Disclaimer: alles gehört Tolkien, New Line Cinema und Tolkiens Familie, mir
gar nichts und ich verdiene kein Geld mit der Story...
A/N: Das Kapitel ist für Gilwen. Hoffentlich gefällt's dir!
Kapitel 5
Träume und andere „Übel"
*Traum* Luthanwen stand an diesem schrecklichen Abgrund und drohte ihrem Vater hinterher in die Tiefe zu stürzen. Sie konnte ihn sehen, so deutlich wie noch nie. Er war eingehüllt in die schwarzen Schatten des Balrog und er fiel in diesen endlosen dunklen Abgrund. Plötzlich fuhr ihr ein Schmerz durch die Schulter, jemand hatte sie gestossen und nun fiel auch sie hinab in die Schwärze... und sie schrie, sie schrie so laut sie konnte, aber niemand hörte sie... *Traum Ende*
Glühende Kohlen an ihrer linken Schulter und eine sanfte Berührung in ihrem Gesicht. Luthanwen schlug die Augen auf und sah in zwei blaue Augen über ihr. Die Augen sahen besorgt, begannen aber zu lächeln, als der Besitzer dieser Augen bemerkte, dass Luthanwen erwacht war.
„Wie geht's dir?"
Sie kannte diese Stimme und diese Augen, deren Lächeln sie gerade in ihren Bann gezogen hatten. Legolas. Sie antwortete nicht, schloss nur ihre Augen wieder.
*Traum*
Ein Garten. Der Garten der Magierschule. Gandalf stand vor ihr, sie unterhielten sich lachend. Plötzlich tauchte ein Schatten auf, das Balrog. Es kam auf Gandalf zu, zerrte ihn in eine Spalte, die sich hinter dem Wesen aufgetan hatte. Luthanwen war von einer Lähmung ergriffen, sie konnte sich nicht bewegen, konnte nichts sagen. Sie sah, wie Gandalf abstürzte, wie die Spalte immer breiter wurde und auch sie den Boden unter den Füssen verlor. In dem Moment, wo sie in der Dunkelheit versank, löste sich ihre Starrheit und wieder öffnete sich ihr Mund zu einem Schrei...
*Traum Ende*
Legolas sah besorgt in Luthanwens Gesicht. Angst war darauf zu sehen, Angst und Schrecken. Vorhin, nachdem sie wieder eingeschlafen war, hatte er für einen kurzen Augenblick Glück auf ihrem Gesicht entdecken können, aber dann war wieder nur Angst zu sehen. Luthanwen schrie auf, und wie vorhin schon weckte Legolas sie. Wieder sah er in ihre schwarzen Augen, die wie der Sternenhimmel aussahen. Allerdings ein Sternenhimmel ohne funkelnde Sterne. Das tiefe Schwarz war verschleiert, von Trauer und Tränen. Legolas drohte, sich in diesen Augen zu verlieren. Dasselbe geschah Luthanwen bei seinen Augen. Legolas strahlte soviel Geborgenheit aus, dass sie hätte vergessen können, was geschehen war. Schliesslich riss sie sich los und setzte sich auf. Ein stechender Schmerz fuhr durch ihre Schulter. Sie sah, dass ein Verband darum gewickelt war und bemerkte im selben Moment, dass ihr Hemd ziemlich zerrissen war und wirklich nur noch das Nötigste bedeckte. Sie wurde rot. Natürlich bemerkte Legolas das und ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht.
„Verzeih, hätten wir dir ein anderes Hemd anziehen müssen? Ich bin wirklich untröstlich, dass wir daran nicht gedacht haben!"
Er sagte das bewusst zweideutig, so dass die Röte in Luthanwens Gesicht noch tiefer wurde. Sie streckte ihm die Zunge heraus, was dazu führte, dass er zu lachen begann. Luthanwen versuchte ernst zu bleiben, fiel dann aber mit ein. Aragorn hörte das Gelächter und sah nach, was es zu bedeuten haben mochte. Er war ziemlich überrascht, als er Luthanwen lachen sah. Er trat auf sie zu und fragte verwundert: „Meine Güte Legolas, wie hast du das denn fertig gebracht?"
Schlagartig verstummten die beiden und die Traurigkeit schlich sich zurück in Luthanwens Gesicht. Dennoch antwortete sie Aragorn mit gespielt empörter Stimme: „Er machte dumme Anspielungen von wegen er wäre untröstlich, dass ihr mir kein anderes Hemd angezogen habt..."
Nun musste auch Aragorn grinsen.
„Ach so. Na ja, das nächste mal, wenn es nötig ist können wir es ja versuchen... Wie geht es dir eigentlich?"
„So gut wie es einem gehen kann, wenn man an der Schulter verletzt ist und soeben seinen Vater verloren hat..."
Aragorn nickte verstehend.
„Wann denkst du werden wir weiter gehen können?"
„Wenn wir's eilig haben sofort. Ich bin ausgeruht genug."
Aragorn nickte.
„Gut. Ich werde den anderen sagen, dass wir los gehen."
Er ging und Legolas und Luthanwen waren wieder alleine. Sie sah sich nach ihrer Tasche um, fand sie und zog ein frisches Hemd heraus. Legolas drehte sich um und Luthanwen riss sich die Fetzen ihres alten Hemdes vom Leib. Dann versuchte sie, mit ihrem verletzten Arm in den Ärmel zu schlüpfen, was, wie sie feststellen musste, nahezu unmöglich war. Verzweifelt mühte sie sich ab, aber es wollte ihr einfach nicht gelingen. Hände berührten ihren Rücken. Legolas nahm ihren Arm, steckte ihn in den Ärmel und fuhr Luthanwen sanft über die Wange. Er sass hinter ihr, konnte also nichts sehen, was er nicht hätte sehen dürfen, aber trotzdem war Luthanwen die Situation überhaupt nicht recht. Nicht wegen den Berührungen, nein, dagegen hatte sie nichts, aber dass Legolas sie gesehen hatte, als sie so hilflos war, dass er ihr hatte helfen müssen, ihr Hemd anzuziehen. Energisch schlüpfte sie noch mit dem anderen Arm hinein und begann, das Hemd zuzuknöpfen, um die wieder aufsteigende Röte in ihrem Gesicht zu verbergen. Als sie fertig war und sich umdrehte sah sie, dass Legolas gegangen war.
Sie nahm ihren Rucksack, stand auf und ging zu den anderen hinüber, die schon auf sie warteten. Sie folgten dem Silberlauf und gegen den Abend hin kamen sie an den Rand des Goldenen Waldes. Sie wollten etwas weiter innen übernachten. Am Ufer der Nimrodel schlugen sie schliesslich ihr Lager auf. Legolas sang ein Lied von Nimrodel und wollte dann einen der Bäume besteigen. Der Baum allerdings schien bewohnt oder mindestens besetzt zu sein. Elbische Stimmen waren zu hören; sie sprachen ein seltsames Sindarin, das Luthanwen nur allzu bekannt war... doch da sehr leise gesprochen wurde, so leise, dass selbst Elbenohren die Worte nicht zu verstehen mochten, bekam Luthanwen nur Legolas' Übersetzung mit. Die lorischen Elben wollten mit Frodo sprechen, offenbar waren sie über die Gefährten und ihren Auftrag informiert. So kletterten Frodo und Sam, der seinen Herrn nicht alleine lassen wollte, nach Legolas auf den Baum hinauf. Die anderen warteten ungeduldig, bis Legolas wieder hinunter kam. Doch er kam nicht alleine.
„Haldir!"
Luthanwen fiel dem lorischen Elb um den Hals, und dieser erwiderte die Umarmung.
„Wie schön, die wiederzusehen, kleine Luna... sag, wie geht es dir? Vermagst du immer noch so gewandt mit dem Schwert umzugehen?"
Luthanwen liess ihn los.
„Mir geht's soweit ganz gut... und was den Schwertkampf angeht.... du kannst es ja testen."
„Nein danke. Ich habe keine Lust, mir vor meinen Männern die Blösse zu geben, mich von einer jüngeren Frau besiegen zu lassen..."
„Vor deinen Männern? Sag bloss nicht, du hast es tatsächlich geschafft und bist Hauptmann der Wache Lothloriens geworden?"
„Ja, ich habe es tatsächlich geschafft."
Ein Räuspern beendete das Gespräch.
„Ihr kennt euch?", kam es von Aragorn.
„Jawohl, wir kennen uns. Was dagegen?"
„Nein... bloss, woher?"
„Wir sind zusammen aufgewachsen. Das muss dir reichen, mein lieber Aragorn. Den Rest kann ich dir ein anderes Mal erzählen."
„Du hast recht, Luna. Ihr solltet schlafen gehen. Die Hobbits sollen auf diesen Baum steigen, ihr anderen auf den da drüben."
Merry und Pippin kletterten den Baum hinauf und die anderen folgten Haldir. Er führte sie zu einem Baum in der Nähe, wo er sich verabschiedete.
„Ich werde die Hobbits bewachen. Angenehme Nachtruhe."
Er wandte sich ab. Aragorn, Gimli, Boromir, Legolas und Luthanwen kletterten hinauf. Sie gelangten auf ein nicht unbedingt grosses Flett. Gimli runzelte die Stirn.
„Die mögen uns wohl nicht."
Legolas schüttelte den Kopf.
„Es ist nicht so, dass sie uns alle nicht mögen, es passt ihnen nicht, dass ein Zwerg mit uns reist! Ausserdem gibt es kein grösseres Flett."
Luthanwen sah, wie Gimli vor Wut rot anlief und wusste, es war wieder einmal eine Diskussion über den Streit zwischen Elben und Zwergen im Anmarsch.
„Gimli, diese Elben kennen dich nicht, sonst würden sie ihre Meinung bestimmt ändern. Und ich weiss, dass es auch nicht der Zwerge Schuld ist, dass es zu diesem Streit kam. Aber sei bitte still, ich möchte schlafen und habe im Moment keine Lust, den Streitgesprächen zwischen dir und Legolas zu lauschen! Ausserdem wissen wir nicht, ob Orks in der Nähe sind, also seid ruhig."
Als sie sah, dass beide, Legolas und Gimli, zu einer Erwiderung ansetzten, seufzte sie und legte sämtliche Autorität ihrer 2437 Jahre in ihre Stimme und sagte: „Ruhig jetzt! Alle beide! Ihr könnt weiterstreiten, wenn wir in Sicherheit sind!" Betreten schwiegen die beiden. Boromir und Aragorn sahen Luthanwen verwundert an. Sie hatte sehr nach Gandalf geklungen, als sie den beiden Streithähnen die Meinung sagte - ein deutlicher Beweis, dass Luthanwen Gandalfs Tochter war.
Mitten in der Nacht erwachte Luthanwen plötzlich, als sie Geräusche hörte, die schwer nach Orks klangen. Sie setzte sich auf und sah, dass Legolas ebenfalls wach war. Auch er hatte die Orks gehört. Er legte einen Finger auf seine Lippen. Luthanwen ärgerte sich. Was glaubte der eigentlich? Dass sie dumm, hirnlos und beschränkt sei oder was? Es war doch logisch, dass man keinen Krach machte, wenn Orks in der Nähe waren! Luthanwen nahm sich vor, Legolas morgen mal ihre Meinung zu sagen. Jetzt zügelte sie ihr Temperament und lauschte. Gleichzeitig versuchte sie etwas zu erkennen. Ja, da waren sie, diese grässlichen Viecher, denen sie es zu einem grossen Teil verdankte, dass sie ihren Vater verloren hatte! Mordlust flackerte in ihr auf, doch ihr Verstand überwog. Sie wusste, sie hatte keine Chance, denn es schien eine recht grosse Gruppe zu sein.
„Feiglinge! Wollt wohl ganz sicher gehen, dass wir euch ja nicht besiegen können! Aber eins sage ich euch: ich werde Vater rächen, und wenn es das letzte ist was ich tue!"
Sie hatte es nur leise vor sich hingeflüstert, aber Legolas hatte sie dennoch gehört. Er war erschrocken über den grossen Hass, den er in ihrer Stimme gehört hatte. Hass, Entschlossenheit und unglaublich tiefe Trauer. Er stand auf und ging so leise, wie nur Elben es können, zu ihr hinüber. Sie bemerkte ihn erst, als er seine Hand auf ihre (unverletzte) Schulter legte. Sie fuhr herum und sah ihn an. Luthanwen konnte sehen, dass er sie gehört hatte, denn Mitleid lag in den blau funkelnden Augen. Trotzig drehte sie sich wieder um und spähte von neuem in die Dunkelheit hinaus, auch wenn dort inzwischen nichts mehr zu sehen war. Warum hatte er Mitleid mit ihr? Weil sie ihren Vater verloren hatte? Weil sie deswegen so verzweifelt war? Weil sie Gandalf rächen wollte? Konnte er denn überhaupt wissen, wie es in ihrer Seele aussah? Nein, konnte er definitiv nicht. Elben mochten zwar viele Fähigkeiten haben, doch die Gedanken anderer zu lesen war schon immer die Kunst der Magiergilde gewesen. Luthanwen musste grinsen. Ja ja, diese Elben konnten eben doch nicht alles, auch wenn sie sich als das klügste Volk Mittelerdes ansahen...
„Worüber lachst du?"
Legolas' Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
„Ich bin soeben zu dem Schluss gekommen, dass die Elben eben doch nicht alles können, obwohl sie sich für das klügste Volk Mittelerdes halten."
„Aha. Und wie kommst du zu dieser Erkenntnis?"
„Ich hab mich gefragt, ob du... nun, ob du meine Gedanken lesen könntest... bin dann aber darauf gekommen, dass du das unmöglich tun kannst..."
Legolas sah sie verwundert an.
„Weshalb hast du dich gefragt, ob ich das kann? Das hat doch rein gar nichts..."
Luthanwen schnitt ihm das Wort ab.
„Ich hab Mitleid in deinen Augen gesehen, und habe mich gefragt, weswegen du wohl Mitleid mit mir haben könntest... dabei ist mir so allerhand durch den Kopf gegangen... und na ja, dann habe ich mich eben gefragt, ob du meine Gedanken lesen kannst."Oh Gott, das hat sich ziemlich bescheuert angehört! setzte sie in Gedanken hinzu.
„Du hast Mitleid in meinen Augen gesehen?"
Luthanwen nickte. Legolas verdrehte die Augen. Dieses Mädchen war wie ihr Vater. Dem konnte man auch nie etwas verbergen. Und wenn man es versuchte las er einem einfach aus den Augen... Er seufzte.
„Und hat dir was an diesem Mitleid nicht gepasst?"
„Jawohl. Ich hasse es, wenn man mich bemitleidet! Ich kann das nicht ausstehen!"
Luthanwen drehte sich zu ihm um, als sie ein leises Lachen vernahm.
„Was soll daran bitteschön komisch sein?"
„Die Art, wie du es gesagt hast. Du hast dich angehört wie ein kleines trotziges Mädchen, nicht wie eine erwachsene Frau von, ja, wie alt bist du eigentlich?"
„Geht dich das was an? Und du hast ja gesagt, das ich mich wie ein kleines Mädchen anhöre, dir ist sicher auch ein Alter vorgeschwebt..."
„He, jetzt mach mal halblang, ja? Ich hab nur 'nen Witz gemacht. Also krieg dich wieder ein, ja?"
Luthanwen verdrehte die Augen.
„Schon gut. Weißt du was? Du hast ja mindestens genau so wenig Sinn für Humor wie ich... stell dir vor, ich hab nämlich auch gerade so was ähnliches wie 'nen Witz gemacht."
„Hmm. Du hast mir noch keine Antwort gegeben."
„Doch. Ich sagte, dass es dich nichts angeht."
„Ich dachte, das wäre ein Witz gewesen? Schau mich nicht so an, schliesslich hast du das selbst gesagt!"
„Sag mal, bist du wirklich so blöd oder tust du nur so?"Und nach einem Blick in seine Augen: „Du tust nur so. Blöder Elb. Und mein Alter geht dich jetzt wirklich nichts an."
Sie drehte sich wieder um und sah in den Wald hinaus.
„He, hast du Probleme damit? Oder bist du etwa älter als Gandalf und ihr habt uns die ganze Zeit was vorgelogen und du bist nicht seine Tochter sondern seine Mutter?"
Im nächsten Moment bereute er bereits, das gesagt zu haben. Sie sah ihn wieder an, und zu seinem Entsetzten sah er Tränen in ihren Augen schimmern.
„Verzeih, ich bin wirklich ein blöder Elb."
Die Tränen lösten sich aus ihren Augen und rollten langsam ihre Wange hinunter. Ohne wirklich zu wissen, was er da tat beugte er sich zu ihr und küsste die Tränen von ihrem Gesicht. Im ersten Moment war Luthanwen total überrascht und fragte sich, was dieser blöde Elb denn jetzt wieder anstellte. Dann liess sie aber zu, dass er sie in seine Arme zog. Seine Lippen berührten nun die ihren, und Luthanwen schloss die Augen. Gandalf hatte recht gehabt, dieser Elb hatte ihr wirklich den Kopf verdreht...
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Kapitel 5
Träume und andere „Übel"
*Traum* Luthanwen stand an diesem schrecklichen Abgrund und drohte ihrem Vater hinterher in die Tiefe zu stürzen. Sie konnte ihn sehen, so deutlich wie noch nie. Er war eingehüllt in die schwarzen Schatten des Balrog und er fiel in diesen endlosen dunklen Abgrund. Plötzlich fuhr ihr ein Schmerz durch die Schulter, jemand hatte sie gestossen und nun fiel auch sie hinab in die Schwärze... und sie schrie, sie schrie so laut sie konnte, aber niemand hörte sie... *Traum Ende*
Glühende Kohlen an ihrer linken Schulter und eine sanfte Berührung in ihrem Gesicht. Luthanwen schlug die Augen auf und sah in zwei blaue Augen über ihr. Die Augen sahen besorgt, begannen aber zu lächeln, als der Besitzer dieser Augen bemerkte, dass Luthanwen erwacht war.
„Wie geht's dir?"
Sie kannte diese Stimme und diese Augen, deren Lächeln sie gerade in ihren Bann gezogen hatten. Legolas. Sie antwortete nicht, schloss nur ihre Augen wieder.
*Traum*
Ein Garten. Der Garten der Magierschule. Gandalf stand vor ihr, sie unterhielten sich lachend. Plötzlich tauchte ein Schatten auf, das Balrog. Es kam auf Gandalf zu, zerrte ihn in eine Spalte, die sich hinter dem Wesen aufgetan hatte. Luthanwen war von einer Lähmung ergriffen, sie konnte sich nicht bewegen, konnte nichts sagen. Sie sah, wie Gandalf abstürzte, wie die Spalte immer breiter wurde und auch sie den Boden unter den Füssen verlor. In dem Moment, wo sie in der Dunkelheit versank, löste sich ihre Starrheit und wieder öffnete sich ihr Mund zu einem Schrei...
*Traum Ende*
Legolas sah besorgt in Luthanwens Gesicht. Angst war darauf zu sehen, Angst und Schrecken. Vorhin, nachdem sie wieder eingeschlafen war, hatte er für einen kurzen Augenblick Glück auf ihrem Gesicht entdecken können, aber dann war wieder nur Angst zu sehen. Luthanwen schrie auf, und wie vorhin schon weckte Legolas sie. Wieder sah er in ihre schwarzen Augen, die wie der Sternenhimmel aussahen. Allerdings ein Sternenhimmel ohne funkelnde Sterne. Das tiefe Schwarz war verschleiert, von Trauer und Tränen. Legolas drohte, sich in diesen Augen zu verlieren. Dasselbe geschah Luthanwen bei seinen Augen. Legolas strahlte soviel Geborgenheit aus, dass sie hätte vergessen können, was geschehen war. Schliesslich riss sie sich los und setzte sich auf. Ein stechender Schmerz fuhr durch ihre Schulter. Sie sah, dass ein Verband darum gewickelt war und bemerkte im selben Moment, dass ihr Hemd ziemlich zerrissen war und wirklich nur noch das Nötigste bedeckte. Sie wurde rot. Natürlich bemerkte Legolas das und ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht.
„Verzeih, hätten wir dir ein anderes Hemd anziehen müssen? Ich bin wirklich untröstlich, dass wir daran nicht gedacht haben!"
Er sagte das bewusst zweideutig, so dass die Röte in Luthanwens Gesicht noch tiefer wurde. Sie streckte ihm die Zunge heraus, was dazu führte, dass er zu lachen begann. Luthanwen versuchte ernst zu bleiben, fiel dann aber mit ein. Aragorn hörte das Gelächter und sah nach, was es zu bedeuten haben mochte. Er war ziemlich überrascht, als er Luthanwen lachen sah. Er trat auf sie zu und fragte verwundert: „Meine Güte Legolas, wie hast du das denn fertig gebracht?"
Schlagartig verstummten die beiden und die Traurigkeit schlich sich zurück in Luthanwens Gesicht. Dennoch antwortete sie Aragorn mit gespielt empörter Stimme: „Er machte dumme Anspielungen von wegen er wäre untröstlich, dass ihr mir kein anderes Hemd angezogen habt..."
Nun musste auch Aragorn grinsen.
„Ach so. Na ja, das nächste mal, wenn es nötig ist können wir es ja versuchen... Wie geht es dir eigentlich?"
„So gut wie es einem gehen kann, wenn man an der Schulter verletzt ist und soeben seinen Vater verloren hat..."
Aragorn nickte verstehend.
„Wann denkst du werden wir weiter gehen können?"
„Wenn wir's eilig haben sofort. Ich bin ausgeruht genug."
Aragorn nickte.
„Gut. Ich werde den anderen sagen, dass wir los gehen."
Er ging und Legolas und Luthanwen waren wieder alleine. Sie sah sich nach ihrer Tasche um, fand sie und zog ein frisches Hemd heraus. Legolas drehte sich um und Luthanwen riss sich die Fetzen ihres alten Hemdes vom Leib. Dann versuchte sie, mit ihrem verletzten Arm in den Ärmel zu schlüpfen, was, wie sie feststellen musste, nahezu unmöglich war. Verzweifelt mühte sie sich ab, aber es wollte ihr einfach nicht gelingen. Hände berührten ihren Rücken. Legolas nahm ihren Arm, steckte ihn in den Ärmel und fuhr Luthanwen sanft über die Wange. Er sass hinter ihr, konnte also nichts sehen, was er nicht hätte sehen dürfen, aber trotzdem war Luthanwen die Situation überhaupt nicht recht. Nicht wegen den Berührungen, nein, dagegen hatte sie nichts, aber dass Legolas sie gesehen hatte, als sie so hilflos war, dass er ihr hatte helfen müssen, ihr Hemd anzuziehen. Energisch schlüpfte sie noch mit dem anderen Arm hinein und begann, das Hemd zuzuknöpfen, um die wieder aufsteigende Röte in ihrem Gesicht zu verbergen. Als sie fertig war und sich umdrehte sah sie, dass Legolas gegangen war.
Sie nahm ihren Rucksack, stand auf und ging zu den anderen hinüber, die schon auf sie warteten. Sie folgten dem Silberlauf und gegen den Abend hin kamen sie an den Rand des Goldenen Waldes. Sie wollten etwas weiter innen übernachten. Am Ufer der Nimrodel schlugen sie schliesslich ihr Lager auf. Legolas sang ein Lied von Nimrodel und wollte dann einen der Bäume besteigen. Der Baum allerdings schien bewohnt oder mindestens besetzt zu sein. Elbische Stimmen waren zu hören; sie sprachen ein seltsames Sindarin, das Luthanwen nur allzu bekannt war... doch da sehr leise gesprochen wurde, so leise, dass selbst Elbenohren die Worte nicht zu verstehen mochten, bekam Luthanwen nur Legolas' Übersetzung mit. Die lorischen Elben wollten mit Frodo sprechen, offenbar waren sie über die Gefährten und ihren Auftrag informiert. So kletterten Frodo und Sam, der seinen Herrn nicht alleine lassen wollte, nach Legolas auf den Baum hinauf. Die anderen warteten ungeduldig, bis Legolas wieder hinunter kam. Doch er kam nicht alleine.
„Haldir!"
Luthanwen fiel dem lorischen Elb um den Hals, und dieser erwiderte die Umarmung.
„Wie schön, die wiederzusehen, kleine Luna... sag, wie geht es dir? Vermagst du immer noch so gewandt mit dem Schwert umzugehen?"
Luthanwen liess ihn los.
„Mir geht's soweit ganz gut... und was den Schwertkampf angeht.... du kannst es ja testen."
„Nein danke. Ich habe keine Lust, mir vor meinen Männern die Blösse zu geben, mich von einer jüngeren Frau besiegen zu lassen..."
„Vor deinen Männern? Sag bloss nicht, du hast es tatsächlich geschafft und bist Hauptmann der Wache Lothloriens geworden?"
„Ja, ich habe es tatsächlich geschafft."
Ein Räuspern beendete das Gespräch.
„Ihr kennt euch?", kam es von Aragorn.
„Jawohl, wir kennen uns. Was dagegen?"
„Nein... bloss, woher?"
„Wir sind zusammen aufgewachsen. Das muss dir reichen, mein lieber Aragorn. Den Rest kann ich dir ein anderes Mal erzählen."
„Du hast recht, Luna. Ihr solltet schlafen gehen. Die Hobbits sollen auf diesen Baum steigen, ihr anderen auf den da drüben."
Merry und Pippin kletterten den Baum hinauf und die anderen folgten Haldir. Er führte sie zu einem Baum in der Nähe, wo er sich verabschiedete.
„Ich werde die Hobbits bewachen. Angenehme Nachtruhe."
Er wandte sich ab. Aragorn, Gimli, Boromir, Legolas und Luthanwen kletterten hinauf. Sie gelangten auf ein nicht unbedingt grosses Flett. Gimli runzelte die Stirn.
„Die mögen uns wohl nicht."
Legolas schüttelte den Kopf.
„Es ist nicht so, dass sie uns alle nicht mögen, es passt ihnen nicht, dass ein Zwerg mit uns reist! Ausserdem gibt es kein grösseres Flett."
Luthanwen sah, wie Gimli vor Wut rot anlief und wusste, es war wieder einmal eine Diskussion über den Streit zwischen Elben und Zwergen im Anmarsch.
„Gimli, diese Elben kennen dich nicht, sonst würden sie ihre Meinung bestimmt ändern. Und ich weiss, dass es auch nicht der Zwerge Schuld ist, dass es zu diesem Streit kam. Aber sei bitte still, ich möchte schlafen und habe im Moment keine Lust, den Streitgesprächen zwischen dir und Legolas zu lauschen! Ausserdem wissen wir nicht, ob Orks in der Nähe sind, also seid ruhig."
Als sie sah, dass beide, Legolas und Gimli, zu einer Erwiderung ansetzten, seufzte sie und legte sämtliche Autorität ihrer 2437 Jahre in ihre Stimme und sagte: „Ruhig jetzt! Alle beide! Ihr könnt weiterstreiten, wenn wir in Sicherheit sind!" Betreten schwiegen die beiden. Boromir und Aragorn sahen Luthanwen verwundert an. Sie hatte sehr nach Gandalf geklungen, als sie den beiden Streithähnen die Meinung sagte - ein deutlicher Beweis, dass Luthanwen Gandalfs Tochter war.
Mitten in der Nacht erwachte Luthanwen plötzlich, als sie Geräusche hörte, die schwer nach Orks klangen. Sie setzte sich auf und sah, dass Legolas ebenfalls wach war. Auch er hatte die Orks gehört. Er legte einen Finger auf seine Lippen. Luthanwen ärgerte sich. Was glaubte der eigentlich? Dass sie dumm, hirnlos und beschränkt sei oder was? Es war doch logisch, dass man keinen Krach machte, wenn Orks in der Nähe waren! Luthanwen nahm sich vor, Legolas morgen mal ihre Meinung zu sagen. Jetzt zügelte sie ihr Temperament und lauschte. Gleichzeitig versuchte sie etwas zu erkennen. Ja, da waren sie, diese grässlichen Viecher, denen sie es zu einem grossen Teil verdankte, dass sie ihren Vater verloren hatte! Mordlust flackerte in ihr auf, doch ihr Verstand überwog. Sie wusste, sie hatte keine Chance, denn es schien eine recht grosse Gruppe zu sein.
„Feiglinge! Wollt wohl ganz sicher gehen, dass wir euch ja nicht besiegen können! Aber eins sage ich euch: ich werde Vater rächen, und wenn es das letzte ist was ich tue!"
Sie hatte es nur leise vor sich hingeflüstert, aber Legolas hatte sie dennoch gehört. Er war erschrocken über den grossen Hass, den er in ihrer Stimme gehört hatte. Hass, Entschlossenheit und unglaublich tiefe Trauer. Er stand auf und ging so leise, wie nur Elben es können, zu ihr hinüber. Sie bemerkte ihn erst, als er seine Hand auf ihre (unverletzte) Schulter legte. Sie fuhr herum und sah ihn an. Luthanwen konnte sehen, dass er sie gehört hatte, denn Mitleid lag in den blau funkelnden Augen. Trotzig drehte sie sich wieder um und spähte von neuem in die Dunkelheit hinaus, auch wenn dort inzwischen nichts mehr zu sehen war. Warum hatte er Mitleid mit ihr? Weil sie ihren Vater verloren hatte? Weil sie deswegen so verzweifelt war? Weil sie Gandalf rächen wollte? Konnte er denn überhaupt wissen, wie es in ihrer Seele aussah? Nein, konnte er definitiv nicht. Elben mochten zwar viele Fähigkeiten haben, doch die Gedanken anderer zu lesen war schon immer die Kunst der Magiergilde gewesen. Luthanwen musste grinsen. Ja ja, diese Elben konnten eben doch nicht alles, auch wenn sie sich als das klügste Volk Mittelerdes ansahen...
„Worüber lachst du?"
Legolas' Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
„Ich bin soeben zu dem Schluss gekommen, dass die Elben eben doch nicht alles können, obwohl sie sich für das klügste Volk Mittelerdes halten."
„Aha. Und wie kommst du zu dieser Erkenntnis?"
„Ich hab mich gefragt, ob du... nun, ob du meine Gedanken lesen könntest... bin dann aber darauf gekommen, dass du das unmöglich tun kannst..."
Legolas sah sie verwundert an.
„Weshalb hast du dich gefragt, ob ich das kann? Das hat doch rein gar nichts..."
Luthanwen schnitt ihm das Wort ab.
„Ich hab Mitleid in deinen Augen gesehen, und habe mich gefragt, weswegen du wohl Mitleid mit mir haben könntest... dabei ist mir so allerhand durch den Kopf gegangen... und na ja, dann habe ich mich eben gefragt, ob du meine Gedanken lesen kannst."Oh Gott, das hat sich ziemlich bescheuert angehört! setzte sie in Gedanken hinzu.
„Du hast Mitleid in meinen Augen gesehen?"
Luthanwen nickte. Legolas verdrehte die Augen. Dieses Mädchen war wie ihr Vater. Dem konnte man auch nie etwas verbergen. Und wenn man es versuchte las er einem einfach aus den Augen... Er seufzte.
„Und hat dir was an diesem Mitleid nicht gepasst?"
„Jawohl. Ich hasse es, wenn man mich bemitleidet! Ich kann das nicht ausstehen!"
Luthanwen drehte sich zu ihm um, als sie ein leises Lachen vernahm.
„Was soll daran bitteschön komisch sein?"
„Die Art, wie du es gesagt hast. Du hast dich angehört wie ein kleines trotziges Mädchen, nicht wie eine erwachsene Frau von, ja, wie alt bist du eigentlich?"
„Geht dich das was an? Und du hast ja gesagt, das ich mich wie ein kleines Mädchen anhöre, dir ist sicher auch ein Alter vorgeschwebt..."
„He, jetzt mach mal halblang, ja? Ich hab nur 'nen Witz gemacht. Also krieg dich wieder ein, ja?"
Luthanwen verdrehte die Augen.
„Schon gut. Weißt du was? Du hast ja mindestens genau so wenig Sinn für Humor wie ich... stell dir vor, ich hab nämlich auch gerade so was ähnliches wie 'nen Witz gemacht."
„Hmm. Du hast mir noch keine Antwort gegeben."
„Doch. Ich sagte, dass es dich nichts angeht."
„Ich dachte, das wäre ein Witz gewesen? Schau mich nicht so an, schliesslich hast du das selbst gesagt!"
„Sag mal, bist du wirklich so blöd oder tust du nur so?"Und nach einem Blick in seine Augen: „Du tust nur so. Blöder Elb. Und mein Alter geht dich jetzt wirklich nichts an."
Sie drehte sich wieder um und sah in den Wald hinaus.
„He, hast du Probleme damit? Oder bist du etwa älter als Gandalf und ihr habt uns die ganze Zeit was vorgelogen und du bist nicht seine Tochter sondern seine Mutter?"
Im nächsten Moment bereute er bereits, das gesagt zu haben. Sie sah ihn wieder an, und zu seinem Entsetzten sah er Tränen in ihren Augen schimmern.
„Verzeih, ich bin wirklich ein blöder Elb."
Die Tränen lösten sich aus ihren Augen und rollten langsam ihre Wange hinunter. Ohne wirklich zu wissen, was er da tat beugte er sich zu ihr und küsste die Tränen von ihrem Gesicht. Im ersten Moment war Luthanwen total überrascht und fragte sich, was dieser blöde Elb denn jetzt wieder anstellte. Dann liess sie aber zu, dass er sie in seine Arme zog. Seine Lippen berührten nun die ihren, und Luthanwen schloss die Augen. Gandalf hatte recht gehabt, dieser Elb hatte ihr wirklich den Kopf verdreht...
