Kapitel 11
Ein wahnsinniger Plan
Sirius und James blieben wie angewurzelt stehen. Das konnte einfach nicht sein. Ihr Freund, ein Werwolf, das war unmöglich. Sie starrten ihn eine zeitlang wie gebannt an, als hofften sie, er würde eine Maske vom Kopf ziehen und offenbaren, nicht Remus zu sein. Doch das tat er nicht.
James stieß Sirius in die Seite. "Wir müssen im Schlafsaal sein, bevor er da ist. Wenn er merkt, dass wir es wissen -" Er brach ab.
Sirius nickte und überwand sich, ihm vorsichtig in Richtung Schloss zu folgen.
Sie waren schon fast an der Großen Halle vorbei, als ihnen Mrs Norris, die Katze des schrecklichen Hausmeisters Filch, über den Weg rannte.
"Nichts wie weg hier", flüsterte Sirius James besorgt zu und warf einen Blick über die Schulter. Sie stürmten geradewegs in eine Tür schräg gegenüber und verriegelten sich dahinter.
"Und was jetzt? Wenn Filch uns erwischt, der wirft und glatt raus. Zack und weg" Sirius wedelte mit dem Arm.
"Shht", machte James und zuckte zusammen, als er Filchs Stimme hörte.
"Aah, Mrs Norris, wen hast du gehört? Ah, da ist ja der Übeltäter!" Er schritt wütend in Richtung Schlossportal. Sirius und James hatten das bedrückende Gefühl, dass er soeben Remus entdeckt hatte.
"Scheisse Mann, das ist unsere Schuld"
James Shhte erneut, denn nun hörten sie die Stimme Dumbledores von weit her sprechen.
"Er hat meine Erlaubnis, hier zu sein, Argus", sagte Dumbledore aussergewöhnlich ruhig.
"Das ist unsere Chance, weg hier", wisperte James.
"Aber Remus -"
"Du hast Dumbledore gehört, er muss es wissen - Er... Er beschützt ihn schon, nun komm endlich" James öffnete die Tür so leise wie möglich und sie schlängelten sich durch den Spalt hinaus. Auf Zehenspitzen gingen sie die Treppe direkt hinter der Tür hoch. Als sie wussten, dass Filch und die anderen sie nicht mehr hören könnten, rannten sie so schnell es ging hoch zum Schlafsaal und schmissen sich mit Schuhen und Klamotten ins Bett. Als die Tür Sekunden später aufging und Remus hereinschlich, taten sie so, als würden sie schon seit Stunden schlafen.
Am nächsten Morgen war beim Frühstück die reinste Spannungsstimmung. Sirius und James wollten Remus zu gerne sagen, dass sie es wussten und dass es ihnen nichts ausmachte, dass er ein Werwolf ist, doch sie fürchteten sich vor seiner Reaktion. Sie beschieden sich damit, einen mehr als wahnsinnigen Plan zu schmieden. Gemeinsam mit Peter - den sie eingeweiht hatten, bevor Remus aufgewacht war - hockten sie unter dem Vorsatz, lernen zu wollen, am Nachmittag in der Bibliothek. Seit einer Stunde schon wälzten sie sich durch tausendseitige Bücher über Werwölfe auf der Suche nach einem Heilmittel. Jetzt endlich war Peter auf etwas gestoßen.
"Hört zu", wisperte er und las ihnen vor, " 'Ein Heilmittel ist bisher nicht bekannt -' " Sirius und James stöhnten. "Nein, nein, hört zu, wartet doch mal" Er las weiter: " 'Aber es ist bewiesen, dass der Werfolf einzig dem Menschen gefährlich sein kann. Es ist ein Fall von einem Werwolf bekannt, der sich mit einem Braunbären angefreundet hat...' "
James strahlte förmlich. Er strahlte noch mehr, als er sah, wie Sirius ihn fragend anstarrte. "Na, hast du die McGonagall nicht gehört letzte Stunde?"
"Hör mal, Mann, ich hab in Verwandlung was Besseres zu tun als der zuzuhören", sagte Sirius verdattert.
"Jaja, schon klar, aber ich hab zur Abwechslung sogar mal aufgepasst" James hob die Brust und fuhr fort: "Meine Herren, wir werden Animagi!"
"James bist du wahnsinnig? Das ist sauschwer!" Peter zitterte bei dem Gedanken.
"Du willst, dass wir lernen, uns in Tiere zu verwandeln?... Cool, Mann!" Sirius klopfte ihm auf die Schulter. James lächelte und deutete zu Madam Pince, der Bibliothekarin.
"Da wäre nur ein Problem...", sein Lächeln erstarb. "Die Bücher über Animagi sind in der Verbotenen Abteilung und da..."
"Dürfen wir nicht ein", beendete Sirius den Satz für ihn. Die drei seufzten.
"Ich finde schon einen Weg", verkündete James lautstark. Der Gedanke an die Nacht und an das qualvolle Heulen seines Freundes ließ ein Feuer in ihm hochlodern. Er würde es schaffen, er musste es einfach schaffen.
