Disclaimer:
alles aus der "Harry-Potter-Welt" gehört unserer geschätzten JK Rowling (höchstens vielleicht noch Warner Bros....). Mir gehört wie immer nix – ausser dem Plot und meiner kranken Phantasie. Und wie immer gibt's hierfür auch keine Kohle!
So, heute ist das Chap wieder ein wenig länger – um euch für die vielen Reviews zu belohnen! Und: es wird so langsam ein bisschen spannender, komplizierter, verwirrender... Ich sehe mit Freude, dass vielen von euch die Restaurant-Szene sehr gut gefallen hat! Danke!
Kasseopeia, blub, M (hoffe, deinem PC geht es wieder besser), Vanilla (ja, unser Sevie ist schon schwierig), sabysemilla, Kiki, Graciee und Dark-Tasha – heissen Dank für eure Treue!
Honeymoon
Fanfiction von Lorelei Lee
Kapitel 5
Remus erwachte am nächsten Morgen sehr entspannt, sehr ausgeruht und mit einem warmen Körper neben sich, der ihn in seinen Armen hielt.
Ein zusätzliches Plus war eindeutig die Tatsache, dass sich eine ebenfalls sehr warme Härte gegen seine Hüfte drückte.
Er drehte sich vorsichtig ein wenig um, bis er seinen Partner ansehen konnte.
Severus schlief noch. Remus konnte nicht widerstehen und küsste ihn unpassender Weise auf die Nasenspitze – einen anderen Körperteil konnte er im Moment leider nicht erreichen ohne sich den Nacken zu verrenken.
Der dunkelhaarige Slytherin blinzelte und als er Remus erkannte huschte ein schwaches Lächeln über seine Lippen.
„Guten Morgen", murmelte er leise und küsste Remus auf die Schulter.
Der Gryffindor drehte sich noch ein wenig mehr in den Armen seines Partners, bis ihre morgendlichen Erektionen leicht aneinander rieben und beide kurz die Luft anhielten. Remus drängte sich noch ein wenig näher und hauchte dann – wie er hoffte – viel versprechend: „Ich hätte da ein paar gute Ideen, um unsere Morgenlatten loszuwerden… und pinkeln ist nur eine davon."
„Aber wahrscheinlich die sinnvollste und effektivste", erwiderte Severus ungerührt, befreite sich aus Remus' Armen und stand auf.
„Spielverderber", maulte Remus und warf ihm einen beleidigten Blick zu. „Was ist eigentlich los mit dir? Liegt es an mir? Warum lässt du nie zu, dass ich mit dir intimer werde als knutschen und Händchenhalten?!" platzte es aus ihm heraus.
Severus hielt in der Badezimmertür inne und drehte sich zu Remus um.
„Oh Gott – nein! Es liegt nicht an dir – wie kommst du nur auf so eine dumme Idee", stieß er aus und sein Gesichtsausdruck war so verblüfft, dass Remus ihm ohne weiteres glaubte. „Es ist nur so, dass ich die Ansicht vertrete, dass sexuelle Aktivitäten mit einer Morgenlatte die dümmste und unbefriedigendste Sache der Welt ist."
„Punkt für dich", grummelte Remus. Leider Gottes hatte er damit nicht ganz Unrecht. Es war schwierig seinen Höhepunkt zu erreichen oder zu genießen, wenn man sich nie ganz sicher sein konnte, ob man Sperma oder… Remus schüttelte sich und beschloss, den Gedanken nicht weiter zu verfolgen.
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Als Remus nach Severus das Bad verließ hatte sich dieser schon angezogen. Er bedauerte dies ein wenig. Denn trotz allem hatte er Severus noch nie nackt gesehen. Severus hatte sich in diesem Kaufhaus einen dunkelgrauen Pyjama gekauft, den er letzte Nacht auch getragen hatte, während Remus der Einfachheit halber und wegen seiner bleiernen Müdigkeit auf seine Boxershorts – die er zu diesem Zweck erworben hatte - verzichtet hatte und tatsächlich nackt unter die Bettdecke gekrochen war.
„Und?" fragte Remus, „was stellen wir heute an?"
„Anstellen…", wiederholte Severus mit einem leichten Kopfschütteln. „Wie das wieder klingt… Such du etwas aus."
„Oh – ich wei", rief Remus unternehmungslustig. „Heute spielen wir Touristen!"
Severus zog eine Augenbraue in die Höhe.
„Touristen spielen?" fragte er skeptisch. „Ich fürchte, davon habe ich noch nie etwas gehört."
„Wie auch", bemerkte Remus grinsend. „Ich habe es gerade erst erfunden. Lass uns heute mit so einem Glasboden-Boot zum Riff raus fahren und Hamburger und Eis essen und Postkarten kaufen!"
„Wenn es dich glücklich macht", erwiderte Severus gelassen und stand auf. „Und jetzt komm – das Frühstücksbüffet hat nicht ewig geöffnet."
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Severus ließ ihm an diesem Tag tatsächlich komplett freie Hand. Doch auch wenn er ständig so aussah, als ob er die Nase über derlei schlichte Vergnügungen rümpfen wurde, sagte er doch kein Wort und Remus hatte den starken Verdacht, dass er sich fast genauso gut amüsierte, wie er selbst.
Sie waren tatsächlich mit einem Glasbodenboot gefahren und hatten mit all den anderen Touristen die zahlreichen exotischen Fische bestaunt.
Nachdem sie wieder an Land waren, hatten sie in einigen Antiquitätenläden und Souvenirshops herumgestöbert, doch Remus hatte ein Einsehen gehabt und nur ein paar herrlich kitschige Postkarten gekauft über die Severus nur den Kopf geschüttelt hatte. Dann hatten sie sich den Friedhof von Key West mit seinen zahlreichen Piratengräbern angesehen. Insgeheim hatten beide Ausschau nach einigen Geistern gehalten, doch keinerlei Anzeichen für ihr Vorhandensein entdecken können.
„Schade eigentlich", raunte Remus seinem Partner zu. „Ein neuer Geist wäre wirklich das ideale Urlaubsmitbringsel für Albus gewesen."
Severus verdrehte als Antwort nur die Augen gen Himmel.
Später hatten sie sich in einem Hamburger-Restaurant etwas zu essen gekauft und nun saßen sie unter diesem ewig blauen Himmel auf der Restaurant-Terrasse und packten ihr Essen aus. Der eine unternehmungslustig, der andere zunehmend misstrauisch.
Nach den ersten Bissen erklärte Severus dann allerdings, dass es zumindest eine interessante Erfahrung wäre, worauf Remus fast an einem Salatblatt erstickt wäre. Severus klopfte ihm hastig auf den Rücken und als Remus' Gesicht unter Lachtränen wieder seine normale Farbe annahm, setzte er sich ihm wieder gegenüber an den Tisch. Ihm stand die Erleichterung dabei so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass Remus sich fast schon peinlich berührt wieder seinem Hamburger widmete.
Er blinzelte unter halbgeschlossenen Lidern zu Severus hinüber, der seine Gesichtszüge nun offensichtlich wieder unter Kontrolle hatte und diesen Blick ruhig erwiderte – ruhig – distanziert – abwartend...
Remus trank mit kleinen Schlucken von seiner eiskalten Cola und ließ seine Gedanken schweifen. Warum hatte er eigentlich noch nie gemerkt, dass Severus Gefühle für ihn hegte? Remus war bislang immer der Ansicht gewesen, dass der Slytherin ihn hasste. Dennoch – wenn er es sich recht überlegte...
Seit er wieder nach Hogwarts zurückgekehrt war, hatte sich Severus ihm gegenüber entspannter gezeigt. Remus hatte dem allerdings keine große Bedeutung beigemessen, war doch jeder in diesen Tagen nach Voldemort's Ende etwas glücklicher, froher, lebenslustiger.
Jetzt sah er dieses Verhalten natürlich in einem anderen Licht. Schon gestern war ihm auch urplötzlich klar geworden, dass Severus seit Monaten immer irgendwie in seiner Nähe gewesen war. Fast wie ein Schatten, der über ihn wachte und ständig sarkastische Kommentare und zynische Sticheleien von sich gegeben hatte. Remus hatte sie immer gleichmütig hingenommen und mit Humor darauf reagiert. Er hatte geglaubt, dass sie im Laufe der Zeit vielleicht so etwas wie Freunde werden könnten... an etwas anderes hatte er nie gedacht... und jetzt dachte er fast nur noch in einem sehr besitzergreifenden Dreiklang von Worten an ihn – ‚Severus, mein Severus'.
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Nachdem sie fertig gegessen hatten, verließ Severus den Tisch um sich im Lokal die Hände zu waschen. Kaum war er außer Sichtweite, da stand ein junger Mann neben Remus und lächelte ihn an.
„Ist hier noch frei?" Blonde Haare, blitzende Zähne, muskulöser Oberkörper...
Remus blinzelte verwirrt. „Was? Nein."
„Schade", entgegnete der Fremde unbekümmert. „Aber wenn du mal genug von diesem Kerl hast - und das kann wohl nicht sehr lange dauern... hier ist meine Telefonnummer." Er reichte Remus einen Zettel.
Remus blieb fast die Spucke weg.
„Das ist nicht irgendein Kerl", erwiderte er aggressiv. „Wir sind verheiratet."
„Mit dem?" fragte der schöne, junge Mann ungläubig. „Hat er einen Haufen Geld, oder was?"
Jetzt hatte Remus eindeutig genug. Er drückte dem Schönling wütend den Zettel zurück in die Hand. „Okay, das reicht jetzt! Zieh' Leine!" fauchte er drohend.
Der Blonde zog noch eine Grimasse, trollte sich dann aber. Remus legte den Kopf in den Nacken und atmete mehrmals tief durch. Eine derart plumpen Anmache war ihm schon lange nicht mehr untergekommen. Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und entdeckte dabei Severus, der gerade wieder aus dem Lokal trat und zu ihrem Tisch zurückkehrte.
Remus befeuchtete sich nervös die Lippen. Hatte Severus gesehen, wie ihn dieser notgeile Typ angequatscht hatte?
Doch als sich Severus setzte und lediglich erwähnte, dass die Waschräume hier wirklich ungewöhnlich sauber waren, atmete Remus erleichtert auf, ohne eigentlich genau zu wissen, warum er so erleichtert war.
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Später am Nachmittag saßen beide auf der Terrasse ihres Hotels und taten nichts, außer den Eiswürfeln in ihren Drinks beim Schmelzen zuzusehen. Es war eine angenehme Abwechslung zu den vielen Menschen und den vielen Eindrücken, die heute auf sie eingeströmt waren.
Remus hätte ewig so dasitzen können – es war unglaublich angenehm mit Severus zu schweigen. Ab und zu berührten sich unter dem Tisch ihre Beine und auch das war angenehm. Er spürte, wie der Alkohol ihm ganz allmählich zu einem kleinen Schwips verhalf und das war sogar besonders angenehm.
„Soll ich uns noch etwas zu trinken bestellen?" unterbrach Severus' Stimme seine leicht umnebelten Gedanken.
„Keine schlechte Idee", murmelte Remus schläfrig.
„Wenn du so weitermachst, bist du noch vor dem Abendessen betrunken", erwiderte Severus.
„Auch das ist keine schlechte Idee", grinste Remus und sah, wie Severus leicht den Kopf schüttelte, dann aber doch der Bedienung winkte und ihre Bestellung aufgab.
Sie verfielen wieder in dieses wohltuende Schweigen, bis die neuen Drinks vor ihnen standen. Severus prostete ihm kurz zu, nahm einen kleinen Schluck, lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück und sah wieder aufs Meer hinaus.
Remus musterte Severus unter halbgesenkten Augenlidern. Die Sonne, die frische Luft und die Ruhe taten Severus offensichtlich gut.
Er fragte sich wirklich, warum Severus nicht auch schon angebaggert worden war. Alles in allem war er doch ein attraktiver Mann.
Die scharfen Linien in seinem Gesicht hatten sich gemildert, sogar seine Haare wurden nicht mehr so schnell fettig, nur seine Zähne waren natürlich immer noch nicht gerade...
„Warum siehst du mich so an?" fragte Severus.
„Ich dachte gerade, dass du mal was gegen deine schiefen Zähne unternehmen könntest", sagte Remus ohne nachzudenken. „Ich bin mir sicher, dass es dafür Hunderte von Zaubersprüchen gibt."
Severus nahm einen Schluck aus seinem Glas. „Fünf – um genau zu sein", erwiderte er mit tonloser Stimme.
„Und ich möchte wetten, du kennst sie alle", gab Remus zu bedenken.
„Die Wette würdest du gewinnen."
„Also?"
„Was – also?"
„Warum hast du dann nicht schon längst einen von ihnen angewandt?" fragte Remus hartnäckig.
Severus schwieg eine Weile, dann sah er Remus direkt in die Augen.
„Wozu?"
„Wozu?! Um schönere Zähne zu bekommen und dadurch ein ansprechenderes Äußeres."
„Ansprechendes Äußeres? Mach dich nicht lächerlich! Ansprechendes Äußeres – mit dieser Nase?" erwiderte Severus bitter.
„Wenn du schönere Zähne hättest, dann könntest du auch öfter mal lächeln. Du solltest es wirklich mal versuchen! Es tut auch gar nicht weh! Und wenn du öfter lächeln würdest, dann würde deine Nase überhaupt nicht mehr auffallen", versuchte Remus zu retten, was noch zu retten war. Gott – so hatte er das doch gar nicht gemeint! Dieses Gespräch nahm mit jeder Sekunde eine unglücklichere Wendung.
Severus sah ihn kopfschüttelnd an.
„Du glaubst den Blödsinn, den du da redest..."
„Okay, warum versuchst du es nicht wenigstens mal? Jeder versucht doch ständig, sein Aussehen zu verbessern – warum nicht auch du?"
„Gut – dann nenn mir einen Grund, warum ich das tun sollte!"
„Einen Grund?" Remus wusste nicht mehr, wo ihm der Kopf stand. Merlin – dieser Mann konnte einen wahnsinnig machen.
„Ja – einen Grund", wiederholte Severus ironisch und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Na, was ist? Fällt dir keiner ein?"
„Doch, natürlich! Man würde dir dann sicher freundlicher begegnen", trumpfte Remus auf.
„Und warum sollte ich das wollen?" sagte Severus leise.
Remus konnte ihn nach dieser Erwiderung nur sprachlos anstarren und ungläubig den Kopf schütteln.
„Warum tust du eigentlich nichts gegen deine grauen Strähnen?" fragte Severus plötzlich.
„Wieso? Was passt dir nicht daran?" fragte Remus eingeschnappt.
„Nichts... ich frage mich nur, warum du sie nicht schon längst weggezaubert hast – diesen Spruch lernen in Hogwarts schon die Erstklässler..."
„Das sind meine grauen Haare und die bleiben, wo sie sind!" erwiderte Remus gereizt.
„Gut – in Ordnung. Und warum kannst du dann nicht akzeptieren, dass ich nicht an meinen Zähnen herumzaubern will?!"
„Das ist doch etwas völlig anderes!"
„Nein, ist es nicht!" entgegnete Severus heftig.
„Ist es wohl! Die grauen Haare sind Ausdruck meiner Identität und meiner Persönlichkeit!"
Erst jetzt sah Severus ihm wieder direkt in die Augen. „Ganz genau", sagte er sehr leise.
Und wieder war es soweit. Remus wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Alle von Severus' Aussagen ließen darauf schließen, dass sich hinter dem schroffen Verhalten eine verletzte Seele verbarg und Remus wollte nicht noch mehr Schaden anrichten, als er es vielleicht unabsichtlich schon getan hatte.
Bevor Remus noch etwas sagen konnte, sagte Severus mit tonloser Stimme: „Warum hast du dich von diesem Adonis nicht einladen lassen? War er dir nicht schön genug?"
‚Scheiße!' dachte Remus mit einem Anflug von Verzweiflung. ‚Er hat es also doch mitbekommen!'
„Doch – ich meine, nein – das heißt...", stammelte Remus fassungslos, doch dann fing er sich wieder. „Das spielt doch jetzt gar keine Rolle! Es gibt Dinge, die wesentlich wichtiger sind, als bloße Schönheit. Dieser blonde Adonis war so hohl wie eine Kokosnuss vom letzten Jahr. Im Vergleich zu dir..."
„Oh bitte! Erspar' mir das Märchen von der inneren Schönheit!" stieß Severus so bitter aus, dass Remus anfing, nervös zu werden.
„Aber du..."
„Meine ‚inneren Werte' sind praktisch nicht vorhanden – und das weißt du auch ganz genau. Ich bin ungerecht und nachtragend. Außerdem boshaft und völlig den dunklen Künsten ergeben."
„Bewegen wir uns jetzt auf Schüler-Klatsch-Niveau?" fragte Remus gereizt.
„Ich habe fettige Haare, ich habe eine zu große Nase, ich habe schiefe Zähne! Ich bin, wie ich bin! Und ich werde nichts daran ändern!"
„Ich glaube so langsam, dass nicht ich zuviel Alkohol hatte, sondern du", bemerkte Remus spitz, doch dann sah er etwas in Severus' Augen, das ihn einmal tief durchatmen ließ. Er griff nach Severus' Hand und hielt sie fest. „War das jetzt deine Version von ‚friss oder stirb'?" fragte er eindringlich.
Severus versuchte, ihm seine Hand wieder zu entziehen, doch Remus hielt sie fest.
„Willst du mir damit wirklich sagen, dass ich dich so zu akzeptieren habe, wie du bist? Dass ich dich so lieben soll, wie du bist? Aber – Severus – das will ich doch... du gibst mir nur keine Chance! Jahrelang hast du diese Mauer um dich aufgebaut, damit dir nur ja niemand zu nahe kommt. Ich will ja gerne diese Mauer durchbrechen, aber alleine schaffe ich das nicht. Du musst mir dabei helfen... Öffne mir eine Tür oder wenigstens ein Fenster... lass mich zu dir."
Für eine kleine Weile herrschte angespanntes Schweigen.
Dann stand Severus abrupt auf und entzog Remus seine Hand.
„Ich würde jetzt gern ein wenig allein sein", sagte er leise.
„Warum?" fragte Remus beunruhigt.
„Um nachzudenken", erwiderte Severus langsam.
Remus befiel eine eigenartige Vorahnung.
„Aber wir sehen uns später?"
Severus nickte leicht. „Natürlich." Dann fügte er mit einem schmalen Lächeln hinzu: „Keine Angst – ich werde nichts Unüberlegtes tun, wenn es das ist, was du dir gerade einbildest."
„Also schön", gab Remus widerstrebend nach. „Bis später?"
„Bis später."
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Mehrere Stunden später lief Remus auf der Suche nach seinem Partner den Strand entlang. Die Sonne war fast untergegangen und Severus war immer noch nicht aufgetaucht. Langsam aber sicher geriet Remus in Panik. Er hatte das halbe Hotel ergebnislos auf den Kopf gestellt. Severus war nirgends zu finden gewesen.
Remus' Herz hämmert mit schweren und unregelmäßigen Schlägen in seiner Brust.
Sein Verstand sagte ihm, dass bestimmt alles in Ordnung sein würde, aber seine Gefühle mussten sich dieser Meinung doch nicht blindlings anschließen – oder?
Als er in der Ferne eine dunkle Gestalt mit angezogenen Knien im Sand sitzen sah, fiel ihm wirklich ein Stein vom Herzen. Je näher er kam, desto offensichtlicher wurde es, dass es sich bei der Gestalt tatsächlich um Severus handelte. Als Remus nur noch wenige Meter entfernt war, verlangsamte er seinen Schritt und setzte sich schließlich neben den Slytherin in den Sand.
Ohne aufzusehen sagte Severus: „Lass mich raten – du hast dir Sorgen gemacht."
„Ja", antwortete Remus einsilbig. „Allerdings."
„Man sagt... die Augen sind die Fenster der Seele...", äußerte Severus zusammenhanglos und so leise, dass Remus Schwierigkeiten hatte, ihn gegen das Rauschen der Wellen zu verstehen.
Er war sich nicht sicher, ob Severus eine Erwiderung von ihm erwartete, also schwieg er und versuchte, sich seine innere Unruhe nicht anmerken zu lassen.
Nach einem leisen Seufzen fuhr Severus tatsächlich fort und Remus lauschte mit angehaltenem Atem.
„Ich bin nicht sehr gut darin, meine Gefühle zu zeigen – ich habe nur gelernt, sie zu unterdrücken, zu verstecken. Darin bin ich allerdings ziemlich gut."
Remus schluckte. Severus hatte noch nie so müde geklungen.
„Bist du deshalb so... zurückhaltend mir gegenüber?"
Severus' Blick flackerte kurz zu dem Gryffindor hinüber.
„Auch – aber nicht nur... oder kannst du mir vielleicht sagen, wie ich denn sonst auf deinen plötzlichen Meinungsumschwung hätte reagieren sollen?"
„Meinungsumschwung?" fragte Remus verständnislos.
„Ja – von ‚ich will die Scheidung' zu ‚warum versuchen wir es nicht erst miteinander' in fünf Minuten."
„Oh..." Remus senkte ein wenig beschämt seinen Kopf.
„Du wirst mir doch sicher zugestehen, dass ich deine Motive diesbezüglich hinterfrage. War es tatsächlich nur der Ring?"
„Ich weiß es nicht..."
Severus stieß einen seltsamen Laut aus.
„Das ist zumindest ehrlich."
„Nein, Severus, versteh mich nicht falsch... ich hätte nur nie gedacht... ich war immer der Meinung, dass du mich hasst."
„Ich hasse dich nicht", flüsterte Severus mit gepresster Stimme. „Ich habe mich damals in dich verliebt, als du zum ersten Mal in Hogwarts unterrichtet hast. Deshalb habe ich auch dafür gesorgt, dass du gehen musstest."
Remus beschlich ein starkes Gefühl von Unwirklichkeit. Saß er hier wirklich mit Severus Snape an einem Sandstrand in Florida und diskutierte mit ihm über psychische Probleme? Mehrere Fragen drängten sich bei dieser Eröffnung auf seiner Zunge, doch schließlich fragte er nur: „Aber wieso?"
„Wieso? Ganz einfach – ich hatte Angst, mich zum Narren zu machen, wenn du auch nur einen Tag länger in meiner Nähe gewesen wärst. Kannst du dir vorstellen, was ich empfunden habe, als du vor knapp zwei Jahren wieder am Lehrertisch gesessen hast?"
Remus verstand immer noch nicht. Ob wohl alle Slytherins so kompliziert waren – oder traf dies doch nur auf Severus zu? Dabei tat es ihm fast körperlich weh, dass er Severus und seine Beweggründe immer noch nicht verstand. Er sehnte sich danach, ihn zu berühren... seine Hand zu halten... doch er traute sich nicht.
„Aber, Severus - warum hast du denn nie etwas gesagt?"
„Wie lange kennen wir uns schon? Ich habe nie etwas gesagt, weil ich mir nie eine Chance bei dir ausgerechnet habe. Everybody's Darling und der schmierige Zaubertränkemeister." Er lachte freudlos.
Remus spürte, dass er den Tränen nahe war. Er ertrug es nicht, dass Severus so schlecht von sich selbst sprach.
„Ich bin nicht Everybody's Darling...", widersprach er leise und wischte sich verstohlen über die Augen. „Den Titel führt schon Harry... aber trotzdem hast du diesen Ring in Auftrag gegeben. Warum hast du das getan?"
„Vielleicht um meinen Phantasien ein wenig Substanz zu geben? Ich weiß es nicht. Ist das nicht gleichgültig?"
„Nein – denn ich bleibe dabei: einem Mann, der einen solchen Ring entwirft, sollte man nicht leichtfertig einen Korb geben", erwiderte Remus gefühlvoll. „Ich sehe dich seither in einem ganz anderen Licht – und ich glaube, ich bin gerade dabei, mich in dich zu verlieben..." Er konnte nicht anders – er musste ihn jetzt einfach berühren... Leicht legte er seine Hand auf Severus' Schulter. Beim ersten schwachen Kontakt gab dieser zum ersten Mal, seit Remus neben ihm Platz genommen hatte, seine starre Haltung auf.
Er streckte seine Beine aus und drehte sich halb zu Remus. Sein intensiver Blick suchte die Augen des Gryffindor.
„Warum?" fragte er schlicht.
Remus rückte ein wenig näher und legte seine Hand von Severus' Schulter an dessen Wange.
„Weil ich mittlerweile erkannt habe, dass du unter diesem ganzen Berg von Sarkasmus und Ironie ein sehr empfindsames Herz versteckst – wirst du es mich finden lassen?" wisperte er.
Ein paar Herzschläge lang herrschte atemlose Stille zwischen den Männern, dann legte Severus sein Stirn gegen die des Gryffindor und schloss die Augen.
„Das wird sich schlecht machen lassen."
„Warum?"
„Weil ich es schon lange verloren habe... an dich..."
Fortsetzung folgtSo, jetzt haben wir ganz tief in die Gefühlskiste gegriffen. Da muss eine Weile reichen. Ich weiss nämlich noch nicht genau, wann das nächste Update kommen wird. Fertig wäre das Chap ja schon... aber leider nur auf Papier (heul) ich muss es erst noch eintippen...
