Amarth


Disclaimer: Herr der Ringe gehört nicht mir, ich leihe mir die Charaktere nur aus.
A/N: Amarth heißt Schicksal... Bitte R & R!!! Dann gibts das nächste und letzte Kapitel... ;-)

Aragorn war innerlich zerrissen. Er wusste, dass Eowyn ihn liebte, doch für ihn gab es nur Arwen... seine Arwen. Nicht mehr lange und sie würden verheiratet sein! Der Gedanke daran machte ihn glücklich. Im Moment befand sie sich zwar erst auf dem Weg hierher, aber in einer Woche würde sie da sein. Ein Lächeln umspielte seinen Mund und seine Augen strahlten Kraft aus.

Arwen hingegen konnte ihre Ungeduld, ihn endlich wieder zu sehen, nicht im Zaum halten. Was sie vorhatte, musste einfach funktionieren... Sie waren zwar schon auf dem Weg, aber es ging mit den vielen Elben so langsam vorwärts. Als sie das Zelt ihres Vaters betrat, blieb sie zuerst stumm. Es war wichtig, den richtigen Augenblick zu finden um ihre Bitte zu äußern. Denn Elrond ließ sich nach einer Entscheidung nicht mehr umstimmen. „Arwen?", unterbrach sie die Stimme des Elben sanft. Doch, es war jetzt günstig, entschied sie. „Ada[1]", sie sah ihm flehend in die Augen, „du weißt, wie viel mir Aragorn bedeutet. Jeder einzelne Tag mit ihm..."Elrond unterbrach sie: „Du möchtest fragen, ob du nicht jetzt schon vorausreiten darfst, nicht wahr?"Arwen nickte. „Ich habe es gewusst. Reite, aber versprich mir, dass du vorsichtig bist."Arwen seufzte erleichtert und fiel dem Fürsten um den Hals. „Aber natürlich! Schließlich will ich ja heiraten!"Schnell lief sie aus hinaus um sich gleich zu verabschieden. Vorher gab sie noch einem Stallknecht den Auftrag, ihren Theníd zu satteln. 10 Minuten später galoppierte sie Gondor entgegen. Sie hielt nur an, damit ihr Pferd sich ausruhen konnte, danach ritt sie sofort weiter. Drei Tage dauerte dieser Ritt normal, Arwen hingegen langte nach zwei Tagen in Gondor an. Kein bisschen erschöpft, weil sie an Aragorn dachte. Die Torwache erkannte sie und ließ sie gleich passieren. Ein Knecht nahm ihr Theníd ab. Jetzt galt es nur noch, ihn zu finden. Zuerst wollte sie in den Gärten nachsehen, da diese, wie sie wusste, sein Lieblingsplatz waren.

Aragorn war wieder einmal dem Trubel im Thronsaal entflohen. Hin zu seinem Lieblingsplatz... Den Gärten. Ruhe, mehr wünschte er sich jetzt nicht. Wenn Arwen nur schon hier wäre, sie war die einzige, die ihm jetzt helfen könnte! Plötzlich hörte er Schritte hinter sich. Sie klangen nicht wie die eines Kriegers und doch fest... Sofort fuhr er herum. Eowyn... Die hatte ihm gerade noch gefehlt! Doch höflich wie er es gelernt hatte, ließ er sich das natürlich nicht anmerken. „Guten Tag, Eowyn."„Guten Tag, mein Herr." Danach schwiegen beide. Ihr Blick schweifte über Minas Tirith, zu den Bergen hinüber und dann sah sie ihm tief in die Augen. Spannung baute sich zwischen beiden auf. Die Luft fühlte sich an, als sei sie elektrisch geladen. Oh nein... Aragorn wusste, was jetzt geschehen würde. Er wollte es verhindern doch...

Arwens Herz blieb stehen. Wer war die andere Frau, die ihren Geliebten gerade küsste? Warum tat Aragorn nichts dagegen? Ihr Herz weigerte sich, das eigentlich Offensichtliche zu sehen... Für ihn hatte sie ihre Unsterblichkeit aufgegeben, ihre Familie und die Chance, nach Valinor zu segeln. Und jetzt... Tränen kamen nicht, Arwen war einfach zu verblüfft. Sie konnte nicht mehr hinsehen, drehte sich um und lief zu den Ställen. Nur fort hier! Dem Torwächter gab sie den Befehl, niemandem von ihrem Kommen zu erzählen. Theníd galoppierte mit ganzer Kraft von Gondor weg. Auf seinem Rücken saß die Elbenprinzessin und über ihre Wangen liefen jetzt Tränen. Wohin nur? Nach Hause wollte sie nicht, konnte sie nicht, nach Lothlorien auch nicht. In ihrem Kopf drehte sich alles. Erstmal weg!

Aragorn stieß Eowyn weg. „Was fällt Euch ein?!", herrschte er sie an. Seine Augen blitzten. Schnell sah er sich um. Zum Glück hatte es niemand gesehen. „Verzeiht, Herr!"„Ihr werdet keinem davon erzählen, habt ihr mich verstanden?"Eowyn nickte beschämt. Wie hatte sie so etwas nur tun können, obwohl sie wusste, dass der König bald heiraten würde? Sein Herz raste. Wenn Arwen das gesehen hätte! Er befahl sich selbst, sich zu beruhigen, denn Arwen war ja noch nicht hier und keine Menschenseele hatte sie beobachtet. Eowyn schlich aus den Gärten hinaus. Aragorn holte tief Luft. Es wurde Zeit, sich wieder seinen Pflichten als König zu widmen.

Die Tochter Elronds litt, wie sie es nie für möglich gehalten hatte. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Herz brach. Ihre Tränen fielen in die Mähne des treuen Theníd. Warum? Warum nur? Etwas anderes ging ihr nicht durch den Kopf. Ohne Arwens Kommandos lief der Hengst genau dahin, wohin sie gewollt hätte, wäre sie fähig gewesen, ihn zu führen. Nach einiger Zeit kam sie zu einer Quelle. Zuerst tränkte sie Theníd, der schon schweißnass von dem scharfen Ritt war. Arwen sah ein, dass es heute unmöglich war weiterzureiten. Dann trank sie selber. Ihr Hengst legte sich hin, als sie ihm das Zeichen dazu gab. Auch sie war erschöpft und rückte eng an Theníd um sich zu wärmen. Bilder von Aragorn spukten durch ihren Kopf. Seine Worte. Seine Küsse. Seine starken Arme. Sein Lächeln. Sie konnte einfach nicht aufhören, daran zu denken. Tränen, die schon versiegt gewesen waren, fingen wieder an zu fließen. Sie hasste sich für diese Schwäche. Es war vorbei, unwiderruflich vorbei. Jetzt wusste sie, was sie tun würde. Sie konnte nicht mehr unter Elben oder Menschen leben, es war ihr einfach unmöglich. Ab heute würde sie mit Theníd durch die Wälder streifen. Alleine. Frei. Ungebunden. Einsam.

Eine Wochen später:

Aragorn ritt Elrond und seinem Volk entgegen. Er wollte Arwen so schnell wie möglich wieder sehen. Es war ja schon so lange her. Doch als Elrond ihm sagte, dass sie schon vor einer Wochen und zwei Tagen aufgebrochen war, zog sich sein Herz zusammen. Rasch überlegte er. Wann hätte sie dann ankommen müssen? Er kannte sie gut, so wusste er, wie schnell sie gewesen sein musste. Also zwei Tage hatte sie mindestens gebraucht. Sobald ihm das klar war, erschrak er: es war der Tag gewesen, als Eowyn... Nein, falls Arwen das gesehen hatte!!! Er nahm Elrond beiseite und gestand ihm, was an jenem Tag passiert war. Es fiel ihm nicht leicht, doch nur so war der Elb ihn der Lage, ihm zu helfen. Der Elbenfürst tadelte ihn nicht, aber er wusste auch noch keinen Rat. Mit Aragorn ging eine Verwandlung vor. Erschreckend schnell wich der Glanz in seinen Augen. Sein Lachen ertönte kaum noch. Zwar merkten ihm das nur seine besten Freunde an, dafür jedoch umso stärker. Elrond konnte ihm auch mit elbischer Heilkunst nicht helfen. Ihm war klar, es gab nur eine einzige Person, die das vermochte und die konnte es unglücklicherweise nicht. Der Vater machte sich Sorgen um seine Tochter. Sie musste gefunden werden, um Aragorns und Arwens selbst Willen. Doch es gab tausende von Plätzen, wo sie sich verstecken konnte. Jeder, der sie kannte, wusste: Wenn sie nicht gefunden werden wollte, war es sinnlos, sie zu suchen. Man konnte bloß hoffen, dass jemand sie zufällig fand. Doch das war bei Arwen Undómiel sehr sehr unwahrscheinlich... Möglicherweise entschloss sie sich ja von sich aus zurückzukommen... Elessar Telcontar lag verzweifelt in seinem Gemach. Was hatte er nur getan? Konnte ihm Arwen das jemals verzeihen? Wenn sie je zurückkam? Plötzlich hatte er die Illusion, dass ihn jemand küsste. Zu genau wusste er, wer... Er spürte Arme, die ihn hielten, hörte ihre Stimme, bevor ihm langsam Tränen über die Wangen liefen. Körperlich hatte er keine Schmerzen, doch es fühlte sich an, als würde man ihn bei lebendigem Leibe zerreißen. Arwen hatte einen Teil von ihm mit sich genommen, der unmöglich zu ersetzten war. Wie Frodo die Narbe der Nazgûl- Klinge trug, hatte er jetzt diese Wunde, die niemals verheilen würde. Doch er durfte sich auch keine Zeit geben, er hatte seine Pflichten zu erfüllen. Er musste funktionieren.

Theníd war wach geworden, weil seine Herrin im Schlaf geschrieen hatte. Nicht viel, aber in regelmäßigen Abständen den Namen „Aragorn". Sanft strich er mit seinen Nüstern über die zierliche Elbin um sie zu beruhigen. Als das nichts half, stieß er fester zu um sie zu wecken. Arwen schreckte hoch. Sie zitterte am ganzen Leib und doch war es warm. Ihr war klar, woran das lag, aber sie wollte es nicht glauben. „Hannon le, Theníd[2]", flüsterte sie. Sie wollte fort, noch weiter weg von ihm. Vielleicht hörten die Träume endlich auf, wenn sie noch weiter floh. Theníd war durch den Schlaf gestärkt genug um noch einige Kilometer zwischen ihn und sie zu bringen. Arwen saß auf. Sie war blass und ein Schleier hatte sich über ihre blauen Augen gelegt, wie der Tau über das Gras. Unter ihren Augen hatten sich Ringe gebildet. Wie schon zuvor leitete sie Theníd nicht, sondern er lief von selbst.

Elrond hatte mit seiner Vorhersage Recht behalten: Niemand konnte Arwen finden, selbst er, der ihr Vater war, nicht. Jeder Suchtrupp hatte bisher enttäuscht. Auch Aragorn hatte es einige Male versucht, bis ihn die Kraft verlassen hatte. Er hielt sich jetzt fast nur noch in Minas Tirith auf, so schwach war er geworden. Er sah ausgezehrt aus. Noch war es ihm möglich, seine Pflichten zu erfüllen, doch wenn ihm diese wenigen Wochen schon so viel Kraft geraubt hatten... Seine Freunde wussten, dass er keine Nacht ruhig schlafen konnte. Doch er war zu stolz um zuzugeben, dass ihn immer Träume von Arwen quälten. Oft wachte er auf und fühlte Tränen auf seinem Gesicht. Je mehr Tage und Wochen verstrichen, desto mehr vermisste er sie. Ihm wurde immer klarer, was er verloren hatte. Und dennoch regte sich ein Funken Hoffnung in ihm. Wenn er sie nur noch ein einziges Mal sehen könnte, um ihr zu erklären... Er seufzte. Seine Erinnerung führte ihn nach Helms Klamm, wo er den Kampf angeführt und den Menschen Hoffung gegeben hatte. Wie schon seine Mutter gesagt hatte: Onnen i-estel, u-chebin estel anim[3]. Arwen war die einzige, die ihm Hoffnung geben konnte, allen anderen musste er welche geben. Dieser bitteren Wahrheit wurde er sich jetzt bewusst. Zwei Monate waren seit jenem unglückseligen Tag vergangen und noch immer kein Zeichen von Arwen, obwohl jeder Dúnedain nach ihr suchte. Wo mochte sie sein? Aragorn war schwächer und schwächer geworden. Nur schwer konnte er sich noch auf Roherym halten. Seine Haare waren ergraut und seine einst hell strahlenden Augen trüb geworden. Wenn er sich noch einmal auf die Suche nach ihr machen wollte, musste er es jetzt tun, oder es würde zu spät sein.

----------------------- [1] Vater [2] Danke, Treu (Theníd = treu) [3] Ich gab Hoffnung, aber ich behielt keine Hoffnung für mich.