„Wer hat denn den Zugang geschlossen?"fragte Lucius verärgert, als sie endlich oben ankamen und feststellen mussten, dass sie vor einer dunklen Wand standen.
„Ich war genau hinter dir, als wir hier rein sind."sagte Draco sofort. Das stimmte, der letzte, der in den Geheimgang getreten war, war Severus Snape gewesen. Die beiden Malfoys drehten sich zu besagtem herum.
„Daran würde ich mich doch erinnern, wenn ich hinter mir alles verschlossen hätte." dementierte dieser.
Mr. Malfoy drückte Draco die Fackel in die Hand. „Was soll's? Hilf mir jetzt beim Öffnen."befahl er seinem Freund.
Dieses Mal ohne zu murren, trat der Professor für Zaubertränke an seine Seite und half dem Familienoberhaupt der Malfoys beim Aufdrücken des Zugangs. Die Mauer bewegte sich keinen Millimeter. „Das kann doch aber nicht sein."meinte Snape.
Lucius klopfte sich den Staub aus dem Umhang. Wie er schon wieder aussah! Anschließend griff er in seinen Umhang und holte den Zauberstab hervor. „Alohomora!"Nichts geschah, bis er und Snape erneut versuchten den Zugang aufzudrücken. Unter größten Kraftanstrengungen begann sich die Sperre endlich zu bewegen.
„Wer beim Merlin hat diesen Schrank davor gestellt?"fluchte Mr. Malfoy sofort los.
Sie waren nicht herausgekommen, weil eine großer Schrank vor dem Zugang gestanden hatte. Seinen früheren Standpunkt konnte man sehr gut nachvollziehen, da die Staubschicht auf dem Boden eindeutige Zeichen hinterlassen hatte, wo er früher einmal stand.
„Vielleicht wollte deine Frau dich endlich los werden."witzelte Snape und erntete dafür einen sehr bösen Blick.
„Vater?"
„Was ist?"giftete er ihn an. Lucius war noch zu sehr mit dem Rätsel des Schrankes beschäftigt, als dass er sich weiter hätte umsehen können.
„Hatten die Hauselfen diesen Raum nicht gesäubert gehabt?"fragte Draco und drehte sich langsam im Kreis, bis er den ganzen Raum gesehen hatte.
Snape kniff die Augen zusammen. Auch er begann sich nun genauer umzusehen. „Hier sieht es aus, wie zu dem Zeitpunkt, als wir das erste Mal hier waren."
Ungläubig starrte Draco um sich. An der Decke hingen riesige Spinnweben herab. Insekten, so groß wie Pantoffeln huschten über den Boden von einer Ecke in die nächste. Durch die Fenster fiel vor Dreck kein einziger Lichtstrahl mehr herein. Er sah zu seinem Vater. „Was ist denn hier passiert?"
„Anscheinend ist das ein Schutzzauber für das Haus, dass sich hier keine Muggel einnisten. Ich habe gestern abend das schon in einem anderen Stockwerk beobachtet. Nach einer gewissen Zeit kehrt mit einem Mal der ganze Dreck zurück. Kein Grund zur Sorge also. Los kommt mit. Wir sollten uns umziehen."
„Und nach Hogwarts zurück kehren."ergänzte Snape.
„Nach dem Todessertreffen."sagte Lucius streng und eilte stolz vorneweg. Sobald er aus dem Zimmer trat, rutschte er auf etwas auf und es zog ihn von den Füßen. Augenblicklich fingen hohe Stimmen an zu kichern.
„Da sind Geister, die haben den Boden mit einem glibberigen Zeug eingeschmiert."zeigte Draco auf die weißen Gestalten, nicht weit von ihnen unter der Decke schwebend.
Severus schürzte die Lippen verächtlich. „Jetzt geht das wieder los. Kehren die Geister aus ihren Gefängnissen bei diesem Zauber ebenfalls zurück?"Er machte keine Anstalten seinem Freund aufzuhelfen, sondern stand nur mit verschränkten Armen da.
Draco war zu seinem Vater geeilt, musste jedoch aufpassen, nicht selbst zu fallen. „Keine Ahnung, soweit kenne ich mich damit nicht aus. Das ist irgendein alter Spruch der dunklen Magie. Ich konnte ihn noch nicht finden."Er hielt sich das schmerzende Kreuz. Wäre ja noch schöner, wenn plötzlich alles, was er gebannt hatte, wieder aus seinen Ecken heraus kam.
„NARCISSA!"rief er laut. Seine Frau sollte doch längst von ihrem Einkaufsbummel zurück sein und auch die anderen, die mit ihr gegangen waren. Niemand kam. Als er nach seinen Hauselfen rief, kamen auch diese nicht.
„Langsam bekomme ich ein komisches Gefühl."bemerkte Snape.
Draco wich seinem Vater nicht mehr von der Seite, denn auch er fand die Situation mehr als merkwürdig.
Lucius überlegte eine Weile, dann ging er schnurstracks in das Zimmer, welches ihm als Arbeitszimmer gedient hatte. Unterwegs änderte sich an dem Bild, dass sie sich in einem seit mehreren hundert Jahren leer stehenden Haus befanden, nichts. Sie fanden keine Hinweise darauf, hier noch bis vor kurzem gewohnt zu haben und die anderen blieben verschwunden.
In den Schubladen und auf dem Schreibtisch suchte Mr. Malfoy Pergament und Feder. Mehrere, die er fand, zerfielen sobald er sie in die Hand nahm. „Das ist doch alles wie verhext."schimpfte er.
„Wir sollten uns mal ernsthaft mit einigen der Gemälde deines Ahns unterhalten. Das wäre doch bestimmt keine schlechte Idee."schlug Snape vor.
„Davon werden wir auch nicht klüger."Endlich hatte er etwas gefunden, das nicht unter seinen Fingern zu Staub zerfiel. Er schrieb schnell einige Worte und eilte dann hinaus in den Garten. Da bereits Nacht war, fiel es ihm nicht schwer eine geeignete Eule in den Bäumen zu finden. Er verhexte sie so, dass sie seinen Brief überbringen würde. „Jetzt warten wir einfach mal ab und gehen schlafen."
„Du kannst nicht von mir verlangen, mich in eines dieser widerwärtigen Betten zu legen."protestierte Snape.
„Doch das wirst du." unterbrach Lucius ihn, denn er wollte noch etwas sagen. „Erst nach dem Treffen morgen Abend, werde ich dich gehen lassen. Vorher wirst du nicht von meiner Seite weichen."
Sie gingen wieder in das Haus zurück. Dracos Vater begleitete ihn bis zu seinem Zimmer. Alle seine mitgebrachten Sachen waren verschwunden. Lucius benutzte einige Zauber, damit man hier schlafen konnte und begab sich dann selbst in sein Schlafzimmer. Etwas mulmig blieb der Slytherin zurück.
Wo waren die anderen und warum hatte sich auf einmal das ganze Haus verändert? Unter seinem Bett raschelte etwas und erschrocken sprang er wenige Schritte zurück. Nein, er würde die Nacht hier nicht verbringen, auf keinen Fall! Aber was blieb ihm schon anderes übrig?
Langsam ging er wieder auf das Bett zu. Mit einem schnellen Sprung war er drauf und erleichtert, dieses unbeschadet erreicht zu haben, ließ er sich zurücksinken. Auf dem Rücken lag er ausgestreckt da, die Augen geschlossen. Tief atmete mehrmals langsam ein und aus, bis er die Augen wieder öffnete. Über ihn an der Decke des Himmelbettes grinste ihm eine Fratze entgegen.
Dracos Augen weiteten sich. Die Fratze öffneten den Mund und stürzte sich auf ihn herunter. Schnell war Draco zur Seite gerollt und lief panisch aus seinem Zimmer heraus. Oder er versuchte es zumindest, denn unter seinem Bett war eine schmale, lange Hand hervor geschnellt, die sich um seinen Knöchel gelegt hatte und ihn nun zum Fall brachte.
Der Junge versuchte mit dem freien Fuß sie weg zu treten, während sie ihn unter das Bett ziehen wollte. Das Ding mit der Fratze auf seinem Bett, knurrte und schien ebenfalls herunter steigen zu wollen. In Panik versuchte er einen klaren Gedanken zu fassen, aber es gelang ihm nicht. Er schrie vor Angst, konnte sich aber nicht befreien.
Seinen Zauberstab greifend versuchte er die Hand mit einem Zauber dazu zu bringen, ihn los zu lassen, aber welchen Spruch sollte er nur nehmen? Mit der anderen freien Hand, klammerte er sich an einen Stuhl, der nun ebenfalls über den Boden geschleift wurde.
Kurz bevor Draco unter das Bett gezogen wurde und dieses Ding mit der Fratze an seine Seite treten konnte, flog die Zimmertür auf. Severus und Lucius warfen beide gleichzeitig gezielte Zaubersprüche auf diese Dinger, die Malfoy etwas anhaben wollten.
Erleichterung machte sich in Draco breit, als er endlich gerettet war. Lucius half ihm hoch und zog ihn mit sich. „Wie konnte ich nur diese Dinger vergessen?"nuschelte Mr. Malfoy zu sich selbst.
Snape verriegelte die Tür, damit die in diesem Zimmer hausenden Kreaturen nicht entfliehen konnten, um sich an den Zauberern zu rächen.
Die restliche Nacht verbrachten alle drei im selben Zimmer. Snape war nicht sonderlich begeistert, nicht in einem Bett schlafen zu dürfen. Er musste sich eines zaubern und vor dem großen Himmelbett der Malfoys aufstellen.
Eigentlich hätte Draco beruhigt schlafen können, doch statt dessen lag er noch lange Zeit wach. Sein Vater schien ebenfalls nicht zu schlafen, denn der regte sich neben ihm immer wieder. Einzig Snape schnarchte zwischen ihrem Bett und der Tür selig vor sich hin.
„Du meine Güte, Lucius, wo steckst du nur? Ich habe mir schon sorgen gemacht!" weckte die Stimme Narcissas sie alle am nächsten Morgen. Ihr Kopf war in dem Kamin links des Himmelbettes erschienen.
Lucius war mit einem Mal wach. „Wo ich stecke? Wo seid ihr alle?"
„Zu Hause, wo sollen wir denn sein?"
„Ihr seid nach Hause gefahren? Jetzt erzähl mir bloß nicht, die Crabbes und Goyles haben kalte Füße bekommen!"
„Warum sollten sie? Lucius, wann kommst du denn endlich nach Hause. Es ist so leer ohne dich."
Draco verfolgte aufmerksam das Gespräch zwischen seinen Eltern.
„Ihr könnt doch nicht einfach so nach Hause fahren, wenn heute abend das Treffen ist!"
„Ach so, ich verstehe. Dann tu mir aber bitte den Gefallen und macht am Abend nicht so lange. Draco braucht seinen Schlaf. Und kommt danach umgehend nach Hause. Eine weitere Nacht wie diese in Ungewissheit überstehe ich nicht."Ihr Kopf verschwand aus dem Kamin und sofort war wieder Stille eingekehrt.
Verwirrt sahen die drei sich an. „Deiner Frau hast du also gestern geschrieben."
Lucius nickte. „Und die sind alle nach Hause zurück. Ich kann es nicht glauben. Wir brauchen wirklich eine gute Ausrede für den dunklen Lord, wenn sie heute Abend nicht dabei sind."
Doch die Ausrede brauchten sie nicht, denn sie standen ganz allein im Kolloseum am Abend. Es war kein anderer Todesser da. Inmitten dieser alten römischen Ruine standen die drei in ihren dunklen Umhängen und den Masken in der Hand.
„Wollen wir noch länger warten?"fragte Snape in die unheimliche Stille hinein.
„Ich glaube sehr viel Sinn macht es nicht. Er hätte uns wenigstens sagen können, dass das Treffen abgesagt ist."meinte Lucius.
„Du glaubst er hat es abgesagt?"
„Natürlich, Severus, oder kannst du dir einen anderen Grund vorstellen, warum außer uns sonst niemand hier ist?'"
Snape zuckte mit den Schultern.
„Mir ist kalt." sagte Draco und rieb sich die Oberarme.
Lucius rollte mit den Augen. „Na gut, dann machen wir uns auf den Heimweg. Ich werde versuchen den dunklen Lord morgen zu erreichen und nach zu fragen, warum wir hier ganz allein rum standen."
„Wir könnten es verpasst haben."schlug Snape vor.
„Das glaube ich weniger, denn dann müssten wir ein anderes Datum haben. So ist es aber nicht. Ich war heute Nachmittag kurz in dem Muggeldorf und bin in eine Zauberertaverne gegangen, um mich wegen des Datums zu versichern."
„Dann weiß ich auch nicht mehr weiter."nuschelte der Professor.
„Gehen wir jetzt nach Hause?"Draco sah seinen Vater an, dieser nickte und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zurück nach England auf den Familiensitz der Malfoys. Die letzten beiden Tage der Sommerferien wollte Draco nutzen, um sich von diesem abenteuerlichen Urlaub zu erholen. Außerdem konnte er wieder in seinem Bett schlafen, wo garantiert niemand war, der ihn darunter ziehen wollte oder von oben auf ihn herabsprang.
ENDE
Japp, hier ist Ende. Wie schon im vorigen Kapitel angemerkt, wird es eine Fortsetzung geben, denn wir man gemerkt hat, ist hier ja etwas verändert. Ich arbeite meine andere HP Fic noch aus, dann kommt die andere dran. Irgendwann hoffentlich auch die noch offenen Fics. Ich würde mich freuen den einen oder anderen wieder zu sehen.
Danke Yuka-Chan! Hoffentlich ist dein Urlaub auch schön. Sobald ich das erste Kapitel der Fortsetzung habe, schicke ich es dir zu.
