Disclaimer: alles gehört Tolkien, New Line Cinema und Tolkiens Familie, mir gar nichts und ich verdiene kein Geld mit der Story...
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Kapitel 20
Minas Tirith
Aragorn seufzte. Luthanwen konnte in seinem Gesicht sehen, dass es ihm nicht passte, doch er wusste, was auf dem Spiel stand.
„Gut. Dann versuchen wir es... aber wie?"
„Palantir", erwiderte Luthanwen knapp.
„Wenn du meinst..."
„Ja, stell dir vor, ich meine! Aragorn! Denk daran, wir tun es für Mittelerde. Und deine Arwen wird es schon verstehen... ich nehme dich ihr nicht weg, keine Sorge."
Für diese Bemerkung erntete sie einen Blick, der bestimmt hätte tödlich sein können... Luthanwen hob abwehrend ihre Hände.
„Schon gut, schon gut. Ich sag nichts mehr. Wann willst du es versuchen?"
„Es muss wohl bald geschehen. In Minas Tirith werden wir Zeit genug finden. Doch erst gilt es, eine Schlacht zu schlagen..."
Luthanwen nickte und wandte sich wieder dem Wasser zu. Nichts war dort mehr zu sehen, bis auf das Spiegelbild der Sterne.
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Von Minas Tirith war Schlachtenlärm zu hören und der beissende Geruch des Todes lag in der Luft. Schwerter klirrten, Schreie von Menschen und Orks erfüllten die schwindende Nacht. Luthanwen stand am Bug des grössten Schiffes, ihre Hand am Griff ihres Schwertes. Der Wind spielte mit einigen Strähnen schwarzen Haars, das sich aus dem Zopf gelöst hatte. Sie trug wieder Hosen und Hemd und sie fühlte sich darin um einiges wohler als in Eowyns Reitkleid. Ihre Augen sahen auf das Schlachtfeld vor Minas Tirith. Ein heftiger Kampf tobte, und es sah schlecht aus für Gondor. Olifanten tummelten sich, grimmig dreinsehende Orks schlachteten gnadenlos ihre Gegner ab. In der Stadt selbst loderten Feuer. Der äusserste Ring musste gefallen sein. Immer deutlicher sah Luthanwen die Einzelheiten der Schlacht, und ihr Herz zog sich bei dem Anblick zusammen. Sicher, es war nicht ihre erste Schlacht, aber einer solchen Anzahl gegnerischer Krieger war sie noch nie gegenübergestanden. Sie drehte sich um und betrachtete die Schiffe. Die Untoten standen erwartungsvoll an Deck und ein unheimliches Feuer glühte in ihren Augen. Luthanwen sah, wie am Mast ihres Schiffes eine Flagge gehisst wurde. Der weisse Baum von Gondor war darauf abgebildet, darüber das Wahrzeichen Elendils, sieben Sterne unter einer Krone. Aragorn trat nun an Deck. Luthanwen verbeugte sich vor ihm. Der König Gondors war zurückgekehrt. Aragorn bedeutete ihr, sich wieder aufzurichten und zu ihm zu treten.
„Sieh. Minas Tirith ist in grosser Bedrängnis. Auch das Totenheer wird nicht viel gegen unsere Feinde ausrichten können... sag, gibt es noch Hoffnung?"
Luthanwen lächelte und deutete auf die im Wind flatternde Flagge.
„Du fragst, ob es noch Hoffnung gibt? Der König Gondors ist zurückgekehrt. Sieh dir die Männer an, die dein Wappen erblickt haben", sagte sie und zeigte auf das Schlachtfeld, „sie sind von Hoffnung erfasst, während die Orks schreiend vor Angst davonlaufen. Du wirst diese Schlacht zu einem guten Ende führen, Aragorn, Arathorns Sohn, König von Gondor. Deine Krieger sind dir treu ergeben, du hast Théoden an deiner Seite, und die Toten werden alles für ihre Erlösung tun. Gondor ist stark, auch wenn es nicht so aussehen mag."
„Ich danke dir. Weise sind deine Worte, genau wie die von gestern Abend. Gondor wird siegen!"
Die Schiffe legten nun an und die Toten strömten einer Flutwelle gleich aufs Schlachtfeld. Südländer, Ostlinge und Orks ergriffen die Flucht, die Olifanten schwankten unkontrolliert durch die Mengen. Die Pferde von Aragorns Begleitern wurden an Land geführt, und Luthanwen bestieg sofort Alagos. Dann zog sie ihr Schwert und folgte Aragorn in die Schlacht. Orkkopf um Orkkopf rollte, bis Luthanwen plötzlich die Anwesenheit der Nazgûl spürte.
„Oh nein...", flüsterte sie.
Das war das letzte, was nie nun gebrauchen konnte. Nur mit Mühe hielt sie ihren Kopf frei, doch blieb der übliche Ohnmachtsanfall aus. Etwas erstaunt aber sichtlich erfreut darüber kämpfte Luthanwen weiter. Plötzlich hörte sie einen gellenden Schrei, der wohl kaum aus einer menschlichen oder Orkkehle stammte. Suchend sah sie sich um und entdeckte schliesslich einen Schatten, der sich in der Luft verflüchtigte. Luthanwen liess Alagos wenden und ritt hin. Das Bild, das sich ihr bot war alles andere als erbaulich. Da lag Théoden, von seinem gefallenen Pferd erdrückt. Etwas weiter weg von ihm eine schlanke Gestalt und daneben ein Reittier der Nazgûl und ein schwarzer Umhang, auf dem eine schwarze Krone lag. Was war hier geschehen? Plötzlich regte sich etwas.
„Merry!"
Luthanwen sah entsetzt auf den kleinen Hobbit herunter, der vor ihren Füssen zu Boden gefallen war. Sein Schwertarm hing seltsam leblos an seiner Seite hinunter und auf seinem Gesicht war ein dunkler Schatten zu sehen. Langsam dämmerte es Luthanwen, was hier geschehen sein musste. Der Fürst der Nazgûl war gefallen, doch wie war das möglich? Es hiess in einer Prophezeiung, dass keines lebenden Mannes Hand es vermochte, den Schattenfürsten zu vernichten. Sie drehte die andere am Boden liegende Gestalt auf den Rücken und entfernte vorsichtig den Helm des Kriegers. Von wegen Krieger! Goldblondes Haar fiel in langen Strähnen über die Schultern der Gestalt, und Luthanwen erkannte mit Schrecken, wer das war: Eowyn! Die Schildmaid Rohans lag leblos am Boden, beinahe tot.
Luthanwen tastete nach dem Puls der jungen Frau. Und ganz schwach erspürte sie ein Klopfen. Luthanwen sah sich um, entdeckte jedoch niemanden, der ihr hätte helfen können. Sie seufzte und griff dann schweren Herzens nach ihrer Magie. Luthanwen durfte nicht verantworten, dass Eowyn den Tod fand, wenn sie etwas tun konnte. Vorsichtig flösste Luthanwen ihrer Freundin etwas von ihrer Lebensenergie ein. Dann brach sie den Kontakt ab, als schon wieder die altbekannte Stimme zu hören war. Wütend versuchte Luthanwen, die Worte zu verdrängen, doch sie waren so laut, dass es unmöglich war.
„Du wagst es also wieder... du weisst doch, dass du dich mir jedes Mal ein wenig mehr öffnest, oder? Törichtes Ding... bald wirst du mir nicht mehr widerstehen können und endlich wird Mittelerde mit Dunkelheit überzogen werden... wollen doch sehen, ob das nicht schon jetzt möglich ist..."
Luthanwen spürte, wie ein Schatten sich über ihr Herz legte. Sie hatte dem Einen Ring wirklich nichts entgegenzusetzen... sie wollte schon aufgeben, als sie an Legolas denken musste. Seine blauen Augen tauchten vor ihr auf und ihr Strahlen gab Luthanwen Kraft. Mit aller Macht stiess sie den Ring von sich, und es gelang ihr. Sie konnte wieder frei denken. Leise dankte sie den Valar dafür, dass es diesen Elben gab. Dann wandte sie sich wieder Eowyn zu. Merry war wieder aufgestanden, schwankte jedoch gefährlich.
„Was ist mit ihr? Sie... sie ist doch nicht tot?"
„Nein, Merry. Sie lebt noch, doch sie muss dringend Hilfe bekommen. Bleib hier und pass so gut wie möglich auf, ja? Ich bin gleich wieder da..."
Und weg war sie. Merry sah verdutzt in die Richtung, in die Luthanwen verschwunden war, setzte sich dann aber neben Eowyn auf den Boden.
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Luthanwen trieb Alagos zu höchster Eile an, und doch ging es ihrer Meinung nach viel zu lange, bis sie die Mauern von Minas Tirith erreichte. Doch wurde ihr schnell klar, dass sie von hier keine Hilfe zu erwarten hatte. So machte sie sich auf die Suche nach ihren Gefährten, konnte jedoch keinen ausfindig machen. Leise vor sich hin fluchend schlug sie einem grossen Ork den Kopf ab und ritt dann weiter. Da plötzlich sah sie Elladan in ihrer Nähe. Er war einer von Elronds Söhnen und beherrschte die Heilkunst, und obwohl sie ihn nicht mochte war sie auf seine Hilfe angewiesen.
„Herr Elladan!", rief sie.
Der Elb drehte den Kopf.
„Was wünscht Ihr? Ihr seht, ich bin beschäftigt..."
„Das ist jetzt nicht wichtig. Die Schildmaid Rohans braucht Eure Heilkünste, und zwar sofort!"
„Nun, wenn dem so ist, so werde ich Euch natürlich folgen, aber..."
„Was immer Ihr sagen wollt, es kann nicht wichtiger sein als Eowyn! So kommt endlich!"
Widerwillig folgte der Elb Luthanwen durch das Schlachtengetümmel.
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Luthanwen sass in den Häusern der Heilung am Bett ihrer Freundin und betrachtete deren Gesicht. Noch immer ging es Eowyn nicht besser, sie schlief einen dunkeln Schlaf, von Schatten bedroht. Luthanwen hob den Kopf, als die Tür aufging. Aragorn, Gandalf und Eomer traten ein, auf den Gesichtern Besorgnis. Luthanwen erhob sich um Aragorn Platz zu machen, der sich nun über Eowyn beugte.
„Ich brauche Athelas...", murmelte er.
„Athelas? Du wirst es hier wohl kaum finden... Gondors Heiler betrachten es als nutzlos", meinte Luthanwen. Aragorn seufzte und rief nach einer Heilerin.
„Sagt, gute Frau, habt Ihr Athelas im Hause? Königskraut wird es in der Gemeinsprache genannt."
„Nein, mein Herr, das haben wir nicht. und wozu auch? Es mag wohl lieblich duften, doch besitzt es keinerlei Heilkräfte und..."
„Besorgt mir welches! Leben hängen davon ab!"
Die Frau machte sich davon, während Aragorn sich nun Merry und einem jungen Mann zuwandte, die ebenfalls in dem Raum lagen.
„Wer ist das?", fragte Luthanwen Gandalf und deutete auf den jungen Mann.
„Dies ist Faramir, Denethors Sohn, der neue Statthalter von Gondor. Denethor ist heute von uns gegangen, vom Wahnsinn erfasst liess er sich bei lebendigem Leibe verbrennen."
Luthanwen wollte noch etwas fragen, doch die Tür ging wieder auf und die Heilerin kam wieder, in ihren Händen bereits verdorrtes Athelas. Aragorn bedankte sich und verlangte nach einer Schüssel mit heissem Wasser. Er zerrieb die Blätter darin und ein angenehm frischer Duft breitete sich im Raum aus. Aragorn wusch Eowyn nun die Stirn mit diesem Wasser und rief sie beim Namen. Erst geschah nichts, doch dann bewegte sie sich im Schlaf. Sie war unter die Lebenden zurückgekehrt. Luthanwen sah Aragorn dankbar an, welcher sich nun Merry und Faramir widmete. Eomer rief weiter Eowyns Namen, und die junge Frau schlug die Augen auf.
„Dunkel habe ich geträumt... was ist geschehen?"
„Du hast den Fürst der Nazgûl besiegt, meine Freundin", sagte Luthanwen leise.
„Ja, ich erinnere mich... ich glaubte auch, dass Théoden gefallen ist. Sag, ist dies wahr?"
Luthanwen nickte nur und sah, wie sich in Eowyns Augen Tränen sammelten. Doch sogleich verschwanden sie wieder, und Eowyns Gesicht war wieder so regungslos wie zuvor. Sie schloss wieder die Augen, um in einen unruhigen Schlaf zu gleiten.
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Luthanwen stand am Fenster ihrer Kammer in der Zitadelle von Minas Tirith und sah auf die abendliche Stadt hinunter. Tod und Verwüstung hatten sich ihren Weg gesucht, auf den Feldern vor der Stadt brannten Leichenfeuer. Nachdenklich starrte sie auf das Bild vor sich, als sie plötzlich spürte, wie sich Hände um ihre Taille legten.
„Hat man dich nicht gelehrt, dass man anklopft, bevor man ein Zimmer betritt?", fragte sie lächelnd.
„Ich habe geklopft, aber du hast mich nicht gehört... da dachte ich, ich müsse nachsehen, ob du noch lebst", antwortete Legolas.
„Dann verzeih mir meine Unaufmerksamkeit. Was ist?"
„Was soll sein? Ich wollte mich wirklich nur überzeugen, ob du die Schlacht ganz überstanden hast..."
„Hab ich, wie du siehst. Und wie steht es mit dir?"
Luthanwen drehte sich um und betrachtete den Elben vor sich. Er sah so gut aus wie immer, nichts wies darauf hin, dass es noch nicht allzu lange her war, dass er in einer Schlacht gekämpft hatte. Sie lächelte ihn an und strich mit einer Hand sanft über sein Gesicht.
„Ich bin froh, dass dir nichts geschehen ist..."
„Ich genauso. Du glaubst nicht, wie erleichtert ich war, als ich hörte, dir sei ausnahmsweise nichts passiert."
Luthanwen grinste ihn an.
„Tja, ich kann eben doch auf mich selbst aufpassen..."
Legolas sah sie jedoch ernst an.
„Die Nazgûl waren hier. Wie kommt es, dass dir nicht wieder schwarz vor Augen wurde?"
„Ich hab an dich gedacht...", flüsterte sie leise. „Bis jetzt warst es jedes Mal du, der mich gerettet hat, nie kam irgendetwas gegen dich an... als ich in Helms Klamm zwischen Leben und Tod schwebte, war es dein Bild, das mich ins Leben zurückholte. Nach dem Zwischenfall mit den Toten genauso. Und bei den Nazgûl..."
Legolas lächelte nun auch, und die beiden versanken in einem innigen Kuss.
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Kapitel 20
Minas Tirith
Aragorn seufzte. Luthanwen konnte in seinem Gesicht sehen, dass es ihm nicht passte, doch er wusste, was auf dem Spiel stand.
„Gut. Dann versuchen wir es... aber wie?"
„Palantir", erwiderte Luthanwen knapp.
„Wenn du meinst..."
„Ja, stell dir vor, ich meine! Aragorn! Denk daran, wir tun es für Mittelerde. Und deine Arwen wird es schon verstehen... ich nehme dich ihr nicht weg, keine Sorge."
Für diese Bemerkung erntete sie einen Blick, der bestimmt hätte tödlich sein können... Luthanwen hob abwehrend ihre Hände.
„Schon gut, schon gut. Ich sag nichts mehr. Wann willst du es versuchen?"
„Es muss wohl bald geschehen. In Minas Tirith werden wir Zeit genug finden. Doch erst gilt es, eine Schlacht zu schlagen..."
Luthanwen nickte und wandte sich wieder dem Wasser zu. Nichts war dort mehr zu sehen, bis auf das Spiegelbild der Sterne.
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Von Minas Tirith war Schlachtenlärm zu hören und der beissende Geruch des Todes lag in der Luft. Schwerter klirrten, Schreie von Menschen und Orks erfüllten die schwindende Nacht. Luthanwen stand am Bug des grössten Schiffes, ihre Hand am Griff ihres Schwertes. Der Wind spielte mit einigen Strähnen schwarzen Haars, das sich aus dem Zopf gelöst hatte. Sie trug wieder Hosen und Hemd und sie fühlte sich darin um einiges wohler als in Eowyns Reitkleid. Ihre Augen sahen auf das Schlachtfeld vor Minas Tirith. Ein heftiger Kampf tobte, und es sah schlecht aus für Gondor. Olifanten tummelten sich, grimmig dreinsehende Orks schlachteten gnadenlos ihre Gegner ab. In der Stadt selbst loderten Feuer. Der äusserste Ring musste gefallen sein. Immer deutlicher sah Luthanwen die Einzelheiten der Schlacht, und ihr Herz zog sich bei dem Anblick zusammen. Sicher, es war nicht ihre erste Schlacht, aber einer solchen Anzahl gegnerischer Krieger war sie noch nie gegenübergestanden. Sie drehte sich um und betrachtete die Schiffe. Die Untoten standen erwartungsvoll an Deck und ein unheimliches Feuer glühte in ihren Augen. Luthanwen sah, wie am Mast ihres Schiffes eine Flagge gehisst wurde. Der weisse Baum von Gondor war darauf abgebildet, darüber das Wahrzeichen Elendils, sieben Sterne unter einer Krone. Aragorn trat nun an Deck. Luthanwen verbeugte sich vor ihm. Der König Gondors war zurückgekehrt. Aragorn bedeutete ihr, sich wieder aufzurichten und zu ihm zu treten.
„Sieh. Minas Tirith ist in grosser Bedrängnis. Auch das Totenheer wird nicht viel gegen unsere Feinde ausrichten können... sag, gibt es noch Hoffnung?"
Luthanwen lächelte und deutete auf die im Wind flatternde Flagge.
„Du fragst, ob es noch Hoffnung gibt? Der König Gondors ist zurückgekehrt. Sieh dir die Männer an, die dein Wappen erblickt haben", sagte sie und zeigte auf das Schlachtfeld, „sie sind von Hoffnung erfasst, während die Orks schreiend vor Angst davonlaufen. Du wirst diese Schlacht zu einem guten Ende führen, Aragorn, Arathorns Sohn, König von Gondor. Deine Krieger sind dir treu ergeben, du hast Théoden an deiner Seite, und die Toten werden alles für ihre Erlösung tun. Gondor ist stark, auch wenn es nicht so aussehen mag."
„Ich danke dir. Weise sind deine Worte, genau wie die von gestern Abend. Gondor wird siegen!"
Die Schiffe legten nun an und die Toten strömten einer Flutwelle gleich aufs Schlachtfeld. Südländer, Ostlinge und Orks ergriffen die Flucht, die Olifanten schwankten unkontrolliert durch die Mengen. Die Pferde von Aragorns Begleitern wurden an Land geführt, und Luthanwen bestieg sofort Alagos. Dann zog sie ihr Schwert und folgte Aragorn in die Schlacht. Orkkopf um Orkkopf rollte, bis Luthanwen plötzlich die Anwesenheit der Nazgûl spürte.
„Oh nein...", flüsterte sie.
Das war das letzte, was nie nun gebrauchen konnte. Nur mit Mühe hielt sie ihren Kopf frei, doch blieb der übliche Ohnmachtsanfall aus. Etwas erstaunt aber sichtlich erfreut darüber kämpfte Luthanwen weiter. Plötzlich hörte sie einen gellenden Schrei, der wohl kaum aus einer menschlichen oder Orkkehle stammte. Suchend sah sie sich um und entdeckte schliesslich einen Schatten, der sich in der Luft verflüchtigte. Luthanwen liess Alagos wenden und ritt hin. Das Bild, das sich ihr bot war alles andere als erbaulich. Da lag Théoden, von seinem gefallenen Pferd erdrückt. Etwas weiter weg von ihm eine schlanke Gestalt und daneben ein Reittier der Nazgûl und ein schwarzer Umhang, auf dem eine schwarze Krone lag. Was war hier geschehen? Plötzlich regte sich etwas.
„Merry!"
Luthanwen sah entsetzt auf den kleinen Hobbit herunter, der vor ihren Füssen zu Boden gefallen war. Sein Schwertarm hing seltsam leblos an seiner Seite hinunter und auf seinem Gesicht war ein dunkler Schatten zu sehen. Langsam dämmerte es Luthanwen, was hier geschehen sein musste. Der Fürst der Nazgûl war gefallen, doch wie war das möglich? Es hiess in einer Prophezeiung, dass keines lebenden Mannes Hand es vermochte, den Schattenfürsten zu vernichten. Sie drehte die andere am Boden liegende Gestalt auf den Rücken und entfernte vorsichtig den Helm des Kriegers. Von wegen Krieger! Goldblondes Haar fiel in langen Strähnen über die Schultern der Gestalt, und Luthanwen erkannte mit Schrecken, wer das war: Eowyn! Die Schildmaid Rohans lag leblos am Boden, beinahe tot.
Luthanwen tastete nach dem Puls der jungen Frau. Und ganz schwach erspürte sie ein Klopfen. Luthanwen sah sich um, entdeckte jedoch niemanden, der ihr hätte helfen können. Sie seufzte und griff dann schweren Herzens nach ihrer Magie. Luthanwen durfte nicht verantworten, dass Eowyn den Tod fand, wenn sie etwas tun konnte. Vorsichtig flösste Luthanwen ihrer Freundin etwas von ihrer Lebensenergie ein. Dann brach sie den Kontakt ab, als schon wieder die altbekannte Stimme zu hören war. Wütend versuchte Luthanwen, die Worte zu verdrängen, doch sie waren so laut, dass es unmöglich war.
„Du wagst es also wieder... du weisst doch, dass du dich mir jedes Mal ein wenig mehr öffnest, oder? Törichtes Ding... bald wirst du mir nicht mehr widerstehen können und endlich wird Mittelerde mit Dunkelheit überzogen werden... wollen doch sehen, ob das nicht schon jetzt möglich ist..."
Luthanwen spürte, wie ein Schatten sich über ihr Herz legte. Sie hatte dem Einen Ring wirklich nichts entgegenzusetzen... sie wollte schon aufgeben, als sie an Legolas denken musste. Seine blauen Augen tauchten vor ihr auf und ihr Strahlen gab Luthanwen Kraft. Mit aller Macht stiess sie den Ring von sich, und es gelang ihr. Sie konnte wieder frei denken. Leise dankte sie den Valar dafür, dass es diesen Elben gab. Dann wandte sie sich wieder Eowyn zu. Merry war wieder aufgestanden, schwankte jedoch gefährlich.
„Was ist mit ihr? Sie... sie ist doch nicht tot?"
„Nein, Merry. Sie lebt noch, doch sie muss dringend Hilfe bekommen. Bleib hier und pass so gut wie möglich auf, ja? Ich bin gleich wieder da..."
Und weg war sie. Merry sah verdutzt in die Richtung, in die Luthanwen verschwunden war, setzte sich dann aber neben Eowyn auf den Boden.
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Luthanwen trieb Alagos zu höchster Eile an, und doch ging es ihrer Meinung nach viel zu lange, bis sie die Mauern von Minas Tirith erreichte. Doch wurde ihr schnell klar, dass sie von hier keine Hilfe zu erwarten hatte. So machte sie sich auf die Suche nach ihren Gefährten, konnte jedoch keinen ausfindig machen. Leise vor sich hin fluchend schlug sie einem grossen Ork den Kopf ab und ritt dann weiter. Da plötzlich sah sie Elladan in ihrer Nähe. Er war einer von Elronds Söhnen und beherrschte die Heilkunst, und obwohl sie ihn nicht mochte war sie auf seine Hilfe angewiesen.
„Herr Elladan!", rief sie.
Der Elb drehte den Kopf.
„Was wünscht Ihr? Ihr seht, ich bin beschäftigt..."
„Das ist jetzt nicht wichtig. Die Schildmaid Rohans braucht Eure Heilkünste, und zwar sofort!"
„Nun, wenn dem so ist, so werde ich Euch natürlich folgen, aber..."
„Was immer Ihr sagen wollt, es kann nicht wichtiger sein als Eowyn! So kommt endlich!"
Widerwillig folgte der Elb Luthanwen durch das Schlachtengetümmel.
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Luthanwen sass in den Häusern der Heilung am Bett ihrer Freundin und betrachtete deren Gesicht. Noch immer ging es Eowyn nicht besser, sie schlief einen dunkeln Schlaf, von Schatten bedroht. Luthanwen hob den Kopf, als die Tür aufging. Aragorn, Gandalf und Eomer traten ein, auf den Gesichtern Besorgnis. Luthanwen erhob sich um Aragorn Platz zu machen, der sich nun über Eowyn beugte.
„Ich brauche Athelas...", murmelte er.
„Athelas? Du wirst es hier wohl kaum finden... Gondors Heiler betrachten es als nutzlos", meinte Luthanwen. Aragorn seufzte und rief nach einer Heilerin.
„Sagt, gute Frau, habt Ihr Athelas im Hause? Königskraut wird es in der Gemeinsprache genannt."
„Nein, mein Herr, das haben wir nicht. und wozu auch? Es mag wohl lieblich duften, doch besitzt es keinerlei Heilkräfte und..."
„Besorgt mir welches! Leben hängen davon ab!"
Die Frau machte sich davon, während Aragorn sich nun Merry und einem jungen Mann zuwandte, die ebenfalls in dem Raum lagen.
„Wer ist das?", fragte Luthanwen Gandalf und deutete auf den jungen Mann.
„Dies ist Faramir, Denethors Sohn, der neue Statthalter von Gondor. Denethor ist heute von uns gegangen, vom Wahnsinn erfasst liess er sich bei lebendigem Leibe verbrennen."
Luthanwen wollte noch etwas fragen, doch die Tür ging wieder auf und die Heilerin kam wieder, in ihren Händen bereits verdorrtes Athelas. Aragorn bedankte sich und verlangte nach einer Schüssel mit heissem Wasser. Er zerrieb die Blätter darin und ein angenehm frischer Duft breitete sich im Raum aus. Aragorn wusch Eowyn nun die Stirn mit diesem Wasser und rief sie beim Namen. Erst geschah nichts, doch dann bewegte sie sich im Schlaf. Sie war unter die Lebenden zurückgekehrt. Luthanwen sah Aragorn dankbar an, welcher sich nun Merry und Faramir widmete. Eomer rief weiter Eowyns Namen, und die junge Frau schlug die Augen auf.
„Dunkel habe ich geträumt... was ist geschehen?"
„Du hast den Fürst der Nazgûl besiegt, meine Freundin", sagte Luthanwen leise.
„Ja, ich erinnere mich... ich glaubte auch, dass Théoden gefallen ist. Sag, ist dies wahr?"
Luthanwen nickte nur und sah, wie sich in Eowyns Augen Tränen sammelten. Doch sogleich verschwanden sie wieder, und Eowyns Gesicht war wieder so regungslos wie zuvor. Sie schloss wieder die Augen, um in einen unruhigen Schlaf zu gleiten.
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Luthanwen stand am Fenster ihrer Kammer in der Zitadelle von Minas Tirith und sah auf die abendliche Stadt hinunter. Tod und Verwüstung hatten sich ihren Weg gesucht, auf den Feldern vor der Stadt brannten Leichenfeuer. Nachdenklich starrte sie auf das Bild vor sich, als sie plötzlich spürte, wie sich Hände um ihre Taille legten.
„Hat man dich nicht gelehrt, dass man anklopft, bevor man ein Zimmer betritt?", fragte sie lächelnd.
„Ich habe geklopft, aber du hast mich nicht gehört... da dachte ich, ich müsse nachsehen, ob du noch lebst", antwortete Legolas.
„Dann verzeih mir meine Unaufmerksamkeit. Was ist?"
„Was soll sein? Ich wollte mich wirklich nur überzeugen, ob du die Schlacht ganz überstanden hast..."
„Hab ich, wie du siehst. Und wie steht es mit dir?"
Luthanwen drehte sich um und betrachtete den Elben vor sich. Er sah so gut aus wie immer, nichts wies darauf hin, dass es noch nicht allzu lange her war, dass er in einer Schlacht gekämpft hatte. Sie lächelte ihn an und strich mit einer Hand sanft über sein Gesicht.
„Ich bin froh, dass dir nichts geschehen ist..."
„Ich genauso. Du glaubst nicht, wie erleichtert ich war, als ich hörte, dir sei ausnahmsweise nichts passiert."
Luthanwen grinste ihn an.
„Tja, ich kann eben doch auf mich selbst aufpassen..."
Legolas sah sie jedoch ernst an.
„Die Nazgûl waren hier. Wie kommt es, dass dir nicht wieder schwarz vor Augen wurde?"
„Ich hab an dich gedacht...", flüsterte sie leise. „Bis jetzt warst es jedes Mal du, der mich gerettet hat, nie kam irgendetwas gegen dich an... als ich in Helms Klamm zwischen Leben und Tod schwebte, war es dein Bild, das mich ins Leben zurückholte. Nach dem Zwischenfall mit den Toten genauso. Und bei den Nazgûl..."
Legolas lächelte nun auch, und die beiden versanken in einem innigen Kuss.
