Disclaimer: alles gehört Tolkien, New Line Cinema und Tolkiens Familie, mir
gar nichts und ich verdiene kein Geld mit der Story...
A/N: Wieder mal zwei Kapitel, zu denen es nichts zu sagen gibt ausser: Ein riesiges Danke an Darklayka&ihre Schwester und Variefanel!
~*~*~*~
Kapitel 12
Wiedersehen und ein Blick in Edoras' Hallen
Luthanwen wäre beinahe von Alagos' Rücken gefallen, als sie eine ihr sehr vertraute Stimme rufen hörte:
„Ihr Reiter von Rohan! Was gibt es neues in der Mark?"
Sie fing sich jedoch schnell und liess Alagos wenden, doch der Blick auf den Besitzer der Stimme blieb ihr verwehrt. Die Rohirrim hatten einen Kreis gebildet, aus dessen Mitte nun Eomers Stimmer erklang.
„Wer seid ihr und was sucht ihr in unserem Land?"
„Nennt mir Euren Namen und ich werde Euch den Meinigen nennen!"
Das konnte nur einer sein: Gimli! Standen da tatsächlich ihre Freunde in der Mitte des Kreises? Nun war offenbar ein kleiner Streit ausgebrochen, denn sie hörte eine Stimme, die Eomer bedrohte. Und diese Stimme... sie hatte sie so oft gehört, von ihr war sie getröstet worden... Luthanwen konnte sehen, dass die Reiter ihre Lanzen nun bedrohlich auf die in der Mitte stehenden Fremden richteten. Sie hielt es nicht mehr aus und stieg aus dem Sattel. Dann suchte sie sich einen Weg zwischen den Pferden hindurch, und tatsächlich, da standen Aragorn, Gimli und Legolas.
„Eomer! Mir habt Ihr vertraut, nun vertraut auch diesen drei Gestalten, denn sie sind meine Freunde."
Das Erstaunen stand in den Gesichtern aller vier. Eomer war der erste, der sich fasste.
„Nun, ein weiteres mal will ich Euren Worten Glauben schenken, doch verlangt es mich zu erfahren, was Ihr in solch einer Gesellschaft verloren habt, Mylady."
Luthanwen kam allerdings nicht zu einer Antwort, denn sie wurde von drei Paar Armen umarmt.
„Luna! Sag, woher kommst du?"
Luthanwen lächelte. Gimli und Aragorn hatten sie wieder losgelassen, doch Legolas hielt sie so fest in seinen Armen, als wollte er sie nie wieder freigeben.
„Legolas?"
„Oh... verzeih..."Die Spitzen seiner Ohren färbten sich leicht rot und er stellte sich neben Aragorn und Gimli, deren Gesichter ein einziges Grinsen waren. Luthanwen wandte sich mit einem Lächeln an Eomer, der Legolas mit misstrauischen Blicken bedachte.
„Ich will nun erst Eure Frage soweit beantworten, wie ich kann und darf. Den wirklichen Grund darf ich Euch nicht sagen, Pferdeherr, lediglich soviel: wir machten uns zu zehnt von Bruchtal aus mit einem Auftrag auf den Weg nach Süden. Mittlerweile sind wir jedoch, wie Ihr seht, nur noch zu viert. Mehr darf ich Euch nicht sagen."
Eomer nickte.
„Ich vertraue Euch nach wie vor, Mylady. Ich werde Euren Gefährten Pferde geben, so mögt ihr schneller vorankommen. Doch gilt für diese Pferde dasselbe wie für Eures."
„Ich danke Euch, Eomer. Wir stehen in Eurer Schuld."
„Begleicht sie, indem Ihr mir versprecht, Euch in Edoras zu melden und die Pferde zurückzugeben. Wir werden nun weiter nach Norden reiten. Lebt wohl."
Mit diesen Worten drehte er sich um und nahm die Zügel zweier Pferde. Er drückte sie Aragorn und Legolas und die Hände und bestieg sein Pferd wieder. Auf sein Kommando ritten die Krieger los und waren bald verschwunden. Luthanwen sah ihnen nach. Sie war Eomer aus tiefstem Herzen dankbar, denn er hatte viel für sie getan.
„Luna? Sag uns: was ist geschehen?"
Aragorns Stimme liess sie herumwirbeln.
„Wir sollten erst nach Merry und Pippin suchen, doch habe ich keine grosse Hoffnung sie zu finden..."
Aragorn nickte und bestieg eines der Pferde. Luthanwen tat es ihm gleich und bestieg wieder Alagos, während Legolas Gimli beim aufsteigen behilflich war und sich selbst dann vor dem Zwerg in den Sattel schwang.
„Führe uns, Luna, du weisst, wo wir hinmüssen!", rief nun Aragorn.
Luthanwen nickte und ritt zurück zu dem grossen Haufen Orkleichen. Aragorn, Gimli und Legolas untersuchten ihn, während Luthanwen daneben stehen blieb. Sie hatte keine Hoffnung mehr und wollte nicht die sein, die den anderen die Nachricht vom Tod der Hobbits berichten musste. Plötzlich hörte sie einen Aufschrei von Gimli.
„Da ist einer ihrer Gürtel! Sie sind wohl tot..."
Luthanwen schluckte. Sie machte sich Vorwürfe. Warum hatte sie beim Kampf am Fluss auch nicht besser aufpassen können? Warum war sie danach so unfähig gewesen? Bestimmt hätte es eine Möglichkeit gegeben, mit der sie sich von ihren Ketten hätte befreien können... Legolas trat zu ihr und legte seine Arme um sie. Luthanwen lehnte sich dankbar an. Wie gut es tat, wieder bei ihm zu sein. So konnte sie vergessen...
„Was ist das? Hier lagen die Hobbits, seht! Und ihre Spuren... sie führen weg vom Schlachtfeld! Doch wie ist das möglich?"
Aragorn folgte den Spuren. Sie führten zum Wald.
„Sie sind in den Fangorn hinein gelaufen! Und sie wurden verfolgt! Kommt, lasst uns sehen, wo ihre Spuren weiter hinführen!"
Luthanwen löste sich von Legolas und die beiden gingen Aragorn hinterher, denn Hoffnung machte sich wieder in ihnen breit. Auch Gimli folgte, obwohl es ihm überhaupt nicht zu passen schien, dass nun in den Fangorn gehen sollte. Murrend und eine Hand am Griff seiner Axt betrat er den Wald. Aragorn folgte den Spuren der zwei Hobbits, stutze dann jedoch plötzlich.
„Das sind seltsame Spuren hier... ich werde aus ihnen nicht klug. Die der Hobbits hören hier auf, aber die zwei sind hier nirgends."
„Aragorn? Ich spüre eine Macht, die nicht hierher gehört..."Legolas sah sich besorgt um.
„Der weisse Zauberer ist hier..."
„Zieht eure Waffen! Lasst ihn nicht sprechen!"
Aragorn zog sein Schwert, Luthanwen tat es ihm gleich. Legolas machte seinen Bogen bereit und Gimli packte seine Axt. Wie auf Kommando wirbelten die vier nun herum und wollten angreifen, doch Legolas Pfeil zerbarst und Gimli, Luthanwen und Aragorn fielen ihre Waffen aus den Händen. Sie standen wie versteinert da, geblendet von einem hellen Licht. Luthanwen wunderte sich. Das hier konnte nicht Saruman sein. Dessen Licht würde nie wieder so hell erstrahlen können, er war zu tief gesunken.
„Ihr seid nicht Saruman, denn sein Licht wäre nicht so hell. Doch wer seid Ihr dann?"
Ihre Stimme zitterte. Ein leises Lachen war zu hören und das Licht verschwand.
„Recht hast du, Luthanwen. Nein, ich bin nicht Saruman."
Luthanwen sank auf die Knie. Kein Laut kam über ihre Lippen. Das konnte nicht sein!
„Gandalf?"Aragorns Stimme zitterte genauso wie zuvor Luthanwens.
„Ja, so nannte man mich, Gandalf der Graue. Doch nun bin ich Gandalf der Weisse. Durch Feuer und Tod ging ich, um hier und jetzt wieder zu euch zu stossen und meine Aufgabe zu vollenden."
„Adar..."
Luthanwens Stimme war nur ein Flüstern, doch Gandalf hörte es.
„[Steh auf, meine Tochter.]"
„[Galadriel... sie hatte recht... ich habe nie an ihre Worte geglaubt, doch jetzt... wie kann das sein?]"
Luthanwen war aufgestanden und sah nun fragend in Gandalfs Gesicht.
„Das ist eine lange Geschichte... lasst mich nur soviel sagen: ich besiegte nach einem langen und harten Kampf das Balrog. Dem Tode nah, wurde ich von Gwaihir, dem Fürst der Adler, gerettet und nach Lorien zu Galadriel gebracht. Ich traf dort das erste Mal seit langem deine Mutter, denn es verlangte mich, mit ihr zu reden", sagte er zu Luthanwen gewandt. „Sie ist noch immer so, wie sie es war, als wir uns kennen lernten... doch nun genug des Erzählens. Ihr seid auf der Suche nach Merry und Pippin, doch ist eure Suche vergebens."
„Wo sind sie?"
„Sie sind hier gewesen, und es geht ihnen gut. Sie sind in Sicherheit. Wir müssen jetzt nach Edoras, denn ihr müsst eure Pferde zurückbringen... und ich habe dort noch eine Aufgabe."
Gandalf ging zum Waldrand zurück, die anderen hinter ihm. Als sie wieder auf dem Schlachtfeld standen, stiess er einen seltsamen Pfiff aus. Von der Ebene kam ein wunderschönes Pferd angaloppiert. Sein Fell war schneeweiss, sein Mähne, die hinter ihm herflatterte ebenfalls. Noch nie hatte Luthanwen ein solches Pferd gesehen. So schnell wie der Wind, so schien es ihr, kam das Tier auf sie zu, seine Hufe schienen den Boden kaum zu berühren.
„Ein Meara!"entfuhr es Legolas.
Gandalf nickte und schwang sich auf den Rücken des Hengstes.
„Dies ist Schattenfell, der Fürst aller Pferde."
Er ritt los, die anderen folgten ihm. Luthanwen konnte ihre Augen noch immer nicht von dem wunderschönen Tier abwenden, bis sie neben sich ein Lachen vernahm.
„Luna? Wenn ich du wäre würde ich meine Augen wieder einsetzen! Du wirst sie noch brauchen."
Sie funkelte Aragorn böse an und sah sich nun die Landschaft an. Weite Wiesen, nichts rührte sich ausser dem Gras, das von einem leichten Wind bewegt wurde. Sie erschauderte. Warum war dieses Land so still? Leben gehörte in diese Landschaft, grasende Pferdeherden und das Lachen von spielenden Kindern. Doch über Rohan lag die Hand Sarumans, Dunkelheit zog herauf. So in Gedanken versunken bemerkte Luthanwen nicht, dass sie bereits Edoras erreicht hatten.
„Erwartet nicht, dass wir hier willkommen sind!", sprach Gandalf. „Sarumans Einfluss auf König Théoden ist gross. Hütet euch vor seinem Diener Schlangenzunge!"
Sie nickten und folgten Gandalf vor das Tor der Stadt. Doch wurden sie nicht eingelassen, sondern von einer grimmig aussehenden Wache aufgehalten.
„Wer seid Ihr und was ist Euer Begehr?", fragte der Hauptmann an Gandalf gewandt.
„Meinen Namen solltet Ihr kennen, Wachhauptmann. Mit mir reisen Lady Luthanwen, Aragorn, Arathorns Sohn, Legolas der Elb und Gimli der Zwerg. Wir möchten den König sprechen."
Misstrauische Blicke streiften die vier, doch schliesslich nickte der Mann.
„Eure Bitte sei Euch gewährt. Folgt mir!"
Sie wurden durch die Stadt geführt, und neugierige Blicke folgten ihnen. Vor der goldenen Halle verabschiedete der Wächter sich. Sie stiegen von ihren Pferden und traten vors Tor. Ein stämmiger Mann kam ihnen entgegen.
„Seid gegrüsst, Fremde! Mein Name ist Hama, Türhüter der goldenen Halle. Bevor ihr die Halle betritt müsst ihr eure Waffen ablegen."
Luthanwen verzog das Gesicht, schnallte jedoch ihr Schwert ab, als sie Gandalfs Blick sah. Zudem nahm sie sämtliche Dolche aus ihrer Kleidung. Legolas legte seinen Bogen, seinen Köcher und sein Messer ab, Gimli seine Äxte. Aragorn schien sich aber nicht von seinem Schwert trennen zu wollen. Luthanwen seufzte. Männer! Sie trat hinter ihn und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Er schüttelte leicht den Kopf und schnallte zögernd sein Schwert ab. Nun unbewaffnet wollten sie eintreten, doch noch immer wurden sie zurückgehalten.
„Euren Stock, Mithrandir!"
Gandalf sah den Mann verwundert und ein wenig erbost an.
„Wie? Ihr wollt mir doch nicht meine Stütze nehmen, oder? Ich bin ein alter Mann und auf meinen Stock angewiesen."
Luthanwen lächelte verstohlen. Alter Mann? Auf seinen Stock angewiesen? Alle, nur nicht Gandalf!
„Nun... dann tretet ein", sprach Hama und öffnete das Tor. Luthanwen bot Gandalf ihren Arm an. Er nahm ihn bereitwillig und stützte sich auf seine Tochter, als wäre er tatsächlich so gebrechlich, wie er gesagt hatte. Die anderen drei folgten ihnen, ein Lächeln über Gandalfs Spiel auf dem Gesicht.
Die Halle war von Fackeln erleuchtet, und im flackernden Licht konnte man reich verzierte Säulen sehen. Am anderen Ende der Halle stand ein Thron. Darauf sass ein alter Mann mit strähnigem weissem Haar und Bart, kraftlos und von Sorgen gebeugt. Neben ihm stand ein Mann mit bleichem Gesicht und geheimnisvoll funkelnden Augen. Dies musste Grima Schlangenzunge sein, der „Ratgeber"König Théodens. Er trat vor und sprach Gandalf an.
„Welch schlechte Nachricht bringst du wieder, Gandalf Sturmkrähe? Du bist hier nicht mehr willkommen, denn nie brachtest du Gutes. Immer batest du um Hilfe, und bereitwillig gaben wir sie dir. Doch nie hast du uns etwas zurückgegeben. Auch diesmal, scheint mir, bringst du keine Hilfe gegen den erwachenden Schatten im Osten, ich sehe nur in grau gekleidete Bettler bei dir!"
„Schweig, Schlangenzunge! Hat man dir die Namen meiner Begleiter nicht genannt? Selten sah Edoras derart edle Besucher!"
„Edel? In Lumpen gehüllt, dreckig und erschöpft?"
„Sprecht nicht von Dingen, von denen Ihr nichts wisst!", fuhr Luthanwen Grima an.
„Wer ist dieses Weib, das es wagt, mich zurechtzuweisen? Wohl die Liebhaberin einer dieser Männer hier. Meine Herren", wandte er sich an die anderen, „gewiss, sie mag schön sein, doch hat sie ein sehr vorlautes Mundwerk. Ich als ihr Gebieter würde sie, nun... etwas züchtigen..."
Luthanwens Augen funkelten gefährlich, und auch Aragorn, Gimli und Legolas schienen wütend zu sein. Luthanwen bemühte sich um Fassung. Mit gefährlich leiser Stimme sprach sie:
„Niemand ist mein Gebieter, denn bin ich genauso frei wie alle andern hier, freier als selbst Ihr, denn wenn ich mich nicht täusche, Grima Schlangenzunge, so steht Ihr unter Sarumans Befehl. Und Sarumans Diener sind nicht frei, weniger selbst als Mordors Orks."
Gandalf nahm nun das Wort wieder an sich.
„Lass dich nicht von dieser Schlange beschimpfen, Luthanwen, denn nichts als Lüge kommt über seine Lippen. Grima, du wirst nun schweigen, denn mich verlangt es nicht nach einem Gespräch mit einem Diener Sarumans, nur mit dem König will ich reden. So tritt zur Seite!"
„Keine Befehle nehme ich von dir entgegen, Gandalf der Graue. Du hast in Théodens Hallen nichts zu sagen!"
„Nicht länger bin ich Gandalf der Graue. Weiss ist nun meine Farbe, und nicht länger die deines wahren Herrn! Nun schweig still!"
Gandalf warf den grauen Umhang ab, den er um seine Schultern gelegt hatte, und offenbarte sein weisses Gewand. Grima stiess einen zischenden Laut aus, war dann aber still. Gandalf wandte sich dem König zu.
„Théoden! Zu lange schon steht Ihr unter dem Einfluss Sarumans! Befreit Euch davon, die Mark braucht ihren König! Saruman plant die Übernahme, und das Land der Pferdeherren wird fallen, wenn Ihr nichts unternehmt!"
Théoden erhob sich und die Müdigkeit und das Alter schienen von ihm abzufallen. In seiner Stimme schwang jedoch Hoffnungslosigkeit mit, als er Gandalf fragte:
„Sag, Mithrandir, was soll ich tun? Die Mark ist schwach, und mein Haus geht seinem Ende entgegen. Keine Hoffnung ist mehr in Rohan zu finden."
„Wo die Sonne scheint gibt es immer noch Hoffnung, Théoden, König. Geht nach draussen und seht über Euer Land. Ihr werdet Hoffnung finden, glaubt mir."
Théoden trat mit erst unsicheren, dann aber immer kräftigeren Schritten vor die goldene Halle. Der Wind zerzauste sein langes, weisses Haar, doch schien er nun sehr königlich. So stand er und betrachtete sein Land. Luthanwen sah, wie eine weiss gekleidete Frau ebenfalls hinzukam. Sie war schön und schien ebenso königlich wie Théoden, doch konnte sie nicht seine Tochter sein, denn soweit Luthanwen wusste, hatte der König nur einen Sohn.
Irgendwie erinnerte die junge Frau an Eomer. Luthanwen drehte sich wieder zu Théoden um, als sie seine Stimme vernahm.
„Wo ist mein Schwert?"
„Hier, mein Gebieter", erklang nun Hamas Stimme.
Der Türhüter war ebenfalls hinzugetreten und reichte Théoden nun ein Schwert. Dieser zog es und seine Worte erschallten über Edoras.
„Rüstet zum Kampfe, ihr Reiter von Rohan! Es gilt, die Mark zu retten!"
Gandalf lächelte.
„Nun, seht Ihr? Noch gibt es Hoffnung, Théoden, und diese wird nicht verblassen, solange Rohans Banner im Winde weht und die Hufe seiner Rösser über die Ebene donnern."
A/N: Wieder mal zwei Kapitel, zu denen es nichts zu sagen gibt ausser: Ein riesiges Danke an Darklayka&ihre Schwester und Variefanel!
~*~*~*~
Kapitel 12
Wiedersehen und ein Blick in Edoras' Hallen
Luthanwen wäre beinahe von Alagos' Rücken gefallen, als sie eine ihr sehr vertraute Stimme rufen hörte:
„Ihr Reiter von Rohan! Was gibt es neues in der Mark?"
Sie fing sich jedoch schnell und liess Alagos wenden, doch der Blick auf den Besitzer der Stimme blieb ihr verwehrt. Die Rohirrim hatten einen Kreis gebildet, aus dessen Mitte nun Eomers Stimmer erklang.
„Wer seid ihr und was sucht ihr in unserem Land?"
„Nennt mir Euren Namen und ich werde Euch den Meinigen nennen!"
Das konnte nur einer sein: Gimli! Standen da tatsächlich ihre Freunde in der Mitte des Kreises? Nun war offenbar ein kleiner Streit ausgebrochen, denn sie hörte eine Stimme, die Eomer bedrohte. Und diese Stimme... sie hatte sie so oft gehört, von ihr war sie getröstet worden... Luthanwen konnte sehen, dass die Reiter ihre Lanzen nun bedrohlich auf die in der Mitte stehenden Fremden richteten. Sie hielt es nicht mehr aus und stieg aus dem Sattel. Dann suchte sie sich einen Weg zwischen den Pferden hindurch, und tatsächlich, da standen Aragorn, Gimli und Legolas.
„Eomer! Mir habt Ihr vertraut, nun vertraut auch diesen drei Gestalten, denn sie sind meine Freunde."
Das Erstaunen stand in den Gesichtern aller vier. Eomer war der erste, der sich fasste.
„Nun, ein weiteres mal will ich Euren Worten Glauben schenken, doch verlangt es mich zu erfahren, was Ihr in solch einer Gesellschaft verloren habt, Mylady."
Luthanwen kam allerdings nicht zu einer Antwort, denn sie wurde von drei Paar Armen umarmt.
„Luna! Sag, woher kommst du?"
Luthanwen lächelte. Gimli und Aragorn hatten sie wieder losgelassen, doch Legolas hielt sie so fest in seinen Armen, als wollte er sie nie wieder freigeben.
„Legolas?"
„Oh... verzeih..."Die Spitzen seiner Ohren färbten sich leicht rot und er stellte sich neben Aragorn und Gimli, deren Gesichter ein einziges Grinsen waren. Luthanwen wandte sich mit einem Lächeln an Eomer, der Legolas mit misstrauischen Blicken bedachte.
„Ich will nun erst Eure Frage soweit beantworten, wie ich kann und darf. Den wirklichen Grund darf ich Euch nicht sagen, Pferdeherr, lediglich soviel: wir machten uns zu zehnt von Bruchtal aus mit einem Auftrag auf den Weg nach Süden. Mittlerweile sind wir jedoch, wie Ihr seht, nur noch zu viert. Mehr darf ich Euch nicht sagen."
Eomer nickte.
„Ich vertraue Euch nach wie vor, Mylady. Ich werde Euren Gefährten Pferde geben, so mögt ihr schneller vorankommen. Doch gilt für diese Pferde dasselbe wie für Eures."
„Ich danke Euch, Eomer. Wir stehen in Eurer Schuld."
„Begleicht sie, indem Ihr mir versprecht, Euch in Edoras zu melden und die Pferde zurückzugeben. Wir werden nun weiter nach Norden reiten. Lebt wohl."
Mit diesen Worten drehte er sich um und nahm die Zügel zweier Pferde. Er drückte sie Aragorn und Legolas und die Hände und bestieg sein Pferd wieder. Auf sein Kommando ritten die Krieger los und waren bald verschwunden. Luthanwen sah ihnen nach. Sie war Eomer aus tiefstem Herzen dankbar, denn er hatte viel für sie getan.
„Luna? Sag uns: was ist geschehen?"
Aragorns Stimme liess sie herumwirbeln.
„Wir sollten erst nach Merry und Pippin suchen, doch habe ich keine grosse Hoffnung sie zu finden..."
Aragorn nickte und bestieg eines der Pferde. Luthanwen tat es ihm gleich und bestieg wieder Alagos, während Legolas Gimli beim aufsteigen behilflich war und sich selbst dann vor dem Zwerg in den Sattel schwang.
„Führe uns, Luna, du weisst, wo wir hinmüssen!", rief nun Aragorn.
Luthanwen nickte und ritt zurück zu dem grossen Haufen Orkleichen. Aragorn, Gimli und Legolas untersuchten ihn, während Luthanwen daneben stehen blieb. Sie hatte keine Hoffnung mehr und wollte nicht die sein, die den anderen die Nachricht vom Tod der Hobbits berichten musste. Plötzlich hörte sie einen Aufschrei von Gimli.
„Da ist einer ihrer Gürtel! Sie sind wohl tot..."
Luthanwen schluckte. Sie machte sich Vorwürfe. Warum hatte sie beim Kampf am Fluss auch nicht besser aufpassen können? Warum war sie danach so unfähig gewesen? Bestimmt hätte es eine Möglichkeit gegeben, mit der sie sich von ihren Ketten hätte befreien können... Legolas trat zu ihr und legte seine Arme um sie. Luthanwen lehnte sich dankbar an. Wie gut es tat, wieder bei ihm zu sein. So konnte sie vergessen...
„Was ist das? Hier lagen die Hobbits, seht! Und ihre Spuren... sie führen weg vom Schlachtfeld! Doch wie ist das möglich?"
Aragorn folgte den Spuren. Sie führten zum Wald.
„Sie sind in den Fangorn hinein gelaufen! Und sie wurden verfolgt! Kommt, lasst uns sehen, wo ihre Spuren weiter hinführen!"
Luthanwen löste sich von Legolas und die beiden gingen Aragorn hinterher, denn Hoffnung machte sich wieder in ihnen breit. Auch Gimli folgte, obwohl es ihm überhaupt nicht zu passen schien, dass nun in den Fangorn gehen sollte. Murrend und eine Hand am Griff seiner Axt betrat er den Wald. Aragorn folgte den Spuren der zwei Hobbits, stutze dann jedoch plötzlich.
„Das sind seltsame Spuren hier... ich werde aus ihnen nicht klug. Die der Hobbits hören hier auf, aber die zwei sind hier nirgends."
„Aragorn? Ich spüre eine Macht, die nicht hierher gehört..."Legolas sah sich besorgt um.
„Der weisse Zauberer ist hier..."
„Zieht eure Waffen! Lasst ihn nicht sprechen!"
Aragorn zog sein Schwert, Luthanwen tat es ihm gleich. Legolas machte seinen Bogen bereit und Gimli packte seine Axt. Wie auf Kommando wirbelten die vier nun herum und wollten angreifen, doch Legolas Pfeil zerbarst und Gimli, Luthanwen und Aragorn fielen ihre Waffen aus den Händen. Sie standen wie versteinert da, geblendet von einem hellen Licht. Luthanwen wunderte sich. Das hier konnte nicht Saruman sein. Dessen Licht würde nie wieder so hell erstrahlen können, er war zu tief gesunken.
„Ihr seid nicht Saruman, denn sein Licht wäre nicht so hell. Doch wer seid Ihr dann?"
Ihre Stimme zitterte. Ein leises Lachen war zu hören und das Licht verschwand.
„Recht hast du, Luthanwen. Nein, ich bin nicht Saruman."
Luthanwen sank auf die Knie. Kein Laut kam über ihre Lippen. Das konnte nicht sein!
„Gandalf?"Aragorns Stimme zitterte genauso wie zuvor Luthanwens.
„Ja, so nannte man mich, Gandalf der Graue. Doch nun bin ich Gandalf der Weisse. Durch Feuer und Tod ging ich, um hier und jetzt wieder zu euch zu stossen und meine Aufgabe zu vollenden."
„Adar..."
Luthanwens Stimme war nur ein Flüstern, doch Gandalf hörte es.
„[Steh auf, meine Tochter.]"
„[Galadriel... sie hatte recht... ich habe nie an ihre Worte geglaubt, doch jetzt... wie kann das sein?]"
Luthanwen war aufgestanden und sah nun fragend in Gandalfs Gesicht.
„Das ist eine lange Geschichte... lasst mich nur soviel sagen: ich besiegte nach einem langen und harten Kampf das Balrog. Dem Tode nah, wurde ich von Gwaihir, dem Fürst der Adler, gerettet und nach Lorien zu Galadriel gebracht. Ich traf dort das erste Mal seit langem deine Mutter, denn es verlangte mich, mit ihr zu reden", sagte er zu Luthanwen gewandt. „Sie ist noch immer so, wie sie es war, als wir uns kennen lernten... doch nun genug des Erzählens. Ihr seid auf der Suche nach Merry und Pippin, doch ist eure Suche vergebens."
„Wo sind sie?"
„Sie sind hier gewesen, und es geht ihnen gut. Sie sind in Sicherheit. Wir müssen jetzt nach Edoras, denn ihr müsst eure Pferde zurückbringen... und ich habe dort noch eine Aufgabe."
Gandalf ging zum Waldrand zurück, die anderen hinter ihm. Als sie wieder auf dem Schlachtfeld standen, stiess er einen seltsamen Pfiff aus. Von der Ebene kam ein wunderschönes Pferd angaloppiert. Sein Fell war schneeweiss, sein Mähne, die hinter ihm herflatterte ebenfalls. Noch nie hatte Luthanwen ein solches Pferd gesehen. So schnell wie der Wind, so schien es ihr, kam das Tier auf sie zu, seine Hufe schienen den Boden kaum zu berühren.
„Ein Meara!"entfuhr es Legolas.
Gandalf nickte und schwang sich auf den Rücken des Hengstes.
„Dies ist Schattenfell, der Fürst aller Pferde."
Er ritt los, die anderen folgten ihm. Luthanwen konnte ihre Augen noch immer nicht von dem wunderschönen Tier abwenden, bis sie neben sich ein Lachen vernahm.
„Luna? Wenn ich du wäre würde ich meine Augen wieder einsetzen! Du wirst sie noch brauchen."
Sie funkelte Aragorn böse an und sah sich nun die Landschaft an. Weite Wiesen, nichts rührte sich ausser dem Gras, das von einem leichten Wind bewegt wurde. Sie erschauderte. Warum war dieses Land so still? Leben gehörte in diese Landschaft, grasende Pferdeherden und das Lachen von spielenden Kindern. Doch über Rohan lag die Hand Sarumans, Dunkelheit zog herauf. So in Gedanken versunken bemerkte Luthanwen nicht, dass sie bereits Edoras erreicht hatten.
„Erwartet nicht, dass wir hier willkommen sind!", sprach Gandalf. „Sarumans Einfluss auf König Théoden ist gross. Hütet euch vor seinem Diener Schlangenzunge!"
Sie nickten und folgten Gandalf vor das Tor der Stadt. Doch wurden sie nicht eingelassen, sondern von einer grimmig aussehenden Wache aufgehalten.
„Wer seid Ihr und was ist Euer Begehr?", fragte der Hauptmann an Gandalf gewandt.
„Meinen Namen solltet Ihr kennen, Wachhauptmann. Mit mir reisen Lady Luthanwen, Aragorn, Arathorns Sohn, Legolas der Elb und Gimli der Zwerg. Wir möchten den König sprechen."
Misstrauische Blicke streiften die vier, doch schliesslich nickte der Mann.
„Eure Bitte sei Euch gewährt. Folgt mir!"
Sie wurden durch die Stadt geführt, und neugierige Blicke folgten ihnen. Vor der goldenen Halle verabschiedete der Wächter sich. Sie stiegen von ihren Pferden und traten vors Tor. Ein stämmiger Mann kam ihnen entgegen.
„Seid gegrüsst, Fremde! Mein Name ist Hama, Türhüter der goldenen Halle. Bevor ihr die Halle betritt müsst ihr eure Waffen ablegen."
Luthanwen verzog das Gesicht, schnallte jedoch ihr Schwert ab, als sie Gandalfs Blick sah. Zudem nahm sie sämtliche Dolche aus ihrer Kleidung. Legolas legte seinen Bogen, seinen Köcher und sein Messer ab, Gimli seine Äxte. Aragorn schien sich aber nicht von seinem Schwert trennen zu wollen. Luthanwen seufzte. Männer! Sie trat hinter ihn und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Er schüttelte leicht den Kopf und schnallte zögernd sein Schwert ab. Nun unbewaffnet wollten sie eintreten, doch noch immer wurden sie zurückgehalten.
„Euren Stock, Mithrandir!"
Gandalf sah den Mann verwundert und ein wenig erbost an.
„Wie? Ihr wollt mir doch nicht meine Stütze nehmen, oder? Ich bin ein alter Mann und auf meinen Stock angewiesen."
Luthanwen lächelte verstohlen. Alter Mann? Auf seinen Stock angewiesen? Alle, nur nicht Gandalf!
„Nun... dann tretet ein", sprach Hama und öffnete das Tor. Luthanwen bot Gandalf ihren Arm an. Er nahm ihn bereitwillig und stützte sich auf seine Tochter, als wäre er tatsächlich so gebrechlich, wie er gesagt hatte. Die anderen drei folgten ihnen, ein Lächeln über Gandalfs Spiel auf dem Gesicht.
Die Halle war von Fackeln erleuchtet, und im flackernden Licht konnte man reich verzierte Säulen sehen. Am anderen Ende der Halle stand ein Thron. Darauf sass ein alter Mann mit strähnigem weissem Haar und Bart, kraftlos und von Sorgen gebeugt. Neben ihm stand ein Mann mit bleichem Gesicht und geheimnisvoll funkelnden Augen. Dies musste Grima Schlangenzunge sein, der „Ratgeber"König Théodens. Er trat vor und sprach Gandalf an.
„Welch schlechte Nachricht bringst du wieder, Gandalf Sturmkrähe? Du bist hier nicht mehr willkommen, denn nie brachtest du Gutes. Immer batest du um Hilfe, und bereitwillig gaben wir sie dir. Doch nie hast du uns etwas zurückgegeben. Auch diesmal, scheint mir, bringst du keine Hilfe gegen den erwachenden Schatten im Osten, ich sehe nur in grau gekleidete Bettler bei dir!"
„Schweig, Schlangenzunge! Hat man dir die Namen meiner Begleiter nicht genannt? Selten sah Edoras derart edle Besucher!"
„Edel? In Lumpen gehüllt, dreckig und erschöpft?"
„Sprecht nicht von Dingen, von denen Ihr nichts wisst!", fuhr Luthanwen Grima an.
„Wer ist dieses Weib, das es wagt, mich zurechtzuweisen? Wohl die Liebhaberin einer dieser Männer hier. Meine Herren", wandte er sich an die anderen, „gewiss, sie mag schön sein, doch hat sie ein sehr vorlautes Mundwerk. Ich als ihr Gebieter würde sie, nun... etwas züchtigen..."
Luthanwens Augen funkelten gefährlich, und auch Aragorn, Gimli und Legolas schienen wütend zu sein. Luthanwen bemühte sich um Fassung. Mit gefährlich leiser Stimme sprach sie:
„Niemand ist mein Gebieter, denn bin ich genauso frei wie alle andern hier, freier als selbst Ihr, denn wenn ich mich nicht täusche, Grima Schlangenzunge, so steht Ihr unter Sarumans Befehl. Und Sarumans Diener sind nicht frei, weniger selbst als Mordors Orks."
Gandalf nahm nun das Wort wieder an sich.
„Lass dich nicht von dieser Schlange beschimpfen, Luthanwen, denn nichts als Lüge kommt über seine Lippen. Grima, du wirst nun schweigen, denn mich verlangt es nicht nach einem Gespräch mit einem Diener Sarumans, nur mit dem König will ich reden. So tritt zur Seite!"
„Keine Befehle nehme ich von dir entgegen, Gandalf der Graue. Du hast in Théodens Hallen nichts zu sagen!"
„Nicht länger bin ich Gandalf der Graue. Weiss ist nun meine Farbe, und nicht länger die deines wahren Herrn! Nun schweig still!"
Gandalf warf den grauen Umhang ab, den er um seine Schultern gelegt hatte, und offenbarte sein weisses Gewand. Grima stiess einen zischenden Laut aus, war dann aber still. Gandalf wandte sich dem König zu.
„Théoden! Zu lange schon steht Ihr unter dem Einfluss Sarumans! Befreit Euch davon, die Mark braucht ihren König! Saruman plant die Übernahme, und das Land der Pferdeherren wird fallen, wenn Ihr nichts unternehmt!"
Théoden erhob sich und die Müdigkeit und das Alter schienen von ihm abzufallen. In seiner Stimme schwang jedoch Hoffnungslosigkeit mit, als er Gandalf fragte:
„Sag, Mithrandir, was soll ich tun? Die Mark ist schwach, und mein Haus geht seinem Ende entgegen. Keine Hoffnung ist mehr in Rohan zu finden."
„Wo die Sonne scheint gibt es immer noch Hoffnung, Théoden, König. Geht nach draussen und seht über Euer Land. Ihr werdet Hoffnung finden, glaubt mir."
Théoden trat mit erst unsicheren, dann aber immer kräftigeren Schritten vor die goldene Halle. Der Wind zerzauste sein langes, weisses Haar, doch schien er nun sehr königlich. So stand er und betrachtete sein Land. Luthanwen sah, wie eine weiss gekleidete Frau ebenfalls hinzukam. Sie war schön und schien ebenso königlich wie Théoden, doch konnte sie nicht seine Tochter sein, denn soweit Luthanwen wusste, hatte der König nur einen Sohn.
Irgendwie erinnerte die junge Frau an Eomer. Luthanwen drehte sich wieder zu Théoden um, als sie seine Stimme vernahm.
„Wo ist mein Schwert?"
„Hier, mein Gebieter", erklang nun Hamas Stimme.
Der Türhüter war ebenfalls hinzugetreten und reichte Théoden nun ein Schwert. Dieser zog es und seine Worte erschallten über Edoras.
„Rüstet zum Kampfe, ihr Reiter von Rohan! Es gilt, die Mark zu retten!"
Gandalf lächelte.
„Nun, seht Ihr? Noch gibt es Hoffnung, Théoden, und diese wird nicht verblassen, solange Rohans Banner im Winde weht und die Hufe seiner Rösser über die Ebene donnern."
