Disclaimer:

alles aus der "Harry-Potter-Welt" gehört unserer geschätzten JK Rowling (höchstens vielleicht noch Warner Bros....). Mir gehört wie immer nix – ausser dem Plot und meiner kranken Phantasie. Und wie immer gibt's hierfür auch keine Kohle!

So, erst mal vielen Dank für die vielen Sekretariats-Angebote! Aber zum Einen hatte ich diese Chap während einer Zugfahrt geschrieben und hatte daher selbst fast Schwierigkeiten meine eigene Klaue wieder zu entziffern – zum Anderen habe ich euch durchschaut! Ihr wolltet das nur freiwillig machen, weil ihr so viel früher an das nächste Kapitel gekommen wärt! (zwinker) Ich habe mich trotzdem darüber gefreut. Danke. Und heissen Dank auch an alle, die gereviewt haben – 17 Stück – ihr verzeiht, dass ich nicht jeden namentlich erwähne! Ich bin echt sprachlos!

Honeymoon

Fanfiction von Lorelei Lee

Kapitel 6

Der nächste Morgen brachte ein relativ erschöpfte Eule von Dumbeldore. Severus und Remus wachten davon auf, dass die Eule mehr auf ihr Bett fiel, als darauf landete und während Severus einige Cracker aus der Minibar als Bezahlung für die Eule holte, nahm Remus ihr den Brief ab.

„Er ist von Albus", erklärte er gähnend und öffnete den Brief. „Er lässt schön grüßen und wir sollten uns keine Sorgen machen und uns noch gut amüsieren."

Severus verdrehte gequält die Augen. „Glaubst du, er weiß etwas?"

„Gibt es etwas, das Albus nicht weiß?" gab Remus müde zurück. „Warum lässt du die Eule jetzt nicht in Ruhe und kommst zurück ins Bett?"

Doch Severus ging – wie nicht anders zu erwarten – nicht darauf ein.

„Vielleicht, weil es schon fast Mittag ist?" sagte Severus ernst. „Warum stehst du nicht auf, wenn du sowieso schon wach bist? Du kannst auch am Strand weiterschlafen – wenn es das ist, was du willst."

Remus seufzte. Nein, das war nicht unbedingt das, was er wollte. Aber wie hatte Severus gestern gesagt? Er war sehr schlecht darin, Leute an sich heran zu lassen – bei Tageslicht betrachtet war das wohl die Untertreibung des Jahres. Er würde mehr als nur Geduld haben müssen. Severus hing anscheinend sehr an seinen alten Gewohnheiten... obwohl er ihn offensichtlich liebte.

Ein warmes Gefühl breitete sich bei diesem Gedanken in Remus aus. Also schön – dann würde er Severus eben seinen Willen lassen, auf ein morgendliches – oder besser gesagt – mittägliches Kuschelstündchen verzichten und statt dessen aufstehen. Mit einem herzhaften Gähnen schlug er die Decke zurück und wankte verschlafen ins Badezimmer.

# # # # #

Remus hatte sich den halben Nachmittag mit Muschelsammeln vertrieben und schlenderte nun mit seiner Ausbeute wieder zurück zu ihren Liegestühlen.

Schon von weitem sah er, dass Severus mit einem Ausdruck tiefster Versunkenheit in einem schmalen Taschenbuch las. Remus verdrehte die Augen. Es handelte sich bei dabei sicher wieder um einen Schnulzenroman. Er begriff einfach nicht, wie ein intelligenter Menscher derartige Lektüre auch nur in Erwägung ziehen konnte. Und da es sich bei diesem speziellen intelligenten Menschen auch noch um Severus handelte, ärgerte ihn diese Angewohnheit maßlos.

Er ließ sein zusammengeknüpftes Taschentuch mit seinen Muschelfunden laut klappernd neben Severus' Liegestuhl in den Sand fallen. Severus zuckte leicht zusammen und sah von seinem Buch auf.

„Ich bin wieder da", bemerkte Remus mit einer gewissen Schärfe in der Stimme.

„Das höre ich", erwiderte Severus trocken. „Und jeder andere im Umkreis von 100 Metern hat es sicher auch gehört. Ich hatte eigentlich geglaubt, du wärst wenigstens halbwegs in der Lage, dich wie ein zivilisierter Mensch zu benehmen."

„Ausgerechnet du willst darüber entscheiden, wie zivilisiert ich bin?" fragte Remus und wusste nicht, ob er lachen oder wütend werden sollte.

Severus hob eine Augenbraue in eine bislang unerreichte Höhe.

„Wie bitte?"

„Zumindest lese ich nicht solchen Schund", trumpfte Remus auf und zeigte mit einem boshaften Lächeln auf das Taschenbuch in Severus' Händen. Es trug den Titel ‚der geheimnisvolle Herzog' und Remus schüttelte sich innerlich angewidert.

Zu seiner Überraschung zuckten Severus' Mundwinkel amüsiert und er steckte das Buch zurück in ihre Tasche.

„Dann wird es dich sicher freuen zu hören, daß wir diesbezüglich einer Meinung sind."

„Häh?!" entfuhr es Remus völlig unintelligent.

Severus seufzte, doch seine Mundwinkel wölbten sich weiterhin amüsiert nach oben und Remus fand diesen Gesichtsausdruck sehr anziehend.

„Ich bestreite überhaupt nicht, dass es Schund ist – aber – auch wenn du es kaum glauben wirst – sogar ich kann nicht den ganzen Tag in Zaubertrankbüchern blättern oder Goethe und Shakespeare lesen." Er hielt kurz inne und setzte eine gespielt verschwörerische Miene auf, die in Remus das heftige Verlangen auslöste, sich auf der Stelle auf ihn zu werfen und...

„Sag es niemandem weiter..." fuhr Severus fort und seine warme Stimme holte Remus wieder in die Wirklichkeit zurück, „... aber dieser Schund wirkt Wunder bei Einschlafschwierigkeiten – man kann dabei wunderbar das Gehirn abschalten und sich einfach entspannen." Der Anflug eines Grinsens huschte über das Gesicht des dunkelhaarigen Mannes und wie üblich wusste Remus nicht, ob Severus nun gerade im Ernst gesprochen hatte, oder ob er ihn nur auf die Schippe nehmen wollte. Remus glaubte mittlerweile, Severus gut genug zu kennen um in dieser Aussage ein wenig von beidem zu erkennen.

Eine Offenbarung über eine vermeintliche Schwäche hinter einer trockenen, ironischen Bemerkung zu verstecken, erschien Remus nun als so typisch und so offensichtlich für seinen Partner, dass er sich fragte, warum ihm das früher noch nie aufgefallen war. Er war offenbar nicht nur blind, sondern auch taub gewesen und er fragte sich mit einem leisen Bedauern, wie viele dieser kryptischen Bemerkungen wohl unverstanden an seinem Ohr vorbeigegangen waren.

„Na schön", lenkte Remus ein. „Willst du erst meine Muschelsammlung begutachten oder lieber eine Runde mit mir schwimmen?"

Er hatte einfach nur so gefragt, denn er war sich sicher, dass Severus von beiden Optionen nicht sehr begeistert sein würde und er allein im Meer schwimmen würde. Doch zu seiner Überraschung zögerte Severus mit seiner Antwort.

„Schwimmen... im Meer?" fragte der Slytherin zurück.

Remus musterte ihn genau. Severus hatte heute eine kurze Strandhose angezogen, die viele hier auch als Badehose trugen. Natürlich trug er wie immer auch noch ein kurzärmliges, offenes Hemd – aber vielleicht... vielleicht wollte er ja nur ein wenig gebeten werden. Gut, diesen Gefallen konnte er ihm gerne tun.

„Ja – komm doch mit – das Wasser ist herrlich und alleine schwimmen macht nicht wirklich Spaß."

Severus schien immer noch unentschossen zu sein, denn sein Gesichtsausdruck blieb weiterhin skeptisch.

Remus lag schon eine Neckerei ob mangelnder Schwimmkenntnisse auf der Zunge, doch er schluckte sie hinunter – womöglich würde er damit einen weiteren wunden Punkt des Slytherins berühren - und fuhr stattdessen schwere Geschütze auf: sein patentierter Dackelblick!

Er schlug die Augen auf und sagte schmeichelnd: „Bitte!"

Dieser Blick hatte ihm schon oft geholfen und er versagte auch diese Mal nicht. Mit einem geseufzten: „Wenn dir soviel daran liegt..." schlüpfte Severus aus seinem Hemd und stand auf. Gemeinsam gingen sie hinunter zum Wasser.

Remus lief übermütig hinein und tauchte in den erfrischenden Wellen unter. Erst dann sah er sich wieder suchend nach Severus um. Dieser stand immer noch im knietiefen Wasser und beäugte das Meer misstrauisch.

Remus ging zu ihm zurück.

„Was ist?"

„Es ist kalt", bemerkte Severus in einem Tonfall, der Remus stark an einen unzufriedenen Dreijährigen erinnerte.

„Ja – und nass obendrein", lachte Remus und schüttelte seine Haare, so dass unzählige Wassertröpfchen auf Severus' nackten Oberkörper spritzten.

Er erntete dafür jedoch nur ein nachsichtiges Kopfschütteln und nicht den tödlichen Blick, mit dem er eigentlich gerechnet hatte.

„Wenn man erst mal drin ist, ist es gar nicht mehr so kalt – also bringst du es am besten schnell hinter dich", schlug Remus vor.

Severus seufzte wieder, dann ging er ein paar Schritte weiter und tauchte ebenfalls unter. Als er wieder auftauchte, gesellte sich Remus zu ihm.

„Schwimmen wir rüber zu der Badeplattform?" fragte Remus und zeigte auf eine Holzkonstruktion, die zu einem der benachbarten Hotels gehörte.

Severus nickte kurz und schwamm los. Als sie an ihrem Ziel angekommen waren, hatte Remus feststellen können, dass sein Partner zwar kein herausragender, aber ein ausdauernder Schwimmer war.

Das Wasser war dort wieder so flach, dass man stehen konnte und als sich Severus zu ihm umdrehte – mit seinen nassen Haaren, den im Sonnenlicht glitzernden Wassertropfen auf seiner nur sehr leicht gebräunten Haut und dem zufriedenen Gesichtsausdruck – da konnte Remus nicht anders...

Er zog ihn an sich und küsste ihn lange und zärtlich mitten auf den Mund und als nach einem Sekundenbruchteil dieser Kuss erwidert wurde, war er dankbar, dass Severus' Arme ihn umschlungen hatten und festhielten, da seine Knie kurzzeitig ihren Dienst versagten und er sonst unweigerlich ertrunken wäre.

Nach einer süßen Ewigkeit sagte Severus leise: „So schön es auch hier ist – wir sollten wieder zurück. Es ist schon spät und der Hummer wird nicht ewig auf uns warten."

Remus seufzte und schmiegte sich noch ein wenig in Severus' Arme, die allerdings nur noch locker um seine Hüften lagen. Ja – natürlich... sie hatten für heute Abend einen Tisch reserviert und das Hummer-Menü vorbestellt.

„Nur noch ein bisschen", murmelte er und knabberte trotz, oder vielleicht gerade wegen, des Verbotes leicht an Severus' Ohrläppchen.

„Nein", sagte dieser entschieden, löste Remus' Klammergriff um seinen Hals und schwamm los.

„Na warte", murmelte Remus vor sich hin, während er mit einigen raschen Schwimmzügen zu seinem Partner aufschloss. „So leicht entkommst du mir heute nicht."

# # # # #

Remus saß ungeduldig auf der Kante ihres Bettes und lauschte auf die Geräusche aus dem Badezimmer. Severus hatte ihm den Vortritt gelassen und Remus hatte sich nur flüchtig geduscht und die Haare gewaschen. Dann hatte er das Badezimmer für Severus freigemacht und sich halb angezogen, doch er war definitiv nicht bei der Sache.

Seit heute Nachmittag tanzten seine Hormone mal wieder Tango und seine Libido lief auf Hochtouren. Als er sich bei seinem Hemd zum dritten Mal verknöpft hatte, hatte er es aufgegeben, sich aufs Bett gesetzt und auf das Wasserplätschern der Dusche gelauscht. Die Bilder, die ihm dazu ihn den Sinn kamen, regten ihn verständlicher Weise nur noch weiter an.

Gerade eben verstummten die Duschgeräusche und Remus erhob sich. Ohne weiter nachzudenken öffnete er die Badezimmertür und trat ein.

Severus hatte sich bereits ein Handtuch um die Hüften geschlungen und kämmte gerade seine feuchten Haare aus. Er sah ihn überrascht, doch immerhin nicht feindselig an.

„Hast du noch etwas vergessen?" fragte er.

„Ich glaube schon", sagte Remus und nahm Severus den Kamm aus der Hand. Dann tat er genau das gleiche wie heute Nachmittag, als sie im Meer gebadet hatten. Er zog Severus an sich und küsste ihn. Doch jetzt tat er dies mit wesentlich mehr Leidenschaft. Seine Zunge drängte sich zwischen Lippen, die den Kuss zwar erwiderten, sich jedoch nur zögernd für ihn öffneten.

Remus linke Hand streichelte beruhigend durch die feuchten, schwarzen Haarsträhnen, während seine Rechte langsam bis zu dem Handtuch hinunterglitt.

Seine Handfläche legte sich über den weichen Frotteestoff und die darunter liegenden heiße Wölbung. Er rieb, drückte und streichelte behutsam über die immer härter werdende Schwellung.

Severus stöhnte in seinen Kuss und presste sich enger gegen Remus' Körper und seine Hand.

Doch dann unterbrach er plötzlich den Kuss.

„Nein, Remus... nicht..." wisperte er heiser und hörte doch nicht auf, sich gegen Remus' Hand zu drücken. Remus begriff zuerst gar nicht, was Severus ihm da ins Ohr geraunt hatte.

„Remus... bitte... hör auf... ich ..."

„Wieso – was?" fragte Remus verwirrt. Gleichzeitig stieß Severus einen unterdrückten Schrei aus und das Handtuch unter Remus' Fingern fühlte sich an einer bestimmten Stelle klebrig-feucht an.

„Was...?" murmelte Remus perplex.

Severus' Körper lehnte merkwürdig schwer gegen ihn, doch schon im nächsten Moment stießen ihn zwei kräftige Hände fort und Severus drehte ihm den Rücken zu.

Remus starrte immer noch verwirrt auf seine Hand.

Das Ganze hatte kaum zwei Minuten gedauert... Plötzlich dämmerte ihm die Erkenntnis und Scham überwältigte ihn. Er betete, dass er nicht alles kaputtgemacht hatte.

„Severus...", sagte er behutsam.

„Lass mich in Ruhe!"

Remus schluckte. „Nein, Severus. Das kann und das will ich nicht. Schließ mich jetzt nicht wieder aus... Es ist nicht so schlimm, wie du jetzt vielleicht denkst."

Severus lachte bitter. „Ach ja? Zu-früh-Ejakulation ist für dich also kein Problem?! Du wirst entschuldigen, wenn ich das leider etwas anders sehe!"

„Nein, das entschuldige ich nicht", erwiderte Remus mit fester Stimme. „Das Einzige, was ich in diesem Zusammenhang wissen möchte ist folgendes: Ist es jedes Mal so, oder nur ab und zu?"

Remus betete, dass Severus ihm antworten würde. Der Slytherin war ein stolzer Mann, der sehr viel Wert auf seine Ehre und sein Ansehen legte. Remus konnte sich nur annähernd vorstellen, wie einem solchen Mann zumute sein musste, wenn auf diese Art eine seiner Schwächen aufgedeckt wurde. Das Schweigen dauerte an und wurde immer drückender. Remus wagte kaum zu atmen.

„Bitte... Severus... lass mich dir helfen...", flehte er leise.

Severus holte tief Luft, drehte Remus aber immer noch den Rücken zu.

Remus sah, wie er die Arme vor der Brust kreuzte.

„Nicht jedes Mal...", flüsterte er leise. „Aber die letzten Male... öfter... fast immer..."

Remus ging ein wenig näher zu ihm und legte ihm sacht eine Hand auf ein Schulterblatt.

„Und du hattest Angst, dass es dir bei mir auch passiert..."

Severus nickte kaum merklich.

„Und deshalb hast du es auch vermieden, mit mir... intimer zu werden...?"

Severus nickte wieder.

„Weil du geglaubt hast, ich würde dich auslachen oder sonst etwas Grausames tun?" sprach Remus mit weicher Stimme weiter und küsste ihn sanft auf die Schulter. „Das war ein sehr, sehr dummer Gedanke von dir. Egal wie alle anderen vor mir darauf reagiert haben... du hättest wissen müssen, dass ich so etwas nie tun würde."

Ein weiterer Kuss auf den Nacken und Severus seufzte leise.

„Für mich ist das lediglich eine Vorentscheidung über die Frage, wer von uns beiden oben liegen wird." Ein zweiter Kuss auf die Schulter, die leicht bebte, dann drehte sich Severus endlich wieder zu ihm um, legte ihm eine Hand an die Wange und sah ihn lange mit einem unergründlichen Blick an. Dann lächelte er kaum merklich.

„Wir sollten uns jetzt fertig anziehen – sonst kommen wir wirklich noch zu spät."

# # # # #

Sie waren mittlerweile beim Dessert angekommen. Severus hatte einen Blick auf seinen siruptriefenden Schokoladenkuchen geworfen und ihn großzügig Remus überlassen.

„Dir entgeht etwas", nuschelte Remus zwischen zwei Bissen.

Severus zuckte mit den Schultern und schenkte sich noch ein Glas Wein ein.

„Du hast Schlagsahne an der Nase", bemerkte er mit einem boshaften Lächeln.

Remus grinste und nahm seine Serviette um sich zu säubern.

„Besser?" fragte er und hob seine Nase in die Höhe.

„Viel besser", lächelte Severus verhalten.

„Wie lange ist das letzte Mal für dich eigentlich her?" fragte Remus so ungezwungen wie möglich und zog Severus' Kuchenteller zu sich. Er hatte lange überlegt, ob er die Sprache noch mal darauf bringen sollte und sich schließlich dafür entschieden. Es war nie gut, eine solche Angelegenheit einfach totzuschweigen. Die Katze war nun sowieso schon aus dem Sack, dann konnte er genauso gut versuchen so viel wie möglich darüber in Erfahrung zu bringen.

Severus schenkte ihm einen raschen Seitenblick und nippte dann an seinem Wein.

„Drei Jahre – glaube ich", erwiderte er zurückhaltend.

Remus atmete innerlich erleichtert aus. Severus ging darauf ein. Mittlerweile hatte Remus herausgefunden, dass er in diesen Fällen seiner Zunge ruhig ein wenig die Zügel schießen lassen konnte.

„Ziemlich lange...", gab er zu bedenken. „Ich denke eine derartige Abstinenz erklärt eine gewisse Voreiligkeit hinreichend." Er schob sich ein weiteres Stück Kuchen in den Mund und kaute nachdenklich. „Wer war es und warum hast du so lange nicht mehr Du-weißt-schon-Was?" Er legte den Kopf leicht schief und sah Severus fragend an.

„Findest du diese Fragen nicht reichlich indiskret?"

„Nein, nicht wirklich – wenn du dich bitte erinnerst – wir sind verheiratet. Wir sollten keine Geheimnisse voreinander haben."

Severus sah ihn wieder mit diesem seltsamen Ausdruck in seinen Augen an, doch dann antwortete er.

„Die letzten paar Mal habe ich jemanden in einer Bar aufgegabelt. Es war jedes Mal... etwas... ernüchternd... Ich habe es schließlich aufgegeben. Und da sich seither niemand von sich aus für mich interessiert hat..."

„Nicht einer?" fragte Remus ungläubig.

„Du sagst das, als wenn es völlig ausgeschlossen wäre."

„Du bist wahrscheinlich einfach nicht mehr ausgegangen, so dass du überhaupt keine neuen Leute mehr kennen gelernt hast."

„Das auch – aber sie sind auch schon vorher nicht gerade Schlange gestanden", erwiderte Severus mit einem bitteren Lächeln.

„Umso mehr Glück für mich."

# # # # #

Auf ihrem – schon fast ritualisierten – nächtlichen Strandspaziergang kam Remus eine Idee. Er war fest davon überzeugt, dass lediglich Severus' übersteigerte Erwartungshaltung an seinem ‚Versagen' die Schuld trug. Auch waren diese dubiosen Bar-Bekanntschaften eher dazu geeignet gewesen, diese Angst noch zu verstärken, anstatt sie zu kurieren.

Er war froh darüber, dass Severus so überraschend offen mit ihm darüber gesprochen hatte, umso mehr wollte er ihm nun dabei helfen, wieder mehr Selbstvertrauen zu bekommen. Es störte ihn, dass Severus sich selbst so gering achtete. Er war guter Hoffnung, dass er ihm heute nacht zumindest eine seiner Ängste nehmen konnte.

In der Nähe stand eine kleine Palmengruppe und von da aus waren es nur wenige Schritte bis ins Wasser – perfekt für seine Pläne.

„Komm", raunte er Severus zu und zog ihn mit sich zu den Palmen.

„Was ist denn jetzt schon wieder?" fragte Severus zwar, doch er ließ sich widerstandslos mitzerren.

„Ich dachte, wir vertiefen unsere Schwimmkünste noch etwas", antwortete Remus leichthin und hatte schon sein Hemd ausgezogen.

Severus sah ihm wie hypnotisiert zu.

„Aber... wir haben keine Badehosen... und außerdem ist es mitten in der Nacht", wandte er ein, doch Remus kam es so vor, als ob seiner Stimme eindeutig die Festigkeit gefehlt hatte und er grinste. Er war mittlerweile bei seiner Unterhose angelangt und streifte diese nun mit einer raschen Bewegung ab.

„Wir brauchen keine Badehosen – und ich wollte schon immer mal um Mitternacht im Meer schwimmen."

„Aber... es könnte uns jemand sehen."

„Ein Grund mehr um sich zu beeilen", rief Remus ihm über die Schulter zu und rannte übermütig ins Wasser.

Außer ihnen war kaum jemand an diesem Teil des Strandes unterwegs, denn zahlreiche Hotels im nördlichen Teil der Insel feierten heute Abend eine große Party, zu der die meisten Urlauber offensichtlich gegangen waren.

Remus war sich so sicher, dass Severus ihm ins Wasser folgen würde, dass er sich nicht nach ihm umsah. Daher war er nicht überrascht, als es neben ihm eine weitere Wellenbewegung gab und eine dunkle Stimme sagte: „Du bist völlig verrückt."

„Ja – ich wei", gab Remus lachend zu. „Glaubst du, Albus würde uns die Kaution stellen, wenn wir verhaftet werden?"

„Nur über meine Leiche!" gab Severus heftig zurück. „Er würde uns noch in 100 Jahren damit aufziehen."

Doch trotz aller Schärfe und Entschiedenheit hörte Remus auch ein deutliches Grinsen aus der Stimme seines Partners heraus.

„Andererseits... Minerva's Gesicht wäre sicher unbezahlbar...", fuhr Severus fort und als Remus darüber in schallendes Gelächter ausbrach, lachte er leise mit.

„Oder was Hagrid dazu sagen würde – oder Filch!" prustete Remus. Über seinen eigenen Scherz musste er so sehr lachen, dass er Wasser schluckte und kurzfristig unterging.

Mit Severus' Hilfe tauchte er gleich darauf spuckend und lachend wieder auf.

„Du bist wirklich völlig verrückt", murmelte Severus und Remus fühlte sich umgehend geküsst.

Das salzige Meerwasser prickelte erst auf seinen Lippen und dann auf seiner Zunge.

Eine leichte Ahnung des trockenen Weißweines machte diese Mischung von Severus und Meer nur noch einmaliger. Es schmeckte aufregend und neu und Remus konnte nicht genug davon bekommen.

Severus schien dies ähnlich zu gehen, denn erst, als beide dringend Luft holen mussten, trennten sie sich schweratmend voneinander. Obwohl sie Haut an Haut standen und dieser Kuss sehr erregend gewesen war, war das Wasser doch eindeutig zu kalt für irgendwelche weitergehenden lustvollen Reaktionen.

Daher löste sich Remus aus den Armen des Slytherin, schlug ihm spielerisch auf die Schulter und rief lachend: „Fang mich!" Dann entfernte er sich mit kräftigen Schwimmzügen von seinem Partner. Er kam jedoch nicht weit. Severus hatte ihn bald erreicht und Remus versuchte atemlos lachend, sich wieder aus seinem Griff zu befreien.

Es gelang ihm nur sehr unvollkommen und beide kämpften spielerisch miteinander, bis sie wieder am Strand lagen und nur ihre Beine noch von den leichten Wellen umspielt wurden.

Plötzlich wurden beide sehr, sehr still und Remus schenkte seinem Partner einen tiefen, sinnlichen Blick, bevor sich seine Lippen auf dessen Halsbeuge senkten und seine Hände Severus sanft aber bestimmt zurück in den Sand drückten.

„Entspann dich und denk an nichts...", murmelte Remus. Er legte sich halb auf den schlanken Körper um sie beide wieder zu wärmen.

„Aber wenn jemand kommt..."

„Dann mach einfach die Augen zu. Was wir nicht sehen, das sieht uns auch nicht", erwiderte Remus lächelnd – und es überraschte ihn nicht wirklich, dass Severus seinem Vorschlag folgte und seine Augen mit einem kaum hörbaren Seufzen schloss.

Die kühle Nachtluft prickelte auf ihrer feuchten Haut an der an manchen Stellen Sand klebte. Remus wischte seine sandige Hand umsichtig sauber, bevor er mit seinen Fingerspitzen sanft Severus' Männlichkeit berührte.

Es dauerte nicht lang, bis er eine harte Erektion in seiner Hand hielt, die erwartungsvoll zuckte.

Severus murmelte leise „Remus..." und Remus verschloss seine Lippen mit einem heißen Kuss.

Severus stöhnte leise, als Remus ihn immer wieder an den Rand eines Höhepunktes trieb, ihm jedoch jedes Mal die Erlösung verweigerte.

Remus war mehr als zufrieden mit Severus' körperlicher Reaktion. Wahrscheinlich trug auch noch die Furcht vor dem Entdeckt-werden dazu bei, dass er dieses Mal wesentlich ausdauernder war. Vielleicht hing es auch damit zusammen, dass die erste Spannung mittlerweile verflogen war. Was es auch immer war... Remus war sich sicher, dass Severus ein sehr befriedigender Liebhaber sein konnte.

„Jetzt... Remus... ich...", flüsterte Severus heiser und Remus beeilte sich, seine Lippen um den pulsierenden Schaft zu schließen.

Erst als sich sein Partner völlig verausgabt hatte, entließ er ihn wieder und legte sich in ganzer Länge auf den erhitzten Körper. Er war selbst zu konzentriert gewesen um eine Erektion zu entwickeln, doch das war ihm ziemlich gleichgültig. Er hatte dieses lustvolle Zwischenspiel auch so sehr genossen.

Severus öffnete seine Augen wieder und sah ihn sehr lange einfach nur an. Dann huschte ein liebevolles Lächeln über sein Gesicht, das Remus buchstäblich den Atem raubte.

„Du bist wirklich absolut verrückt", raunte er ihm leise zu.

„Ich wei", antwortete Remus lächelnd und hauchte einen flüchtigen Kuss auf Severus' Lippen. „Aber wahrscheinlich liebst du mich genau deswegen."

„Wahrscheinlich...", gab Severus trocken zurück. „Ich wollte mein Leben schon immer von einem völlig Verrückten durcheinander bringen lassen."

Remus schwieg, doch insgeheim dachte er, dass das wahrscheinlich die reine und unverfälschte Wahrheit war. Severus hatte sich unbewusst in jemanden verliebt, der ihm dabei helfen konnte seine eingefahrenen Wege zu verlassen und der ihm beibrachte, das Leben zu genießen.

Fortsetzung folgt