15. Verdächtig!?
Alles war normal, wenn man es als normal bezeichnen konnte. Harry war nun seit mehreren Wochen zurück auf Hogwarts und kein Zeichen von Voldemort. Das Jahr hatte erst gerade begonnen er konnte nicht erwarten dass es direkt beginnen würde. Er hasste es. Er hasste nicht zu wissen was auf ihn zukommen könnte. Zum wiederholten Male sah er sich seinen Firebolt an. Sein Besen glänzte regelrecht so sehr hatte er ihn in den letzten Wochen gepflegt. Dabei hatte die Session noch gar nicht begonnen. Wie sehr er sich darauf freute nach einem Jahr endlich wieder Quiditch spielen zu können. Tief atmete er die frische Luft ein. Er wusste nicht wie lange er schon hier wartete. Wie lange er am Quiditch Feld stand?! Vielleicht sollte er einige Runden drehen, um wieder dieses Gefühl der Freiheit zuspüren.
Er würde nichts lieber tun als den ganzen Tag zufliegen. Die angespannten Wochen vergessen. Die eigenartige Atmosphäre um ihn herum vergessen. Er spürte es wie seine Mitschüler ihn ansahen. Wie deren Blicke ihn durchbohrten. Wenn sie nicht auf ihn starrten, dann starrten sie Hermine an. Sahen zu ihr als wäre sie ein Insekt. Jemand der nicht hier her gehörte. All dies hatte etwas damit zutun, dass das Gerücht von Voldemorts Rückkehr eben nur ein Gerücht in den Augen des Ministeriums war. Was würde geschehen, wenn es kein bloßes Gerücht mehr wäre? Es würde sich etwas verändern, das wusste Harry. Ihm gefiel nur nicht was es sein könnte. Er wollte am Ende nicht alleine da stehen. Die Magierwelt musste zusammen gegen Voldemort kämpfen. Doch jedes Mal wenn er die Augen auf sich spürte, hatte er ein Gefühl als ob er gegen soviel mehr ankämpfen müsste als nur gegen eine Kreatur die ihn töten wollte.
Mit einer Hand ging er gedankenverloren über das Holz seines Besen. Es war soviel angenehmer als das Holz des Schulbesen der vor ihm auf dem Boden lag. Glatt ohne jegliche raue Struktur. Er lächelte. Es würde das erste Mal sein, dass er Hermine etwas zeigen konnte. Er es einmal war der ihr etwas beibringen würde. Natürlich sie konnte fliegen, aber es sah immer aus als müsste sie ihren ganzen Mut zusammen nehmen. Das weiß ihrer Knöchel würde durch die Haut schimmern wenn sie den Besenstiel mit aller Kraft umklammerte. Harry konnte es nicht verstehen dass jemand eine solche Furcht vor dem Fliegen haben konnte.
Am Horizont konnte er das langsame verschwinden der Sonne sehen. Hermine war spät. Sie wollten sich um 17 Uhr hier treffen. Jetzt musste es nahe 18 Uhr sein. Wo war sie fragte er sich selbst? Es schien als würde sie nie diese Blicke merken. Bei Ron wusste Harry, dass er sie sah und verstand weshalb Hermine angestarrt wurde. Ron hatte ihm erzählt, dass dies nur der Anfang sein würde. Sobald Voldemort offiziell zurück wäre, würden nicht mehr allein die Schüler aus Slytherin ihren Hass offen zeigen. Es war nicht allein weil sie eine mugglegeborne ist sondern mehr weil sie neben Harry die Gerüchte über Voldemorts Rückkehr verbreitete. Die gesamte Schule hatte den Tagespropheten gelesen. Sie wussten, dass Hermines Eltern einer der ersten Opfern der letzten vierzehn Jahren waren.
Am Anfang hatte Ron mit Wut die verschiedenen Schüler angeblafft, was sie denn so blöd glotzen würden, doch es änderte nichts. Als Harry zum Quiditch Feld hastete, glaubte er, er wäre spät aber er war es nicht. Hermine war noch nicht da gewesen. Wohlmöglich hatte sie irgend eine perfectpflicht zu erledigen. Doch dann wäre er selbst auch dabei. Er kratzte sich am Kopf vielleicht sollte er zurück zum Schloss gehen und nach ihr sehen. Gerade als er sich vom Feld wegdrehte kam ihm jemand entgegen gerannt. An den fliegenden langen braunen Locken erkannte er, dass es niemand anderes war als Hermine. Außeratem kam sie bei ihm an. Ihr Gesicht war gerötet vom rennen. „Es tut mir leid! Ich habe ganz die Zeit vergessen. Du hast nicht zu lange gewartet, oder?!" Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich war selbst spät dran! Sollen wir beginnen?!" Ihr Gesicht wurde härter und zeigte Anzeichen von angst. „Uh wenn es sein muss." Sagte sie zögerlich.
Skeptisch sah Harry sie an. Er wusste nicht mehr ob es so eine gute Idee war. Sie hatte wirklich angst er konnte es in ihren Augen lesen. Er hob den Schulbesen auf und reichte ihn ihr. „Keine Angst ich bin auch noch hier!" versuchte er sie mit einem zögerlichen Lächeln aufzumuntern. Sie nahm den Besen entgegen. „Ich weiß!" ihre Antwort klang wenig überzeugend. „Du zuerst!" forderte Harry sie auf ihren Besen zu besteigen. Langsam als hätte sie jeden Handgriff auswendig gelernt, nahm sie den Besen und bestieg ihn. Sie flog einige Meter hoch in die Luft. Nicht lange und Harry war neben ihr in der ‚Luft. Hier oben trafen noch die letzten Strahlen der Sonne auf beide. Deshalb fiel ihm auf wie müde Hermine aussah. Leichte dunkle Ringe konnte er unter ihren Augen erkennen. Verkrampft saß sie auf dem Besen und hielt den Siel so fest, dass ihre Knöchel weiß hervor ragten. Harry flog etwas näher zu ihr. „Ganz locker! Nicht so verkrampft! Siehst du, wie ich den Stiel halte dann lehnst du nicht so weit nach vorne und der Besen lässt sich leichter fliegen!" erklärte er ihr.
Hermine sah nicht zu ihm. Ihr Blick war allein auf den Besen fixiert. „Ich kann nicht!" flüsterte sie durch zusammen gepresste Zähne. Vorsichtig lehnte Harry sich zu ihr herüber mit seiner Hand berührte er ihre. Es war ihre rechte Hand. „Deine Hand ist ja eiskalt!" stellte er mit erstaunen fest. Er sah ihr direkt ins Gesicht zu seiner Verwunderung sah sie ihn an, während sie ihre Hand wegzog. Sie hielt sich nur noch mit der linken fest. Als es ihr bewusst wurde, kippte sie etwas nach hinten.
„Hey seid ihr bald fertig!" es war Ron, der unten am Quiditch Feld stand. „Ich denke schon!" antwortete Hermine ohne wegzusehen. Kurz darauf ging sie mit dem Besen runter und landete. Harry folgte ihr.
Gemeinsam gingen sie zum Schloss zurück. Auf dem ganzen Weg hindurch musterte Harry sie. Er ahnte, dass sie irgendetwas vor ihm verheimlichte doch er wusste nicht was. Leicht schüttelte er den Kopf , vielleicht machte er sich einfach zu viele Gedanken. Er hörte gar nicht richtig hin wie Ron ihm erklärte wie er plante in die Mannschaft zu gelangen. „Hört ihr mir überhaupt zu!?" blaffte Ron verärgert. In diesem Moment hatten sie gerade die Empfangshalle betreten, als Harry Schritte hörte. „Sei still!" flüsterte Harry scharf und zog Ron und Hermine in den Schatten einer nahen Wand. Es dauerte nicht lange bis Prof. Snape in eiligen Schritten an ihnen vorbei ging und das Schloss verließ. „Was sollte das Harry? Wir sind nicht unbefugt hier!" verstand Ron sein Verhalten nicht. „Ich weiß nicht! Irgendetewas stimmt nicht!" entgegnete Harry zögerlich. „Harry hat recht! So wie Snape da raus gegangen ist. Er sah richtig gestresst aus!" sprach Hermine. Ungläubig starrte Ron die beiden an. „Ich glaub ihr beide seid paranoid!" „Oh Ron! Hast du nicht sein Gesicht gesehen!" Er schüttelte angewidert den Kopf. „Ich sehe Snape nicht ins Gesicht!"
