Sobald er am nächsten Morgen wach war und auch das geschäftige Treiben der Hauselfen auf dem Gang vernehmen konnte, eilte Draco in das Zimmer seines Freundes Goyle. Seine Tür war nicht mehr abgeschlossen gewesen, was nur bedeuten konnte, dass Lucius eben falls schon auf war.

Gregory lag mir ausgebreiteten Armen auf dem Rücken, den Mund weit offen. Neben ihn zusammengerollt und seinen Daumen lutschend, lag Crabbe.

Der Slytherin holte seinen Zauberstab unter dem Umhang hervor und zauberte eine kleine Wolke über das Bett. Je länger er die kreisenden Bewegungen damit vollführte, umso dunkler wurde diese. Als er mit dem Ergebnis zufrieden war, steckte er seinen Zauberstab in die Robe zurück und wartete ab. Es brodelte und kleine Blitze schossen hervor. Einer traf Crabbe direkt an seinem Hinterteil, doch mehr als mit der Hand danach zu schlagen war nicht. Erst als sich die Wolke öffnete, in ein tiefes Donnern zu den Blitzen verfiel, wachten sie auf. Pitschnass durch den Regen, der auf sie hernieder prasselte. Dümmlich blickten die beiden nach oben, bis sie endlich Draco entdeckten.

„Wo ist mein Buch, Goyle?"fragte dieser.

Der größere der beiden Jungen kletterte aus dem Bett. Da war es ihm sowieso zu ungemütlich geworden. „Ich habe es zwischen meinen Schulbüchern versteckt."Er ging zu dem Schreibtisch, auf dem allerhand Bücher und Schriftrollen lagen.

Verwundert sah ihn Malfoy an. „Du hast deine Schulbücher dabei?"

„Ja, meine Mutter meinte, es wird Zeit, dass ich mal etwas mehr tue."

Draco zog nur die Augenbrauen an, aber sagte nichts mehr dazu. Vielleicht hatte Goyle ja Glück und es brachte ihm etwas. Wobei in seinem Kopf außer Essen und Muskeln nun wirklich nicht viel drinnen war, was sich etwas merken konnte.

Das kleine, blaue Lederbuch wieder in seinen Händen haltend, setzte er sich an den Schreibtisch und begann darin zu blättern. Es dauerte nicht lange, um zu wissen, dass es sich hierbei wohl um die Entschlüsselungstabelle für die seltsamen Symbole unterhalb der Residenz, handelte.

Crabbe hatte sich in den Kopf gesetzt, die Wolke wieder verschwinden zu lassen, jedoch nur mit mässigem Erfolg. Gerade als Schneeflocken begannen zu ihm herüber zu wehen, entschied Draco, dass es Zeit war, dieses Zimmer wieder zu verlassen. Sobald er die Tür aufmachte, sah er nur noch ein schwarzes Knäul mit lautem Gepolter die Treppe hinunterstürzen.

Das Buch im Umhang versteckend, eilte er zu dem nächsten Geländer und sah hinunter, wer da so unglücklich gestürzt war. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Total verdrehte, kroch eine wohlbekannte Person unter ihrem eigenen Umhang hervor. Lord Voldemort hatte sich eine große Beule bei seinem Sturz zugezogen, die bereits zu wachsen begann. Dann spielen wir doch mal den guten kleinen Todesser, dachte sich der Slytherin und eilte hinunter.

„Lasst mich euch helfen, Herr."sagte er und hielt ihm bereits helfend die Hand hin.

Voldemort blinzelte mehrmals ehe er Draco erkannte. „Oh... ach... äh....." Dann griff er einfach nach der Hand des Jungen und stützte sich mit einem Bein soweit auf, dass er wieder stand.

Verwundert blickte er zu der Treppe zurück und dann auf den Saum seines Umhanges, der schien, als sei er länger. „Äh, ich weiß gar nicht wie das passieren konnte. Diese Treppe ist doch nicht verhext?"

Draco schüttelte den Kopf.

„Warum bin ich dann gefall.... oh, sag mal Junge, bin ich geschrumpft seit gestern?"blickte er ihm jetzt in die Augen. Wie einen Rock hielt er den Stoff seines Umhanges höher, bis er endlich seine Füße darunter erkennen konnte.

„Nein."sagte Draco, denn er hatte des Rätsels Lösung soeben entdeckt. „Ihr tragt einen von Snapes Umhängen, Sir."

„Sev..."Der Slytherin zeigte auf das Innenfutter und Voldemort begann sofort die Robe auszuziehen. Sobald er das Innenfutter genauer gemustert hatte, sah er auch schon, dass dort beim Etikett Severus Snape eingenäht war. „Tatsächlich. Wie komme ich denn dazu?"

„Herr!"eilte Lucius herbei. „Ich hörte einen schrecklichen Krach."Sein strenger Blick wanderte zu dem Slytherin, es schien als hätte er seinen Sohn mit dem Unfall des dunklen Lordes in Verdachte. Wäre schließlich nicht das erste Mal, wenn man bedachte, wer für die verhexte Hauselfe, die ihn am Vorabend in eine Falle befördert hatte, dachte.

„Weißt du warum ich Severus Umhang trage?"fragte Voldemort an seinen Anhänger gewandt.

„Bitte verzeiht, Herr, aber wir mussten euch euren alten abstreifen und den Hauselfen zur Reinigung geben."

Aus zusammengekniffenen Augen musterte der Dunkle Lord Malfoy. „Warum denn das? Ich ... äh... sag mal, was habe ich gestern eigentlich gemacht?"Doch bevor der Mann mit dem geneigten Haupt ihm gegenüber antworten konnte, verfiel er selbst in einen Gedankenrückblick. „Ich war doch hierher gekommen um zu erfahren, warum ihr bei dem Treffen nicht dabei gewesen seid, dann bin ich tief gefallen.... und dann.... hm... irgendwas rotes. Oh... könnte es sein, dass ich ein wenig zu viel getrunken habe?"forschend sah er die beiden Malfoys an.

„Nur ein paar Tropfen, Herr."antwortete Lucius sehr darauf bedacht, was er da von sich gab.

„Ihr habt den gesamten Raum vollgeko...."grummelte Snape, der soeben ankam, aber konnte den Satz nicht zu Ende sprechen, da Dracos Vater sofort zu ihm gesprungen kann und ihm den Mund zuhielt.

„Der Blutwein der Vampire bekam euch nicht, wir haben euch dann in eines der Gästezimmer gebracht. Bitte kommt, ich bin sicher eure Robe wird bald sauber sein, wenn nicht, werde ich euch die verantwortlichen Hauselfen zur Bestrafung überlassen. Wir sollten etwas essen, der Tisch ist bereits gedeckt."Noch immer Snape den Mund zuhaltend stieß er dessen Kopf nach vorn, damit auch dieser sich wie Lucius verbeugte.

Draco stand wie ein neutraler Beobachter daneben. Auch er verbeugte sich jedesmal, wenn sein Vater es tat, doch entweder sah es Voldemort nicht oder er war mit seiner fehlenden Erinnerung noch so beschäftigt, dass er es gar nicht sehen konnte.

„Frühstück? Aber das ist doch mal ein Wort! Los kommt, gehen wir essen!" sagte Voldemort fröhlich, drehte sich herum und fiel polternd den nächsten Treppenabsatz hinunter, weil er vergessen hatte, auf seine geliehene Robe zu achten.

Mit schreck geweiteten Augen blickten die Anwesenden dem Sturz zu. „Der Kerl ist zu blöd zum laufen!"knurrte Snape und erntete dafür von Lucius einen harten Schlag gegen den Oberarm.

„Versuchen wir ihn heil zum Frühstück zu bringen. Kommt mit!"Draco wurde von seinem Vater unsanft am Kragen seines Umhanges mit sich gezogen.

Voldemort, bereits wieder auf den Beinen, war im Begriff den nächsten Treppenabsatz in Angriff zu nehmen als Professor Snape neben ihm erschien. „Warum lassen sie mich euch nicht hinunter geleiten, Herr?"presste er zwischen den Zähnen hindurch. Er versuchte einen unterwürfigen Ton anzuschlagen, doch das Gegenteil kam dabei raus. Verblendet von seiner Großartigkeit überhörte der dunkle Lord dies und ließ sich helfen.

Narcissa hatte dafür gesorgt, dass im Garten der Frühstückstisch aufgedeckt wurde. Als die vier hinaustraten, blinzelten alle gegen das helle Sonnenlicht. Im Haus selber war alles ziemlich finster. Die Fackeln allein sorgten immer nur für dämmriges Licht, dagegen herrschte draußen eine fast schon gleißende Helligkeit.

„Also nein, so geht das doch nicht. Ich kann mich hier nicht in die Sonne setzen wie so ein guter König. Wie sieht das denn aus? Was sollen meine Anhänger von mir denken, wenn ich mich hier zu euch setze und fröhlich mein Morgenmahl einnehme?"

„Würde es dem dunklen Lord besser gefallen im Haus speisen zu können?" fragte Narcissa und verbeugte sich dabei. Hinter ihr huschten noch vereinzelt einige Hauselfen mit Tellern und Schalen in den Händen vorbei. Sie war völlig von Voldemort überrascht gewesen, hatte sie doch nicht damit gerechnet ihn jetzt schon wieder hier anzutreffen. Sollten ihr Mann und seine Freunde mal so betrunken sein, dann kamen sie nie vor dem Mittag aus dem Bett.

„Da muss ich mich erst umsehen."Sofort drehte sich Voldmort herum und ging wieder ins Haus zurück. Snape hatte keine Lust mehr und ließ sich in einen der weißen Stühle sinken. Er passte mit seinem, wie vor Ekel verzogenen Gesicht und den schwarzen Sachen genauso wenig her, wie der dunkle Lord, nur er hatte keine Scheu sich in die morgendliche Sonne zu setzen. Gelangweilt fischte er sich einige Weintrauben aus einer nahe liegenden Schale. Die Malfoys indessen folgten Voldemort, der soeben mit Mr Crabbe zusammengestoßen war und erneut auf dem Boden lag.

„Verzeiht, Herr."sagte die zitternde Stimme von Crabbes Vater. Sein Sohn indessen versuchte sich hinter einer Rüstung zu verstecken, die in einer Ecke stand, jedoch mit mäßigem Erfolg.

Voldemort winkte die helfende Hand hinfort. „Lass nur, lass nur, ich komm schon hoch."Sobald er wieder stand, rieb er sich den Umhang glatt und ließ die Crabbes stehen. Er musste schließlich einen geeigneten Raum für sein Frühstück finden.

„Dieses Haus gehört wirklich dir, Lucius?"fragte Voldemort nachdem er den siebten Raum als ungeeignet verließ.

„Ja, Herr, es ist ein Erbstück."

„Es ist groß."Der dunkle Lord blieb mitten in der Galerie stehen. „Du hast nicht vielleicht vor es mir als neuen Herrschaftssitz zu überlassen?"

„Herr?"fragte blickte ihn das Familienoberhaupt der Malfoys an.

„Ach, lass nur, ich finde vielleicht doch etwas besseres. Müsste nur soviel putzen. Bin da doch eine absolute...."Er räusperte sich, da er bemerkt hatte, was er da eigentlich erzählte und drehte sich im Kreis. „Hm...."Als sein Blick auf die große Treppe in den nächsten Stock fiel, hielt er inne. „Ich habe einen geeigneten Platz gefunden."

Bevor er aber dort ankam, stolperte er auf der ersten Stufe und fiel hart mit dem Kinn auf die Treppen. Sofort war Narcissa bei ihm und tupfte mit einem weißen Tuch das Blut von seiner Lippe. Er hatte sich auf die Zunge gebissen. „Ich möchte einen Tisch dort oben haben. Hier habe ich alles im Blickfeld."befahl er.

„Ich werde alles für sie herrichten lassen."nickte Lucius und eilte bereits auf der Suche nach seinen Hauselfen davon. Keine zehn Minuten später saß Lord Voldemort speisend am oberen Treppenabsatz der Galerie mit Blick auf das Eingangstor. Der Rest machte es sich im Garten bequem und hoffte von dem Besuch bald wieder erlöst zu werden. Es war eines, einem Zauberer zu folgen und etwas anderes ihn bei sich im Haus zu haben. Draco hatte über die ganze Aufregung des Morgens hinweg sein Buch vergessen und seine beiden Freunde das Essen. Zu groß war ihre Angst vor dem dunklen Lord, als dass sie in Ruhe sich ihr Frühstück schmecken lassen könnten.

Ängstlich huschten von einigen Anwesenden die Augen immer wieder zum Haus zurück. Er könnte schließlich dort stehen und sie beobachten. Der einzige, der sich überhaupt nicht gestört fühlte war Snape. In Ruhe ließ er sich das Essen schmecken und schaufelte sich eine doppelte Portion Rühreier auf seinen Teller.

To be continued...