4. Der Tag danach.

„Ohne dich wäre ich nicht mehr am leben." Fuhr sie fort.

 Mit einem Erstaunen wanderte sein Blick auf die Katze, der es gefiel auf dem Schoß zusitzen.

„Wie meinst du das?" fragte er nach einer Weile. „Ich versuchte einen der Todesesser zu entwaffnen, doch mein Zauber hatte nicht die geringste Wirkung, so etwas nennt sich Hexe, hm?! Mit einem Mal hatte er den Crusicatus Fluch auf mich gehetzt, ich weiß nicht wie lange er auf mir lag, nur dass er abrupt nachließ. Als ich auf sah, kämpfte der Todesesser mit Krummbein. Er musste vom Dach auf seinen Kopf gesprungen sein, so wie er es bei Ron getan hatte. Ich nutzte die Gelegenheit und rief Stupify (Schockzauber) und rannte los. Es war purer Zufall, dass der Schlüssel steckte, da meine Mum gerade nach Hause gekommen war." Erzählte Hermine leise.

Aufmerksam hörte Harry zu, dabei sah er mit immer mehr Respekt auf den Kater. Ein Glitzern auf ihrem Gesicht verriet ihm, dass sie weinte.

Er hörte kein laut von ihr, nur ihre Tränen liefen über ihre Wangen, als wäre es das normalste auf der Welt. Wenn sie wenigstens schluchzen würde, dann wüsste er, dass es irgendwann vorbei sein würde. Aber so ahnte er, dass es nicht so sein würde.

 „Es tut mir leid, dass du das erleben musstest." Endlich wagte er etwas zu sagen.

 Plötzlich sah sie zu ihm auf. Leicht schüttelte sie ihren Kopf.

 „Es ist nicht deine Schuld, Harry! Ich hätte meine Eltern beschützen müssen. Ich von allen, wusste doch, dass wir gefährdet sind. Stattdessen konnte ich nichts tun, gar nichts. Wäre Krummbein nicht gewesen, wäre ich nicht hier. Ich bin so schnell gerannt, wie in meinem ganzen Leben nicht. Ich habe sie dort alleine gelassen. Den Todesessern ausgeliefert, dabei hätte ich ihnen helfen müssen." Brachte sie hervor.

 Langsam ging Harry in die Hocke, so war er auf gleicher Höhe mit ihr.

„Es ist auch nicht deine Schuld. Bitte mach dir keine Vorwürfe. Es war das beste was du für sie tun konntest." Sprach er, dabei sah er tief in ihre Augen damit er den Anschein von Einsicht bei ihr erkennen konnte. „Ich weiß!" widerwillig gab sie nach. „Es ist Voldemort, niemand sonst." Sie nickte bei diesen Worten von ihm. „Ja, Voldemort." Gab sie ihm recht.

 Im ersten Moment merkte er es nicht, aber sie hatte das erste Mal den Namen ausgesprochen. Etwas hatte sich geändert bei ihr, nur wusste er nicht was. Beinahe gefiel ihm die Vorstellung nicht, dass Hermine durch all die Ereignisse zu jemand anderes werden könnte.

 „Ich wollte dich nicht wegstoßen. Es war nur, das was du gesagt hattest. Es hörte sich an, als ob du glauben würdest, ich könnte nicht Zaubern. Ich bin so wütend auf mich, dass ich sie allein gelassen habe. Wer weiß, was die mit ihnen machen? Ob...ob sie noch leben? Ich weiß nicht was ich dann tun würde, wenn..." „Red nicht weiter. Es wird alles gut, ganz bestimmt." Hastig unterbrach er sie.

 Er wollte und konnte nicht weiter zuhören. Allein die Vorstellung, dass ihre Eltern Tod sein könnten, machte es schwer für ihn zu atmen.

„Du hörst dich so überzeugt an." Ihre Stimme wurde immer leiser bis sie verstummte

. Energisch schloss er die Augen. Das musste ein Traum sein. Es durfte nicht Wirklichkeit sein. Vor einer Stunde hatte er noch gekämpft, um endlich schlafen zu können. Alles hatte er versucht um die Bilder von Cedric und der Wiedergeburt Voldemorts aus seinen Gedanken zu verbannen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er geglaubt es könnte nicht mehr schlimmer werden, doch jetzt wusste er, dass es nur der Anfang war. Er konnte damit umgehen, wenn es nur ihn betraf, aber nicht wenn es seine Freunde darunter zu leiden hatten.

 Hermine hatte damit recht, dass sie so oder so in Gefahr gewesen wäre, auch wenn er nicht einer ihrer besten Freunden wäre. In diesem Augenblick wurde ihm klar, dass es vor sechsundzwanzig Jahren ähnlich gewesen sein muss. Damals als der schwarze Magier das erste Mal an die Macht kam. Seine Mutter eine Mugglegeborene musste mit dem Hass vieler reinblütigen Zauberer aufgewachsen sein. Nun musste Hermine durch das gleiche durch. Er wollte sich nicht vorstellen, wie es damals gewesen sein muss. Nicht daran denken, dass seine Eltern nie eine Zeit kannten ohne Hass und Voldemort. Nun standen sie, die es nicht wussten was Krieg ist, selber vor so einer Zeit. Es lag an Harry wie lange sie andauern würde. Er durfte nicht versagen, einfach nicht aufgeben. Gerade für die Menschen, die ihm so wichtig geworden waren.

 „Du solltest schlafen gehen. Vielleicht fragst du Mrs. Weasley ob sie einen Traumlos Trank für dich hat. Du wirst ihn brauchen, glaub mir."

 Sie nickte und kraulte unbeirrt Krummbein weiter. Sie dachte nicht daran schlafen zugehen, dass wusste er.

 „Langsam wird mir dein Kater richtig sympathisch." „Das sollte er auch. Schließlich hat er dein Examen in diesem Jahr gerettet." Mit einem überraschenden Lächeln erwiderte sie.

 „Nein, er hat einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben gerettet." Verbesserte er sie. „Wenn du das sagst!"

 Damit stand sie auf und ging mit dem Kater in den Armen die Treppen wieder rauf. Hoffentlich würde sie Ruhe finden, dachte er als sie ging. Sie würde es brauchen. Wer wusste was der morgige Tag bringen würde?

„Harry, brauchst du auch einen Traumlos Trank?" fragte Mrs. Weasley die am Absatz der Treppen stand. „Ja, wäre nicht schlecht." Entgegnete er und kam auf sie zu.

 Bei sich dachte er nur daran, dass er nun wahre Ehrholung finden würde. Bevor er die Stufen herauf ging, gab sie ihm ein Flächen in dem sich dieser wunderbare Trank befand.

 „Ich werde hier auf Arthur warten. Es wird bestimmt nicht mehr lange dauern." Erklärte sie ihm. Kurz griff er in seine Hosentasche und gab ihr den Autoschlüssel.

Seit beginn der Ferien hatte er nicht mehr so sorglos geschlafen. Kein Traum machte ihm zuschaffen. Nichts es war eine wohlige Ruhe, die fast sechs Stunden anhielt. Schleichend stahlen sich rötliche Sonnenstrahlen in Ron´s Zimmer. Es versprach ein sonniger Spätsommertag zu werden. Als Harry die Lider öffnete, glaubte er erst er sei aus einem furchtbaren Traum aufgewacht. Nur verschwommen nahm er wahr, dass er in einem orangenen Zimmer war. Sofort wusste er, dass er es nicht geträumt hatte, da sein Zimmer im Ligusterweg 4 alles andere als orange war. Ihm war unwohl bei dem Gedanken, was unten im Wohnzimmer für eine Stimmung sein musste. Eine ernste, keine Frage, nur der Grund interessierte ihn. Waren die Grangers in Ordnung, oder war es schlimmer als er es sich vorstellen könnte. Er wüsste nicht wie er damit umgehen sollte wenn. Ja, wenn, erinnerte er sich selbst.

 „Oh mein Gott!" rief eine weibliche Stimme laut auf.

 Die Stimme war ganz nah, es musste Hermine gewesen sein. Ruckartig sprang er aus dem Bett, griff nach seiner Brille und rannte los, während Ron immer noch schlief. Er brauchte nicht lange um das Zimmer von Ginny zu finden. Ohne anzuklopfen riss er die Tür auf und rannte zu einer braunhaarigen Figur am Fenster.

 „Was ist?" keuchte er, während er krampfhaft versuchte das Bild vor sich schärfer zu sehen.

 Nicht eine Sekunde dachte er daran, dass er seine Brille in der Hand hielt. Sie hielt ihm einen weißen Umschlag entgegen. Er nahm ihn und versuchte ihn zu lesen.

 „Du solltest vielleicht deine Brille anziehen." Hörte er die belustigte Stimme von Ginny.