13.
Das Omen
Erst jetzt merkte er, dass seine Wangen nass waren. „Ich denke schon!?"
beschämt wischte er sich übers Gesicht. Skeptisch sah sie ihn mit hochgezogener
Braue an. „Bist du dir sicher?!" fragte sie noch einmal nach. Er nickte
zögerlich. „Ich bin mir sicher!" Harry merkte selbst wie seine Stimme zitterte.
Die unbändige Furcht war immer noch vorhanden, obwohl er längst aufgewacht war.
„Du weißt, dass du immer mit mir oder Ron reden kannst!? Es ist nicht gut seine
Gefühle zu unterdrücken!" sprach sie eindringlich, bevor sie sich wieder
setzte. Mit einem besorgten Ausdruck beobachtete sie ihn, wie er scheinbar
überlegte ob er den Traum erwähnen sollte.
„Es ist dumm." Er schüttelte den Kopf. „Was ist dumm?!" Ihre Züge verhärten
sich immer mehr vor Sorge. „Ich...!" In diesem Augenblick ging die Abteiltür
auf und Ron kam mit einer Handvoll Süßigkeiten herein.
Er blieb stehen. „Was ist mit euch?! Gleich sind wir in Hogwarts und ihr habt
noch nicht die Schuluniform an? Hey, wer ist hier eigentlich Perfect?!" Ron sah
die beide mit Unglauben an. In der Tat Hermine saß immer noch in Mugglekleidung
dort. Etwas was Harry nicht aufgefallen war. Sie musste die ganze Zeit versucht
haben ihn zu wecken. Neben ihr auf dem Sitz lag ihre Uniform bereit. Harry war
all dies nicht aufgefallen, als er vor wenigen Minuten aufgewacht war. Viel zu
sehr hatte ihn der Traum beeindruckt. Mit leichtem Blinzeln sah er, dass es
draußen langsam dunkel wurde. Das bedeutete in der Tat, dass Hogwarts nah war.
Er fühlte das er beobachtet wurde und er wusste, dass es Hermine war. Mit einem
Achselzucken ließ sich Ron neben Harry auf den Sitz fallen. „Ist was
vorgefallen?!" wollte er wissen. Hilflos sah Harry zu Hermine, die immer noch
darauf zu warten schien, dass er mit der Sprache rausrückte.
Leicht schüttelte er den Kopf. „Nein, es ist nichts vorgefallen, Ron!" sagte er
mit Nachdruck. „Ich zieh mich um." Damit nahm sie ihre Uniform und verließ das
Abteil. „Ich wüsste zu gern, was du gemacht hast, dass Hermine so reagiert.
Vielleicht hast du im Schlaf gesprochen?" Im Augenwinkel konnte Harry sehen wie
Ron grinste, während er sich um die Süßigkeiten kümmerte. „Oh und deine Uniform
ist hier. War Hermines Idee dich deswegen nicht zu wecken!" Ron deutete auf den
Sitz neben sich. Langsam stand Harry auf. Es war unglaublich seine Beine
fühlten sich an wie Butter. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass es kein
normaler Traum gewesen sein konnte. Nicht ein Traum, der nach seiner
Einschätzung normal war. Seine Narbe tat nicht weh, wie es sonst der Fall war,
wenn er solche Träume hatte.
Er konnte damit leben, wenn seine Narbe, nachdem er erwachte schmerzte, weil
der Schmerz verschwinden würde. Es nicht lange dauerte, bis er wieder er selbst
war. Doch dies war anders. Auf eine Weise anders, die ihm nicht gefiel. Wenn
sie in Hogwarts ankamen würde er mit Hermine darüber reden müssen. Er wusste,
dass sie nach Dumbledore die jenige war, die er um Rat fragen konnte. Sie würde
nicht glauben, dass er sich wichtig machte. Mit unsicheren Schritten ging er
zum Sitz auf dem feinsäuberlich seine Uniform lag. Ron schien zu beobachten was
er tat.
„Ich hätte besser bis Hogwarts mit meinem Nickerchen gewartet?!" Versuchte er
den Argwohn aus den Augen von Ron zu vertreiben. „Meine Beine sind
eingeschlafen!" erklärte er als er seinen Pullover auszog. „Das kenne ich!
Meine schlafen immer ein wenn ich zu lange in der Bibliothek bin!" Harry lachte
leicht auf. „Uh, wahrscheinlich sind sie gegen die Hogwartsbibliothek
allergisch!" kommentierte er, während er begann sich umzuziehen. „Lass das
nicht Hermine hören. Arrgh, die käme glatt auf die Idee, ich müsste es
trainieren dort zu sitzen und Bücher durch zuwälzen." Ron begann laut darüber
zu lachen. „Ja, das stimmt." Pflichttete Harry im bei. Er war nun bei der
Krawatte angelangt. Unerwartet durchzog ein heller Blitz den nachtschwarzen
Himmel. Fasziniert sah Harry aus dem Fenster, verfolgte wie das Licht wieder
verschwand.
„Solange ich schon nach Hogwarts fahre, es hat noch nie gewittert bei der
Ankunft!" leise mit einer Spur Angst flüsterte Ron. „Harry, das ist kein gutes
Zeichen. Glaub mir da braut sich etwas zusammen!" zittrig sprach er weiter.
„Ehrlich Ron, du hast zulange in einem Raum mit dieser Trelawney gesessen!"
entgegnete Hermine mit ihrer faktischen Stimme überraschend. Sie stand in der
Tür und sah mehr unberührt nach draußen. „Du hast doch nicht etwa auch noch
angst vor Gewitter!?" wandte sie sich wieder Ron zu. „Nein! Ich kann es nur
nicht leiden. Gewitter sind immer ein schlechtes Omen!" entgegnete er
verärgert. „Ein schlechtes Omen?" ungläubig sah nun auch Harry zu seinem Freund.
„Ja, Bill hat mir erzählt, dass jedes mal als du-weißt-schon-wer vor seinem
Fall mugglegeborene oder andere Zauberer angriff es vorher gewittert hat."
Erklärte Ron ihm. „Und du glaubst so etwas!?" mit zusammen gezogenen Brauen sah
Hermine ihn skeptisch an. „Natürlich!" schnauzte er plötzlich. „Da war kein
Gewitter!" entgegnete sie barsch.
„So, ich bin fertig!" unterbrach Harry die beiden und sah demonstrativ an sich
herunter. Hermine musterte ihn, dann schüttelte sie ein wenig den Kopf. Fragend
sah er zu ihr. „Was ist?! Ist die Krawatte schief? Kann eigentlich nicht sein!"
„Nein!? Du hast etwas anderes vergessen!" sie lächelte. „Man, du hast deine
Perfectblaketee vergessen!" rief Ron und hielt sie ihm hin. Zögerlich nahm er
das silberne P entgegen. „Ich muss mich erst daran gewöhnen!" murmelte er
halblaut vor sich hin. Hilflos sah er an sich herunter. Überlegte, wo sollte
sie hin auf die rechte oder linken Seite? Er wusste es nicht mehr.
Er sah zu Ron, der nur mit den Schultern zuckte. „Keine Ahnung!" sagte er
entschuldigend zu Harry. „Komm ich helfe dir, sonst wird das nie was!" mit
wenigen Schritten stand Hermine direkt vor ihm. Sie reichte ihm bis zu seiner
Nase. Nie ist ihm aufgefallen wie viel kleiner sie war als er. Sie nahm die
Blaketee aus seiner Hand und befestigte sie mit geübten Händen auf der rechten
Seite seines Umhangs.
„Danke!" „Kein Problem! Wir müssten eigentlich gleich da sein." In diesem
Moment wurde der Zug langsamer, bis er schließlich hielt. Eilig holten sie ihre
Koffer und verließen das Abteil. Der Gang war voller Schüler die darauf
warteten, dass die Türen des Zuges geöffnet wurden. In den Augen von Harry ging
alles sehr schnell, so dass er glaubte nur einmal durch geatmet zu haben von
dem verlassen des Griffindorsabteil bis zu dem Moment, als er mit seinem Koffer
und seinen beiden besten Freunden draußen vor dem Hogwartszug stand. Eine
gespenstige Atmosphäre lag über den Bahnsteig. Eine die durch die Blitze und
das immer währende Donnergrollen inszeniert wurde. Harry spürte wie sich eine
Gänsehaut über seinen Körper ausbreitete als der Regen auf ihn nieder
prasselte. Angestrengt hielten alle drei Ausschau nach Hagrid, den sie
eigentlich schon aus der Ferne sehen müssten. Heute war es anders.
Das grelle Licht des nächsten Blitzes beleuchtete für einen Augenblick das alte
und hässliche Gesicht des Hausmeisters Argus Filch. Harry fühlte regelrecht in
dieser Sekunde wie sich sein Magen zuzog. Hagrid war nicht hier. Dieses Jahr
würde er nicht die Erstklässler abholen
