Disclaimer: alles gehört Tolkien, New Line Cinema und Tolkiens Familie, mir gar nichts und ich verdiene kein Geld mit der Story...

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Kapitel 18

Auf dem Weg

In Helms Klamm wurden sie von Éowyn begrüsst. Luthanwen freute sich zwar, auch wieder einmal ein vernünftiges Wesen um sich zu haben, doch war sie schon wieder schlechter Laune. Diesmal jedoch, weil sie wütend auf sich selbst war. Legolas hatte sie nicht einmal mehr angesehen, also musste sie sich ernsthaft dumm benommen haben. Sie seufzte. Warum konnte sie auch nie still sein? Er hatte es doch nur gut gemeint... allerdings wusste er, dass sie Mitleid hasste... also hätte er sie nicht ansprechen müssen...

„Luthanwen?"

Erschrocken sah sie auf und erblickte die freundlich lächelnde Éowyn.

„Willst du dich ausruhen? Du siehst sehr müde aus..."

„Gerne."

Éowyn zog Luthanwen mit sich in einen kleinen, hellen Raum. Eine bequem aussehende Liege stand darin. Luthanwen seufzte. Sie hätte im Moment überall schlafen können, doch ein weiches Bett war ihr lieber als alles andere. Na gut, nicht lieber als in Legolas' Armen einschlafen zu können, aber...

‚Hör sofort auf, an die dumme Sache zu denken! Er wird sich schon wieder einkriegen!' schalt sie sich.

„Sag, was ist geschehen? Du bist so nachdenklich..."

Wieder riss Éowyns Stimme Luthanwen aus ihren Gedanken.

„Nichts weltbewegendes... ich hab's bloss mal wieder geschafft, jemanden wütend auf mich zu machen..."

„Wer ist dieser jemand?"

„Legolas...", seufzte Luthanwen.

„Was ist geschehen?"

„Pippin hat am Orthanc leider Sarumans Palantir in die Finger bekommen... letzte Nacht hat er hineingesehen und mit Sauron geredet. Der hat gedacht, in Isengard würde jetzt ein hübsches kleines Geschenk auf ihn warten und hat einen fliegenden Nazgûl geschickt... leider bin ich sehr anfällig für die Ringgeister und bin mal wieder in Ohnmacht gefallen. Allerdings nur kurz, aber es hat gereicht, damit sich alle um mich versammeln konnten, also bin ich dementsprechend dumm angesehen worden, als ich wieder aufstand. Ich wurde ausgefragt, was ich aber rein zufällig nicht ausstehen kann. Dann, als ich Alagos satteln wollte, kam Legolas zu mir und fragte, ob es mir gut gehe. Und da hab ich ihm wohl eine zu schroffe Antwort gegeben... jedenfalls hat er mich nachher keines Blickes mehr gewürdigt."

Éowyn setzte sich zu Luthanwen auf die Liege.

„Du magst ihn sehr, was?"

„Mögen? Das ist kein Ausdruck..."

„Sag ihm doch, dass es dir Leid tut..."

„Er war mindestens genauso dumm wie ich. Er weiss, dass ich's nicht ausstehen kann, bemitleidet zu werden, also hatte er mit einer solchen Antwort zu rechnen."

„Du bist seltsam, weisst du das? Erst sagst du, dass es dir Leid tut und dann willst du dich doch nicht entschuldigen..."

„Muss ich ja eigentlich gar nicht. ER war derjenige, der so eingeschnappt reagiert hat..."

Éowyn lächelte.

„Schlaf jetzt. Du bist viel zu müde, um noch was anständiges denken zu können..."

Mit diesen Worten verliess sie das Zimmer, während Luthanwen sich fragte, wie diese Worte wohl gemeint gewesen waren.

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Am nächsten Morgen wurde Luthanwen von einer aufgeregten Éowyn geweckt.

„Luna! Schnell, steh auf! Waldläufer aus dem Norden sind eingetroffen, und mit ihnen Elladan und Elrohir von Bruchtal!"

Luthanwen sah die Schildmaid verwundert an. Waldläufer? Woher kamen denn die? Und wieso?

„Nun mach schon!"

„Wenn du mir was zum anziehen hast, gerne!"

Éowyn legte ein Stoffbündel auf einen Stuhl.

„Du musst leider mit dem Vorlieb nehmen, ich hab keine Hosen und Hemden gefunden, die dir passen würden..."

Luthanwen stand widerwillig auf. Sie hatte noch immer nicht genug geschlafen, aber es musste gehen. Sie hob das Stoffbündel auf und betrachtete es. Es war ein Reitkleid aus hellem Leder. Sie verzog leicht das Gesicht.

„Bist du sicher, dass du nichts anderes hast?"

„Nein, tut mir Leid. Aber ich schätze, du wirst es überleben..."

Luthanwen betrachtete sich in einem Spiegel. Sie musste zugeben, dass es ein hübsches Kleid war, aber... sie zuckte zusammen, als sie ein schmerzhaftes Ziehen an ihrer Kopfhaut verspürte. Éowyn gab sich zwar Mühe, doch war es recht schwierig, Luthanwens dicke schwarze Haare zu bändigen. Schliesslich brachte sie es aber fertig. Ein einfacher Zopf hielt Luthanwens Haare zusammen.

„So, jetzt lass uns gehen. Sie warten bestimmt schon..."

„Auf mich? Wozu das denn?"

Éowyn lachte und zog Luthanwen mit sich. Diese schüttelte den Kopf. Wie ein kleines Mädchen...

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Aller Augen richteten sich auf Luthanwen, als sie eintrat. Drei Luthanwen unbekannte Männer standen bei ihren Gefährten.

„Luthanwen, dies sind Elladan und Elrohir, Söhne Elronds, und dies ist Halbarad, mein Vetter", stellte Aragorn die drei Fremden vor.

„Meine Freunde, dies ist Luthanwen, Gandalfs Tochter."

„Verzeiht mein Verspäten. Ich erhielt gerade eben erst die Nachricht von eurem Kommen", sagte Luthanwen an die Neuankömmlinge gewandt.

„Einer solchen Dame ist dies schnell verziehen", antwortete Elladan. Luthanwen schenkte ihm ein Lächeln.

„Wir müssen nun beraten, was wir weiter tun wollen", meinte Aragorn. „Gondor ist in Nöten, ich werde ihm zu Hilfe eilen und meinen Platz einnehmen."

„So werde ich dir folgen, mit allen, die mir hierher gefolgt sind, mein Vetter", sprach Halbarad. Elladan und Elrohir wollten ebenfalls mitgehen. Aragorn wandte sich an seine Gefährten.

„Euch ist es freigestellt, mit mir zu kommen oder zu tun, was immer ihr wollt. Die Ringgemeinschaft gibt es nicht mehr, nichts bindet euch."

„Ich für meinen Teil werde dich begleiten, Aragorn, wohin du auch gehen wirst", meldete sich Luthanwen. Aragorn nickte und sah Gimli und Legolas an. Auch sie wollten ihn begleiten.

„Ich will auch mit dir reiten, Aragorn!"

„Nein Merry. Wir ziehen in den Krieg, das ist nichts für Hobbits. Bleibe du in Rohan!"

Aragorns Worte duldeten keinen Widerspruch, und Merry fügte sich murrend in sein Schicksal. Luthanwen konnte ihn verstehen. Nichts würde sie hier halten, hinter sicheren Mauern, wenn ihre Freunde in grosse Schlachten reiten würden.

„Aragorn? Sag, welchen Weg willst du nehmen?"

Aragorn sah Luthanwen an. Sein Gesicht war müde und er sah alt aus.

„Ich habe lange nachgedacht, doch war es vergebens, denn lange zuvor wusste ich, dass es für mich keinen anderen Weg geben wird, als den, den ich nicht beschreiten möchte. Dennoch muss ich es tun. Ich werde die Pfade der Toten beschreiten. So ihr mir noch immer folgen wollt, ich breche noch heute auf."

Luthanwen wurde blass. Die Pfade der Toten? Nun, wenn es denn sein Weg war... Aragorn hatte den Saal verlassen, mit ihm alle anderen. So stand sie alleine da. Was wusste sie über die Pfade der Toten? Nicht sehr viel, nur dass es sich bei besagten Pfaden um unheimliche Wege, die von Toten bevölkert wurden handelte. Diese Toten hatten einst einen Schwur getan, doch hatten sie ihn nicht gehalten und so wurden sie dazu verurteilt, herumzuirren, bis einer käme, der sie erlösen würde. Grausam, so hiess es, waren diese Untoten, doch so sehr sich ihr Herz auch dagegen sträubte, sie würde mit Aragorn reiten.

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Pferdehufe donnerten über die Ebene von Rohan. Aragorn war mit seinen Gefährten aufgebrochen und sie ritten nun zu den dunklen Wegen. Luthanwen hatte noch immer ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, doch liess sie sich nichts anmerken. Lieber ärgerte sie sich darüber, dass Legolas noch immer kein Wort mit ihr gesprochen hatte. Dieser Elb... also wirklich! Man konnte sich auch wie ein kleines Kind benehmen! Sie schüttelte den Kopf.

„Was schüttelt Ihr den Kopf, edle Dame? Was behagt Euch nicht?"

Innerlich verdrehte Luthanwen die Augen. Was ging das diesen Elben an?

„Ich war in Gedanken versunken, Herr Elladan."

„Darf ich den Inhalt Eurer Gedanken erfahren?"

„Ich glaube nicht, dass Euch dieser etwas anginge, werter Herr Elb", antwortete Luthanwen kühl. Aus irgendeinem Grund war ihr dieser Elb nicht sympathisch. Da war ihr Legolas schon lieber...

‚Argh! Nicht an ihn denken!'

‚Tut mir Leid, aber ich glaube, das lässt sich nicht vermeiden...'

‚Du bist wirklich nicht normal, Luna. Du unterhältst dich schon wieder mit dir selbst...'

‚Ich weiss dass ich nicht normal bin, du brauchst es mir nicht unter die Nase zu reiben!'

„Frau Luthanwen?"

„Oh, verzeiht, ich war schon wieder in Gedanken. Was sagtet Ihr?"

„Wir sind da."

Luthanwen sah auf. Vor ihr öffnete sich eine schale Spalte im Fels, davor ein schwarzer Stein, der mahnend wie ein Zeigefinger in den Himmel deutete.

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A/N: So, ich weiss, das war nicht besonders lang, aber ich musste hier aufhören, weil's sonst zu lange geworden wäre...