A/N: Schade, dass zum letzen Kapitel keine Reviews kamen, gefällt euch diese FF so wenig??? Wenn ja, dann sagt mir doch bitte wenigstens Warum… oder liest sie erst gar keiner? Na ja, wenn sie keiner liest, brauche ich sie hier auch nicht weiter zu veröffentlichen…
‚schnief'
Teil 4: Erkenntnis
Kühler Wind wehte über seine Züge und er schloss kurz die Augen, verbarg seine tote Seele hinter den Lidern, verbarg die verdunkelte Flamme.
„Wenn der Wind so günstig bleibt, haben wir den Pellennor bald erreicht", hörte er die Stimme seines Bruders neben sich. Graue Augen blickten auf, maßen Elladan nachdenklich.
„Der Wind wird günstig bleiben, Manwe wacht über uns, hast du nicht die Adler gehört?"
„Es wird den Kämpfern Hoffnung schenken", erwiderte sein Bruder leise, suchte mit undurchdringlichem Blick den Horizont ab. „Die Ruinen Osgiliaths erscheinen am Horizont. Die Waldläufer sollten sich bereit machen."
„Ja, denn wir sind es immer, nicht wahr?" Elrohirs Worte hingen schwer zwischen ihnen, doch konnte Elladan nicht anders, als den Satz zu Ende zu führen.
„Ja, bereit unser Leben zu geben. Lass uns kämpfen, lass uns ihnen zeigen, was es bedeutet das Licht eines Elben zu verdunkeln."
Er sah, wie sein Bruder einen nach dem Anderen tötete, ohne Gnade, ohne Mitleid, selbst ohne Lust, Hass oder Wut, er tat es einfach. So wie er auch. Sie schienen nicht weniger zu werden, für einen Getöteten rückten zehn nach. Hell glänzten die Elbenschwerter in der flirrenden Sonne, blendeten ihre Gegner, hüllten die Zwillinge in eine Aura aus Licht, ein Licht, das ihnen fehlte.
Kalten Herzens ließen sie ihre Klingen durch die Luft wirbeln, sodass schwarzes Blut hervorquoll, so schwarz und tot wie ihre Gedanken.
Ein kurzer Blick zeigte ihm den leuchtenden Stern auf der Stirn seines Bruders, der die Sonne reflektierte, das Licht ihrer Schwerter fast überstrahlte, so wie auch der Stein auf seiner Stirn. Sie waren die Söhne Elronds, Krieger die töteten, töteten um zu fühlen.
Es wurden immer noch nicht weniger, obwohl die Sonne sich bereits dem Horizont zuneigte. Noch immer focht sein Bruder an seiner Seite, deckte seinen Rücken, wie er den Elladans.
„Es werden kaum weniger", keuchte er hervor, begann langsam die Müdigkeit zu spüren.
„Was erwartest du, wir sind ihnen gefolgt, jagen sie, versuchen immer im größten Aufkommen zu sein", lachte Elladan und schwang sein Schwert. Seine Augen funkelten fiebrig im Rausch, der ihre Körper gefangen hielt, aber ihre Seelen unberührt ließ.
Rabenschwarzes Haar flog durch die Luft, Blut spritzte.
„Es ist, als würden sie einen Teil ihrer selbst versuchen zu finden", rief der blonde Bogenschütze seinem Freund in dem Getümmel zu.
„Doch ist nicht der Kampf ihr Weg", antwortete der Erbe Elendils, während er einen weiteren Haradrim tötete. Schweiß stand beiden auf der Stirn und ihre Arme begannen zu ermüden. Die Sonne berührte nun fast den Horizont.
„Es werden weniger", rief der Blonde plötzlich fast triumphierend.
„Ja, aber sieh", erklang gekeucht die Antwort und Legolas sah mit Erschrecken, wie sich immer mehr Gegner um die Zwillinge sammelten, versuchten sie außer Gefecht zu setzen. Ohne zu zögern versuchten sie, ihnen zur Hilfe zu eilen.
Schmerz explodierte in seiner Seite und er spürte mehr, als dass er es sah, wie sein Zwilling von ihm getrennt wurde. Blut strömte aus der Wunde und er wusste, er war schwer getroffen. Doch dieses Wissen berührte ihn nicht, bedeutete nichts. Er würde sein Schicksal erfüllen.
Kälte breitete sich in ihm aus, überdeckte den Schmerz und ließ ihn völlig ruhig und klar werden. Bleierne Augen richteten sich auf den Haradrim, der ihm die Wunde zugefügt hatte.
„Wieso willst du einen töten, der tot ist?", fragte er in dessen Sprache, lachte auf und durchschnitt dessen Kehle.
Sein Rücken fühlte sich nackt an, und sein Blick suchte nach seinem Bruder, sah wie er in Bedrängnis geriet, sah das rote Blut, das aus dessen Schulter rann.
„NEIN", rief Elrohir, und Wahnsinn vernebelte seinen Blick.
Ohne die Haradrim, Orks und Sonstige zu wahrzunehmen, streckte er Jeden nieder, der ihm in die Quere kam. Hitze wallte in ihm empor, diesen Einen durften sie ihm nicht nehmen. Es durfte einfach nicht passieren. Sein Leben lag vor ihm, und er sah nur Eines, sah das Gesicht seines Zwillings, traurig, lachend, weinend, kalt… er konnte ihn nicht verlieren, er würde sich selbst verlieren. Sein Lebensinstinkt erwachte, für den einen, den er glücklich sehen wollte, den er lieben sehen wollte, den er lieben wollte, und die kalte Schale zersprang. Seine eigene Seite, seine Schulter brannte wie Feuer.
Sein Herz raste, seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Nur noch wenige Schritte und er hatte ihn erreicht, baute sich vor ihm auf und kämpfte. Wie ein Berserker, jegliche Kälte war von ihm abgefallen. Elrohirs Augen strahlten, brannten von dem inneren Feuer, vor der Angst, die andere Hälfte seiner Seele zu verlieren.
Die Sonne versank hinter dem Horizont, als die beiden Freunde die Zwillinge erreichten.
„Der Feind wurde in die Flucht geschlagen, lasst uns die anderen aufsuchen", sprach der Ziehsohn Elronds sanft und wollte sich Elrohir zuwenden, doch dieser nahm ihn nicht wahr. Graue Augen trafen einstmals identische Augen und Estel und Legolas zogen sich zurück, zu intim war ihnen dieser Blickkontakt.
„Was ist mit Elrohir geschehen?", fragte der Bogenschütze leise.
„Er hat verstanden."
„Elladan?", fragte er sanft und erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er selbst nicht den kleinsten Kratzer hatte, alle Verletzungen, die er fühlte, waren in den Körper seines Zwillings geschlagen. Die Augen seines Bruders, noch immer dunklen, spiegelnden Teichen gleich, blickten in die seinen, erschraken ob dessen, was sie sahen.
„Wie?", fragte sein Zwilling, fast ehrfurchtsvoll.
„Ich konnte es nicht ertragen, dich zu verlieren."
