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an Auxia: Ich weiß, sie sind sehr kurz, aber somit erhalte ich die Spannung... und die Leser! Ich will euch doch immer nur ein Schock nach dem anderen verpassen und nicht alles auf einmal. Aber sei doch froh, dass die Kapitel alle in so kurzen Abständen kommen! Stell dir mal vor, ich würde über einen Monat warten, anstatt nur ein, zwei, drei Tage...

an Mina: Ich will um Himmelswillen kein Todesengel werden. Aber Spannung siehe oben!

So vor dem nächsten Kapitel wollte ich nur noch eines loswerden. Reviewt bitte! Danke im Voraus!

Kapitel 6

Noch eine Woche und die Weihnachtsferien würden beginnen. Harry konnte nur froh sein, da er dann nicht mehr länger den Blicken ausgesetzt war.

Fast alle würden nach Hause fahren.

Und er? Konnte er in Hogwarts wieder Ruhe finden? Er seufzte leise und setzte sich auf die Bank im Speisesaal.

Unsicher griff er nach den Kartoffeln.

Sein Blick flog zum Slytherin-Tisch. Sein Erzfeind aß in aller Seelenruhe und hörte Pansy gelangweilt zu.

Zögernd nahm er sich eine Kartoffel und etwas Gemüse und beobachtete seinen Teller kritisch, als ob er im nächsten Moment aufspringen und weglaufen würde.

Sein Magen fing an zu knurren. Er wusste nicht, warum er auf einmal aß, zögerte noch immer, als ob er sich die Frage stellte, ob es richtig war.

Wollte er nicht eigentlich verhungern? Sein Blick huschte erneut zum Slytherin-Tisch und verweilte bei Malfoy, der Pansy gerade anfuhr, ihn endlich in Ruhe zu lassen.

Langsam begann Harry zu essen. Er wusste nicht, warum, aber ab und zu schielte er zum blonden Slytherin-Prinzen.

Hoffte er, dass Draco sich überzeugte, dass er auch wirklich aß? Er schüttelte den Kopf. Was war denn nur mit ihm los?

Er schob den leeren Teller von sich und stand auf.

Er verließ den Raum, bemerkte dabei nicht den zufriedenen Blick, der ihm die ganze Zeit gefolgt war, seit er den Raum betreten hatte.

Er stieß beinahe mit Hagrid zusammen. „Hei, Harry, lang nich' geseh'n!"

Er nickte nur und wollte an ihm vorbei.

Aber die Pranke des Wildhüters hielt ihn an der Schulter fest. „Siehs' schlecht aus! Sollt'st mehr essen!"

Er nickte erneut, wollte nur fort von ihm, um ihn nicht in Gefahr zu bringen.

„Ich muss inne Nokturngasse. Aber wenn ich da bin, trinken wir nen Tee zusammen. Und Kekse gibt's auch!", lockte der Wildhüter ihn.

Besorgt sah er hoch. „Ich weiß nicht, Hagrid! Ich glaube, das ist keine gute Idee!"

Der Riese schüttelte den Kopf. „Unsinn! Ich erwart' dich morgen nach'er Schule, verstand'n?"

Harry ließ den Kopf hängen und nickte ergeben. Hagrid hätte sowieso nicht aufgegeben.

Er ging zum Gryffindor-Turm und murmelte: „Leo divinus!" Die fette Dame gab den Weg frei.

Der Gemeinschaftsraum war fast leer. Nur Neville und Ginny saßen in zwei Sesseln und unterhielten sich leise.

Sie verstummten sofort, als sie Harry erkannten. In Ginnys Augen erkannte er Angst. Glaubte sie, sie wäre die Nächste, nur weil er sie angesehen hatte?

Er ging in sein Zimmer und ließ sich auf das Bett fallen. Sein Blick fiel auf den auf dem Tisch liegenden Bilderrahmen.

Ein Foto von ihm, Hermione und Ron war darin, das goldene Trio, wie sie genannt wurden. Und dank ihm würde er nie wieder diesen Ausdruck hören.

Neben dem Bett stand sein Besen. Früher hatte er sich mit Fliegen abgelenkt, konnte den Tod vergessen.

Im letzten Jahr war er noch Sucher in seiner Mannschaft gewesen, na ja, mehr oder weniger. Immerhin war da Umbridge gewesen, die ihm das Spielen verboten hatte.

Und Anfang dieses Schuljahres hatte er seinen Posten freiwillig an Ginny abgegeben, da er es keinem zumuten wollte, mit einem Todesengel zu spielen.

Seine Teamkameraden hatten darauf mit Erleichterung reagiert. Die Weasley- Zwillinge hätten sich wahrscheinlich daraus einen Spaß gemacht.

So wie früher, als er in der Zweiten für den Erben Salazars gehalten wurde.

Er konnte sich gut vorstellen, wie Fred und George Weasley während eines Spiels lautstark „Vorsicht! Der Todesengel hat dich angesehen! Du bist der Nächste!"riefen.

Sie hätten wahrscheinlich jedes Spiel gewonnen, da die Anderen zu große Angst gehabt hätten. Aber die Wesley-Zwillinge waren tot. Und er war Schuld.

Und es würde noch mehr Tote geben. Er hatte es in seiner Vision gesehen. Konnte er es irgendwie verhindern?

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Am nächsten Tag saß er in Geschichte bei Professor Binns.

Auch hier hatte er sich weit nach vorne gesetzt. Die Ravenclaws, die ganz begierig auf Unterricht waren und immer in der ersten Reihe saßen, drängten sich mit den übrigen Gryffindors in die letzten Reihen.

Harry hatte die Arme vor sich auf den Tisch verschränkt und seinen Kopf darauf gebettet. Langsam döste er ein.

Er fuhr erst verschreckt in die Höhe als es an der Tür klopfte. Langsam öffnete sie sich und McGonagall streckte ihren Kopf herein. „Entschuldigen Sie die Störung, aber Harry soll sofort zu Albus kommen!"

Sofort steckten die Schüler die Köpfe zusammen und tuschelten. Binns lächelte seiner Kollegin zu. „Aber sicher doch. Mr. Potter, Sie können gehen!"

Harry packte seine Sachen. Als er an seinen Klassenkameraden vorbeiging, schnappte er einen Satz auf.

„Wen er wohl diesmal in den Tod geschickt hat?"

Er schluckte. War wirklich schon wieder jemand gestorben? Nein, nein, das durfte nicht sein. Nicht noch jemand.

Mit gesenktem Kopf folgte er seiner Lehrerin, die ihm zum Wasserspeier brachte. „Zuckerwattenbonbon!"

Die Steinfigur bewegte sich knirschend und die Treppe kam zum Vorschein. Zögernd ging er hinauf.

Professor Dumbledore empfing ihn mit ernstem Gesicht. „Hallo, Harry! Setz dich doch, bitte!"

Unsicher setzte er sich hin und starrte auf seine Hände. Innerlich wappnete er sich schon darauf, wieder jemanden verloren zu haben.

„Es tut mir Leid...", begann der Direktor.

Harrys schlimmste Befürchtung wurde bewahrheitet. Wen hatte er diesmal getötet? Wen hatte der Todesengel sich diesmal ausgesucht?

Er schloss die Augen, wünschte sich an einen anderen Ort. Überall hin, nur nicht hier, hier mit dieser Todesbotschaft. Er konnte es nicht mehr ertragen.

Wie viel Schuld konnte er sich noch geben, bevor er endgültig zusammenbrach? Wie viele mussten noch auf seine Kosten sterben?

„Wer?", flüsterte er.

„Hagrid! Er war in der Nokturngasse, als Todesser angriffen." Dumbledore senkte seine Stimme. „Es tut mir Leid!", wiederholte er.

Harry hörte nicht hin. Hagrid... Hagrid... das Gespräch in der großen Halle... Aber wenn ich da bin, trinken wir nen Tee zusammen. Und Kekse gibt's auch!... Er hatte sich mit ihm unterhalten.

Und nun? Nein! Er krallte sich in die Armlehnen. Nicht auch noch er! Warum? Warum tat man ihm das an?

Er brachte den Tod! Er nur allein! Er musste sich von allen fernhalten, durfte nicht in die Nähe von irgendjemandem kommen.

Er war eine Gefahr, eine Gefahr für seine Mitschüler, für die Lehrer, für alle.

„Harry?", fragte Dumbledore leise. Er reagierte nicht, stand zitternd auf und ging. Er wollte nur noch alleine sein.

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Es sprach sich schnell herum, dass Hagrid ermordet worden war. Ebenso schnell hörte man, dass Harry sich zuletzt mit ihm unterhalten hatte.

Nach der Trauer kam die Wut. Er hätte es verhindern können! Nur er!

Die Wut brodelte in ihm. Er musste dem Ganzen einen Riegel vorschieben, ehe noch mehr starben.

Er hörte nicht hin, als die Schüler laut miteinander tuschelten.

„Der Todesengel hat erneut zugeschlagen!"

„Vorsicht! Sonst sind wir die Nächsten!"

„Wen er wohl als Nächstes wählt?"

Er war auf dem Weg zum Astronomieturm, als Draco und seine Gefolgschaft kamen.

Pansy hing kichernd an Dracos Arm, der immer wieder versuchte, sie abzuschütteln. „Dem Riesen geschieht es recht, nicht war, Dracilein?"

Harry biss sich auf die Lippen, wollte nicht, dass die Anderen ihn sahen.

Aber Pansy hatte ihn entdeckt. „Na, Potter, schon wieder jemanden auf dem Gewissen?"

Er schluckte und senkte den Kopf.

„Um diesen Riesentölpel ist es nicht Schade. Der hatte es verdient!", provozierte sie ihn. „Aber wen willst du als Nächstes auf dem Gewissen haben? Wer soll als Nächstes sterben? Vielleicht das Weasley-Mädel oder Dumbledore? Oder wen magst du noch so gerne!"

Ohne überhaupt nachzudenken schmiss er sich auf Pansy, die, überrascht von dem Angriff, den Halt verlor.

Sie landeten beide auf den Boden. Er näherte sich ihr wütend.

„Du, Pansy, du bist die Nächste!", flüsterte er ihr ins Ohr.

Er sah noch ihren entsetzten Gesichtsausdruck, bevor er zitternd aufstand und ging. Die Wut war verraucht.

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