Disclaimer: Alles, was Euch bekannt vorkommt, gehört Meister J. R. R. Tolkien, Llynya und Telperion sind meiner Fantasie entsprungen...

Pauleschwein und Nephthys: Danke Ihr Lieben, Eure netten Reviews motivieren wirklich unglaublich...

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POV Haldir:

Als ich zusammen mit meinen Männern am Flussufer ankam, vernahm ich erstaunt Telperions Worte. Ich wusste nicht, was hier vorgefallen war, doch es hatte den Anschein, dass die junge Elbin sich bis eben nicht darüber im Klaren war, dass sie zu den Erstgeborenen gehörte. In Gedanken fügte ich der Liste der sie betreffenden Ungereimtheiten eine weitere Notiz hinzu, ich hatte jedoch nicht die Absicht, all diese Fragen jemals selbst zu klären. Ich würde Lady Galadriel darüber informieren, und um den Rest würde sie sich kümmern müssen.

Erst jetzt wurde ich der doch recht vertrauten Pose der beiden gewahr, und fühlte mich aus unerfindlichen Gründen peinlich berührt. Auch ein leichtes Verfärben meiner Ohrspitzen konnte ich nicht verhindern. Es ärgerte mich maßlos, dass diese Elbenfrau sogar bewusstlos noch in der Lage war, mich völlig aus der Bahn zu werfen. Aber über Telperion wunderte ich mich fast noch mehr. Ich kannte ihn nun schon sehr lange. Er war zugegebenermaßen ein guter Krieger, auch wenn er mir nicht das Wasser reichen konnte. Ich unterhielt mich mit meinen Soldaten nie über ihr Privatleben, doch wenn man wochenlang zusammen an der Grenze dient, bekommt man zwangsläufig das eine oder andere persönliche Gespräch mit. Ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass sich Telperion jemals einem weiblichen Wesen derart an den Hals geschmissen hatte. Bei diesem speziellen Exemplar konnte ich mir sein Verhalten noch weniger erklären.

Langsam sickerte die Erkenntnis zu mir durch, dass die Elbin sich – aus welchen Gründen auch immer – soeben selbst außer Gefecht gesetzt hatte. Also befahl ich meinen Männern, wieder ins Lager zurück zu kehren, da es hier für uns nichts zu tun gäbe, und begab mich selbst mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht zurück zum Feuer. Die Valar hatten meine Gebete erhört, und ich genoss die so unerwartet eingekehrte Ruhe.

Nach einer Weile trug Telperion die noch immer Ohnmächtige – inzwischen jedoch bekleidet – zum Feuer, und ich befürchtete, dass es mit der Ruhe bald wieder vorbei sein würde, doch Ilúvatar meinte es jetzt offensichtlich sehr gut mit mir. Er ließ sie von ihrer Bewusstlosigkeit direkt in tiefen Schlaf gleiten, und nach nicht allzu langer Zeit schlief auch ich ein. Ich hatte mich innerlich bereits darauf vorbereitet, dass sie mir die Nacht ebenso zur Hölle machen würde, wie den Tag zuvor, aber durch diese göttliche Fügung schlief ich entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten so tief, dass selbst meine Wachen es nicht schafften, mich für die Zeit meiner Nachtwache zu wecken.

POV Llynya:

Den Rest unseres Weges hatten wir weitestgehend schweigend zurückgelegt. Die Sache am Fluss war mir dermaßen peinlich, dass ich im Stillen immer wieder betete, es möge sich irgendwo ein ganz tiefes Loch auftun, in dem ich mich verkriechen könnte. Leider tat mir keiner den Gefallen. Dass Telperion mich im Evakostüm gesehen hatte, machte mir nicht wirklich etwas aus. Die anderen Soldaten kannte ich nicht gut genug, um mir darüber klar zu werden, ob ich mich unwohl fühlen sollte, oder nicht.

Aber die Tatsache, dass der arrogante, miesepetrige Hauptmann meiner in diesem Zustand ebenfalls ansichtig wurde, ließ meine Gefühle stetig zwischen peinlich berührt und stocksauer hin und her schwanken. Ok, er war an den Fluss gekommen, weil er über seinen eigenen Schatten gesprungen ist, und doch mal nachschauen wollte, ob ich vielleicht Hilfe benötigen könnte. Diesen Anfall von Ritterlichkeit seinerseits gelang es mir jedoch sehr erfolgreich zu ignorieren.

Ich konnte keinem meiner Reisegefährten in die Augen schauen, ohne dass mir erneut die Schamesröte ins Gesicht stieg, deshalb vermied ich jeden Augenkontakt - sogar zu Telperion. Stattdessen versuchte ich, mein neues Dasein als unsterbliches Wesen irgendwie zu verarbeiten, und war oftmals so tief in Gedanken, dass Haldir mich erst wachrütteln musste, wenn wir rasten wollten, und ich keine Anstalten machte, vom Pferd zu steigen.

Ans Reiten habe ich mich ja recht schnell gewöhnen können. Gut, mein Hinterteil freute sich noch immer über jede Minute, die es nicht auf dem Rücken des Pferdes zubringen musste, und abends war ich regelmäßig so erschöpft, dass ich es oftmals nicht mehr schaffte, bis zum Abendessen wach zu bleiben, doch ich hatte die Notwendigkeit eingesehen. Vielleicht würde ich mich ja auch irgendwann an mein Elbendasein gewöhnen können. Aber mal ehrlich, wollte ich das denn überhaupt???

Gestern Abend hatten wir endlich die Grenzen Lothloriens erreicht, und bei den Grenzwachen übernachtet. Die Wachsoldaten dort schienen nicht dem Befehl Haldirs unterstellt zu sein, und ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass sie froh wären, wenn wir augenblicklich nach Caras Galadhon aufbrechen würden. Am Lagerfeuer hatte Haldir offensichtlich sogar eine kleine Auseinandersetzung mit dem Hauptmann des hiesigen Grenzabschnitts. Ich konnte zwar aufgrund diverser anderer Gespräche den Grund des Streits nicht verstehen, doch wenn ich an die missbilligenden Blicke dachte, die Haldir immer wieder den armen Soldaten zuwarf, konnte es eigentlich nur um den Führungsstil des anderen Hauptmanns gehen, mit dem Haldir offensichtlich nicht einverstanden war.

Heute Morgen hatte mir Telperion erzählt, dass wir am späten Nachmittag die Stadt der Elben erreichen würden. Und nun, da wir kurz vor dem Ziel unserer Reise standen, konnte ich es kaum mehr erwarten. Meine Aufregung steigerte sich ins Unermessliche, und ich rutschte unruhig auf dem Pferderücken hin und her, sodass Haldir mich von Zeit zu Zeit anfauchte und gemahnte, still zu sitzen. Er hatte mich seit der Geschichte am Ufer des Anduin genauso wenig beachtet, wie ich ihn, und hatte nun eigentlich keinen Grund, mich anzufahren. Doch ich vermutete, dass er sich darüber ärgerte, dass er seine wachsende Erleichterung über die näher rückende Ankunft nicht verbergen konnte, und der Streit mit dem fremden Hauptmann tat sicherlich sein Übriges dazu.

So beschloss ich, mich ein wenig abzulenken, um die ohnehin strapazierten Nerven meines Reisegefährten durch mein Rumgezappel nicht weiter zu belasten. Da ich Telperion versprochen hatte, vorerst Haldir nicht zu sehr zu provozieren, fing ich diesmal nicht mit meinem Quengelspiel an, sondern betrachtete stattdessen die Umgebung.

Wenn mir vor wenigen Tagen jemand gesagt hätte, dass ein Wald ein derartiges Gefühl der Geborgenheit erzeugen könnte, hätte ich ihn wohl für verrückt erklärt. Normalerweise assoziierte ich mit dem Wort „Wald"immer viele Bäume und sehr wenig Licht, das beängstigende Gefühl, von Gestalten aus dem Schatten der Bäume beobachtet zu werden, wilde Tiere, die sich über eine Ergänzung des Abendessens durch Menschenfleisch freuen würden... Aber hier war alles ganz anders. Die Bäume waren riesig, ihre Äste mit dichtem, gelbem Laub versehen, das im Schein der überall durchs Blätterdach dringenden Sonnenstrahlen wirkte, als sei es aus purem Gold. Die breiten Stämme dieser Bäume, eigentlich von hellgrauer Farbe, schienen im Licht der langsam sinkenden Sonne silbern. Ehrfürchtig staunend stellte ich fest, dass ich solche Bäume mit Sicherheit noch nie in meinem Leben gesehen hatte.

Wie gut, dass ich die ganze Zeit über schon kein Wort verloren hatte, denn spätestens jetzt, da wir den Wald verließen und auf eine Lichtung von gigantischem Ausmaß ritten, hätte es mir mit größter Wahrscheinlichkeit die Sprache verschlagen. Vor uns erhob sich, in der Mitte dieser Lichtung, gleich einer Insel ein Hügel, der mit denselben ungewöhnlichen Bäumen bewachsen war. Nur diese vor mir waren noch ein ganzes Stück größer, die Stämme um Einiges breiter und die Kronen noch ausladender. Um diese natürliche Insel herum zog sich eine grüne Mauer, durch einen tiefen Graben von der grasbewachsenen Fläche getrennt, die diese goldene Insel vor allem Übel schützen sollte. Im unwirklichen Licht der untergehenden Sonne wirkte das Bild vor mir so fantastisch, dass ich sprachlos und mit geöffnetem Mund krampfhaft versuchte, diesen zauberhaften Anblick für immer in meinen Gedanken festzuhalten.

Der schmale Weg, dem wir nun folgten, führte zunächst auf die grüne Wand zu und verlief dann an dieser entlang über eine weiße Brücke bis zum großen Stadttor, an dem wir von den Wachen sofort freudig begrüßt wurden. Wir ritten weiter zum Gipfel des Hügels und ich ließ fasziniert meine Blicke über die zahlreichen Baumhäuser und die filigran gearbeiteten Geländer, Treppen und Durchgänge schweifen. Immer mehr Elben und Elbinnen gesellten sich nun zu uns und begleiteten uns auf unserem Weg.

Mit einem Gefühl, das irgendwo zwischen „erschreckt"und „irritiert" anzusiedeln ist, registrierte ich, dass die meisten Elbinnen Haldir förmlich anschmachteten, und augenblicklich sehr rote Ohrspitzen bekamen, wenn der Blick des Hauptmanns sie streifte. Als sie mich entdeckten, hinter dem bewunderten Krieger auf dem Pferd sitzend, sich mit beiden Händen an seiner Hüfte festhaltend – die Klammerei hatte ich schon seit ein paar Tagen hinter mir gelassen -, trafen mich ein paar Blicke, die mich mit Sicherheit zur Vorsicht gemahnt hätten, wenn ich ernsthafte Absichten auf Haldir gehegt hätte. Da dies bei mir jedoch definitiv nicht der Fall war, entrangen sie mir nur ein müdes Lächeln, was die Feindseeligkeit in den Augen der anwesenden Damen nur noch verstärkte.

POV Haldir:

Endlich erreichten wir den großen Festplatz im Zentrum der Stadt. Eine große Traube von Elben und Elbinnen hatte sich bereits um uns versammelt, und ich sonnte mich in der Bewunderung, die mir von Allen – am meisten von den Frauen – zuteil wurde. Noch nie zuvor hatte mich eine Reise von Imladris nach Lothlorien derart geschafft, und die verliebten Blicke der lorischen Damenwelt waren Balsam für meinen angekratzten Stolz und meine geschundenen Nerven.

Es dauerte nicht lange – wir hatten gerade mal Zeit gehabt, abzusitzen und die Pferde in die Obhut der Stallburschen zu übergeben – und ich sah meine beiden Brüder sich einen Weg durch die versammelte Masse bahnen. Rumil und Orophin waren sichtlich erfreut, mich zu sehen – wahrscheinlich waren sie froh, das Kommando über meine Soldaten nun wieder an mich abgeben zu können – und begannen sofort, mich über die Vorkommnisse an meinem Grenzabschnitt und die neuesten Gerüchte zu informieren.

Sie wussten, dass ich Galadriel sofort würde Bericht erstatten wollen, und zogen mich augenblicklich in Richtung der Leiter, die zum Empfangstalan meiner Herrschaften führte. Llynya hatten sie in ihrem Übereifer gar nicht bemerkt, und ich konnte ihr nur eben noch durch einen Blick und eine leichte Bewegung meines Kopfes bedeuten, mir zu folgen, bevor ich sie in dem Trubel völlig aus den Augen verlor.

POV Llynya:

Nachdem wir abgestiegen waren, kämpften sich zwei Elben durch die Menge und fielen Haldir recht stürmisch um den Hals. Da sie dasselbe silberblonde Haar hatten, wie auch der Hauptmann, vermutete ich, dass sie irgendwie mit Haldir verwandt sein mussten. Als ich jedoch das Lächeln auf ihren Lippen sah, als sie ihn mit allerhand Informationen voll stopften, konnte ich mir den Gedanken nicht verkneifen, dass sie wohl nur entfernt verwandt sein könnten, da ihnen das aufgeblasene und herrische Gehabe Haldirs völlig abging.

Bevor ich weiter über die beiden Elben nachdenken konnte, fing ich einen Blick des Hauptmanns auf, der mir zusammen mit einer Kopfbewegung zu verstehen gab, dass ich ihm folgen solle. Also überlegte ich nicht lange, und versuchte mit den drei Elben vor mir Schritt zuhalten, die in schnellen Bewegungen auf eine Leiter zusteuerten, die hoch ins Geäst des wohl höchsten Baumes Caras Galadhons führte.

Diese war unendlich lang, ich passierte zahlreiche Fletts, teilweise führte die Leiter sogar durch diese hindurch, und ich hatte das Gefühl, dass ich wohl einen halben Herzinfarkt bekommen würde, wenn ich das Ende jemals erreichen sollte. Doch irgendwann hat auch die längste Leiter mal ein Ende, und als ich die letzte Stufe erklomm – anfangs habe ich noch versucht sie zu zählen, doch ich ließ es dann sehr schnell bleiben -, ging meine Atmung nicht ein bisschen schneller, als zu dem Zeitpunkt, als ich vom Pferd abstieg, und ich wunderte mich erneut über meine neuen elbischen Fähigkeiten.

Das Flett, welches ich nun betrat, war außergewöhnlich groß und in seiner Mitte war um den auch weit in der Krone des Baumes noch mächtigen Stamm ein wahrer Palast gebaut worden. Lange nach Haldir und den beiden fremden Elben trat ich ein, und war augenblicklich von Erstaunen erfüllt. Es war ein sehr großer, ovaler Raum, dessen Wände grün und silbern schimmerten, die Decke indes schien in dem sanften Licht von Gold durchwirkt. Vor dem breiten Stamm standen zwei Thronsessel, in denen zuvor offensichtich das Herrscherpaar gesessen hatte.

Auf weiteren Stühlen hatten sich zahlreiche Elben niedergelassen, die nun gespannt den Bericht des Hauptmanns verfolgten. Haldir hatte sich nicht die Mühe gemacht, auf meine Ankunft zu warten, sondern unverzüglich mit seinem Bericht begonnen. Als ich die Umgebung einigermaßen verinnerlicht hatte, gebot mir die hohe Frau bereits mit einem Lächeln und einem leichten Wink ihrer rechten Hand, näher zu treten.

Sie war wirklich eine eindrucksvolle Erscheinung. Ihr Haar fiel in Wellen von dunklem Gold bis weit über die Taille ihres weißen Gewandes. Sie war für meinen Geschmack nicht wirklich schön, doch wirkte sie alterslos und ihre Augen strahlten das Wissen zahlreicher Jahrtausende aus. Ein strahlendes Licht umhüllte ihre zierliche Gestalt wie eine Aura des Guten. Und als ich vor sie trat, wurde mir schlagartig bewusst, dass es eine besondere Ehre war, die sie mir durch ihre Gegenwart zuteil werden ließ.

„Seid gegrüßt, Llynya", hallte ihre freundliche Stimme in meinem Kopf, und ich erschrak. „Fürchtet Euch nicht, ich denke nur, dass es für Euch zuträglicher wäre, wenn nicht alle Anwesenden von den Dingen erfahren, die Euch nach Caras Galadhon führten", versuchte sie mich zu beruhigen. Und ich entspannte mich sichtlich, auch wenn mir die Stimme, die ich nur in meinen Gedanken vernahm, nicht geheuer war.

„Die Valar haben mich über Euer Kommen unterrichtet, doch der Grund für Eure Anwesenheit blieb mir verborgen."Ich fühlte, dass sie nun begann, in meinen Erinnerungen herumzustöbern, wahrscheinlich, weil sie sich dort eine Antwort erhoffte. Es war kein angenehmes Gefühl, Schwindel erfasste mich. Und bevor die Finsternis mich völlig umhüllte, sah ich Galadriel mit von Schrecken geweiteten Augen, ob der Bilder, die sie meinen Gedanken entlockte, und Haldir, der, nur wenige Schritte neben mir stehend, mich breit angrinste, und keine Anstalten machte, mich vor dem bevorstehenden Sturz zu bewahren.

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Hier noch mal kurz der Hinweis an alle „stillen"Leser... Ich beiße nicht, wenn Ihr mir Eure Meinung mitteilt, im Gegenteil...

Von nun an wird's wohl etwas langsamer voran gehen, weil ich ab nächste Woche wieder arbeiten darf, aber ich beeil mich, versprochen...