Disclaimer: alles gehört Tolkien, New Line Cinema und Tolkiens Familie, mir gar nichts und ich verdiene kein Geld mit der Story...

A/N: Danke an meine Reviewerin JustSarah (er muss es ja nicht wissen, oder? Aber sonst... auch Luthanwen braucht ne Macke...)

Und so ganz nebenbei: Frohe Ostern! *sich mit einem schokohasen in eine ecke verzieh*

Kapitel 6

Lothlorien

Am nächsten Morgen wurde Luthanwen von Gimlis lauter Stimme geweckt. Sie setzte sich auf und sah, wie Gimli und Legolas offensichtlich wieder einmal über das altbekannte Thema diskutierten: der Streit zwischen Elben und Zwergen. Luthanwen rollte mit den Augen und erntete dafür ein Lachen von Seiten Aragorns. Sie sah ihn verärgert an.

„Was ist?"

„Du siehst recht unausgeschlafen aus. War es denn so unbequem?"

„Quatsch."

„Warum siehst du dann so aus, als hättest du höchstens die Hälfte der Nacht mit schlafen verbracht?"

„Du willst mir aber nicht erzählen, dass DU geschlafen hast? Hast du denn die Orks nicht gehört?"

Aragorn sah sie so erschrocken an, dass Luthanwen laut auflachte.

„So dumm hast du selten ausgesehen, Aragorn!"

Er sah sie böse an.

„Du bist äusserst unhöflich, Luthanwen. Hat dir niemand beigebracht, dass du ranghöheren Menschen mit Respekt begegnen sollst?"

„Aha, ausgerechnet du willst mir das sagen, wo dich anscheinend niemand Respekt älteren Lebewesen gegenüber gelehrt hat?"

„Älter? Älter??? Ausgerechnet DU sagst mir das?"

„Mein lieber Herr rechtmässiger König von Gondor, darf ich Euch darauf aufmerksam machen, dass ich ebenso wie die Elben unsterblich bin und bereits 2437 Jahre zähle? Soviel werdet Ihr wohl kaum erreicht haben, oder?"

Aragorn sah sie erstaunt an und wollte etwas sagen, wurde aber von Legolas unterbrochen, der sein „Gespräch"mit Gimli beendet hatte. Der Elb grinste Luthanwen triumphierend an. „Jetzt hab ich doch rausbekommen, wie alt du bist."

Luthanwen verzog das Gesicht.

„Blöder Elb. Warum musst du mir auch immer zuhören?"

„Das hab ich rein zufällig mitbekommen."

„Ach ja, und das gestern Abend natürlich auch. Wer's glaubt wird selig!"

Aragorn grinste vor sich hin. Ein hübsches Paar...

Luthanwen entging sein Grinsen nicht.

„Komm bloss nicht auf falsche Gedanken, klar? Und was machen wir jetzt wegen den Orks?"

„Geschickter, aber sehr auffälliger Themawechsel. Na ja, aber du hast Recht. Die Orks sind jetzt dringender. Ich schlage vor, wir sollten so schnell wie möglich weitergehen. Hier sind wir nicht sicher."

„Einverstanden. Gehen wir also los. Wer weckt unsere kleinen Schlafmützen?"

Legolas sagte mit gespielt genervter Stimme: „Luna, gönn den armen Hobbits doch ihren Schlaf. Nur weil du die halbe Nacht wach warst heisst das nicht, dass es allen anderen genauso gehen muss..."

Luthanwen grinste den Elben hämisch an.

„Ich bin nicht die einzige, die die halbe Nacht wach war... und damit bin ich eigentlich schon zufrieden."

Mit diesen Worten kletterte sie die Leiter hinab und ging zum Bach um sich zu erfrischen.

Aragorn sah Legolas fragend an.

„Wusstest du, dass sie unsterblich ist?"

„Na ja, sie ist die Tochter einer Elbe, und Gandalf war ein Istari... da ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass sie unsterblich ist."

„Hmm. Was hast du eigentlich gemeint, als du gesagt hast, du hättest jetzt doch herausgefunden, wie alt sie ist?"

„Wir hatten gestern Nacht eine kleine Diskussion darüber... sie wollte mir einfach nicht sagen, wie alt sie ist, und na ja..."

„Was ,und na ja'?"

„Ich hab was ziemlich blödes gesagt, sie hat angefangen zu heulen und der Rest geht dich nichts an."

„Den Rest kann ich mir denken."

„Nein, kannst du nicht. Ich seh in deinem Gesicht was du denkst und das ist völlig falsch. Also, gehen wir jetzt?"

„Ich hab das Gefühl, der heutige Morgen besteht nur aus auffälligen Themawechseln..."

„Ach, sei doch ruhig. Du nervst. Und wir sollten wirklich langsam gehen..."

„Schon gut, ich sag ja nichts mehr..."

Luthanwen unterhielt sich auf dem Weg nach Süden mit Haldir. Die anderen wunderten sich noch immer, denn Luthanwens Erklärung war doch reichlich unzufriedenstellend gewesen. Das Gespräch dauerte aber nicht sehr lang, denn bald bog Haldir zum Ufer des Celebrant ab. Er pfiff und auf der anderen Seite des Flusses erschien ein anderer Elb. Haldir warf ihm ein Ende eines Seils zu und befestigte sein Ende an einem Baum. Zwei weitere Seile folgten in Hüft- und Schulterhöhe. Einer nach dem anderen ging nun über diese „Brücke", einige sicher, die anderen schwankend. Als alle drüben waren, wollte Haldir Gimli die Augen verbinden. Dieser wurde wütend und wollte sich diese Behandlung nicht gefallen lassen. Wütend schimpfte er auf die Elben und alles, was mit ihnen zu tun hatte. Luthanwen wurde es zu bunt.

„Gimli, ich bitte dich, hör auf! Und wenn es wirklich nicht anders geht werden wir anderen uns eben auch die Augen verbinden lassen."

Und als sie sah, dass ein gewisser Elb etwas erwidern wollte:

„Auch du, Legolas, obwohl du ein Elb bist. Du gehörst der Ringgemeinschaft an, das heisst, du bist nicht besser und nicht schlechter als wir anderen. Haldir?"

Der Elb nickte und verband jedem die Augen. Gimli konnte das Grummeln allerdings nicht lassen.

„Wehe ich flieg nur einmal um! Ich schlag den ganzen Wald kurz und klein!"

„GIMLI! Lass es, ja? Uns anderen geht's nicht besser, also sei endlich ruhig!" Angesichts der zornigen Luthanwen hielt Gimli den Mund, und auch keiner der anderen sagte etwas. So führte Haldir sie tiefer nach Lorien hinein.

Am Mittag des nächsten Tages kam ein Elbenheer vom Süden. Sie brachten Nachricht von Celeborn und Galadriel, den Herrschern über Lothlorien. Die Gefährten wären freie Gäste, hiess es, und sie durften die Augenbinden abnehmen. Luthanwen verschlug es die Sprache, bei dem Anblick, der sich ihr bot: vor ihr stand der Cerin Amroth in all seiner Herrlichkeit. Die nackten Bäume, selbst im Winter noch wunderschön, und auf der Wiese vor ihr sternförmige goldgelbe Blumen. Ein knallblauer Himmel und die strahlende Sonne vervollständigten das Bild. Luthanwen hatte Loriens Schönheit beinahe vergessen. Lange war es her, seit sie das letzte Mal die goldenen Bäume gesehen hatte... die goldenen Bäume und ihre Mutter...

„Willst du nicht wieder mal Luft holen?"

Luthanwen drehte sich nicht um. Sie wusste, wer hinter ihr stand. Nur einer schlich sich an sie heran, ohne dass sie ihn hörte.

„Ich denke schon. Was ist?"

„Was soll sein?"

„Bis jetzt hast du mich noch nie ohne wirklichen Grund angesprochen. Ich nehme an, dass du diese Gewohnheit nicht einfach so ablegst, oder?"

„Ich wollte dich bloss ans Atmen erinnern."Und ich wollte deine Stimme hören. Du hast heute noch nicht viel gesagt.

Legolas sprach die letzten beiden Sätze nicht aus. Luthanwen ahnte jedoch, dass das, was er gesagt hatte, nicht alles sein konnte.

„Und was sonst noch?"

„Nichts."

„Du lügst."

„Nein."

„Doch."

„Nein!"

„Hör mal du dummer Elb, ich weiss, dass da noch was war. Also?"

„Du nervst. Wieso willst du eigentlich immer alles wissen?"

„Ich nerve? Wenn ich du wäre würde ich erst mal vor meiner eigenen Tür kehren, bevor ich anderen Vorhaltungen mache!"

„Du bist aber nicht ich."

„Ach ja? Warum ist mir das bloss nie aufgefallen..."

„Du bist unhöflich."

„Was? Warum das jetzt wieder?"

„Ich hab dir eine Frage gestellt."

„Oh, verzeiht mir, Eure Hoheit. Wärt Ihr wohl so gnädig und würdet Eure Frage wiederholen?"

„Nein. Du weisst, was ich dich gefragt habe."

„Jawohl, Eure königliche Hoheit. Leider kann ich Euch Eure Frage nicht beantworten, da ich nicht weiss, woher mein ständiges Fragen kommt. Vielleicht solltet Ihr den Grund in meiner Neugier suchen."

„Luna? Bitte hör auf, so geschwollen zu reden. Ich hasse diesen Ton!"

Sie sah ihn verwundert an.

„1.: nenn mich nicht Luna! 2.: du bist ein Prinz! Du kommst nicht um diese Förmlichkeiten herum..."

„Ich habe nie darum gebeten, ein Prinz zu sein! Und du selbst hast gesagt, dass wir als die Gefährten alle gleich sind. Anscheinend hast du das nicht so gemeint wie du es gesagt hast..." Er ging weg. Luthanwen sah ihm kopfschüttelnd nach. Er war seltsam, dieser Elb... und doch hatte er ihr Herz erobert.

Nachdem sie sich genügend ausgeruht hatten ging die Reise weiter. Gegen Abend erreichten sie Caras Galadhon, die Stadt der lorischen Elben. Sie mussten die halbe Mauer umrunden, da sie von Norden kamen und das Tor zur Stadt sich im Süden befand. Niemand sprach viel, die Gefährten waren zu erstaunt über die Stadt. Sie war wunderschön, schöner noch als Luthanwen sie in Erinnerung hatte, alles auf den grossen Mellyrn gebaut. Haldir führte sie in die Mitte der Stadt. Dort stand ein gewaltiger Baum. Haldir hiess sie hinaufklettern. Es war ein langer Aufstieg, und als sie oben waren erblickten sie einen kleinen Palast. Haldir führte sie hinein. Der ovale Saal den sie betraten war voller Elben. Vor dem Baumstamm sassen Celeborn und Galadriel. Luthanwen seufzte. Wie gut sie dieses Bild doch kannte...

Frodo wurde von Haldir ganz nach vorne geführt, während die anderen etwas weiter weg stehen blieben. Alle wurden von Celeborn gegrüsst, auch Luthanwen.

„Willkommen, Luthanwen, Thalawens Tochter. Lange ist es her, seit ich dich das letzte Mal sah, genauso lange, wie sich das letzte Mal unsere Klingen im freundschaftlichen Turnier kreuzten. Aber unser Wiedersehen steht unter keinem guten Stern. Mögen wir uns zu einer anderen Zeit und unter freundlicherem Himmel wiedersehen."

Luthanwen verneigte sich.

„Auch ich hoffe, dass wir uns in besseren Zeiten wieder gegenüberstehen mögen, Celeborn, Herr über den goldenen Wald. Habt dank für Euren freundlichen Empfang."

Die restlichen Gefährten sahen Luthanwen ungläubig an. Sie kannte nicht nur Haldir, sondern auch Celeborn? Aber woher? Doch jetzt war keine Zeit zu fragen, denn Celeborn sprach weiter.

„Mir wurde berichtet, dass sich zehn Gefährten auf den Weg machten, doch ich sehe hier nur neun. Wurde der Plan ohne unser Wissen geändert?"

Luthanwen schluckte. Diese Frage musste ja kommen. Doch sie sagte nichts. Aragorn übernahm es schliesslich, die Elben über Gandalfs Tod zu informieren. Die Elben waren entsetzt. Luthanwen fragte sich, ob ihre Mutter wohl noch hier in Lorien war... wenn ja, würde sie der Schmerz am heftigsten treffen. Während Luthanwen ihren Gedanken nachhing erzählte Aragorn von der Reise. Das Reden schien so unglaublich lange zu dauern! Doch nun wurden sie alle von Galadriel ins Auge gefasst.

Als die hohe Frau Luthanwens Blick begegnete sah sie Bilder vor ihrem inneren Auge. Sie stand da, einen Dolch in der Hand und vor ihr auf dem Boden der tote Frodo. Sie bückte sich und nahm sich den Ring. Sofort kam ein heftiger Wind auf und ein Gefühl von unheimlicher Macht überflutete sie. Mit dem Ring in der Hand hätte sie die Macht, ganz Mittelerde zu unterwerfen, sie allein würde Königin über alle Völker sein, Luthanwen die Mächtige. Doch nun sah sie andere Bilder, verzweifelte Gestalten... die Gefährten! Die Hoffnungslosigkeit in den Augen, doch sie berührte Luthanwen nicht. Sie hatte den Ring, das war alles, was zählte. Ihre Reisegefährten wagten einen Angriff auf sie, doch Luthanwen erhob nur eine Hand, und schon wurden sie von Orks mit Luthanwens Zeichen auf den Rüstungen in Stücke gerissen. Das letzte, was sie sah, war die unendliche Verzweiflung und Trauer in den Augen ihrer sterbenden Freunde. Sie hörte eine Stimme in ihrem Kopf.

„Das könnte sein, Luthanwen! Nimm dir den Ring, und du wirst über alle herrschen! Töte hier und jetzt Frodo, nimm dir den Einen, und du wirst sofort mächtiger sein als selbst ich, Galadriel von Lorien! Deine Macht wäre unendlich, du wärst die neue Herrscherin über Mittelerde! Selbst Sauron müsste sich dir unterwerfen!"

Doch Luthanwen musste an die Augen ihrer Freunde denken, das Bild liess sie nicht los. Niemals könnte sie den Tod ihrer Freunde mitansehen, nicht solange noch ein Funken ihrer Seele ihren Körper bewohnte.

„Mag sein, dass ich die Macht hätte, noch schrecklicher als selbst Sauron zu herrschen, doch wer in Dunkelheit herrscht, ist einsam. Nichts verabscheue ich mehr als die Einsamkeit, und nichts rührt mich mehr, als Unschuldige, die sterben müssen. Ich bin nicht zum Herrschen geschaffen, nicht wenn diese Herrschaft so dunkel ist. Und so gut meine Absichten am Anfang auch sein würden, die Zeit und der Ring würden aus mir einen Schatten machen, schrecklicher als Sauron es jemals sein wird. Ich will den Ring nicht, und ich werde ihn auch dann nicht nehmen, sollte er mir jemals angeboten werden."

Galadriels Stimme erklang noch einmal.

„Luthanwen! Gelobt sei deine Tapferkeit und Klugheit. Du hast erkannt, was der Eine aus dir machen würde, und du bist mit deinem Leben zufrieden, so wie es ist. Stärker als manche bist du! Doch nun lass mich dir noch einen Rat geben, denn selbst die Klügsten können nicht immer alleine entscheiden: Deine Trauer ist tief, und du bist verwirrt, denn Trandhuils Sohn gibt dir zu denken. Öffne ihm dein Herz, er wird dich nicht enttäuschen. Doch vergiss darüber nicht deine Pflicht! Folge dem Ringträger, so weit du kannst, und verlier deine Treue auch dann nicht, wenn die Gemeinschaft zerbricht und Trauer und Hoffnungslosigkeit dich stärker denn je überfluten. Dein Vater würde nicht wollen, dass du seinetwegen die Reise aufgibst. Denn obwohl er dich mehrmals gebeten hat umzukehren, so war er doch stolz auf dich, dass du dieses Wagnis eingegangen bist. Sei stark! Geh mit dem Ringträger, bis er euch verlässt. Dann warten andere Dinge auf dich.

Und glaube mir: noch ist dein Vater nicht verloren, und wenn das Schicksal gütig mit ihm ist, so wirst du ihn wiedersehen."