Teil 6: Geständnisse und Entscheidungen

Graue Augen blickten auf die Hohe Stadt und Elrohir lächelte. Bald würde sich alles finden, ob zum Guten oder Schlechten, bald würde alles ein Ende haben. Sein Bruder neben ihm erstarrte und senkte den Blick, als der König ihnen entgegen schritt.

Die Begrüßung erfolgte höflich, und doch waren die Augen Elessars erfüllt von einem geheimen Glitzern, als er seinen Blick auf diejenige legte, deren Hand nun in die seine geschoben wurde. Ein dankbares Lächeln erreichte Elrond und dieser schritt hinter dem König und seiner baldigen Gemahlin in die weiße Stadt, dicht gefolgt von den Zwillingen, den Ersten Bruchtals und vielen weiteren des schönen Volkes.

„Sie ist glücklich", sprach der jüngere Zwilling und sein Blick ruhte auf seiner Schwester, die vor Freude und Entzücken zu strahlen schien, dadurch ihre einzigartige Schönheit nur noch mehr hervorhob.

„Ja, sie liebt ja auch", antwortete sein Bruder kalt und betrachtete mit Befriedigung, wie sein jüngerer Zwilling ob der groben Worte zusammenzuckte.

„Nicht, lass uns dies woanders klären", bat Elrohir, ergriff den Arm seines Bruders und führte ihn fort, hinaus in die Gärten.

Drei Paar elbischer Augen folgten ihnen.

„Wird er es schaffen?", fragte Erestor.

„Wenn nicht er, wer sonst?", antwortete sein blonder Geliebter sanft und drückte kurz die Schulter seines Herrn, der, erfüllt von Anspannung, seinen Söhnen hinterher sah. Elegant wandte dieser sich seinen beiden Ersten zu.

„Er wird es schaffen, wir müssen daran glauben, sonst war so Vieles umsonst."

„Unser Angebot steht wie immer, so lange wir hier in Mittelerde verweilen", bot nun der Dunkelhaarige an und ihr Herr lächelte zustimmend. Diese Nacht wollte er nicht mit seinen Ängsten allein sein, brauchte die Kraft, die die Seelen seiner engsten Freunde verband.

Kühler Abendwind fuhr durch ihr ebenholzfarbenes Haar, spielte mit den seidenen Strähnen. Kräftige Hände drückten sein Ebenbild auf den Rand eines versteckten Brunnens.

„Meinst du, ich möchte dies, meinst du, ich kann es ertragen?" Die Stimme des Jüngeren hatte einen verzweifelten Klang und seine Augen blickten tief in die toten seines Bruders.

„Was soll ich deiner Meinung nach ändern? Du bist derjenige, der sich verändert hat, als musst auch du der sein, der lernt mit der Situation zu leben", erklang die eisige Antwort und Tränen sammelten sich in den Augen des Jüngeren.

„Elladan, ich weiß, was passiert ist, ich weiß, warum ich mich veränderte, und du kannst das auch. Bitte verweigere dich nicht länger gegen das Licht, komm zu mir zurück", flehte er und spürte noch im selben Moment, das keines seiner Worte den Panzer durchdrang, der um die Gefühle seines Bruders lag.

„Mein Bruder, mein Zwilling, ich kann es nicht. Du weißt auch wieso, ich bin innerlich tot."

„Nein, du hast nur Angst, so wie Vater sagte", antwortete der Jüngere wieder und zitterte ob der inneren Anspannung, die ihn beschlichen hatte. „Aber er weiß es, er weiß, was wir sein könnten, und er wird uns in Allem unterstützen, lass mich in dich! Die letzen Worte hatte er nur noch geflüstert, gewusst, dass es zu spät für Worte war. So handelte er einfach, zog das Gesicht seines Bruders zu seinem und küsste ihn, zeigte ihm, wie sein Herz für ihn empfand, zeigte ihm die Sünde, die seine Seele heller strahlen ließ, als alles zuvor.

Graue, kalte Augen weiteten sich vor Schreck, Erkenntnis und vor dem, was sein Herz sagte. Schon wollte Elladan seinen Bruder hinfort schlagen, als seine Seele aufbegehrte, nach ihrer zweiten Hälfte schrie, im Bauch ihrer Mutter geteilt, fanden sie nun eine Möglichkeit endlich Eins zu werden, und er begriff, verstand die Worte seines Bruder, verstand sein eigenes Herz. Kalte Spiegel zerbrachen, wurden ersetzt durch ein Feuer, das erst langsam, doch dann mit Macht erneut entbrannte, über ihre Seelen schwappte und sie aneinander band, in den Armen des Anderen.

Körper und Seelen wurden Eines.

Blassgolden schickte die Sonne ihre Strahlen über den Horizont, und nur wenige Wesen waren bereits erwacht. Zu lange hatten die meisten gefeiert. Doch drei Elben standen an einem Fenster, beobachteten den Aufgang des Taggestirns und warteten.

„Sie werden bald hier sein, hab Vertrauen in die Valar. Viel haben sie dich schon leiden lassen, doch diesmal werden sie ihre Hand beschützend über dich halten", flüsterte der Blonde in das Ohr seines Herrn, während er ihn fest in den Armen hielt, ihn voller Freundschaft und Liebe küsste.

„Sie werden bald hier sein", erklang kurz daraus die Stimme des dunkelhaarigen Beraters und sein Blick wanderte von dem Elb, der seine Hände umfangen hielt zur Tür, die sich langsam öffnete.

„So seid ihr nun hier und habt euch entschieden?" fragte er kühl und drückte die Hände seines Herrn, die leicht in seinem Griff zitterten. Ein wenig amüsierte ihn die Überraschung, die im Blick des Älteren lag, als er die beiden Berater seines Vaters so nah bei eben jenem sah, und auch so vertraut mit ihm.

Langsam wandte der Herr Imladris' die Augen vom Fenster weg und blickte in die Tiefen die ihm aus zwei identischen Augenpaaren entgegen schimmerten. Freudentränen liefen über seine Wangen, als er die Seele erkannte, die aus zwei Hälften geschmiedet worden war, und auch wenn sie immer wieder zueinander finden würde, immer wieder neu den Bund bekräftigen musste, so lächelte er doch, als er seine Söhne in die Arme schloss.

„Durch Leid, Tod und ein vermeintliches Tabu Sünde gingen wir. Doch nun verstehen wir, dass das, was wir sind, einzigartig ist", sprach der Ältere und sah seinen Vater etwas ängstlich an.

„Was ist Sünde, wenn es um das Herz und die Seele geht", antwortete sein Vater schlicht und küsste jeden seiner Söhne auf das Haupt, als sie sich vor ihm verneigten. „Ich sehe in Euren Augen, dass ihr ein Schicksal gewählt habt und eure Entscheidung gefallen ist"

„Ja, wir werden euch allen folgen, wenn Arwens Körper zur Ruhe gebettet worden ist, solange ist unsere Zeit hier noch nicht abgelaufen", antworteten sie und fünf Elben beobachteten den Beginn eines neuen Tages, voller Harmonie und Leben.

ENDE!

Galu:

Für dich, extra das letzte Kapitel on gestellt ;), ich hoffe es hat dir gefallen ;)

An alle anderen Leser:

Da die FF jetzt zu ende ist, würde ich mich freuen, wenigstens jetzt etwas von euch zu hören, vielleicht einen allgemeinen Eindruck oder so ;) seid doch so lieb… Ich offe auf jedenfall, dass sie Euch gefallen hat ;)