.
Eneira stopfte sich den letzten Bissen in den Mund und stand ebenfalls auf. Sie griff sich ihre dunkelblaue Jeansjacke von der Gardarobe während Elaine ohne ein weiteres Wort in Richtung Elternschlafzimmer lief; Ein großes Zimmer, dass aber nur spärlich eingerichtet war.
Corin und Gianne hielten sich nur selten darin auf. Meistens nur Abends um schlafen zu gehen. Ihre Mutter hatte schon immer ein kleines Faible für altertümliches Mobiliar gehabt und somit stand ein großes Himmelbett mit schweren Samtvorhängen an der einen Wand.
Gegenüber ein großer Schrank mit kunstvollen Verzierungen in schwarzem Holz. Und auf genau diesen lief Elaine zielstrebig zu und holte eine kleine Schatulle aus eine der unteren Schubladen. Darin lag ein kleiner silberner Schlüssel an einem Lederband. Sie griff danach, schloss die Schatulle wieder und stieß im vorbei gehen mit einem Fuß die Schublade zu.
Wohl wissend dass wenn Gianne den Knall, den sie beim zu stoßen verursacht hatte, gehört hätte wäre sie nun wieder eine dieser stundenlangen Predigten über die Pflege von Möbeln und Antiquitäten ausgesetzt gewesen. Aber dessen wurde sie sich immer erst hinter her bewusst.
Elaine machte kehrt und lief wieder aus dem Zimmer, die Wendeltreppe am Ende des Flures hinauf. Vor der geschlossenen Tür des Dachbodens zückte sie den Schlüssel und sperrte mit einem lauten ‚Klick' auf. Eneira kam indessen hinter ihr her gehastet und warf dann hinter sich die Tür ins Schloss.
,,In diesen Bergen von Bücher und anderen Sachen findest du das Physikbuch nie!", sagte Eneira und seufzte während sie ihren Blick über den Boden schweifen lies.
Der Dachboden war ein einziger Raum, der die Größe des gesamten unteren Stockwerkes hatte. Es stand aber nur ein einziger Schrank darin. Aber genau dieser war schon, seit die Schwestern denken konnten, verschlossen. Sie hatten sich aber nie weiter darüber Gedanken gemacht. Wahrscheinlich hatte Gianne darin die alten Kleider ihrer Großmutter deponiert von denen sie einmal gesprochen hatte.
Rund herum auf dem Boden standen Koffer, alte Kleidung in Beuteln und Truhen herum. Umringt von Bücher, die zu meterhohen Stapeln gehäuft waren. Wie ein Wald dessen Bäume nur aus Büchern bestand.
,,Wenn du mir hilfst dann geht es bestimmt schneller!", meinte Elaine und schritt schon auf den ersten Bücherstapel, neben einer großen Truhe, zu, ging in die Knie und blies den Staub von dem obersten Buch.
Vor einigen Tagen hatten sie in der Schule die letzte Physikarbeit zurückbekommen und Cella, die beste Freundin der beiden, hatte die schlechteste Arbeit geschrieben. Stundenlang mussten die Zwillinge ihre Freundin trösten und aufmuntern. Cella's Eltern waren von der Sorte „Sieh zu dass du klar kommst aber bring gute Noten heim"und somit konnten die Zwillinge die Panik des Mädchens gut verstehen. Aber bei ihrem Problem half wohl auch nur auf die nächste Arbeit zu lernen und den Eltern bessere Noten zu versichern um diese etwas milder zu stimmen. Elaine und Eneira, die sich vor gut zwei Jahren Nachhilfe geben ließen mussten sich dazu regelrecht eindecken mit Schulbüchern. Doch dann wanderte alles langsam aber sicher entweder in den Müll oder auf den Dachboden. Mittlerweile verstanden die beiden das Schulfach besser, was aber zum Grossteil der Verdienst eines neuen Lehrers war.
Eneira nahm sich ebenfalls einen Bücherstapel vor und begann eins nach dem anderen der Bücher durch zu schauen.
,,Elaine, schau dir mal das an!", rief Eneira plötzlich und musste durch den vielen Staub Husten. Sie hielt ein großes rotes Buch in der Hand. Über und über mit Runen verziert.
Irgendwie schien es ihr unheimlich. So als würde man wissen, dass dies etwas Besonderes war, einfach ein Gefühl.
„Was ist das denn?", fragte Elaine als sie hinter ihrer Schwester zum Stehen kam und sich ebenfalls über das Buch beugte. Sie blies einmal kräftig und entfernte so den Staub.
,,Das ist doch nicht dein Buch, oder? So was hast du doch nicht gelesen!", sagte Eneira und hielt Elaine das seltsame Buch entgegen. ,,Nein. Gib es mir mal!"Eneira reichte ihrer Schwester den Wälzer und deren Interesse steigerte sich von Sekunde zu Sekunde. Es sah seltsam aus. Elaine schlug es auf und ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen. ,,Wem gehört dieses Buch denn? Das ist ja völlig unlogisch was da steht!", bemerkte Elaine und hielt es ihrer Schwester unter die Nase.
,,Les mal vor!", forderte diese dann. ,,EnffÖ eid nerüT uz reresnu tleW!", versuchte Elaine die komplizierten Buchstabenkombinationen, denn Wörter konnte man das ja nicht mehr nennen, zu lesen und kniff die Augen zusammen als könnte sie es dann besser verstehen.
Plötzlich begann sich alles zu drehen und der Dachboden begann in einen dichten Nebel zu tauchen.
Die Sicht der Mädchen flimmerte völlig und schon bald war gar nichts mehr zu erkennen. Erschrocken klammerten sie sich aneinander und warteten ängstlich bis das seltsame Geschehen endlich ein Ende nahm. Doch es schien sich nicht dem Ende zu neigen und ein nicht ganz schmerzloses Reißen hinter ihren Bauchnabeln machte sich bemerkbar.
Elaine schrie kurz auf und drückte Eneiras Hand noch fester. Beide dachten nur noch: ,,Was passiert da gerade?"Dann schien sich der Nebel zu legen. Doch was sie da erkannten schockte beide zutiefst. Sie waren nicht mehr bei ihnen zu Hause.
Sie standen in einem fremden Raum. Es sah aus wie ein Keller. Doch dass hier jemand wohnen musste erkannte man. Es gab einen großen Kamin, davor standen zwei Sessel mit sorglos hinein gelegten Kissen. Elaine dachte daran, dass wenn sie nun zu Hause wären, Gianne wohl gleich wieder ihren Drang zur Perfektion unter Beweiß stellen würde indem sie hier Ordnung machen würde. Zudem war der Raum vollgestopft mit Büchern und seltsamen Fläschchen in den Regalen.
Die Mädchen lösten sich langsam voneinander, doch an den Händen hielten sie sich immer noch. Mit neugierigen aber zugleich ängstlichen Blicken sahen sie sich um. Auf einmal räusperte sich eine Person hinter ihnen. Elaine und Eneira erstarrten! Die Person legte jeweils eine Hand auf die Schulter von Eneira und Elaine. Eiskalt aber bestimmt.
Sie wurden herum gedreht und blickten in ein verärgertes Gesicht eines blassen, großen Mannes mit den gleichen schwarzen Haaren wie den ihren. Elaines Griff um Eneiras Hand wurde fester. Beide konnten sich nicht von dem Anblick des Mannes lösen, seine ebenfalls schwarzen Augen schienen die Mädchen regelrecht zu durchbohren.
,,Wer sind Sie? Und viel wichtiger: Was haben Sie hier zu suchen?", fragte er und seine dunkle und kalte Stimme war einfach Furcht erregend. Man konnte deutlich spüren wie aufgebracht er war.
,,Ähhh... wir sind... wir wollen... ähh...!", stotterte Eneira und wenn sie sonst auch so wortgewandt und clever war schien sie keinen klaren Gedanken fassen zu können. ,,Können Sie nicht sprechen?", fragte der Mann spöttisch und verzog seine Mundwinkel zu einem schadenfrohen Grinsen.
Erst jetzt fiel Elaine die seltsame Kleidung auf, die er trug. Eine schwarze Robe! Sie schluckte hart und versuchte den Kloß der sich in ihrem Hals zu bilden schien verzweifelt los zu werden. Wo waren sie denn hier gelandet?
„Erst kommen Sie hier einfach so rein. Noch dazu in meine Privat Räume und dann können Sie mir nicht einmal sagen, wer Sie überhaupt sind? Wie erbärmlich!", meinte der Mann dann immer noch grinsend. Eneira schien sich vorerst einmal beruhigt zu haben und setzte zu einer Antwort an: ,,Wir haben keine Ahnung wie wir hier her gekommen sind."
Der Mann zog eine Augenbraue hoch und schien kein Wort zu glauben. ,,Und wer sind Sie?", fragte er spöttisch und musterte Eneira. Elaine, die ihrer Schwester bis auf das Haar glich, beachtete er erst gar nicht. Dann wanderte sein Blick auch zu ihr und er schien einen Moment wie geschockt.
,,Zwillinge!", murmelte er und verschränkte die Arme vor der Brust. ,,Ihre Namen?", fragte er dann wieder und sah Eneira eindringlich an. ,,Ähhh... das ist Elaine und ich bin-" ,,Eneira!", ergänzte er und seine Augen glitzerten seltsam auf. ,,Woher wissen Sie...?", fragte Elaine, die ihre Sprache nun auch wieder gefunden hatte. Beide sahen den Mann erschrocken an und der seufzte nur. ,,Setzt euch!", wies er die Schwestern an und deutete auf die zwei Sessel vor dem Kamin.
Keiner der beiden konnte die Situation wirklich verstehen. Der Schrecken saß im Moment zu tief um auch nur normal Denken zu können. Es drängte sich immer nur eine Frage auf: ,,Wo waren sie hier?"
Sie taten wie ihnen geheißen und der Mann lehnte sich gegen einen Tisch ihnen gegenüber. ,,Wie seid ihr hier her gekommen?", fragte er dann und Eneira wunderte sich warum er auf einmal angefangen hatte sie zu duzen. Und woher kannte er ihren Namen?
,,Wir wissen es nicht. Wir hatten da so ein Buch gefunden, Elaine hat vorgelesen und dann sind wir plötzlich hier gewesen.", erklärte Eneira leise und schien ihre eigenen Worte nicht glauben zu können. Elaine hingegen sah aus als stände sie unter Schock. ,,Ein Buch mit seltsamen Schriftzeichen?", fragte der Mann wieder und seufzte noch einmal. Eneira nickte nur.
,,Ähm darf ich fragen, wer Sie sind?", fragte Eneira dann vorsichtig. ,,Severus Snape!", brummte der Gefragte nur. Elaine stieß einen erstickten Schrei aus und Eneira blieb der Atem stehen.
,,Wir sind hier nicht zufällig auf Hogwarts, oder?", fragte Eneira leise und ihre Stimme zitterte aufgeregt.
,,Genau da sind wir!", antwortete Severus Snape und zog wieder ungläubig eine Augenbraue nach oben.
„Aber woher wisst ihr von Hogwarts? Gianne hat mir doch versichert euch nie ein Wort darüber zu erzählen!", fügte er dann noch hinzu.
„Woher kennen Sie unsere Mutter?", meldete sich nun auch Elaine zu Wort und Snapes Blick heftete sich auf sie. Er schnaubte nur und straffte seine Haltung.
„Woher ich sie kenne? Ich war mehr als 7Jahre mit ihr zusammen!", erklärte er und musste Schmunzeln als er Elaines verständnisloses und erschrockenes Gesicht sah.
,,Ähm... ich verstehe nicht... Unsere Mutter und Sie...?", stammelte Eneira und Snapes Grinsen wurde breiter. Diesmal weder spöttisch noch schadenfroh. Er sah sichtlich amüsiert aus. Einen Schritt auf die Mädchen zugehend fragte er: ,,Wisst ihr wer euer leiblicher Vater ist?" Während dessen wich sein bis eben noch ruhiger Tonfall in Zorneskälte über.
Beide Mädchen schüttelten nur verneinend den Kopf. Gianne hatte nie darüber gesprochen, wenn sie auch noch so oft nachgefragt hatten. Aber schließlich hatten sie es auch aufgegeben, mit der Einsicht nie etwas über ihren Erzeuger heraus zu bekommen. ,,Das bin ich!", sagte er dann nur und ging zu seinem Schreibtisch, der an der gegenüberliegenden Wand stand. Er setzte sich auf seinen Stuhl und verschränkte wieder die Arme vor der Brust. Er wartete. Stille. Schweigend betrachtete er die Gesichter der Mädchen. In beiden konnte er den puren Unglauben erkennen.
,,Ok, ich will nach Hause.", sagte Elaine dann entschlossen und warf ihrer Schwester einen vielsagenden Blick zu. ,,Ich fürchte so einfach wird das nicht sein. Denn ich habe mein Buch nicht mehr. Die Verbindung der beiden Welten kann nur von der anderen Seite wieder betätigt werden.", erklärte er gleichgültig, den Zorn wieder völlig aus seiner Stimme gebannt.
,,Wie? Noch einmal! Sie, nein Du, bist unser Vater und außerdem Severus Snape. Wir sind hier auf Hogwarts und können nicht mehr zurück nach Hause? Habe ich das Richtig verstanden?", wiederholte Eneira und ihre Augen weiteten sich von Wort zu Wort. Die Nervosität machte sich in ihr breit. Sie musste die Ruhe bewahren. Nicht ausflippen!!! Snape nickte nur. ,,Ok, ich kriege jeden Moment einen Schreianfall!", versicherte Eneira dann und ballte die Hände zu Fäusten. Innerlich zitterte sie wie Espenlaub! Das konnte doch alles nicht wahr sein! War das ein Traum? Würde sie jeden Moment aufwachen und sich fragen was ihre Fantasie da schon wieder mit ihr trieb?
,,Nicht hier drin!", sagte Snape dann kalt und sein Blick wanderte wieder zu Elaine, die immer noch wie versteinert in ihrem Sessel saß. ,,Geht es dir nicht gut?", fragte er sie und seine Stimme hatte einen Moment lang einen Anflug von Besorgnis. Elaine sah auf und sie blitzte ihn gefährlich an.
,,Ob es mir nicht gut geht? Ich habe soeben erfahren, dass ich SEVERUS SNAPE gegenüber sitze, der mein Vater ist. Das ich hier auf Hogwarts bin und nicht mehr nach Hause komme!
Das ich nie wieder meine Mutter sehe oder Cella oder Alex oder meinetwegen auch Corin! Ich sitze fest! Ich sitze fest auf Hogwarts! Auf der selben Schule wie HARRY POTTER!!!", sie wurde von Wort zu Wort lauter und am Ende schrie sie ihn nur noch total außer sich an.
Eneira blickte entgeistert ihren Zwilling an. Sie konnte Elaine nur zu gut verstehen und verständnisvoll griff sie nach ihrer Hand. Es gab bestimmt eine Lösung! Oder war alles doch nur ein Traum? Aber es schien doch alles viel zu Real.
