Disclaimer: alles gehört Tolkien, New Line Cinema und Tolkiens Familie, mir gar nichts und ich verdiene kein Geld mit der Story...

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Kapitel 16

Tod, Tränen und zwei kleinwüchsige Türhüter

Aragorn schwieg, während Gandalf ihn erwartungsvoll ansah. Gimli, der nebenan gestanden war, nahm schliesslich das Wort.

„Nun, ähm, Gandalf, sie ist... sie liegt im sterben..."

Gandalf wurde blass.

„Im sterben? Wie kann das sein?"

„Frag Legolas, er hat's gesehen... aber ich bin mir nicht sicher, ob er dir Antwort geben wird..."

Gandalf hörte Gimlis Antwort schon nicht mehr, denn er war in Richtung Burg davongeritten.

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Luthanwen lag noch immer in Legolas' Armen, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde. Gandalf stand dort, und das Erstaunen war ihm ins Gesicht geschrieben.

„Was... Aragorn sagte mir, du lägest im sterben... doch anscheinend hat er sich getäuscht..."

Hinter Gandalf traten nun auch Gimli und Aragorn ins Zimmer, und beide waren genauso überrascht wie Gandalf.

„Wie ist das möglich?", fragte Aragorn.

„Ich lag tatsächlich im sterben, ich wandelte im Land zwischen Leben und Tod. Ich entkam jedoch der Dunkelheit, denn mein Leben ist noch nicht fertig gelebt."

Alle sahen sie ungläubig an, nur Legolas lächelte leicht. Er konnte noch immer nicht fassen, dass sie noch lebte.

„Du standest zwischen leben und Tod?", fragte Gandalf verwundert.

„Ja, und ich sah Bilder... hörte ein Lied..."

„Erinnerst du dich an den Inhalt?"

„Es war eine fremdartige Sprache, ich verstand sie zwar, doch weiss ich nur noch die ersten Zeilen: Der Vorhang fällt, mein Leben ist zuende, nichts, das mich mehr hier hält..."

„Seltsam...", murmelte Gandalf.

„Was?"

„Ach, nichts. Ich würde mich gerne ein wenig erholen, doch noch gibt es zu tun... ich muss zu Saruman."

Luthanwen zuckte bei diesem Namen zusammen. Legolas schloss seine Arme etwas fester um sie und flüsterte ihr leise ins Ohr:

„Sorge dich nicht! Gandalf wird ihn unschädlich machen, glaub mir..."

Luthanwen nickte. Gandalf sah sie einen Moment fragen an, sprach seine Frage jedoch nicht aus.

„Ich wäre froh, könntet ihr mich zum Orthanc begleiten. Aber natürlich ist es euch freigestellt, wenn ihr wollt, so könnt ihr gleich zurück nach Edoras reiten."

„Ich komme mit", kam es von Aragorn.

„Ich auch", sagte Gimli.

„Nun... ich werde dich auch begleiten, Adar."

Luthanwens Stimme war fest, doch innerlich zitterte sie. Legolas sagte ebenfalls, dass er Gandalf begleiten würde. Dieser nickte zufrieden.

„Gut, dann reiten wir am besten gleich los. Théoden will uns ebenfalls begleiten."

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Luthanwen staunte nicht schlecht, als sie Isengard entdeckte. Es stand unter Wasser, nichts war mehr so, wie Luthanwen es in Erinnerung hatte. Im Wasser wateten Bäume umher. Nein, Stopp,

Luthanwen du Huhn! Das sind Ents, keine Bäume! Wenn die deine Gedanken hören könnten, würden sie wohl denken, du hättest bei Mithron nichts gelernt...

Luthanwen schüttelte über sich selbst den Kopf. Ents mit Bäumen zu verwechseln... ihre Aufmerksamkeit wurde jetzt jedoch von etwas anderem beansprucht. Da sassen doch tatsächlich Merry und Pippin vor dem Eingang des Turmes, beide quietschvergnügt und Pfeife rauchend, neben sich lecker aussehendes Brot. Merry sprang auf, als die Gruppe von Reitern bei ihnen angelangt war. Als hätte er seine Gefährten nicht erkannt, verbeugte er sich vor Théoden.

„Seid gegrüsst, mein Herr, und willkommen in Isengard! Mein Name ist Meriadoc, Saradocs Sohn, und dies", er deutete auf den dösenden Pippin, „ist Peregrin, Paladins Sohn. Von hoch aus dem Norden kommen wir und wurden hier von Baumbart, dem neuen Verwalter Isengards, zu Türhütern gemacht. Wenn Ihr Herrn Saruman zu sprechen wünscht, der ist leider momentan nicht abkömmlich. Er befindet sich in einer wichtigen Besprechung mit einem Herrn Schlangenzunge."

Luthanwen lächelte. Der Hobbit benahm sich, als sei er ein vornehmer Höfling und befände sich in einem prunkvollen Palast. Gandalf lachte und fragte:

„Nun, Herr Merry, mich verlangt es eher nach einem Gespräch mit Baumbart. Sag, wo finde ich ihn?"

„Er ist da drüben, einige andere Ents werden auch bei ihm sein... ach, und da fällt mir ein, er sagte uns, wir sollten Meister Gandalf und König Théoden bitten, sich zu ihm zu begeben. Er will mit euch sprechen."

Théoden und Gandalf machten sich auf, nach Baumbart zu suchen, während sich Gimli nun bedrohlich vor den beiden Hobbits aufbaute.

„So, nun sitzt ihr hier, raucht Pfeife und habt leckeres Essen um euch, und tut so, als ob ihr eure Freunde nicht mehr kennen würdet! Erzählt uns, wie ihr hierher gekommen seid!"

„Nur immer mit der Ruhe, Herr Zwerg! Natürlich kennen wir euch noch, es war nur unser Befehl, dass wir erst Théoden und Gandalf begrüssen sollten. Doch sagt, wollt ihr etwas essen? Wir haben 'ne Menge Essbares gefunden... Sarumans menschliche Wachen haben gut gelebt!"

„Aber immer!", rief Gimli.

Luthanwen musste sich nun ernsthaft ein Lachen verkneifen, denn Gimli hörte sich an wie ein Hobbit. Sie erntete für ihr unterdrücktes Prusten einen bösen Blick vom Zwergen.

„Ich hab eine Schlacht hinter mir, da darf man wohl als Zwerg noch hungrig sein! Ich weiss nicht, wie ihr Menschen und Elben das habt, aber mein Magen knurrt. Also, du brauchst ja nichts zu essen, aber lass mich in Ruhe!"

Luthanwens gute Laune verschwand schlagartig, als Gimli Elben erwähnte. Haldir! Sie hatte noch nicht herausgefunden, ob das, was sie gesehen hatte, der Wahrheit entsprach. Sie waren sofort abgereist, und Luthanwen hatte ihren Freund nicht wiedergesehen. So wandte sie sich an Aragorn.

„Hast du kurz Zeit? Ich hab da eine Frage..."

Aragorn nickte und entfernte sich zusammen mit Luthanwen von den anderen.

„Was ist?"

„Ich habe viele Bilder gesehen, während ich zwischen Leben und Tod schwebte. Eines davon zeigte mir, wie Haldir starb... sag, ist es wahr?"

Aragorn nickte betrübt.

„Ja, leider. Er war nur einen kleinen Moment unaufmerksam, doch das kostete ihn sein Leben..."

Luthanwen kämpfte mit den Tränen. Sie hatte sosehr gehofft, dass sie nur eine Möglichkeit der Zukunft gesehen hatte... doch anscheinend hatte sich diesmal ihre Vision bewahrheitet, im Gegensatz zu der von der Gefangenschaft im Orthanc.

„Es tut mir leid..."

„Lass nur... ich muss damit leben, genau wie alle anderen. Lass uns zu den anderen gehen, es bringt nichts, wenn wir uns grämen. Der Höhepunkt des Ringkrieges ist noch lange nicht erreicht, noch dürfen wir nicht trauern. Doch die Zeit wird kommen, wenn noch viele andere gestorben sind."

Aragorn nickte und folgte Luthanwen zurück zu den anderen, die mittlerweile in ein lebhaftes Gespräch verwickelt waren. Die Hobbits erzählten von ihrer Gefangennahme und was danach geschehen war.

„Am Fangorn wurden wir abgesetzt, ziemlich unsanft, wie mir schien. Luthanwen war nicht ansprechbar und so krochen Merry und ich alleine fort."

Pippin warf einen schuldbewussten Blick zu Luthanwen. Diese zwang sich zu einem Lächeln.

„Es ist mir ja nichts geschehen..."

Beide Hobbits atmeten auf. Anscheinend hatten sie sich grosse Vorwürfe gemacht, weil sie Luthanwen alleine gelassen hatten. Pippin erzählte sichtlich beruhigt weiter.

„Wir sind auf dem Schlachtfeld herumgekrochen, bis ich mir die Fesseln an einem Schwert zerschneiden konnte. Dann befreite ich auch Merry und es gelang uns, zum Wald zu kommen. Allerdings hatte eine dieser Bestien bemerkt, dass wir entkommen waren, und ist uns gefolgt. Wir kletterten auf einen Baum, in der Hoffnung, dass er uns dort nicht finden würde... nur war das gar kein Baum, sondern Baumbart. Er zertrat den Ork und nahm uns mit zu seinem Haus. Am nächsten Tag war ein Entting. Die Ents diskutierten über das, was sie tun wollten, was entsetzlich lange ging. Ihr müsst wissen, Ents sind sehr langsam, sie mögen keine Hastigkeit... nun ja, irgendwann kamen sie dann zu dem Entschluss, dass dieser Krieg auch sie etwas angeht, und so sind wir nach Isengard gezogen. Kaum waren wir da kam auch schon Gandalf angeritten und bat Baumbart um Hilfe für Rohan. Er nahm schliesslich einige Huorns mit nach Helms Klamm, aber die habt ihr ja schon gesehen. Ja, und wir wurden eben mit dem Hüten der Tür beauftragt. Aber was ist euch geschehen?"

Aragorn übernahm das weitere Erzählen.

„Wir haben Boromir nach seinem Tod dem Wasser übergeben und sind euch dann gefolgt. Lange rannten wir, bis wir auf Eomer und seine Reiter stiessen. Luthanwen war bei ihm, und wir wissen noch immer nicht, wieso... Eomer gab uns Pferde und wir ritten zum Schlachtfeld. Wir glaubten euch schon tot, als ich eure Spuren entdeckte. Im Wald trafen wir auf Gandalf, den wir zuerst aber nicht erkannten. Wir griffen ihn an und entdeckten erst spät unseren Irrtum. Darauf ritt er mit uns nach Edoras, wo er Théoden von Sarumans Einfluss befreite. Wir machten uns zusammen mit Rohans Volk auf nach Helms Klamm, wo wir in der Schlacht beinahe Luthanwen verloren... und dann kamen wir hierher."

Die Hobbits sahen Luthanwen ungläubig an.

„Was ist denn passiert?", fragten sie beide wie aus einem Mund.

Luthanwen seufzte.

„Ich will euch lieber alles erzählen. Nachdem wir gefangen worden waren hatte ich eine kleine gedankliche Auseinandersetzung mit Saruman. Er wollte mir wieder einmal meine Magie nehmen, doch bin ich nun besser gewappnet. Es gelang ihm nicht,. er musste aufgeben, war sich jedoch sicher, dass er mich in Isengard sehen würde. Ich war erschöpft, denn war es sehr schwer gewesen, mich von Saruman zu befreien. Am Fangorn lud mich mein Träger ziemlich unsanft ab, so dass ich mit dem Kopf auf einen Stein traf und bewusstlos wurde. Dies wiederum hat Saruman ausgenützt. Ich konnte mich nicht mehr wehren, und er hatte mich schon an den Rande des Todes getrieben, als ich von meinen Ketten befreit wurde. Nur durch sie hatte Saruman Macht über mich gehabt, doch war ich wieder frei. Eomer hatte mich gefunden, ich schulde ihm grossen Dank. Er gab mir ein Pferd und liess mich mit sich reiten. Was geschah, nachdem ich wieder zu den anderen gestossen war, wisst ihr ja."

Aragorn sah sie nachdenklich an.

„Wieso sagtest du, dass Saruman ‚wieder einmal' versuchte, dir deine Magie zu nehmen?"

„Ich wurde einst zu seiner Schülerin gemacht... er lehrte mich jedoch nichts, sondern nahm sich meine Magie für seine Zwecke. Ich entkam ihm und suchte Zuflucht in Gondor, wurde jedoch bald gefunden. Meine Mutter hatte nach mir suchen lassen. Sie war sehr wütend auf mich, verstand nicht, warum ich vor Saruman geflohen war, denn er hatte allen irgendeine Geschichte erzählt. Selbst Galadriel hat er so geblendet. Niemand verstand mich, alle hielten mich für verrückt, und meine Mutter wollte mich nicht mehr um sich haben. So schickte sie mich in Mithrons Schule, wo ich blieb, bis sie fand, es wäre nun Zeit zu vergeben. Ich konnte ihr jedoch nicht vergeben, und so blieb ich im Abendrotgebirge..."

Alle sahen sie erschrocken und ungläubig an.

„Warum hast du mir das nicht erzählt?", erklang nun plötzlich Gandalfs Stimme. Er hatte zugehört. Luthanwen drehte sich zu ihm um.

„Verzeih mir, Vater."

„Lass gut sein. Doch sag, gibt es noch etwas über dich, das ich vielleicht wissen sollte?"

„Nein, ich glaube nicht."

„Gut, dann lasst uns Saruman besuchen. Ich muss mich mit ihm unterhalten."