A/N: Für alle noch einmal zur Erinnerung, erst haben die Gefährten, nach der Zerstörung des Ringes in Ithilien gefeiert und sind dann nach Minas Tirith. Die Zwillinge sind dann irgendwann fort geritten, um sich mit den anderen ihres Volkes zu treffen.
Teil 5: Wiedersehen
„Er sprach nicht mehr mit dir, seit jener Schlacht?", fragte der blonde Bogenschütze vorsichtig.
„Nein, er kann die Veränderung in mir nicht verstehen. Auch wenn wir noch immer zusammen kämpfen, so kann seine Seele das Licht der meinen nicht ertragen", flüsterte der Andere und blickte mit traurigen, fast verzweifelnden Augen über die Lichtung in die toten seines Bruders. „Ich wünschte, ich könnte ihn erreichen, doch selbst hier bei diesem Fest ist er völlig teilnahmslos. Selbst unser Sieg berührt ihn nicht, und mir zerreißt es das Herz."
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„Wann werdet ihr zurückkehren?", fragte Legolas die Zwillinge, die bereit waren, abzumarschieren.
„Vor der Sonnenwende, wird sein größter Wunsch wahr werden", antwortete Elrohir, sah auf den Herrn Gondors und neigte respektvoll den Kopf. „Pflegebruder, wir erwarten schon mit Sehnsucht den Tag, an dem wir dir deine Königin bringen können."
„Nein, mein Bruder, du wartest voller Sehnsucht."
Elrohir zuckte unter der Kälte seines Bruders zusammen und die beiden Edlen sahen die Tränen in den lebendigen Augen des Jüngeren.
„So wie wir eure Rückkehr mit Sehnsucht erwarten", versprach der König und neigte sein Haupt zum Gruße, als die Zwillinge sich verabschiedeten.
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„Sie sind endlich da", jauchzte sein Geliebter und umarmte ihn stürmisch.
„Ja, das sind sie, lass uns unserem Herrn davon berichten", erwiderte der erste Berater Elronds, und zu zweit betraten sie das Zimmer ihres Herrn und Freundes.
„So sind sie nun also doch zurückgelehrt. Mein Herz stand Qualen aus, und nur dank eurer Hilfe überstand ich sie, meine Freunde", sprach der hohe Elbenherr und neigte ehrerbietig sein Haupt vor den beiden Liebenden.
„Für die, die wir aus ganzem Herze lieben, würden wir alles tun", antworteten die beiden Ersten Bruchtals gemeinsam ihrem Meister und folgten ihm dann schweigend, die Zwillinge zu begrüßen.
„Vater, es freut mein Herz, dich zu sehen", erklang die freudige Stimme Elrohirs und sein Vater erstarrte, blickte in die leuchtenden Augen seines Sohnes, fühlte wie seine Seele sich erwärmte.
„Du bist zu mir zurückgekehrt" antwortete der Herr der Elben Imladris' und umfing seinen Sohn freudig, der sich in dessen Arme geworfen hatte. Doch dann suchte seine Augen den zweiten Zwilling und die Hoffnung, die eben noch in seiner Brust schlug, erstarb, als er in die glatten Spiegel blickte, die Elladans Seele verhüllten, verdunkelten. „Sei auch du mir gegrüßt, mein Sohn. Es freut mich, euch beide in Sicherheit zu wissen. Doch nun lasst uns aufbrechen, es ist ein langer Weg bis Minas Tirith."
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„Elrohir leidet, er kann es nicht ertragen", sprach der dunkelhaarige Elb, während er über sein Pferd hinweg nach dem blonden Krieger griff, der die Geste sanft erwiderte.
„Nein, er kann es nicht ertragen, da sein Herz sich geöffnet hat, und sein Bruder ihn nun aussperrt. Elladan kann es aber auch nicht ertragen, das Licht zu sehen, das er nicht versteht, und das doch so deutlich ist."
„Sie werden ihren Weg finden müssen, ich wünsche ihnen, dass sie es bald verstehen. Was bedeutet Sünde, wenn es um das Herz und die Seele geht?", fragte nun ihr Herr mit sanfter Stimme, und sie sahen ihn überrascht an.
„Du siehst tiefer, als die meisten unseres Volkes. Aber vielleicht solltest du nicht nur blicken, sondern auch handeln. Ist es nicht die Aufgabe eines Vaters, seinem Sohn den richtigen Weg zu weisen?", fragte sein dunkelhaariger Berater zurück und fuhr ihm zärtlich über die Wange. „Es ist an der Zeit, ihnen die Augen zu öffnen, und sich selbst zu offenbaren."
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Leise raschelte seine Robe über den Boden, als er sich seinem jüngeren Sohn näherte. Einsame, graue Augen blickten in die seinen und er glaubte den Schmerz seines Sohnes als seinen Eigenen fühlen zu können.
„Morgen erreichen wir die Tore der herrschaftlichen Stadt. Morgen wird eure Schwester ihrem Schicksal folgen. Morgen wird auch euer Schicksal entschieden. Ich sehe, wie deine Seele nach ihrer zweiten Hälfte schreit, wie sie sich quält, endlich nicht nur halb leuchten zu können, sondern in einem Ganzen erstrahlen will. Doch dein Bruder hat Angst, Angst vor dem, was passiert, wenn er Gefühle zulässt, wenn er das zulässt, was als Sünde gilt. Du hast verstanden nicht war, mein Sohn?", fragte er und ließ zu, wie sich der Jüngere in seine Umarmung flüchtete, heiße Tränen an seiner Schulter vergoss. „Doch was bedeutet Sünde, wenn es um das Herz und die Seele geht? Mein Innerstes wünscht sich nichts sehnlicher, als euer Feuer endlich entzündet zu sehen."
„Du akzeptierst?" Furchtsame Augen spiegelten Hoffnung und noch so vieles mehr wieder.
„Natürlich, ich bin euer Vater."
„Den wir selbst fast in die Schatten trieben…"
„Ja, aber es gab zwei, die mir hinaus halfen, die mir den Weg ins Leben wiesen."
Überrascht zog sein Sohn sich etwas zurück, musterte ihn eindringlich und lächelte dann, strahlte über das ganze Gesicht und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Wange.
„Danke, ich danke dir so sehr. Alles werde ich daran setzen, morgen Abend, nachdem unsere Schwester vermählt wurde, seine Flamme neu zu entfachen."
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Sarah0683: danke für dein Review, ich hoffe diesmal war es klarer ;)
