Vielen Dank für die Reviews! Ich habe mit dieser Geschichte ein wenig rum experimentiert und daher ist Lucas mal von einer anderen Seite zu sehen. Wer das nicht mag, sollte Abstand nehmen.

Das Lied "Vertrau mir" ist aus Digimon Tamers gesungen von Frank Schindel.

Herzlichen Dank an Samusa, wenn sie nicht gesagt hätte, das Ende passt soweit, dann wäre das hier bestimmt noch nicht da.

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"Das kann doch wohl nicht dein ernst sein, Tony?" Henderson stand mit in den Hüften gestemmten Händen in der Tür zu dem gemeinsamen Quartier von Piccolo und Wolenczak.

"Doch, so ist es besser für uns. Ich werde gleich zu Hudson gehen und ihn fragen, ob es nicht möglich ist."

Sie stürmte die wenigen Stufen hinab und riss ihm die Tasche aus der Hand. "Das wirst du nicht tun, wäre ja noch schöner, wenn der damit durch käme. Der einzige, der hier reumütig das Quartier zu verlassen hätte, wäre er für seine Unverschämtheit, aber nicht du!"

"Was soll ich machen? Er wird mit Sicherheit anfangen mich zu terrorisieren. Der Verdacht, er könnte meinen Sprectre manipulieren, macht doch durchaus Sinn, das musst du zugeben." Er sah sie eindringlich an.

"Das wird er nicht tun." sagte Ford, der soeben zu ihnen gekommen war.

"Da wäre ich mir nicht so sicher." Henderson drehte sich zu ihm herum und war noch immer mit leicht geröteten Wangen sehr sauer.

"Doch, er hat es gesagt. Er würde sich nicht am Spectre vergreifen. Es ist zu gefährlich. Er bringt Tony doch nicht um."

"Das können wir nicht wissen. Keiner von uns kennt ihn richtig. Welcher Mensch schmeißt eine Freundschaft einfach so über dem Haufen wegen eines Haufens Elektronik? Glaubt mir, Jungs, der Kerl tickt nicht richtig. Das hat er noch nie. Als Bridger hier an Bord war, haben wir es alle nur nicht so gesehen, weil wir uns wahrscheinlich dachten, der Liebling des Captains muss ja einfach nett sein. Das ist er nicht. Noch nie gewesen. Er ist ein egoistischer, arroganter und eingebildeter Schnösel!" Wie sie es sagte, konnte man fast glauben, sie sprach von einem besonders widerwärtigen Insekt.

"Lonnie." ermahnte Ford sie.

"Nein, ich nehme das auf gar keinen Fall zurück, denn genau das ist er."

"Er hat sogar Streit mit Bridger." warf Tony nun leise ein.

Beide fuhren sie überrascht herum. Neugierig mussten sie Piccolo erst auf die Sprünge helfen, bis er mit der Sprache raus rückte.

"Naja, ich habe da letzte Woche den Rest von einem Gespräch mit bekommen und einmal hat der Cap auch auf das Band gesprochen. Die müssen sich ordentlich in die Wolle bekommen haben. Ich hatte Bridger einmal dran und als er meinte, Lucas hätte Glück gehabt, ihn nicht gerade in der Laune anzutreffen, da war mir einiges klar. So ganz bin ich aber nicht dahinter gekommen, was zwischen ihnen vorgefallen ist."

"Das kann ich mir nicht vorstellen." meinte Jonathan.

Lonnie hingegen setzte ihr, ich habe es schon immer gewusst Lächeln auf. "Mich überrascht es nicht. Nun da Bridger nicht mehr an Bord ist, muss Lucas sein wahres Wesen nicht mehr so verstecken. Hudson ist darauf nicht rein gefallen und mittlerweile hat er sich so an dieses gewöhnt gehabt, dass er einfach seine Schauspielerei vergessen hat und Captain Bridger in eben so einem Moment sein wahres Gesicht gezeigt."

"Nette Verschwörungstheorie, aber ich komme nach wie vor gut mit ihm aus. Sogar besser als zuvor. Mir ging er damals ziemlich oft auf die Nerven, doch mittlerweile kann man sich richtig gut mit ihm unterhalten. Ich habe keinerlei Gründe, weshalb ich über ihn klagen sollte. Der Streit mit Bridger, wenn es denn überhaupt einer war, muss nicht genau auf die Art und Weise stattgefunden haben, wie ihr euch das hier vorstellt."

"Kommen sie, Commander, sind sie blind? Lonnie hat recht. Er ist wirklich ziemlich stark verändert. Hier haben einige Probleme mit ihm bekommen, die sich vorher recht gut mit ihm verstanden. Selbst Darwin hatte schon teilweise Phasen, wo er ihm lieber fern bleibt."

"Und dennoch leiden beide unter dem Verlust des Vocoders!" sagte der Commander bestimmt und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Das kommt wohl daher, dass er sich niemanden mehr anvertrauen kann, wie gemein Lucas zu ihm ist. Vielleicht hat er sogar den Vocoder immer dazu benutzt! Er wollte uns alle aushorchen und hat unsere Gespräche mit dem Delphin aufgenommen."

"Ich gehe dann mal lieber." sagte Ford und klopfte Henderson auf die Schulter. "Und du brauchst unbedingt eine kalte Dusche." Er schob sie aus dem Quartier heraus und als er sicher war, sie würde auch ganz genau ihren Weg gehen ohne erneut umzukehren, wandte er sich nochmals an Piccolo.

"Hör mal, Tony, sie hat in dem Punkt recht, dass du nichts überstürzen solltest. Und ja, sie hat auch recht, dass Lucas sich verändert hat, aber ich glaube dennoch nicht, dass du deshalb gleich das Quartier räumen solltest. Er hat mir und Tim versichert, sich in keiner Form an dir rächen zu wollen. Das glaube ich ihm auch. Er hat wirklich eine Menge um die Ohren und ich glaube sein Zorn ist zum Teil durch die Mengen an Arbeit hervor gerufen worden, die er zu bewältigen hat.

Wir müssen einfach ein wenig Verständnis für ihn aufbringen. Er ist der einzige Wissenschaftler hier an Bord. Lucas kannte das Schiff noch, als es zu zwei Dritteln aus Leuten wie ihm bestand und nun muss er selbst als Soldat hier dienen und kann seine Leidenschaft nicht mehr ungehindert ausleben. Wir müssen das verstehen. Früher bestanden unsere Missionen aus Wissenschaft und Forschung, nun ist es ein ständiges hin und her zwischen Angriff und Verteidigung. Darwin ist einfach der Pol gewesen, der seine Stimmung im Gleichgewicht hielt, der ihn beruhigt hatte. Sobald er Zeit findet, um einen neuen Vocoder zu bauen, wirst du sehen, dass sich alles wieder normalisiert."

"Ich soll also weiter hier bleiben? Muss ich ihm dazu auch ständig aus dem Weg gehen, damit er mir nicht halb die Augen auskratzt, wenn er mich sieht?"

Ford lächelte. "Schaden kann es nicht, aber ich glaube nicht, dass er sich soweit herab lässt. Sein Ärger wird schon wieder verrauchen. Hoffe ich. Ich muss jetzt leider los, da ich noch Dienst habe, falls aber was sein sollte, dann komm bitte zu mir. Ich glaube Lonnie ist im Moment in Sachen Lucas nicht gut zu sprechen." Mit diesen Worten drehte er sich herum und ging.

Tony stand etwas bedeppert inmitten des kleinen Raumes. Durch die Röhre fiel das gebrochene Licht in den kleinen Raum und zauberte Lichtreflexe auf seine Haut. Nun musste er also alles wieder auspacken. Hoffentlich behielt der Commander recht und Lucas würde wirklich nichts unternehmen. Ihm graute bereits an den Gedanken, dass bei seinem nächsten Einstieg in den Spectre irgend etwas anders sein könnte, das nicht unbedingt gesund war.

Lucas saß beim Moon Pool und ließ die Beine im Wasser baumeln. Darwin schwamm drum herum und biss ihn immer wieder herzhaft in die Zehen. "Hey, hör auf damit. Ich weiß, du willst mir unbedingt etwas erzählen."

Jemand anders wollte gerade auf der linken Seite ebenfalls den Moon Pool betreten, aber als er die Stimme des Wissenschaftlers hörte, versteckte er sich in einer Ecke und beobachtete.

Das Schnattern des Delphins erscholl und er hob sich aus dem Wasser heraus, um auf seiner Schwanzflosse zu reiten. Sobald er sein Kunststück vollendet hatte, warf er sich ins Wasser und schwamm zu den Füßen von Lucas zurück.

Der junge Mann zog sie gerade rechtzeitig aus dem Wasser, denn Darwin hatte zu einer neuen Beißattacke ansetzen wollen. Er drehte sich auf den Bauch und hielt die Hände zu seinem Delphin. "Komm her, Darwin."

Leicht aus dem Wasser den Kopf hebend, schmusten die beiden. Leise pfiff der Meeressäuger. Er wollte seinen Freund trösten. Zu gern hätte er ihm von den neusten Gerüchten an Bord erzählt oder auch, was er für Dinge im Meer gesehen hatte. Von der Delphinschule, die er beim fressen getroffen hatte oder einfach nur die Worte verstehen, die man zu ihm sprach.

"Ich würde jetzt so gerne mit dir hier ewig lange Gespräche führen, leider geht das aber nicht. Meinst du, du kannst allen neuen Klatsch und Tratsch des Meeres dir merken, bis ich einen neuen Vocoder für dich habe?"

Darwin begann zu pfeifen. Aus seinen Augen wusste Lucas, dass er ihn nicht verstanden hatte. Wie denn auch. Er seufzte traurig auf. So wirklich helfen konnte ihm sein Freund nicht, wenn er nicht mit ihm sprechen konnte. Ein Delphin sah die Dinge immer aus ganz anderer Sicht. Schon mehrmals kam er auf Ideen und Lösungen, an die ein Mensch niemals gedacht hätte.

Darwin tauchte unter dem Gitter hinweg und kehrte nach kurzer Zeit zurück. Er hatte ein paar Algen im Maul. Für diese Geste brauchte Lucas keinen Vocoder, sein Freund wollte mit ihm spielen und ihn damit aufheitern. Er lächelte. "Warte einen Moment, ich gehe mich schnell umziehen." Schon sprang er auf und wollte hinunter gehen, als er Brody hörte.

"Hey Tony, warum versteckst du dich da?" Der Lieutenant stand in dem Durchgang zum Moon Pool.

Mit zwei Sätzen war Lucas neben ihn und blickte in die überraschten Augen von seinem Zimmergenossen. "Belauschst du mich jetzt etwa auch noch?" keifte er sofort los.

"Nein." beteuerte Tony sofort. "Ich habe nur, ich ...." stotterte er rum.

Lucsa verschränkte streng die Arme vor der Brust. "Ich bin ganz Ohr!"

"Auszeit!" quetschte sich Brody zwischen die beiden. "Kann mir einer kurz erklären was hier los ist?"

"Geh zur Seite, Jim." befahl Lucas.

"Nicht bevor ich über alles Bescheid weiß."

Lucas verdrehte die Augen. "Es ist nichts, was dich betrifft. Und jetzt geh bitte zur Seite, ich möchte wissen, warum er hier sich versteckt hat und mich beobachtet. Er scheint wohl noch nicht genug angestellt zu haben. Suchst du dir gerade neue Dinge, wie du mir das Leben schwer machen kannst? Wie du mich ärgern kannst? Der Stinger ist bei der Andockschleuse Vier angedockt, falls du noch etwas von mir kaputt machen möchtest. Nur als kleiner Hinweis, aber danach solltest du laufen bis ans Ende der Welt, denn ich werde nicht eher ruhen, bis ich dich in die Finger bekommen habe!"

"Nein, ich will dich nicht ärgern. Das war nur Zufall. Es tut mir leid, okay?"

Der Ensign trat nah an ihn heran. Brody schrak bei dem Ausdruck in den Augen des jungen Mannes zurück. So etwas hatte er darin noch nie gesehen. "Ich habe dir schon einmal gesagt, mit einem es tut mir leid ist es nicht getan. Du hast etwas zerstört, was zu meinem Leben gehört und mir unheimlich viel bedeutet hat. Ich habe nicht viele Dinge, die mir am Herzen liegen, um so schlimmer ist es, wenn davon eines zerstört wird. Du solltest mir lieber aus dem Weg gehen, anstatt immer von neuen eine heikle Situation herauf zu beschwören, denn ewig kann ich mich auch nicht mehr beherrschen und eines Tages werde ich auch Handgreiflich. Mir ist es egal, ob ich danach schlimmer aussehe, als mein Gegenüber."

Jim sah sich gezwungen einzugreifen. Er packte Lucas bei der Schulte und zog ihn ein Stück von Tony weg, dem der Schweiß auf die Stirn mit perlenden Tropfen getreten war. "Nun mal halblang. Das sind recht harte Worte, findest du nicht auch?"

"Solange du nicht weißt, warum ich sie spreche, solltest du dich besser raus halten. Henderson hat es nicht getan und ich fürchte mit der bin ich jetzt genauso fertig wie mit Piccolo." Lucas drehte sich herum und ging auf der anderen Seite des Moon Pools davon. Auf schwimmen hatte er mit einem Mal gar keine Lust mehr. Darwin folgte ihm dennoch treu.

"Was ist denn passiert? Der ist ja richtig teuflisch!" fragte Jim völlig perplex den noch immer schwitzenden Piccolo.

"Mir ist aus Versehen der Vocoder kaputt gegangen und das nimmt er mir übel."

"Das ist doch ein Scherz!"

Tony schüttelte den Kopf und an seinem Blick sah der Lieutenant, wie ernst die Lage zu sein schien. "Hey, was soll das denn. Es ist nur der Vocoder gewesen. Ich hörte er hat das Ding damals mit Leichtigkeit zusammen gebaut. Wenn der alte kaputt ist, dann soll er einen neuen machen. Wieso macht der da so ein Drama draus?"

"Anscheinend ist es doch nicht so einfach einen neuen zu bauen. Commander Ford hat schon versucht mit ihm zu reden, aber er will nicht."

"Das glaube ich nicht. Der ist wohl nur auf irgend so einen Trip und hat gerade etwas schlechte Laune. Wird sich schon wieder einrenken."

"Nein, das renkt sich nicht mehr ein." Tony starrt noch immer in die Richtung in die Lucas verschwunden ist. "Lonnie meint, ich solle froh sein, ihn endlich zu nichts mehr verpflichtet zu sein. Wir sind nur noch Kollegen und übergehen ihn bei unseren nächsten Landgangsplänen."

"Er sagte sowas, dass sie es sich auch bei ihm verscherzt hätte. Etwa auch wegen des Vocoders?"

Tony nickte. "Ja, sie hat ihm ein paar Sachen an den Kopf geworfen, die vielleicht sogar stimmen."

"Die wären?"

Er schüttelte den Kopf. "Ich glaube es ist besser, wenn du da selber mit ihr drüber redest, ich muss zum Commander." Eilig drehte Piccolo sich herum und ließ Brody verdutzt stehen. "Henderson also?" grinste er und machte sich in die entsprechende Richtung, wo es die Informationen gab auf den Weg. Willig wurde er bis ins kleinste Detail auch informiert und trug es anschließend beim Essen weiter.

Verschlafen öffnete Ford die Tür. "Waren sie im Bett?" fragte Tony ihn verwundert.

"Ja, ich habe die letzten Tage immer Nachtdienst gehabt."

"Darf ich rein kommen?" fragte Tony und quetschte sich bereits an dem Commander vorbei.

"Klar, warum nicht." sagte der nur noch, als er die Tür hinter dem Eindringling schloss.

"Es geht mal wieder um Lucas. Sie sagten doch, dass es noch einen zweiten Vocoder gäbe, bei irgend so einem Typen." Piccolo kam sofort auf das Thema. Das war ihm eingefallen, als er Lucas und Darwin beobachtete hatte.

Jonathan nickte. "Warum fragst du?"

"Ich wollte etwas essen gehen und bin beim Moon Pool vorbei gekommen wo Lucas gerade mit Darwin war und naja, irgendwie scheine ich da doch etwas schlimmes angerichtet zu haben. Ich dachte mir, wenn es ihm aus zeitlichen Gründen nicht möglich ist, einen neuen zu bauen, warum versuchen wir es dann nicht. Ich meine, ich habe keine Ahnung von dem Zeug, darum komme ich zu ihnen. Einer muss ja wissen, was wir alles brauchen."

Ford ließ sich auf der Kante seiner Koje nieder. "Wir könnten O'Neill fragen. Der hat damals mit Lucas und Ortiz ein eigenes Projekt zur besseren Kommunikation mit Delphinen aufgebaut. So ganz hat das zwar nicht funktioniert, aber ich denke, er kann dir in diesem Fall besser weiter helfen als ich."

"Und was ist mit diesem Typ? Wissen sie auch wie wir an ihn ran kommen?"

"Ich denke schon. Sobald ich nachher meinen Dienst antrete, werde ich Tim mal fragen. Er müsste da noch auf der Brücke sein."

"Danke, Commander, sie helfen mir bei einer wirklich verzwickten Lage." Das meinte Tony ernst, denn jede Begegnung mit dem wütenden Lucas machte ihm mehr Angst.

"Ich weiß, uns allen wird es bestimmt wieder besser gehen, wenn Lucas sein Spielzeug zurück hat und ausgeglichen ist. Lonnie hat sich nicht mehr beruhigen können und versucht jetzt von einzelnen Crewmitgliedern heraus zu finden, was die von ihm halten. Ich hoffe nur, das gibt keinen Ärger."

"Ich werde mit ihr reden."

"Nein, das ist meine Aufgabe. Geh du nur erst einmal essen. Wenn ich dich richtig verstanden habe, hast du das noch nicht gemacht."

"Dann sehen wir uns also morgen früh und sprechen über die weiteren Details?"

Ford nickte.

Vier Tage später war die Lage noch immer nicht besser. Henderson hatte trotz des beherzten Eingreifens des Commanders ganze Arbeit geleistet gehabt. Immer mehr von der Crew mieden Lucas und er bekam beim Essen böse Blicke zugeworfen. Dass er allein an einem Tisch saß, wurde immer häufiger.

Brody machte ihn am Vorabend auch so komisch von der Seite an, was der Wissenschaftler überhaupt nicht verstand. Anscheinend hatten seine ehemaligen Freunde hier auf dem Boot mehr Einfluss als er dachte. Wenn schon ihn zu zerstören, dann aber richtig. Das mussten wohl ihre Gedanken gewesen sein.

Ein wenig deprimiert ging er in sein Quartier zurück. Verwundert stellte er fest, dass auf seiner Koje ein dicker Umschlag lag. Auf diesem lag ein Zettel mit einer kurzen Notiz und eine Disk. Die Notiz war von Tony, er erkannte es an der Schrift. Er sollte sich bitte zuerst die Disk anhören, bevor er den braunen Umschlag öffnete und sehr genau auf den Text hören. Lucas war gehalten einfach alles in den Mülleimer zu werfen, doch dann überlegte er es sich anders.

Er schloss die Luke zu seinem Quartier und drehte den Drehknauf herum, damit sie verschlossen war. Er legte die Disk in den Computer und sofort begann ein Lied zu spielen. Die Stimme des Sängers erklang bereits vor der Musik.

Vertrau mir, du bist nicht allein
Vertaru mir, du bist nicht allein

Du hast das Spiel durchschaut,
du weißt worum es geht.
Und du weißt genau,
das sich alles um Freundschaft dreht.
Auch wenn es manchmal so scheint,
es führt kein Weg zurück in unsere Welt.
Gib nicht auf,
du weißt genau du bist nicht allein,
ich werde bei dir sein
gemeinsam sind wir stark.
Du weißt genau es gibt nur eines das zählt.

Tag für Tag, was auch kommen mag
Wir stellen uns der Gefahr
Und wenn es mal nicht weitergeht dann bin ich der der zu dir steht auf unsrem Weg.
Tag für Tag, was auch kommen mag
Sind wir für einander da
Und wenn es mal nicht weitergeht dann bin ich der der zu dir steht
auf unsrem Weg.

Vertrau mir, du bist nicht allein
Vertrau mir, du bist nicht allein

Tag für Tag, was auch kommen mag
Wir stellen uns der Gefahr
Und wenn es mal nicht weitergeht dann bin ich der der zu dir steht auf unsrem Weg.
Tag für Tag, was auch kommen mag
Sind wir für einander da
Und wenn es mal nicht weitergeht dann bin ich der der zu dir steht
auf unsrem Weg.

Vertrau mir, du bist nicht allein.
Vertrau mir, du bist nicht allein.

Sobald das Lied verstummt war, wollte der Computer von vorn damit beginnen, aber er löste sich von dem Spind, an dem er bis eben angelehnt gestanden hatte und holte die Disk wieder heraus. Anscheinend wollte sich Tony auf die Art bei ihm entschuldigen, doch er und Lonnie hatten die letzten Tage zu sehr daran gearbeitet ihn hier auf dem Boot fertig zu machen. Dieses Lied, so schön es auch war und so ehrlich sich der Text durch den Sänger gesungen auch anhörte, so falsch glaubte er Piccolo.

Nun war er aber gespannt, was in dem Umschlag war. Er holte ihn zu sich und stellte fest, dass darunter ein weiterer Zettel lag. Er ließ ihn liegen und sah lieber nach, was man ihm da gebracht hatte. Innen war eine Schalttafel für einen Computer. Sie war sorgfältig in eine Folie eingewickelt, damit ihr nichts passieren konnte. Na gut, jetzt musste er doch den anderen Zettel lesen, um dahinter zu kommen, was das für eine Tafel war.

Er faltete das Blatt auf.

Hallo Lucas,

dank Commander Ford und O'Neill war es mir möglich herauszufinden, wo dieser Typ mit dem zweiten Vocoder ist. Ich habe ihn angerufen und gesagt, dass ich unseren zerstört habe und wir jetzt eine Kopie von dem Programm brauchen, das er besitzt. Er sagte mir, er habe keine besondere Ahnung, wie er das machen könne, aber wir können ja mal vorbei kommen und gucken, ob wir es nicht selber irgendwie hin bekommen.

Mit O'Neill habe ich ein Shuttle genommen und wir sind gemeinsam hingefahren. Der Mann erklärte sich bereit, uns seinen Vocoder für eine gewisse Zeit zu leihen, bis unserer wieder hergestellt ist. Tim meinte, dir würde dieses Teil, das wir ausgebaut haben, schon sehr viel weiter helfen für einen neuen. Wir müssen sie auch nicht so schnell wieder zurück geben, da dieser Kerl meinte, er sei froh, wenn die Delphine endlich einmal für eine Weile den Schnabel halten würden.

Es tut mir leid, was ich getan habe. Es war unverzeihlich von mir etwas zu zerstören und dann auch noch so zu reagieren als wäre es eine Porzellantasse, die man mit einem Griff in den Schrank ersetzen kann. Als ich dich vor einigen Tagen mit Darwin beim Moon Pool gesehen habe, wusste ich, was ich angerichtet habe und ich hoffe du verzeihst mir. Auch wenn ich keine Ahnung von dieser ganzen Sache habe, so möchte ich mich dir anbieten bei dem Bau eines neuen Vocoders helfen zu können.

Tony Piccolo

Lucas nahm die Schalttafel wieder in die Hand. Sollte das wirklich die aus Malcom Downey's Vocoder sein? Um das herauszufinden, musste er sie nur in seinen Computer einbauen. Die Daten auf dem Speicher in den Zentralrechner zu übertragen sollte kein Problem darstellen.

Bridgers Freund besaß mehrere Delphine. Dieses Programm hatte zehn Jahre lang Zeit gehabt sich zu entwickeln. Klar, er selber wollte schon länger sich mit Downey in Verbindung setzen, um ihn danach zu fragen und einige Updateausgleichungen durch zu führen, aber dass er gleich die komplette Platte zur Verfügung gestellt bekam, damit hatte er nicht gerechnet.

Nachdenklich ließ er sie in den Fingern kreisen. Er musste sie wirklich nur einbauen. Wie war es aber möglich, dass Tony sich solche Mühe machte und im Gegenzug die Crew gegen ihn aufbrachte? Misstrauisch besah er sich die grüne Schalttafel genauer. Es war besser kein Risiko einzugehen.

Im Labor befanden sich einige alte Computer. Dort würde er diese Platte einbauen und sich ansehen was drauf war. Wenn diese hier mit einem Virus behaftet war und man ihn reinlegen wollte und versuchte ihn dadurch von Bord zu bekommen, in dem man ihm eine infizierte Platte unterjubelte, dann hatten sie sich geschnitten.

Auf der Suche nach Tony fand er diesen gemeinsam mit Henderson in der Offiziersmesse. Sie saßen über ein paar dicke Bücher gebeugt und lernten. Lucas trat zu ihnen in den Raum und schloss die Tür hinter sich. Bei dem Geräusch sahen beide überrascht auf.

"Ich habe die Disk angehört." sagte der Wissenschaftler und trat zu ihnen.

"Und wie fandest du es?" fragte Tony bang.

Henderson stieß ihn hart am Ellbogen. "Hör auf mit ihm zu reden. Und du mach dich besser davon. Es sollte dir nicht entgangen sein, dass wir für eine Prüfung lernen."

Nein, das war ihm nicht entgangen. Beide waren sie auf Beförderungen aus und dafür mussten Prüfungen abgelegt werden. Lucas interessierte es nicht so sehr wie hoch sein Rang war. Er hatte das Sagen wenn es um Computer oder die Wissenschaft ging, da zählten keine Ränge mehr, wenn es zu einem Problem kam. Sein Posten allein befähigte ihn dazu, Befehle zu geben.

"Es ist ein schönes Lied gewesen." Er setzte sich langsam hin und behielt den Lieutenant mit einem Auge im Blick als er sich seinem Zimmergenossen wieder zuwandte.

"Hast du auch die anderen Sachen gefunden."

Lucas nickte. "Ja, habe ich." Er machte eine Pause in der er sichtlich nach Worten rang. "Danke." Das Wort kam ihm schwer über die Lippen, aber es war ehrlich gemeint. "Danke, dass du dir die Mühe mit Downey gemacht hast. Sobald ich einmal Zeit gefunden hätte, wäre ich selber mal auf Bridgers alten Freund zugegangen, nur irgendwie hat das bisher ja nie hingehauen. Meine Arbeit auf diesem Boot ist mittlerweile nicht mehr mit dem zu vergleichen, was sie früher einmal war."

"Ach ne." sagte Lonnie sarkastisch, während sie sich zurücklehnte und die Arme vor der Brust verschränkte.

Der Ensign drehte sich zu ihr herum. "An dich bin ich nicht so harsch heran getreten, aber ich glaube mich bei dir entschuldigen zu müssen. Du hattest recht, mit dem was du sagtest. Ich bin arrogant und egoistisch geworden und wahrscheinlich auch ziemlich egozentrisch. Mein ganzes Leben haben diese Eigenschaften bestimmt gehabt. Von meinen Eltern habe ich nie wirklich etwas anderes kennen gelernt. Sie waren ehrgeizige Wissenschaftler. Meine Freunde bestanden ausnahmslos aus jungen Intelligenzbestien wie ich einer war. Wir wollten uns alle gegenseitig übertreffen.

Bridger hat mich immer wieder daran erinnert, wie ich mich gegenüber anderen Menschen richtig zu verhalten habe. Er zeigte mir, dass ich auf meine Art bei ihm nichts erreichen würde. Als er weg ging, gab es niemanden mehr hier an Bord, der mich im Ernstfall bremsen konnte, erst als du es mir laut ins Gesicht gesagt hast." Er hielt ihr die Hand über den Tisch hin.

"Nimmst du meine Entschuldigung an?"

Sie sah ihn kritisch beäugend an.

Lucas seufzte auf. "Hört zu, alle beide. Ich war sauer wegen des Vocoders, ich bin es noch. Tony hat sich die Mühe gemacht und etwas besorgt, damit ich schneller einen neuen bauen kann. Die Daten auf der Schalttafel sind zwar nicht die, die ich die letzten Jahre gesammelt habe, aber sie sind ausreichend und haben andere Spezialitäten, die mein Programm noch nicht hatte. Ich habe dadurch jetzt die Möglichkeit einen neuen zu bauen, der besser ist als der alte in gewissen Dingen.

Aber ich glaube meine Entschuldigung anzunehmen fällt dir am schwersten im Moment, Lonnie. Lass mich dir ein Beispiel bringen, denn ich bin mir sicher du kannst mich verstehen. Der Vocoder bedeutet mir wirklich sehr viel. Es ist etwas, das ein Aussenstehender nicht begreifen kann, wenn er keine ähnlichen Werte zu schätzen weiß. Kannst du dich daran erinnern, als Hophs dir Eddison weg genommen hat und ihn aus Spaß versteckte?"

"Natürlich kann ich mich dran erinnern. Ich hätte der Kuh die Augen auskratzen können!" zischte sie.

"Siehst du! Genauso ist es bei mir mit dem Vocoder."

Dieses Beispiel half. Lonnie streckte die Hand aus. "Na gut, Entschuldigung akzeptiert, aber komm mir bloß nie wieder mit dieser verdammten Arroganz."

"Tut mir leid, das kann ich nicht so ganz steuern. Ich versuche darauf zu achten, aber mich in dieser Form zu ändern braucht Zeit. Bridger war nicht lange genug hier um zu verhindern, dass ich allzu schnell in alte Gewohnheiten zurück falle, aber ich versuche mein Bestes." Er drehte sich zu Piccolo.

"Danke für deine Mühen. Ich habe gesehen, dass du es ehrlich meinst."

"Muss ich mir jetzt keine Gedanken mehr machen, mein Spectre könnte in die Luft gehen oder meinen Kiemen würden am nächsten Morgen verklebt sein?"

Lucas lachte. "Auf gar keinen Fall. Erstens ist der Spectre zu gefährlich, um da etwas zu machen und zweitens hatte ich einige gute Lehrer die mir die Grenzen der Wissenschaft gezeigt haben. Es reizt mich, aber es wäre nicht richtig."

Die beiden umarmten sich freundschaftlich. "Wie lange dauert es also noch, bis unser Goldfisch wieder reden kann?" fragte Tony danach.

"Oh, ich denke unser Goldfisch wird sich noch eine Weile damit zufrieden geben müssen, den neuesten Tratsch vom Boot für sich behalten zu müssen. Ich habe keine Ahnung, wann ich genug Zeit haben werde. Außerdem tut ihm das mal ganz gut. Ich fand sowieso, dass er in letzter Zeit zu viel aus dem Nähkästchen geplaudert hat."

"Wie meinst du das?" Lonnie sah ihn fragend an.

Der Ensign sah sie verschwörerisch an. "Man kann ihm keine Geheimnisse anvertrauen, ohne sie zwei Stunden später in den Duschräumen oder bei der Messe zu hören. Was mich gleich zu der anderen Sache bringt. Weiß einer von euch vielleicht, warum mir in den letzten Tagen jeder aus dem Weg gegangen ist? Ich kam mir wie ein Schwerverbrecher vor, wenn mir böse Blicke folgten."

"Das war meine Schuld." sagte Henderson reumütig. "Ich fand dein Verhalten unter aller Sau und war so wütend auf dich, dass ich einige Sachen über dich gesagt habe und damit die Crew in Aufruhr gebracht. Ich werde es wieder in Ordnung bringen. So wie du versuchst deine Art unter Kontrolle zu halten, werde ich versuchen, den von mir angerichteten Schaden wieder in Ordnung zu bringen. Versprochen."

Lucas nickte. "Ist gut. Braucht ihr hier noch Hilfe beim lernen? Ich könnte euch ausfragen."

Piccolo schob ihm schon sein Buch zu, als Lonnie ihn zurück hielt. "Ein gutes Angebot, aber wolltest du nicht einen neuen Vocoder bauen?" Gerade in dem Moment schwamm auch Darwin an der Röhre vorbei und sah seinen Freund böse, wie es schien, an.

Der Wissenschaftler spürte nur den Blick des Delphins und verstand den Wink sofort. "Na gut, dann mache ich mich mal an den Vocoder." Er stand auf und begab sich in das Labor zurück, wo er eine Schalttafel zu kopieren hatte unter den kritischen Blicken Darwins.

ENDE