21. Die grausame Realität

In einer schnellen Bewegung verdeckte Harry die Schlagzeile mit seinem Arm bevor er sich zu Hermine wandte.

„Guten Morgen, Hermine." Sprach er mit einer aufgesetzten Fröhlichkeit.

„Ist irgendetwas passiert oder warum bist du so?"

Natürlich, er hätte es wissen müssen, Hermine durchschaute ihn direkt. Leicht senkte er den Blick und war gerade dabei sich die richtigen Worte zu überlegen als Professor McGonagall ihm zuvor kam.

„Miss Granger! Kann ich sie bitte sprechen?," sagte McGonagall mit einem eher strengen Ton, „keine Sorge sie werden keine wichtige Klasse verpassen." Setzte sie sanfter nach.

Unsicher sah Hermine zu Harry als ob er sie davor bewahren könnte, als ob er ihr Held sein könnte. In diesem einzigen Moment Harry wünschte sich nichts sehnlicheres als wirklich in der Lage zu sein ihr dies zu ersparen. Klein, gar verletzbar wirkte sie auf ihn etwas was in wunderte. Hatte sie schon immer so klein auf ihn gewirkt, so allein? Oder war es allein der heutige Tag, allein die Schlagzeile die nichts verriet ob die Granger's unter den Opfern waren oder nicht.

Als Harry wieder mit seinen Augen blinkte hatte Hermine die Große Halle schon mit der Stellvertretene Direktorin verlassen.

„Sieh dir das an, Harry!" hörte er Ron sagen und weitere Eulen flogen in die Halle. Eines der schwarz gefiederten Vögeln landete bei Neville.

Sein sonst rundes, regelrecht gutmütiges Gesicht verdunkelte sich. Jegliche Farbe verschwand und eine aschfarbener Schatten überzog seine Züge.

Ron verstummte und starte wie zumindest 30 weitere Schwarze Eulen durch die Große Halle flatterten nur um vor einem geschockten, versteinerten Schüler zu landen. Fragend sah Harry zu Ron, suchend nach einer Antwort für dieses Geschehen aber dieser schüttelte nur seinen Kopf.

Schreckens Aufschreie durchzog die Halle und einige starteten zu weinen. Harry konnte sich nicht erklären was passiert war aber was auch immer die schwarzen Eulen hatten etwas damit zu tun.

Stumm stand Ron auf und deutete Harry an ihm zu folgen. Zusammen verließen sie die Große Halle um sich auf den Weg zur Klasse von Hagrid.

„Was hatte das alles zu bedeuten?" bestand Harry endlich auf eine Aufklärung.

„Harry, diese Eulen, schwarze Eulen bedeuten in der Magischen Welt das jemand gestorben ist. Nur so lässt das Ministerium die Verwandten wissen was geschehen ist." Angewidert sagte Ron es.

„Kannst du dir Vorstellen wie es vor 15 Jahren gewesen sein muss? Jeden Tag gab es post geliefert von den schwarzen Eulen." Sprach er weiter.

„Soll das bedeuten jemand den Neville kannte ist tot?" Ron nickte missmutig.

Harry schwieg daraufhin er wollte sich nicht vorstellen wenn Neville verloren hatte. Der Tag und die Schulstunden plätscherten vor sich hin kaum jemand wagte es über die Ereignisse zu reden. Hermione noch Neville tauchten laufe des Tages auf sie waren vom Unterricht befreit worden.

Quer durch die Häuser fehlten Schüler ob Ravensclaw, Gryffindor oder Hufflepuff nur allein Slytherin war nicht betroffen. Nicht ein einziger Schüler fehlte wegen dem Angriff auf St. Mungos. Zwischendurch warf Ron Harry einen besorgten Blick zu doch Harry bevorzugte zu schweigen.

Er mochte nicht darüber sprechen, es in Worte fassen was nur Stunden zuvor sich verändert hatte. Die Welt war nicht mehr wie zuvor, es war nicht mehr nur er der vom Bösen verfolgt wurde. Nun war es die gesamte freie Zauberwelt. Nichts würde mehr so sein wie zuvor. Es hatte begonnen, der Krieg den so viele nicht für möglich hielten hatte begonnen und die gute Seite gegen Voldemort war nur schlecht vorbereitet.

Blutrot versank die Sonne am Horizont als Harry und Ron nach dem Abendessen zurück in den Gemeinschaftraum kletterten. Die Atmosphäre war eine unheimliche nur vereinzelt hörte man das übliche Treiben der Schüler. Sogar auf den Gesichtern der Zwillinge spiegelte sich wieder was dieser Tag für alle bedeuten sollte.

„Angelina und Lee waren auch unter denen die ne Eule bekamen," wisperte George zu Harry als er dessen Blick zu seinem Zwilling folgte der neben Angelina auf dem Sofa saß und sie eng zu sich drückte.

„Ihre Mutter war in St. Mungos nur um eine Bekannte zu besuchen. Todesesser haben sie umgebracht." Sprach George in einem leisen Tonfall weiter.

Ron seufzte laut und sprach etwas undeutliches vor sich hin. Harry's Blick fiel auf Neville dessen rundes freundliches Gesicht blass und eingefallen war.

„Seine Großmutter." Antwortete George die ungefragte Frage.

Harry konnte sich daran erinnern einen schlimmeren Tag erlebt zu haben als dieser. Leicht räusperte er sich.

„Was – was ist mit Hermione?" wollte er wissen und diesmal auch Ron schien interessiert zu seinem Bruder zukucken.

Aber dieser schüttelte nur den Kopf.

„Keiner weiß etwas. Zu mindest hat sie es niemanden erzählt nicht mal Ginny. Es tut mir leid Kumpel da muss du sie selbst fragen."

Für einen Augenblick glaubte Harry Mitleid in George's Mimik zusehen bei der bloßen Aussicht jemanden zu fragen was geschehen war.

„Harry, es muss einen anderen Grund geben warum MacGonagall mit Hermione reden wollte. Wahrscheinlich hat sie gar keine Eule bekommen." Versuchte Ron ihn aufzumuntern.

„Vielleicht – vielleicht hast du recht. Ich glaub ich geh schlafen."

Harry wollte dass dieser Tag endete so schnell wie möglich obwohl er wusste einige Dinge würden auch noch Morgen aussehen wie heute, vieles würde sogar noch größere Auswirkungen auf Hogwarts haben als in diesem Moment.