Vielen Dank für die vielen, tollen Reviews! Ihr gebt mir Hoffnung und Kraft in meinem manchmal etwas düsterem Alltag! Danke! =)
Herzliches Dankeschön auch an Lilith11 für das große Lob, und dass ich jetzt schon das tolle Gefühl erleben darf, bei jemanden auf der Liste der „Favorite Authors" stehen zu dürfen. Wow! Das ist doch wirklich was Feines!! *hugs *
Nun viel Spaß mit dem 3. Kapitel!)
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III. SicherheitEs klopfte an der Türe.
"Komm herein!" bat die freundliche Stimme Albus Dumbledores von seinem Platz her.
Die schwere Eichentüre öffnete sich und eine kleine Gestalt erschien im Rahmen, den Blick vorsichtig in das Büro des Schulleiters hinein werfend.
"Ah, Severus, komm nur herein. Setz Dich doch bitte!"
Der alte Zauberer zeigte auf den Stuhl vor den Schreibtisch und gönnte sich ein warmes Lächeln, als der dunkelhaarige Schüler sich zögernd darauf niederließ. Wieder strichen diese jungen, dunklen Augen mißtrauisch über die Regale an den Wänden und hielten bei Professor McGonagall inne, die an der Seite stand und ihn mit scharfen Blick musterte.
Sofort zuckte der Junge unter diesen blitzenden Augen zusammen und eine schwarze Haarsträhne fiel ihm ins Gesicht.
"Nun, mein Junge. Wie geht es Dir?", fragte der Direktor ihn mit wirklichem Interesse.
Severus schluckte und hielt immer noch den Kopf etwas geneigt, um beide Lehrer nicht direkt anzuschauen.
"Es geht mir gut. - Danke, daß ich hier bleiben darf...", kam seine sanfte Stimme erst zögerlich hervor.
Dumbledore lächelte ihn an. "Wie ich bereits sagte, müssen wir erst noch auf die Eule warten, die ich an deinen Onkel geschickt habe. Bis dahin darfst du natürlich auf Hogwarts bleiben."
Leichte Furcht machte sich auf den Zügen des Slytherin-Schülers breit. Sein Augen flitzten von Dumbledore zu seiner Lehrerin hinüber und wieder zurück, so als ob er etwas Schlimmes erwarten würde.
"Aber.... aber ich sagte Ihnen doch bereits, daß mein Onkel --"
"Severus", unterbrach ihn der bärtige Mann sanft. "Wir können Dich nicht die Sommerferien über auf Hogwarts lassen. Das geht leider nicht. Doch ich denke, daß deine Familie in Rumänien --"
Diesmal war es der 13-Jährige, der ihn hinderte, weiter zu reden.
Er sprang wie wild von seinem Stuhl auf und seine dunklen Augen waren entsetzt geweitet.
"Nein! - Nein, das ist nicht gut. Mein Onkel möchte mich sicherlich nicht bei ihm haben. Er .... er..."
Severus fing plötzlich an zu stottern und die Panik war klar aus ihm heraus zu lesen.
Nun rührte sich endlich McGonagall und als sie sprach, war ihre Stimme bestimmend: "Du kannst nicht auf Hogwarts bleiben, Severus! Und da ansonsten keiner mehr aus deiner Familie hier in England lebt, bleibt uns keine andere Wahl. Es ist doch nur für die zwei Monate in den Sommerferien, dann kommst du doch wieder hier her.", fügte sie noch etwas besänftigend hinzu.
Dennoch blieb das leichte Zittern auf seinen dünnen Lippen.
"Mein Junge", meldete sich nun wieder Dumbledore zu Wort. "Die Zeiten sind nicht gerade die Sichersten und da sollte man besser bei seiner Familie sein. Ich weiß, daß es derzeit nicht einfach für Dich ist, nun nachdem dein Vater gestorben ist. Aber du kannst nicht auf Hogwarts bleiben. Wir können nicht die ganze Zeit auf Dich aufpassen und --"
Wieder stürzte der Junge vor. Aufgeregt sprach er: "Aber sie müssen doch nicht auf mich aufpassen. Ich kann schon alleine für mich sorgen. Ich werde Ihnen auch keine Probleme bereiten. Ich werde mich ganz still verhalten. Ich könnte schon für das nächste Schuljahr lernen und in der Bibliothek ist alles, was ich brauche. Bitte, lassen Sie mich hier bleiben. Bitte!"
Sein flehender Ausdruck machte die ganze Situation nicht gerade leichter für die beiden Zauberer. Sie wußten, es war unmöglich. Natürlich durften die Schüler in den Weihnachts- und den Osterferien auf der Schule bleiben, aber die Sommerferien über war kaum Personal da und die Verantwortung über ein Kind in diesen krisenreichen Zeiten zu übernehmen war eine schwere Bürde. Besonders dann, wenn man nicht wußte, wo die Gefahren lauerten, die von dieser neuen dunklen Ordnung ausgingen.
Minerva McGonagall und Albus Dumbledore sahen sich an. Es half alles nichts. Es ging nicht.
Diesmal trat die Lehrerin für Verwandlung auf ihn zu. Ihre Stimme eine Spur zu streng für Albus Geschmack, aber er wußte, sie tat es nur für seine Sicherheit.
"Severus Snape, nun ist es genug! Wir werden die Eule von deinem Onkel abwarten und dich dann zu ihm schicken. Er wird dich sicherlich gerne aufnehmen. Bis dahin wirst Du weiterhin mit uns speisen und dich nur in deinem Zimmer und in der Bibliothek aufhalten. Keine Spaziergänge draußen vor den Toren und keine weiteren Experimente unten in den Verliesen des Zaubertrankunterrichtes!" Sie sah seinen erstaunten, ja fast ertappten Gesichtsausdruck, doch sie redete weiter, ihn mit einer knappen Bewegung zum weiteren Schweigen veranlassend. "Ja, ich weiß von deinem unbefugten Eindringen in das Klassenzimmer und den gefährlichen Versuchen. Wie kannst Du auch nur denken, daß wir dies nicht bemerkt haben, mh?"
Ihre Augen funkelten ihn durch die Brillengläser an. Nun schloß er den Mund und ein verkniffener Zug legte sich über den Jungen, als er zu Boden sah. Neben Unsicherheit und Verzweiflung mischte sich nun auch Wut dazu.
Doch McGonagall sprach weiter in dem herrischen Ton:
"Es ist eine Frechheit, unser Vertrauen so auszunutzen. Ich habe Dich für einen reifen und verantwortungsbewußten jungen Mann gehalten und nun stellt sich heraus, daß Du in die Klassenräume eingebrochen bist und ohne Erlaubnis die Kessel benutzt hast. Dies hätte äußerst tödliche Folgen haben können! Und nach diesem ungebührlichen Verhalten sollen wir Dich auch noch auf Hogwarts behalten?"
Sie starrte ihn erwartungsvoll an.
Severus Snape blickte weiterhin zu Boden, stur und immer noch mit einem unbestimmbaren harten Ausdruck auf seinen Zügen.
Er sagte keinen Ton.
Die Lehrerin schaute kurz zum Schulleiter hinüber, als würde sie ihn bitten, auch mal etwas zu dem ganzen Vorfall zu sagen.
Albus Dumbledore spielte mit einer weißen Locke seines Bartes und ergriff nun schnell das Wort, bevor seine Kollegin noch wütender wurde.
"Professor McGonagall hat Recht, mein Junge. Du hättest ernsthaft da unten verletzt werden können, bei diesen unbedachten und verbotenen Experimenten." Seine Stimme war weich und besorgt. Jedoch war auch eine Spur Amüsement heraus zu hören, so daß seine Lehrerin tief die Luft einsog. Vermutlich hatte sie etwas anderes als Unterstützung erwartet.
"Ich denke mir, daß Du nun nicht mehr nach unten gehen wirst, solange du noch hier bist, oder?"
Ein paar Sekunden verstrichen, dann schaute der dunkelhaarige Schüler misstrauisch, aber doch schon leicht überrascht auf und sah in die hellblauen Augen des Zauberers.
"Bin ich nicht.... ich meine, darf ich.... werde ich nicht von der Schule verwiesen?" fragte er vorsichtig zögernd nach.
Auf dem weisen Gesicht Albus Dumbledore erschien ein Lächeln. Dies war schon fast Antwort genug, doch er sagte noch etwas, wobei Professor McGonagall große Augen bekam und ärgerlicher denn je aussah.
"Wenn Du nächstes Schuljahr wieder kommst, dann wirst du Professor Travonus als Assistent bei seinen kleinen Zaubertrank-Projekten helfen. Und ich möchte nicht noch einmal hören, daß du dich unerlaubterweise in den Klassenräumen aufhälst. In Ordnung?"
Der erste Unglauben über das Angebot verschwand schnell und ein feines Strahlen zog sich über seine blassen Züge. Die dunklen, tiefen Augen leuchteten plötzlich voller Hingabe auf. Auf einmal wurde er wieder ein paar Zentimeter größer. Dennoch brachte er kein Wort über die Lippen. Er nickte dafür hastig.
"Schön. Nun...." Der Schulleiter sah zu seiner Kollegin hinüber, die immer noch steif da stand, die Lippen verkniffen aufeinander gepreßt und sichtlich empört über den Ausgang dieses Gesprächs. "... Minerva, ich denke, damit wäre wohl alles geregelt."
Bei der Nennung ihres Namens schien sie sich nun endlich zu regen und mit einem Wink zu Severus bedeutete sie ihm, daß er nun gehen konnte.
Dies ließ sich der Schüler nicht zweimal sagen und eilte mit schnellen Schritten zur Türe.
Bevor er jedoch den Griff berührt hatte, hörte er noch einmal die sanfte Stimme von Albus Dumbledore.
"Ach ja, da wäre noch etwas."
Severus drehte sich um, verwundert, was jetzt wohl noch kommen würde.
"Ich habe da ein kleines Problem. Vielleicht kannst Du mir dabei helfen?"
Die weisen Augen über der halbmondförmigen Brille wiesen auf eine Türe an der rechten Seite hinter dem Schreibtisch. "Ich kriege diese Türe da einfach nicht mehr auf. Frag mich nicht, welche Flüche ich verwendet habe, ich glaube, ich werde doch einfach zu alt und mein Gedächtnis läßt mich in Stich. Könntest Du vielleicht so freundlich sein, Severus, und mir diese Türe öffnen?"
Für eine kurze Sekunde überlegte der schwarzhaarige Junge, dann kam er wieder näher und zog seinen Zauberstab aus dem schwarzen Umhang. Beide Lehrer beobachteten, wie das blasse Gesicht angespannt, die dunklen Augen schmaler wurden und seine Lippen sich stumm bewegten. Dann ein Wirbeln des Zauberstabes und schließlich sprang nach einem Moment die Türe quietschend auf.
Ein triumphierendes, breites Lächeln erschien. Selbstsicher, sogar etwas arrogant hob er den Kopf und schaute in Richtung Dumbledore.
"Danke schön, mein Junge!" beglückwünschte dieser ihm mit einem Nicken.
Dann ging Severus Snape mit weiten Schritten aus dem Büro des Direktors.
Minerva McGonagall und Albus Dumbledore sahen sich wieder an und brauchten nicht auszusprechen, daß sie beide jeder auf ihre Art erstaunt über das erschreckend mächtige Potential des jungen Slytherin-Schülers waren....
* ~ *~ * ~ *
Es klopfte an der Türe.
Minerva McGonagall blinzelte verschlafen und war sich nicht ganz sicher, ob das Geräusch wieder zu ihrem Traum gehörte oder nicht. Es war immer noch dunkel in ihrem Schlafraum. Kein Morgengrauen war durch das Fenster auszumachen.
Es muß mitten in der Nacht sein, dachte sie.
Dann hörte sie es wieder. Ein dumpfes Schlagen an der anderen Türe, die vom Korridor aus zu ihrer Kammer ging. Nun war sie sicher, daß es kein Traum war.
Empört über die nächtliche Ruhestörung erhob sie sich müde aus dem Bett. Die Brille auf die Nase gesetzt, dann den warmen Morgenrock schnell übergezogen, hatte sie schon den Griff in der Hand, als sie genau wußte, daß eine andere Person im nächsten Raum war.
Irgend jemand hatte es gewagt, die Schutzflüche zu brechen und unerlaubt in ihre privaten Räume einzutreten, und dabei auch noch zu dieser nächtlichen Stunde.
Mit wachsamer Miene rief sie ihren Zauberstab herbei und er legte sich sanft in die offene Hand.
Sie war bereit.
Mit einem Satz riß sie die Türe auf und erstarrte.
Severus Snape stand in ihrem Wohnraum.
Ungläubig ließ sie ihren Zauberstab sinken und sog tief die Luft ein.
Solch ein unmögliches Benehmen!
"Ich muß mit Ihnen sprechen.", kam seine knappe dringende Forderung.
Die alte Hexe gurtete sich den Morgenrock zu und schüttelte nur den Kopf.
"Severus, was um alles in der Welt machen Sie denn hier? Hat es denn nicht Zeit bis morgen...?"
"Nein.", sagte er scharf und schaute sie mit einem eindringlichen Blick an. "Es bleibt mir nicht mehr viel Zeit."
Minerva runzelte die Stirn, überrascht seine sonst so ruhige und kühle Art mit fast aufgeregter Hast ausgewechselt zu sehen.
"Wir müssen JETZT reden!" Sein bestimmter Ton ließ keine andere Antwort zu.
Von seiner gesamten Erscheinung her konnte sie unweigerlich erkennen, daß es sehr wichtig sein mußte und nicht nur einfach auf seinen sturen Willen zurückzuführen war.
Einen Moment wartete sie noch abschätzend, dann seufzte sie innerlich.
Sie nickte. "Nun gut. Um was geht es?"
Während sie ihn weiter beobachtete, schritt sie zu ihrem Schreibtisch und setzte sich auf den Stuhl dahinter.
Nun hatte er zwar das Wort, aber er schien plötzlich verstummt, so als ob er nicht wüßte, wie er anfangen sollte. Seine dunklen Augen jagten von einer Seite des Zimmers zur anderen. Die schwarzen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Hatte er am Tag zuvor noch ausgemergelt und müde ausgesehen, so wirkte er nun schon eher voll angespannter Energie. Fast schon gehetzt.
Sie wußte nicht, was ihm besser stand.
"Also, Severus..." fing sie an. Doch sie kam nicht weiter.
Er schritt nun auf sie zu und holte einige Gegenstände aus den weiten Ärmeln seiner Robe hervor.
Die ältere Lehrerin besah sie sich genauer und erkannte, daß es drei verschieden aussehende Flakons waren. Die Furchen auf ihrer Stirn wurden tiefer. Was hatte das zu bedeuten?
"Ich habe nicht viel Zeit, Ihnen alles zu erklären. Aber ich mußte Ihnen das hier bringen."
"Was ist das?", fragte sie. Sein Ton gefiel ihr ganz und gar nicht.
"Hören sie mir gut zu, Minerva. Sie werden das hier vielleicht brauchen!"
Er stand irgendwie unter einem enormen Druck. Da war fast ein leichtes Zittern aus seiner samtenen Stimme zu entnehmen.
"Wenn ich nicht mehr da bin, dann sollten sie wissen, wofür das alles ist."
McGonagalls Augenbrauen zogen sich zusammen. Was redete er da?
"Severus, was meinen Sie --" Doch er ließ sie nicht ausreden.
"Diese Tränke sind nur als absolute letzte Sicherheit gedacht, wenn es nicht mehr anders geht. Ein jeder ist für jemanden anderes bestimmt. Das ist sehr wichtig." Er schaute sie an, ob sie ihm auch folgte. Als er genau wußte, daß er ihre Aufmerksamkeit hatte, fuhr er fort: "Diese Flasche hier..." Er zeigte auf einen fast dreieckigen grünen Flakon mit einem braunen Korken. "....diese ist für Albus Dumbledore."
Die Hexe zuckte zusammen bei der Nennung des Schulleiters. In ihrem Gesicht standen nun mehrere Fragen, aber sie störte seinen Erklärungen nicht.
"Diese zweite...." Er stellte ihr eine kleine rote, bauchige Flasche direkt vor sie hin. "... ist für Sie bestimmt, Minerva."
Ihre Augen verweilten einen Moment länger darauf.
"Und die Dritte ist für jemand anderen." Seine schlanken Finger rückten die schwarz-grüne, gewundene Phiole zurecht.
McGonagall schaute sie eine nach der anderen an. Alle enthielten Flüssigkeiten, ein Trank, den anscheinend Snape gemischt hat. Sie konnte jetzt nicht genau sagen, ob sie alle den gleichen Zaubertrank beinhielten, da die Farben und Formen der Flakons jeweils anders waren und sie dachte nicht daran, eines der Fläschen auf zu machen und daran zu riechen. Was immer es auch war, es schien wichtig zu sein und einen bestimmten Zweck zu dienen. Und dieser Zweck war es, der Minerva aufschauen ließ.
"Was ist das, Severus? Wofür sind die?"
Sie nahm die rot-bäuchige Flasche in die Hand, die für sie bestimmt war, und blickte abschätzend darauf.
"Das kann ich Ihnen nicht sagen.", kam die knappe Antwort.
"Wie bitte?" Sie meinte sich wohl verhört zu haben. Scharf blinzelten ihre Augen in seine.
"Ich kann es Ihnen wirklich nicht sagen." Seine Stimme klang gepreßt. "Das einzige, was ich Ihnen dazu sagen darf, ist, daß Sie sie gut aufbewahren sollen, sicher irgendwo versteckt. Und daß sie sehr nützlich werden können."
Wieder blickte McGonagall zweifelnd auf die drei Flakons vor ihr. Dann nahm sie die dritte Flasche auf.
"Für wen ist diese hier? Das haben sie nicht gesagt, Severus."
Für einen Moment sagte er nichts, so daß sie ihn fragend anstarrte. Seine Haltung war angespannt.
"Sie werden schon wissen, wann sie diese Flasche zu geben haben. Und an wen."
Die Frau stellte den dritten Trank wieder hin und faltete ihre Hände auf dem Tisch.
"Würden Sie bitte die Güte haben und mir sagen, was das Ganze zu bedeuten hat?"
Snape starrte sie eine Zeitlang stumm an, so als wollte er ihr alles nur über seine Augen erklären.
"Minerva, fragen Sie nicht weiter. Sie wissen, für wen die Flakons sind und wann Sie sie einsetzen müssen, nämlich dann, wenn es nicht mehr anders geht. Es ist die letzte Sicherheit, die ich Ihnen geben kann."
Er schien noch etwas sagen zu wollen, aber kein Wort kam über seine nun dünn aufeinander gepreßten Lippen. Sein sonst so harter Ausdruck wirkte nun fast aufgebracht, merkwürdig verzerrt, aber immer noch distanziert.
Plötzlich rückte er von dem Tisch ab. "Ich muß jetzt gehen."
McGonagall erhob sich vom Stuhl, während er schon zwei Schritte gegangen war. Dann blieb er stehen. Sein Rücken unter der schwarzen Robe bebte leicht. Sie stutzte und wollte gerade um den Tisch herum kommen, um nach ihn zu sehen, als er sich auf einmal zusammen krümmte. Tief sog er die Luft ein. Sein rechter Arm fuhr nach vorne und hielt den Linken angewinkelt an sich gedrückt. Die Hände zu Fäusten geballt, erzitterte sein ganzer Körper. Minerva war jetzt bei ihm und erkannte, daß er unglaubliche Schmerzen erlitt.
Plötzlich versagten ihm die Beine und er stürzte zu Boden.
"Severus?!" schrie sie beinahe in Panik, nicht wissend, was sie tun sollte, was da gerade mit ihm passierte.
Snape stöhnte laut auf. Seine Zähne gebleckt, versuchte er die Hitze über sich ergehen zu lassen, die von seinem linken Unterarm aus ging.
Er kauerte nun zusammen gesunken mit den Knien auf dem Boden und hielt sich den Arm. Die Hexe wußte nun auf einmal, was passierte und erschrak im gleichen Moment darüber.
Das dunkle Mal!
Ihre Hände griffen nach seiner Schulter. Sie wollte ihm helfen, irgendwie, soweit sie konnte, wollte seinen Schmerz lindern, wollte ihm Halt geben. Nun verstand sie so einiges. Nun waren seine Reaktionen der letzten Tage verständlich. Der dunkle Lord rief ihn zu sich.
Bei ihrer Berührung zuckte Snape zusammen und stieß sie hart von sich. Seine rechte Hand abwehrend vom Körper gehalten, die Augen jedoch fest geschlossen, atmete er schwer.
Sie blieb auf dem Boden etwa einen Meter neben ihm sitzen und wußte nicht, was sie nun machen sollte. Half sie ihm überhaupt, wenn sie näher kam oder verschlimmerte sie seine Qualen noch?
Dann ging es ihr schlagartig durch den Sinn.
Er will apparieren. Er muß zu IHM apparieren!
Deshalb hatte er sie weg gestoßen.
Sogleich fuhr ihr ein weiterer Gedanke durch den Kopf.
Aber das ging doch nicht. Er kann doch gar nicht auf Hogwarts desapparieren! Es war unmöglich!
Sie beobachtete ihn fassungslos, nicht wissend, was sie tun konnte, was nun weiter passieren würde.
Snape kniete noch immer auf dem Boden in gekrümmter Haltung und hielt sich den linken, brennenden Arm. Er hatte gehofft, daß er es noch zu seinen Räumen schaffen würde, bevor dies hier geschah. Er mochte es gar nicht, daß McGonagall dies mit anschaute. Doch nun war er sowieso nicht mehr fähig einen klaren Gedanken zu fassen. Der Schmerz, der von dem dunklen Mal ausging, hatte sich in den letzten Stunden verstärkt gehabt, doch nun war er so schlimm wie noch nie zuvor. Selbst damals, bei der dritten Runde des Trimagischen Turniers, als das Zeichen rot glühte und dann schwarz wurde, war es nicht so stark gewesen wie jetzt.
Die Wellen der sengenden Hitze, so als würden mehrere glühende Messer in seine Haut getrieben, bebten von dem Zeichen, durch seinen Arm in den ganzen Körper.
ER rief ihn. ER wußte, daß er noch da war. ER wollte, daß er zu ihm kam. Jetzt. Sofort.
Etwa drei Wochen war es nun her, daß ER sie alle gerufen hatte, und er und Karkaroff nicht appariert waren. Igor war kurz nach dem Glühen verschwunden. Er hatte zuviel Angst gehabt und Snape wußte, daß der Bulgare sicherlich nicht mehr lange leben würde. Igor Karkaroff war ein Feigling gewesen und hatte sich seine Freiheit beim Ministerium mit einem Deal erkauft und Snape wußte, daß ER das sicherlich auch schon längst wußte. Vielleicht war Karkaroff jetzt, in diesem Moment schon tot.
Er schwitzte und biß sich auf die Zähne. Doch langsam spürte er, wie die Wellen abklangen und er zitterte am ganzen Körper. Immer noch den linken Arm haltend, versuchte er sich vorsichtig aufzurichten. Die ganze linke Hälfte schien irgendwie ein wenig betäubt zu sein.
Snape mußte sich eingestehen, daß er überrascht war. Solch eine heftige Reaktion hatte auch er nicht erwartet. Es war auf jeden Fall schlimmer und härter als beim Trimagischen Turnier.
Konnte es vielleicht sein, daß ER nicht nur die restlichen Death Eater zu sich bestellte, die vor drei Wochen nicht direkt appariert waren? War es vielleicht möglich, daß ER nur nach ihm rief? Konnte er das überhaupt...?
Die schwarzen Haare hingen nun noch strähniger herunter und er wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn. Vorsichtig stand er nun immer noch etwas wackelig auf den Beiden und er wußte, daß er so schnell wie möglich vor die Tore Hogwarts kommen mußte.
Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren.
Hatte er nun alles erledigt? War alles vorbereitet? Konnte er nun gehen?
Langsam drehte Snape sich um und sah in das bestürzte Gesicht von Minerva McGonagall. Ihr Ausdruck vermittelte ihm das richtige Gefühl, daß er nicht gut aussah. Er hätte schon fast voller Ironie darüber gelächelt, wenn er nicht diese Kopfschmerzen gehabt hätte.
Noch einmal wandte er sich an seine Kollegin.
"Minerva..." Er verstummte kurz. Was wollte er eigentlich noch sagen? Dann fand er die richtigen Worte.
"Suchen Sie einen neuen Lehrer für Zaubertränke." Ihr entsetzter Gesichtsausdruck sprach Bände. So etwas wollte sie nicht hören. Aber bevor sie noch etwas darauf sagen konnte, sprach er weiter. Seine Stimme klang leicht belegt, aber mit jeder Sekunde bekam sie die alte Kraft wieder. Seine Augen funkelten nun hart.
"Ich kann Ihnen nicht sagen, wann ich wieder kommen werde.... ob überhaupt."
Und hier sprach er die Wahrheit. Er wußte es nicht. Schließlich mußte er sich erst wieder in die Reihen der Death Eater einfinden und vor allem wieder in das Vertrauen des dunklen Lords kommen. Und das würde überhaupt die schwerste Aufgabe seines Lebens werden. ER würde wissen, daß er Gründe hatte, daß er nicht sofort appariert war. ER würde sicherlich wissen, daß er auf Hogwarts war, die ganzen letzten fünfzehn Jahre über. ER würde vielleicht sogar wissen, daß er IHN verraten hatte.
Snape wußte, daß es fast einem Selbstmord gleich kam, daß er zurück in die Dienste des dunklen Lord ging, um wieder als Spion für Albus Dumbledore zu arbeiten, so wie er es schon damals getan hatte.
Mit tiefer Bitternis wußte er auch, daß er sicherlich viel Schlimmes erleiden mußte, bevor er vielleicht qualvoll starb.
Snape war nicht gerade erpicht auf diese Erfahrungen, aber blieb ihm eine andere Wahl?
Dumbledore verließ sich auf ihn und schließlich mußte er irgendwie reagieren, wenn er nicht sein ganzes Leben lang auf Hogwarts im Exil leben wollte, immer in der Angst vom Dunklen Lord geschnappt zu werden, immer in der Sorge, daß die Leute vom Ministerium wieder kommen würden, um ihn nun doch zu verurteilen. Und immerzu unter den mißtrauischen Blicken von Eltern, Lehrern und seinen Schülern.
Auf Hogwarts hatte er wenigstens die letzten fünfzehn Jahre als Lehrer leben und arbeiten dürfen. Dies war seine zweite Chance gewesen, überhaupt noch etwas aus seinem erbärmlichen Leben zu machen. Dumbledore hatte ihm diese Chance gegeben. Und nun mußte er wieder gehen, Hogwarts verlassen. Dumbledore erwartete es von ihm, und er selbst wollte es sich auch beweisen. Trotz all den Erniedrigungen, die er über die Jahre hatte hin nehmen müssen, hatte Severus Snape immer noch einiges an Stolz und sein eigenes Märtyrertum erforderte nun diese grausamen Schritte. Er mußte zu IHM, zum Dunklen Lord zurück.
Snape wandte sich von Minervas blassem Gesicht ab und wollte aus dem Zimmer gehen. Er konnte diesen Blick nicht mehr sehen. Soviel Mitleid und Sorge um ihn hatte in ihren Augen gestanden, daß er sich unwohl fühlte. Ihm war regelrecht übel. Er wollte kein Mitleid, er brauchte kein Mitleid!
"Severus...", sie hielt ihm am Arm zurück. "Ich werde die Stelle für sie frei halten."
Ihre Stimme hatte einen sanften, aber bestimmten Ton angenommen. Sie schien den ersten Schock überwunden zu haben.
Snape drehte sich nochmal um und schnaubte verächtlich. "Suchen sie einen neuen Lehrer für Zaubertränke!" erwiderte er noch einmal, diesmal mit mehr Härte.
Er wollte sich wieder abwenden, doch ihre Augen hielten ihn kurz fest.
Es war sehr viel Gefühl in ihnen zu sehen und auf einmal berührten sie ihn sogar auf eine eigenartige Weise. Er stutzte für einen Moment über diese Zuneigung. Und dann war er noch mehr überrascht. Da war etwas in ihren Zügen, daß ihm mehr Kraft gab, als er sich eingestehen wollte.
"Ich halte die Stelle für Sie frei!", sagte sie noch einmal, bestimmend.
Snape blickte sie noch ein paar Sekunden an, dann nickte er knapp. Es war fast schon etwas Beruhigendes. Aber er konnte es sich nicht leisten, länger hier zu bleiben. Er mußte los. Die Zeit drängte.
Und als er sich wieder umdrehte, hörte er ihre Stimme das letzte Mal.
"Hogwarts wird immer einen Platz für Sie haben, Severus!"
Und dann war er aus dem Raum.
Dieser letzte Satz klang schon fast wie ein "Viel Glück!"-Wunsch, und doch hatte sie damit mehr ausgesagt, als er in den letzten Jahren hier selbst erfahren durfte. Als der Dunkle Lord und seine Anhänger gestürzt waren, hatte Hogwarts ihn aufgenommen, nachdem ihn keiner einstellen wollte. Albus Dumbledore hatte ihn schließlich wieder nach Hogwarts geholt, weil er genau wußte, daß Hogwarts ihm immer Schutz bieten würde. Die sicheren Mauern, in denen keiner einfach so apparieren konnte, die stete mächtige Präsenz von Albus Dumbledore selbst, und dann die Aufgabe, die er hier noch erfüllen konnte - etwas zu lehren. All diese Punkte erschufen für ihn in Hogwarts das Gefühl gebraucht zu werden und sich sicher zu fühlen.
Und noch etwas nahm er mit auf den unsicheren Weg durch die Eingangshalle nach draußen. Der Blick, den Minerva ihm gegeben hatte, hatte neben Sorge und tiefer Verbundenheit auch noch etwas anderes widergespiegelt, dass ihm Kraft gab, sich seinem ungewissen Schicksal zu stellen.
Das einfache Vertrauen in ihn gab ihm mehr Kraft als alles andere zuvor.
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