Epilog

Faramir brauchte mehrere Tage, um nach Minas Tirith zurückzukehren. Firion zeigte keinerlei Anzeichen von Sehnsucht nach seinem Stall. Der Himmel war unbewegt und blau, und auch über Anfalas konnte er keine Spuren von Feuer oder Kampf sehen.
Caiwhye, Lenti, Skali, Lyraen und Yeliath hatten beschlossen, noch eine Weile in den Wäldern Anóriens zu verweilen und dann heimzukehren, nach Pinnath Gelin, den grünen Hügeln von Anfalas.
Sebring hatte es vollbracht. Sie hatte den Krieg verhindert. Sie hatte sich geopfert, um diesen Krieg zu verhindern und um ihren Vater davon abzuhalten, Unschuldige zu töten. Doch sein Verstand weigerte sich einfach, dies zu begreifen. Und Sebrings Worte spendeten keinen Trost. "Wir verlieren nie etwas, wir gewinnen immer nur dazu. Du hast Erfahrungen gewonnen, mein Freund, die du für immer schätzen wirst." Er erinnerte sich an ihr Lächeln und an den Kuss, und er schwor sich, niemals zu vergessen.

Als er durch das große Tor der weißen Stadt ritt, sah er von weitem Orovingwen. Sie stand bei den Stallungen. Gleich nach dem Tor stieg der Junge ab und führte den grauen Wallach langsam die Steigung hinauf.
"Faramir..." rief die junge Frau. Sie kam auf ihn zu und umarmte ihn. "Es ist das Schicksal, das uns leitet, verbindet und auch trennt." Flüsterte sie, als sie ihn an sich drückte.
Scheu blickte der Junge auf. "Ich will nicht, dass sie weg ist...Ich habe sie doch..." er brach ab.
"Geliebt...ich weiß." Meinte Oro. "So wie ihr Vater sie geliebt hatte, und auch ihre Mutter. Und trotzdem hatte das Schicksal für alle von ihnen und auch für dich einen anderen Plan. Doch du, Faramir, hast das Geschick der Welt verändert. Du hast den Krieg verhindert. Sebring war der Schlüssel, doch du hast die Tür geöffnet."
Faramir fühlte sich durch diese Worte nicht sonderlich getröstet, doch er verstand, was sie meinte.
"Das Leben muss weitergehen. Du wirst dein Glück schon bald finden. Und dein Kummer wird vergehen." Oro drückte ihn noch einmal an sich, dann ließ sie ihn los. "Es wird weitergehen..."

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Tagelang schwieg er. Boromir versuchte nicht, ihn zum Sprechen zu zwingen und machte auch Denethor verständlich, dass sein Bruder jetzt Zeit für sich brauchte.
Stundenlang lag Faramir neben Firion im Stall oder starrte des Nachts die Sterne an und fragte sich, warum es überhaupt so weit gekommen war. Nach einer der vielen durchwachten Nächte schlief er aus lauter Erschöpfung ein und wurde sofort wieder geweckt. Draußen vor dem großen Tor hatten einige der Männer ein großes fuchsfarbenes Pferd eingefangen. Der Hengst war jedoch so wild, dass niemand ihn bändigen konnte. Faramir sprang auf, als er realisierte, das dieses Pferd Sebrings Vinyafot war. Er rannte, so schnell er konnte, hinunter und drängelte sich durch die Reihen der Männer hindurch. Als das Pferd den Jungen sah, beruhigte es sich und schnaubte freundlich. Faramir lief auf das große Tier zu und schlang seine Arme um dessen Hals. Vinyafot schien seine Umarmung zu erwidern, denn er drehte und reckte seinen langen Hals so, dass der Hengst den Jungen festhalten konnte.
"Mein Kummer wird vergehen..." murmelte er mit dem Gesicht in die lange, kupferfarbene Mähne des Pferdes gedrückt. "Ich werde dich nie vergessen, Sebring."