Disclaimer: alles gehört Tolkien, New Line Cinema und Tolkiens Familie, mir gar nichts und ich verdiene kein Geld mit der Story...

A/N: Danke an darklayka&ihre Schwester und JustSarah!

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Kapitel 17

Saruman

Sie stiegen zusammen mit Théoden und Éomer die Treppe zum Turm hinauf. Gandalf klopfte an eine verschlossene Tür.

„Wer ist da?", fragte eine Stimme, die Luthanwen sehr bekannt vorkam.

„Geh und hole deinen Herrn, Schlangenzunge", forderte Gandalf.

Eine Weile lang geschah nichts, doch dann erklang eine sanfte und betörende Stimme.

„Wer wagt es, meine Ruhe zu stören?"

Luthanwen sah nach oben, von wo die Stimme kam. Dort stand Saruman, sein Gesichtsausdruck gutmütig und fast mitleidig. Gekleidet war er in einen Mantel, der in seltsamen, nicht erkennbaren Farben schimmerte.

„Ah, drei von euch kenne ich. Gandalf, der wohl kaum gekommen ist, um sich Hilfe oder Rat zu holen. Théoden, König der Mark, ein alter Freund. Und die kleine Luthanwen. Sag, was suchst du hier, kleines Mädchen? Du hast mich damals sehr enttäuscht, als du fortgelaufen bist..."

Luthanwen knirschte mit den Zähnen. Diese Stimme war einfach zu betörend, sie konnte in den Augen ihrer Freunde sehen, dass sie bereit waren, Sarumans Worten Glauben zu schenken.

„Nicht noch einmal falle ich auf deine Worte herein, Saruman. Du magst auf andere Einfluss haben, doch nicht auf mich..."

„Aber ich bitte dich, als dein Lehrer werde ich doch noch fragen dürfen, was dich hierher führt!"

„Nichts führt mich hierher, ausser der Wunsch, zu sehen, wie du deine Würde verlierst. Welch eine Genugtuung für mich, zu sehen, wie du in Bedrängnis gerätst. Für dich wird dies hier nicht gut ausgehen, egal, ob Sauron gewinnt oder nicht. Du wirst verlieren, Saruman!"

Das Gesicht des Alten verzog sich für einen Augenblick zu einer hässlichen Fratze, wurde dann jedoch sofort wieder zu einem Ausdruck gütiger Nachsichtigkeit. Doch der kurze Moment hatte gereicht, um alle aus ihrer Trance aufwachen zu lassen. Saruman wandte sich nun an Théoden.

„Théoden! Einst waren wir Freunde, doch wurde ein Keil zwischen uns getrieben. Lasst uns wieder Frieden schliessen und die schlimmen Zeiten gemeinsam überstehen!"

Auch Théoden war in den Bann der sanften Stimme gefallen, Luthanwen konnte es deutlich sehen. Auf dem Gesicht des Königs, der vorhin noch so wütend gewesen war, breitete sich Erstaunen aus. Saruman sprach weiter.

„Viele Kriege hat Rohan geführt, und mit vielen Feinden wurde Frieden geschlossen. Lasst es uns eben so halten! Isengard und Rohan werden ein mächtiges Gespann sein!"

Plötzlich war ein Lachen zu hören. Théoden lachte Saruman aus.

„Ja, wir könnten Frieden schliessen, während du noch so mächtig bist, damit du uns Sauron ausliefern und deine Schuld begleichen kannst! Doch bevor du nicht gestürzt bist, wird es keinen Frieden zwischen Isengard und Rohan geben!"

Saruman liess wieder die Maske fallen und brachte sie diesmal nicht mehr so makellos hin. Er wandte sich an Gandalf, denn auch bei Théoden hatte er verloren.

„Gandalf, mein alter Freund! Sag, was hast du in solcher Gesellschaft verloren? Du bist mächtig und stolz, nichts sollte dich bei diesen Leuten halten. Komm zu mir herein, damit wir Rat halten können! Nur wir beide, unter vier Augen. Gemeinsam werden wir Sauron niederwerfen!"

„Nur um an seine Stelle zu treten! Das ist es doch, was du willst, oder? Wenn Sauron wüsste, wie sein kleiner Diener von ihm redet... dein Kopf würde auf der Stelle rollen! Doch was das hereinkommen betrifft... willst nicht du herauskommen? Hier an der frischen Luft redet es sich besser..."

Sarumans Stimme hatte alles Betörende verloren, als er antwortete:

„Herauskommen? Damit du dich ungehindert an meinen Platz setzen kannst? Damit du von hier aus die Herrschaft über Mittelerde antreten kannst? Nein, nicht mit mir, Gandalf! Komm wieder, wenn du klügere Gedanken hast!"

Damit wandte er sich um und wollte zurück in den Turm. Doch Gandalf rief mit gebieterischer Stimme:

„Noch habe ich dich nicht entlassen! Bleib gefälligst hier und lass mich ausreden. Ich gebe dir die Möglichkeit, jetzt Isengard zu verlassen und zu gehen, wohin du willst."

„Vergiss es, Gandalf der Graue! Hier hast du keine Macht!"

„Ich bin nicht mehr Gandalf der Graue. Ich bin Gandalf der Weisse und verstosse dich somit vom weissen Rat. Dein Stab ist zerbrochen!"

Man hörte ein Knacken und ein Stück schwarzes Holz fiel Gandalf vor die Füsse. Saruman schrie auf und taumelte in seinen Turm zurück. Kaum war er im Turm verschwunden kam von oben ein schwarzer Gegenstand geflogen. Er knallte auf ein Geländer, blieb aber heil, während das Holz zerbarst.

„Der ist ganz schön wütend", bemerkte Éomer.

„Das war nicht Saruman, sondern Grima. Er wollte sich wohl verabschieden", meinte Luthanwen und betrachtete das Ding näher. Es war eine Kugel aus schwarzem Kristall. Pippin hob sie auf, doch Gandalf nahm sie ihm sofort weg.

„Das nehme ich an mich, denn es ist bestimmt nichts, was Saruman weggeben wollte!"

Er verstaute die Kugel in seinem Gewand.

„Nun lasst uns gehen. Ich will Baumbart berichten., was geschehen ist."

Er führte sie zu dem Baumhirten, der sich am Tor von Isengard aufhielt.

„Dies sind vier der Gefährten, Baumbart. Aragorn, Arathorns Sohn, Gimli, Gloins Sohn,

Legolas aus dem Düsterwald und Luthanwen, meine Tochter."

Der Ent betrachtete vor allem Legolas und Luthanwen mit grossem Interesse.

„Soso, ein Elb. Lange ist es her, seit ich zum letzten Male einen deines Volkes sah. Doch auch du, Gandalfs Tochter, siehst mir sehr elbisch aus."

„Meine Mutter ist eine Elbin", antwortete Luthanwen respektvoll.

„Ah, barumm, ach so. Doch sag, Gandalf, was ist herausgekommen bei deinem Gespräch?"

„Nichts anderes, als dass ich erwartet hätte. Saruman will nicht aufgeben, wie könnte es auch anders sein. Doch wir müssen nun weiter, mein Freund, und ich muss dir deine Torhüter entführen. Doch du wirst auch ohne sie zurechtkommen, denke ich."

„Oh, sicher werde ich das, doch werde ich sie auch nicht vergessen. Lebt wohl, kleine Freunde! Und seid nicht zu hastig!"

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Die Sonne ging schon unter, als sie wieder aufbrachen. Merry schien sehr müde zu sein, denn bald fragte er:

„Sag, Gandalf, reiten wir heute noch weit?"

„Noch ein paar Stunden, dann werden wir rasten. Morgen werden wir dann zurück nach Helms Klamm und von da aus nach Edoras reiten."

„Sag, wo ist Helms Klamm und wo Edoras? Ich habe keine Ahnung von Rohan..."

„Dann mach dich kundig! Aber nicht bei mir, meine Gedanken sind mit anderem beschäftigt."

Der Hobbit seufzte und hörte mit seiner Fragerei auf. In einem kleinen Tal machten sie schliesslich Halt. Luthanwen war froh darüber, denn auch bei ihr machte sich die Müdigkeit bemerkbar. Seit Tagen hatte sie nicht mehr wirklich geschlafen, abgesehen von dem Traum vom Tod. Aber das war kein erholsamer Schlaf gewesen, überhaupt nicht. müde liess sie sich auf den Boden fallen und nahm dankbar eine Decke, die ihr jemand hinstreckte. Dieser Jemand liess sich nun neben ihr nieder und Luthanwen bemerkte, dass es Legolas war. Er legte seine Arme um sie, was sie sich nur zu gerne gefallen liess. Erschöpft lehnte sie sich an ihn und schlief sofort ein.

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Mitten in der Nacht hörte sie plötzlich einen durchdringenden Schrei. Blitzschnell hatte sie sich aus Legolas' Umarmung befreit und synchron sprangen die beiden auf, die Hände an ihren Waffen. Ein kleiner Menschenauflauf hatte sich etwas abseits vom Lager gebildet. Luthanwen und Legolas gingen hin. In der Mitte lag Pippin vollkommen starr am Boden, neben ihm die Kristallkugel. Gandalf hatte sich über den Hobbit gebeugt und murmelte vor sich hin. Dann bewegte der Hobbit sich ruckartig und öffnete die Augen. Der Pure Schreck war darin zu sehen. Gandalf beachtete dies jedoch gar nicht und fuhr den Hobbit an:

„Was hast du gesehen? Sprich!"

„Da war er... er hat mich verhört...", wimmerte Pippin.

„Was hast du ihm gesagt?"

„Nichts, nichts!"

„Was hat er gesagt?"

„Er hat mich gefragt, wer ich bin... es tat furchtbar weh, ich hab ihm drum gesagt, das ich ein Hobbit bin... und dann hat er gelacht und gesagt, ich solle Saruman ausrichten, dass dieses Schmuckstück nicht für ihn sei und er sofort danach schicken würde..."

Gandalf schwieg und sah den Hobbit lange an. Dann lächelte er.

„Du bist ein Narr, Peregrin Tuk, aber immerhin ein ehrlicher Narr. Nichts schlimmes ist passiert, den Valar sei gedankt!"

„[Was ist geschehen, Vater?]"

„[Pippin hat Saurons Auge gesehen. Dieser Palantir muss wohl die Verbindung zwischen Mordor und Isengard gewesen sein...]"

Luthanwens Augen weiteten sich. Der Palantir von Isengard? Derjenige aus Elendils Schatzkammer? Sie hatte zwar von ihm gehört, doch nie gesehen. Gandalf reichte den Stein Aragorn, der als zukünftiger König Gondors der rechtmässige Besitzer war. Dann pfiff er nach Schattenfell.

„Ich werde sofort vorausreiten und Pippin mit mir nehmen. Nicht noch einmal darf geschehen, was eben geschah."

Damit schnappte er sich Pippin und setzte sich auf den Rücken des weissen Hengstes. Plötzlich verdunkelte ein Schatten den Himmel. Vor Luthanwens Augen begannen schwarze Punkte zu tanzen und wieder wurde sie von einer entsetzlichen Kälte erfasst. Ein Nazgûl! war ihr letzter Gedanke, bevor sie am Boden aufschlug, von Dunkelheit umgeben.

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Die Dunkelheit war schnell verflogen, denn der Nazgûl war gleich darauf verschwunden. Luthanwen erhob sich ächzend. Sie wurde rot, als sie bemerkte, dass sich ein Kreis um sie gebildet hatte, genau wie zuvor um Merry. Sie ärgerte sich über sich selbst. Warum musste sie auch so zimperlich sein, wenn es um die Nazgûl ging? Andere Leute fielen auch nicht gleich in Ohnmacht... klar, die Ringgeister verbreiteten Angst und Schrecken, aber trotzdem. Luthanwens Gesicht glühte. Sie war froh, dass es dunkel war. Sie bemerkte, dass sie noch immer angestarrt wurde.

„Was ist denn?", fragte sie, und es klang gereizter als sie es gewollt hatte. „Mir geht's gut..."

„Seid Ihr Euch da sicher, Mylady?"

Luthanwen seufzte. Man musste ja nicht fragen, von wem das kam.

„Ja, ich bin mir sicher, Éomer. Ihr braucht Euch keine Sorgen um mich zu machen. Mir geht's blendend."

„Aber... warum seid Ihr dann in Ohnmacht gefallen?"

Das war irgendein Soldat.

„Weil mich die Nazgûl eben stärker beeinflussen als andere Leute. Mehr braucht niemand hier zu wissen."

„Wenn das geklärt ist, so sollten wir vielleicht Gandalfs Rat befolgen und sofort aufbrechen", meinte Aragorn und Luthanwen hätte ihm um den Hals fallen können vor lauter Dankbarkeit. Sie hasste es, so ausgefragt zu werden, und das vor so vielen Leuten. Sie ging zu Alagos und sattelte ihn, als sie Schritte hinter sich vernahm.

„Sag, geht es dir wirklich gut?"

Luthanwen verzog das Gesicht. Jetzt fing der auch noch damit an...

„JA! Meine Güte, red ich denn so unverständlich, dass jetzt sogar du mich nicht zu verstehen scheinst?"

Sie drehte sich zu Legolas um. Inzwischen war sie wirklich schlechter Laune.

„Oh, verzeih, ich wusste ja nicht, dass man dich seit neustem nicht einmal mehr was fragen darf!"

Legolas verschwand wieder und Luthanwens Wut war wie weggeblasen.

„Wirklich fantastisch, Luna! Du bringst dich immer in die besten Situationen! Warum kannst du nicht mal den Mund halten?"

So vor sich hinmurmelnd ritt sie zurück nach Helms Klamm.