6. Ungewisse Zukunft.

Unbeirrt sah sich Harry weiter um, während sich Mr. Weasley in Bewegung setzte. Langsam folgte er ihm, da sie jetzt nah genug an den Tischen vorbei kamen, konnte er mit erstaunen feststellen, dass in den Schallen indem man einen sprechenden Kopf schweben sah, die selben grünen Flamen waren, wie beim Kamin. Mr. Weasley hatte recht gehabt, es war das selbe wie im Kamin enthalten. Es sah merkwürdig aus, wie die verschiedensten Zauberer mit Köpfen sprachen oder Anweisungen erhielten. Alle vier durchschritten die Empfangshalle. In der Führung Rons Vater, der sie zu einer der vielen Meterhohen Türen führte. Er hielt an und drehte sich noch einmal zu den Teenagern um.

 „Bevor wir darein gehen. Kommt nicht auf die Idee unhöflich zum Minister zu sein, auch wenn er euch nicht glaubt. Es würde alles nur noch schwieriger machen. Ich hoffe ihr versteht mich. Hermine?!" Mit einem strengen Ton sagte er es, dabei sah er besonders zu Harry.

 Hermine sah zu Mr. Weasley auf, als wäre sie gerade aus den Gedanken gerissen worden.

„Du brauchst ihm nur zu wiederholen, was du gesehen hast!" behutsam klang seine Stimme nun.

 Ihm war wahrscheinlich genauso klar, wie Harry, dass sie abwesend wirkte. Sie viel lieber im Krankenhaus bei ihren Eltern wäre.

 „In Ordnung." War alles was sie ihm entgegnete.

 Mr. Weasley nickte bei diesen Worte. Bevor sich wieder umdrehte, sah er noch einmal prüfend von Hermine zu Harry und schließlich zu Ron. Ohne ein Geräusch machte er die Tür auf. Man konnte einen weiteren diesmal kleineren Raum erkennen in dem ein einzelner schwerer Schreibtisch stand. Auf der anderen Seite des Zimmers sah Harry eine weitere Tür, diese musste zum Büro von Fudge führen. Mehr als zuvor fiel ihm auf wie nah die Themse sein musste, da er durch die hohen Fenstern den Fluß mehr als deutlich sehen konnte. Verschiedene Bilder hingen verteilt an den Wänden. Es waren, wie es für die Magierwelt üblich war, bewegliche Bilder alter längst verstorbener Berühmtheiten. Anders als in der Empfangshalle war der Rest der umringenden Wände mit dunklen edlen Holzpanellen verziert. Es machte die Räumlichkeit finster, auch wenn noch so viel Licht durch die Fenster fiel. Es war nur ein schwacher Schein des Lichts der hier für Erhellung sorgte. In Gewisserweise passte es zum Ministerium, ging Harry durch den Kopf.

„Ah Mr. Weasley gut dass sie kommen. Mr. Fudge erwartet sie und Miss Granger schon." Euphorisch sprach eine junge Hexe zu den Ankömmlingen

. Sie trug ein froschgrünes Kleid, was regelrecht leuchtete. Es passte zu ihren blonden Haaren und ihrer überschwänglichen Art. „Guten Tag Miss Roldan. Mr. Fudge hat bestimmt nichts dagegen wenn Mr. Potter und mein Sohn mitkommen, oder?" Harry konnte es vom ersten Augenblick an erkennen, dass ihn diese Frau anstarrte, doch als Mr. Weasley seinen Namen nannte, intensivierte sich ihre Reaktion. Am liebsten wollte sie wahrscheinlich seine Narbe begaffen. So gut kannte er diese weitaufgerissene Blicke schon, dass es ihn nicht sehr verwunderte. Dennoch war es ihm unangenehm, da sie aus einem ganz anderen Grund hier her gekommen waren. Es ging nicht um ihn, sondern um die Wahrheit.

„Bestimmt nicht." Brachte sie endlich hervor.

 Harry konnte von Ron ein leises unterdrücktes Lachen hören. Als Hermine ihn mit einem bösen Blick strafte, räusperte er sich und versuchte die ganze Situation nicht alberner zuempfinden als sie schon war. Das Klopfen von Mr. Weasley brachte Harry wieder zurück, dorthin zurück wo sie eigentlich hinsollten.

„Herein!" hörte man die Stimme von Fudge, die trotz der dicken Tür sehr deutlich zu vernehmen war.

 Er klang wie und je. Es war keinerlei Ähnlichkeit zu dem ungläubigen Gestotter vor drei Wochen im Krankenflügel auf Hogwarts. Für Harry war es, als wäre es gerade gewesen, als Fudge ihn mit verengten Augen ansah und behauptete er hätte nicht mehr alle Tassen im Schrank. Vielleicht würde er diesmal ähnlich reagieren. Hermine mit der gleichen herablassenden Art ansehen und so tun, als hätte sie sich all die Ereignisse eingebildet. Irgendwie hoffte Harry, dass er das nicht tun würde. In solch einer Situation wüsste er nicht, wie er sich verhalten würde? Ob er dieses eine Mal seine Wut unterdrücken könnte.

„Geh schon!?" Leicht stieß Ron ihn an.

 Als Harry vom Boden aufsah, merkte er dass Hermine und Mr. Weasley schon durch die geöffnete Tür ins Büro gegangen waren.

Hinter einem monströsen Schreibtisch, welcher dicke verschnörkelte Beine besaß, saß Mr. Fudge in einem dunkelgrünen Gehrock gekleidet. Seinen obligatorischen Hut hatte er an einem Kleiderständer gehängt, auch dieser war opulent geschmückt. Vielleicht waren diese Möbeln annähernd so alt wie dieses Gebäude. Hinter dem ältern Mann waren zwei Fenster, die fast zum Boden reichten. Das schwache Licht erhellte das Büro nur teilweise, aber für den Rest befand sich ein kleiner Kamin auf der rechten Seite. Von beiden Seiten eingerahmt befanden sich Bücherregale an den Wänden, die Hermine keines Blickes würdigte. Im Gegenteil es war Ron, der sich interessiert die Buchrücken besah. Die haben doch nicht etwa heimlich die Rollen getauscht, dachte sich Harry, während er weiterhin das Zimmer begutachtete. Anders als bei Dumbledore befanden sich hier viel mehr uninteressante Dinge, fast wie bei Muggles.

 „Arthur gut, dass sie kommen ich habe schon auf sie gewartet. Ich sehe sie haben auch Miss Granger dabei. Gut, gut ich wollte mich mit ihnen eh unterhalten. Und das muss ihr Sohn sein?!"

 Mit einer Leichtigkeit hatte sich Mr. Fudge aus dem Sessel erhoben, die in Harrys Augen übertrieben war. Er wirkte nicht wie ein Mensch, der sich auf eine schwere Zeit vorbereitete. Mr. Weasley folgte Fudge Blick von Hermine zu Ron. Er nickte.

„Ja, das ist Ron. Mein jüngster." Sprach er etwas lauter damit er die Aufmerksamkeit von Ron erhielt, der ganz in die Bücher vertieft war. „Guten Tag, Minister Fudge." Überfreundlich streckte er seine Hand aus, die Mr. Fudge nahm und schüttelte. „Ah, Harry sie begleiten ihre Freundin?" Nur nebensächlich registrierte er Harrys Anwesenheit. „Wenn sie nichts dagegen haben?!" entgegnete er mehr als unterkühlt, was ihm gleich einen warnenden Blick von Mr. Weasley und Ron kostete.

Mr. Fudge ignorierte es einfach und ging auf Hermine zu, die einfach durch ihn durch sah.

„Wollen sie mir erzählen, was gestern vorgefallen ist?" Mit einem Lächeln fragte er sie ruhig. Beinahe konnte Harry eine Schleimspur erkennen.

„Es gibt wohl nicht viel, was sie nicht schon wissen." Halblaut antwortete sie.

 Zögerlich nickte er mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen. „Ja, ja gewiss. Ich habe schon einiges gehört, aber ich wollte gerne ihre Version hören."

 Bei diesen Worten sah sie irritiert erst zu Mr. Weasley und dann zu Harry, der nicht weit von ihr weg stand. Harry wusste, dass sie von allen Personen Fudge als letztes davon erzählen wollte. Er konnte es an ihren Augen ablesen. Hilflos sah er zu Mr. Weasley, dass er irgend etwas tat, dass sie Fudge nichts davon zu erzählen brauchte. Noch zu gut konnte er sich selbst dran erinnern, wie es ihm erging, als er nur annährend von dem Duell gegen Voldemort erzählt hatte

.

„Minister, vielleicht reicht ihnen mein Bericht über die Ereignisse der letzten Nacht. Ich bin mir sicher, dass Miss Granger zur Zeit lieber bei ihren Eltern wäre." Nach quälenden Sekunden mischte sich endlich Ron´s Vater ein.

 Er sah seinen Chef intensiv an, so dass er verstand wie es meinte. „Ja, vielleicht haben sie recht."

Damit wandte er sich von Hermine abrupt ab und ging wieder hinter seinen Schreibtisch.

 „Mr. Fudge?" Es war Ron der sprach. "Ja, was kann ich für dich tun?!" seine volle Aufmerksamkeit lag auf ihn. „War das wirklich notwendig? Ich meine war es wirklich nötig, dass sie Hermine eine Verwarnung zugeschickt haben? Sie hat doch nichts falsches getan, sie musste doch sich verteidigen."

 Die zuvor überfreundliche Art war verschwunden, stattdessen konnte Harry einen ungewohnten Unterton in seiner Stimme vernehmen.

„Selbstverständlich, Ron. Wie du selbst, ist sie minderjährig und minderjährige Zauberer dürfen außerhalb der Schule keinen Zauber verwenden. Am besten du fragst da mal deinen Freund, er weiß selbst wie streng unsere Gesetze sind."

 Nicht nur Harry blieb der Atem weg, bei dieser Erklärung. Normalerweise durfte man sich verteidigen, wenn es notwendig werden sollte.

 „Es war Notwehr." Durch zusammengepresste Zähne sagte Harry dies. „Möglicherweise!"

 Langsam formte er dieses Wort und sah Harry auf die gleiche eigenartige Weise an wie im Krankenflügel. Verärgert ballte er seine rechte Faust. Er wusste es würde nicht mehr lange dauern und er würde die Nerven verlieren. Etwas was er nicht durfte, nicht hier und nicht jetzt.

„Ich möchte mit Mr. Fudge alleine sprechen." Mit beherrschter Stimme mischte sich Hermine ein. „Bist du dir sicher? Du musst ihm nichts erzählen, dass weißt du, oder?" Ron versuchte ihr klar zu machen, dass es nichts bringen würde wenn sie sich dies antat.

 Sie sich dazu zwang mit jemand fremdes, den sie nicht einmal vertraute darüber zu reden. Ein kurzes Nicken, war alles was er als Antwort bekam. Mit einem schlechten Gefühl sah Harry zu Hermine. Es gefiel ihm nicht, dass er sie allein lassen sollte.

 „Ist schon in Ordnung." Flüsterte sie ihm zu. Es war ihr Blick, was ihn überzeugte, dass es wirklich so war. „Kommt! Wir warten draußen auf dich." Eine leichte Verärgerung lag in Mr. Weasleys Stimme.

 Dennoch gingen sie ruhig aus dem Büro. Als er die Tür schloss wandte er sich zu Harry und Ron.

„Was war das? Habe ich nicht gesagt, dass ihr freundlich sein solltet. Seid froh, dass Hermine wenigstens genug Verstand hat. Mein Gott, selbst jetzt muss sie noch die Vernünftigere für euch spielen. Besonders von dir Ron hätte ich etwas anderes erwartet." Zischte Mr. Weasley. "Aber Dad, Mr. Fudge hat unrecht." Versuchte Ron sich zu verteidigen.

 Der Blick den ihn daraufhin traf war mehr als nur deutlich.

 „Es war nicht meine Absicht unfreundlich zu sein. Es tut mir Leid und Ron bestimmt auch. Was meinen sie mit selbst jetzt? Ich weiß zwar in welcher Situation Hermine ist, aber sie meinen doch etwas anderes, oder?" Ein wenig schämte sich Harry dafür, dass sie es nur noch schlimmer gemacht hatten.

„Das ist Anständig von dir, Harry. Ja, ich meine etwas anderes. Niemand weiß ob die Grangers überleben werden und wenn ob sie dann noch in der Lage sein werden für Hermine zu sorgen. Wisst ihr was das heißt? Hermine steht vor einer ungewissen Zukunft. Es ist möglich, dass sie eine Weise sein wird oder dass ihre Eltern mehr vor sich hin vegetieren, als richtig Leben. Es würde verdammt glücklich enden, wenn sie wieder so sind wie zuvor. Vor einigen Stunden musste dieses arme Mädchen mit ansehen, wie ich den Erinnerungszauber bei ihren Eltern angewandt habe. Das meine ich wenn ich sage, dass sie selbst jetzt noch genug Verstand zeigt, obwohl sie sich mehr um sich kümmern sollte als um euch."

 Die Worte echoten regelrecht in seinem Gehörgang nach. Wiederholt schloss Harry die Augen, wie so oft hoffte er, dass er aufwachen würde aus einem verdammt schlechten Traum.

„Wie die Longbottoms?!" kaum hörbar flüsterte er es vor sich hin.