The strongest weapon
Oder was Voldemort immer noch nicht kapiert hat
Kapitel 1: Ferien
Schweißnass und keuchend rennt Harry eine nicht enden wolllende Treppe hinauf. Hinter ihm hört er seinen Verfolger. CLACK, CLACK, CLACK, es kommt immer näher, wird immer lauter. CLACK, CLACK, CLACK. Gleich ist er da. Harry nimmt seine letzte Kraft und rennt, was das Zeug hält. Er muss es schaffen. Er weiß dort oben am Ende der Treppe wird er Hilfe finden. CLACK, CLACK, CLACK. Er spürt, wie er von hinten gepackt wird. Ein fauliger Geruch steigt ihm in die Nase. "NEIN!!!"
Mit einem Schlag war er wach. "Es war nur ein Alptraum", redete sich Harry, aufgeregt in die Dunkelheit blinzelnd, ein, "es war bloß ein Traum!" Aber war es das gewesen? Das CLACK, CLACK, CLACK, war immer noch da. Harry tastete nach seiner Brille und setzte sie auf. Woher kam das Geräusch, das ihn im Traum eine endlose Treppe hochgejagt hatte? Langsam stand er auf und tastete sich zum Lichtschalter, CLACK, CLACK, CLACK. Sofort erkannte er von was das Geräusch kam. Er öffnete das Fenster und hereinflog eine wunderschöne graue Eule, mit schwarzen Ohren und Ringen um den Augen. Das arme Tier hatte die ganze Zeit mit seinem Schnabel gegen das verschlossene Fenster gehämmert, um auf sich aufmerksam zu machen. Harry bemerkte einen Umschlag am linken Bein der Eule. Harry nahm ihn und erkannte sofort Hermines Handschrift.
Hi Harry,
Das ist Erich. ("Typisch Hermine, wer nennt seine Eule denn Erich?") Meine Eltern haben ihn mir geschenkt, weil sie dachten so würde ich ihnen während dem Schuljahr öfter schreiben. Sie waren übrigens nicht so erfreut über meine Zahnkorrektur. Du weißt ja, sie sind Zahnärzte und wollten ja nicht, dass ich meine Zähne magisch richten lasse, sie bevorzugen die Muggel-Methoden. Aber rückgängig können sie es ja nicht machen und es sieht ja auch besser aus, jetzt.
Victor hat mich gefragt, ob ich ihn besuchen komme, aber ich möchte eigentlich nicht. Bulgarien ist so weit und außerdem allein mit Victor??? Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Ron würde drei Jahre nicht mehr mit mir reden, wenn er das erfahren würde. ("Da hast du wohl recht.") Also wollte ich dich fragen, natürlich nur wenn du noch nichts anderes vorhast und du Lust hast, ob du nicht zu mir kommen möchtest. Ron hat vorgeschlagen, dass wir uns dann eine Woche vor Schulbeginn mit ihm in der Winkelgasse treffen und den Rest der Ferien bei den Weasleys verbringen. Wie findest du das? Wenn du natürlich lieber bei deinen Verwandten bleiben willst... ("Als ob ich das wollte!")
Schick mir bitte eulenwendend eine Antwort und ach Harry, meinst du ich kann es riskieren mal bei euch anzurufen? Meine Eltern sind Muggel, ich weiß wie das geht, ich werde nicht wie Ron ins Telefon schreien.
In Liebe
Hermine
Er begann sofort eine Antwort zu schreiben. Natürlich will er. Was war das bloß für eine Frage. Was ihn an dem Brief allerdings irritierte war das "in Liebe". Sonst endete ein Brief mit "Machs gut" oder "Bis dann" oder "wir sehen uns". Harry kam zu dem Schluss, dass das nichts zu bedeuten hat, dass Hermine sich wohl nichts dabei gedacht hat. Er war so froh nach fast vier Wochen Ferien endlich mal was von seinen Freunden zu hören, dass er sich jetzt nicht wegen einer Schlussformel den Kopf zerbrechen würde. Da fiel ihm ein, warum hat Ron noch nichts von sich hören lassen? Er rollte seine Antwort zusammen und band sie an Erichs Bein, das er willig ausstreckte. Harry trug die graue Eule zum Fenster und ließ sie hinaus.
Nun nahm er sich einen neuen Bogen Pergament und schrieb einen Brief an Ron.
Hi Ron,
Wie geht es dir? Warum hast du so lang nichts mehr von dir hören lassen? Ich hab ernsthaft gedacht, Dobby würde wieder dahinter stecken und meine ganzen Briefe abfangen. Allerdings habe ich heute einen Brief von Hermine bekommen, also kann Dobby nicht schuldig sein. Also was ist los?
Hermine hat mich gefragt, ob ich sie besuchen komme, ich habe zugesagt. Sie meinte wir könnten uns dann in der Winkelgasse treffen und die letzte Woche bei euch verbringen. Also wart ihr in Kontakt?
Bis dann
Harry
Hedwig war ganz begierig endlich auch mal wieder einen Brief bringen zu dürfen. Sirius' Brief war immerhin auch schon über drei Wochen her. "Hör zu Hedwig, du wirst Ron solange ärgern, bis er mir erklärt, warum ich schon fast einen Monat ohne Post bei den Dursleys stecke."
Hedwig schien verstanden zu haben, denn sie nickte und flog dann aus dem geöffneten Fenster hinaus, wo es mittlerweile schon anfing zu dämmern. Harry konnte nicht mehr einschlafen und entschied sich die Zeit bis die Dursleys aufwachen würden dafür zu nutzen, um ein wenig Hausaufgaben zu machen. Er hatte in den ganzen Ferien nämlich noch nichts getan und er konnte innerlich eine Stimme hören, die sich ganz und gar nach Hermine anhörte und ihm immer wieder sagte: "du solltest schon längst angefangen haben. Immerhin möchte Flitwick einen halben Meter Pergament über die Frage warum man Schwebezauber möglichst nicht auf Menschen anwenden sollte. Und Snape will sogar einen ganzen Meter über die Wirkung, Gefahren und Verwendungen in Zaubertränken von Euphrasia." Also begann Harry in "1000 magische Pflanzen und ihre Wirkungen" zu blättern und nach Euphrasia zu suchen. Da er allerdings überhaupt keine Ahnung hatte, was Euphrasia ist verbrachte er den ganzen Morgen damit das Kapitel zu finden. Als er endlich was über Euphrasia fand, hörte, wie Onkel Vernon seine Schlafzimmertür öffnete. Schnell legte er ein Pergament zwischen die betreffenden Seiten und verstaute Feder, Tinte, Bücher und Pergament unter dem lockeren Dielenbrett in seinem Boden. Dann sprang er in sein Bett und stellte sich schlafend. Die Dursleys durften auf keinen Fall mitbekommen, dass er etwas für die Schule tat. Offiziell durfte er ja auch seine Schulsachen nicht bei ihm haben. Wenige Sekunden später polterte Vernon gegen die Zimmertür: "Aufstehen, aber flott. Wir haben dich nicht bei uns aufgenommen, damit du auf der faulen Haut liegst und nebenbei noch uns auf der Tasche!" Harry tat so, als sei er gerade erst aufgewacht und öffnete, sich die Augen reibend und gähnend, die Tür. Er lief schnurstracks an seinem Onkel vorbei ins Bad. Als er in den Spiegel blickte, begann er zu grinsen. Da war doch im Laufe der Ferien einiges passiert! An seinem Kinn und über der Oberlippe erkannte man deutlich kleine schwarze Stoppel. Und auch sein Adamsapfel war deutlich geworden. Er versuchte sich vorzustellen, wie er wohl mit Vollbart aussähe! Er kam zu dem Schluss, dass es wohl schrecklich wäre! "Hey, du fauler Knochen! Jetzt trödelst du auch noch im Bad! In MEINEM Bad!" dröhnte Onkel Vernons Stimme. Harry wusch sich schnell, putze sich die Zähne und zog sich an. Als er das Bad verließ stand Onkel Vernon mit vor Zorn rotem Kopf vor der Badtüre und zischte ein "Na endlich!", als Harry vorbeiging. Harry verbrachte den Tag damit für Tante Petunia Unkraut zu rupfen, dann den Keller zu entrümpeln und danach noch die Einfahrt zu kehren. Wobei letzteres keine besondere Arbeit war. Der Hof des Reihenhauses im Ligusterweg vier war immer peinlichst sauber gehalten. Harry fegte einfach ein paar mal lustlos über den Pflastersteinboden und ging dann hinein zum Abendessen. Dudleys Diät war aufgehoben worden, da sie keinen Erfolg gezeigt hatte. Es gab Nudeln mit Pilzsoße. Dudleys Teller war über und über befüllt, wogegen Harrys Teller nur einen kleinen Haufen Nudeln mit ganz wenig Soße beinhaltete. Er machte sich erst gar nicht die Mühe sich zu beschweren, es hätte eh nur zur Folge gehabt, dass Onkel Vernon ihn angeschrieen hätte und er ganz ohne Abendessen ins Bett gemusst hätte.
*
Als Harry gegen Mitternacht endlich das altbekannte Schnarchen seines Onkels vernahm, löste er vorsichtig das Dielenbrett und holte seine Schulsachen heraus. Er schlug die Seite über Euphrasia auf und begann zu lesen. Zwischendurch schrieb er sich immer wieder etwas heraus. Nachdem er das Kapitel etwa 10 mal gelesen hatte sah sein Stichwortzettel folgendermaßen aus:
Wichtigste Zutat eines Occular-Tranks (zur kurzzeitigen Verbesserung der Sicht) Nur erntebereit beim ersten Vollmond im Sommer Danach in luftundurchlässigen Gefäßen etwa 5 Monate haltbar Konzentration ist wichtig: zu viel in einem Trank ist tödlich Entzieht dem Körper Wasser, deshalb oft auch als Schlankheitsmittel gebraucht Nicht zu verwechseln mit der gemeinen Euphrasia, die schon bei geringsten Mengen tödlich wirkt Blüten getrocknet und als Tee verursachen Halluzinationen
"Damit kann ich doch keinen Meter füllen!", dachte Harry verzweifelt, "Snape wird es genießen mir eine schlechte Note zu geben!"... Harry wurde in seinen Überlegungen jäh unterbrochen, als Hedwig in das Zimmer geflattert kam. Harry hatte sie schon erwartet und deshalb das Fenster aufgelassen. An ihrem rechten Bein war ein Umschlag befestigt. "Endlich!" schoss es Harry durch den Kopf. Er riss Hedwig den Brief vom Bein, was sie allerdings nicht mochte, denn sie pickte Harry einmal kräftig in die ahnd, bevor sie beleidigt in ihren Käfig flog. Harry faltete das Pergament auseinander und begann zu lesen.
Hallo Harry,
es tut mir wirklich leid, ich konnte nicht schreiben. Weißt du Fred und George sind ja jetzt volljährig und dürfen daheim zaubern. Und das erste was sie getan haben war, Pig einen Silencio-Zauber an den Hals zu hängen, weil er so arg laut war. Allerdings war der Zauber wohl etwas zu stark für das kleine Tier. Pig ist nicht nur verstummt, sondern auch versteift. Er bewegt sich nicht mehr und wie soll ich dir dann einen Brief schicken? Percy gibt Hermes nicht her. Er braucht ihn für geschäftliche Zwecke. Hah! Dass ich nicht lache. Er schreibt nur diesem Ex-Ravenclaw-Mädchen Penelope! Mum sagt, dass Pig sich wieder erholen wird. Auch ohne Gegenzauber. Sie weigert sich nämlich Pig zu helfen, ich glaube ihr ist das Geschrei auch auf den Geist gegangen. Und Errol darf nur noch Kurzstrecken fliegen. Also was sollte ich tun? Mit Hermine hab ich nur geschrieben, weil sie mir zuerst geschrieben hat und ich so ihren Erich (wer nennt denn eine Eule Erich???) benutzen konnte. Also sei nicht böse. Ich freu mich schon, wenn du und Hermine zu mir kommt. Ach noch was! Ich hab dir einen Artikel aus dem Tagespropheten ausgeschnitten. Fudge wollte ja nicht auf Dumbledore hören...
Wir sehen uns Ron
Erst jetzt fiel Harry auf, dass noch ein Zeitungsausschnitt in dem Umschlag war. Er holte ihn heraus und bei Anblick der Überschrift blieb ihm fast das Herz stehen:
Dementoren nicht mehr unter Kontrolle des Ministeriums Wie uns erst gestern mitgeteilt wurde, sind die Wachen von Askaban seit drei Tagen nicht mehr unter Kontrolle des Ministeriums. Albus Dumbledore (153) ließ in einem Interview verlauten, dass er so etwas geahnt habe und Fudge auch gewarnt habe. Dieser soll jedoch nicht darauf gehört haben und ihn Dumbledore als Spinner betitelt haben. Etwa 240 Dementoren konnten überwältigt werden, bevor sie Askaban verließen. Es sind jedoch, so ein Mitarbeiter des Ministeriums, etwa 10 Stück entkommen. In einem Gespräch mit Fudge beteuerte er, dass dies kein Grund zur Panik wäre. Er könne zwar nicht sagen, warum die Dementoren nicht mehr unter Kontrolle sind, er widersprach allerdings heftigst der Erklärung Dumbledores, dass der-dessen-Name-nicht-genannt-wird die Dementoren nun kontrolliert und dazu nutzen wird uns ein zweites Mal eine dunkle Zeit zu bringen. Fudge sagt, dass Dumbledore so bloß in den Mittelpunkt kommen will und du-weiß-schon-wer nicht zurück ist. Außerdem, so Fudge, kam Dumbledore schon öfter mit Geschichten, die sich der kleine Harry Potter aus den Haaren gezogen hat, versucht die Herrschaft an sich zu reißen. Wer von beiden die Wahrheit spricht konnten wir noch nicht feststellen. Die Bevölkerung ist aufgerufen immer den Zauberstab bei sich zu tragen, was allerdings nur zur Vorsicht geschieht. Das Ministerium versicherte uns soeben nocheinmal, dass keinerlei Gefahr bestünde.
Nachdem er den Zeitungsartikel mehrmals gelesen hatte und sicher war, dass er nichts überlesen hatte, ließ er das Papier sinken und wurde nachdenklich. "Dann hatte Dumbledore recht. Voldemort hat schon angefangen sich Verbündete zu suchen. Wahrscheinlich musste er die Dementoren nicht einmal zwingen, er hat ihnen nur in Aussicht gestellt täglich ein Muggeldorf aussaugen zu dürfen und sie sind freiwillig zu ihm gekommen."
* Mit tausend Gedanken im Kopf legte er sich schlafen, jedoch nicht ohne vorher seine Schulsachen wieder sicher unter dem Brett zu verstauen. Harry dachte, er könne nie einschlafen, allerdings schlummerte er irgendwann doch ein, um früh am morgen wieder von Onkel Vernon und der üblichen Zeremonie geweckt zu werden. So vergingen vier Tage, bis Onkel Vernon am Frühstückstisch verkündete: "Wir fahren heute fort. Mit Wir ist gemeint, deine Tante, Dudley und ich! Du wirst hier bleiben. Du betrittst das Wohnzimmer nicht, der Fernseher und der Computer sind tabu und du veranstaltest hier auch keinen Zirkus. Du wirst so tun, als seist du nicht da!" Harry kam sofort eine Idee und er beeilte sich mit dem Frühstück, um schnell Hermine einen Brief zu schreiben.
Hi Hermine,
die Dursleys fahren heut fort. Das ist die Chance, wenn du mich anrufen willst. Sie werden gegen Abend wieder hier sein. Hoffe du bekommst das rechtzeitig
Bis hoffentlich gleich, Harry
Er beschwörte Hedwig so schnell wie möglich diesen Brief zu überliefern, was diese wohl verstand, denn sie verschwand sofort und flog gen Süden. Die nächsten Stunden saß Harry wie auf Kohlen. "Was wenn sie den Brief nicht früh genug erhält? Oder die Dursleys früher heimkommen?" Dann klingelte das Telefon. Er rannte sofort hin. "Hermine bist du das?" Doch leider war das nur jemand, der sich verwählt hatte. Beim zweiten Klingeln war es allerdings wirklich Hermine.
-"Harry, meine Eltern sind zur Zeit auf einem Zahnarztkongress, ganz bei dir in der Nähe. Sie könnten dich am Sonntag abholen und mit zu uns bringen." -"Das wäre super, ich muss nur noch die Dursleys fragen. Sie werden allerdings froh sein mich drei Wochen früher los zu sein." -"Es gibt eigentlich nichts, was deine Verwandten an meinen Eltern stören könnte, sie sind Muggel, fahren ein neues recht teueres Auto und da sie von einem Kongress kommen, werden sie auch recht gut gekleidet sein." -"Cool und wann genau werden sie kommen?" -"Du sollst dich Sonntag so gegen halb elf bereithalten. Also pack deinen Koffer und sehe zu, dass du deinen Onkel nicht verärgerst, sonst lässt er dich womöglich doch nicht gehen -"Ok! Hermine ich freue mich schon!" -"Ja, mich auch, also bis dann" -"Ja bis dann!"
Harry dachte es wäre eine gute Idee, Flitwicks Aufsatz zu machen, bevor er zu Hermine ging. Sie würde nur wieder einen Vortrag halten über Zeiteinteilen und, dass man erst die Arbeit und dann das Vergnügen machen sollte. Also setzte er sich hin und begann. An den Schwebezauber konnte er sich noch gut erinnern, immerhin haben Ron und er so einen Troll außer Gefecht gesetzt und Hermine gerettet. Warum man allerdings diesen Zauber nicht bei Menschen anwenden sollte, wusste er nicht. Er begann in seinem Zauberkunstbuch zu blättern. Und hatte Glück fünf Seiten über genau diese Frage. So schaffte er sogar 55 Zentimeter, statt der geforderten 50. "Hermine wird begeistert sein, wenn sie sieht, dass ich fünf Zentimeter mehr habe, als gefordert und das schon obwohl noch über drei Wochen Ferien sind!"
Oder was Voldemort immer noch nicht kapiert hat
Kapitel 1: Ferien
Schweißnass und keuchend rennt Harry eine nicht enden wolllende Treppe hinauf. Hinter ihm hört er seinen Verfolger. CLACK, CLACK, CLACK, es kommt immer näher, wird immer lauter. CLACK, CLACK, CLACK. Gleich ist er da. Harry nimmt seine letzte Kraft und rennt, was das Zeug hält. Er muss es schaffen. Er weiß dort oben am Ende der Treppe wird er Hilfe finden. CLACK, CLACK, CLACK. Er spürt, wie er von hinten gepackt wird. Ein fauliger Geruch steigt ihm in die Nase. "NEIN!!!"
Mit einem Schlag war er wach. "Es war nur ein Alptraum", redete sich Harry, aufgeregt in die Dunkelheit blinzelnd, ein, "es war bloß ein Traum!" Aber war es das gewesen? Das CLACK, CLACK, CLACK, war immer noch da. Harry tastete nach seiner Brille und setzte sie auf. Woher kam das Geräusch, das ihn im Traum eine endlose Treppe hochgejagt hatte? Langsam stand er auf und tastete sich zum Lichtschalter, CLACK, CLACK, CLACK. Sofort erkannte er von was das Geräusch kam. Er öffnete das Fenster und hereinflog eine wunderschöne graue Eule, mit schwarzen Ohren und Ringen um den Augen. Das arme Tier hatte die ganze Zeit mit seinem Schnabel gegen das verschlossene Fenster gehämmert, um auf sich aufmerksam zu machen. Harry bemerkte einen Umschlag am linken Bein der Eule. Harry nahm ihn und erkannte sofort Hermines Handschrift.
Hi Harry,
Das ist Erich. ("Typisch Hermine, wer nennt seine Eule denn Erich?") Meine Eltern haben ihn mir geschenkt, weil sie dachten so würde ich ihnen während dem Schuljahr öfter schreiben. Sie waren übrigens nicht so erfreut über meine Zahnkorrektur. Du weißt ja, sie sind Zahnärzte und wollten ja nicht, dass ich meine Zähne magisch richten lasse, sie bevorzugen die Muggel-Methoden. Aber rückgängig können sie es ja nicht machen und es sieht ja auch besser aus, jetzt.
Victor hat mich gefragt, ob ich ihn besuchen komme, aber ich möchte eigentlich nicht. Bulgarien ist so weit und außerdem allein mit Victor??? Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Ron würde drei Jahre nicht mehr mit mir reden, wenn er das erfahren würde. ("Da hast du wohl recht.") Also wollte ich dich fragen, natürlich nur wenn du noch nichts anderes vorhast und du Lust hast, ob du nicht zu mir kommen möchtest. Ron hat vorgeschlagen, dass wir uns dann eine Woche vor Schulbeginn mit ihm in der Winkelgasse treffen und den Rest der Ferien bei den Weasleys verbringen. Wie findest du das? Wenn du natürlich lieber bei deinen Verwandten bleiben willst... ("Als ob ich das wollte!")
Schick mir bitte eulenwendend eine Antwort und ach Harry, meinst du ich kann es riskieren mal bei euch anzurufen? Meine Eltern sind Muggel, ich weiß wie das geht, ich werde nicht wie Ron ins Telefon schreien.
In Liebe
Hermine
Er begann sofort eine Antwort zu schreiben. Natürlich will er. Was war das bloß für eine Frage. Was ihn an dem Brief allerdings irritierte war das "in Liebe". Sonst endete ein Brief mit "Machs gut" oder "Bis dann" oder "wir sehen uns". Harry kam zu dem Schluss, dass das nichts zu bedeuten hat, dass Hermine sich wohl nichts dabei gedacht hat. Er war so froh nach fast vier Wochen Ferien endlich mal was von seinen Freunden zu hören, dass er sich jetzt nicht wegen einer Schlussformel den Kopf zerbrechen würde. Da fiel ihm ein, warum hat Ron noch nichts von sich hören lassen? Er rollte seine Antwort zusammen und band sie an Erichs Bein, das er willig ausstreckte. Harry trug die graue Eule zum Fenster und ließ sie hinaus.
Nun nahm er sich einen neuen Bogen Pergament und schrieb einen Brief an Ron.
Hi Ron,
Wie geht es dir? Warum hast du so lang nichts mehr von dir hören lassen? Ich hab ernsthaft gedacht, Dobby würde wieder dahinter stecken und meine ganzen Briefe abfangen. Allerdings habe ich heute einen Brief von Hermine bekommen, also kann Dobby nicht schuldig sein. Also was ist los?
Hermine hat mich gefragt, ob ich sie besuchen komme, ich habe zugesagt. Sie meinte wir könnten uns dann in der Winkelgasse treffen und die letzte Woche bei euch verbringen. Also wart ihr in Kontakt?
Bis dann
Harry
Hedwig war ganz begierig endlich auch mal wieder einen Brief bringen zu dürfen. Sirius' Brief war immerhin auch schon über drei Wochen her. "Hör zu Hedwig, du wirst Ron solange ärgern, bis er mir erklärt, warum ich schon fast einen Monat ohne Post bei den Dursleys stecke."
Hedwig schien verstanden zu haben, denn sie nickte und flog dann aus dem geöffneten Fenster hinaus, wo es mittlerweile schon anfing zu dämmern. Harry konnte nicht mehr einschlafen und entschied sich die Zeit bis die Dursleys aufwachen würden dafür zu nutzen, um ein wenig Hausaufgaben zu machen. Er hatte in den ganzen Ferien nämlich noch nichts getan und er konnte innerlich eine Stimme hören, die sich ganz und gar nach Hermine anhörte und ihm immer wieder sagte: "du solltest schon längst angefangen haben. Immerhin möchte Flitwick einen halben Meter Pergament über die Frage warum man Schwebezauber möglichst nicht auf Menschen anwenden sollte. Und Snape will sogar einen ganzen Meter über die Wirkung, Gefahren und Verwendungen in Zaubertränken von Euphrasia." Also begann Harry in "1000 magische Pflanzen und ihre Wirkungen" zu blättern und nach Euphrasia zu suchen. Da er allerdings überhaupt keine Ahnung hatte, was Euphrasia ist verbrachte er den ganzen Morgen damit das Kapitel zu finden. Als er endlich was über Euphrasia fand, hörte, wie Onkel Vernon seine Schlafzimmertür öffnete. Schnell legte er ein Pergament zwischen die betreffenden Seiten und verstaute Feder, Tinte, Bücher und Pergament unter dem lockeren Dielenbrett in seinem Boden. Dann sprang er in sein Bett und stellte sich schlafend. Die Dursleys durften auf keinen Fall mitbekommen, dass er etwas für die Schule tat. Offiziell durfte er ja auch seine Schulsachen nicht bei ihm haben. Wenige Sekunden später polterte Vernon gegen die Zimmertür: "Aufstehen, aber flott. Wir haben dich nicht bei uns aufgenommen, damit du auf der faulen Haut liegst und nebenbei noch uns auf der Tasche!" Harry tat so, als sei er gerade erst aufgewacht und öffnete, sich die Augen reibend und gähnend, die Tür. Er lief schnurstracks an seinem Onkel vorbei ins Bad. Als er in den Spiegel blickte, begann er zu grinsen. Da war doch im Laufe der Ferien einiges passiert! An seinem Kinn und über der Oberlippe erkannte man deutlich kleine schwarze Stoppel. Und auch sein Adamsapfel war deutlich geworden. Er versuchte sich vorzustellen, wie er wohl mit Vollbart aussähe! Er kam zu dem Schluss, dass es wohl schrecklich wäre! "Hey, du fauler Knochen! Jetzt trödelst du auch noch im Bad! In MEINEM Bad!" dröhnte Onkel Vernons Stimme. Harry wusch sich schnell, putze sich die Zähne und zog sich an. Als er das Bad verließ stand Onkel Vernon mit vor Zorn rotem Kopf vor der Badtüre und zischte ein "Na endlich!", als Harry vorbeiging. Harry verbrachte den Tag damit für Tante Petunia Unkraut zu rupfen, dann den Keller zu entrümpeln und danach noch die Einfahrt zu kehren. Wobei letzteres keine besondere Arbeit war. Der Hof des Reihenhauses im Ligusterweg vier war immer peinlichst sauber gehalten. Harry fegte einfach ein paar mal lustlos über den Pflastersteinboden und ging dann hinein zum Abendessen. Dudleys Diät war aufgehoben worden, da sie keinen Erfolg gezeigt hatte. Es gab Nudeln mit Pilzsoße. Dudleys Teller war über und über befüllt, wogegen Harrys Teller nur einen kleinen Haufen Nudeln mit ganz wenig Soße beinhaltete. Er machte sich erst gar nicht die Mühe sich zu beschweren, es hätte eh nur zur Folge gehabt, dass Onkel Vernon ihn angeschrieen hätte und er ganz ohne Abendessen ins Bett gemusst hätte.
*
Als Harry gegen Mitternacht endlich das altbekannte Schnarchen seines Onkels vernahm, löste er vorsichtig das Dielenbrett und holte seine Schulsachen heraus. Er schlug die Seite über Euphrasia auf und begann zu lesen. Zwischendurch schrieb er sich immer wieder etwas heraus. Nachdem er das Kapitel etwa 10 mal gelesen hatte sah sein Stichwortzettel folgendermaßen aus:
Wichtigste Zutat eines Occular-Tranks (zur kurzzeitigen Verbesserung der Sicht) Nur erntebereit beim ersten Vollmond im Sommer Danach in luftundurchlässigen Gefäßen etwa 5 Monate haltbar Konzentration ist wichtig: zu viel in einem Trank ist tödlich Entzieht dem Körper Wasser, deshalb oft auch als Schlankheitsmittel gebraucht Nicht zu verwechseln mit der gemeinen Euphrasia, die schon bei geringsten Mengen tödlich wirkt Blüten getrocknet und als Tee verursachen Halluzinationen
"Damit kann ich doch keinen Meter füllen!", dachte Harry verzweifelt, "Snape wird es genießen mir eine schlechte Note zu geben!"... Harry wurde in seinen Überlegungen jäh unterbrochen, als Hedwig in das Zimmer geflattert kam. Harry hatte sie schon erwartet und deshalb das Fenster aufgelassen. An ihrem rechten Bein war ein Umschlag befestigt. "Endlich!" schoss es Harry durch den Kopf. Er riss Hedwig den Brief vom Bein, was sie allerdings nicht mochte, denn sie pickte Harry einmal kräftig in die ahnd, bevor sie beleidigt in ihren Käfig flog. Harry faltete das Pergament auseinander und begann zu lesen.
Hallo Harry,
es tut mir wirklich leid, ich konnte nicht schreiben. Weißt du Fred und George sind ja jetzt volljährig und dürfen daheim zaubern. Und das erste was sie getan haben war, Pig einen Silencio-Zauber an den Hals zu hängen, weil er so arg laut war. Allerdings war der Zauber wohl etwas zu stark für das kleine Tier. Pig ist nicht nur verstummt, sondern auch versteift. Er bewegt sich nicht mehr und wie soll ich dir dann einen Brief schicken? Percy gibt Hermes nicht her. Er braucht ihn für geschäftliche Zwecke. Hah! Dass ich nicht lache. Er schreibt nur diesem Ex-Ravenclaw-Mädchen Penelope! Mum sagt, dass Pig sich wieder erholen wird. Auch ohne Gegenzauber. Sie weigert sich nämlich Pig zu helfen, ich glaube ihr ist das Geschrei auch auf den Geist gegangen. Und Errol darf nur noch Kurzstrecken fliegen. Also was sollte ich tun? Mit Hermine hab ich nur geschrieben, weil sie mir zuerst geschrieben hat und ich so ihren Erich (wer nennt denn eine Eule Erich???) benutzen konnte. Also sei nicht böse. Ich freu mich schon, wenn du und Hermine zu mir kommt. Ach noch was! Ich hab dir einen Artikel aus dem Tagespropheten ausgeschnitten. Fudge wollte ja nicht auf Dumbledore hören...
Wir sehen uns Ron
Erst jetzt fiel Harry auf, dass noch ein Zeitungsausschnitt in dem Umschlag war. Er holte ihn heraus und bei Anblick der Überschrift blieb ihm fast das Herz stehen:
Dementoren nicht mehr unter Kontrolle des Ministeriums Wie uns erst gestern mitgeteilt wurde, sind die Wachen von Askaban seit drei Tagen nicht mehr unter Kontrolle des Ministeriums. Albus Dumbledore (153) ließ in einem Interview verlauten, dass er so etwas geahnt habe und Fudge auch gewarnt habe. Dieser soll jedoch nicht darauf gehört haben und ihn Dumbledore als Spinner betitelt haben. Etwa 240 Dementoren konnten überwältigt werden, bevor sie Askaban verließen. Es sind jedoch, so ein Mitarbeiter des Ministeriums, etwa 10 Stück entkommen. In einem Gespräch mit Fudge beteuerte er, dass dies kein Grund zur Panik wäre. Er könne zwar nicht sagen, warum die Dementoren nicht mehr unter Kontrolle sind, er widersprach allerdings heftigst der Erklärung Dumbledores, dass der-dessen-Name-nicht-genannt-wird die Dementoren nun kontrolliert und dazu nutzen wird uns ein zweites Mal eine dunkle Zeit zu bringen. Fudge sagt, dass Dumbledore so bloß in den Mittelpunkt kommen will und du-weiß-schon-wer nicht zurück ist. Außerdem, so Fudge, kam Dumbledore schon öfter mit Geschichten, die sich der kleine Harry Potter aus den Haaren gezogen hat, versucht die Herrschaft an sich zu reißen. Wer von beiden die Wahrheit spricht konnten wir noch nicht feststellen. Die Bevölkerung ist aufgerufen immer den Zauberstab bei sich zu tragen, was allerdings nur zur Vorsicht geschieht. Das Ministerium versicherte uns soeben nocheinmal, dass keinerlei Gefahr bestünde.
Nachdem er den Zeitungsartikel mehrmals gelesen hatte und sicher war, dass er nichts überlesen hatte, ließ er das Papier sinken und wurde nachdenklich. "Dann hatte Dumbledore recht. Voldemort hat schon angefangen sich Verbündete zu suchen. Wahrscheinlich musste er die Dementoren nicht einmal zwingen, er hat ihnen nur in Aussicht gestellt täglich ein Muggeldorf aussaugen zu dürfen und sie sind freiwillig zu ihm gekommen."
* Mit tausend Gedanken im Kopf legte er sich schlafen, jedoch nicht ohne vorher seine Schulsachen wieder sicher unter dem Brett zu verstauen. Harry dachte, er könne nie einschlafen, allerdings schlummerte er irgendwann doch ein, um früh am morgen wieder von Onkel Vernon und der üblichen Zeremonie geweckt zu werden. So vergingen vier Tage, bis Onkel Vernon am Frühstückstisch verkündete: "Wir fahren heute fort. Mit Wir ist gemeint, deine Tante, Dudley und ich! Du wirst hier bleiben. Du betrittst das Wohnzimmer nicht, der Fernseher und der Computer sind tabu und du veranstaltest hier auch keinen Zirkus. Du wirst so tun, als seist du nicht da!" Harry kam sofort eine Idee und er beeilte sich mit dem Frühstück, um schnell Hermine einen Brief zu schreiben.
Hi Hermine,
die Dursleys fahren heut fort. Das ist die Chance, wenn du mich anrufen willst. Sie werden gegen Abend wieder hier sein. Hoffe du bekommst das rechtzeitig
Bis hoffentlich gleich, Harry
Er beschwörte Hedwig so schnell wie möglich diesen Brief zu überliefern, was diese wohl verstand, denn sie verschwand sofort und flog gen Süden. Die nächsten Stunden saß Harry wie auf Kohlen. "Was wenn sie den Brief nicht früh genug erhält? Oder die Dursleys früher heimkommen?" Dann klingelte das Telefon. Er rannte sofort hin. "Hermine bist du das?" Doch leider war das nur jemand, der sich verwählt hatte. Beim zweiten Klingeln war es allerdings wirklich Hermine.
-"Harry, meine Eltern sind zur Zeit auf einem Zahnarztkongress, ganz bei dir in der Nähe. Sie könnten dich am Sonntag abholen und mit zu uns bringen." -"Das wäre super, ich muss nur noch die Dursleys fragen. Sie werden allerdings froh sein mich drei Wochen früher los zu sein." -"Es gibt eigentlich nichts, was deine Verwandten an meinen Eltern stören könnte, sie sind Muggel, fahren ein neues recht teueres Auto und da sie von einem Kongress kommen, werden sie auch recht gut gekleidet sein." -"Cool und wann genau werden sie kommen?" -"Du sollst dich Sonntag so gegen halb elf bereithalten. Also pack deinen Koffer und sehe zu, dass du deinen Onkel nicht verärgerst, sonst lässt er dich womöglich doch nicht gehen -"Ok! Hermine ich freue mich schon!" -"Ja, mich auch, also bis dann" -"Ja bis dann!"
Harry dachte es wäre eine gute Idee, Flitwicks Aufsatz zu machen, bevor er zu Hermine ging. Sie würde nur wieder einen Vortrag halten über Zeiteinteilen und, dass man erst die Arbeit und dann das Vergnügen machen sollte. Also setzte er sich hin und begann. An den Schwebezauber konnte er sich noch gut erinnern, immerhin haben Ron und er so einen Troll außer Gefecht gesetzt und Hermine gerettet. Warum man allerdings diesen Zauber nicht bei Menschen anwenden sollte, wusste er nicht. Er begann in seinem Zauberkunstbuch zu blättern. Und hatte Glück fünf Seiten über genau diese Frage. So schaffte er sogar 55 Zentimeter, statt der geforderten 50. "Hermine wird begeistert sein, wenn sie sieht, dass ich fünf Zentimeter mehr habe, als gefordert und das schon obwohl noch über drei Wochen Ferien sind!"
